Werk 1
Kommentar
Werk 2
Werk 3
Werk 4
Werk 5
Kofler lehnt sich mit dem Titel an Kafkas Text »Ein Bericht für eine Akademie« an. Koflers Text erschien im Herbst 1978 – durch den Begriff Jury und die Widmung an Bachmann ist der Bezug zum Klagenfurter Ingeborg-Bachmann-Preis von Beginn an klar. 1977 fand der von Ernst Willner und Humbert Fink initiierte, im Fernsehen übertragene Bachmann-Preis (s. S. I/226) erstmals statt, damals noch unter dem Label der 1969 gegründeten Klagenfurter »Woche der Begegnung«. Die Jury des ersten »Wettlesens« 1977 bestand aus 12 Männern und einer Frau: Marcel Reich-Ranicki, Ernst Willner, Humbert Fink, Rolf Becker, Gertrud Fussenegger, Peter Härtling, Alfred Kolleritsch, Rudolf Walter Leonhardt, Kuno Raeber, Marcel Reich-Ranicki, Manès Sperber, Friedrich Torberg, Heinrich Vormweg, Hans Weigel (vgl. [red.] 2020).
Auf Koflers offenen Brief an Villachs Bürgermeister antwortet am 22. 4. 1977 der Magistratsdirektor: Man habe die Bombendrohung an die zuständige Sicherheitsbehörde weitergeleitet,weil derartige Schreiben nicht auf die leichte Schulter zu nehmen seien. Der weitere Umgang mit der Causa habe sich jeder Einflussnahme von Organen der Stadt entzogen. Man bedaure, daß Sie als loyaler Staatsbürger in wahrscheinlich routinemäßige Erhebungen einbezogen wurden. Ihr Ruf kann allerdings dadurch in keiner Weise berührt worden sein, da ja die Öffentlichkeit keinerlei Erkenntnis erhält. Magistratsdirektor Dr. Denzel, Villach, an Werner Kofler, Villach, 22. 4. 1977. Robert-Musil-Institut für Literaturforschung / Kärntner Literaturarchiv. Universität Klagenfurt. Bestand Kofler. Signatur 11/W7/B2.
Die Nationale Volksarmee (NVA) war der reguläre militärische Arm der 1949 gegründeten DDR, ihr gesetzlich legitimierter Aufbau begann nach dem Beitritt zum Warschauer Pakt 1956. Die NVA war Teil der staatlichen Politik und damit im marxistisch-leninistischen Politikverständnis wichtiges Instrument des Klassenkampfs (vgl. Metzler 2012, 27). Neben den Aufgaben, die der NVA als Teil der »sozialistischen Verteidigungskoalition« des Warschauer Pakts im Kampf gegen eine etwaige »imperialistische Aggression« (Naumann 1993, 91) erwuchsen, war die Bewachung der Demarkationslinie zwischen DDR und BRD ebenfalls ein Teil ihrer Tätigkeit. Nach der Errichtung der »Sperranlagen« an der innerdeutschen Grenze wurde die Grenzpolizei der NVA unterstellt (vgl. Wolf 2005, 79). Die Soldaten, die die Passkontrolle durchführten, waren der Uniform nach Mitglieder der Grenztruppen der NVA, waren aber eigenen (besser bezahlten) »Paßkontroll-Einheiten« – direkt dem Ministerium für Staatssicherheit unterstellt – zugeordnet (vgl.Schultke 2008, 84).
Am 10. Oktober 1932 fand in Villach der »Gauparteitag« der NSDAP Kärnten statt (vgl. Valentin 2009, 61).
Am 6. Mai 1980 fand im Bremer Weserstadion ein »Feierliches Gelöbnis« von 1200 Bundeswehrrekruten statt, die erste Gelöbnisfeier (Angelobung) außerhalb einer Kaserne seit dem 25-jährigen Bestehen der Bundeswehr. Verschiedene linke Gruppen, auch Teile der SPD, protestierten gegen das öffentliche Massengelöbnis, es kam zu gewalttätigen Ausschreitungen, der »Spiegel« schrieb von einer »brutalen Straßenschlacht« ([red.] 1980b).
Der Ursprung der Bezeichnung »Reichskristallnacht« für die gewaltsamen Ausschreitungen gegen jüdische Einrichtung in der Nacht vom 8. auf den 9. 11. 1938 ist unklar, oft wird der »Berliner Volksmund« als »Urheber« genannt (vgl. Schmid 2001, 183). Diese Bezeichnung für die Novemberpogrome setzte sich noch im »Dritten Reich« durch, wurde aber von Historikerinnen und Historikern – in Österreich etwa früh von Erika Weinzierl (1973) – als verharmlosend abgelehnt.
Zum Auftakt der österreichischen EU-Ratspräsidentschaft fand am 1. Juli 1998 im Wiener Stephansdom eine Veranstaltung des Ökumenischen Rats der Kirchen Österreichs statt, die vom ORF live übertragen wurde (vgl. Hell 1999, 6).
1947 standen zwölf Aufseher der beiden Loiblpass-Lager vor einem britischen Militärgericht in Klagenfurt. »Die Anklage bezog sich auf Tötung von Häftlingen durch Erschießen, i.e. unter anderem absichtliches Hinausjagen über die Lagergrenze mit nachfolgender Erschießung durch Wachen […].« (Walzl 1985, 51)
Genau genommen lebten Kofler und Auguste Kronheim 1969 im Ortsgebiet von Kirchberg ob der Donau, im Ortsteil Point, direkt am Donauufer. Allerdings war Untermühl, auf der anderen Seite der Einmündung der Großen Mühl gelegen, das nächstgelegene Dorf.
1969 war der burgenländische Ort Donnerskirchen für Kronheim und Kofler eine kurze Zwischenstation auf der Übersiedlung nach Wien.
12. Februar: Damit meint man in Bezug auf die österreichische Geschichte meist den 12. Februar 1934, den Tag, an dem der Bürgerkrieg ausbrach. Kofler bezieht sich hier wahrscheinlich nicht auf dieses Ereignis, in Kärnten fanden keine »Februarkämpfe« statt.
Am 25. 5. 1976 fand die Gerichtsverhandlung gegen Friedrich Zawrel statt, der das Gutachten von Gross zugrunde gelegt wurde. Gross berief sich, ohne dass das vor Gericht beanstandet wurde, in seinem Gutachten offen auf ein jugendpsychiatrisches Gutachten aus dem Jahre 1944, das Gross’ Vorgesetzter während seiner Tätigkeit am »Spiegelgrund«, der 1946 zum Tode verurteilte Ernst Illing, verfasst hatte. Zawrel wurde (wegen eines Eigentumsdelikts) zu sechs Jahren Haft mit anschließender Einweisung auf zehn Jahre in eine Anstalt für gefährliche Rückfalltäter verurteilt (vgl. Lehmann/Schmidt 2001, 16). Koflers Angaben in diesem Absatz beziehen sich auf den Artikel Höllrigls (vgl. Höllrigl 1978).
1928 stellte die AEG (Allgemeine Elektrizitätsgesellschaft Berlin) ein Großprojekt vor, in dem die abfließenden Gletscherwässer der Hohen Tauern durch ein 1200 km langes Hangkanalsystem gefasst und in Großspeichern gefasst werden. 1938 wurde dieses Projekt zu sechs Speichern erweitert, wobei der größte im Dorfertal bei Kals in Osttirol vorgesehen war. Von den in einer weiteren Variante vorgesehenen sieben Großspeichern wurde von der verantwortlichen Gesellschaft, den Alpenelektrowerken (AEW), während der NS-Zeit nur die Anlage in Kaprun begonnen. (vgl. Arbter 1987) Ab den 1950er Jahren wurden verschiedene Varianten projektiert und bis zum Bewilligungsverfahren vorbereitet, zuletzt ein von weitverzweigten »Beileitungen« versorgter Wasserspeicher im Dorfertal mit Kraftwerk in Matrei (»Projekt 1986«, vgl. Baier 1989). Das Projekt ließ sich politisch nicht durchsetzen, 1989 erklärte Wirtschaftsminister Robert Graf (ÖVP) das »Aus«. Das Kraftwerksprojekt Dorfertal-Matrei war mit ein Grund, warum Tirol als letztes der drei beteiligten Bundesländer den Nationalpark Hohe Tauern verwirklichte.
1941 gab es in Salzburg zum 150. Todestag des Genius loci zahlreiche Aktivitäten: »Am Vorabend des 185. Geburtstages ertönte im Landestheater die »Zauberflöte« . Der Gauleiter, Reichsleiter [Martin] Bormann u.a. NS-Größen nahmen an dieser Festveranstaltung teil.« (Kerschbaumer 1988, 251)
TopographieOrtschaftPersonNationalsozialistInMedienMusikEreignis
Die Wiener Festwochen 1970 setzten wegen seines 200. Geburtstages einen Beethoven-Schwerpunkt: Neben der Neuinszenierung des »Fidelio« fand eine Beethoven-Ausstellung statt, ein Ballett nach Beethoven-Streichquartetten, das Ballett »Die Geschöpfe des Prometheus«, die Uraufführung des Films »Ludwig van« von Mauricio Kagel, daneben gab es Beethoven-Schwerpunkte bei allen Konzerten (vgl. [red.] 1970).
PersonMusikerInSchauspielerIn/RegisseurInMedienMusikFilm/Fernsehen/RadioEreignis
Grundsätzlich ist Abtreibung in Österreich immer noch strafbar (§ 96 StGB), ausgenommen davon sind Eingriffe in den ersten drei Schwangerschaftsmonaten. Diese sogenannte Fristenlösung trat im Rahmen einer Familien- und Strafrechtsreform mit 1. 1. 1975 in Kraft. Bis dahin galten die §§ 144–148 der 1945 wieder in Kraft gesetzten Strafgesetznovelle 1937, die für den Versuch einer Abtreibung eine »Kerker«strafe von sechs Monaten bis zu einem Jahr bemaß und für eine »zustande gebrachte« Abtreibung »schweren Kerker« zwischen einem und fünf Jahren vorsah (vgl. Ilic 2018, 27). Der Begriff »Zuchthaus« kommt in diesen Paragraphen nicht vor.
Am 27. Februar 1975 wurde der Politiker Peter Lorenz (1922–1987), CDU-Spitzenkandidat des gerade stattfindenden West-Berliner Wahlkampfs, bei einem fingierten Autounfall von der »Bewegung 2. Juni« entführt. In der kollektiven Erinnerung ist diese Geiselnahme von den Geschehnissen des »deutschen Herbsts« 1977 überdeckt. Die Entführung wurde in einem »breiteren Kreis von Sympathisanten« mit Wohlwollen wahrgenommen, darauf deuten mehrere Bekenntnisse und Drohungen gegen andere Politiker, die bei den Behörden eingingen, hin (vgl. Dahle 2007, 648). Ein Spezifikum dieser Entführung ist, dass Entführer und Behörden über die Medien Kontakt hielten. Am 5. März wurde Lorenz unversehrt freigelassen, man war – auch auf Betreiben des politischen Kontrahenten Lorenz’, Bürgermeister Klaus Schütz – auf die Bedingungen der Entführer eingegangen: fünf inhaftierte »Genossen« wurden in den Südjemen ausgeflogen. Es war der letzte (und in der Ära Helmut Schmidt der einzige) Anschlag in der BRD, bei dem die Forderungen der Terroristen erfüllt wurden.
Die Demonstrationen im Zuge des Besuchs von US-Vizepräsident George Bush am 25. Juni 1983 in Krefeld wurden unter der Bezeichnung »Krefelder Krawalle« bekannt. Die Teilnehmer der (teilweise gewalttätigen) Kundgebung demonstrierten gegen das Wettrüsten und den NATO-Doppelbeschluss (atomare Aufrüstung in Westeuropa und zugleich Forderung nach Verhandlungen über Atomwaffenbeschränkungen). s. Eintrag »die Nacht von Krefeld«
Am Stadttheater Aachen wurde »Zauberflöte« nachweislich in der Spielzeit 1940/41aufgeführt. (vgl. Rohrkamp 2016)
In der Nacht vom 11. auf den (12. März 1938) lösten noch vor dem Einmarsch deutscher Einheiten österreichische Nationalsozialisten das austrofaschistische Regime ab.
Kofler bezeichnet die Aufführung später im Stück auch als »Kriegswinterzauberflöte«. Im November 1939 stand Mozarts»Zauberflöte« auf dem Programm des »Kärntner Grenzlandtheaters«, eine Übernahme der Inszenierung aus der Spielzeit 1913/14. Im Oktober 1943 wurde das Stück unter der Regie des damaligen Intendanten Willy Meyer-Fürst neu inszeniert (vgl. Rudan 1960, 318 u. 328; s. Eintrag »Grenzlandtheaterzauberflöte«).
PersonMusikerInSchauspielerIn/RegisseurInMedienMusikEreignis
Eventuell Verweis auf die am 1. 8. 1975 in Helsinki unterschriebene Schlussakte der Konferenz über Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa. s. Eintrag »Helsinki-Körbe«
Die Wahl zum Berliner Abgeordnetenhaus fand am 2. März 1975 statt. Es waren wegen der Entführung Lorenz’ »Krisen-Wahlen« (Schmollinger 1975, 446).
Anspielung auf den »Linzer Appell«: Ein gesamtösterreichisches »Friedensplenum« verabschiedete am 19. 12. 1982 diese – am »Krefelder Appell« (1980) orientierte – Protestnote, die die Bundesregierung aufforderte, sich gegen die Stationierung von US-amerikanischen Mittelstreckenraketen in Europa (»NATO-Doppelbeschluss«) auszusprechen.
Während der Zeit des Austrofaschismus war die NSDAP in Österreich verboten (ab Juni 1933), nationalsozialistisch Gesinnte bzw. Organisierte wurden mit dem Kürzel »Illegaler« bezeichnet. Nach dem »Juliabkommen« 1936 mit Hitler-Deutschland blieb die NSDAP zwar weiterhin verboten, die Regierung Schuschnigg machte den Nationalsozialisten aber Konzessionen, es wurde für die gut organisierten »Illegalen« leichter, mit den Restriktionen zu umzugehen.
Adolf Hitler machte im Vorfeld der Volksabstimmung am 10. April 1938über den »Anschluss« ans Deutsche Reich eine Österreich-Tournee, am 2. April war er in Graz, am 4. April in Klagenfurt, tags darauf in Innsbruck, wohin ihn Sonderzug, der durch Villach kam, brachte. Am 6. April ist er in Salzburg(vgl. Bruppacher 2018, 31f.).
Die Tage der deutschsprachigen Literatur sind ein seit 1977 jährlich stattfindender Literaturwettbewerb in Klagenfurt, im Rahmen dessen der von der Stadt Klagenfurt gestiftete Ingeborg-Bachmann-Preis vergeben wird. s. Eintrag ›wetteifern wie die Dichter in den Klagenfurter Literaturwettkämpfen‹
Der Ausspruch »mein Waterloo« steht in der Regel für eine schwere (persönliche) Niederlage und bezieht sich auf die Schlacht bei Waterloo, die Niederlage Napoleon Bonapartes am 18. Juni 1815 gegen die englischen Truppen, die Napoleons Herrschaft der Hundert Tage beendete.
Werbespruch der Verbund-Gesellschaft, Österreichs größtem Stromerzeuger, aus der Mitte der 1980er Jahre. Nach dem Scheitern des Baus des Donaukraftwerks bei Hainburg1985 startete das Unternehmen eine Werbekampagne, die das ökologische Image von Flusskraftwerken heben sollte. Auf Plakaten wurden Vogelarten gezeigt, die an Stauseen heimisch geworden seien: Eisvogel, Graureiher, Reiherente.
»Kampfzeit« ist, bezogen auf Deutschland, eine nationalsozialistische Bezeichnung für die »Zeit des Aufstiegs der NSDAP von 1918 bis 1933« (Schmitz-Berning 2000, 347), in Österreich wurde der Begriff auf die Zeit der Illegalität von 1933 bis zum »Anschluss« 1938 angewendet.
Bei einem von der Walter-Buchebner-Gesellschaft sowie der Österreichischen Gesellschaft für Kulturpolitik veranstalteten Treffen zum Thema »Die Lage der Schriftsteller in Österreich« im November 1979 in Mürzzuschlag wurde ein Problemkatalog sowie eine Resolution erstellt. Von Teilnehmenden wurden die Beschlüsse ironisch als »Mürzzuschlager Manifest« bezeichnet, einen Titel, den Gerhard Ruiss und Hannes Vyoral, die damals gemeinsam die IG Autoren leiteten, für die Veröffentlichung der Tagungsmaterialien verwendeten (Ruiss/Vyoral 1980).
Uwe Johnson schreibt, Hitler verlässt am (5. April 1938) »das Parkhotel zuGrazund begibt sich zu seinem Sonderzug nach Klagenfurt. […] in allen durchfahrenden Bahnhöfen sind die Bahnsteigedicht bestellt mit jubelnden Menschen […]. Noch kurz vor 14 Uhr war der Bahnhof Klagenfurt erfüllt vom Jubel der Verehrer«(Johnson 1974, 37).
TopographieOrtschaftPersonAutorIn/JournalistInNationalsozialistInEreignis
Am 24. April 1932 spielte die damals als »Wunderteam« geltende österreichische Fußballnationalmannschaft im Stadion Hohe Warte in Wien gegen Ungarn und gewann 8:2. Die Spieler: Rudolf Hiden (1909–1973, Tormann), Roman Schramseis (1906–1988, Abwehr), Josef Blum (1898–1956, Abwehr), Georg Braun (1907–1963), Leopold Hofmann (1905–1976, »Centerhalf«), Walter Nausch (1907–1957, Mittelfeld), Karl Zischek (1910–1985, Sturm), Fritz Gschweidl (1901–1970, Sturm), Matthias Sindelar (1903–1939, Sturm), Anton Schall (1907–1947, Sturm, Abwehr), Adolf Vogl (1910–1993, Sturm)
1989 wurde Jörg Haider (1950–2008) zum Kärntner Landeshauptmann gewählt. Haider war kein Kärntner, er wuchs im oberösterreichischen Salzkammergut auf, studierte in Wien, mit 26 Jahren wurde er FPÖ-Parteisekretär in Kärnten.
Karl Springenschmid (1897–1981), österr. Schriftsteller, seit 1932 NSDAP-Mitglied, nach dem »Anschluss« Gauamtsleiter (Leiter des Salzburger Schulwesens und des NS-Lehrerbundes), als solcher Hauptverantwortlicher der Bücherverbrennung am Salzburger Residenzplatz (30.4.1938), ab 1941 Regierungsdirektor bzw. Leiter der Abteilung für Erziehung und Kulturpflege im Reichsgau Salzburg. 1945 bis 1951 entzog er sich der Verhaftung, lebte unter falschem Namen in Verstecken, ab 1953 konnte er wieder publizieren.
Am 23. März 1930 spielte die tschechische Fußballnationalmannschaft in Praggegen Österreich, das Spiel endete 2:2. Die von Kofler/Fian erwähnten Spieler mit ihrem vollen Namen und Position: František Plánička (1904–1996, Tormann), Ladislav Ženíšek (1904–1985, Abwehr), Karel Steiner (1895–1934, Abwehr), Antonín Vodička (1907–1975, Mittelfeld), Karel Pešek (1895–1970, Mittelfeld), Frantisek Tyrpekl (1905–1985, Mittelfeld), František Junek (1907–1970, Sturm), František Svoboda (1905–1948, Sturm), Karel Bejbl (1906–1962, Sturm), Antonín Puč (1907–1988, Sturm), Josef Silný (1902–1981, Sturm) (Quelle: www.weltfußball.at/teams/cssr-team/10, 25.9.2019)
Platz im Zentrum Pekings (chin. Tian’anmen). Am 3. und 4. Juni 1989 schlug das chinesische Militär einen Volksaufstand nieder, der hier sein Zentrum hatte.
Feldherrnhalle: 1844 fertiggestellte klassizistische Loggia am Münchner Odeonsplatz; während des »Hitler-Ludendorff-Putschs« am 8. und 9. November 1923marschierte ein von Hitlerund Ludendorffangeführter bewaffneter Trupp vom Bürgerbräukeller zur Feldherrnhalle, die Polizei hatte den Odeonsplatz abgeriegelt, es kam zu einer kurzen Schießerei, bei der dreizehn Putschisten starben. Die insgesamt 16 getöteten Putschisten wurden nach 1933 zu Märtyrern stilisiert, 1939 erklärte Hitler den 9. November als »Gedenktag für die Bewegung« zum staatlichen Feiertag.
Den 1986 erstmals geschaffenen Dichtergarten auf dem Gelände des österreichischen Rundfunks in Graz, in dem auf Anregung André Hellers Kurzepigramme in Blumen gesetzt wurden, Heller bezeichnete ihn »als eine Art Seelenlazarett« ([red.] 1986).
1989 kam es zu einem parlamentarischen Untersuchungsausschuss, nachdem bekannt geworden war, dass Österreich illegal Waffen in kriegsführende Staaten exportiert hatte (»Noricum-Skandal«) – die österreichische Waffenproduktion wurde daraufhin reduziert.
Feldherrnhalle: 1844 fertiggestellte klassizistische Loggia am Münchner Odeonsplatz; während des »Hitler-Ludendorff-Putschs« am 8. und 9. November 1923 kam zu einer kurzen Schießerei, bei der dreizehn Putschisten starben; s. Eintrag ›Feldherrnhalle, München, Putschversuch München‹
Die Annalen kennen keine offizielle Eröffnung des Parkhotels Villach durch den Thronfolger, 1913 ist die Übernachtung Erzherzogs Eugen überliefert (vgl. Anthofer/Lex 1999, 42). Kofler zitiert aus einem 1912 erschienenen Führer durch Villach und Umgebung: Das Parkhotel »dürfte sowohl in bezug auf moderne und gediegene Ausstattung als seine schöne Lage wohl von keinem Hotel der Monarchie übertroffen werden« (Kumpf 1912, 38).
Am 28. Februar stellten die Entführer in einem Brief an die deutsche Presseagentur ihre Forderungen: Freilassung von Gefangenen, die während einer Protestaktion gegen den Hungertod von Holger Meins (9. 11. 1974) inhaftiert wurden, Freilassung und Ausfliegen von sechs verurteilten Terroristen, Abdruck des Schreibens in den größten Tageszeitungen des Landes und »waffenruhe von seiten der polizei« (vgl. Dahlke 2007, 653). »die auswahl der häftlinge«, die laut Kofler »niemandem so recht klar« war, umfasste Verena Becker, Gabriele Kröcher-Tiedemann, Ina Siepmann und Rolf Heißler, allesamt Mitglieder der »Bewegung 2. Juni«, sowie die RAF-Mitglieder Horst Mahler und Rolf Pohle. Dass etwa Andreas Baader und Ulrike Meinhof nicht auf der Liste waren, verwunderte auch den Innenminister Walter Maihofer (vgl. Dahlke 2007, 654).
Kofler spielt auf die Niederlassung des deutschen Bekleidungsunternehmens Lebek in Wolfsberg an. Die Produktionsstätte in Wolfsberg wurde 1973 errichtet und bestand bis 1992.
Der Friedensvertrag von St. Germain 1919 sah eine Volksabstimmung in Südkärnten vor, in der über den Verbleib der überwiegend von slowenischsprachiger Bevölkerung bewohnten Gebiete bei Österreich oder den Zuschlag zum jugoslawischen SHS-Staat entschieden werden sollte. Die am 10. Oktober 1920 durchgeführte Abstimmung ergab eine deutliche Mehrheit für Österreich, es stimmten also auch ein Gutteil der Kärntner Slowenen dafür. Der 10. Oktober ist in Kärnten ein Feiertag, nicht generell arbeits-, aber schulfrei.
Bussole: Messinstrument mit Magnetnadel, das vor allem in der Geodäsie Verwendung findet (fand). Als im Februar 1908 in Wien ein leichtes Erdbeben zu bemerken war, druckt die »Neue Freie Presse« Leserbriefe mit persönlichen Erdbeben-Eindrücken ab, darunter denjenigen eines »Zivilingenieur J. Berdach«: »Ich las gerade Ihr hochgeschätztes Blatt, als ich ein Zittern in der Hand verspürte. Da mir diese Erscheinung von meinem langjährigen Aufenthalt in Bolivia, dem bekannten Erdbebenherd, nur zu vertraut war, eilte ich sogleich zu der Bussole, die ich seit jenen Tagen in meinem Hause habe.« (zit. n. Müller 1995, 15) Berdach schreibt pseudowissenschaftlich weiter (»Variabilität der Eindrucksdichtigkeit«), der Leserbrief gipfelt in der Feststellung, dass das Erdbeben sehr unterschiedlich wahrgenommen worden sei in seinem privaten Umfeld, seine Frau habe »drei Stöße« verspürt. Die »Neue Freie Presse« wandelte Letztere allerdings aus Schicklichkeitsgründen in »Erschütterungen« um. Diesen redaktionellen Eingriff kennt die Nachwelt, weil sich am 28. 2. 1908 Karl Kraus in der »Fackel«zur Urheberschaft des Leserbriefs bekannte und sämtliche Details dieses Grubenhunds genüsslich ausbreitete (vgl. Kraus 1908).
TopographieOrtschaftPersonAutorIn/JournalistInMedienZeitung/ZeitschriftEreignis
Es gab keine eigentliche Gründung der Roten Armee Fraktion – als ihre erste Aktion gilt die Befreiung des inhaftierten Andreas Baaders auf einem bewachten Freigang im Mai 1970. Im Monat darauf veröffentlichte die Gruppe eine erste programmatische Erklärung, in der sie abschließend fordert: »Die Rote Armee aufbauen!« (Hoffmann 1997, 26); im Nachlass Koflers finden sich Ausgaben der Westberliner linksanarchistischen Zeitschrift »Agit 883«, die die Erklärung druckte, allerdings nicht die betreffende Nr. 62. 1971 taucht in »Das Konzept Stadtguerilla« – Kofler verweist in »Am Schreibtisch« auf diese »Untergrundschrift« in seinem Besitz (s. Eintrag ›Das Konzept Stadtguerilla‹) – erstmals die Bezeichnung »Rote Armee Fraktion« auf. Insgesamt spricht man von drei »Generationen« der RAF, 1998 wurde die Selbstauflösung der Gruppe erklärt.
Der jugoslawische SHS-Staat beanspruchte unmittelbar nach dem Ende des Ersten Weltkriegs jene Teile Südkärntens für sich, die überwiegend von slowenischsprachiger Bevölkerung bewohnt wurden. Im November 1918 drangen Truppen nach Kärnten ein, es entwickelte sich der sogenannte Kärntner Abwehrkampf, der im Jänner 1919 in einem Waffenstillstand (den der SHS-Staat im Mai 1919 kurzfristig ohne Erfolg durchbrach) endete. Über die Gebiete entschied schließlich die Volksabstimmung.
In West-Berlin bestand seit 1969 eine terroristische Gruppierung, welche – wie die RAF – die staatliche Ordnung in der Bundesrepublik erschüttern und die Bevölkerung für eine ›Revolution‹ mobilisieren wollte (Pflieger 2011, 57) Die »Bewegung 2. Juni« benannte sich nach dem Tag der Tötung Benno Ohnesorgs 1967 durch einen Polizisten. Die Bewegung stand in der Rezeption von Anfang an »im Schatten« der RAF. Koflers angesprochene »rivalität zwischen RAF und 2. JUNI« betraf mehrere Aspekte: Den rigiden, militärisch-hierarchischen Organisationsstrukturen der RAF setzten die Angehörigen der Westberliner Terrorgruppe Spontaneität entgegen; die RAF kritisierte die hedonistische Grundhaltung der Berliner; die »Bewegung 2. Juni« war viel stärker an einem Rückhalt in systemkritischen Kreisen interessiert (Wunschik 2006, 540). In den offiziellen Verlautbarungen überzog die Bewegung 2. Juni die prominentere RAF mit beißendem SpottWunschik 2006, 559).
In der Nacht vom 30. 6. auf 1. 7. 1934wurden jene SA-Mitglieder, die als feindlich eingestuft und verhaftet worden waren, von SS-Mitgliedern ermordet. Die Geschehnisse wurden auch »Niederschlagung des Röhm-Putsches«, die »Juni-Morde« genannt (vgl. u.a. Hermanns 2018, 256).
In den 1980er Jahren ist in Österreich die Diskussion über einen Beitritt zur Europäischen Gemeinschaft (EG) zum zentralen politischen Thema geworden. Am 29. Juni 1989 kam es zu einer Entschließung des Nationalrates, in der die Regierung aufgefordert wurde, die Mitgliedschaft Österreichs bei den Europäischen Gemeinschaften zu beantragen. Dieser Antrag wurde am (17. Juli 1989) dann offiziell gestellt.
Evtl. Anspielung auf die »Blutnacht von Wöhrden«: So wurde ein Konflikt zwischen Kommunisten und SA-Männern am 7. März 1929 nach einer verbotenen SA-Versammlung in Wöhrden, einem Dorf in Schleswig-Holstein, bezeichnet. Der Zusammenstoß forderte drei Tote. Durch seine propagandistische Aufbereitung, vor allem durch die NSDAP, erlangte er überregionale Bekanntheit.
Viktor Sedlacek (?–1937), ursprünglich Linzer Gastronom, realisierte 1906–1909 mit dem Baumeister Angelo Comini nach Plänen des Linzer Dombaumeisters Matthäus Schlager »ein Gebäude im Neo-Renaissance-Stil, welches mit seinen zehn Stockwerken zu den größten und modernsten Etablissements der österreichisch-ungarischen Monarchie zählte« (Grünberger 2015, 16).
Möglicherweise Anspielung auf den Ungarn-Aufstand 1956
Am 22. Juni 1941, dem Tag des Angriffs der Deutschen Wehrmacht auf die Sowjetunion, fand im Berliner Olympiastadion das Finale der Deutschen Fußballmeisterschaft statt, der »große Favorit« (Eichler 2017, 187) FC Schalke 04 unterlag Rapid Wien 3:4.
Am Freitag, 30. Juni 1978 wurde der Bergbau in Hüttenberg eingestellt. Die Schließung des geschichtsträchtigen, Ende des 19. Jahrhunderts größten Industriebetriebes Kärntens mit bis zu 4000 Beschäftigten war ein wirtschaftlich schwerer Schlag für die Region (vgl. Köstinger 2018). Ob und aus welchem Medium Kofler hier zitiert, konnte nicht eruiert werden – es handelt sich jedenfalls nicht um eine der drei Kärntner Tageszeitungen (»Kleine Zeitung«, »Kärntner Tageszeitung«,» VZ/Volkszeitung«), die am 1. Juli 1978 über die Schließung ausführlich berichteten.
Der deutsch-sowjetische Nichtangriffspakt wurde am 24. 8. 1939 vom deutschen Außenminister Ribbentrop in Moskau unter Anwesenheit Stalins unterzeichnet. Hitler hatte damit freie Hand beim geplanten Angriff auf Polen, weil die Sowjetunion im Pakt Neutralität zusagte und in einem geheimen Zusatzprotokoll das östliche Polen im Angriffsfall der UdSSR zugesprochen wurde.
TopographieOrtschaftPersonPolitikerInNationalsozialistInEreignis
In der »Kriegssonderstrafrechtsverordnung« 1938 wurden Strafnormen als Universalinstrumente zur Kriminalisierung von Kritik an der Aufrüstungs- und Expansionspolitik eingeführt. Sie dienten als Terrorinstrument, mit dem kritische Äußerungen mit dem Tod bedroht wurden. Zu den aufgeführten Tatbeständen gehörten Kriegsdienstverweigerung, defätistische Äußerungen und Selbstverstümmelung. (vgl. Dörner 1995, 107f.)
1987 wurde am Wurtenkees am Fuße des Schareck in der Gemeinde Flattach ein Sommerskigebiet errichtet, mit der Inbetriebnahme ging die Umbenennung in »Mölltaler Gletscher«einher. Das geschah nicht zuletzt aus Imagegründen, war doch die Bezeichnung Wurtenkees mit den starken Protesten vor allem des Österreichischen Alpenvereins gegen das Projekt, die mit einem starken medialen Echo einhergingen, verknüpft. 1985 etwa schrieb das Nachrichtenmagazin »profil«, bezugnehmend auf die erfolgreichen Proteste gegen ein Donaukraftwerk bei Hainburg im Jahr zuvor, von einem »Hainburg am Gletscher«. 1997 ermöglichte die Errichtung einer Stollenbahn den Ganzjahresbetrieb. (vgl. Lamprechter 2006)
St. Veiter Kulturtage: als »Tagung österreichischer Autoren und Komponisten« 1950 erstmals in St. Veit an der Glan durchgeführte Veranstaltung, die von Beginn an über Kärnten hinaus eine Plattform für junge und wenig arrivierte KünstlerInnen sein wollte. Die unregelmäßig stattfindenden Kulturtage (1950, 1952, 1954, 1957, 1960, 1964, 1968) versuchten, »ein Fenster zu öffnen, teilzunehmen an modernen Entwicklungen im Bereich der Musik und der Literatur« (Amann/Strutz 1998, 556). Der Schriftsteller Hermann Lienhard (1922–1999) war in den 1950er Jahren für das literarische Programm zuständig, 1960 und 1964 war dies der Kofler-Lehrer Harald Haselbach, mit dem die traditionelle, heimatverbundene Literatur Oberhand gewann. 1968 lasen wieder Vertreter der Avantgarde (u.a. Jandl, Mayröcker, Handke). Jonke und Kofler waren zu den St. Veiter Kulturtagen 1964 eingeladen, »Jonke als zweitjüngster, Kofler als jüngster Autor« (Amann/Strutz 1998, 565). Seit 2009 werden unter der Leitung von Klaus Amann die »St. Veiter Literaturtage« – im Sinne der »Kulturtage« – veranstaltet.
Bevor die Deutsche Wehrmacht am (12. 3. 1938) die österreichische Grenze überschritt, waren bereits deutsche Polizeikräfte in Wien per Flugzeug – mit Heinrich Himmler an Bord – angekommen. »Zu den ersten Aufgaben dieser Polizeieinheit gehörte die Verhaftung von prominenten NS-Gegnern, Mitgliedern und hohen Beamten der Regierung Schuschnigg und Angehörigen der illegalen ArbeiterInnenbewegung. […] Bis Monatsende wurde aus den bis dahin Verhafteten eine Liste von 150 Personen zusammengestellt« (Kuretsidis-Haider/Leo 2019, 11). Am 1. April wurden diese Personen, unter denen sich auch Künstler und Wirtschaftstreibende befanden, mit dem Zug in das Konzentrationslager Dachau überstellt. Kofler entnahm die Liste, der er in Wortlaut und Schreibweise exakt folgt, offensichtlich dem Ausstellungskatalog »Wien 1938« (vgl. Ganglmair 1988, 232f.), den er am Ende des Typoskripts unter den Quellen anführt (die Liste ist als PDF im Netz abrufbar: www.doew.at/cms/download/62o86/532_dachau_liste.pdf). Kofler gibt die Namen von zwanzig Inhaftierten an – eine Publikation 2019 liefert biographische Skizzen zu allen Personen des »Österreichertransports«. Die von Kofler ausgewählten seien hier mit der für ihre Inhaftierung im März 1938 maßgeblichen beruflichen Stellung erwähnt: Walter Adam (1886–1947), Generalsekretär der Vaterländischen Front, 1936–1938 Leiters des Bundespressedienstes; Richard Alexander (1902–?), Kommandant des »Sturmkorps«, einer paramilitärischen Organisation der Vaterländisches Front; Raoul Auernheimer (1876–1948), Schriftsteller; Josef Bick (1880–1952), Generaldirektor der Österreichischen Nationalbibliothek, Mitglied des »Kulturrats«; Stefan Billes (1909–2002), sozialdemokratischer Parteifunktionär; Wilhelm Blitz (1903–1987), Immobilienbesitzer, Kunstsammler; Friedrich Bock (1911–1993), stellvertretender »Bundeswerbeleiter« der Vaterländischen Front; Josef Langer (1900–1942), Adjutant des steirischen Landesgendarmeriekommandanten; Gabriel Lax (1892–1944), Schauspieler, Kabarettist, Impresario; Hugo Lehrer (1896–1990), Kriminalbeamter; Liebmann Lenk (1874–1939), keine Angaben; Fritz Löhner-Beda (1883–1942), Librettist; Josef Luda (1913–1955), kommunistischer Funktionär; Eduard Ludwig (1883–1967), bis 1936 Leiter des Bundespressedienstes; Joseph [sic] August Lux (1871–1947), Schriftsteller; Rudolf Manda (1882–1958), Generalinspektor der Wiener Sicherheitswache; Anton Marek (1889–1976), hoher Kriminalbeamter; Viktor Matejka [sic] (1901–1993), Obmann einer Volkshochschulfiliale, Bildungsreferent der Arbeiterkammer; Emil Maurer (1884–1967), sozialdemokratischer Parteifunktionär; Karl Ferdinand Mayer (1891–1946), Antiquitätenhändler (Kuretsidis-Haider/Leo 2019, passim).
TopographieOrtschaftPersonNationalsozialistInPolitikerInAutorIn/JournalistInSchauspielerIn/RegisseurInEreignis
Die Reichsmusikkammer war Teil der Reichskulturkammer, die im Zuge der Gleichschaltung als Zwangsorganisation aller in kulturellen Bereichen Tätigen 1933 geschaffen wurde. Die Mitgliedschaft war Voraussetzung für die Berufsausübung. (vgl. Schmitz-Berning 2000, 540f.)
Möglicherweise bezieht sich Kofler auf den versehentlichen Abschuss eines iranischen Verkehrsflugzeugs am 3. Juli 1988 durch eine Luftabwehrrakete eines US-amerikanischen Kriegsschiffes im Persischen Golf. Alle 290 Menschen an Bord kamen dabei ums Leben.
Der Ursprung der Bezeichnung »Reichskristallnacht« für die gewaltsamen Ausschreitungen gegen jüdische Einrichtung in der Nacht vom 8. auf den 9. 11. 1938 ist unklar, oft wird der »Berliner Volksmund« als »Urheber« genannt (vgl. Schmid 2001, 183). Diese Bezeichnung für die Novemberpogrome setzte sich noch im »Dritten Reich« durch, wurde aber von Historikerinnen und Historikern – in Österreich etwa früh von Erika Weinzierl (1973) – als verharmlosend abgelehnt.
Eine »Minderheitenfeststellung«, also eine möglichst genaue Erfassung des slowenischsprachigen Bevölkerungsanteils, war eine Forderung politisch rechter Kreise in Kärnten, die der slowenischen Minderheit ihre im österreichischen Staatsvertrag (1955) festgeschriebenen Rechte nicht zugestehen wollten.
Wyl: Im baden-württembergischen Whyl am Rhein wurde im Februar 1975 unmittelbar nach der Teilerrichtungsgenehmigung mit der Einrichtung der Baustelle für das geplante Kernkraftwerk begonnen. Die Baustelle wurde seit 18. 2. 1975 durchgehend besetzt – worauf sich Horst Mahler berief. Bethanien: 1847 fertiggestellte Krankenanstalt am Mariannenplatz in Berlin-Kreuzberg, »die besetzung eines aufgelassenen krankenhauses in kreuzberg« fand ab 1971 in einem Nebengebäude statt, 1973 wurde das Hauptgebäude in ein »Zentrum für Kultur und Soziales«, das »Künstlerhaus Bethanien«, umgewandelt.
Das Textilkaufhaus von Simon Friedländer am Klagenfurter Neuen Platz (heute Filiale der Textilkette »C & A«) kam bei den Novemberpogromen 1938 nicht zu Schaden, es war vorher bereits von Alois Krischke und Max Kogler, zwei Mitarbeitern Friedländers, »arisiert« worden. Friedländer wurde in das KZ Dachau deportiert, kam frei und konnte mit seiner Familie nach Palästina flüchten (vgl. Danglmaier/Koroschitz 2015, 224; Fransecky 2010, 35).
Die sogenannte Kleine Eiszeit ist zeitlich nicht eindeutig festgelegt. Sie beschreibt eine Phase, in der insgesamt kühlere Umweltbedingungen herrschten, ca. 1300–1900. Der kälteste Abschnitt dürfte etwa um 1550 erreicht worden sein.
Napola (auch NPEA): Nationalpolitische Erziehungsanstalt. 1933 wurden in Deutschland die ersten Schulen gegründet, die die künftige nationalsozialistische Elite heranbilden sollten. Schwerpunkte waren sportliche und militärische Ausbildung. In Österreich gab es mehrere Standorte, etwa das Theresianum in Wien. In Kärnten wurde im verstaatlichten Stift St. Paul im Lavanttal eine NPEA eingerichtet. (Der Ort wurde 1941 in »Spanheim«, nach einem Kärntner Adelsgeschlecht, umbenannt; vgl. Novak 2011.)
Günter von Drenkmann (1910–1974), deutscher Jurist, ab 1967 Präsident des Kammergerichts Berlin. Drenkmann wurde im Zuge einer geplanten Entführung am 10. November 1974 in seinem Haus durch einen Schuss schwer verletzt, er starb am selben Tag im Krankenhaus. Die »Bewegung 2. Juni« bekannte sich zur Tat und verstand sie als Reaktion auf den Tod Holger Meins, der am Tag zuvor nach einem Hungerstreik in Haft verstorben war, was die Täter in einem Bekennerschreiben als »Justizmord« bezeichneten (vgl. Pflieger 2011, 59). Welche Mitglieder der »Bewegung« an dem Mord beteiligt waren, konnte bei einem Prozess 1986 nicht zweifelsfrei belegt werden.
Bezeichnung einer NSDAP-Fahne, die 1923 in Münchenim Zuge des gescheiterten Hitler-Ludendorff-Putschs beim »Marsch auf die Feldherrnhalle«mitgeführt worden war; »[n]ach Vorstellung der Nationalsozialisten hatte sie durch das Blut der getöteten Putschisten eine besondere Weihe erfahren. Seit 1926 wurden alle neuen Fahnen und Standarten der Partei durch Berührung mit dem Tuch der Blutfahne geweiht«(Lorenz 2017, 308).
Die Hitlerjugend war eine hierarchische, »bis ins letzte reglementierte« Organisation, die der »Reichsjugendführung« unterstellt war (Klönne 1957, 24). Es gab seit Juli 1933 feststehende Unterorganisationen, die einzelnen HJ-Einheiten waren hierarchisch gegliedert. Die führenden, überregionalen Stellen hatten hauptamtliche Erwachsene inne, in den kleineren Einheiten (aufsteigend: »Rotte«,»Kameradschaft«, »Schar«, »Gefolgschaft«, »Stamm«) gab es jeweils jugendliche »Führer«, z.B. »Ober-« oder »Hauptgefolgschaftsführer« (ebd., 25).
Bei den Wahlen zum Berliner Abgeordnetenhaus 1975 verlor die SPD ihre absolute Mehrheit (1971: 50,4 %) und kam auf 42,6 % der abgegebenen gültigen Stimmen, die CDU wurde stimmenstärkste Partei (43,9 %). SPD-Bürgermeister Klaus Schütz bildete in der Folge mit der FDP (7,1 %) eine Koalitionsregierung. Der Bund Freies Deutschland (BFD) erreichte 3,4 %, die Sozialistische Einheitspartei Westberlins (SEW) 1,8 %, die KPD 0,7 %. Die SPD erreichte im Bezirk Kreuzberg 46,9 %, in Wedding 50,3 % der abgegebenen gültigen Stimmen, das waren ein Verlust von 31,7 % bzw. 33,5 % im Vergleich zu 1971. Dieser starke Rückgang kann nur teilweise auf das Antreten des »Bunds freies Deutschland« (BFD) zurückgeführt werden (der BDF erreichte in Kreuzberg 3,9 % und in Wedding 4,2 %), der Anteil der ungültigen Stimmen stieg stark an – in beiden Bezirken um durchschnittlich 17,6 % (vgl. Landeszentrale für Politische Bildungsarbeit 1975, 10f.). Die SPD musste vor allem bei ihrer Stammwählerschaft, den ArbeiterInnen, Verluste hinnehmen – ein für Landtagswahlen im Vergleichszeitraum singulärer Tatbestand (Schmollinger 1975, 447). Unmittelbar nach der Wahl wurde von einigen Politikern die Ansicht vertreten, dass die Krisensituation das Wahlverhalten beeinflusst habe, inzwischen ist aber unbestritten, daß die Entführung keinen Einfluß auf Gewinne oder Verluste der beiden großen Parteien hatte (Schmollinger 1975, 455).
Anspielung auf Franz Vranitzky (* 1937), SPÖ-Politiker, ab 1976 in diversen österreichischen Banken in leitender Funktion tätig. 1984 Ernennung zum Finanzminister im Kabinett Sinowatz, nach dessen Rücktritt nach der Wahl Kurt Waldheims zum Bundespräsident im Juni 1986 wurde er Bundeskanzler, im November des Jahres gab es Neuwahlen, Vranitzky wollte die Koalition mit der FPÖ unter dem neuen Parteiobmann Jörg Haider nicht fortführen. Die Besteigung von Österreichs dritthöchstem Berg, dem Großvenediger (3666 m), Ende August 1986 war Teil einer Imagekampagne im Vorfeld des Wahlkampfes. Ein Reporter der »Kronen Zeitung« war Teil der Seilschaft, Vranitzky erwies sich als »konditionsstarker Bergsteiger«. (Kindermann 1986)
TopographieBergPersonPolitikerInMedienZeitung/ZeitschriftEreignis
»Bund freies Deutschland«: 1974 in West-Berlin gegründet, der Zeitungsverleger Axel Springer war einer der Geburtshelfer der rechtskonservativen Partei, Vorsitzender war der ehemalige Chef des Deutschen Gewerkschaftsbundes,Ernst Scharnowski, damals 78 Jahre alt. Der BDF wollte u.a. den von der Ostpolitik der SPD Enttäuschten eine politische Heimat geben und wetterte gegen die Linksideologen, die unser demokratisches Haus abbrechen (zit. n. Strothmann 1975). Der BDF erreichte bei der Wahl zum Berliner Abgeordnetenhaus 1975 3,4 Prozent der Stimmen. Nach dem verpassten Einzug ins Berliner Abgeordnetenhaus löste sich der BDF bald auf.
Anspielung auf die im Bundespräsidentenwahlkampf 1986 virulent gewordene Affäre um die NS-Verstrickungen des ÖVP-Kandidaten Kurt Waldheim, der in biographischen Angaben seine Tätigkeit als Wehrmachtsoffizier am Balkan und in Griechenland nicht erwähnt hatte (vgl. Gehler 1997; s. Eintrag »Waldheim, er ist gerade nicht da«). Die Zeitschrift »profil« brachte die Affäre ins Rollen, indem sie Waldheims Mitgliedschaft in einem NS-Studentenbund sowie der »Reiter-SA« mit Dokumenten belegte (vgl. Czernin 1986).
Kofler bezieht sich auf die Kämpfe am Pyhrnpass während des nationalsozialistischen Juliputsches 1934. Soldaten des österr. Bundesheers drangen auf ihrem Weg zur Passhöhe, auf der sich eine Gruppe bewaffneter Nationalsozialisten befand, in das Gasthaus »Zum Kalkofen« ein und ermordeten – sie glaubten offensichtlich, aus dem Gasthaus beschossen worden zu sein – die hochschwangere Wirtin, einen ihrer beiden Söhne, zwei Gäste sowie den Kalkbrenner. Vier Soldaten wurden im Oktober 1938 des Mordes angeklagt, die Anklageschrift der Staatsanwaltschaft Steyr ist eine wichtige Quelle für die Rekonstruktion des Tathergangs (vgl. Bauer 2003, 340–343). Von den »drei notorische[n] Nationalsozialisten«, die Kofler erwähnt, ist dort keine Spur, einer der Gäste war Mitglied des »Heimatschutzes«, der paramilitärischen Einheit des austrofaschistischen Regimes (»Heimwehr«); die Opfer wurden zudem nicht erschlagen, wie Kofler schreibt, sondern erschossen (vgl. Bauer 2003, 341). Im Nachlass Koflers befindet sich ein Bild des Gasthauses mit entsprechender Bildunterschrift (11/W10/1–7).
Helene von Damm (* 1938 als Helene A. Winter in Ulmerfeld,Oberösterreich), 1959 Auswanderung in die USA, Assistentin von Ronald Reagan, 1983–1985 US-Botschafterin in Wien, 1985 heiratete sie Peter Gürtler, den Besitzer des Hotels Sacher in Wien.In ihrer Autobiographie wird die Besteigung des Großglockners auf das Jahr 1984datiert. (vgl. Damm 1987, Abb. 18) Ihre mit viel Publizität verbundene diplomatische Tätigkeit bezeichnete Damm als »public diplomacy«, die Ersteigung des Großglocknersfand ihr Echo bis in die »New York Times«. (Markham 1985)
TopographieBergOrtschaftPersonPolitikerInUnternehmerInMedienZeitung/ZeitschriftEreignis
Im Vorfeld der Nationalratswahl am 17. November 1986 warben im Rahmen des Personenkomitees »Österreicher für Bundeskanzler Dr. Franz Vranitzky« auch Schriftsteller für eine Fortsetzung der Kanzlerschaft Vranitzkys, der na ch dem Rücktritt von Bundeskanzler Sinowatz im Zuge der »Waldheim-Affäre« seit 16. Juni Regierungschef war. Der Unterhaltungsschriftsteller Johannes Mario Simmel (1924–2009) sowie der im englischen Exil lebende »unorthodoxe Marxist« Erich Fried (1921–1988), der sich auch als Friedensaktivist betätigte (u.a. »Kalender für den Frieden«, Fried 1984), beteiligten sich an dieser Kampagne. Im Kofler-Nachlass sind beide Inserate vorhanden, der Text bezieht sich auf den durch die »Waldheim-Affäre« ramponierten »Ruf Österreichs in der Welt« (Inserat Simmel: »Vranitzky wird den guten Ruf Österreichs in der Welt wieder herstellen. Wer ein offenes, fortschrittliches Österreich will, mußVranitzky wählen.« Inserat Fried: »Nur ein Wahlsieg Vranitzkys und der SPÖ kann den in der Welt schwankenden Ruf Österreichs wieder herstellen und zugleich im Land selbst soliden Fortschritt erleichtern«) (11/W7/1).
Bezeichnung einer NSDAP-Fahne, die 1923 in München im Zuge des gescheiterten Hitler-Ludendorff-Putschs beim »Marsch auf die Feldherrnhalle« mitgeführt worden war; s. Eintrag ›Blutfahne‹
»Orden für die Teilnehmer an dem gescheiterten Hitlerputsch am8. und 9. November 1923« (Schmitz-Berning 2000, 117), der Orden wurde 1933 gestiftet und galt als höchste Auszeichnung der NSDAP, die Kriterien der Zuerkennung wurden bald ausgeweitet. Da sich Kofler in dieser periphrastischen Passage auf die SS bezieht (s. die Beschreibung der SS-Uniform), könnte er hier auf das pseudoreligiöse Selbstverständnis der SS als Orden (im Sinne einer Elite) anspielen – in der NS-Nomenklatur galt die SS als »Orden guten Blutes« (Schmitz-Berning 2000, 448). Am NSDAP-Parteitag 1926 übergab Hitler der SS die Münchner »Blutfahne« und gestattete der Organisation, sich als »Orden« zu bezeichnen (vg. Bahro 2013, 34).
Nach der Gemeinderatswahl 1997 wurde Walter Gassner (FPÖ) Klagenfurter Kulturstadtrat.
Das erste Symposion am 1997 neu eröffneten Robert-Musil-Institut für Literaturforschung war dem slowenischsprachigen Kärntner Autor Florjan Lipuš gewidmet. 2000 wurden die Vorträge des Symposiums in einem Sammelband veröffentlicht (vgl. Amann/Strutz 2000).
Die Gestapo beschlagnahmte 1938 das Franziskanerkloster in Salzburg und richtete dort bis 1945 ihr Hauptquartier und ein Gefängnis ein. (vgl. Lehner 2009) Das Franziskanerkloster befindet sich in Nachbarschaft zum Stift Sankt Peter.
Das im Besitz der Stadt Klagenfurt stehende »Musil-Haus« wurde nach Renovierung und Adaption am 7. 11. 1997, dem 117. Geburtstag Musils, eröffnet. Es beherbergt das seit 1994 bestehende Robert-Musil-Literaturmuseum, das neben MusilIngeborg Bachmann und Christine Lavant in den Mittelpunkt stellt, sowie das Robert-Musil-Institut für Literaturforschung und das Kärntner Literaturarchiv. Zusätzlich fungiert das Institut als literarischer Veranstaltungsort, als Literaturhaus. s. Eintrag »Musil-Archivs in Klagenfurt«
Der Salzburger Maler Wilhelm Kaufmann (1895–1975) wurde über das Schicksal seiner Kollegin Helene von Taussig (1879–1942), um die er sich wegen ihrer jüdischen Abstammung sorgte, mit folgender Benachrichtigung informiert: »Helene von Taussig sei auf dem ,Transport nach Theresienstadt einer Lungenentzündung erlegen‘. So hieß das damals.« (zit. n. Kerschbaumer 1988, 42)
Die Schlacht von Stalingrad (23. 8. 1942 bis 2. 2. 1943) gilt als Wendepunkt des Zweiten Weltkriegs; die 6. Armee der Wehrmacht kapitulierte an der Wolga, mehr als 600.000 Menschen verloren ihr Leben.
Nach der Wahl zum österreichischen Nationalrat im Oktober 1999 gelang es der stimmenstärksten Partei, der SPÖ, in Koalitionsverhandlungen nicht, einen Regierungspakt zu finalisieren. Die zweitstärkste Fraktion (FPÖ) bildete daraufhin im Februar 2000 mit der ÖVP eine Koalition, bei der ÖVP-Chef Wolfgang Schüssel den Bundeskanzler stellte.
Das Heimatrecht wurde 1849 durch das Provisorische Heimatgesetz zwingend eingeführt, es regelte die Zugehörigkeit einer Person zu einer Gemeinde. Damit verbunden waren Anrecht auf ungestörten Aufenthalt und Fürsorge. Nach 1945 gab es nur noch die Staatsangehörigkeit und die polizeiliche Meldung.
Anspielung auf Thomas Prinzhorn (* 1943), Spitzenkandidat der FPÖ im Nationalratswahlkampf 1999. Nach der Bildung der Koalitionsregierung mit der ÖVP wurde Prinzhorn als Minister von Bundespräsident Klestil abgelehnt und als Nationalratspräsident eingesetzt. Kofler spielt hier auf eine Äußerung Prinzhorns im Wahlkampf an: »Wenn ein Asylant in dieses Land kommt, kriegt er vom Sozialamt Medikation, die der Inländer nicht bekommt, und zwar alles gratis. Er bekommt zum Beispiel Medikamente zur Hormonbehandlung, um die Fruchtbarkeit zu steigern, vom Sozialamt gratis« (Geden 2006, 146).
Sobibór: Anfang 1942 im Rahmen der »Aktion Reinhard« errichtetes Vernichtungslager im Osten des damaligen »Distrikts Lublin«, strukturell und personell eng verknüpft mit dem Vernichtungslager Belzec; von April bis August 1942 war Franz Stangl Kommandant; von Mai bis Juli 1942 wurden in Sobibór rund 100.000, insgesamt bis zu 250.000 Menschen ermordet (vgl. Muhle 2016, 152). Im Oktober 1943 organisierte eine Häftlingsgruppe einen Aufstand, durch schließlich 47 ehemalige Häftlinge das Kriegsende erleben konnten.
Mutter Teresa (1910–1997, eigentl. Agnes Gonxha Bojaxhiu), Ordensschwester der Loretoschwestern, lebte ab 1928 in Indien, 1950 Gründung der Missionarinnen der Nächstenliebe, die sich für Sterbende, Obdachlose und Kranke einsetzen, 2016 Heiligsprechung; in ihrer Rede zur Verleihung des Friedensnobelpreises bezeichnete sie – wie von Kofler erwähnt – Abtreibung als Mord (vgl. Chawla 1993, 13). Mutter Teresa war am 7. 6. 1980 Gast beim Deutschen Katholikentag in Berlin (vgl. Wetzel 2003, 238). Ob sie dort diese Aussage wiederholte, konnte nicht eruiert werden.
Anspielung auf Elisabeth Sickl (* 1940), FPÖ-Politikerin, im Jahr 2000 acht Monate lang Sozialministerin im Kabinett »Schüssel I«; »Sicklgruber« spielt zudem auf den Familiennamen von Alois Hitlers Vater an .
Nach Belzec ab November 1941 und Sobibór ab Februar 1942 wurde in der Nähe des Dorfes Treblinka nordöstlich von Warschau ab Mai ein drittes Vernichtungslager errichtet. »Die meisten der im Generalgouvernement ermordeten Juden starben in den drei neuen Todeslagern« (Wachsmann 2018, 343) – eine Vernichtungsaktion, die in der historischen Literatur als »Aktion Reinhard« (nach einem NS-Codewort, das sich an den 1942 ermordeten Leiter des Reichssicherheitshauptamtes, Richard Heydrich anlehnt) bezeichnet wird. Die drei Vernichtungslager unterstanden dem Kommando von Odilo Globocnik, das Todeslager Treblinka kommandierte zu Beginn Irmfried Eberl, ihm folgten Franz Stangl (wie Globocnik und Eberl Österreicher) und Kurt Franz. Im August 1943 gelang einem Teil der Häftlinge ein Aufstand, es konnten 200–300 Menschen fliehen. Das Vernichtungslager wurde daraufhin geschlossen, die nicht am Aufstand Beteiligten wurden in das Vernichtungslager Sobibór transferiert. Die Spuren des Mordens sollten möglichst vollständig beseitigt werden, das Lager wurde eingeebnet und zur Tarnung ein Bauernhof errichtet. s. Eintrag ›Treblinka‹
Peter Paul Wiplinger (* 1939), lebt seit 1960 als freier Schriftsteller in Wien; Kofler bezieht sich auf das Gedicht »Der Golfkrieg«, das Wiplinger 1991 während des zweiten Golfkriegs (Jänner/Februar 1991) in der katholischen Wochenzeitung »Die Furche« veröffentlichte: »gebrauchsfertig [/] geliefert der tod [//] von allen staaten [/] die reden von frieden [...] doch im geheimen [/] liefern sie waffen [//] die anderen sterben [/] für ihren profit […] die rüstung dient [/] nur dem frieden [//] das sagen stets [/] die todeslieferanten« (Wiplinger 1991).
PersonAutorIn/JournalistInMedienZeitung/ZeitschriftZitateEreignis
1985 lanciertes Projekt des Bauunternehmers Robert Rogner, in Villach (am Gailspitz bei der Einmündung der Gail in die Drau) eine riesige Kugel zu bauen, in der man eine Liliputbahnfahrt durch die Menschheitsgeschichte (»Geschichte, wie sie wirklich war«, Mnemosyne 1989, 4) unternehmen kann. Das Projekt wurde – auch wegen der von einer Bürgerinitiative getragenen Proteste gegen die »radikal simplistische Aufbereitung von Geschichte« (Mnemosyne 1989, 7) – nicht realisiert. Das »History Land« sollte dann, so Rogners kurzfristiger Plan 1988, in dem nicht in Betrieb genommenen Atomkraftwerk Zwentendorf realisiert werden. Kofler hat das Motiv der »Begehbarkeit von Geschichte« im Abschnitt der Führung durch das »Museum der deutschen Geschichte« verarbeitet.
Die Entwicklung der Turnvereine in Österreich-Ungarn hinkte hinter derjenigen im Deutschen Reich nach, erst das »Oktoberdiplom« 1860 erleichterte Vereinsgründungen – in Kärnten erfolgte die erste 1862 mit dem »Turnverein Klagenfurt>« (vgl. Pelz 1972). Bis um 1900 waren die Turnvereine entweder deutschnational oder sozialistisch ausgerichtet. Mit der Gründung des »Christlich-deutschen Turnerbunds 1900« in Wien kam die katholische Ausrichtung hinzu. Die »christlich-deutschen« Turnvereine wurden während des Austrofaschismus in die »Österreichische Sport- und Turnfront« integriert, 1938 verboten, 1945 ging die »Sportunion« daraus hervor.
Koflers Verleger Klaus Wagenbach lehnte das Manuskript zu »Am Schreibtisch« zur Drucklegung ab. Den Brief vom 30. August 1987, in dem er die Ablehnung des Textes begründet, beschließt er mit den Worten: »Lieber Werner, offen und als langjähriger Freund gesprochen: mach endlich eine Entziehungskur. [/] Herzlich Dein Klaus«. ( Amann 2000, 143)
Der genaue Ursprung des für die Ausrottung der europäischen Juden stehenden euphemistischen Begriffs »Endlösung der Judenfrage« ist nicht mehr auszumachen, er könnte von Hitler selber stammen. Belegt ist er in einem Brief Görings an Heydrich aus dem Juli 1941. Bei der sogenannten Wannsee-Konferenz (20. 1. 1942) wurde er von Heydrich als organisationsinternes Verschleierungswort etabliert (vgl. Schmitz-Berning 2000, 175–176).
Korčula: kroatische Insel zwischen Split und Dubrovnik; 1943/44 kam es hier zu schweren Kämpfen von deutschen und kroatischen Verbänden gegen Partisanen.
In einer Villa am Berliner Wannsee, dem Gästehaus der Sicherheitspolizei, trafen sich am 20. Jänner 1942 fünfzehn SS- und Regierungsfunktionäre, um unter dem Vorsitz Reinhard Heydrichs organisatorische Details der Deportation und Vernichtung der jüdischen Bevölkerung zu besprechen. Heydrich war daran gelegen, dass die Fäden dafür in dem von ihm geleiteten Reichssicherheitshauptamt zusammenliefen. Protokollant des Treffens war Adolf Eichmann, »Referent für Judenangelegenheiten«. Auf diesem rund zweistündigen Treffen wurde nicht der Beschluss zur »Endlösung der Judenfrage« gefasst, es war ein wichtiges Informations- und Koordinierungstreffen (vgl. Klein 2012).
Peter Turrini (* 1944), österreichischer Schriftsteller, der v.a. zur Zeit der Kanzlerschaft Bruno Kreiskys (1970–1983) der Sozialdemokratie nahe stand. Die SPÖ konnte damals u.a. mit kulturpolitischen Maßnahmen, wie etwa der Einrichtung eines Sozialfonds für AutorInnen, viele KünstlerInnen für sich gewinnen, die auch offen für Kreisky und seine Politik auftraten. Turrini verfasste gemeinsam mit Gerhard Roth die Texte zu einem Fotoband aus Anlass von Kreiskys 70. Geburtstag im Jahr 1981. (vgl. Müller 1981)
Mario Ferrari-Brunnenfeld (1932–2001), Kärntner Arzt und Politiker, ab 1975 Kärntner Landtagsabgeordneter, 1983–1987 Gesundheitsstaatssekretär. 1976machte er als FPÖ-Landesparteiobmann Jörg Haiderzum Kärntner FPÖ-Landesgeschäftsführer, zu einem Zeitpunkt, als der 26-jährige Haider sich als jüngstes Mitglied des Bundesparteivorstands in Wien Feinde gemacht hatte. (vgl. Zöchling 1999, 101) In einer Vorstufe zu »Am Schreibtisch«schreibt Kofler von einer physiologischen Ähnlichkeit zwischen Ferrari-Brunnenfeld und Turrini: »dieser (fette) ferrari [...] mit seinen kritischen glotzaugen etwa, den ich immer mit dem staatssekretär turrini verwechsle, gut, beide haben ein feistes gesicht u kommen aus der klagenfurter gegend (beide haben diese fett(ig)e, erdige stimme)« (11/W7/2).
TopographieOrtschaftPersonPolitikerInAutorIn/JournalistInEreignis
Lidice: Eine der Racheaktionen nach dem Prager Attentat auf Heydrich war die Ermordung aller männlichen Bewohner sowie der meisten Kinder der Ortschaft Lidice, 20 km westlich von Prag, am9. und 10. Juni 1942, die Frauen wurden in Konzentrationslager deportiert. Oradour-sur-Glane: In der kleinen Stadt im zentralfranzösischen Limousin ermordeten am 10. Juni 1944 Mitglieder der SS-Panzerdivision »Das Reich« (s.o.) über 600 Menschen als Vergeltungsaktion für die bei Kämpfen mit Widerstandskämpfern in der Region um Leben gekommenen deutschen Soldaten; Marzabotto: Auch hier in der Gegend der südlich von Bologna gelegenen Gemeinde im Apennin tötete eine SS-Panzerdivision als Vergeltungsaktion für Partisanenangriffe eine große Zahl an Zivilisten, dem Massaker vom 29. und 30. September 1944 fielen um die 770 Personen zum Opfer.
Die nationalsozialistische »Rassenhygiene« umfasste Maßnahmen zur Erhaltung und Verbesserung der »rassischen Eigenart und Erbgesundheit eines Volkes« (Volksbrockhaus 1940, zit. nach Schmitz-Berning 2000, 511). Der Nationalsozialismus sah in der »Rassenhygiene« eine grundlegende Aufgabe des völkischen Staates. Die praktische Umsetzung erfolgte durch den Einfluss auf die Wahl der Geschlechts- und Ehepartner durch die »Nürnberger Rassengesetze« (1935), durch Zwangssterilisationen bei verschiedenen Krankheitsbildern und Bevölkerungsgruppen, durch zwangsweise Abtreibungen bis zur »Vernichtung lebensunwerten Lebens« durch Mordprogramme wie die »Aktion T4« beziehungsweise die so genannte Kinder-Euthanasie.
Die »Kronen Zeitung« titelte am 23. 4. 1989: »Mordschwester war Geheimprostituierte«.
Villach wurde im Sommer 1944 zum Ziel alliierter Bombenangriffe, am 22. November 1944 und 14. Februar 1945 trafen Bomben das alte Rathaus im Khevenhüllerpalais, das vollständig zerstört wurde (vgl. Neumann 2005). Im Hof des 1952 eröffneten Neubaus befindet sich noch ein Portal des Vorgängerbaus aus 1575, im Stiegenhaus Kapitelle der Renaissancearkaden (vgl. Institut für österreichische Kunstforschung 1981, 751)
Möglicherweise ein Bezug auf den Tod von Uwe Barschel (1944–1987), deutscher CDU-Politiker und Ministerpräsident Schleswig-Holsteins. Er wurde im Oktober 1987 tot und vollständig bekleidet in einer Badewanne des Hotel Beau-Rivage in Genf aufgefunden. Die offiziell festgestellte Todesursache Suizid ist umstritten.
Unter seinem Kürzel »Cato« schrieb der Herausgebers Hans Dichand am 2. 7. 1989 in der »Kronen Zeitung« einen kurzen Kommentar zur Verwechslung seiner Lokalreporter, aus dem Kofler zitiert: »Jetzt, da sich unsere Lokalreporter [...] einmal – trotz intensiver Recherchen – geirrt haben, kommen die Neider und Hasser erneut wie Ratten aus dreckigen Hinterhöfen hervor. Mit ihren vom Aas ihrer Gesinnung vergifteten Zähnen versuchen sie uns anzufallen.« (Cato 1989) Am 4. Juli musste die Zeitung eine Entgegnung auf der Titelseite sowie auf vier Seiten im Blattinneren bringen. Die Zeitung »rächte« sich, indem sie der Entgegnung ein Privatfoto hintanstellte, das einen Arzt zeigt, der der lächelnden Waltraud Wagner auf die Brüste greift – zur Unterstützung der These, dass Sex im Lainzer »Todespavillon« eine »eminente Rolle« gespielt habe. (Haunold 1989)
Im »Hotel Mondschein« in Klagenfurt ermordete ein Gast, der Wiener Autor Bernt Burchhart den Nachtportier. In der Berichterstattung tauchten verschiedene Bezeichnungen des Hotels auf.
Tatsächlich fand der Mord in der Nacht vom 10. auf den 11. Juli 1987 statt.
Kofler war laut Auskunft des Leiters des Literaturhauses Berlin Ernest Wichner, der auch damals schon im Haus war, im Zeitraum 1986/87 aus Anlass von Lesungen zu Gast und übernachtete in den dafür vorgesehenen Appartements. (Januszewski 2015)
Nach der Maueröffnung am 9. November 1989verkündeten die ostdeutschen Bürger auf Großdemonstrationen wie den Leipziger Montagsdemonstrationen ihren Wiedervereinigungswunsch durch die Ausrufe »Deutschland einig Vaterland« (4. Vers der DDR-Hymne) und »Wir sind ein Volk«.
Ruhollah al-Musawi Chomeini (1902–1989), politischer und religiöser Führer der Islamischen Revolution im Iran 1979 und danach Staatsoberhaupt der Iranischen Republik
Gerhard Lampersberg (1928–2002), österreichischer Komponist, Autor und Mäzen. Ab Mitte der 1950er Jahre bot der »Tonhof« in Maria Saal (Kärnten), den die Familie seiner Frau Maja erstanden und renovieren lassen hatte, SchriftstellerInnen Wohn- und Arbeitsmöglichkeit, u.a. H.C. Artmann, Peter Turrini (s. Eintrag ›Turrini‹) und Thomas Bernhard (s. Eintrag ›Th. Bernhard‹). Lampersberg war Vorlage für die Figur des Komponisten Auersbergerin Bernhards Roman »Holzfällen« und löste, weil Lampersberg juristisch gegen das Erscheinen des Buches vorging und eine Beschlagnahme erwirkte, 1984 einen der prominentesten Literaturskandale Österreichs aus.
TopographieOrtschaftPersonMusikerInAutorIn/JournalistInMedienZitateEreignis
Der polnische Kardinal Karol Józef Wojtyła (1920–2005) wurde 1978 zum Papst gewählt, er nahm den Namen Johannes Paul II. an.
Salman Rushdie (* 1947), indisch-britischer Schriftsteller, baute in seinen Roman »Die satanischen Verse« (1988) eine Traumsequenz mit Szenen aus dem Leben des Propheten Mohammed ein. Anfang 1989 rief der iranische Staatsführer Chomeini in einer Fatwa (Rechtsgutachten) wegen Gotteslästerung zur Tötung Rushdies auf.
Horst Schiesser (* 1930), ehemaliger Inhaber eines Backwarenunternehmens, das mit der Tochterfirma »Geschi-Brot« u.a. den Discounter Aldi belieferte. 1986, damals Marktführer, sorgte Schiesser für Schlagzeilen mit dem Erwerb des gewerkschaftseigenen Immobilienkonzerns »Neue Heimat« mit rund 190.000 Wohnungen und 17 Milliarden Mark Schulden um den symbolischen Preis von 1 DM. Nach sechs Wochen musste er den Kauf rückabwickeln, da die Banken seine Sanierungspläne nicht unterstützten. Schiesser blieb weiterhin der »bunte Vogel unter den Unternehmern« (»Der Spiegel« 32/1997) mit teils absurden Geschäftsideen, bis das Backwarenunternehmen 1997 Konkurs anmelden musste. (vgl. Austilat 2006)
Wolfgang Antes (* 1944), deutscher CDU-Politiker, war seit 1981 Baustadtrat des Berliner Bezirks Charlottenburg und 1986in einen großen Korruptionsskandal (»Antes-Skandal«) involviert: Antes hatte sich bei der Vergabe der Pacht eines Lokals mit 50.000 DM bestechen lassen (von einem Bordellbetreiber namens Otto Schwanz, s. Eintrag ›Otto Waldemar Schwanz‹) und mit einem Teil des Geldes Beiträge von CDU-Karteileichen ohne deren Wissen bezahlt, um sich zusätzliche Stimmen und somit seine Stellung innerhalb der CDU zu sichern. Im Laufe des Prozesses wurden noch weitere Bestechungen innerhalb der Immobilienbranche aufgedeckt. (vgl. Sontheimer/Vorfelder 1986)
TopographieOrtschaftPersonPolitikerInVerbrecherInMedienEreignis
Im abgelegenen französischen Bergdorf La Salette-Fallavaux erschien den beiden Hirtenkindern Melanie und Maximin 1846 angeblich die Jungfrau Maria. Die 1865 am Ort der Marienerscheinung errichtete Kirche entwickelte sich rasch zum beliebten Wallfahrtsort.
Dietmar »Lackschuh« Traub (1949–1984), 1984 ermordet von Werner Pinzner , der wegen seiner Auftragsmorde im Hamburg er Rotlichtmilieu als »St.Pauli-Killer« bekannt wurde. Traub betrieb gemeinsam mit dem Kärntner Josef Nusser (»Wiener-Peter«), der als HauptauftraggeberPinzners galt, ein Bordell und war in diverse Rauschgiftgeschäfte verwickelt. Pinzner erschoss schließlich während einer Vernehmung im Hamburger Polizeipräsidium den Staatsanwalt, seine eigene Frau und sich selbst und ging damit in die Geschichte spektakulärer Kriminalfälle der BRD ein. (vgl. Harrich-Zandberg 2004 )
Anspielung auf Benito Mussolinis Machtergreifung in Italien, die man auch als »Marsch auf Rom« (»Marcia su Roma«) bezeichnet. In den letzten Oktobertagen 1922 mobilisierte Mussolini seine faschistischen Anhänger, wegen des schlechten Wetters machten sich allerdings keine Massen an »Schwarzhemden« auf den Weg nach Rom – Mussolini selbst reiste im Zug an. Am 31. Oktober wurde er als Ministerpräsident vereidigt.
1986 bekam Jörg Haider vom Südtiroler Unternehmer Wilhelm Webhofer, seinem Großonkel, dessen 1565 Hektar großen Landbesitz im Kärntner Bärental geschenkt (geschätzter Verkehrswert 1986: 150 Millionen Schilling, ca. 11 Millionen Euro; vgl. Weber 1986, 56f.) Das Jagdrecht und den Fruchtgenuss behielt sichWebhofer bis zu seinem Ableben vor. Er hatte das Tal 1941 erworben, einen ehemals jüdischen Besitz, der mit seinem Geld »entjudet« wurde. Die Bedingung der Nationalsozialisten damals war, das »Deutschtum« in diesem slowenischsprachigen Teil Kärntens hochzuhalten. Als Reaktion auf die Aktivität von Partisanengruppen vertrieben die Nationalsozialisten slowenische Familien systematisch aus Südkärnten, diese Aussiedlungsaktionen verhalfen Haiders Großonkel zum Erwerb des Bärentals (vgl. Zöchling 1999, 19 u. 97). Bald nach dem Erhalt des Bärentals beendete im Mai 1986 der Kärntner FPÖ-Landesparteiobmann Haider die Zusammenarbeit mit dem damaligen FPÖ-Bundesparteiobmann Norbert Steger. Sowohl in Thomas Bernhards »Auslöschung« als auch in »Ungenach«spielt das Motiv der Abschenkung eine Rolle. Mit dem Beschenken geht der Versuch der Protagonisten einher, das eigene Erbe zu überwinden, sich von der Vergangenheit zu befreien. Die Forschung hat diese Wiedergutmachungsgeste ambivalent beurteilt, die Last der Geschichte, so der Tenor, lasse sich nicht so einfach tilgen. (vgl. Delms-Derfert 1997, 83–85; Judex 2010, 131)
PersonPolitikerInSchauspielerIn/RegisseurInAutorIn/JournalistInZitateEreignis
1966gewann Haiderals 16-Jähriger einen Redewettbewerb im Rahmen eines Bundesturnfests des Österreichischen Turnerbunds in Innsbruck. Dieser erste öffentliche Auftritt wird immer wieder erwähnt, da Haider in seiner Rede die Zugehörigkeit der Österreicher zum deutschen Volk erklärte. Die Rede wurde in der »Deutschen National- und Soldatenzeitung« abgedruckt (29. 7. 1966) und basierte auf den Erläuterungen zum freiheitlichen Parteiprogramm aus dem Jahr 1958. (vgl. Zöchling 1999, 28)
Kofler spielt hier auf Jörg Haider und Hans Haider an. Ersterer (1950–2008) war ein österreichischer Politiker, der ausgebildete Jurist wurde 1976 FPÖ-Landesparteisekretär in Kärnten, 1979 Nationalratsabgeordneter, 1986–2000 war er Vorsitzender der FPÖ, 2005 Mitbegründer des »Bündnis Zukunft Österreich« (BZÖ), 1989–1991 und 1999–2008 Kärntner Landeshauptmann. Hans Haider (* 1946), österreichischer Literaturkritiker, 1974–2008 für die Tageszeitung »Die Presse«tätig, brachte 1984den Skandal um Thomas Bernhards »Holzfällen« ins Rollen, weil er in seinem Rezensionsexemplar noch vor Auslieferung der Bücher bekannte Wiener Persönlichkeiten zu erkennen glaubte, u.a. Gerhard Lampersberg (s. Eintrag ›Lampersberg‹), den er daraufhin kontaktierte und der eine einstweilige Verfügung gegen das Buch erreichte.
PersonPolitikerInAutorIn/JournalistInMusikerInMedienZeitung/ZeitschriftZitateEreignis
Der seit Anfang der zwanziger Jahre projektierte Straßenbau wurde ab 1930 von Norden (Fusch) und Süden (Heiligenblut) hier begonnen, die beiden Rampen waren 1932 fertiggestellt. Die Errichtung der Scheitelstrecke über das Hochtor (2504 m) verzögerte sich wegen Kostenüberschreitungen und Finanzierungsschwierigkeiten; die »Großglockner Hochalpenstraße« wurde schließlich im August 1935 als Prestigeprojekt des austrofaschistischen Regimes eröffnet. (vgl. Rigele 1998)
Währender der NS-Herrschaft verächtliche Bezeichnung für die Zeit der Weimarer Republik (Deutschland) bzw. des Austrofaschismus (Österreich 1933–1938), in der die NSDAP verboten war (vgl. Schmitz-Berning 2000, 598f.)
»Im Frühjahr 1987 stellte Bundespräsident Dr. Waldheim das Ersuchen an die österreichische Bundesregierung, es möge eine unabhängige Kommission von Militärhistorikern unter internationaler Beteiligung bestellt werden, welche »mit der neuerlichen Prüfung und Evaluierung des gesamten Materials im Lichte der gegen den Herrn Bundespräsidenten erhobenen Vorwürfe betraut« werden solle« (Schmiederer 1988, 1). s. Eintrag ›Waldheim, er ist gerade nicht da‹
Anspielung auf das Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau, das 1941 in der Nähe des Stammlagers Auschwitz I gebaut wurde und das größte Vernichtungslager während der Zeit des Nationalsozialismus war. Das Konzentrationslager Buchenwald wurde zwischen Juli 1937 und April 1945 auf dem Ettersberg bei Weimar als Arbeitslager betrieben.
Hauptstadt der gleichnamigen Woiwodschaft im Osten Polens. Von Lublin aus wurde 1942/43 unter der Leitung von Odilo Globocnik (s. Eintrag ›Globotschnigg‹) die »Aktion Reinhardt« organisiert, die systematische Ermordung der jüdischen Bevölkerung im »Generalgouvernement« Polen.
Hans-Rudolf Kurz (1915–1990), Schweizer Militärhistoriker und Rechtswissenschaftler, leitender Mitarbeiter des Eidgenössischen Militärdepartements, 1987/88 Vorsitzender der internationalen Historikerkommission zur Untersuchung der Kriegsvergangenheit Kurt Waldheims
Kofler bezieht sich hier auf den 11. September 1973, den Tag des Militärputsches in Chile. Seine Quelle dürfte das Hamburger Polit- und Satiremagazin »p«»ardon« gewesen sein, das im Jänner 1982 auf mehreren Seiten die wirtschaftlichen Verstrickungen der BRD in das Pinochet-Chile und die unkritischen Wirtschaftsberichte des Magazins »Capital« über Chile behandelte. »pardon« druckte ein Inserat aus der chilenischen Regierungszeitung »El Mercurio« vom 11. 9. 1977 samt Übersetzung ab: »Die Familie Volkswagen möchte an diesem großen Tag der Regierung Chiles für die ihr gegebene Möglichkeit danken, in dieses schöne Land zu kommen, sich hier aufzuhalten und mit seinen Menschen Freiheit, Schwung und Lebensfreude zu teilen. Es lebe Chile!« (pardon 1/1982, 55) Der Umfang des Engagements von VW in Chile ist schwierig zu eruieren, in einem Rückblick des Vorstandsmitglieds Peter Frerk auf dreißig Jahre Tätigkeit von Volkswagen in Lateinamerika fehlt Chile gänzlich (vgl. Frerk 1986).
Alexander Löhr (1885–1947), österreichischer Offizier in der k.u.k. Armee, im Bundesheer der Ersten Republik und in der Luftwaffe der Wehrmacht. Unter seinem Oberbefehl wurden durch die Bombardierung Belgrads (1941) ohne Kriegserklärung und dann auf dem Balkan Kriegsverbrechen verübt, für die er nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs in Belgrad hingerichtet wurde. 1943 und vom 25. März 1945 bis zur deutschen Kapitulation war er »Oberbefehlshaber Südost«. Waldheim diente als Ordonnanzoffizier unter Löhr in Saloniki, als dort an die 40 000 Juden nach Auschwitz und Treblinka deportiert wurden, und war danach unter Löhr in Jugoslawien stationiert, »als dort Massaker an Partisanen verübt, ganze Dörfer eingeäschert und ganze Bevölkerungsteile niedergemacht wurden« (Strothmann 1986). s. Eintrag ›Waldheim, er ist gerade nicht da‹eer
TopographieOrtschaftPersonNationalsozialistInPolitikerInMedienEreignis
1793 übernahm Christof Neuner (1765–1834), aus Oberfranken eingewandert, einen Riemerbetrieb in Klagenfurt. Der Sohn begann, Pferdegeschirre zu produzieren und Leder zu gerben, er baute den Betrieb maßgeblich aus. Während des Ersten Weltkriegs war man ein wichtiger Heereslieferant. Den durch den Ersatz der Pferde durch Maschinen bedingten Produktionsausfall kompensierte die Firma durch den Beginn einer Schuhfertigung. In den Jahren vor dem Zweiten Weltkrieg produzierte man bis zu 1500 Paar Schuhe täglich (vgl. Giencke 1968, 18). Das Stammhaus in der St. Veiter Straße wurde zu klein, 1958 verlegte man die Schuhfabrik in die Ebentaler Straße 139.
O-Bus: Abkürzung für Oberleitungsbus, ein Fahrzeug des öffentlichen Verkehrs, das mit einem Elektromotor angetrieben wird und das den Strom mittels Stromabnehmern von einer Oberleitung über der Fahrbahn bezieht. In Klagenfurt wurde 1944 der O-Bus eingeführt, als Teile des Straßenbahnnetzes durch Bombenschäden zerstört worden waren. Bis 1963 verkehrten im Klagenfurter Stadtgebiet O-Busse. 1949 bis 1956 fuhren O-Busse auf der Strecke Klagenfurt-See und Leinsdorf (Mayr 1982, 162ff.).
Nach einer ersten, nur knapp gescheiterten Expedition zur Erstbesteigung des Großglockners 1799 startete im Sommer 1800 der »Fürstbischof« von Gurk, Franz Xaver von Salm-Reifferscheid, eine zweite Mannschaft aus: Am 29. Juli erreichten vier einheimische Zimmerleute und ein Pfarrer den Gipfel, drei der »prominenten« Teilnehmer – Wissenschaftler, Publizisten – erstiegen den Kleinglockner.
Wahrscheinlich Anspielung auf den Tod des österreichischen Schauspielers Oskar Werner (1922–1984), der auf einer Rezitationstournee 1984 in Marburg an der Lahn nachts im Hotel einen Herzinfarkt erlitt. »Ein Notarztwagen wurde gerufen, der Oskar Werner zum Städtischen Krankenhaus bringen sollte. Doch er starb […] auf dem Weg in die Klinik.« ( Georg 2016, SEITE???)
TopographieOrtschaftPersonSchauspielerIn/RegisseurInEreignis
Wahrscheinlich ein Verweis auf die unter der Bezeichnung »Krefelder Krawalle« bekannten Demonstrationen im Zuge des Besuchs von US-Vizepräsident George Bush am 25. Juni 1983 in Krefeld. Die Teilnehmer der (teilweise gewalttätigen) Kundgebung demonstrierten gegen das Wettrüsten und den NATO-Doppelbeschluss (atomare Aufrüstung in Westeuropa und zugleich Forderung nach Verhandlungen über Atomwaffenbeschränkungen).
In Österreich assoziiert man mit »Volkserhebung« den »Ehrentitel« von Graz (»Stadt der Volkserhebung«), den die Stadt in der NS-Zeit zugesprochen bekam, weil es seit Februar 1938 zu massiven Machtdemonstration der Nationalsozialisten gekommen war und bereits vor dem »Anschluss« am 13. März Nationalsozialisten die Kontrolle in der Stadt übernommen hatten.
Das in einem Gebäude aus dem 17 Jahrhundert befindliche Schriftstellerhaus in Stuttgart entstand 1983 auf Initiative des Lyrikers Johannes Poethen und des Architekten Johannes Wetzel, die den Abriss des Baus verhinderten. (www.stuttgarter-schriftstellerhaus.de/haus/geschichte, 10.8.2016) Die zwei Gästezimmer des Hauses wurden aufgrund der Farbe der Einrichtung »blaues Zimmer« und »braunes Zimmer« genannt. Kofler war im Herbst 1988 während einer Lesereise im Schriftstellerhaus Stuttgart zu Gast. (Albrecht 1989)
Der von Kofler mehrfach herangezogenen Beitrag der Illustrierten »Neue Revue«1989 trägt den Untertitel: »Die fidelen Mordschwestern von Wien« (Sünder 1989, 6)
»Alles kunstgemäß, alles lächerlich, Literatur, Gelächter, alles lächerlich im Angesicht des Todes.«
Anspielung auf Thomas Bernhards Rede 1968 zur Verleihung des »Kleinen Staatspreises«: »es ist nichts zu loben, nichts zu verdammen, nichts anzuklagen, aber es ist vieles lächerlich; es ist alles lächerlich, wenn man an den Tod denkt« (Bernhard 2009, 121).
»Die Kinder von La Salette« ist eine Erzählung für die Jugend (1956) der österr. Kinder- und Jugendbuchautorin Alma Holgersen (1896–1976); sie behandelt die Marienerscheinung zweier Kinder 1846 im französischen Alpendorf La Salette-Fallavaux.
TopographieOrtschaftPersonAutorIn/JournalistInZitateEreignis
Dieser, dem altdeutschen Gemeinderecht entsprechende Grundsatz wurde Bestandteil des 1920 von Hitler verkündeten Parteiprogramms der NSDAP: Die Partei »bekämpft den jüdisch-materialistischen Geist in und außer uns und ist überzeugt, daß eine dauernde Genesung unseres Volkes nur erfolgen kann von innen heraus auf der Grundlage: Gemeinnutz geht vor Eigennutz« (zit nach. Schmitz-Berning 2000 , 260). Bereits der franz. Schriftsteller und Staatstheoretiker Montesquieu (1689–1755) schrieb in seinem Hauptwerk »Vom Geist der Gesetze«: »Le bien particulier doit céder au bien public« (wörtlich übersetzt: »Das Wohl des Einzelnen muss dem öffentlichen Wohl weichen«, Montesquieu 1967, 302f.)
Radio Luxemburg wurde 1933 als erster kommerzieller Sender Europas gegründet. Da nach dem Zweiten Weltkrieg bis in die 1980er Jahre Privatradios in Deutschland und Österreich verboten waren, sendete man von Luxemburg aus. Das 1957 gestartete deutschsprachige Mittelwellen-Programm war auf den deutschen Schlager ausgerichtet.
Das Space Shuttle »Challenger« brach am 28. Jänner 1986 rund 70 Sekunden nach dem Start in Cape Canaveral auseinander, die Besatzung, fünf Astronauten, zwei Astronautinnen, kam dabei ums Leben.
Auf den US-Präsidenten Ronald Reagan wurde in Washington am 30. März 1981 ein Schussattentat verübt.
1989 erregte strenges, »schikanöses« Vorgehen des Kommandanten des Gendarmeriepostens in der Osttiroler Gemeine St. Jakob den Unmut der Bevölkerung und des Fremdenverkehrsvereins, es bildete sich laut »Kleine«»r«» Zeitung«, die Kofler hier laut Nachlass heranzog, ein »Personenkomitee zur Aufklärung der Vorfälle um Postenkommandant R. Müller«. (Hatz 1989)
Franz Schuhbetitelte seine Laudatio zur Verleihung des Bremer Förderpreises an Werner Kofler 1981 mit »Werner Kofler und die Sprengkraft der österreichischen Literatur.« Er bezog sich dabei kritisch auf die Wahrnehmung österreichischer Literatur im deutschen Feuilleton, die etwa zu der Artikel-Überschrift »Das Gedicht als Molotowcocktail« geführt habe. (Schuh 1981)
Kofler bezieht sich hier auf das Attentat auf Leopold Wagner (1927–2008), SPÖ-Politiker und Kärntner Landeshauptmann (1974–1988), am 6. Oktober 1987. Bei der Feier des 40-jährigen Maturajubiläums im »Volkskeller« in Klagenfurt folgte sein ehemaliger Klassenkollege, der Lehrer Franz Rieser, Wagner mit einem Revolver auf die Toilette und stellte ihn zur Rede, weil er sich bei einer Postenvergabe übergangen fühlte. Als Wagner ihm die Waffe entreißen wollte, feuerte Rieser. Der Politiker überlebte schwer verletzt, zog sich aber ein Jahr darauf aus der Politik zurück. Rieser wurde wegen schwerer Körperverletzung verurteilt und kam nach knapp drei Jahren frei.
1968 gegründetes internationales Festival für zeitgenössische Kunst
Im Nachlass findet sich das Programmheft dieser »Zauberflöte«-Inszenierung, der die folgende Aufzählung der beteiligten Sängerinnen und Sänger entnommen ist. (11/W7/1)
1980 gegründete Standesvertretung, die seit den 1990er Jahren neben den deutschsprachigen auch italienischsprachige und ladinische Autorinnen und Autoren als Mitglieder hat
Margarita Kyriaki (* 1942), Sopran, Musikausbildung in Athen, danach Musikhochschule inWien. Bühnendebüt als Paminain der Klagenfurter »Zauberflöte«1964/65. Danach Engagements in Wiesbaden und Graz, 1971–80 Mitglied der Wiener Volksoper, Gastauftritte an der Wiener Staatsoper und an Opernhäusern weltweit. »Ihr Repertoire für die Bühne war umfangreich und enthielt vor allem lyrische Sopranpartien, darunter auch Werke zeitgenössischer Komponisten.« (Kutsch/Riemens 2003, 2561)
Das Programmheft der »Zauberflöte«-Inszenierung am Klagenfurter Stadttheater der Spielzeit 1964/65v erzeichnet vier Besetzungen für die Partie des Tamino: Sowohl Anton Dermota (s. Eintrag ›Anton Dermota‹), der die Premiere sang, als auch William Blankenship (s. Eintrag ›William Blankenship‹) sind mit dem Kürzel »a.G.« versehen (»als Gast«), Hermann Rungewird genannt, der »junge Schwede« ist Curt Malm. Malm (* 1935) begann, nachdem er in Schweden 1957 einen Gesangswettbewerb gewonnen hatte, inWieneine Gesangsausbildung. 1989–2003 unterrichtete er »Musikdramatische Darstellung« an der Wiener Musikuniversität. (vgl. Hasitschka 2003, 215)
Kofler bezieht sich auf die Passage aus »Der Hirt auf dem Felsen«, in der ein Kustode durch den »Hattischen Kreis« und dessen Projektionen an Felswände führt und vom »Bildnis des Sensationsreporters Jeanee« spricht, »wie er während des Zusehens einem rumänischen Kleinkind sein gewaltiges Glied in den Mund steckt« (s. Eintrag ›Wie war ich entsetzt‹). Michael Jeannée, Reporter der »Kronen-Zeitung«, fühlte sich angesprochen und klagte Kofler und den Rowohlt-Verlag sowie den Literaturwissenschaftler Klaus Kastberger, über dessen Rezension in der Wochenzeitung »Falter« Jeannée auf die Passage aufmerksam (gemacht) wurde, auf üble Nachrede. Die Rechtssache endet mit einem Freispruch für Kofler und Kastberger am 1. 7. 1993; das Oberlandesgericht Wien gibt der darauffolgenden Berufung des Privatklägers in seiner Verhandlung am 9. 5. 1994 nicht recht (im Nachlass, 11/W14/S1, 2).
1950/51 errichtete die der SPÖ nahestehende Organisation »Volkshilfe« im Hörndlwald (Wien-Hietzing, zwischen Krankenhaus Lainz und Lainzer Tiergarten) ein Heim, das in erster Linie »der Jugend« als »internationale Kulturstätte« zur Verfügung stehen sollte. 1965 wurde es nach dem Gründer der Volkshilfe, dem SPÖ-Politiker Josef Afritsch (1901–1964), benannt. Das »ungewöhnliche Bauwerk« habe, so der Architekturkritiker Friedrich Achleitner, »architektonische Träume der fünfziger Jahre [vermittelt]: Naturverbundenheit, Öffnung zu Luft, Sonne und Landschaft, aber auch zu den Kulturen der Welt« (Achleitner 1995, 16). 2013 wurde es abgerissen.
TopographieOrtschaftPersonPolitikerInAutorIn/JournalistInEreignis
Nachdem im März 1945die Wiener Staatsoper durch Bombentreffer großteils zerstört wurde, nahm der Wiederaufbau zehn Jahre in Anspruch. Die Wiedereröffnung fand mit Beethovens »Fidelio« am 5. November 1955statt. Dirigent war Staatsoperndirektor Karl Böhm, die Inszenierung leitete Heinz Tietjen – der Uraufführungsregisseur von Egks »Joan von Zarissa« 1940 –, Anton Dermota sang die Partie des Florestan.
PersonMusikerInSchauspielerIn/RegisseurInMedienMusikEreignis
Der Archivar des Kärntner Landesarchivs, Karl Dinklage, gründete 1961 den Verein Robert-Musil-Archiv, 1980 wurde das Musil-Museum eröffnet. Auf Betreiben Dinklages gelangte der persönliche Nachlass Musils nach Klagenfurt. 1987 erwarb die Stadtgemeinde Klagenfurt das »Musil-Haus«. Nach dem Tod Dinklages 1987 leitete Josef Strutz das Musik-Archiv. Heute beherbergt das »Musil Haus« auch das Robert-Musil-Institut für Literaturforschung sowie das Kärntner Literaturarchiv und ist der Universität Klagenfurt angeschlossen.
1982 wurde dem Artikel 17 des österr. Bundesverfassungsgesetzes, der die Freiheit der Wissenschaft und ihrer Lehre festlegt, der Artikel 17a hinzugefügt: »Das künstlerische Schaffen, die Vermittlung von Kunst sowie deren Lehre sind frei.« (www.ris.bka.gv.at/GeltendeFassung.wxe?Abfrage=Bundesnormen&Gesetzesnummer=10000006, 15. 3. 2018)
Das heutige Saarländische Staatstheater in Saarbrücken wurde 1938 von Adolf Hitler als »Gautheater Saarpfalz« eröffnet.
Kofler erwähnt hier seine allererste Veröffentlichung, die 1963 in der »Kärntner Volkszeitung« erschien – ein traditionell erzählter Prosatext zur Thematik des »kleinen Grenzverkehrs« Villach-Tarvis.
Die bedeutendste literarische Veranstaltung in der NS-Zeit, organisiert von Goebbels’ Ministerium. Das erste der alljährlichen »Großdeutschen Dichtertreffen« fand 1938 statt, aus Österreich waren Franz Tumler und Gertrud Fussenegger dreimal eingeladen (vgl. Baur/Gradwohl-Schlacher 2014, 35), der von Kofler erwähnte Karl Heinrich Waggerl einmal.
Das psychiatrische Krankenhaus im Bundesland Vorarlberg befindet sich in Rankweil (bis 1993 als »Landes-Nervenkrankenhaus Valduna«). Stammheim ist das berüchtigte Gefängnis bei Stuttgart, in dem die »erste Generation« der RAF-Terroristen inhaftiert war und wo 1977 die »RAF-Anführer« Andreas Baader, Gudrun Ensslin und Jan-Carl Raspe Suizid begangen. Warum Kofler diese Kontamination nach Götzis verlegt, konnte nicht eruiert werden.
Als »Grenzlandtheater« bezeichnete man im Nationalsozialismus Theater in den an damaligen Reichsgrenzen gelegenen Städten; sie wurden entweder neu errichtet oder bestehende Theater (renoviert und) umbenannt. Das »Kärntner Grenzlandtheater« ging 1938 aus dem Stadttheater Klagenfurt hervor: »Nun wird es also im Großdeutschen Reich, seiner Bestimmung gemäß, Träger und Künder deutscher Kultur an der Südostgrenze des Reiches werden.« (Kärntner Grenzruf, 1.9.1938) Im November 1939 sowie im Oktober 1943 stand Mozarts »Zauberflöte« auf dem Programm, eine Übernahme der Inszenierung aus der Spielzeit 1913/14. (vgl. Rudan 1960, 318 u. 328)
Das Amtsgeheimnis ist in Österreich seit 1925 eine in der Verfassung festgeschriebene Auflage für Verwaltungsbeamte der Gemeinden, Länder und im Bund (seit 1979 im Beamten-Dienstrechtsgesetz geregelt).
Die Zeitschrift »profil« veröffentlichte im Jänner 1976 einen ausführlichen Artikel über die Zustände im Psychiatrischen Krankenhaus der Stadt Wien »am Steinhof« und beschleunigte damit eine Kampagne zur Reform der Psychiatrie in Österreich. Dem Bericht aus »Steinhof« folgte die Tagebuchaufzeichnung eines Pflegers aus der Nervenheilanstalt Valduna in Vorarlberg (vgl. [red.] 1976b). Die Daten und Behauptungen, dass es zu wenig qualifiziertes Pflegepersonal und für 2600 Patienten nur eine Telefonzelle gebe, dass pro Spitalsbett hier nur 280 Schillinge pro Tag zur Verfügung stünden, dass 47 Ärzte hier arbeiteten, entnahm Kofler dem »profil«-Artikel. Auch die Aussage, dass man gezwungen sei, jeden Pfleger, der sich melde, zu nehmen (»Wir geben jedem eine Chance«), entstammt diesem Artikel, allerdings wird damit der Leiter der Pflegeschule, kein Primar zitiert (vgl. [red.] 1976a, passim).
Am 9. Parteitag der Kommunistischen Partei Chinas 1969, der Mao in seiner wiedererrungenen Macht festigen sollte, wurde sein innerparteilicher Gegner Liu Schao-Tschi als »absolut besserungsunwilliger Machthaber auf dem kapitalistischen Weg« bezeichnet (vgl. Kraus 1979, 350).
In seiner viel diskutierten Rede »In den Kämpfen dieser Zeit« auf dem VIII. Schriftstellerkongress der DDR im Jahr 1978 kritisierte Stephan Hermlin (1915–1997) die einschränkende Orientierung der offiziellen DDR-Kulturpolitik und beschrieb seine Vorstellung der Rolle des Schriftstellers mit den Worten: »Es ist das Vorrecht der Dichter, vernunftlos zu träumen. Es ist das Vorrecht der Vernünftigen, sie zu verlachen. Aber die Träume gehen weiter, unbeschadet des Gelächters, das um sie her erschallt [...].« (Hermlin 1983, 388)
Das Schlagwort Chile bezieht sich auf den Militärputsch 1973, der den Diktator Augusto Pinochet an die Macht brachte. Für die Linke Europas war die Unterstützung der konservativen Opposition während der »Volksfrontregierung« Allende durch den US-Geheimdienst CIA, die 1974 von der Regierung bestätigt wurde, Stein des Anstoßes. Durch Aktenöffnungen 1998 wurden die Gerüchte, die CIA habe die Putschvorbereitungen unterstützt, bestätigt (vgl. Capdepón 2015, 94).
Hanns Gobsch (1883–1957), Offizier im Ersten Weltkrieg, »seit 1922/23 in Oberbayern tätiger Kämpfer für Hitler« (Klee 2009, 168), ließ sich in Murnau nieder, erfolgreicher Bühnenautor der NS-Zeit, Werkliste ohne Unterbrechung von 1927 bis 1948, vor allem historische Stoffe (vgl. Kosch 1953, 567). »Maria von Schottland. Drama der Leidenschaft in fünf Akten« liefert die »Vorgeschichte« zu Schillers »Maria Stuart«, das Stück wurde – zugleich mit Chemnitz und Augsburg – am 7. Februar 1940am »Kärntner Grenzlandtheater« uraufgeführt. (vgl. Rudan 1960, 101 u. 318)
In Paraguay putschte sich 1954 General Alfredo Stroessner an die Regierung. Seine strikt antikommunistisch ausgerichtete Diktatur hatte bis 1989 Bestand und wurde von den USA gestützt (vgl. Potthast 2008, 486).
1975 intervenierten kubanische Truppen im angolanischen Bürgerkrieg, der nach der Unabhängigkeit 1974 ausgebrochen war. Dadurch konnte sich die marxistische MPLA-Bewegung (Movimento Popular de Libertação) 1976 gegen Truppen aus Zaire und Südafrika sowie die von den USA unterstützte FNLA (Frente Nacional de Libertação) durchsetzen und ein Einparteiensystem und eine »Volksrepublik« etablieren.
Kofler bezieht sich hier auf die intensiv diskutierte Errichtung eines »Deutschen Historischen Museums« in Berlin, das schließlich 1991 im Berliner Zeughaus eröffnet wurde (s. Eintrag ›Geschichte als Erlebnisraum‹).
1973 schlossen die USA mit Nordvietnam einen Waffenstillstand. Die Aussage, dass der »Norden nun den Süden überfallen habe«, bezieht sich wohl auf die Eroberung des Südteils durch nordvietnamesische Truppen im Frühjahr 1975.
Mao-Bibel: saloppe Bezeichnung für die Publikation »Worte des Vorsitzenden Mao Tsetung«, die 1965 in China, 1967 in Deutschland erstmals veröffentlicht wurde. Die Publikation – stets in rotem Einband, daher auch »rote Bibel« genannt – bildete die Grundlage des Maoismus und war von einigem Einfluss auf die Studentenbewegung 1968 und die daraus hervorgegangene »Neue Linke«.
Udo Proksch (1934–2001), »Freund der Mächtigen und Bonvivant« (Pretterebner 1987, 13), übernahm 1974 die Führung der Wiener »Hofkonditorei« Demel, wo er in der Folge seinen vor allem von sozialistischer Prominenz frequentierten »Club 45« betrieb. Von hier aus habe sich für Prokscheine »ideale Drehscheibe für den illegalen Waffenhandel« (Pretterebner 1987,88) ergeben, der Verteidigungsminister und ein leitender Geheimdienstbeamter waren Mitglieder in der »roten Loge«. 1977 sank der von ihm gecharterte Frachter »Lucona« nach einer Explosion, sechs Menschen starben. Erst 1992 wurde Proksch – nach der Aufdeckung durch den Journalisten Hans Pretterebner– dafür verurteilt, er starb in Haft.
Kleist beging mit Henriette Vogel, die er erst kurz zuvor kennenlernte, am 21. November 1811 am Wannsee mit einer Pistole Selbstmord.
Dieter Roth (1930–1998), Schweizer Dichter und Künstler (er verwendete verschiedene Schreibweisen seines Namens), schuf vielfältige Werke zwischen Konkreter Poesie, Eat Art, Fluxus und Happening. Roth zertrampelte in der Düsseldorfer Kunsthalle 1979 ein Kunstwerk von Beuys. »Warum hast du das denn nur gemacht, fragte Beuys [...]. Er sei halt neidisch gewesen, sagte Roth. Neben Beuys’ martialischer Installation in der Kunsthalle habe er seine eigene Arbeit gestellt, einen albernen Campingtisch mit Plastikeimer, als ironischen Kommentar. Die Besucher hätten sich nun auf Roths Campingstühle gesetzt, um sich in die Arbeit von Beuys zu vertiefen. Nach dem Gespräch erklärte Beuys die Zerstörung zum Gemeinschaftskunstwerk Beuys/Roth« (Müller 2008).
»Das Gespenst« (1982): Film von Herbert Achternbusch, in dem Jesus in der Gegenwart auf die Erde zurückkehrt. Nachdem der Film in Deutschland in die Kinos gekommen war und Anzeigen zu keiner gerichtlichen Beschlagnahme geführt hatten, agitierten in Österreich 1983 Privatpersonen gegen den Film und erreichten eine Beschlagnahme. Die weiteren gerichtlichen Instanzen änderten diesen ersten Beschluss nicht mehr ab und konzedierten dem Film – unter Bezug auf den »religiös normal empfindliche[n] Durchschnittsmensch« (zit. n. Eilmansberger 1987, 36) – Blasphemie. 1984 wurde der Film nach § 33 Mediengesetz (»Einziehung«) eingezogen.
PersonAutorIn/JournalistInMedienFilm/Fernsehen/RadioEreignis
Der im Schweizer Exil lebende deutsche Schriftsteller Kurt Kläber (1897–1959) veröffentlichte unter dem Pseudonym Kurt Held 1941 den Jugendroman »Die rote Zora und ihre Bande«, inspiriert von einer Jugoslawien-Reise des Autors im Jahr davor. Um 1974organisierte sich in der BRD unter diesem Namen eine linksextreme Frauengruppe (eine Abspaltung der »Revolutionären Zellen«), die mit terroristischen Formen (Anschläge auf Institute und Wirtschaftsunternehmen) gegen das Patriarchat und ,strukturelle Gewaltverhältnisse‘ (u.a. Gentechnik, Ausbeutung von Arbeitern in der Dritten Welt) protestierten.
Der hier als »Amtsdeutsch« eingeführte Begriff »Mündigung« ist im allgemeinen Sprachgebrauch unbekannt, er meint offensichtlich eine Feststellung des Zustands der Mündigkeit, in Opposition zur Entmündigung. Zur Zeit der Abfassung von »Ida H.« war noch die »Entmündigungsordnung« aus dem Reichsgesetzblatt 1916 in Kraft (s. Eintrag ›Aus dem Allgemeinen Bürgerlichen Gesetzbuch‹); 1984 wurde die Entmündigung in Österreich durch die Sachwalterschaft ersetzt. »Sinn und Hauptzweck des Entmündigungsverfahrens ist es, den Geisteskranken und Geistesschwachen […] in wirtschaftlicher und privatrechtlicher Hinsicht vor Nachteilen zu bewahren und sie vor Angriffen gegen sich selbst und im Falle ihrer Gemeingefährlichkeit die Allgemeinheit vor ihnen zu schützen« (Harrer/Gross 1978, 2). Es bestanden zwei Stufen der Entmündigung: Bei der vollen Entmündigung wurde die Person einem Kind unter 7 Jahren gleichgestellt und einem Kurator unterstellt, bei der beschränkten gestand man dem »Geisteskranken« eine teilweise Handlungsfähigkeit zu.
Von Lublin aus wurde 1942/43 unter der Leitung von Odilo Globocnik (s. Eintrag ›Globotschnigg‹) die »Aktion Reinhardt« organisiert, die systematische Ermordung der jüdischen Bevölkerung im »Generalgouvernement« Polen. In hohen Funktionen daran beteiligt waren Ernst Lerch (s. Eintrag ›Tanzcafé Lerch‹) und der Oswald Pohl (1892–1951), General der Waffen SS, der ab 1942 das SS-Wirtschafts- und Verwaltungshautamt leitete, dem die »Generalinspektion Konzentrationslagerwesen« unterstand.
1999 vermerkt der »Gemeindebote Iselsberg/Stronach« in einer Chronik einen Brand aus dem Jahr 1935; der Ort trage seither die Bezeichnung »Brandstatt«. (Gemeindebote 1999, 12) s. Eintrag ›Plattnerhof‹
Der Wiener Aktionskünstler Otto Muehl hatte 1970 in seiner Wiener Wohnung eine Kommune gegründet, die 1972/73 auf den sogenannten Friedrichshof in der Parndorfer Heide zwischen Zurndorf und Weiden nordöstlich des Neusiedlersees übersiedelte. »Insgesamt verlief die Entwicklung der ersten Jahre recht spontan und chaotisch, die Kommune verstand sich als Stammeshorde, die sich um einen charismatischen Häuptling/Schamanen versammelt« (Schär 2015, 1). Die Kommune radikalisierte sich ab Mitte der 1970er Jahre nach der »Aktionsanalytischen Organisation« und setzte ihre Prinzipien fest: »›Selbstdarstellung, freie Sexualität, Gemeinschaftseigentum, gemeinsame Arbeit und Produktion, gemeinsames Kinderaufwachsen, direkte Demokratie.‹ Diese Vorstellungen waren nicht besonders originell, sondern wurden zu jener Zeit in der linksalternativen Szene vielfach diskutiert. Das Neue an der AAO war weniger die Ideologie, als ihre radikale und – wie sich später zeigen sollte – zunehmend auch rücksichtslose Umsetzung« (ebd.).
Die Entführung von Hanns Martin Schleyer (1915–1977) war das zentrale Ereignis des »Deutschen Herbstes« im Jahr 1977: Aufgrund seiner NS-Vergangenheit geriet der Arbeitgeberpräsident ins Visier der RAF, die mit seiner Geiselnahme die Freilassung inhaftierter Genossen erpressen wollte. Bis heute ist ungeklärt, welcher der Terroristen Schleyer erschoss.
Tibor Foco (* 1956), ehemaliger Nachtklubbesitzer, 1987 wegen Mord zu lebenslanger Haft verurteilt, begann während der Haft ein Jusstudium. 1995 flüchtete Foco während eines Studienausgangs aus der Haft in Linz, er lebt seitdem an einem unbekannten Ort und ist zur Fahndung ausgeschrieben. Das Bundeskriminalamt hat (Stand 2015) eine Belohnung von EUR 2900 für Hinweise ausgesetzt, die zur Ergreifung Focos führen. Foco flüchtete mit Motorrad, das ihm Komplizen zur Verfügung stellten. Foco war früher Motorrad-Straßenrennen gefahren, allerdings ohne nennenswerten Titel.
1971 erwarb Hermann Nitsch Schloss Prinzendorf im niederösterr. Weinviertel. Dort verwirklichte er – etwa im »Drei Tage Spiel« 1984 – seine Vorstellungen des »Orgien Mysterien Theaters.«s. Eintrag ›Prinzendorf‹
Die Klagenfurter »Landes-Irrenanstalt« wurde 1877 nach langer Planungs- und Vorbereitungsphase eröffnet, 108 »Pfleglinge« zogen ein, bald war die Anstalt jedoch zu bis zu 200 Prozent überbelegt. 1896 wurde daher zusätzlich eine »Landes-Irren-Siechen-Anstalt« errichtet, in der als unheilbar krank eingestufte Patienten billiger untergebracht werden konnten (vgl. Posch 1987, 231f.). Während der NS-Herrschaft erfolgten auch in Klagenfurt Zwangssterilisationen, hunderte Patienten wurden nach Hartheim geschickt und dort ermordet.
Der Südtiroler Lehrer Franz Innerhofer (1884-1921) gilt als erstes Opfer faschistischen Terrors. Er wurde am 24. April 1921 (»Bozner Blutsonntag«) während des Angriffs hunderter Faschisten auf einen traditionellen Umzug erschossen. Die Überführung der Leiche Innerhofers in seinen Geburtsort Marling wurde zu einer politischen Kundgebung. (vgl. Lechner 2014, 42f.)
Kofler bezieht sich auf die Aktion »Ihr Liebling. Die große Kinderfotoserie des »Kurier«« im März 1977, bei der Leser Fotos ihrer Kinder (unter dem Kennwort »Mein Liebling«) an die Zeitung schicken konnten, die dann eventuell veröffentlicht wurden. Ein Zeitungsausriss mit Annotation hat sich in einem Nachlassteil erhalten (161/KOFL).
In Österreich wurde mit 1. 1. 1975 der Schwangerschaftsabbruch während der ersten drei Monate straffrei. In Deutschland wurde 1974 die Fristenlösung parlamentarisch beschlossen. Der Beschluss errang jedoch nicht Gesetzesrang, weil das Bundesverfassungsgericht dem Embryo das Recht auf körperliche Unversehrtheit zusprach – vier Indikationen waren ausgenommen (etwa Schwangerschaft durch Vergewaltigung). Das blieb bis 1993 Rechtsstatus.
El-Alamein ist eine ägyptische Stadt am Mittelmeer, rund 100 km westlich von Alexandria. Bekannt ist der Ort wegen zweier Schlachten während des Zweiten Weltkriegs, in denen die britische Armee 1942 mit Verbündeten die deutschen und italienischen Truppen schlagen konnte. Der Gefallenen beider Seiten wird in großen Denkmälern gedacht.
Am 12. September 1976 kündigte die »Kronen-Zeitung« die Durchführung der »Volksbefragung-Fernsehen« an. Dabei würde einerseits der »Hans-Moser-Fernsehpreis aus purem Gold« für den größten »Fernsehliebling« gewählt, andererseits sollen mit der Befragung die »geheimen TV-Wünsche aller Österreicher und aller Altersstufen« offengelegt werden (31). Der von der Kronen-Zeitunggestiftete »Hans-Moser-Fernsehpreis aus purem Gold« soll jener Persönlichkeit zuerkannt werden, die »die meisten Stimmen als beliebtester Fernsehstar erhalten wird« (31).
PersonSchauspielerIn/RegisseurInMedienZeitung/ZeitschriftEreignis
»Am Karfreitag, dem 4. April 1980, betrat eine 16 Jahre alte junge Frau ein Haus nahe der Oper […] und tastete nach dem Lichtschalter. Nachdem sie den Schalter umgelegt hatte, blieb es jedoch dunkel. Sie wollte dennoch die Treppe zur Werkstätte hinaufgehen, als der Täter sich auf sie stürzte und ihr mit einem Messer fünfmal in die Brust und in den Rücken stach.« Verbrechen und Tätermotiv blieben unaufgeklärt (Edelbacher 2012, 29).
Das F anstelle des V dürfte auf die FPÖ (Freiheitliche Partei Österreichs) verweisen, möglicherweise auf Jörg Haiders Versuch, aus der Partei eine (Männer-)Bewegung zu machen: Der 22. Bundesparteitag 1995 beschloss, den Parteinamen in »F-Bewegung« umzubenennen, beim darauffolgenden Parteitag wurde der alte Name wieder eingeführt – Haider war am Widerstand der Funktionäre gescheitert (vgl. Matjan 1998,258).
In der Nähe des Dorfes Treblinka nordöstlich von Warschau wurde im Rahmen der »Aktion Reinhardt« ein Vernichtungslager errichtet. Hier wurden nach Schätzungen 1942/43 bis zu einer Million Menschen ermordet. In der Nähe befand sich 1941–1944 das Arbeitslager Treblinka. 2001 gab Kofler seinem Theaterstück über Ernst Lerch, den Adjutanten Globocniks, den Titel »Tanzcafé Treblinka «(s. Eintrag ›Tanzcafé Treblinka‹).
Der Lokalhistoriker August Walzl schildert die Vorkommnisse Anfang Mai 1945 folgendermaßen: Die britischen Angriffseinheiten seien erst nach der deutschen Kapitulation in Villach eingerückt, ihnen seien »Gruppen der Royal Engineers und des Royal Corps of Signals gemeinsam mit den ersten Verwaltungsgruppen« gefolgt – letzteren habe sich der spätere Bürgermeister »Viktor Petschnik als Führer des schon bestehenden kommissarischen Stadtrates« vorgestellt (Walzl 2005, 14).
Die am 1. 8. 1975 in Helsinki unterschriebene Schlussakte der KSZE (Konferenz über Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa) gliederte sich in drei Arbeitsfelder, die man auch als »Körbe« bezeichnete. Diese Dreiteilung hat bis heute in den »drei Dimensionen« der OSZE Bestand (1: Sicherheit und Abrüstung; 2: Wirtschaft, Wissenschaft, Technik, Umwelt; 3: humanitäre Belange).
Nach jahrelangen Auseinandersetzungen um den Schutz der deutsch- und ladinischsprachigen Bevölkerung in Südtirol wurde 1969 das sogenannte Südtirol-Paket, das die gesetzlichen Voraussetzungen für eine Autonomie enthielt, unterzeichnet. Es trat 1972 in Kraft.
Von Studentenführer Rudi Dutschke (1940–1979) geprägte Formulierung in seiner Forderung an die sozialrevolutionären Kräfte Deutschlands, das seiner Meinung nach repressive und manipulative gesellschaftliche und politische System durch die berufliche Praxis in Behörden, Schulen und anderen Institutionen zu verändern. Anspielung auf den historischen »Langen Marsch« Mao Tse-tungs 1934/35, bei dem er die kommunistischen Truppen der chinesischen Roten Armee über rund 12.000 Kilometer von Kiangsi nach Schensi führte und der als Symbol für den Sieg der Revolution gilt.
Mit dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurden auf Grundlage der »Beneš-Dekrete« 1945/46 die »Deutschböhmen« und »Deutschmährer« Tschechiens verwiesen. Das deutsche »Bundesvertriebenengesetz« 1953 bezeichnet jene Personen als »Heimatvertriebene«, die 1937 auf einem Gebiet des Deutschen Reichs oder der österreichisch-ungarischen Monarchie (Zustand 1914) gelebt haben und dann vertrieben wurden (Bundesvertriebenengesetz 1953, 201).
1976 beschäftigte ein Fall von Exorzismus die Öffentlichkeit: eine 23-jährige Studentin starb, weil katholische Priester und gläubige Eltern Dämonen beschworen und Ärzte zur Behandlung der psychotischen Störung verschmähten. Unter den Wesen, von denen die Frau angab, besessen zu sein, waren nicht nur Lucifer und Judas, Kain, Nero und Hitler, sondern auch ein »Pfarrer Fleischmann«, der im 16. Jahrhundert ein Mädchen verführt und umgebracht haben soll. (vgl. Der Spiegel 1978)
Anspielung auf zwei zentrale Ereignisse der jüngeren Geschichte Österreichs, in denen der Österreichische Gewerkschaftsbund (ÖGB) eine Rolle spielte. 1) Ende September 1950 kam es zu Streiks mit Ausschreitungen wegen geplanter Preissteigerungen. Da kommunistische Betriebsräte maßgeblich an der Organisation der Streiks beteiligt waren, wurde der »Oktoberstreik« – in einer Hochphase des Kalten Kriegs – auch als kommunistischer Putschversuch interpretiert. (vgl. Rathkolb 1991) Der Chef der Bau- und Holzarbeitergewerkschaft, Franz Olah, mobilisierte »Schlägertrupps«, um gegen die kommunistischen Anführer der Streiks vorzugehen und den Streik zu beenden. 2) Als es vor Baubeginn eines Donaukraftwerks bei Hainburg1984 zu Protesten von Umweltschützern kam, trat ÖGB-Chef Anton Benya vehement für den Bau ein. Als Kraftwerksgegner im Dezember 1984 den Baubeginn durch die Besetzung der Stopfenreuther Au verhinderten, kündigte Benya die Bereitschaft der Gewerkschaft zu einer gewaltsamen Räumung des Baugeländes an. Eine angekündigte Großdemonstration der Bau- und Holzarbeitergewerkschaft vor Ort, die wahrscheinlich zu gewalttätigen Auseinandersetzungen geführt hätte, wurde auf Betreiben von Bundeskanzler Sinowatz abgesagt. Benya erreichte aber eine Räumung des Geländes am 19. Dezember durch die Polizei. Die Besetzung konnte dadurch allerdings nicht längerfristig verhindert werden, Regierung und ÖGB mussten schlussendlich einlenken. (vgl. Kriechbaumer 2008, 308–310)
Anspielung auf Kurt Waldheim (1918–1907): Kofler impliziert aus dem physiologisch-antisemitischen Vorurteil der Hakennase eine Antithese zu Waldheims Kampagne zur Bundespräsidentenwahl 1986, in deren Verlauf es zu einem Aufwallen des Antisemitismus in Österreich kam (s. Eintrag ›Waldheim, er ist gerade nicht da‹).
Der Nordatlantik-Pakt, die NATO (North Atlantic Treaty Organisation), war seit dem »Doppelbeschluss« 1979 und der daraus folgenden Stationierung von Atomraketen in Deutschland 1983 massiven Protesten ausgesetzt.
Kofler zitiert hier aus dem im Nachlass erhaltenen Programmheft zur feierlichen Verleihung des Kulturpreises der Stadt Villach 1997 an den DirigentenHans Schamberger (11/W15/S1). 1991 hatte Kofler den Kulturpreis erhalten.
Zitat aus der »Innsbrucker Zeitung « vom 30. 10. 1935, »Großfeuer am«Iselsberg: »Von Lienz aus war das Feuer gut sichtbar. Am Beginn des Brandes schlugen hohe Feuersäulen zum Himmel, so daß die gegenüberliegenden Dolomitenwände blutrot erschienen.«Die Schilderung der Brandbekämpfung im Folgenden entstammen ebenfalls dem Artikel.
Wahrscheinlich spielt Kofler auf den nordital. Ort Domodossola an, der 1944 den Hauptort der »Partisanenrepublik Ossola« bildete, ein 44 Tage währendes demokratisches Interregnum, das das Val d’Ossola an der Grenze zur Schweiz zur »Zona liberata« im faschistischen Italien erklärte.
In Österreich wurden in den Jahren 1993 bis 1997 zahlreiche Bombenschläge verübt, zu denen sich eine »Bajuwarische Befreiungsarmee« bekannte. Durch diese rassistisch und völkisch motivierten Anschläge wurden vier Menschen ermordet, 15 Personen zum Teil schwer verletzt. 1999 wurde Franz Fuchs (1949–2000) als Einzeltäter für diese Taten schuldig gesprochen, die Mitbeteiligung einer sich als »Bajuwarischen Befreiungsarmee« bezeichnenden rechtsextremen Terrorgruppe wurde als unwahrscheinlich eingestuft (vgl. u.a. Ehrlich 2006, 250).
Nachdem Josef Weinheber (1892–1945) mit dem Gedicht »Dem Führer« bereits eine Eloge zu Hitlers 50. Geburtstag 1939 geschrieben hatte, entstand – offensichtlich bei einem Treffen mit dem Intendanten des Reichssenders, Veit Roßkopf – im Jänner 1939 die Idee einer »Fleißaufgabe« (Berger 1999, 300). Das »Hörspiel« »Die Hohen Zeichen«, für das Werner Egk Fanfaren- und Orgelmusik komponierte, bezieht sich auf die Übersiedlung der Reichsinsignien von Wien nach Nürnberg. Im ersten Teil rufen Schwert, Krone, Zepter und Reichsapfel chorisch nach dem »Einen«, der zweite thematisiert die »Wanderschaft« der Insignien, der dritte sei, so Weinheber, »als Apotheose der endlich vollzogenen Einheit des Reiches und des Mannes zu verstehen, der sie schuf« (zit. n. Berger 1999, 299). Das Stück wurde am 19. April 1939, am Vorabend des »Führer-Geburtstags«, im Rundfunk gesendet, Egk dirigierte die Ursendung in Leipzig selber. (vgl. Herbort 1970)
PersonAutorIn/JournalistInNationalsozialistInMusikerInMedienMusikZitateEreignis
Die Überschrift des im Folgenden paraphrasierten Beitrags in der »Innsbrucker Zeitung« vom 30. 10. 1935lautete: »Großfeuer amIselsberg«.
Kofler bezieht sich hier auf die in »Am Schreibtisch« ausgeführte Klagenfurter »Stadttheaterzauberflöte« (s. S. II/64f.)
Mit Unterbrechungen gibt es die allgemeine Wehrpflicht in Österreich seit 1868. Nach dem Staatsvertrag 1955 wurde das neue österr. Bundesheer wieder nach dem System der allgemeinen Wehrpflicht eingerichtet, allerdings erst 1975 auf verfassungsgesetzlicher Ebene. Die Dauer des Präsenzdiensts betrug zunächst neun Monate. Unter der Regierung Bruno Kreisky wurde sie 1971 auf acht Monate reduziert (vgl. APA 2011).
Hanns Martin Schleyer (1915–1977), 1933 SS-Mitglied, 1938–1939 in Innsbruck, dort an der Universität Leiter des »Studentenwerks« und Promotion zum Dr. jur., 1940 Wehrdienst, im Jahr darauf verletzungsbedingt wehrunfähig, ab 1943 Mitarbeit im »Zentralverband der Industrie für Böhmen und Mähren«, der für die »Arisierungen« in der tschechischen Wirtschaft und die Rekrutierung von Zwangsarbeitern zuständig war. Ab 1951 Tätigkeit bei Daimler-Benz, 1973 Wahl zum Präsidenten der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände. 1977 Entführung und Ermordung durch die RAF
Anspielung auf die Waldheim-Affäre: Kurt Waldheim, österreichischer Bundespräsident 1986–1992, hatte in biographischen Angaben seine Tätigkeit als Wehrmachtsoffizier am Balkan und in Griechenland nicht erwähnt und nach deren Bekanntwerden im Wahlkampf 1986 eine Beteiligung an sowie eine Kenntnis von NS-Verbrechen dementiert. (vgl. Gehler 1997)
Anspielung auf die Auseinandersetzungen um die Wiederaufbereitungsanlage im bayerischen Wackersdorf (Oberpfalz), die nach heftigen Protesten 1989 nicht in Betrieb genommen wurde
1975 wurde in Österreich ein Wehrersatzdienst im Ausmaß von acht Monaten eingeführt. Wer Gewissensgründe glaubhaft machen konnte, durfte statt dem »Dienst an der Waffe« Zivildienst – d.h. Tätigkeiten in Hilfseinrichtungen – verrichten (vgl. APA 2011).
Einige SS-Männer fingierten am 31. 8. 1939 einen polnischen Überfall auf den Sender Gleiwitz (poln. Gliwice), um »Beweise« für polnische Aggression und damit einen Kriegsgrund zu haben; Adolf Hitler sprach die von Kofler zitierten Worte in seiner vom Rundfunk übertragenen Reichstagsrede am Vormittag des 1. 9. 1939.
10. 5. 1940: Die Deutsche Wehrmacht beginnt den »Westfeldzug«, den Überfall auf die Beneluxstaaten.
Am 14. Juni 1940 veranstaltete die Wehrmacht in Paris eine Siegesparade auf der Avenue Foch neben dem Arc de Triomphe.
Am 24. August 1939 unterzeichneten der deutsche Außenminister, Joachim von Ribbentrop, und sein sowjetischer Amtskollege, Wjatscheslaw Molotow, in Moskau einen Nichtangriffspakt (»Hitler-Stalin-Pakt«).
TopographieOrtschaftPersonNationalsozialistInPolitikerInEreignis
Die Deutsche Wehrmacht griff am 22. Juni 1941 die Sowjetunion an.
In der Nacht vom 13. auf den 14. Februar 1945 flog die Britische Luftwaffe einen schweren Luftangriff auf Dresden, der die Innenstadt komplett zerstörte.
Mit dieser Bibel-Anspielung (2. Mose 3,11) verweist Kofler auf die Erwerbung eines großen, abgelegenen Grundstücks auf der Kanarischen Insel La Gomera, wohin nach der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl1986 ein Teil der Muehl-Kommune übersiedelte.
Laut Eigenaussage Werner Koflers sei in der Wiener Kunstakademie ein Plakatentwurf Adolf Hitlers verwahrt worden, der seiner Bewerbungsmappe entstamme. (vgl. Corrêa 2004, 108) Hitler hatte im Herbst 1907 vergeblich versucht, für ein Kunststudium an der Allgemeinen Malerschule der Wiener Kunstakademie aufgenommen zu werden, ein Jahr später versuchte er es erneut, scheiterte aber bereits in der ersten Auswahlrunde, der Zulassung zum Probezeichnen. (vgl. Hamann 1998, 62 f. u. 195–197)
Die Novemberpogrome 1938 fanden in der Nacht vom 9. auf den 10. November statt.
1998 trat die Rechtschreibreform, die eine Vereinfachung der deutschen Orthografie zum Ziel hatte, in Kraft. Die vom Mannheimer Institut für Deutsche Sprache in einem jahrelangen Prozess ausgearbeiteten Änderungen waren umstritten, viele Schriftstellerinnen und Schriftsteller wie Werner Kofler weigerten sich, als 1996 die bevorstehenden Änderungen publik gemacht wurden, ihre Schreibung umzustellen (»Frankfurter Erklärung«).
Der Dichter Jakob Michael Reinhold Lenz (s. Eintrag ›Lenz‹) wurde am frühen Morgen des 24. Mai 1792 tot in einer Straße in Moskau aufgefunden.
TopographieOrtschaftPersonAutorIn/JournalistInMedienEreignis
Im Vertrag von Maastricht (1992) haben sich die EU-Staaten zur Einhaltung von Konvergenzkriterien verpflichtet. Das beinhaltet u.a. eine festgelegte Bandbreite der Inflationsrate, eine Begrenzung des staatlichen Schuldenstands sowie des jährlichen Haushaltsdefizits.
Udo Proksch (1934–2001), »Freund der Mächtigen und Bonvivant« (Pretterebner 1987, 13), übernahm 1974 die Führung der Wiener »Hofkonditorei« Demel. 1977 sank der von ihm gecharterte Frachter »Lucona« nach einer Explosion, sechs Menschen starben. Die fingierte Ladung war eine Uranerzaufbereitungsanlage. Erst 1992 wurde Proksch – nach der Aufdeckung durch den Journalisten Hans Pretterebner – dafür verurteilt, er starb in Haft. s. Eintrag ›der Herr Industrieideologe‹
TopographieOrtschaftPersonUnternehmerInAutorIn/JournalistInMedienEreignis
Seit 1958 findet am Kärntner Ulrichsberg jährlich eine Gedenkfeier für die Gefallenen des Kärntner »Abwehrkampfes« von 1919 und der beiden Weltkriege statt. Teilnehmer sind ehemalige Wehrmachtsoldaten und Veteranenorganisationen aus ganz Europa. Das so genannte »Heimkehrertreffen« war immer wieder umstritten, weil es regelmäßig rechtsextreme und neonazistische Besucher anzog. 2009 stellte das Bundesheer seine Unterstützung für das Treffen ein und erteilte ein Uniformverbot für privat teilnehmende Soldaten (vgl. Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstands 2008).
Jack Unterweger (1950–1994) wurde 1976 wegen Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt. Im Gefängnis begann er zu schreiben und galt bald als »Häfenliterat«. 1990 wurde er aus der Haft entlassen, in der Folge gab es eine Serie von elf Prostituiertenmorden, 1994 wurde Unterweger vor Gericht für neun dieser Morde schuldig befunden. Da er nach der Verkündung des Ersturteils Selbstmord beging, wurde das Urteil nicht rechtsgültig.
Das »Festival junger Künstler Bayreuth« wurde 1950 unter der Patronage von Jean Sibelius von Herbert Barth gegründet und bietet jährlich zur Zeit der Bayreuther Festspiele Workshops.
1976 wurde der Verein »pro mente infirmis« gegründet, ein »Dachverband der Gesellschaften zum Schutze psychisch Behinderter für Österreich«. Darin schlossen sich anfangs die »pro mente«-Vereine Oberösterreichs, Salzburgs und Wiens zusammen; 1999 Umbenennung in »pro mente Austria«.
Radio Luxemburg startete 1933 als erster Privatsender Europas. Wegen des Verbots kommerziellen Radios in vielen Ländern sendete dieses Programm bis in die 1980er Jahre aus Luxemburg, mit Programmen in mehreren Sprachen.
Otto Rösch verweist in obiger Zeitungsmeldung nicht nur auf Engels, sondern auch auf Ferdinand August Bebel (1840–1913), sozialistischer deutscher Politiker und Publizist, Mitbegründer der deutschen Sozialdemokratie. Dieser, so Rösch, habe »sich 1881 für die allgemeine Volksbewaffnung ausgesprochen unter dem Motto: ›Jeder Bürger ein Soldat, jeder Soldat ein Bürger‹« (11/W4/1).
Figur im Theaterstück »Ein Sportstück« von Elfriede Jelinek, ein Alter Ego der Autorin. Die Uraufführung 1998 am Wiener Burgtheater inszenierte Einar Schleef.
TopographieOrtschaftPersonAutorIn/JournalistInSchauspielerIn/RegisseurInZitateEreignis
Die Uraufführung von Elfriede Jelinek Theaterstück »Ein Sportstück« unter der Regie von Einar Schleef fand am 23. 1. 1998 am Burgtheater statt. Legendär wurde der Kniefall des Regisseurs auf offener Bühne vor Direktor Peymann, als um 23 Uhr die Vorstellung noch nicht zu Ende war (nach diesem Zeitpunkt fallen hohe Überstundengebühren an) (vgl. Behrens 2003, 202). Am 15. März stand eine »Langversion« des Stücks auf dem Programm, zu dem die Zuschauer aufgefordert wurden, in Kostümen zu erscheinen.
PersonAutorIn/JournalistInSchauspielerIn/RegisseurInZitateEreignis
Der »Kulturverein Perchtoldsdorfer Kreis« war eine lose Vereinigung um den Journalisten Christian Ankowitsch und den Karikaturisten Tex Rubinowitz. Die am 14. 9. 1999 stattfindende Performance »Hermann Nitschfür Kinder« verantworteten maßgeblich die beiden Radiomitarbeiter Fritz Ostermayer und Thomas Edlinger. »Statt Blut fließen Ketchup, Tiramisu und Mayonnaise, statt Tierkadaver werden Plüschteddybären ausgeweidet und mit Fruchtsaft getränkt« (Paterno 2013, 157).
Anspielung auf den Namen Piffl-Percevic, dessen prominentester Träger Theodor Piffl-Perčević (1911–1994) war, 1964–1969 österr. Unterrichtsminister. Bekannt ist heute Piffl-Perčević als jener Minister, der Thomas Bernhards berühmte Rede zur Verleihung des »Kleinen Staatspreises« 1968 erbost verließ – worüber Bernhard in »Wittgensteins«»Neffe« schrieb.
Koflers Wohnung befand sich in einem »atypischen Gemeindebau«, einem Altbau in städtischem Besitz. Um das Jahr 2000 wurden 36 dieser Bauten privatisiert. Das Haus Hetzgasse 8 wurde 2001 für eine Million Euro verkauft und wurde in der Folge ein Ort verschiedener Immobilienspekulationen, die Mieter mussten ausziehen, ein Abriss stand im Raum – ein solcher ist seit 2016 erschwert, das Gebäude wurde in eine Schutzzone aufgenommen. Im Herbst 2020 zogen Hausbesetzer in das heruntergekommene Gebäude ein, die Polizei räumte nach kurzer Zeit (vgl. Bunke 2020).
Bei Neuwied ereignete sich am Abend des 22. Dezember 1947 ein schweres Zugsunglück. Zwei Schnellzüge stießen zusammen, 42 Menschen kamen dabei ums Leben. Weil ein Fahrgast am Bahnhof Fahr-Irlich – Kofler verändert den Ortsnamen geringfügig – im Dunkeln die Lüfterklappe mit der Notbremse verwechselt hatte, kam es zu einer Verzögerung. Da die Beleuchtung ausgefallen war, konnte der Lokführer eines Gegenzugs das Hauptsignal zum Halt auf der eingleisigen Strecke nicht sehen. »Zur gleichen Zeit konnte im anderen Zug die Notbremse gelöst und der Zug in Bewegung gesetzt werden. So bewegten sich beide Züge unweigerlich aufeinander zu« (Chartier 2017).
Im Nachlass Koflers befindet sich ein Konvolut an Gerichtsdokumenten zur Ehescheidung von Ingrid und Hugo Kronheim, Koflers Schwiegereltern. Die Scheidungsklage unter dem hier wiedergegebenen Titel wurde im April 1974 eingebracht. Im Juli 1974 folgte darauf eine »Widerklage«, die Verhandlung fand im Mai 1975 statt (11/W5/1–3).
Ernest Windholz (* 1960), österr. FPÖ/BZÖ-Politiker; das »Bündnis Zukunft Österreich« wurde 2005 von FPÖ-Mitgliedern rund um Jörg Haider gegründet. Im Jahr 2000 sorgte Windholz für einen Skandal, weil er auf dem Parteitag der FPÖ Niederösterreich bei der Ehrung langjähriger Parteimitglieder den Spruch »Unsere Ehre heißt Treue« einsetzte, angeblich ohne um die historische Bedeutung zu wissen. »Meine Ehre heißt Treue« war die Parole der SS (vgl. APA 2001).
Vermutlich Anspielung auf die FPÖ-Versammlung 2002 in der steirischen Stadt Knittelfeld. Auf diesem außerordentlichen Parteitag der FPÖ traten Zerwürfnisse innerhalb der Partei offen zutage, es konnte kein Kompromiss über die Linie innerhalb der regierenden FPÖ-ÖVP-Koalition erzielt werden. Federführend agierte im Hintergrund der 2000 als FPÖ-Bundesparteiobmann zurückgetretene Jörg Haider.
Bei einer Veranstaltung 1998 in der Alten Schmiede sorgte eine als antisemitisch empfundene Textstelle während der Lesung Werner Koflers für Empörung im Publikum. Es handelte sich vornehmlich um den Begriff »Judenblatt«, den Kofler in der ersten Druckversion von »Manker« in einer literarischen Invektive verwendete: »Bloß weil Sie in diesem Judenblatt, in dieser Lachnummer, in diesem Dreckmagazin, Sie wissen, welches [...]« (Kofler 1998, 107). In der Buchversion fehlt der Ausdruck. Die Alte Schmiede hat sich zwischen 1998 und 2004 nicht aktiv um eine Einladung Koflers bemüht. 2004, im Jahr der Veröffentlichung von »Kalte Herberge«, trat Kofler wieder in der Alten Schmiede auf (vgl. Neumann 2018).
Am 14. April 1988 wurde zwischen Pakistan und Afghanistan das so genannte Genfer Abkommen geschlossen, um den Sowjetisch-afghanischen Krieg zu beenden. Dem Abkommen gingen seit 1982 von den Vereinten Nationen initiierte Gespräche in Genf voraus.
Venezulanischer Terrorist (* 1949), bekannt unter dem Namen »Carlos, der Schakal«, verantwortlich für zahlreiche Anschläge in den 1970er Jahren, u.a. maßgeblich an der Geiselnahme von Ministern der OPEC (Organisation erdölexportierender Länder) 1975 in Wien beteiligt; seit 1994 in Frankreich inhaftiert, mehrfach zu lebenslanger Haft verurteilt
Oper aus dem Jahr 1903 von Eugen d’Albert (1864–1932) nach einem Libretto von Rudolf Lothar (1865–1943), zwischen 1940 und 1944 von Leni Riefenstahl mit ihr in der Hauptrolle verfilmt; Uraufführung des Films erst 1954. Als Statisten setzte Riefenstahl Sinti aus den Zwangsarbeiterlagern Salzburg-Maxglan sowie Berlin-Marzahn ein, von denen viele nach den Aufnahmen in Auschwitz ermordet wurden. Erst 2002 erwirkte eine Überlebende eine Unterlassungserklärung: »Demnach darf die wegen ihrer NS-Propagandafilme umstrittene Regisseurin nicht mehr behaupten, sie habe ›alle Zigeuner, die in ›Tiefland‹mitgewirkt haben, nach Kriegsende wiedergesehen. Keinem einzigen ist etwas passiert‹« ([red.] 2002).
TopographieOrtschaftPersonMusikerInAutorIn/JournalistInSchauspielerIn/RegisseurInMedienFilm/Fernsehen/RadioEreignis
Kofler bezieht sich auf den Mordversuch an Hannes Hirtzberger, Bürgermeister von Spitz, mit einer mit Strychnin vergifteten Praline im Februar 2008. Ein Verdächtiger wurde auf der Basis von DNA-Spuren verurteilt, gestand die Tat aber nie (vgl. APA 2018).
Name eines Baumeisters, der am 16. Juni 2004 mit seiner Geliebten in seiner Wohnung in der Wiener Messenhausergasse ermordet wurde (vgl. Grolig 2004)
Kofler greift für die Schilderung des Brandes auf die Berichterstattung zu einem Hotelbrand im Mai 1983 in Istanbul zurück. Das Hotel hieß dort allerdings »Washington« (vgl. Grolig 1983).
Im Sommer 1944 erfolgte der erste Luftangriff der alliierten Streitkräfte auf Villach (vgl. Neumann 2005).
Die Österreichischen Jugendkulturwochen in Innsbruck bestanden von 1950 bis 1969 und waren »ein höchst spannender Treffpunkt für die junge Generation der Schriftsteller, Musiker und Künstler der ersten Nachkriegsjahrzehnte bis in die späten sechziger Jahre« (Riccabona u.a. 2006, 7). Kofler war 1965 – damals erst 18 Jahre alt – erstmals zu Gast, 1967 und 1969 wurde er wieder eingeladen. Kofler war in Innsbruck als junger Lyriker vertreten, 1969 las er Texte aus der Sammlung »Örtliche Verhältnisse« (vgl. Riccabona u.a. 2006, 209). In diesem letzten Jahr der Jugendkulturwochen war Elfriede Jelinek zweifache Preisträgerin in den Sparten Prosa und Lyrik.
Helene von Damm (* 1938 als Helene A. Winter in Ulmerfeld, Oberösterreich), 1959 Auswanderung in die USA, Assistentin von Ronald Reagan, 1983–1985 US-Botschafterin in Wien, 1985 heiratete sie Peter Gürtler, den Besitzer des Hotels Sacher in Wien. In ihrer Autobiographie wird die Besteigung des Großglockners auf das Jahr 1984 datiert (vgl. Damm 1987, Abb. 18). Ihre mit viel Publizität verbundene diplomatische Tätigkeit bezeichnete Damm als »public diplomacy«, die Ersteigung des Großglockners fand ihr Echo bis in die »New York Times« (Markham 1985). s. Eintrag ›mit der amerikanischen Botschafterin auf dem Großglockner‹
TopographieOrtschaftBergPersonPolitikerInUnternehmerInMedienZeitung/ZeitschriftEreignis
»Den höchsten Punkt Österreichs, den Großglockner, erklomm gestern US-Botschafterin Helene von Damm«, berichtete am 27. 7. 1984 die »Neue Volkszeitung« und zitiert die Botschafterin: »›Es war schon sehr anstrengend‹, zog sie, gegen Abend in die ›Adlersruhe‹ zurückgekehrt, in einem Ferngespräch via Funktelefon ein erstes Resümee ihres ›Glocknerabenteuers‹« (Radinger 1984).
In Chioggia in Oberitalien wurde 1976 der Frachter Lucona von Proksch angeblich mit einer Uranerzaufbereitungsanlage beladen.
Franz Kafka gratuliert Herbert Eisenreichzum Gewinn des Franz-Kafka-Preises der Stadt Klosterneuburg
Der Franz-Kafka-Preis wurde von 1979 bis 2001 alle zwei Jahre von der Stadt Klosterneuburg und der Österreichischen Franz-Kafka-Gesellschaft an Schriftsteller verliehen. Im Jahr 1985 erhielt ihn Herbert Eisenreich.
Kofler bezieht sich hier auf eine im Nachlass in Kopie vorhandenen Vereinbarung zwischen der »Riefenstahl-Film G.m.b.H.« und der »Kriminalpolizeistelle Salzburg« aus dem Juli 1941 bezüglich der »Abstellung von Zigeuner [sic] für Filmaufnahmen – Aussengelände Mittenwald« für den »Tonfilm ›Tiefland‹«. Das zweiseitige Dokument ist von »Dr. Böhmer, SS-Sturmbannf. u. Krim.Rat« sowie »ppa. gez. Großkopf« (»ppa« bedeutet »per prokura«) gezeichnet.
TopographieOrtschaftPersonNationalsozialistInSchauspielerIn/RegisseurInMedienFilm/Fernsehen/RadioEreignis
Möglicherweise Anspielung auf den Tod des österr., international erfolgreichen Schauspielers Oskar Werner (1922–1984), der auf einer Rezitationstournee in Marburg an der Lahn nachts im Hotel einen Herzinfarkt erlitt (s. Eintrag ›in Marburg an der Lahn‹).
TopographieOrtschaftPersonSchauspielerIn/RegisseurInMedienEreignis