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»Kommentar«: sämtliche Stellenkommentare der Bände I–V der Printausgabe
»Hörspiele«: 15 von Koflers insgesamt 23 produzierten Hörspielen zum Anhören, zwei davon zusätzlich als Hörspieledition
»Film«: Video und »Partitur« von Werner Koflers Film Im Museum (1991)
»Forschung«: zwei Hörspieleditionen sowie drei Tools zu Koflers Textwelten (»Geografie«, »Ereignisse« und »Textnetzwerke«)

Kommentar



Werk 1

Werk 2

Werk 3

Werk 4

Werk 5

Klaus Wagenbach (* 1930), deutscher Verleger, promovierter Germanist, 1964 Gründung des eigenen Verlags, in dem 1975 Koflers »Guggile« erschien. Wagenbach verstand sich als explizit linker Verlag, zu Beginn der 1970er Jahre war der Verlag als Kollektiv organisiert. (Unter anderem) durch die Herausgabe von Texten Ulrike Meinhofs wurde er – in der Presse, durch polizeiliche Überwachung und durch Prozesse – zum ›Staatsfeind‹, im »bürgerlichen Lager« galt der Verlag damals als »Baader-Meinhof-Verlag« (vgl. Wagenbach 1989, 111).

PersonVerbrecherIn

»Black Jack«: 2003 uraufgeführtes Theaterstück von Franzobel, von der Lebensgeschichte Jack Unterwegers inspiriert

PersonAutorIn/JournalistInVerbrecherInZitate

Wilhelm Hengstler (* 1944), österr. Schriftsteller und Regisseur, verfilmte 1989 unter dem Titel »Fegefeuer« den Roman »Fegefeuer oder die Reise ins Zuchthaus« (1983) von Jack Unterweger

PersonAutorIn/JournalistInVerbrecherInMedienFilm/Fernsehen/RadioZitate

Franz Fuchs (1949–2000), österr. Terrorist und Bombenattentäter; zwischen 1993 und 1997 verübte er im Namen einer »Bajuwarischen Befreiungsarmee« rassistisch motivierte Brief- und Rohrbombenattentate; vier Personen kamen ums Leben, 15 wurden zum Teil schwer verletzt.

PersonVerbrecherIn

Otto Schily (* 1932), deutscher Politiker (Die Grünen, SPD) und Rechtsanwalt, ab 1968 Verteidiger von Gudrun Ensslin, einer der Verteidiger im »Stammheim-Prozess« 1975–1977, in den 1970er Jahren vehementer Kritiker einer Politik, die im Namen der Terrorismusbekämpfung Bürgerrechte einzuschränken sucht

PersonPolitikerInVerbrecherIn

Am 28. Februar stellten die Entführer in einem Brief an die deutsche Presseagentur ihre Forderungen: Freilassung von Gefangenen, die während einer Protestaktion gegen den Hungertod von Holger Meins (9. 11. 1974) inhaftiert wurden, Freilassung und Ausfliegen von sechs verurteilten Terroristen, Abdruck des Schreibens in den größten Tageszeitungen des Landes und »waffenruhe von seiten der polizei« (vgl. Dahlke 2007, 653). »die auswahl der häftlinge«, die laut Kofler »niemandem so recht klar« war, umfasste Verena Becker, Gabriele Kröcher-Tiedemann, Ina Siepmann und Rolf Heißler, allesamt Mitglieder der »Bewegung 2. Juni«, sowie die RAF-Mitglieder Horst Mahler und Rolf Pohle. Dass etwa Andreas Baader und Ulrike Meinhof nicht auf der Liste waren, verwunderte auch den Innenminister Walter Maihofer (vgl. Dahlke 2007, 654).

PersonVerbrecherInPolitikerInEreignis

Es gab keine eigentliche Gründung der Roten Armee Fraktion – als ihre erste Aktion gilt die Befreiung des inhaftierten Andreas Baaders auf einem bewachten Freigang im Mai 1970. Im Monat darauf veröffentlichte die Gruppe eine erste programmatische Erklärung, in der sie abschließend fordert: »Die Rote Armee aufbauen!« (Hoffmann 1997, 26); im Nachlass Koflers finden sich Ausgaben der Westberliner linksanarchistischen Zeitschrift »Agit 883«, die die Erklärung druckte, allerdings nicht die betreffende Nr. 62. 1971 taucht in »Das Konzept Stadtguerilla« – Kofler verweist in »Am Schreibtisch« auf diese »Untergrundschrift« in seinem Besitz (s. Eintrag ›Das Konzept Stadtguerilla‹) – erstmals die Bezeichnung »Rote Armee Fraktion« auf. Insgesamt spricht man von drei »Generationen« der RAF, 1998 wurde die Selbstauflösung der Gruppe erklärt.

PersonVerbrecherInMedienZeitung/ZeitschriftEreignis

»[D]ie Meidlinger Wirtshauskinder und Fleischergesellen Alois und Norbert Schmutzer, genannt die ›Schmutzer-Buam‹« (Marschall 2018), waren bekannte Protagonisten der Wiener Unterweltszene der 1960er Jahre, mit »zahllose[n] Anzeigen wegen Zuhälterei und Gewaltverbrechen« (Geher 1993, 149) und maßgebliche Verantwortliche in der »[b]lutige[n] Silvesternacht in der Wiener Unterwelt« im Jahr 1967, in der eine Gangsterbande in einer Straßenschlacht ihre Widersacher mit tödlichen Folgen niederknallte (vgl. Marschall 2018).

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PersonVerbrecherIn

Heinz Karrer: Protagonist der Wiener Unterwelt in den 1960er Jahren, in diverse blutige Auseinandersetzungen der so genannten »Platten« (Banden) verwickelt, ist er mehrfach »vor der herannahenden Polizei mit derselben Gewandtheit entschlüpft, die ihm später (als er während einer Gerichtsverhandlung im Grauen Haus aus dem Fenster sprang und entwischte) das Epitheton »Ausbrecherkönig« eintrug« (Gehrer 1993, 144).

PersonVerbrecherIn

Matthias »Motzl« Unger war ebenso wie die Gebrüder Schmutzer und Heinz Karrer ein im Zuge der Wiener »Platten«-Kriege mehrfach verurteilter Gewalttäter und Totschläger, ein »gefürchteter Messerstecher« (Gehrer 1993, 63).

PersonVerbrecherIn

»Schrei aus Stein«: Untertitel eines Bergfilms (1991) von Werner Herzog über die Besteigung des Cerro Torre in Patagonien; »Antwortloser Fels«: Zitat aus einer Prosa des »Häfenpoeten« Jack Unterweger (1950–1994), die Kofler gemeinsam mit Antonio Fian im Hörspiel Lombroso in Leibnitz oder Der afrikanische Bruder mehrmals zitiert ( Unterweger 1990, 45), s. Eintrag ›Antwortloser Fels‹

PersonSchauspielerIn/RegisseurInVerbrecherInMedienFilm/Fernsehen/Radio

Spitzname des Wiener Unterweltgangsters Josef Angerler (1917–1967), »verbrachte die Kriegsjahre im Konzentrationslager. Angeblich wegen politischer Delikte. 1947 wurde er erstmals wegen Falschspielens verurteilt. Bis zu seinem blutigen Ende 1967 brachte er es auf 35 Vorstrafen« (Gehrer 1993, 143).

PersonVerbrecherIn

Spitzname von Wanda Kuchwalek (1947–2004), Figur der Wiener Unterwelt der späten 1960er und 1970er Jahre und als weibliche Zuhälterin eine Ausnahmeerscheinung. Wegen verschiedener Gewalttaten verbrachte sie insgesamt knapp 20 Jahre im Gefängnis; »ihre Widersacher traktierte sie mit Totschläger, Pistole und Rasierklinge. Offiziell hatte sie zwar niemanden umgebracht, doch zwei ihrer Mädchen verübten in ihrer Wohnung Selbstmord. Aus Verzweiflung« (Marschall 2018).

PersonVerbrecherIn

Anspielung auf Udo Proksch (1934–2001), »Freund der Mächtigen und Bonvivant« (Pretterebner 1987, 13), übernahm 1974 die Führung der Wiener »Hofkonditorei« Demel. 1977 sank der von ihm gecharterte Frachter »Lucona« nach einer Explosion, sechs Menschen starben. Erst 1992 wurde Proksch – nach der Aufdeckung durch den Journalisten Hans Pretterebner – dafür verurteilt, er starb in Haft (s. Eintrag ›der Herr Industrieideologe, der Geschäfteerfinder und Gesellschaftsbegründer, ein wildgewordener Zuckerbäcker, der ins Atomgeschäft einsteigen möchte‹).

PersonVerbrecherInAutorIn/JournalistIn

Josef Mengele (1911–1979), deutscher Mediziner und Anthropologe, von Mai 1943 bis Januar 1945 berüchtigter Lagerarzt im KZ Auschwitz (vgl. Weiß 2002, 316f.). s. Eintrag ›Mengele‹

PersonVerbrecherIn

Kofler/Fian imaginieren hier eine autobiographische Veröffentlichung Mengeles. 1985 ging die Meldung, dass man das Grab Mengeles in Brasilien gefunden habe, durch die Welt. Mengele war bereits 1979 gestorben. Sein Sohn Rolf hatte Tagebuchaufzeichnungen 1979 aus Brasilien mitgenommen, 1985 erschienen, neben einem Interview mit Rolf Mengele, Ausschnitte in der Zeitschrift »Bunte« in einer sechsteiligen Serie (vgl. u.a. Byhan 1985).

PersonVerbrecherInMedienZeitung/Zeitschrift

Pyritinol (Handelsname: Encephabol) ist ein Arzneistoff zur Behandlung seniler Demenz. Kofler spielt in dieser Passage immer wieder auf die kolportierte Psychopharmaka-Sucht des »Hotel Mondschein«-Mörders Bernt Burchhart an. (vgl. Kimeswenger 1987, 7)

PersonVerbrecherIn

1977 sank der von Udo Proksch (siehe oben) gecharterte Frachter »Lucona« nach einer Explosion, sechs Menschen starben. Die fingierte Ladung war eine Uranerzaufbereitungsanlage (s. Eintrag ›der Herr Industrieideologe, der Geschäfteerfinder und Gesellschaftsbegründer, ein wildgewordener Zuckerbäcker, der ins Atomgeschäft einsteigen möchte‹.).

PersonVerbrecherIn

Die Krankenschwester Waltraud Wagner und drei Komplizinnen ermordeten auf der geriatrischen Station des Krankenhauses Lainz in Wien zwischen 1983 und 1989 mit Insulin- oder Morphiumspritzen oder Rohypnol sowie durch Ertränken eine größere Anzahl von Patienten, das Gericht hielt im Prozess 32 Morde für erwiesen. Im Laufe der medialen Berichterstattung etablierten sich Ausdrücke wie »Mordschwestern« oder »Mundspülung« und »Mundpflege« für die Ertränkungsmethode.

TopographieOrtschaftPersonVerbrecherIn

Die »Kronen Zeitung« schrieb am 23. 4. 1989 davon, dass die im Fall Lainz Hauptverdächtige, die Krankenschwester Waltraud Wagner, als »Geheimprostituierte« in einem »schummrigen Nachtlokal« als »Animierdame« gearbeitet habe, wo sie die »Kunden« als »Trude, das Schweinchen, das alles macht«, bezeichnet hätten. (Hauenstein/Heigl 1989a)

PersonVerbrecherInMedienZeitung/Zeitschrift

Im »Hotel Mondschein« in Klagenfurt ermordete ein Gast, der Wiener Autor Bernt Burchhart den Nachtportier. In der Berichterstattung tauchten verschiedene Bezeichnungen des Hotels auf.

TopographieOrtschaftPersonVerbrecherInEreignis

Am 2. 7. 1989 bringt die »Kronen Zeitung« die »Dokumentation einer Verwechslung«, durch eine »Verkettung schier unglaublicher Zufälle« hätten die Zeugen Waltraud Wagner mit der ehemaligen Prostituierten Gertrude G., einer »Doppelgängerin« Wagners, die heute verheiratet sei und »völlig zurückgezogen« lebe, verwechselt. (Hauenstein/Geigl 1989b)

PersonVerbrecherInMedienZeitung/Zeitschrift

Wolfgang Antes (* 1944), deutscher CDU-Politiker, war seit 1981 Baustadtrat des Berliner Bezirks Charlottenburg und 1986in einen großen Korruptionsskandal (»Antes-Skandal«) involviert: Antes hatte sich bei der Vergabe der Pacht eines Lokals mit 50.000 DM bestechen lassen (von einem Bordellbetreiber namens Otto Schwanz, s. Eintrag ›Otto Waldemar Schwanz‹) und mit einem Teil des Geldes Beiträge von CDU-Karteileichen ohne deren Wissen bezahlt, um sich zusätzliche Stimmen und somit seine Stellung innerhalb der CDU zu sichern. Im Laufe des Prozesses wurden noch weitere Bestechungen innerhalb der Immobilienbranche aufgedeckt. (vgl. Sontheimer/Vorfelder 1986)

TopographieOrtschaftPersonPolitikerInVerbrecherInMedienEreignis

Otto Schwanz (1940–2003), Berliner Bordellbetreiber und CDU-Mitglied, wurde im Zuge des Berliner Korruptionsskandals rund um Baustadtrat Wolfgang Antes 1987 wegen Bestechung zu einer Gefängnisstrafe verurteilt.

TopographieOrtschaftPersonVerbrecherIn

Dietmar »Lackschuh« Traub (1949–1984), 1984 ermordet von Werner Pinzner , der wegen seiner Auftragsmorde im Hamburg er Rotlichtmilieu als »St.Pauli-Killer« bekannt wurde. Traub betrieb gemeinsam mit dem Kärntner Josef Nusser (»Wiener-Peter«), der als HauptauftraggeberPinzners galt, ein Bordell und war in diverse Rauschgiftgeschäfte verwickelt. Pinzner erschoss schließlich während einer Vernehmung im Hamburger Polizeipräsidium den Staatsanwalt, seine eigene Frau und sich selbst und ging damit in die Geschichte spektakulärer Kriminalfälle der BRD ein. (vgl. Harrich-Zandberg 2004 )

TopographieOrtschaftPersonVerbrecherInEreignis

Abwandlung von Zeitungsberichten zur Mordtat: »Der Mörder war nach der Tat in die Küche des Hotels geschlichen, um sich etwas zum Essen zu stehlen. Dort wurde er vom Koch ertappt.« (vgl. Luchscheider 1987, 11) Dieser »hatte den Gast Bernd [sic] Burchhart im Eingang überrascht, als er mehrere Plastiksäcke mit verschiedenen Gegenständen bei sich trug, darunter auch Küchentöpfe und Besteck« (Tschernitz 1987, 9).

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Abwandlung eines Zeitungsberichts zur Mordtat: »Burchhart ließ daraufhin sofort die Säcke fallen und verpaßte Bhaget einen gestreckten Faustschlag ins Gesicht. Während die Polizei zu Hilfe gerufen wurde, hielt das Küchenpersonal den randalierenden Burchhart fest« (Tschernitz 1987, 9).

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Der Düsseldorfer Flick-Konzern stellte die größte Unternehmensgruppe Deutschlands in Familienbesitz dar. Aufgebaut hat den Konzern Friedrich Flick (1883–1972; s. S. III/12). In den Flick-Unternehmen, besonders im Rüstungsbereich, wurden während des Zweiten Weltkriegs Zwangsarbeiter und KZ-Häftlinge beschäftigt. 1972 übernahm sein Sohn Friedrich Karl Flick (1927–2006) die Firmenleitung, 1985 verkaufte er Firmen und Firmenbeteiligungen, 1994 ließ er sich, als österreichischer Staatsbürger, in Kärnten nieder.

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Harald Sassak (1948–2013), österreichischer Serienmörder. Er verschaffte sich (im Herbst 1971/Frühjahr 1972) als »Gasmann« – als Mitarbeiter des Gaswerks – bei alleinstehenden alten Personen Zutritt in die Wohnung und raubte sie aus. Wenn er trotz Ablenkungsmanöver beim Raub ertappt wurde, schlug er seine Opfer nieder, sechs Personen starben an den Verletzungen. Bei einigen Überfällen hatte Sassak einen Komplizen.

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Kofler/Fian beziehen sich hier auf einen populären, mehrfach überlieferten Spruch – mittlerweile als »moderne Sage« verbreitet (die Quelle ist nicht auszumachen). Im Netz findet sich folgende Version: »Eine wahre Begebenheit. [/] So um die 1960 stand in einem Gästebuch der ›Sahne-Alm‹ in Hollersbach, Österreich folgender Eintrag: Alpenrose schöne Rose, [/] schöne Rose Alpenrose. [/] Gezeichnet Silbernagel. [/] Zwei Seiten weiter stand geschrieben: Silbernagel blöder Nagel, [/] blöder Nagel Silbernagel« (Keif 2013). Eine Version, in der der Spruch in einem Gipfelbuch zu finden gewesen sei, findet sich als Kommentar unter dem Foto einer Alpenrose in einer »Internetgemeinschaft« für Hobbyfotografen (Margowski 2004), zwei lassen sich gedruckt finden (vgl. Schubert 2006, 114; Prenner 2016). In der Prosa »Furcht und Unruhe« setzt Kofler den Spruch als Kennwort, als Parole ein, die dem (im Konjunktiv) Eintritt begehrenden »Lieblingsmassenmörder« Globocnik, so er den zweiten Teil des Spruchs wüsste, die Türe öffnete (s. Eintrag ›Globotschnigg‹).

PersonVerbrecherIn

Spitzname des Hamburger Bordellpächters Friedrich Schroer (wegen seiner schräg stehenden Augen), der 1981 in seinem Stammlokal (»Ritze«) auf der Hamburger Reeperbahn von einem Fremden erschossen wurde; der Mord wurde bis heute nicht geklärt und war Auftakt einer blutigen Mordserie zwischen zwei Zuhältergruppen am Kiez. (vgl. Eckelsberger/Skrabal 2011)

TopographieOrtschaftPersonVerbrecherIn

Stefanija Meyer, Maria Gruber und Irene Leidolf waren die Komplizinnen Waltraud Wagners bei ihren Morden. Kofler bezieht sich auf den Bericht einer ehemaligen Kollegin in der »Neue«»n«» Revue«: »,Das war wie beim Militär: Sie war der General, die Mayer der Feldwebel, die Gruber der Unteroffizier, und die Leidolf hat getan, was ihr gesagt wurde.‘ […] Wenn auf Nachtwachen ein Patient klingelte, befahl die Wagner: ,Klingeln lassen. Net glei hinrennen.‘« (Sünder 1989, 7)

PersonVerbrecherInMedienZeitung/Zeitschrift

Giuseppe di Giorgio, der vor seiner Ausweisung aus den USA Fahrer des legendären Mafiabosses »Lucky« Lucianogewesen sein soll und in den 1970ern für ein paar Jahre in Hamburglebte, ließ sich »Mr. Joe« nennen; im »Hamburger Abendblatt« schaltete der Kiez nach seinem Tod 1979 eine Anzeige: »Nach Deinem Kodex woll’n wir streben«, auf dem Grab seien Dutzende von Kränzen, einer mit der Aufschrift »Farewell, Wilfrid Schulz «gelegen. (Der Spiegel 34/1986)

TopographieOrtschaftPersonVerbrecherInMedienZeitung/Zeitschrift

Wilfrid Schulz (?–1992), Hamburger »Unterweltskönig«, Besitzer diverser Etablissements im Rotlichtmilieu St. Paulis, wurde in den 70er Jahren dort »der Pate« genannt, weil man ihm Kontakte bis in die höchsten Mafiakreise nachsagte. 1982 wurde im Zuge einer polizeilichen Großaktion gegen organisierte Kriminalität gegen ihn ermittelt. Man konnte ihm allerdings nur kleinere Delikte wie Steuerhinterziehung, Anstiftung zur Falschaussage und Förderung der Prostitution nachweisen. (vgl. Zand-Vakili 2006)Kofler dürfte durch Lektüre des Nachrichtenmagazins »Der Spiegel«, das in den 1980er Jahren über Schulz berichtete, auf ihn gestoßen sein.

PersonVerbrecherInMedienZeitung/Zeitschrift

Kofler bezieht sich hier auf das Attentat auf Leopold Wagner (1927–2008), SPÖ-Politiker und Kärntner Landeshauptmann (1974–1988), am 6. Oktober 1987. Bei der Feier des 40-jährigen Maturajubiläums im »Volkskeller« in Klagenfurt folgte sein ehemaliger Klassenkollege, der Lehrer Franz Rieser, Wagner mit einem Revolver auf die Toilette und stellte ihn zur Rede, weil er sich bei einer Postenvergabe übergangen fühlte. Als Wagner ihm die Waffe entreißen wollte, feuerte Rieser. Der Politiker überlebte schwer verletzt, zog sich aber ein Jahr darauf aus der Politik zurück. Rieser wurde wegen schwerer Körperverletzung verurteilt und kam nach knapp drei Jahren frei.

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TopographieOrtschaftPersonPolitikerInVerbrecherInEreignis

Gottfried von Einem (1918–1996), österreichischer Komponistmit ähnlich weiß gelocktem Kopfhaar und Bart wie Franz Rieser

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PersonMusikerInVerbrecherIn

Franz Rieser (1927–2007), Lehrer in Klagenfurt, der im Herbst 1987 ein Attentat auf den Kärntner Landeshauptmann Leopold Wagner verübte

PersonVerbrecherInPolitikerIn

Zitat aus der »Kurier«»-«Berichterstattung zum Mord im Hotel Mondschein: Der Mörder habe »im Zug bei Bruck/Mur Reisende bestohlen. [...] In Bernt Burchharts Handkoffer fanden sich neben Wäsche rund 20 verschiedene Führerscheine und Klubkarten.« (Gabriel 1987)

TopographieOrtschaftPersonVerbrecherInMedienZeitung/Zeitschrift

Weitere Bezüge auf widersprüchliche Berichterstattung: Laut »Kleine Zeitung« brach der Mörder in Pörtschach ein Auto auf (Kleine Zeitung 1987), laut »Kronen Zeitung« gestand Burchhart»in der Nacht vor dem Mord einem Arzt in Krumpendorf die Tasche gestohlen zu haben.« (Meissnitzer 1987) Zudem habe er zuvor versucht »ein Auto zu stehlen, ein Zimmer zu plündern«. (Gabriel 1987)

TopographieOrtschaftPersonVerbrecherInMedienZeitung/Zeitschrift

Johann Kowalczyk, Bekannter des Mörders, wird im »Kurier« zitiert: »Ich wollte schon die Gendarmerie informieren, als Burchhart dann aber zusammen mit Retzner ,Stellts meine Roß in Stall‘ sang, dacht ich nicht mehr an den Koffer. Wir alle hatten Tränen der Rührung in den Augen ...«. (Grolig/Wrussnig 1987)

PersonSchauspielerIn/RegisseurInVerbrecherInMedienZeitung/Zeitschrift

Burchhart»hatte die letzten Stunden vor dem Mord in der Tabaris-Bar bei Sekt und mit Frauen verbracht.« (Gabriel 1987)

PersonVerbrecherIn

Der »Kurier« schreibt etwa von Burchhart als dem »angeblich schon 20mal psychiatrierte[n] Mörder«. (Gabriel 1987)

PersonVerbrecherInMedienZeitung/Zeitschrift

Udo Proksch (1934–2001), »Freund der Mächtigen und Bonvivant« (Pretterebner 1987, 13), übernahm 1974 die Führung der Wiener »Hofkonditorei« Demel, wo er in der Folge seinen vor allem von sozialistischer Prominenz frequentierten »Club 45« betrieb. Von hier aus habe sich für Prokscheine »ideale Drehscheibe für den illegalen Waffenhandel« (Pretterebner 1987,88) ergeben, der Verteidigungsminister und ein leitender Geheimdienstbeamter waren Mitglieder in der »roten Loge«. 1977 sank der von ihm gecharterte Frachter »Lucona« nach einer Explosion, sechs Menschen starben. Erst 1992 wurde Proksch – nach der Aufdeckung durch den Journalisten Hans Pretterebner– dafür verurteilt, er starb in Haft.

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PersonVerbrecherInAutorIn/JournalistInEreignis

Anspielung auf Udo Proksch und die »Lucona«-Affäre. (s. Eintrag ›Industrieideologe‹)

PersonVerbrecherInMedien

Berliner Unterweltfigur, die Hinweise zur Aufdeckung des Schussattentats auf den Immobilienmakler Günter Schmidt im Jahr 1985 gab und damit die Korruptionsaffäre rund um Baustadtrat Antes (s. Eintrag ›Antes‹) ins Rollen brachte. Das Attentat auf Schmidt, das dieser schwer verletzt überlebte, wurde im Auftrag seines ehemaligen Geschäftspartners, des Rechtsanwalts Christoph Schmidt-Salzmann, verübt. Beide waren Kern einer berüchtigten »Sanierungsmafia« in Berlin (vgl. Rott 2009, 378).

TopographieOrtschaftPersonUnternehmerInVerbrecherInMedien

Tibor Foco (* 1956), ehemaliger Nachtklubbesitzer, 1987 wegen Mord zu lebenslanger Haft verurteilt, begann während der Haft ein Jusstudium. 1995 flüchtete Foco während eines Studienausgangs aus der Haft in Linz, er lebt seitdem an einem unbekannten Ort und ist zur Fahndung ausgeschrieben. Das Bundeskriminalamt hat (Stand 2015) eine Belohnung von EUR 2900 für Hinweise ausgesetzt, die zur Ergreifung Focos führen. Foco flüchtete mit Motorrad, das ihm Komplizen zur Verfügung stellten. Foco war früher Motorrad-Straßenrennen gefahren, allerdings ohne nennenswerten Titel.

PersonVerbrecherInEreignis

Elfriede Hochgatterer, Prostituierte, mutmaßliches Mordopfer Focos

PersonVerbrecherIn

s. Eintrag ›Mundpflege‹

PersonVerbrecherInMedien

s. Eintrag ›Industrieideologe‹

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PersonVerbrecherInMedien

»Die Welt« schrieb anlässlich des von Klaus Croissant initiierten Besuchs von Jean Paul Sartre bei Andreas Baader von »Schmierentheater« und »Spektakulum«. (Zehm 1974)

PersonVerbrecherInAutorIn/JournalistInPolitikerInMedienZeitung/Zeitschrift

Klaus Croissant (1931–2002), Berliner Rechtsanwalt, Verteidiger von Ulrike Meinhof und Andreas Baader. Seine Kanzlei wurde zu einer Verbindungsstelle zwischen den Inhaftierten der RAF und den Helfern draußen. 1979 wurde Croissant wegen Unterstützung einer kriminellen Vereinigung zu zweieinhalb Jahren Haft verurteilt. Er war später für die Westberliner Alternative Liste und anschließend für die PDS politisch aktiv. In den 1980er Jahren war Croissant inoffizieller Mitarbeiter der DDR-Staatssicherheit, wofür er 1993 zu einer Bewährungsstrafe verurteilt wurde. (vgl. Der Spiegel 2002)

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PersonVerbrecherInPolitikerIn

Jack Unterweger (1950–1994) wurde 1976 wegen Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt. Im Gefängnis begann er zu schreiben und galt bald als »Häfenliterat«. 1990 wurde er aus der Haft entlassen, in der Folge gab es eine Serie von elf Prostituiertenmorden, 1994 wurde Unterweger vor Gericht für neun dieser Morde schuldig befunden. Da er nach der Verkündung des Ersturteils Selbstmord beging, wurde das Urteil nicht rechtsgültig.

PersonVerbrecherInEreignis

Venezulanischer Terrorist (* 1949), bekannt unter dem Namen »Carlos, der Schakal«, verantwortlich für zahlreiche Anschläge in den 1970er Jahren, u.a. maßgeblich an der Geiselnahme von Ministern der OPEC (Organisation erdölexportierender Länder) 1975 in Wien beteiligt; seit 1994 in Frankreich inhaftiert, mehrfach zu lebenslanger Haft verurteilt

TopographieOrtschaftPersonVerbrecherInEreignis

Damit gemeint ist Iljitsch Ramirez Sanchez.

PersonVerbrecherIn