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»Kommentar«: sämtliche Stellenkommentare der Bände I–V der Printausgabe
»Hörspiele«: 15 von Koflers insgesamt 23 produzierten Hörspielen zum Anhören, zwei davon zusätzlich als Hörspieledition
»Film«: Video und »Partitur« von Werner Koflers Film Im Museum (1991)
»Forschung«: zwei Hörspieleditionen sowie drei Tools zu Koflers Textwelten (»Geografie«, »Ereignisse« und »Textnetzwerke«)

Kommentar



Werk 1

Werk 2

Werk 3

Werk 4

Werk 5

Die zehn ›Figurationen‹ verwenden bulgar. ›eins‹ bis ›zehn‹ als Ordnungszahlen. Bei der Verwendung des Bulgarischen könnte es sich um eine biographische Spur handeln: In »Herbst, Freiheit« ist von »der aus Bulgarien mir nachgereisten Ehefrau« zu lesen (s. S. III/22), im Briefwechsel mit Ingeborg Teuffenbach schreibt Kofler tatsächlich von der Heirat mit einer Bulgarin: »ich war jetzt einen monat in bulgarien. [...] aber das wichtigste, merkwürdig sich anhörende, unter anführungszeichen zu setzende, mir eher unglaubwürdig –: ›wir werden heiraten‹. im juni oder juli«. Werner Kofler, o.O., an Ingeborg Teuffennach, Innsbruck, 19. 12. [1967?]. Nachlass Ingeborg Teuffenbach, Forschungsinstitut Brenner-Archiv, Universität Innsbruck, NL Nr. 29, Kass. 27, M50.

PersonAutorIn/JournalistIn

Richard Wagner (1813–1883), deutscher Komponist, s. Eintrag ›Richard Wagner‹

PersonMusikerIn

»Snobistische« Variante des Toponyms Klagenfurt, s. Gedicht »clagenfocht (snobism)«

TopographieOrtschaft

Das ital. Adjektiv »lauretano« ist seit dem 16. Jahrhundert nachweisbar, benennt Bezüge zum Marienheiligtum Loreto. Die Lauretanische Litanei, auf die sich Kofler hier bezieht, ist ein katholisches Gebet, eine Anrufung der Gottesmutter. Die gebräuchlichste Überlieferung stammt aus Loreto.

Constable: Dienstgrad der britischen Polizei, u.a. Police Constable, Detective Constable

Pfründner: im Mittelalter Person, die einen Unterhalt (in einem Heim oder Spital) in Anspruch nimmt, der durch eine Stiftung (oder durch Einkauf oder anderwertig kumuliertes Vermögen, eines »Legats«) finanziert wurde.

Erfundene Varianten von Karantanien, Carantania: slawisches Fürstentum auf dem Gebiet des heutigen Kärnten im 7. Jahrhundert, später latinisiert zu Carinthia

Kofler zitiert hier aus der »meditation über das kleine du« seines Innsbrucker Freundes Georg Decristel, ein Gedicht mit Versen aus ein bis vier Wörtern, in denen die Buchstaben d und u jeweils in Fettschrift gedruckt sind, beginnend mit »absUD«, endend mit »zünDhUt« (Decristel 1967).

PersonAutorIn/JournalistInZitate

Knulp heißt der Protagonist in den »Drei Geschichten aus dem Leben Knulps« (1915), so der Untertitel, von Hermann Hesse. Knulp, so auch der Haupttitel des Buches, ist ein »arbeitsloser Landstreicher« (Hesse 1974, 14), der mit tadellosem Auftreten und einigen künstlerischen Begabungen zu bestechen weiß, dem aber die auf Dauer ungesunde Wanderschaft noch in seinen Vierzigern das Leben kostet. Mag sein, dass Kofler hier einen Bezug zu seinen damaligen »Wanderungen« und Fahrten durch Europa sah.

PersonAutorIn/JournalistInZitate

Bezieht sich auf die Erzählung Tullipan von Christoph Meckel (1935–2020), 1965 als zweite Publikation (»Quartheft 2«) des neu gegründeten Wagenbach-Verlags erschienen. Meckel schreibt darin von einem Erzähler-Ich, das damit umgehen muss, dass eines Tages Tullipan, eine »große und breite«, alterslose männliche Figur, die bis dahin in seiner Vorstellungswelt gelebt hat, vor ihm steht: »Ich hatte nicht damit gerechnet, daß du je aus meinem Kopf springen könntest« (Meckel 1965, 9). Auf Meckel bezieht sich Kofler auch in »Der Hirt auf dem Felsen«, s. Eintrag »Monolog von der melancholischen Freiheit«

PersonAutorIn/JournalistInZitate

»Im Sionstal« ist eine Adresse im Kölner Stadtteil Südliche Altstadt.

TopographieOrtschaft

Kofler bezieht sich auf die Überlieferung des »Todespaares«, von Tod und Tödin. Der männliche Part führt die Sense, der weibliche den Rechen. Die Quelle Koflers ist nicht genau eruierbar – in einer volkskundlichen Untersuchung aus dem Jahr 1952 ist von einer steirischen Sage aus Oberschwarza mit dem Wortlaut »Tu du glattmachen, ich werde glattrechen« die Rede (Schmidt 1952, 164). Die Kärntner Sagensammlung Grabers berichtet von einer Überlieferung vom Maltaberg aus der Pestzeit: »Einst sprach der Tod zur ›Teadin‹: ›Ich nehme die Sense, du den Rechen; ich werde mähen, du rechnest nach‹« (Graber 1944, 164). Ebenfalls aus der Pestzeit stammt eine Überlieferung aus Hötting bei Innsbruck (also aus der Topographie des Textes), in der der Tod die »Todin« um Mitternacht regelmäßig nach ihrem Tagwerk ausfragt und sich zufrieden zeigt, er verwendet dabei allerdings andere als jene von Kofler verwendete Worte (vgl. Alpenburg 1957, 347). Der Höttinger Pestfriedhof (1625 erstmals erwähnt) am Beginn der Höhenstraße ist ein Zeuge jener Zeit.

TopographieOrtschaft

Quercus: lat. Eiche

Rakija: Obstbrand, Schnaps, in dieser Bezeichnung in mehreren Balkansprachen gebräuchlich

Dieser Anachronismus für Erdreich taucht in der Literatur bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts auf.

Es dürfte sich dabei um eine spielerische Anlehnung an die Schreib- und Arbeitsweise Georg Decristels handeln.

PersonAutorIn/JournalistIn

Hieronymus Brunschwig (um 1450–1512), Straßburger Arzt und Botaniker, veröffentlichte 1500 sein am jungen Buchmarkt erfolgreiches »Kleines Destillierbuch.« 1533 integrierte der Frankfurter »Stadtphysikus« Eucharius Rösslin viele Angaben Brunschwigs in sein ebenfalls vielfach aufgelegtes »Kreutterbuch von allem Erdtgewächs«. Der Naturforscher und Arzt Adam Lonitzer (1528–1586, latinisiert Lonicerus), Rösslins Nachfolger als »Stadtphysikus« in Frankfurt, überarbeitete es und schuf ein über Jahrhunderte beständiges Standardwerk. Lonitzers »Kreuterbuch« (1573) taucht in der Prosa »Am Schreibtisch« auf (s. Eintrag »Kräuterbuch von 1572, einen Lonicerus«). Koflers Bezeichnung »nöthiges destillirbuch anderer theil« ist eine Pastiche – es gibt eine »Nöthige Zugabe zu D. Adami Loniceri Kräuter-Buch« aus 1737.

PersonAutorIn/JournalistIn

Bussole: Messinstrument mit Magnetnadel, das vor allem in der Geodäsie Verwendung findet (fand). Als im Februar 1908 in Wien ein leichtes Erdbeben zu bemerken war, druckt die »Neue Freie Presse« Leserbriefe mit persönlichen Erdbeben-Eindrücken ab, darunter denjenigen eines »Zivilingenieur J. Berdach«: »Ich las gerade Ihr hochgeschätztes Blatt, als ich ein Zittern in der Hand verspürte. Da mir diese Erscheinung von meinem langjährigen Aufenthalt in Bolivia, dem bekannten Erdbebenherd, nur zu vertraut war, eilte ich sogleich zu der Bussole, die ich seit jenen Tagen in meinem Hause habe.« (zit. n. Müller 1995, 15) Berdach schreibt pseudowissenschaftlich weiter (»Variabilität der Eindrucksdichtigkeit«), der Leserbrief gipfelt in der Feststellung, dass das Erdbeben sehr unterschiedlich wahrgenommen worden sei in seinem privaten Umfeld, seine Frau habe »drei Stöße« verspürt. Die »Neue Freie Presse« wandelte Letztere allerdings aus Schicklichkeitsgründen in »Erschütterungen« um. Diesen redaktionellen Eingriff kennt die Nachwelt, weil sich am 28. 2. 1908 Karl Kraus in der »Fackel«zur Urheberschaft des Leserbriefs bekannte und sämtliche Details dieses Grubenhunds genüsslich ausbreitete (vgl. Kraus 1908).

TopographieOrtschaftPersonAutorIn/JournalistInMedienZeitung/ZeitschriftEreignis

Der Innsbrucker Dichter und Klangkünstler Georg Decristel(1937–1997) war von großem Einfluss auf Koflers Schreibanfänge, er dürfte ihn bei den »Jugendkulturwochen« kennengelernt haben und besuchte ihn mehrmals in Innsbruck. Innsbruck, mit seiner Ausrichtung nach Deutschland, entwickelte sich in den 1960er Jahren im Umfeld des Künstlers Heinz Gappmayr sowie des Kurators, Verlegers und Publizisten Peter Weiermair zu einem »Zentrum der künstlerischen Avantgarde« (Riccabona 2015, 476). Beeinflusst von der Konkreten und Visuellen Poesie Gappmayrs sind Decristels Arbeiten der späten 1960er Jahre »Ergebnis der Rezeption theoretischer und praktischer Positionen der Konkreten« (Riccabona 2015, 479). Koflers Bezeichnung der »concreten mechanismen« Decristels bezieht sich wohl auf diesen Hintergrund. Der ironische Neologismus »duduismus« könnte sich auf die Hervorhebung des »du« in allen verwendeten Wörter sowie die Bevorzugung von Wörtern, in denen die Buchstaben d und u enthalten sind, beziehen – wie es in der von Kofler anzitierten »meditation über das kleine du« Decristels (»absUD – zünDhUt«) gehandhabt wird. Decristel selbst erwähnt den Begriff in einer maschinschriftlichen »bibliogr. bis 1976«: »eine schrift zur propagierung des einwortgedichtes (duduismus) 1967« (Decristel 2003, 151) – die »Schrift« hat sich, wie die allermeisten Texte Decristels, nicht erhalten.

TopographieOrtschaftPersonAutorIn/JournalistIn

Welche Zeitung genau Kofler hier meint (oder ob er sich überhaupt nur auf eine einzelne Zeitung beziehen will), bleibt offen. Die Annahme, dass damit das Boulevardblatt »Kronen-Zeitung« (mit)gemeint ist, liegt nahe, wenn man die polemisch-satirische Behandlung dieses Mediums in Koflers gesamten Werk betrachtet.

MedienZeitung/Zeitschrift