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VerkaufsleiterIn im Fachbereich eines Unternehmens oder in einer bestimmten Region
»Tele-Tennis«: Kofler bezieht sich hier auf das erste weltweit verbreitete Videospiel »Pong«, das 1972 von der Firma Atari auf den Markt gebracht und anfangs auf Geräten in Spielhallen, danach auf privaten TV-Schirmen gespielt wurde, der Ball war ein Punkt, die Schläger der beiden Spieler ein senkrechter Strich; »Scramble«: 1981 veröffentlichtes Computerspiel der Firma Konami, bei dem der/die SpielerIn ein Raumschiff steuert und gegnerische Objekte schießend zerstören muss, gilt als erster Multi-Level-Shooter; »Astro-Fighter«: 1979 veröffentlichtes, in Spielhallen installiertes Shooter-Spiel der japanischen Firma Data East; mit den »japanische[n] Taschen-Katastrophen-Spiele[n]« könnten die 1980 unter dem Namen »Game & Watch« auf den Markt gekommenen kleinen LCD-Spielkonsolen der japanischen Firma Nintendo gemeint sein (in Deutschland und Österreich unter der Bezeichnung »tricOtronic« vertrieben)
Mehrmals imitiert Kofler Spielanweisungen aus »Monopoly«, in Österreich unter dem Namen »DKT – Das kaufmännische Talent« vertrieben, s. Eintrag ›DKT, das kaufmännische Talent‹
Telex: kurz für »Teleprinter exchange«, auch Fernschreiben genannt, ist ein System zur Übermittlung von Textnachrichten eigene unabhängige Netzinfrastruktur, seit den 1930er Jahren aufgebaut, allmähliche Verdrängung durch Fax, später E-Mail; wegen der hohen Sicherheit wird Telex in Teilbereichen (Banken) bis heute verwendet.
Großrechenanlagen der Firma IBM waren um 1980 u.a. in öffentlichen Verwaltungen im Einsatz, in Österreich etwa in den EDV-Zentralen des Innen- und Verteidigungsministeriums. Beide Stellen verfügten 1981 über das von Kofler angegebene Modell 158 (»AP« steht für »attached processor«) mit je vier Megabyte Hauptspeicherkapazität (vgl. Systemisierungsplan 1982). Die IBM-Serie 4300 kam 1979 auf den Markt, das Modell 4341 wurde bis 1986 verkauft, der Kaufpreis in den USA betrug 245.000 Dollar (vgl. IBM 1979). MVS (»Multiple Virtual Storage«) war das gebräuchliche datenbankorientierte Betriebssystem auf diesen Rechenanlagen (»SP«: »system product«); »DB/DC-System« steht für »Data Base« und »Data Communication«, das Management und die Bereitstellung von Daten; bei »MIS/VS« dürfte es sich um einen Tippfehler und um »IMS/VS« handeln: »Das Information Management System IMS/VS ist ein Vertreter der universell verwendbaren Data Base/Data Communication (DB/DC) Systeme. IMS/VS entstand Mitte der sechziger Jahre als reines batch-orientiertes Datenbanksystem unter dem Namen Data Language 1 (DL/1)« (Simon 1978, 166); »PL1«: »Programming Language 1«, auch »PL/I«, von IBM entwickelte, 1964 erstmals veröffentlichte Programmiersprache, die in allen Anwendungsbereichen funktionieren sollte; Assembler: Programmiersprachen, die einen Quelltext in Maschinencode übersetzen
Thomas Bernhard (1931–1989), österr. Schriftsteller, wichtiger Bezugspunkt im Werk Koflers
»Der Untergang der Titanic« (1953): US-amerikanischer Film (Originaltitel: »Titanic«, R: Jean Negulesco)
Portfoliomanagement: »optimale Planung und Auswahl von Wertpapieranlagen im Sinne einer fortlaufenden Optimierung bei Unternehmungen, Investmentgesellschaften und Banken« (Woll 1987, 447).
Entweder »der Einnahmeüberschuß pro Periode« (beim Kostenvergleich einer Wirtschaftlichkeitsrechnung) oder eine »absolute Bilanzzahl«, die die eigenerwirtschafteten Mittel oder die Ertragskraft eines Unternehmens angibt, »ohne bilanzpolitische Verschleierung der tatsächlichen Gewinnentwicklung« (Woll 1987, 75)
Allokation: »Aufteilung von Produktionsfaktoren auf alternative Verwendungen«, etwa des Volkseinkommens auf verschiedene Empfängergruppen (Woll 1987, 18), welche gesamtwirtschaftlich optimale Allokation zur Anwendung gebracht und inwieweit dabei der Staat eingebunden werden soll, ist eine ideologische Frage.
Matrixorganisation: weist »eine Matrixstruktur auf, also Spalten (vertikale Linien) und Zeilen (horizontale Linien). Es handelt sich um die Überlagerung von mindestens zwei Leitungssystemen. […] Die M. findet […] Anwendung […] auch auf Projekte (Projektmanagement). Hauptzweck der M. ist eine hohe Koordinationsdichte aller objektbezogenen Funktionen der Linienstellen.« (Woll 1987, 376)
Koordinationssystem: Begriff der Wirtschaftswissenschaft, der die Frage, wie Güter in einer Gesellschaft verteilt werden sollen, tangiert, wobei die Entscheidung, ob der private oder der öffentliche Sektor ein Wirtschaftssystem dominiert, vorrangig ist; »Gruppenvereinbarungen« oder demokratische Wahlen können dabei Koordinationssysteme zur Verteilung öffentlicher Güter sein (vgl. Albers 1982, 337f.). »Ablauforientiert« meint den Ablauf, die Interaktion zwischen den Marktteilnehmern, betreffend.
»Besetzung eines Vollzeitarbeitsplatzes mit zwei od. mehreren Teilzeitarbeitskräften bei freier individueller Zeitaufteilung, aber gemeinsamer Verantwortlichkeit für die Erfüllung der Arbeitsaufgabe.« (Woll 1987, 284)
Ab dem Militärputsch 1973 war Chile ein international umworbener Abnehmer von Rüstungsprodukten.
Seit einem Putsch 1954 war Paraguay eine Militärdiktatur und damit Abnehmer von Rüstungsprodukten. Erst durch einen neuerlichen Putsch 1989 wurde der Prozess der Demokratisierung eingeleitet.
In der Zeit des Kalten Kriegs war das Errichten eines Strahlenschutzraums eine Präventionsmaßnahme für den Fall eines Atomschlags aus der Luft. In den 1980er Jahren war in Österreich der geförderte private Hausbau an den Einbau von Strahlenschutzräumen gekoppelt.
Cash and carry: »Großhandelsbetriebe, die nach dem Selbstbedienungsprinzip an Wiederverkäufer gegen Barzahlung verkaufen (Kyrer 2001, 94).
Fruchtsaftlimonade in mehreren Geschmacksrichtungen, die seit 1973 in charakteristischen kleinen Plastikflaschen im niederösterreichischen Gutenstein produziert wird
Auf welche »Philosophie« des Volkswagenkonzerns Kofler hier anspielt oder ob es ihm um diese Kontamination aus Großkonzern und Philosophie geht, lässt sich nicht hinlänglich feststellen.
Kofler verweist hier wahrscheinlich auf Puerto Rico – ein organisiertes, aber nicht inkorporiertes Territorium der USA –, weil es ein Niedriglohnland ist und hinter der Idee eines dortigen »Zweigwerks« die Absicht der Einsparung von Personalkosten steht.
Haus der Industrie: 1906 bis 1909 am Schwarzenbergplatz in Wienerrichtetes Gebäude, 1911 als Sitz der drei damals existierenden Zentralverbände der Industriellen eröffnet
PepsiCo: 1965 gegründeter, US-amerikanischer Getränke- und Lebensmittelkonzern, das bekannteste Produkt ist Pepsi-Cola, Konkurrent von Coca-Cola
Umsatz
Personalbeschaffung
Encounter: Begegnung, Treffen; Encounter-Training: ein auf der vom österreichischen Psychiater und Schriftsteller Jakob Levy Moreno (1889–1974) entwickelten Gruppenpsychotherapie fußende Form des Sensitivitätstrainings (vgl. Treadwell 2014). Die US-amerikanischen Psychologen Will Schutz und Carl Rogers haben in den 1960er und 1970er Jahren diese Form der Selbsterfahrung in Gruppen als Therapieform etabliert (vgl. Rogers 1970, Schutz 1973).
Anspielung auf Eberhard von Brauchitsch (1926–2010), 1965–1982 mit kurzer Unterbrechung Geschäftsführer der Flick AG, Hauptbeteiligter der Parteispendenaffäre um den Flick-Konzern
Wahrscheinlich Anspielung auf Otto Esser (1917–2004), in der Nachfolge des ermordeten Hans Martin Schleyers ab 1978 (bis 1986) Präsident der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA)
Wahrscheinlich Anspielung auf Rolf Rodenstock (1917–1997), Geschäftsführer des Familienunternehmens, der optischen Werke Rodenstock, 1978–1984 Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI)
Wahrscheinlich Anspielung auf Otto Wolff von Amerongen (1918–2007), deutscher Unternehmer, übernahm 1940 das von seinem Adoptivvater Otto Wolff 1904 mitbegründete Eisenhandelsunternehmen und baute es in der Nachkriegszeit zu einem Großkonzern aus; Wolff von Amerongen war einer der einflussreichsten Industriellen Deutschlands, 1969–1988 Präsident des Deutschen Industrie- und Handelstages
Messerschmitt-Bölkow-Blohm: bis 1989 bestehender deutscher Luftfahrt und Rüstungskonzern, der 1969 durch Zusammenschluss der Firmen Bölkow, Messerschmitt und Hamburger Flugzeugbau (Tochter von Blohm + Voss) entstand
Wahrscheinlich Anspielung auf André Poniatowski, polnischer Adeliger und »Starkonstrukteur«, Inhaber der 1932 gegründeten Pariser Firma SEAM (Société d'Etudes et d’Applications Mécaniques), die zu Beginn der 1950er Jahre im Auftrag der Firma Hispano Suiza einen Schützenpanzer konstruierte – aus dem Auftrag entwickelte sich ein Rüstungsskandal (»HS-30-Skandal«) um die Beschaffung des Panzers für die Bundeswehr, weil Schmiergeldzahlungen (u.a. an die CDU) flossen. In einem parlamentarischen Untersuchungsausschuss 1967 kritisierte man die mangelnde Sorgfalt bei der Beurteilung der Expertise von »Fürst Poniatowsk« (vgl. Moersch 1969, 13f.).
Anspielung auf den Flick-Konzern, aufgebaut von Friedrich Flick (1883–1972) seit dem Ersten Weltkrieg mit zahlreichen Firmenbeteiligungen, im »Dritten Reich« Profit durch »Arisierungen« und Zwangsarbeit. Nach kurzer Haft 1947–50 baute Flick seinen Konzern zu neuer Größe aus. Sein Sohn Friedrich Karl Flick (1927–2006) erbte 1972 den Großteil des Familienvermögens. In der sogenannten »Flick-Affäre« wurde aufgedeckt, dass der Konzern in den 1970er Jahren Millionen in verdeckte Parteispenden investiert hatte. Flick selber wurde nicht belangt, sondern sein ehemaliger »Generalbevollmächtigter« Eberhard von Brauchitsch. »Nach der Flick-Affäre versilberte Friedrich Karl Flick das Industrieimperium, das sein Vater in sechs Jahrzehnten mit kaufmännischer Genialität Zug um Zug erobert hatte. [… Er] zog sich sich als Privatier ins steuergünstige Österreich zurück« (Ramge 2004, 14).
Anspielung auf den polnisch-US-amerikanischen Politikberater Zbigniew Brzezinski (1928–2017), 1977–1981 Sicherheitsberater der Regierung Carter
Gegründet wurde die Münchner Firma Krauss-Maffei zur Herstellung von Dampflokomotiven 1838 durch Joseph Anton von Maffei. 1931 von der Konkurrenzfirma von Georg Krauß übernommen. In den 1930er Jahren begann man mit der Produktion von Lastkraftwagen und produzierte verstärkt Waffen für die Wehrmacht. Krauss-Maffei gehörte bis Ende der 1980er Jahre zum Flick-Konzern.
Caspar Weinberger (1917–2006), 1981–1987 US-amerikanischer Verteidigungsminister der Regierung Reagan
Anspielung auf die Klöckner-Humboldt-Deutz AG: Die Firma Klöckner & Co in Duisburg, ein Metallhandelsunternehmen, wurde 1906 gegründet; der Kölner Motorenerzeuger Deutz bestand seit 1864 und schloss sich 1930 mit der Lokomotivfabrik Humboldt zusammen. 1938 entstand der Rüstungskonzern Klöckner-Humboldt-Deutz AG. Nach dem Wiederaufbau der im Krieg zerstörten Produktionsanlagen erzeugte man bald wieder Lastkraftwagen, Lokomotiven und Motoren.
Der Kafkas Roman »Der Proceß« entlehnte Begriff Zimmermaler taucht in Koflers Werk immer wieder auf, chronologisch erstmals in »Zell-Arzberg« (s. Eintrag ›Zimmermaler, oder erster Prokurist einer großen Bank‹)
»Zu Straßburg auf der Schanz«: Lied aus der dreibändigen Sammlung »Des Knaben Wunderhorn«, die Clemens Brentano und Achim von Armin 1805–1808 herausgaben. Sowohl Johannes Brahms (in seinen »Sechzehn deutschen Volksliedern«»für drei- und vierstimmigen Frauenchor«, 1859–1862) als auch Gustav Mahler (in seinem Liederzyklus »Des Knaben Wunderhorn«, 1887–1890) vertonten den Text.
Anspielung auf das Sprichwort »Hilf dir selbst, so hilft dir Gott«
Kofler lehnt diese Figur in einigen Details an Karl Lütgendorf (1914–1981) an, 1971–1977 österreichischer Verteidigungsminister. Lütgendorf war Lobbyist für Waffenexporte, personifiziert also die Kofler hier wichtige Verstrickung von Rüstungsindustrie und Politik. Er war mit Udo Proksch (s. Eintrag ›der Herr Industrieideologe,‹) befreundet – eine Verbindung, die Kofler in die Prosa »Traum und Wirklichkeit« der Sammlung »Amok und Harmonie« (1985) hineinnimmt, dort wird auch der Name Mattschacher weiter verwendet. Lütgendorf musste 1977 zurücktreten, weil der Verdacht auf Unterstützung illegaler Waffengeschäfte bestand. Der »mysteriöser Tod« Mattschachers, von dem Kofler weiter unten schreibt, dürfte an den Suizid Lütgendorfs angelehnt sein. Eine auffällige Namensähnlichkeit, die kein Zufall sein dürfte, gibt es zudem mit Hans Malzacher (1896–1974) einen Bezug. Malzacher war am Aufbau der »Hermann-Göring-Werke« in Linz, der späteren Voest, beteiligt (1938–1941 als deren Leiter), er stieg im »Dritten Reich« bis zu einem der vier Stellvertreter von Rüstungsminister Albert Speer auf. In der Zweiten Republik war er u.a. Aufsichtsratsvorsitzender der Steyr Daimler Puch AG, Österreichs führendem Waffenproduzenten.
Kofler parodiert die Zuschreibung »Schweiz Südamerikas«, die man wegen der Stabilität seines Finanzsektors bis in die 1960er Jahre auf Uruguay (nicht auf Paraguay oder – weiter unter im Text – auf Chile) münzte
Der Name Aschenbrenner taucht in »Amok und Harmonie« wieder auf, dort als »Repräsentant der North Pacific Trading« (s. Eintrag ›North Pacific Trading, Hongkong‹), einer asiatischen Firma, die in den Lucona-Skandal verwickelt war (vgl. [red.] 1978).
Treasurer: »Person, die für das Finanzmanagement eines Unternehmens zuständig ist« (Kyrer 2001, 579).
Ein Theaterstück, das die im Folgenden genannten Schlüsselworte enthält, konnte nicht eruiert werden.
Möglicherweise bezieht sich Kofler auf Unregelmäßigkeiten beim Käseexport im Jahr 1983 (dem Jahr der Erstsendung des mit dem Theaterstück teilweise identischen Hörspiels »Monopolis« und der Veröffentlichung des Ausschnitts aus »Konsens, Konzerne« in der Zeitschrift »wespennest«): Ein Untersuchungsausschuss des österreichischen Parlaments (»Milchwirtschafts-Untersuchungsausschuß«) behandelte 1989 sogenannte Refaktien (Preisabzüge wegen fehlerhafter Ware), die einen Käseexport in die EG mit herabgesetzten Preisen ermöglichten (vgl. Österreichischer Nationalrat 1989).
In den 1980er Jahren war die Firma Steirerobst in Gleisdorf bei Graz der größte Fruchtsafthersteller Österreichs mit einer Kapazität von über 1000 Tonnen Äpfeln pro Tag (Quelle: www.goelles.at/alois-goelles), 2006 vom Agrana-Konzern übernommen.
Maximilian Schell (1930–2014), österr.-schweiz. Schauspieler, Regisseur und Produzent. s. Eintrag ›North Pacific Trading, Hongkong‹
André Heller (* 1947), österr. Sänger, Schriftsteller, Impresario, ein zentraler Bezugspunkt der Kofler’schen Satire
Erika Pluhar (* 1939), österr. Schauspielerin, Sängerin und Autorin; s. Eintrag ›Ich blättere in meinem Tagebuch.‹
Lilli Palmer (1914–1986), deutsche Schauspielerin, s. Eintrag ›Lilli Palmer‹
»Die Tragödie von König Richard III.«: Theaterstück von William Shakespeare. Koflers Anspielung auf eine Salzburger Aufführung führt nicht zu den Salzburger Festspielen, bei denen das Drama (bis 2020) nie auf dem Programm stand, sondern zu einer Inszenierung am Salzburger Landestheater im September 1982 (Regie: Hans Joachim Heyse). Ob die Bühne als »öffentliche Garderobe« diente, wie Kofler schreibt, ist nicht mehr rekonstruierbar. Eine Rezension gibt den Hinweis darauf, dass der Hauptdarsteller »am Beginn als Privatmann mit geraden Gliedern auf die Bühne steigt« und dann erst anfange zu »spielen« (Thuswaldner 1982).
Büchners »Dantons Tod« wurde 1982 in der Regie von Kurz Josef Schildknecht am Grazer Schauspielhaus inszeniert (Premiere: 29. 9. 1982) und begann, wie Kofler schreibt, im Foyer: »Kaum kommt man zu ebener Erde hinein, werden einem abgeschlagene Köpfe unter die Nase gehalten, und anschließend, im ersten Stock, wird das Publikum unter den Revolutionsmob gemischt« (Wimmer 1982).
Der Name steht für »Missile d′Infanterie léger antichar«, die Waffe wurde in den 1970er-Jahren in deutsch-französischer Kooperation entwickelt, in der BRD war die Firma Messerschmitt-Bölkow-Blohm federführend beteiligt. Seit 1977 wird die Rakete in der deutschen Bundeswehr eingesetzt.
Der 1967 in Dienst gestellte Militärtransporter Transall wurde nicht von Messerschmitt-Bölkow-Blohm hergestellt, sondern von der deutsch-französischen Arbeitsgemeinschaft »Transall« (»Transporter-Allianz«, bestehend aus der französischen Nord Aviation sowie Weser-Flugzeugbau und Hamburger Flugzeugbau).
British Aerospace: ein durch Firmenzusammenschlüsse 1977 entstandener britischer Luftfahrt- und Rüstungskonzern
Argentinisches Staatsunternehmen, das in den Bereichen Rüstung, Chemie und Maschinenbau tätig ist
Diehl ist ein seit 1902 bestehendes Familienunternehmen mit Sitz in Nürnberg und gehört zu den größten Luftfahrtausrüstern und Rüstungskonzernen Deutschlands (s. Eintrag ›Diehl‹).
»Sea Skua (»Raubmöwe«): Anti-Schiff-Rakete der British Aerospace, erste Auslieferung 1982«
»MEKO 360-Klasse«: Kriegsschiffe des deutschen Hersteller ThyssenKrupp Marine Systems AG; diese »Klasse« wurde in den 1970er Jahren von der Hamburger Schiffswerft Blohm + Voss entwickelt
Leopard 2: seit 1979 in Serie produzierter Kampfpanzer der Firma Krauss-Maffei, der in vielen Varianten erzeugt und erfolgreich exportiert wurde
Sea Wolf: auf Schiffen stationierte Flugabwehrrakete der Firma British Aircraft, ab 1979 ausgeliefert
Die Firma Junghans in Dunningen, Baden-Württemberg, stellt keine ganzen Waffensysteme, sondern Zünder her. s. Eintrag ›Granatwerfer von Junghans‹
»Reiß doch den Himmel auf und steig in unsere Welt hinab!« Wörtliches Zitat aus dem Alten Testament, eine Anrufung Gottes aus dem Buch Jesaja(Jes 63,16b)
Internationales Congress Centrum: 1975–1979 errichtetes Kongressgebäude in Westberlin
1928 wurde in Manhattan das 35-stöckige ITT-Gebäude fertiggestellt. Zwischen 1961 und 1989 – und damit auch zur Entstehungszeit von »Konsens, Konzerne« – befand sich das Hauptquartier in einem 1960 fertiggestellten Bürogebäude an der New Yorker Park Avenue, das damit zum »ITT Building« avancierte (heute: The Mutual of America Building).
Kofler spielt hier vielleicht nicht nur auf das englische Wort für Verlierer, sondern auch auf Andreas Loser, den Protagonisten in Peter Handkes Roman »Der Chinese des Schmerzes« (1983) an. In der Prosa »Am Schreibtisch« taucht Loser wieder auf (s. Eintrag »Mit einem Loser ins Bett – niemals!«).
Die »Internationale Holzmesse« in Klagenfurt besteht seit 1957.
Eine Buchmesse in Frankfurt gibt es seit dem 16. Jahrhundert.
Okasa: heute nicht mehr produziertes Potenzmittel, das seit der Zwischenkriegszeit von der Berliner Firma Hormopharma hergestellt wurde. Das Präparat war von »legendärer Bekanntheit«, als deren Beleg ein Versprecher des deutschen Bundespräsidenten Heinrich Lübke gilt, der 1966 von japanischen Reiseeindrücken berichtet habe: »in einer Stadt, wie hieß die doch? Okasa?« ([red.] 1967).
Kofler legt dieser Passage einen »Spiegel«-Beitrag zugrunde, der sich den Schwierigkeiten von ArbeitnehmerInnen mit dem Einsatz neuer Computertechnologie und der damit einhergehenden Verdrängung althergebrachter Arbeitstechniken widmet. Im Beitrag kommt auch die Stimme eines »Erzeugers« zu Wort: »›Wir haben‹, sagt ein Herr von der Sparte ›Halbleiter‹ bei Siemens, ›einen Anwendungsstau in der Büroelektronik.‹ Was nun bevorstehe, sei ›daß diese Technologie sich flächendeckend über den gesamten Verwaltungsbereich ergießen wird‹« (Brügge 1982, 86).
In Teilen Deutschlands gebräuchliche Bezeichnung für ein altersschwaches Pferd; etymolog. Verwandtschaft zu »klappern«, »schwätzen«; in der Verwendung für Penis, wie bei Kofler, taucht das Wort in einschlägigen Lexika nicht auf (vgl. u.a. Zentralinstitut für Sprachwissenschaft 1995, 608; Lexer 1885, 125; Grimm 2020).
Kofler spielt hier auf die seit den 1960er Jahren von der Nachkriegsgeneration betriebene kritische Befragung von überkommenen gesellschaftlichen Machtpositionen und ihrer Kontinuität vom Nationalsozialismus her an. Die Auffassung, dass ein Ursprung des Phänomens Faschismus im Privaten zu suchen ist bzw. private Beziehungen ein Hort des Faschismus sein können, wird in verschiedenen künstlerischen Œuvres vertreten, etwa den Filmen Rainer Werner Fassbinders mit ihrer Erkundung der Machtverhältnisse in der Liebe oder dem Spätwerk Ingeborg Bachmanns. Bachmann sagte in einem Interview 1973 mit Bezug auf ihren Roman »Malina«: »[Der Faschismus] fängt an in Beziehungen zwischen Menschen. Der Faschismus ist das erste in der Beziehung zwischen einem Mann und einer Frau« (Koschel/Weidenbaum 1991, 144; vgl. Morrien 1996, 98; Gutjahr 1987). Elfriede Jelinek schließt hier mit ihrer literarischen Analyse eines Faschismus im Privaten an (vgl. Jelinek 1989) – in zeitlicher Nähe zur Entstehung von Koflers Stück vor allem im Roman »Die Ausgesperrten« (1980). Bei Franz Schuh klingt 2019 Koflers Satz (in Variation) wie die Wiedergabe einer Binsenweisheit: »Ich weiß, dass der Faschismus im Bett beginnt« (Schuh 2019).
Ein Syndikat ist eine Form des Kartells, genauer »der Zusammenschluss von Unternehmen der gleichen Produktions- oder Handelsstufe, die sich vertraglich verpflichten, durch gemeinsame zentrale, rechtlich selbstständige Einkaufs- oder Verkaufseinrichtungen die Beschaffung von Rohstoffen oder Waren oder den Absatz ihrer Erzeugnisse wirtschaftlicher zu gestalten. [...] Nach dem Kartellgesetz sind Syndikate grundsätzlich unzulässig.« (Pollert 2016, 90) Kofler verwendet den Begriff pejorativ, als Verweis auf eine Verschwörung, auf den geheimen Zusammenschluss von Drahtziehern der Macht. In romanischsprachigen Ländern bezog sich ,Syndikat‘ allerdings ursprünglich auf eine gewerkschaftliche Organisation, die auch Grundlage des Anarchosyndikalismus ist.
Der bundesdeutsche Wirtschaftsminister zur Entstehungszeit von »Konsens, Konzerne« war Otto Graf Lambsdorff, er war auch in die Flick-Affäre verwickelt; die Überdeckung mit dem Namen Strittmatter bleibt unklar, sowohl der Bezug zum sorbisch-deutschen DDR-Schriftsteller Erwin Strittmatter (1912–1994) als auch zum Dramatiker Thomas Strittmatter (1961–1995), der zu Beginn der 1980er Jahre mit Dramen im schwäbischen Dialekt einigen Erfolg hatte, ist schwer nachvollziehbar.
Kofler greift bei diesem fiktiven Firmennamen auf ein Gedicht Ernst Jandls aus dem Band »der künstliche baum« (1970) zurück. Der Text »privater marsch« besteht nur aus den beiden Wörtern »schmackel« und »bunz« (Jandl 1997, 108). Der Firmenname taucht bereits im Hörspiel »Surrealismus« auf.
Zusammen mit den im Folgenden genannten Aktionen (»Unternehmen Südpol«, »Operation Eastend« und »Unternehmen Westkreuz«) entwirft Kofler ein alle Himmelsrichtungen umfassendes, also ›weltumspannendes‹ Szenario an verdeckten Aktionen und Lobbyismus.
Der Name O’Loughlin kehrt in »Amok und Harmonie« wieder, dort als »Industrieideologe und kreativer Kaufmann, Erfinder der Aktion ›Uganda tomorrow‹« (s. Eintrag ›Uganda tomorrow‹) – eine Referenz an den Wiener Unternehmer und Künstler Hans Neuffer (1936–1973), Freund Friedensreich Hundertwassers und Udo Prokschs, Mitbegründer des »Kleinen Café«.
Procter & Gamble: 1837 gegründeter Konsumgüter-Konzern mit Hauptsitz in den USA (Schwerpunkt auf Hygieneartikeln), seit 1963 mit Produktionsstätten auch in Deutschland. Ob sich Koflers Bezeichnung »berüchtigte Procter & Gamble-Schule« auf konkrete Konzerngepflogenheiten bezieht, ist unklar. Der Konzern gilt als Pionier gezielten Markenmanagements.
Kofler könnte sich bei diesem »Codenamen« auf die Werbefigur »Karin Sommer« beziehen. Unter diesem Namen stellte die österreichische Schauspielerin Xenia Katzenstein (* 1943) zwischen 1974 und 1985 in Fernsehspots und in Printwerbung eine ›gute Hausfrau‹ dar, die mit Kaffee der Marke Jacobs für gute Laune sorgt.
Es ist denkbar, dass sich Kofler mit dem Tiernamen an die »Operation Condor« anlehnt, bei der in den 1970er und 1980er Jahren von den Geheimdiensten südamerikanischer Militärdiktaturen – mit Unterstützung der CIA – mit »Todesschwadronen« gegen linke und oppositionelle Kräfte brutal vorgegangen wurde (vgl. Calloni 2010).
Die Erwähnung des »mysteriösen Todes« ist ein starkes Indiz, dass Kofler die Figur Mattschacher an Karl Lütgendorf (s. Eintrag ›Mattschacher‹) anlehnt. Dessen Tod, der offiziell als Suizid gewertet wurde, hinterließ viele Fragen. »Die Gründe für seinen Freitod 1981 sind nicht bekannt geworden, standen aber vielleicht mit seinen Waffengeschäften in Verbindung« (Rauchensteiner 1987, 478). Die Zeitschrift »profil« schreibt im März 1982 von »Indizien, die die These vom gerichtlich festgestellten Freitod des Freiherrn zumindest ins Wanken bringen könnten« (Worm 1982, 19).
Ob Kofler mit den Heiligen Drei Königen auf konkrete Persönlichkeiten anspielt, lässt sich nicht mehr eruieren. Eine Landesanstalt für Aufbaufinanzierung gibt es in Bayern seit 1950 (vgl. Winkler 2014).
Im bundesdeutschen Verteidigungsministerium wurde unter Helmut Schmidt, Minister von 1969 bis 1972, ein »rüstungswirtschaftlicher Arbeitskreis« eingerichtet, Mitglieder waren die Generaldirektoren von Krupp, Rheinstahl, Rheinmetall, Krauss-Maffei, VFW, Daimler-Benz und MAN; »die Unternehmer Ludwig Bölkow, Claudius Dornierund Karl Diehl; die Vorstandsmitglieder Erhard Löwe(AEG), Josef Schniedermann (Siemens), Alfred Rennert (Dynamit Nobel) und Michael Budczies (Blohm + Voss) sowie Flick-Vertreter Wolfgang Pohle und Quandt-Manager Gerhard Vieweg« ([red.] 1972d).
Gemeint ist damit der »Freundeskreis Reichsführer SS«, der aus dem sogenannten »Kepplerkreis« um Wilhelm Keppler entstand. Der Industrielle Keppler bekam 1931 den Auftrag Hitlers zur Gründung eines Netzwerks zur Gestaltung des wirtschaftspolitischen Programms der NSDAP. Der »Kepplerkreis« diente dazu, »der Partei unter der Industrie die nötige Resonanz zu verschaffen, die Hitler für seine Kanzlerschaft brauchte« (Vogelsang 1972, 44). Ein Mitarbeiter Kepplers, Fritz Krahnefuß, betrieb den »Freundeskreis« dann für die SS weiter, einerseits um sich zu profilieren (vgl. Vogelsang 1972, 78), andererseits zur Lukrierung von Spenden an die SS. Himmler selbst war bei den ab 1939 monatlich stattfindenden Treffen selten und nur kurz zu Gast, 1941–1943 gar nicht mehr.
In Details Anspielungen auf Ernst Wolf Mommsen (1910–1979), Jurist, ab 1939 im Reichsministerium für Bewaffnung und Munition, dabei auch Tätigkeit im »Berthawerk« des Krupp-Konzerns bei Breslau (Artilleriewaffen), ab 1946 verschiedene Geschäftsführerposten, 1965–1970 Vorstandsvorsitzender der Thyssen Röhrenwerke AG, 1970–1972 Staatssekretär für Technik und Beschaffung im Verteidigungsministerium, 1973–1975 Vorstandsvorsitzender der Friedrich Krupp AG.
Ob der Name Marinelli auf jemanden anspielt, bleibt unklar, ebenfalls das folgende Zitat.
Der Name Pohle dürfte Kofler im Zusammenhang mit Flick untergekommen sein: Wolfgang Pohle (1903–1971), Wirtschaftsjurist, Verteidiger Friedrich Flicks beim Nürnberger Folgeprozess, CDU-, dann CSU-Mitglied, Mitglied des Verteidigungsausschusses im deutschen Bundestag
Der Phantasiename Zunz, der sich an Huntze/Hunz reimend anlehnt, verweist auf Joachim Zahn (1914–2002), 1971–1979 Vorstandsvorsitzender von Daimler-Benz und damit einer der einflussreichsten Rüstungsindustriellen der BRD
Auf welche »bedeutende Zusammenkunft«, auf welches steirische Schloss und welchen »Hygieneartikelhersteller« hier Kofler möglicherweise anspielt, konnte nicht final geklärt werden.
Anspielung auf Fritz Zimmermann (1925–2012), deutscher Politiker, 1956–1963 CSU-Generalsekretär, 1961–1982 Vorstandmitglied der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, 1965–1972 Vorsitzender des Verteidigungsausschusses im Bundestag. In den 1950er Jahren war er in die »bayerische Spielbankenaffäre« verwickelt, bei der es um Schmiergeldzahlungen für Spielbankkonzessionen ging. Zimmermann wurde in den Gerichtsverfahren 1959/60 wegen Meineids verurteilt, aufgrund eines medizinischen Gutachtens, das ihm physische Unzurechnungsfähigkeit während der Falschaussage attestierte, wurde das Urteil aufgehoben. Diese Umstände brachten ihm den Spitznamen »Old Schwurhand« ein.
In der Nachkriegsgeschichte der BRD gab es mehrere »Arbeitskreise«, die die Vernetzung zwischen Politik und Rüstungsindustrie fördern sollten: der 1970 gegründete »Rüstungswirtschaftliche Arbeitskreis« oder der »Wehrpolitische Arbeitskreis«/ »Arbeitskreis Wehrpolitik«, eine Gruppe innerhalb der CSU.
Anspielung auf die Vorgänge rund um ein neues bayerisches Rundfunkgesetz 1972: Die CSU, eine »rote Unterwanderung in Funk und Fernsehen« befürchtend, setzte ein neues Gesetz durch, das massive Eingriffe in die Strukturen des Bayerischen Rundfunks vorsah – etwa einen stärkeren politischen Einfluss im Rundfunkrat oder die Befristung von Arbeitsverträgen (vgl. [red.] 1972c). Es kam zu Demonstrationen gegen das von Kritikern als Gefährdung der journalistischen Unabhängigkeit angesehene Gesetz sowie gegen die Pläne der CSU, in Bayern Privatradio zu ermöglichen. Im Sommer 1972 hatte das »Volksbegehren Rundfunkfreiheit« viel Erfolg. CSU-Chef Franz-Josef Strauß sah sich veranlasst, auf die Kritiker zuzugehen: 1973 wurde in einer Gesetzesnovelle festgelegt, dass Rundfunk in Bayern nur öffentlich-rechtlich betrieben und maximal ein Drittel Staats- und Parteienvertreter in den Rundfunkrat entsandt werden dürfe. Die Bezeichnung »Rundfunkputsch« bzw. »CSU-Rundfunkputsch« findet sich in der zeitgenössischen linken Publizistik (vgl. u.a. Deumlich 1974, 108).
Kofler bezieht sich hier wahrscheinlich auf den »4. Kronberger Dialog« im Schlosshotel Kronberg im Jänner 1972, dem im Frühjahr die Gründung des »Arbeitskreises Soziale Marktwirtschaft« folgte. Der Arbeitskreis brachte »für Anzeigenkampagnen zugunsten der CDU im Wahlkampf 1972 insgesamt 8,4 Millionen DM« auf (Kulitz 1983, 101).
Teilnehmer des »4. Kronberger Dialogs«, auf den Kofler hier anspielt, waren »[n]eben den CDU-Politikern [Gerhard] Stoltenberg und [Alfred] Dregger sowie sonstige[] Mitglieder[] des CDU-Wirtschaftsrates […] u.a. Vertreter der drei Chemiekonzerne BASF, Bayer und Hoechst, der Deutschen Bank, der Deutschen Shell AG, des Versandhauses Quelle, der Quandt-Gruppe, der Firmen Oetker, Reemtsma, Asbach, Hengstenberg, Coca-Cola, Braun AG, Flick AG« (Kulitz 1983, 101). Kofler mischt hier erneut Anspielungen, Realnamen und fiktive Namen. O’Loughlin: s. Eintrag ›O’Loughlin‹; »Bütefisch« spielt auf Heinrich Bütefisch (1894–1969) an, ab 1930 Leiter der Leuna-Werke der IG Farben, »Wehrwirtschaftsführer« und Mitglied des »Freundeskreises Reichsführer SS«, ab 1941 in leitender Funktion im »Lager Buna« (Konzentrationslager »Auschwitz III«) tätig. »Hintze von Shell«: Der Chef der deutschen Shell AG, Johannes Welbergen, war in Kronberg anwesend (vgl. [red.] 1972a), »Hintze« könnte sich auch auf Manfred Hintze beziehen, Geschäftsführer im Bauer-Verlagskonzern – wahrscheinlich konsultierte Kofler hier einen »Spiegel«-Artikel, der Namen und Zusammenhänge sowie die Bezüge zu den Kronberger Treffen nennt (vgl. [red.] 1972a). »Hintze« und »Kuntze« dürften hier nur Ausformungen der Redewendung »Hinz und Kunz« sein, in späteren Werken folgen u.a. Anspielungen auf die Schriftsteller Christian Ide Hintze und Reiner Kunze (s. Eintrag ›Dichtern Hintze und Kunze‹). Bauer-Verlag: Vertreter des Hamburger Heinrich Bauer Verlags (u.a. Zeitschriften »Quick«, »Praline«, »Neue Revue«, »Das Neue Blatt«) waren federführend im »Kronberger Kreis«, allen voran Heinz Bauer, Juniorchef des politisch rechts stehenden Pressekonzerns.
Angeblicher Ausspruch des »Public-Relations-Mannes des Bauer-Verlags« auf der Gründungsversammlung des »Arbeitskreises Soziale Marktwirtschaft« im Schlosshotel Kronberg im Frühjahr 1972 (Rhenanus 1972, 1417). Dieser »Arbeitskreis«, eine »mysteriöse[] Organisation, die sich zum Kampf gegen die Bonner Linkskoalition verschworen hat« ([red.] 1972b), ist nicht mehr im Fokus von Koflers Anspielungen.
Kofler zitiert hier (variierend) aus Shakespeares Der Widerspenstigen Zähmung (Orig. »The« Taming of the Shrew), er lehnt sich an die Übersetzung von Wolf Graf Baudissin (1831) an, die der Schlegel-Tieck’schen Shakespeare-Ausgabe entstammt: »Herr, wer seid Ihr denn, daß Ihr Euch herausnehmt, meinen Diener zu schlagen?« (Shakespeare 1946, 85)
Ein weiteres (variierendes) Zitat aus Shakespeares Der Widerspenstigen Zähmung: »Dein Vater, o Spitzbube? Der ist ein Segelmacher in Bergamo!« (Shakespeare 1946, 86)
Tag des Militärputsches in Chile: Präsident Salvador Allende beging nach dem Eindringen von Militär in den Präsidentenpalast Selbstmord (eine Obduktion 2011 bestätigte den Suizid und zerstreute Gerüchte über eine Ermordung durch die Putschisten, vgl. red 2011); eine Junta, angeführt von General Augusto Pinochet, übernahm die Regierung.
Kofler nennt als »Auftraggeber« des Militärputsches jene unter US-Einfluss stehenden Firmen, die Präsident Allende verstaatlicht oder zu verstaatlichen geplant hat. Diese Firmen bestimmten in einer Art Oligopol über die chilenischen Kupferminen. Allende wollte die chilenische Tochterfirma des Telekommunikationskonzerns ITT sowie die Kupferminen der US-Firmen Kennecott Utah Copper und Anaconda Copper Mining verstaatlichen. Die USA, die eine Zunahme marxistischer Regierungen in Amerika befürchtete, setzte über die CIA Gegenmaßnahmen.
Die Aktivitäten der CIA in Chile begannen lange vor dem Militärputsch: »The decade between 1963 and 1973 was a period of tremendous activity for the CIA in Chile« (Smith 2003, 54). Bereits im Wahlkampf 1962 mischte sich die CIA mit antisozialistischer Propaganda ein. Nach dem knappen Wahlsieg Allendes 1970 genehmigte US-Präsident Nixon ein geheimes Sonderbudget von 10 Millionen US-Dollar für Aktionen zur Verhinderung des Amtsantritts Allendes. Bis zum Putsch setzte die CIA ihre Propaganda gegen Allende fort, am Putsch selbst war sie nicht beteiligt. Als 1974/75 die Menschenrechtsverletzungen der Junta in der US-amerikanischen Öffentlichkeit bekannt und diskutiert wurden, wurden die »verdeckten Operationen« eingestellt.
Nach dem Militärputsch 1973 gewann eine Gruppe von Ökonomen in Chile Einfluss, die in den 1950er und 1960er Jahren in Chicago studiert und so zu Anhängern der »Chicagoer Schule« des Wirtschaftsliberalismus wurden, wie ihn dort Arnold Harberger, Milton Friedman oder August von Hayek vertraten – daher die Bezeichnung »Chicago Boys«. Chile wurde zu einer Art Versuchslabor des wirtschaftsliberalen Programms der »Chicagoer Schule«. Durch den »Schock« des radikalen Wandels, etwa das garantierte niedrige Lohnniveau durch Ausschaltung der Gewerkschaften und eine Hartwährungspolitik, sollten ausländische Investitionen angelockt werden, die »Normalisierung« nach diesem »Schock« sollte »mittels der unterstellten Mechanismen des Trickle-down forcierter kapitalistischer Akkumulation auf den Weg gebracht werden« (Link 2018, 349).
Kofler bezieht sich hier auf den 11. September 1973, den Tag des Militärputsches in Chile. Seine Quelle dürfte das Hamburger Polit- und Satiremagazin »p«»ardon« gewesen sein, das im Jänner 1982 auf mehreren Seiten die wirtschaftlichen Verstrickungen der BRD in das Pinochet-Chile und die unkritischen Wirtschaftsberichte des Magazins »Capital« über Chile behandelte. »pardon« druckte ein Inserat aus der chilenischen Regierungszeitung »El Mercurio« vom 11. 9. 1977 samt Übersetzung ab: »Die Familie Volkswagen möchte an diesem großen Tag der Regierung Chiles für die ihr gegebene Möglichkeit danken, in dieses schöne Land zu kommen, sich hier aufzuhalten und mit seinen Menschen Freiheit, Schwung und Lebensfreude zu teilen. Es lebe Chile!« (pardon 1/1982, 55) Der Umfang des Engagements von VW in Chile ist schwierig zu eruieren, in einem Rückblick des Vorstandsmitglieds Peter Frerk auf dreißig Jahre Tätigkeit von Volkswagen in Lateinamerika fehlt Chile gänzlich (vgl. Frerk 1986).
1939 in Holland gegründeter Verbrauchsgüterkonzern
Wahrscheinlich gemeint: Royal Dutch Shell, 1907 gegründeter britisch-holländischer Mineralölkonzern

