Werk 1
Kommentar
Werk 2
Werk 3
Werk 4
Werk 5
In »Herbst, Freiheit« verweist Kofler mehrfach auf das 1911 fertiggestellte Parkhotel Villach und seine prunkvolle Ausstattung (s. Eintrag ›Auch das angebaute Konzerthaus‹). Das Hotel, »eines der größten gastwirtschaftlichen Etablissements der Monarchie« (Anthofer/Lex 1999, 30), wurde bis 1988 betrieben, stand danach lange Zeit leer und wurde nach einem Brand 1998/99 renoviert. Seitdem besteht im Gebäude ein Nutzermix aus Wohnungen, Geschäften, Veranstaltungsräumen, Arztpraxen und einem Café.
Am 10. Oktober 1932 fand in Villach der »Gauparteitag« der NSDAP Kärnten statt (vgl. Valentin 2009, 61).
»SA-Mann Brand«: der erste nach Hitlers »Machtergreifung« veröffentlichte nationalsozialistischer Propagandafilm (1933, R: Franz Seitz), s. Eintrag ›SA-Mann Brand‹
PersonNationalsozialistInSchauspielerIn/RegisseurInMedienFilm/Fernsehen/Radio
Zur Uniform der SA (»Sturmabteilung«) gehörte neben dem charakteristischen braunen Hemd und den von Kofler erwähnten Schaftstiefeln eine steife Schaftmütze, ebenfalls in brauner Grundfarbe, ergänzt mit Abzeichen der regionalen Zugehörigkeit.
Währender der NS-Herrschaft verächtliche Bezeichnung für die Zeit der Weimarer Republik (Deutschland) bzw. des Austrofaschismus (Österreich 1933–1938), in der die NSDAP verboten war (vgl. Schmitz-Berning 2000, 598f.; s. Eintrag ›Systemzeit‹).
Kurt Schuschnigg (1897–1977) übernahm nach der Ermordung von Engelbert Dollfuß (1892–1934), dem Begründer des austrofaschistischen Ständestaats, die Regierungsspitze, s. Eintrag ›Schuschnigg‹
Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs bildeten sich österreichweit paramilitärische »Selbstschutzverbände«, die Heimwehr-Verbände standen dem christlichsozialen Lager nach und entwickelten sich spätestens seit dem »Korneuburger Eid« 1930 zu einer Säule des austrofaschistischen Regimes.
In der Nacht vom 11. auf den (12. März 1938) lösten noch vor dem Einmarsch deutscher Einheiten österreichische Nationalsozialisten das austrofaschistische Regime ab.
Da über Jakob Winkler, den in »Hotel Mordschein« (s. Eintrag »dieser eigentliche Lagerkommandant heißt Winkler«) erwähnten Kommandanten des Konzentrationslagers am Loiblpass, wenig biographische Details greifbar sind, bleibt unklar, ob er hiermit gemeint ist. Winkler dürfte 1938 bereits SS-, nicht SA-Mitglied gewesen sein.
Möglicherweise Bezug auf Walter Benjamins »Illuminationen«, eine von Theodor W. Adorno1955 herausgegebene Sammlung von Schriften, deren Titel auf einen Hinweis Adornos zurückgeht, und zwar auf die Veröffentlichung einer Auswahl durch Siegfried Kracauerin der »Frankfurter Zeitung« unter dem Titel »Kleine Illuminationen«, der Benjamin zugestimmt habe; er verweise auf die seinem Schreib- und Denkstil charakterisierenden Komponenten des Erleuchtens und Aufklärens (Benjamin 1969, 444f.).
PersonAutorIn/JournalistInPhilosophInMedienZeitung/ZeitschriftZitate
Adolf Hitler machte im Vorfeld der Volksabstimmung am 10. April 1938über den »Anschluss« ans Deutsche Reich eine Österreich-Tournee, am 2. April war er in Graz, am 4. April in Klagenfurt, tags darauf in Innsbruck, wohin ihn Sonderzug, der durch Villach kam, brachte. Am 6. April ist er in Salzburg(vgl. Bruppacher 2018, 31f.).
Oskar Kraus (1887–1972), Beteiligung am Kärntner »Abwehrkampf« 1919, 1929 NSDAP-Beitritt, Bürgermeister von Villach 1938–1945, Inhaftierung 1945–1947; Kraus blieb dem nationalsozialistischen Gedankengut bis zu seinem Tod treu (vgl. Rettl/Koroschitz 2006).
Uwe Johnson schreibt, Hitler verlässt am (5. April 1938) »das Parkhotel zuGrazund begibt sich zu seinem Sonderzug nach Klagenfurt. […] in allen durchfahrenden Bahnhöfen sind die Bahnsteigedicht bestellt mit jubelnden Menschen […]. Noch kurz vor 14 Uhr war der Bahnhof Klagenfurt erfüllt vom Jubel der Verehrer«(Johnson 1974, 37).
TopographieOrtschaftPersonAutorIn/JournalistInNationalsozialistInEreignis
Carl Maas: Beamter des Magistrats Villach, nach 1945 als Dolmetsch zwischen der britischen Besatzungsmacht und dem Bürgermeisterbüro eingesetzt, später Kulturamtsleiter (vgl. Stadt Villach 2005, 20); zu seiner Tätigkeit während der NS-Zeit konnten keine Belege gefunden werden.
Hans (Johann) Rexeisen (1894–?), aus Villach gebürtiger SS-Offizier, bis 1938 Kontorist bei einer Villacher Holzfirma, 1933 NSDAP-Beitritt (vgl. Walzl 2003, 14, 36), während des Austrofaschismus illegale NS-Tätigkeit (Aufbau des SD, »Sicherheitsdienstes«, in Villach), direkt nach dem »Anschluss« provisorischer Stadtkommandant und Leiter des Polizeiamts in Villach, im Herbst 1938 beim SD Klagenfurt (»Grenznachrichtendienst«), 1941 zur »Einsatzgruppe Fuchs« in Kroatien, danach in Belgrad Chef der Abteilung III des SD (vgl. Vukić 2019, 89; Manoschek 1995, 176), ab 1944 verschiedene Einsatzorte, gegen Kriegsende Mitarbeiter Globocniks in Triest (vgl. Ferenc 1989, 219), keine Anzeichen für eine politisch-militärische Karriere (vgl. Walzl 2003, 85), 1945–1948 in Haft (PoW-Camp Wolfsberg).
Feldherrnhalle: 1844 fertiggestellte klassizistische Loggia am Münchner Odeonsplatz; während des »Hitler-Ludendorff-Putschs« am 8. und 9. November 1923marschierte ein von Hitlerund Ludendorffangeführter bewaffneter Trupp vom Bürgerbräukeller zur Feldherrnhalle, die Polizei hatte den Odeonsplatz abgeriegelt, es kam zu einer kurzen Schießerei, bei der dreizehn Putschisten starben. Die insgesamt 16 getöteten Putschisten wurden nach 1933 zu Märtyrern stilisiert, 1939 erklärte Hitler den 9. November als »Gedenktag für die Bewegung« zum staatlichen Feiertag.
Franz Pfeffer von Salomon(1888–1968), Offizier im Ersten Weltkrieg, danach Freikorps-Führer, frühe NSDAP-Mitgliedschaft, 1926 von Hitler zum »Obersten SA-Führer« ernannt, er hatte das Amt nur bis 1930 inne.
Ernst Röhm (1887–1934), Offizier im Ersten Weltkrieg, Freikorps-Mitglied, 1930 »Oberster SA-Stabschef«
In der Nacht vom 30. 6. auf 1. 7. 1934wurden jene SA-Mitglieder, die als feindlich eingestuft und verhaftet worden waren, von SS-Mitgliedern ermordet. Die Geschehnisse wurden auch »Niederschlagung des Röhm-Putsches«, die »Juni-Morde« genannt (vgl. u.a. Hermanns 2018, 256).
Viktor Lutze (1890–1943), nationalsozialistischer Politiker und SA-Führer. Er war an der Niederschlagung des so genannten Röhm-Putsches beteiligt und wurde auf Vorschlag Himmlers Röhms Nachfolger als Stabschef der SA (vgl. Weiß 2002, 310).
Kofler bezieht sich auf den Film Die Verdammten (I/D 1969, orig. La Caduta degli Dei, R: Luchino Visconti), in dem die deutsche Industriellenfamilie von Essenbeck sich den Nationalsozialisten anbiedert und dadurch in eine vernichtende Gewaltspirale gezogen wird, bei der auch der »Röhm-Putsch« eine Station darstellt
PersonSchauspielerIn/RegisseurInNationalsozialistInMedienFilm/Fernsehen/Radio
Helmut Berger (* 1944), österr. Schauspieler, spielt in Viscontis Die Verdammten die Figur des Martin von Essenbeck, des am Schluss einzigen Überlebenden der Familie; Berger arbeitete seit Mitte der 1960er Jahre bis zu Viscontis Tod 1976 mit den Regisseur zusammen, am bekanntesten wurde seine Titelrolle in Ludwig II. (1972).
Josef Dietrich (1892–1966), 1928 Beitritt zur NSDAP und zur SS, 1932 übernahm er den Personenschutz Hitlers (Leiter des SS-Begleitkommandos »Der Führer«), 1934 organisierte er die Ermordung der in München-Stadelheim Inhaftierten SA-Führer, während des Zweiten Weltkriegs wurde er als Kommandierender verschiedenen SS-Einheiten in ganz Europa eingesetzt, im April 1945 war er Kommandant der »Schlacht um Wien«.
Im September 1929 erschien in der von Joseph Goebbels herausgegebenen Zeitschrift der Berliner NSDAP, »Der Angriff«, das Gedicht »Die Fahne hoch« von Horst Wessel (1907–1930). Das Gedicht wurde – nach einer überlieferten Melodie gesungen – zu einem »Kampflied« der SA. Nachdem Wessel 1930 bei einem Schussattentat schwer verletzt wurde und bald darauf starb, stilisierte man seinen Tod zu einem »Märtyrertod«, ab 1933 wurde das Lied zur Parteihymne der NSDAP. s. Eintrag ›Horst Wessel‹
PersonNationalsozialistInAutorIn/JournalistInMedienZeitung/ZeitschriftZitate
Es gibt verschiedene Textvarianten des »Horst-Wessel-Lieds«, die der Erstveröffentlichung des Wessel-Gedichts (1929) folgende lautet: »DieFahne hoch! [/] Die Reihen fest geschlossen! [/] SA marschiert mit mutig-festem Schritt [/] Kameraden, die Rotfront und Reaktion erschossen, [/] Marschieren im Geist in unseren Reihen mit«(zit. nach Thieme 2017, 269).
Als Eintopfsonntag wurde in Deutschland ab dem 1. Oktober 1933 eine Propagandaaktion durch das NS-Regime als ein Zeichen der Solidarisierung mit der Volksgemeinschaft eingeführt. Zudem konnte die sogenannte Fettlücke reduziert werden.
Viktor Petschnik (1899–1951), österreichischer Politiker (SPÖ), 1945–1951 Abgeordneter zum österreichischen Nationalrat und Bürgermeister von Villach.
Jakob Sereinigg (1887–1964), 1951–1956 Bürgermeister von Villach, Landtagspräsident, Vertreter der sozialistischen Arbeiterbewegung und Eisenbahnergewerkschaft
Adolf Populorum (1899–1977), österreichischer Politiker (SPÖ) und Oberinspektor der ÖBB, 1945–1949 Mitglied des Bundesrates, 1951–1966 Abgeordneter zum Nationalrat
Bezeichnung einer NSDAP-Fahne, die 1923 in Münchenim Zuge des gescheiterten Hitler-Ludendorff-Putschs beim »Marsch auf die Feldherrnhalle«mitgeführt worden war; »[n]ach Vorstellung der Nationalsozialisten hatte sie durch das Blut der getöteten Putschisten eine besondere Weihe erfahren. Seit 1926 wurden alle neuen Fahnen und Standarten der Partei durch Berührung mit dem Tuch der Blutfahne geweiht«(Lorenz 2017, 308).
»Ordensburgen« wurden Schulungszentren für den Führungsnachwuchs der NSDAP genannt. Verwirklicht wurden drei dieser Einrichtungen, in Vogelsang/Eifel, in Krössinsee in Pommern und im Allgäuer Sonthofen; »Ordensburgen« der SS gab es nicht. Die Einrichtung in Sonthofen wurde ab 1934 errichtet (heute: Generaloberst-Beck-Kaserne) und diente als »Adolf-Hitler-Schule«, als vorbereitende Bildungsanstalt für die »Ordensburg«.
»Lebensborn« war ein 1935 vom »Reichsführer-SS« Heinrich Himmler gegründeter Verein, der im Umfeld vonHimmlers »Germanisierungsphantastereien« (Koop 2007, 5) zu sehen ist. Der Verein betrieb in Deutschland und den besetzten Ländern Heime, in denen Frauen uneheliche Geburten ermöglicht wurden. Die Frauen mussten strengen Aufnahmekriterien entsprechen, also etwa »guten Blutes«, »erbrein« sein. s. Eintrag »Mütter guten Blutes bei der Besamung«
Aus dem Reservoir der »Allgemeinen SS« im Frühjahr 1933 entstandene Sondereinheit, die Hitler direkt unterstellt war (Schmitz-Berning 2000, 592)
1939 wurden Teile der »SS-Verfügungstruppe« und Teile der »SS-Totenkopfverbände« zur »SS-Verfügungsdivision« zusammengelegt, 1941 beim Angriff auf die Sowjetunion in die SS-Panzerdivision »Reich« umorganisiert, 1942 in »Das Reich« umbenannt. An all ihren Einsatzorten, in den besetzten Ostgebieten oder in Frankreich, war die SS-Division an Kriegsverbrechen beteiligt. Im Juni 1944 zog die SS-Panzerdivision »Eine«»Blutspur durch Frankreich«, wie der französische Autor und Regisseur Michaël Prazan seine TV-Dokumentation (2015) über den Kriegsterrorismus der Einheit nannte – besonders die Massenexekutionen von Tulle und Oradour-sur-Glane sind ins kollektive Gedächtnis Frankreichs eingeschrieben (online: www.youtube.com/watch?v=-8CJocIyUho).
Die Flämische Legion (Freiwilligen Legion Flandern) war ein Verband flämischer Freiwilliger der Waffen-SS.
Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs legte der »Reichsführer SS« Heinrich Himmler den Sicherheitsdienst und die Sicherheitspolizei zum Reichssicherheitshauptamt (RSHA) zusammen, es war eines der »Hauptämter« der SS. Leiter war Reinhard Heydrich, nach dessen Tod 1941 und einer halbjährigen Leitung durch Himmler übernahm der Österreicher Ernst Kaltenbrunner 1942 die Leitung. »Einsatztruppen« des RHSA in den besetzten Ostgebieten führten systematische Ermordungen durch; Adolf Eichmanns Referat, das an der »Endlösung der Judenfrage« führend beteiligt war, war ebenfalls dem RSHA unterstellt.
Ernst Kaltenbrunner(1903–1946), 1931 SS-Mitgliedschaft, 1938 Leiter der SS und Polizei in Österreich, 1943 Leiter des »Reichssicherheitshauptamtes« – damit stand er u. a. dem Gestapo-Amt vor; im Nürnberger Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher wurde er zum Tode verurteilt, s. Eintrag ›Kaltenbrunner‹
Der Klagenfurter Ernst Lerch (1914–1997) war ab 1934 Mitglied der SS. Nach dem »Anschluss« wurde er Adjutant und Büroleiter Odilo Globocniks und war mitverantwortlich für die Deportation und Ermordung der jüdischen Bevölkerung des »Generalgouvernements« Polen; 1943 folgte er Globocnik in die »Operationszone Adriatisches Küstenland«. Nach Kriegsende floh Lerch aus britischer Gefangenschaft und versteckte sich. Zwei gegen Lerch angestrebte Prozesse führten zu keiner Verurteilung (s. Eintrag ›Tanzcafé Lerch‹).
Kreuzbergl: hügelartige Erhebung (517 m) nordwestlich der Klagenfurter Innenstadt, auch als »Hausberg« Klagenfurts bezeichnet. Ingeborg Bachmannhat dem Hügel in ihrer Erzählung »Drei Wege zum See« ein literarisches Denkmal gesetzt. s. Eintrag ›Kreuzbergl‹
Erich Isselhorst (1906–1948), deutscher Jurist, 1934 Beitritt zur SS, ab 1935 Tätigkeit für die Gestapo, rascher Aufstieg in beiden Organisationen, 1936 Leiter der Gestapo in Köln, nach den »Anschluss« Österreichs einige Monate mit dem Aufbau der Gestapo-Stelle in Klagenfurt betraut
Hans-Jürgen Syberberg(* 1935), Regisseur, Vertreter des Neuen Deutschen Films; bekannt wurde sein Interview mit Winifred Wagner, einer engen Vertrauten Hitlers, die bekannte: Käme Hitler heute zur Tür herein, »ich wäre genauso froh und glücklich, ihn hier zu sehen und zu haben, wie immer«(o.A./dpa 2015). Syberbergs Darstellung des Nationalsozialismus ist seit seinem Film Hitler, ein Film aus Deutschland(1977), in dem auch André Hellermitspielt, umstritten, sie fand, etwa in Susan Sontag(Sontag 1980), auch Befürworter.
PersonSchauspielerIn/RegisseurInNationalsozialistInAutorIn/JournalistInPhilosophInMedienFilm/Fernsehen/Radio
Sobibór: Anfang 1942 im Rahmen der »Aktion Reinhard« errichtetes Vernichtungslager im Osten des damaligen »Distrikts Lublin«, strukturell und personell eng verknüpft mit dem Vernichtungslager Belzec; von April bis August 1942 war Franz Stangl Kommandant; von Mai bis Juli 1942 wurden in Sobibór rund 100.000, insgesamt bis zu 250.000 Menschen ermordet (vgl. Muhle 2016, 152). Im Oktober 1943 organisierte eine Häftlingsgruppe einen Aufstand, durch schließlich 47 ehemalige Häftlinge das Kriegsende erleben konnten.
Nach Belzec ab November 1941 und Sobibór ab Februar 1942 wurde in der Nähe des Dorfes Treblinka nordöstlich von Warschau ab Mai ein drittes Vernichtungslager errichtet. »Die meisten der im Generalgouvernement ermordeten Juden starben in den drei neuen Todeslagern« (Wachsmann 2018, 343) – eine Vernichtungsaktion, die in der historischen Literatur als »Aktion Reinhard« (nach einem NS-Codewort, das sich an den 1942 ermordeten Leiter des Reichssicherheitshauptamtes, Richard Heydrich anlehnt) bezeichnet wird. Die drei Vernichtungslager unterstanden dem Kommando von Odilo Globocnik, das Todeslager Treblinka kommandierte zu Beginn Irmfried Eberl, ihm folgten Franz Stangl (wie Globocnik und Eberl Österreicher) und Kurt Franz. Im August 1943 gelang einem Teil der Häftlinge ein Aufstand, es konnten 200–300 Menschen fliehen. Das Vernichtungslager wurde daraufhin geschlossen, die nicht am Aufstand Beteiligten wurden in das Vernichtungslager Sobibór transferiert. Die Spuren des Mordens sollten möglichst vollständig beseitigt werden, das Lager wurde eingeebnet und zur Tarnung ein Bauernhof errichtet. s. Eintrag ›Treblinka‹
Das erste, ab Ende 1941 unter dem Kommando von Christian Wirth errichtete Todeslager der »Aktion Reinhard« im »Distrikt Lublin« des »Generalgouvernements« Polen. Im Vergleich zu Treblinka und Sobibór gibt es weniger Überlieferungen und Dokumente. Im Dezember 1942 waren die Massentötungen abgeschlossen, das Lager wurde aufgelöst, die Spuren – samt der Hunderttausenden Leichen – beseitigt und die verbliebenen Zwangsarbeiter in Sobibór ermordet.
Das Konzentrationslager Buchenwald wurde zwischen Juli 1937 und April 1945 auf dem Ettersberg bei Weimar als Arbeitslager betrieben. s. Eintrag »die Birken sehen, die Buchen, den Wald!«
In der Kleinen Festung im tschechischen Theresienstadt bestand bereits seit 1940 ein Gestapogefängnis, vor allem für tschechoslowakische Widerstandskämpfer. Ab 1941 nutzten es die Nationalsozialisten zunächst als Zwischenstation vor der endgültigen Deportation in die Vernichtungslager. Von 141.000 Inhaftierten starben 33.000 in Theresienstadt. Fast 90.000 Menschen wurden weiter in die Vernichtungslager deportiert, nur 4.000 kehrten zurück. Dennoch wurde das Ghetto nach 1945 lange als »Altersghetto« mit Kulturprogramm verharmlost (vgl. Kraus 2016). Viele Künstler waren hier inhaftiert, s. Eintrag »die Sängerin sei auf der Reise nach Theresienstadt einer Lungenentzündung erlegen«.
Vorort von Lublin; laut »Enzyklopädie des Holocaust« wurden geschätzte 250.000 Menschen in Majdanek durch Hunger oder Krankheit zu Tode gebracht oder ermordet (Jäckel/Longerich/Schoeps 1993, 918).
»Aktion Reinhard« (auch »Aktion Reinhardt« oder »Reinhart«): Tarnname für die in den drei Vernichtungslagern Sobibór, Treblinka und Belzec durchgeführte Vernichtung der jüdischen Bevölkerung des »Generalgouvernements« und Bialystoks. Der Name leitet sich von dem im Mai 1942 in Prag einem Attentat erlegenen Reinhard Heydrich, Leiter des Reichssicherheitshauptamtes und Stv. »Reichsprotektor« in Böhmen und Mähren, her. Himmler beauftragte Globocnik (wahrsch. im Herbst 1941) mit der Durchführung.
»Deutsche Industrienorm (DIN)«ist eine Marke des Deutschen Instituts für Normung, das auf eine freiwillige Beachtung der festgelegten Normen durch Industrie und Handel setzt. Das Institut wurde 1917 unter dem Namen »Normenausschuß der deutschen Industrie«gegründet.
Nothung: Name des Schwerts in Richard Wagners Oper »Siegfried« (1876). Siegfried singt in einer Arie: »Nothung! Nothung! [/] Neidliches Schwert! [/] Was mußtest du zerspringen?« (Wagner 2007, 81). s. Eintrag »Nothung, Nothung«
Odilo Globocnik (1904–1945) kam 1918 mit seiner Familie nach Klagenfurt. Er übernahm in Kärnten führende Tätigkeiten während der Zeit der »Illegalität« im Austrofaschismus. Nach dem »Anschluss« war er Gauleiter in Wien, 1939 wurde er »SS- und Polizeiführer« im Distrikt Lublin und war dort für die Vernichtung der jüdischen Bevölkerung verantwortlich. 1943 wurde er in die »Operationszone Adriatisches Küstenland« versetzt, auch dort organisierte er Deportationen und verantwortete die Partisanenbekämpfung (s. Eintrag »die rechte Hand vom Globus, vom Globocnik«.).
Hauptstadt der gleichnamigen Woiwodschaft im Osten Polens. Von Lublin aus wurde 1942/43 unter der Leitung von Odilo Globocnik die »Aktion Reinhardt« organisiert, die systematische Ermordung der jüdischen Bevölkerung im »Generalgouvernement« Polen. s. Eintrag »Lubliner Sturm, Lerch Globocnik, Pohl« und gehäuft in »Tanzcafé Treblinka«
Anspielung auf den in Triest geborenen, in Klagenfurtlebenden Odilo Globocnikund den in Oberösterreich geborenen Kärntner Landeshauptmann Jörg Haider
Anspielung auf das Konzept des »Übermenschen«als einem dem Menschen überlegenen Menschen, das vor allem Friedrich Nietzscheprägte, in seinem Werk »Also sprach Zarathustra« (1883–1885) systematisch ausarbeitete.
Heinrich Himmler, Odilo Globocniks Vorgesetzter, verwendete in seinem Dienstkalender manchmal den Spitznamen »Globus« (vgl. Witte 1999, 204, 306, 566), Briefe an Globocnik begann er mit der Anrede »Mein lieber Globus« (vgl. Schwindt 2005, 142 FN 114; s. Eintrag »die rechte Hand vom Globus, vom Globocnik«.).
Reinhold von Mohrenschildt (1915–1990), österr. SS-Hauptsturmführer, höchster Repräsentant der Siedlungspolitik Himmlers im Distrikt Lublin; Mohrenschildt bildete mit Odilo Globocnik, Ernst Lerch, dem SS-Arzt Siegbert Ramsauer und dem Kärntner Gauleiter Friedrich Rainer eine Gruppe von fanatischen Nationalsozialisten, die in Klagenfurt ihren Ausgangspunkt und im Schloss der Mohrenschildts in Freudenberg (südlich des Magdalensbergs) einen Treffpunkt hatte. s. Eintrag »Von Mohrenschild«
Im Mai 1943 besuchte Maximilian von Herff (1893–1945), Chef des SS-Personalhauptamtes, die SS-Einrichtungen im »Generalgouvernement Polen«, seine Einschätzung Globocniks hat sich in dessen Personalakte (Zentrale Stelle der Landesjustizverwaltungen zur Aufklärung nationalsozialistischer Verbrechen, Ludwigsburg) erhalten. Kofler greift in das Zitat ein: »Sein Draufgängertum läßt ihn oft die gegebenen Grenzen vergessen, jedoch nicht aus persönlichem Ehrgeiz, sondern vielmehr um der Sache wegen. Der Erfolg spricht unbedingt für ihn.« Im folgenden Absatz ist »will zuviel alleine machen« dem Herff-Bericht entnommen (Pucher 1997, 144 – das war auch Koflers Quelle).
Übertreibungskünstler ist ein Begriff, der einen Aspekt von Thomas Bernhards Poetik zu fassen sucht. Der Germanist Wendelin Schmidt-Denglerbetitelte damit 1986 die Sammlung seiner Aufsätze zu Bernhard, und die Figur Murnauin Bernhards letztem Roman »Die Auslöschung«(1986) bezeichnet sich selbst als solchen – ein Synchronismus in Literatur und Literaturwissenschaft (vgl. Huber 2010, 278)
Buchschlag ist ein Stadtteil von Dreieichim Landkreis Offenbach in Hessen.
Am Hirschsprung: Straße in Dreieich
Fritjof Capra: »Wendezeit« (1982), s. Eintrag ›WENDEZEIT‹
Villach wurde im Sommer 1944 zum Ziel alliierter Bombenangriffe, am 22. November 1944 und 14. Februar 1945 trafen Bomben das alte Rathaus im Khevenhüllerpalais, das vollständig zerstört wurde (vgl. Neumann 2005). Im Hof des 1952 eröffneten Neubaus befindet sich noch ein Portal des Vorgängerbaus aus 1575, im Stiegenhaus Kapitelle der Renaissancearkaden (vgl. Institut für österreichische Kunstforschung 1981, 751)
Philippus Theophrastus Aureolus Bombastus von Hohenheim (1493–1541, ab 1529 unter dem Namen Paracelsus), Arzt, Alchemist, Mystiker und Philosoph im schweizerisch-süddeutschen-österreichischen Raum. s. Eintrag ›Böhme, Paracelsus, Novalis‹
Der aus Schwaben stammende Arzt, Naturforscher und Alchemist Wilhelm Bombast von Hohenheim (um 1457–1534) – Paracelsus’ Vater – zog 1502 nach Villach, wo er eine ärztliche Praxis führte. Über die Einzelheiten seines Aufenthalts »bestehen nur Vermutungen«(Goldammer 1993, 13). Paracelsus selbst war während seines Wanderlebens 1538 in Kärnten, seine Hoffnungen auf die Möglichkeit einer Niederlassung erfüllten sich jedoch nicht, er zog nach Salzburg weiter, Genaueres ist nicht gesichert. Im 19. Jahrhundert glaubte man, eine Tätigkeit Paracelsus’ in Villach nachweisen zu können, seine vermeintliche Wirkungsstätte (Haus Hauptplatz 18) nannte man »Paracelsushaus« (vgl. Neumann 1993, 59f.). Zum 500. Todestag 1941 vereinnahmte man den gebürtigen Schweizer Paracelsus als »Deutschen«, richtete in Villach eine »Paracelsuswoche« aus, widmete einen »Weiheraum« im Stadtmuseum, der Bildhauer Josef Dobner schuf eine Marmorbüste (heute im Neuen Rathaus aufgestellt).
Waschmittel-Marke des deutschen Henkel-Konzerns
Geburtshaus Werner Koflers
»Hiroshima, mon amour«(1959): Filmdrama von Alain Resnais
»Auferstanden aus Ruinen« (1949): Lied von Johannes R. Becher(Text) und Hanns Eisler(Musik), entstanden im Auftrag des Politbüros der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED). Das Lied wurde zur DDR-Nationalhymne. Von etwa 1972 bis Januar 1990 wurde es offiziell nur mehr in einer instrumentalen Fassung ohne Text gespielt, weil die SED von der Idee einer Wiedervereinigung abgerückt war, der vierte Vers sich aber darauf bezieht: »Auferstanden aus Ruinen [/] und der Zukunft zugewandt, [/] laß uns dir zum Guten dienen, [/] Deutschland, einig Vaterland«(Amos 2015, 295).
Nach der Maueröffnung am 9. November 1989verkündeten die ostdeutschen Bürger auf Großdemonstrationen wie den Leipziger Montagsdemonstrationen ihren Wiedervereinigungswunsch durch die Ausrufe »Deutschland einig Vaterland« (4. Vers der DDR-Hymne) und »Wir sind ein Volk«.
Möglicherweise bezieht sich Kofler hier auf ein Interview, das der Dramatiker Heiner Müller 1990 dem deutschen Nachrichtenmagazin »Der Spiegel« gab und in dem er – in Bezug auf seine Skepsis gegenüber dem Begriff Volk – auf eine Beobachtung nach der Maueröffnung hinwies: »Da stand auf einem Transparent ›Wir sind das Volk‹, und daneben hat einer geschrieben ›Ich bin Volker‹« (Karasek/Matussek/Schwarz 1990).
»Die Stunde des Wolfs«(1968), Filmdrama von Ingmar Bergman (mit Max von Sydowund Liv Ullmann), arbeitet mit Elementen des surrealen Films und des Horrorfilms und liefert das Psychogramm eines Künstlers, der sich mit seiner Frau auf eine Insel zurückgezogen hat, wo er von Visionen und Bildern aus seiner Vergangenheit heimgesucht wird.
»Hitlerjunge Quex«(1933): Spielfilm von Hans Steinhoff (nach der gleichnamigen Romanvorlage von Karl Aloys Schenzinger). Liedtexte: Baldur von Schirach. Der nationalsozialistische Propagandafilm bezieht sich auf die Biographie des erstochenen Hitlerjungen Herbert Norkus. »Einer der wenigen Filme im ›Dritten Reich‹, die sich deutlich sichtbar politisch engagierten, in denen die Partei und ihre Organisationen in Erscheinung traten«(Krusche 1993, 258f).
PersonSchauspielerIn/RegisseurInAutorIn/JournalistInAutorIn/JournalistInMedienFilm/Fernsehen/Radio
»Deutschland, Deutschland über alles«: Zitat aus dem Refrain des »Lieds der Deutschen« (»Deutschlandlied«). Text: August Heinrich Hoffmann von Fallersleben (1841), Musik: Joseph Haydn. Die Melodie stammt ursprünglich aus dem 1797 entstandenen »Kaiserlied«Haydns, der offiziellen Volkshymne »Gott erhalte Franz, den Kaiser«für den damaligen römisch-deutschen Kaiser Franz II. Unmittelbar darauf verwendete Haydn diese Melodie im zweiten Satz des »Kaiserquartetts«. 1922 wurde es vom ersten Reichspräsidenten Friedrich Ebert (SPD) zur Nationalhymne bestimmt. Zur Zeit des Nationalsozialismus wurde nur noch die erste Strophe gesungen.
Kofler zitiert aus Schenzingers Roman »Der Hitlerjunge Quex«: »›Deutschland, Deutschland über alles‹, fiel es mit tausend Stimmen wie eine heiße Welle über ihn her. Ich bin auch ein Deutscher, dachte er, und dieses Bewußtsein kam mit solcher Wucht und so unerwartet über ihn wie nie sonst in seinem Leben […]«(Schenzinger 1939, 44f.).
Rottenführer war im Deutschen Reich von 1934 bis 1945 der höchste Rang der »Dienstgradgruppe«der SS-Mannschaften.

