Werk 1
Kommentar
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Koflers 1988 produziertes Hörspiel »Hotel Mondschein« ging der Veröffentlichung der Prosa »Hotel Mordschein« (1989) voraus.
Das »Streichquartett in G« ist Franz Schuberts letztes Werk dieser Gattung, es wird als Teil einer Bewegung hin zum Symphonischen betrachtet – Schuberts Arbeit an der C-Dur-Symphonie befand sich 1826 in der Endphase (vgl. Dürr/Krause 1997, 493; Dürr/Feil 1991, 253). Die Bezeichnung »D 887« meint: Deutsch-Verzeichnis Nr. 887. Der Musikwissenschaftler Otto Erich Deutsch (1883–1967) erstellte ein thematisches Verzeichnis sämtlicher Werke Schuberts, das 1951 veröffentlicht wurde.
Tremolo: rasch und in kurzen Abständen erfolgende Repetition eines Tones oder Intervalls
Lied von Franz Schubert (1814, D 118), in dem er die 15. Szene aus Goethes Faust vertont, in der Gretchen am Spinnrad sitzt und sinniert: »Meine Ruh’ ist hin, [/] Mein Herz ist schwer, [/] Ich finde sie nimmer [/] und nimmermehr.« Goethes Lied besteht aus zehn vierzeiligen Strophen, Schubert nahm Veränderungen am Text vor. Einzigartig mache die Komposition die »gesteigerte Unruhe, die durch die Überlagerung gleich dreier rhythmischer Schichten entsteht« (Dürr/Krause 1997, 184).
Das Album »My Life in the Bush of Ghosts« (1981), eine Gemeinschaftsproduktion des britischen Musikers und Musikproduzenten Brian Eno (* 1948) und des Frontman der Talking HeadsDavid Byrne (* 1952), wurde vor allem für den innovativen Einsatz von Samples (damals in Analogtechnik) bekannt. In die Nummer »Mea Culpa« spielten, wie auf der LP angegeben, die beiden Elemente einer 1979 in New York ausgestrahlten Radiosendung ein, in deren Verlauf der Studiogast, ein »smooth politician«, auf einen Anrufer, einen »inflamed caller«, reagiert.
Blow up-Effekt: die (fotografische) Wiedergabe eines Details in Vergrößerung
1993 verwirklichte Kofler (Regie, Drehbuch) den 30-minütigen Film »Im Museum«, der auf einem Ausschnitt aus der Prosa »Am Schreibtisch« beruht. Die 16-mm-Kamera führte Bernd Neuburger, der auch produzierte; die Stimme auf dem Off spricht Hermann Schmid. 2011 wurde der Film in die DVD-Edition »Der österreichische Film/Edition »Der Standard«« aufgenommen.
Peter O. Chotjewitz (1934–2010) war Schriftsteller, Übersetzer, Jurist, hatte Ende der sechziger, Anfang der siebziger Jahre Kontakt zur Roten Armee Fraktion und schrieb, nach »experimentellen« Anfängen ab den 1970er Jahren engagierte, realistische Literatur. Das Hörspiel Supermenschen in Paranoia wurde 1969 unter der Regie von Raoul Wolfgang Schnell produziert. Das Hörspiel ist eine melodramatische Satire auf eine Generation, in der disparate Motive zusammenlaufen: »italienische Konsumschlager vermengen sich mit revolutionärem Vokabular, gejagte Haschischhändler platzen in eine geräuschvolle Ehekrise. Redegewandte Individuen versuchen ihre eigenen Unzulänglichkeiten als Versklavung zu definieren« (www.deutschlandfunkkultur.de/supermenschen-in-paranoia.3683.de.html?dram:article_id=173390 [21.5.2019]). In den »Stereotexten« 1969 wurde ein dem Hörspiel zuzuordnender Prosatext veröffentlicht (vgl. Chotjewitz 1969).
SDR: Süddeutscher Rundfunk, 1949–1998 Sendeanstalt des nördlichen Landesteils von Baden-Württemberg mit Sitz in Stuttgart; 1998 wurde der Sender mit dem Südwestfunk, der seine Zentral in Baden-Baden hatte, zum Südwestrundfunk (SWR) zusammengelegt.
Die Freundschaft Koflers mit dem Schriftsteller Gert Jonke (1946–2009) begann Mitte der 1960er Jahre in Klagenfurt – in einem Text 1998 bezeichnet Kofler sie beide als »ungleiche Brüder« (Kofler 1998, 27). Ob Jonke 1970 »Gastdramaturg« beim SDR war, konnte nicht eruiert werden.
Kofler verwendete diese beiden Begriffe für die Titelgebung eines Prosatexts (1997), dem, wie der Klappentext des Rowohlt-Verlags aufklärt, eine »tatsächlich gegen den Autor verübte Straftat eines »Verspotteten«« zugrunde liege. »Furcht und Unruhe« bezieht sich auf den Tatbestand der Gefährlichen Drohung im Strafgesetzbuch, § 107, Abs. 1: »Wer einen anderen gefährlich bedroht, um ihn in Furcht und Unruhe zu versetzen, ist mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bis zu 720 Tagessätzen zu bestrafen.« (www.jusline.at/gesetz/stgb/paragraf/107 [17.5.2019])
Ital. »cornuto«: »der Gehörnte«, »der Betrogene«, »Hahnrei«
1987 in Österreich von der Red Bull GmbH eingeführter Energy Drink, der nach anfänglichen Schwierigkeiten weltweiten Erfolg hatte, s. III/131
Whiskysorte der Marke Johnnie Walker
In Koflers Werk tauchen immer wieder Variationen des Zitats aus Samuel Becketts »»Molloy«« auf: »Ich bin im Zimmer meiner Mutter. Ich wohne jetzt selbst darin. Wie ich hierhergekommen bin, weiß ich nicht« (Beckett 1976, 7). s. Eintrag »Wie ich aus dem Keller hierherkam, weiß ich nicht.«
Der Titel von Koflers Prosa »Hotel Mordschein« (1989) korreliert mit dem realen Klagenfurter Hotel Mondschein (nicht mehr vorhanden), in dem 1987 der Nachtportier ermordet wurde. Das mit »Hotel Mordschein« verknüpfte Hörspiel nannte Kofler »Hotel Mondschein« (1988).
Erneuter Beckett-Bezug; Zitat aus der Prosa »Hotel Mordschein«, deren zweiter Satz lautet: »Wie das Messer in meine Hand geraten ist, und warum, weiß ich nicht mehr« (s. Eintrag »Wie das Messer in meine Hand geraten ist, und warum, weiß ich nicht mehr.«).
Kofler bezieht sich auf die Passage aus »Der Hirt auf dem Felsen«, in der ein Kustode durch den »Hattischen Kreis« und dessen Projektionen an Felswände führt und vom »Bildnis des Sensationsreporters Jeanee« spricht, »wie er während des Zusehens einem rumänischen Kleinkind sein gewaltiges Glied in den Mund steckt« (s. Eintrag ›Wie wenn nicht jeder schon einmal sein gewaltiges Glied in den Mund eines rumänischen Kleinkindes gesteckt hätte!‹). Michael Jeannée, Reporter der »Kronen-Zeitung«, fühlte sich angesprochen und klagte auf Üble Nachrede. Die Rechtssache endete 1993 mit einem Freispruch; der Prosa »Üble Nachrede« liegt diese rechtliche Auseinandersetzung zugrunde (Rechtsakt im Nachlass, 11/W14/S1, 2).
Am 4. April 1980, dem Karfreitag, wurde in der Wiener Innenstadt eine 16-jährige Jugendliche im Stiegenhaus ermordet. Das Verbrechen blieb unaufgeklärt (vgl. Edelbacher 2012, 29).
Mehrere Mitglieder der Familie Urbanz, wohnhaft im obersteirischen Spielberg bei Knittelfeld, verübten seit den 1980er Jahren brutale Verbrechen (vgl. [red.] 2016).
»Das Werk ist die Totenmaske der Konzeption« lautet These XIII in Walter Benjamins »Die Technik des Schriftstellers in dreizehn Thesen«, 1928 in »Einbahnstraße« erschienen (Benjamin 1972, 107). In »Hotel Mordschein« verwendet Kofler erstmals diese abgewandelte Sentenz (s. Eintrag »das Kunstwerk ist die Totenmaske des Deliktes«).
»Zeichen« und »Bedeutung« sind zwei Begriffe, die in ihrer Beziehung zueinander zentral sind für den linguistischen Strukturalismus: Nach dessen Begründer, Ferdinand de Saussure (1857–1913), kommt einem Zeichen keine Bedeutung aus sich heraus zu, Bedeutung ist vielmehr ein Effekt der Verwendung der Zeichen durch die Sprachgemeinschaft. Kofler variiert diesen Zusammenhang mehrfach; u.a. »Am Schreibtisch«, »Herbst, Freiheit«, »Üble Nachrede – Furcht und Unruhe« (s. Eintrag »Zeichen und Bedeutung«).
Anspielung auf Michael Jeannée (* 1943), »Sensationsreporter« der »Kronen-Zeitung«; die rumänische Verballhornung des Nachnamens entstammt der Prosa »Üble Nachrede« (s. Eintrag ›Jeanescu‹), in der sich Kofler auf Jeannées spektakulär aufgemachte Artikelserie Ende 1989 vom Umbruch in Rumänien bezieht. s. Eintrag »der Reporter Jeanee«
Das F anstelle des V dürfte auf die FPÖ (Freiheitliche Partei Österreichs) verweisen, möglicherweise auf Jörg Haiders Versuch, aus der Partei eine (Männer-)Bewegung zu machen: Der 22. Bundesparteitag 1995 beschloss, den Parteinamen in »F-Bewegung« umzubenennen, beim darauffolgenden Parteitag wurde der alte Name wieder eingeführt – Haider war am Widerstand der Funktionäre gescheitert (vgl. Matjan 1998, 258; s. Eintrag ›Ein Folkstreuer? Ein Follkoffer?‹.)
Dieser Begriff taucht bei Kofler erstmals in »Amok und Harmonie« auf, später neben »Furcht und Unruhe« auch in »Manker«. Damit wurden früher Wiener Vororte mit hohem türkischen Bevölkerungsanteil abschätzig bezeichnet, oft die Brigittenau, der 20. Wiener Gemeindebezirk (vgl. Schuster 1951, 20). In diesem Begriff spiegelte sich angeblich auch die seit den Türkenkriegen des 17. Jahrhunderts virulente Angst vor den Türken wider (vgl. Feßler 2010). s. Eintrag ›Affentürkei‹
»Nächtlicher Kampf im Festungsgefängnis«: Titel eines Karl-May-Sammelbildes der Kaugummimarke »Kiddy« aus der Serie zu »Durchs wilde Kurdistan« (Serie 3, Bild 3), die sich im Kofler-Nachlass (11/W8/1) finden. s. Eintrag ›Karl-May-Sammelbildern‹
Abgewandeltes Zitat aus Karl Mays »In den Schluchten des Balkan«: »Das Werkstattfeuer leuchtet auf die nächtliche Straße« (s. Eintrag »Das Werkstattfeuer leuchtet auf nächtlicher Straße«)
Georg Coldewey, SS-Zahnarzt im Konzentrationslager Buchenwald, gehört seit »Hotel Mordschein« zum Personeninventar des Kofler’schen Œuvres. Coldewey (1910–?) war SS-Zahnarzt im Konzentrationslager Buchenwald. Er hatte zuvor noch nie praktisch gearbeitet und machte seine ersten Experimente an Häftlingen. »Seiner Unfähigkeit entsprachen seine sadistischen Neigungen« (Kogon 1977, 140). s. Eintrag »ein Zahnarzt und SS-Scharführer Coldewey«
Der Name dieses Unternehmens, das es, 1968 in Wien gegründet, tatsächlich gab, wird in »Hotel Mordschein« in den Textzusammenhang hineinmontiert – beim ersten Vorkommen in das (»historisierende«) Studium von Zeitungsannoncen durch den Erzähler (s. Eintrag ›Gebäudereinigung Heimlich‹).
Krumpendorf, Pörtschach: Gemeinden am Nordufer des Wörthersees; in »Hotel Mordschein« bezieht sich Kofler auf die Berichterstattung zum Mordfall im Klagenfurter Hotel Mondschein, in der über die Handlungen des Täters im zeitliche Umfeld der Tat unterschiedliche Angaben gemacht wurden: »In Pörtschach muß ich versucht haben, ein versperrtes Auto in Betrieb zu nehmen, in Krumpendorf, zur gleichen Zeit, ein Zimmer zu plündern. Auf dem Marktplatz zu Krumpendorf wäre ich gesessen und hätte zur Gitarre gesungen, gleichzeitig muß ich in Pörtschach am Hauptplatz an der Gitarre gesehen worden sein« (s. Eintrag »In Pörtschach muss ich versucht haben, ein versperrtes Auto in Betrieb zu nehmen, in Krumpendorf, zur gleichen Zeit, ein Zimmer zu plündern.«).
Blauer Schal: bei Kofler als textiles Erkennungszeichen für FPÖ-Anhänger eingesetzt; in »Der Hirt auf dem Felsen« führt er das Textil parallel zu den weißen Kniestrümpfen, dem Erkennungszeichen der verbotenen Nationalsozialisten während des Austrofaschismus (s. Eintrag »blaue Schals«).
In »Hotel Mordschein« bezieht sich Kofler auf die Berichterstattung zum Mord im Klagenfurter Hotel Mondschein: Der Mörder habe nach der Tat das Auto eines Arztes namens Pontasch aufgebrochen und dessen Arzttasche entwendet (s. Eintrag »Schnell noch das Auto eines Arztes, eines gewissen Doktor Pontasch, aufgebrochen, und dessen Arzttasche an mich genommen, zur späteren Visitation!«).
Otto Retzer (* 1945), österreichischer Schauspieler und Regisseur, bekannt wurde er durch seinen Auftritt in der Fernsehserie »Ein Schloß am Wörthersee« (1990–1992); in »Hotel Mordschein« schreibt der Ich-Erzähler während einer Personifikation als Hotelmörder von einem Treffen mit Retzer (s. Eintrag »In eine Schenke hätte ich mich gesetzt und Retzer und Kowalczyk erwartet, meine Zechkumpane?«), in »Üble Nachrede – Furcht und Unruhe« sowie »Manker« gehört die Figur zum Inventar der Kärntner »Gesellschaft«.
In »Hotel Mordschein « wird der Name Johann Kowalczyk – ein Kumpane des Mörders – der Berichterstattung zum Hotelmord entnommen, der Ich-Erzähler schreibt während einer Personifikation als Hotelmörder von einem Treffen mit Kowalczyk (s. Eintrag »In eine Schenke hätte ich mich gesetzt und Retzer und Kowalczyk erwartet, meine Zechkumpane?«).
Odilo Globocnik (1904–1945), ab 1942 Leiter der »Aktion Reinhard«, der systematischen Ermordung der jüdischen Bevölkerung im »Generalgouvernement« Polen. Die eingedeutschte Namensversion wurde wenig verwendet, es existiert auch die Form »Globotschnig«. Die von Kofler erwähnte Anrede »Globus« verwendete sein Vorgesetzter, Heinrich Himmler, manchmal in seinem Dienstkalender (vgl. Witte 1999, 204, 306, 566), Briefe an Globocnik begann er mit der Anrede »Mein lieber Globus« (vgl. Schwindt 2005, 142 FN 114). s. Eintrag »die rechte Hand vom Globus, vom Globocnik«
Anspielung auf den US-amerikanischen Science-Fiction-Spielfilm Planet der Affen (1968), in dem Affen die Herrschaft über die (von den Menschen in einem Atomkrieg zerstörte) Erde übernommen haben. Die Farbe des Planeten spielt auf die Parteifarbe der FPÖ an.