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»Kommentar«: sämtliche Stellenkommentare der Bände I–V der Printausgabe
»Hörspiele«: 15 von Koflers insgesamt 23 produzierten Hörspielen zum Anhören, zwei davon zusätzlich als Hörspieledition
»Film«: Video und »Partitur« von Werner Koflers Film Im Museum (1991)
»Forschung«: zwei Hörspieleditionen sowie drei Tools zu Koflers Textwelten (»Geografie«, »Ereignisse« und »Textnetzwerke«)

Kommentar



Werk 1

Werk 2

Werk 3

Werk 4

Werk 5

»Das Land des Lächelns«: »Romantische Operette« von Franz Lehár (1870–1948), 1929 in Berlin uraufgeführt; die Texte stammen von den beiden jüdischen Librettisten Ludwig Herzer und Fritz Löhner-Beda. Ihre Vorlage war das Textbuch Victor Léons zu Lehárs Operette »Die gelbe Jacke« (Uraufführung 1923 im Theater an der Wien). Nachdem Léon bereits die Nachricht über eine chinesisch-österreichische Heirat in Wiener diplomatischen Kreisen 1905 zu einem Libretto hatte ausgestalten wollen, führte erst der anhaltende Erfolg von Puccinis»Madame Butterfly« (1904) sowie das Wissen Lehárs um die Arbeit seines Komponistenfreundes an einem chinesisch-europäischen Stoff (»Turandot«) zur Arbeit an der »Gelben Jacke« (vgl. Mailer 1985, 45). Das Stück war kein Erfolg. Erst die Neubearbeitung und die Berliner Uraufführung mit Richard Tauber in der Hauptrolle verhalf dem Stück zum Durchbruch. In Wien erreichte Lehár Anfang 1938 das Ziel, »das er immer schon im Auge gehabt hatte« (Mailer 1985, 48): »Das Land des Lächelns« wurde in den Spielplan der Staatsoper aufgenommen. s. Eintrag ›Franz Lehar‹

PersonMusikerInMedienMusik

In Lehárs Operette ist der Husarenoberleutnant Graf Gustav von Pottenstein der Verehrer von Lisa von Lichtenfels.

PersonMusikerIn

Onkel von Sou-Chong

Chinesischer Prinz, in den sich Lisa von Lichtenfels verliebt

Nachdem sich der Prinz Sou-Chong und Lisa ihre Liebe gestanden haben und bevor sie sich »innig und lang« küssen, singen die beiden: »Ein Lied will ich von Seligkeit singen [/] Und meine Laute soll wie Silber klingen [/] In einer Mondnacht im April. Ah ––« (Lehár 1929, 35).

Person

Anspielung auf den franz.-ital. Spielfilm »Letztes Jahr in Marienbad« (1961, »L’Année dernière à Marienbad«, R: Alain Resnais; B: Alain Robbe-Grillet); Franzensbad (Františkovy Lázně) ist wie Marienbad und Karlsbad ein Kurort im böhmischen »Bäderdreieck«. s. Eintrag ›letzte Jahre in Marienbad‹

TopographieOrtschaftPersonSchauspielerIn/RegisseurInMedienFilm/Fernsehen/Radio

Franz.: verdammt

Zitat aus dem Duett »Bei einem Tee en deux« (Das Land des Lächelns, 5. Szene), Refrain: »Bei einem Tee en deux [/] In selig süßer Näh’ – [/] Wie ist das fein! [/] Ach wie ist das wunderfein!« (Lehár 1929, 23)

Zitat aus der letzten Szene des ersten Akts: Der Prinz spricht davon, dass er nach China zurückgehe und »das Liebste« hier zurücklassen müsse. Auf den Einwand Lisas, er solle doch das Liebste mitnehmen, meint er: »Das ist leicht gesagt! Wer weiß ob es will? [/] Wenn das Herz auch verblutet, die Lippe bleibt still« (Lehár 1929, 33).

»petschiert sein«: in einer misslichen Lage sein (ugs., veraltet) – von »Petschaft«: Metallstempel zum Siegeln; »petschieren«: mit einem Stempel versehen (vgl. Fussy/Steiner 2012, 531), hier: koitieren

Diese »höchste Auszeichnung, die unser allergnädigster Herrscher vergeben kann« (Lehár 1929, 37), ist ein Motiv, das bereits Lehárs Operette »Die Gelbe Jacke« (1923) bestimmt. In der Reihung der Szenen, der Nummerierung der Lieder und aller folgenden Zitate folgt Kofler exakt dem Textbuch der Operette.

PersonMusikerInMedienMusik

Am 9. Parteitag der Kommunistischen Partei China 1969, der Mao in seiner wiedererrungenen Macht festigen sollte, wurde sein innerparteilicher Gegner Liu Schao-Tschi als »absolut besserungsunwilliger Machthaber auf dem kapitalistischen Weg« bezeichnet (vgl. Kraus 1979, 350). s. I/356

PersonPolitikerIn

Tacheles reden: unverhüllt seine Meinung sagen, zur Sache kommen; hergeleitet vom jiddischen »takles«, Ziel, Zweck

Wahrscheinlich die bekannteste Arie aus Léhars Operette: »Dein ist mein ganzes Herz! Wo du nicht bist, kann ich nicht sein. [/] So, wie die Blume welkt, wenn sie nicht küsst der Sonnenschein!« (Lehár 1929, 55), s. Eintrag »Wo du nicht bist, kann ich nicht sein!«

PersonMusikerIn

»Rolf Torrings Abenteuer«: seit 1930 bestehende Romanheft-Reihe, die unter einem Sammelpseudonym erschien. Die Figur Pongo, »unser treuer Neger, Diener und Kamerad zugleich« (Torring 1950, 6), spricht in einem »Pidgin-Deutsch«, es fehlen Artikel, Flexionsendungen werden falsch angewendet, Verben erscheinen stets im Infinitiv: »Sein kein gutes Palaver, Massah. [...] Haben gesehen unser Boot mit weiße Massers und wollen Krieg führen« (Torring 1950, 7).

Person

Das Textilkaufhaus Samonig am sogenannten Samonigeck (hinter der Stadtpfarrkirche St. Jakob) war seit 1939 eine Villacher Institution, Ende 2006 musste es zusperren (vgl. Haas 2006), Kofler erwähnt das Kaufhaus auch in »Guggile«.

TopographieOrtschaft

Ludwig Herzer (eigentl. Ludwig Herzl, 1872–1939), arbeitete in Wien als Gynäkologe, nebenbei schrieb er Dramen und, meist in Gemeinschaftsarbeit, Operettenlibretti u.a. für Robert Stolz oder Franz Lehár. Ende 1938 gelang ihm die Flucht in die Schweiz, wo er bereits im April 1939 verstarb.

PersonAutorIn/JournalistInMusikerIn

Fritz Löhner-Beda (auch: Fritz Löhner, eigentl. Friedrich Löwy, 1883–1942), ausgebildeter Jurist, Fußballspieler (1909 Mitbegründer des SV Hakoah), ab 1910 freier Schriftsteller (Journalistisches, Libretti, Sketches), schrieb in den 1920er Jahren erfolgreiche Schlagertexte. 1938 verhaftet, Deportation in das KZ Dachau, danach nach Buchenwald, 1942 in Auschwitz erschlagen. Franz Lehár hatte für seinen Textautor »keinerlei Hilfsaktion unternommen« (Rathkolb 1991, 31), auch wenn dies – etwa eine Vorsprache bei Hitler (vgl. Frey 1995, 140) – mitunter behauptet wurde.

TopographieOrtschaftPersonAutorIn/JournalistInMusikerIn

»Deutscher Bühnen-Spielplan«: monatliche Veröffentlichung sämtlicher Spielpläne der Theaterhäuser in Deutschland, bestand seit 1897, war auf die Mitglieder des »Kartells der Deutschen Bühnen- und Orchestermitglieder« beschränkt (vgl. Arnold 1908, 325), das Kartell bestand nach 1934 nicht mehr; in den 1930er Jahren (bis 1944) erschien der »Bühnen-Spielplan« im Neuen Theaterverlag, Berlin, damals brachte man auch »Rundfunkprogramme von Bühnenwerken«. Kofler führt in der Folge aus dem »Deutschen Bühnen-Spielplan« sämtliche Aufführungsorte von Lehárs »Land des Lächelns« im April 1938 an; in Berlin spielte allerdings das Theater am Nollendorfplatz die Operette. Lehárs Werk wurde auch in Oberschlesien aufgeführt: in Neisse [Nysa], in Beuthen [poln. Bytom], Gleiwitz [Gliwice] und Hindenburg [Zabrze], die dem »Oberschlesischen Landestheater« in Beuthen zugeordnet waren. »Wuppertal-Barmen; Wuppertal-Elberfeld« waren zwei Spielorte der »Wuppertaler Bühnen«.

PersonMusikerInMedienMusik

Kofler zitiert hier wörtlich die vierte Szene des »Land des Lächelns«, dessen Refrain das Herzstück der Operette ausmacht: »Immer nur lächeln [/] Und immer vergnügt, [/] Immer zufrieden, [/] Wie’s immer sich fügt, [/] Lächeln trotz Weh und tausend Schmerzen – [/] Doch wie’s da drin aussieht, [/] Geht niemand was an« (Lehár 1929, 19).

MedienMusik

Zum Begriff »Grenzlandtheater« s. Eintrag »Grenzlandtheaterzauberflöte«. Das Gebäude des Stadttheaters Bautzen wurde bereits 1796 errichtet, 1905 renoviert und umgestaltet. 1937 schreibt Intendant Hanns Kämpff, dass man die »Ehrenbezeichnung Grenzlandtheater vom Reichspropagandaministerium« verliehen erhalten habe (Kämpff 1937). Die Selbstdarstellung des Theaters auf seiner Homepage spart die Zeit 1933–1945 aus, 1963 kam es zu einer Fusion, zur Gründung des zweisprachigen Deutsch-Sorbischen Volkstheaters Bautzen (www.theater-bautzen.de/ueber-uns/geschichte [25.5.2019]). In der DDR wurde das alte Theatergebäude 1969 gesprengt und 1975 durch einen Zweckbau ersetzt.

TopographieOrtschaft

Kofler lässt die »Stimme A« wörtlich einen Zeitungsbericht wiedergeben (»Wo Komponisten ausspannen«, »Tagespost« [wahrsch. Kassel], 1.9.1938), wie er in Fred K. Priebergs »Musik im NS-Staat« abgedruckt ist. Nur der letzte Satz ist abgeändert, er lautet im Zeitungsbericht: »Neben den privaten Gästen werden jedesmal bedürftige Komponisten zu ermäßigten Preisen oder ganz umsonst untergebracht« (Prieberg 1982, 190), der Hinweis auf das »Goebbels-Heim« stammt von Kofler.

Paul Lincke (1866–1946), Komponist und Kapellmeister; was Strauß in Wien und Offenbach in Paris für die Operette bedeutete, war Lincke vergleichbar in Berlin. Lincke »war weder Nationalsozialist noch Antisemit. Jedoch […] ließ er sich nicht nur die Vereinnahmung durch die nationalsozialistischen Machthaber gefallen, sondern [...] verwendete eine nicht unbeträchtliche Energie darauf, von ihnen wahrgenommen zu werden« (Kutscher 2016, 271). Lehár und Lincke kannten sich gut, sie trafen sich öfters bei offiziellen Anlässen (Kutscher überliefert etwa einen Goebbels-Empfang 1936 und die Feier des sechsten Jahrestags der Reichstheaterkammer 1939 im Berliner Theater des Volkes; Kutscher 2016, 185 u. 230)

TopographieOrtschaftPersonMusikerIn

Im niedersächsischen Bad Harzburg richtete 1938 die Reichsmusikkammer (über die »Versorgungsstiftung der deutschen Komponisten«) ein Erholungsheim für Komponisten ein (vgl. Prieberg 1982, 190; Domann 2015, 83).

TopographieOrtschaft

Das Referat II D der Staatspolizeileitstelle Wien war für die »administrativen Arbeiten im Zusammenhang mit den Haftvorgängen« befasst, dadurch sollte ein Überblick über »sämtliche Haftvorgänge [»Schutz-«, Schub-, Polizeihaft, Überstellung in ein KZ] der inner- und außenpolitischen Exekutive der Gestapoleitstelle Wien jederzeit möglich« sein (Weisz 1991, 301). »Insgesamt dürfte das Referat IID während der Zeit von 1938 bis 1942 ca. 30.000–40.000 Karteikarten ehemaliger oder noch einsitzender Gestapohäftlinge besessen haben. Bis zum Jahre 1945 erhöhte sich ihre Anzahl erheblich (Weisz 1991, 305).

Bevor die Deutsche Wehrmacht am (12. 3. 1938) die österreichische Grenze überschritt, waren bereits deutsche Polizeikräfte in Wien per Flugzeug – mit Heinrich Himmler an Bord – angekommen. »Zu den ersten Aufgaben dieser Polizeieinheit gehörte die Verhaftung von prominenten NS-Gegnern, Mitgliedern und hohen Beamten der Regierung Schuschnigg und Angehörigen der illegalen ArbeiterInnenbewegung. […] Bis Monatsende wurde aus den bis dahin Verhafteten eine Liste von 150 Personen zusammengestellt« (Kuretsidis-Haider/Leo 2019, 11). Am 1. April wurden diese Personen, unter denen sich auch Künstler und Wirtschaftstreibende befanden, mit dem Zug in das Konzentrationslager Dachau überstellt. Kofler entnahm die Liste, der er in Wortlaut und Schreibweise exakt folgt, offensichtlich dem Ausstellungskatalog »Wien 1938« (vgl. Ganglmair 1988, 232f.), den er am Ende des Typoskripts unter den Quellen anführt (die Liste ist als PDF im Netz abrufbar: www.doew.at/cms/download/62o86/532_dachau_liste.pdf). Kofler gibt die Namen von zwanzig Inhaftierten an – eine Publikation 2019 liefert biographische Skizzen zu allen Personen des »Österreichertransports«. Die von Kofler ausgewählten seien hier mit der für ihre Inhaftierung im März 1938 maßgeblichen beruflichen Stellung erwähnt: Walter Adam (1886–1947), Generalsekretär der Vaterländischen Front, 1936–1938 Leiters des Bundespressedienstes; Richard Alexander (1902–?), Kommandant des »Sturmkorps«, einer paramilitärischen Organisation der Vaterländisches Front; Raoul Auernheimer (1876–1948), Schriftsteller; Josef Bick (1880–1952), Generaldirektor der Österreichischen Nationalbibliothek, Mitglied des »Kulturrats«; Stefan Billes (1909–2002), sozialdemokratischer Parteifunktionär; Wilhelm Blitz (1903–1987), Immobilienbesitzer, Kunstsammler; Friedrich Bock (1911–1993), stellvertretender »Bundeswerbeleiter« der Vaterländischen Front; Josef Langer (1900–1942), Adjutant des steirischen Landesgendarmeriekommandanten; Gabriel Lax (1892–1944), Schauspieler, Kabarettist, Impresario; Hugo Lehrer (1896–1990), Kriminalbeamter; Liebmann Lenk (1874–1939), keine Angaben; Fritz Löhner-Beda (1883–1942), Librettist; Josef Luda (1913–1955), kommunistischer Funktionär; Eduard Ludwig (1883–1967), bis 1936 Leiter des Bundespressedienstes; Joseph [sic] August Lux (1871–1947), Schriftsteller; Rudolf Manda (1882–1958), Generalinspektor der Wiener Sicherheitswache; Anton Marek (1889–1976), hoher Kriminalbeamter; Viktor Matejka [sic] (1901–1993), Obmann einer Volkshochschulfiliale, Bildungsreferent der Arbeiterkammer; Emil Maurer (1884–1967), sozialdemokratischer Parteifunktionär; Karl Ferdinand Mayer (1891–1946), Antiquitätenhändler (Kuretsidis-Haider/Leo 2019, passim).

TopographieOrtschaftPersonNationalsozialistInPolitikerInAutorIn/JournalistInSchauspielerIn/RegisseurInEreignis

Kofler bezieht sich auf Karl Kraus: In der »Fackel« Nr. 800/805 (Februar 1929) gibt dieser unter dem Titel »Im dreißigsten Kriegsjahr« den Text seiner »300. Wiener Vorlesung« wieder. Kraus macht sich darin unter anderem Gedanken über die satirischen Möglichkeiten des Zitats. In weiterer Folge kritisiert er die in den Zeitungen wirksame bürgerliche Doppelmoral und ihren Umgang mit Prostitution: Ein Massagesalon in Wien-Neubau sei gewerbsmäßiger Kuppelei überführt worden, darüber lasse sich die Presse aus, dabei liege die wahre Prostitution woanders, etwa bei Franz Lehár (den Kraus bei seinen häufigen Bezügen stets germanisiert »Lehar« schreibt): »Prostitution ist Goethe als Operettentenor des Herrn Lehar und das Antlitz dieses Meisters in den illustrierten Blättern mit der Devise: ›Meine besten Einfälle habe ich beim Rasieren – – –‹«. Kraus druckt anschießend das Inserat ab, auf dem neben dem Konterfei Lehárs folgende Einschaltung zu lesen ist: »Der weltbekannte Operettenkomponist Franz Lehár schreibt uns anläßlich der Uraufführung seines neuesten Werkes ›Friederike‹: ›Meine besten Einfälle habe ich beim Rasieren mit Rotbart und Mond-Extra‹« (Kraus 1929, 40) Kraus’ Bezug auf »Goethe als Operettentenor« meint die Figur des jungen Goethe in Lehárs Operette »Friederike«, die Rolle übernahm bei der Berliner Uraufführung 1928 Richard Tauber. »Rotbart« war eine Firma, die Rasierapparate zur Nassrasur erzeugte, »Mond-Extra« ein einfaches Modell zum Einspannen doppelschneidiger Rasierklingen. Die Rasierapparate waren auch im »Dritten Reich« beliebt und wurden mit dem Werbespruch »Gut rasiert – gut gelaunt« beworben (vgl. Schäfer 1981, Abb. 33). Richard Tauber, einer der populärste Sänger seiner Zeit, war einer der Werbeträger der Firma (vgl. Jürgs 2000, 56).

PersonAutorIn/JournalistInMusikerInMedienZeitung/ZeitschriftWerbung/InseratMusik

Für die in der Folge aufgeführten Stationen der Aufführungen von Lehárs»Land des Lächelns« hat Kofler den »Deutschen Bühnen-Spielplan« für September 1938 durchgearbeitet, die Spielstätten stimmen überein: Landestheater Braunschweig, Stadttheater Bremerhaven, Städtische Bühne Breslau, Landestheater Coburg, Olympia-Theater Dortmund, Operetten-Theater Duisburg, Städtische Bühnen Düsseldorf, Städtische Bühnen Freiburg i. Br., Stadttheater Halberstadt, Stadttheater Kiel, Theater der Stadt Koblenz, Stadttheater Kolberg, Opernhaus Nürnberg, Oberschlesisches Grenzlandtheater Ratibor, Stadttheater Rostock, Staatstheater Schwerin, Deutsches Nationaltheater Weimar

PersonMusikerInMedienMusik

Am 23. 9, 1938 wird eine Gruppe Österreicher von Dachau nach Buchenwald überstellt, darunter Fritz Grünbaum und Fritz Löhner (vgl. Schwarberg 2000, 133). Die Häftlingsnummern hat Kofler möglicherweise der bei Schwarberg wiedergegebenen »Kontokarte« Löhners aus dem KZ Buchenwald entnommen, auf der die (in geringer Höhe erlaubten) finanziellen Zuwendungen seiner Frau vermerkt wurden. Auf dieser Karteikarte ist durchgestrichen die Zahl 8504, und direkt darüber die Zahl 3283 handschriftlich notiert (Schwarberg 2000, 136).

TopographieOrtschaftPersonAutorIn/JournalistIn

In der »Lagersprache« der nationalsozialistischen Konzentrationslager wurde mit dieser Anspielung auf das wohlriechende Kölnischwasser der Trupp bezeichnet, der die Latrinen zu entleeren hatte (vgl. Warmbold 2008, 139). Ein anderer Begriff war »Scheißekommando« (vgl. Schwarberg 2000, 133).

Was die »Stimme A« hier ausführt, ist zum größten Teil wörtlich (mit wenigen Kürzungen) dem »Franz Lehár-Buch« (Haffner 1998, 146f.) entnommen. Franz Lehár, damals »einer der reichsten Männer Österreichs« (Haffner 1998, 145), kaufte sich 1932 das Anwesen in Wien-Nußdorf (Hackhofergasse 18), um in Zeiten der Depression sein Geld sicher zu veranlagen. Das im Hochbarock umgebaute »Stöckl« zählt Emanuel Schikaneder zu seinen Vorbesitzern.

TopographieOrtschaftPersonMusikerIn

Das Zitat mit dem Kanarienvogel-Plagiat, das auch im »Franz Lehár-Buch« (Haffner 1998, 147) wiedergegeben ist, entstammt einer Umfrage der Wiener Tageszeitung »Neue Freie Presse« aus dem Jahr 1932, in der »Komponisten populärer Melodien« (Oscar Straus, Emmerich Kálmán, Ralph Benatzky) über die Entstehung ihrer erfolgreichen Schlager Auskunft geben. Franz Lehár erklärt in seinem Beitrag, dass einem oft lange nichts einfalle, und dann gebe es Glückstage, an denen »es ist, als ob ein Zauberstab eine Quelle zum Sprudeln gebracht hätte«. Etwa beim Lied »Immer nur lächeln« habe er die Melodie leicht gefunden. »Als ich diese Noten aufs Papier warf, saß mein kleiner Kanarienvogel auf meiner Schulter und pfiff mir seine schönsten Triller ins Ohr. Vielleicht habe ich unbewußt plagiiert …« (Lehar [sic] 1932) Karl Kraus zitiert in einer Notiz der »Fackel« aus Lehárs Ausführungen und schreibt zum Kanarienvogel-Plagiat: »Ich kenne noch heute nicht den dritten Akt der ›Lustigen Witwe‹. Wenn man mir damals [1905] gesagt hätte, daß er vom Kanarienvogel ist, wäre ich geblieben« (Kraus 1932, 121).

PersonMusikerInAutorIn/JournalistInMedienZeitung/Zeitschrift

Das »Buchenwald-Lied« ist u.a. in Eugen Kogons »Der SS-Staat« (1946) überliefert – erste Strope: »Wenn der Tag erwacht, [/] eh’ die Sonne lacht, [/] die Kolonnen zieh’n [/] zu des Tages Müh’n [/] hinein in den grauenden Morgen. [/] Und der Wald ist schwarz und der Himmel rot, [/] und wir tragen im Brotsack ein Stückchen Brot [/] und im Herzen, im Herzen die Sorgen.« (Kogon 1977, 85)

Eugen Kogon, ab Herbst 1939 Häftling im KZ Buchenwald, führt aus, dass Arthur Rödl, »Erster Schutzhaftlagerführer«, wie »alle anderen Lager […] ein eigenes Lied« gewünscht habe. Der Kapo der Häftlingspoststelle habe sich als Verfasser bezeichnet, das Lied stamme aber von Löhner-Beda und Leopoldi (Kogon 1947, 85). »Text und Melodie mußten in der Freizeit eingeübt werden, bis es eines Abends – es war Ende Dezember 1938, erbärmlich kalt und tief verschneit – am Appellplatz losging: ›Das Buchenwald-Lied!‹ 7000 Menschen« hätten das Lied vier Stunden lange üben müssen, »bis es anhörbar war« (Kogon 1977, 86).

PersonAutorIn/JournalistIn

Die Spielstätten von Lehárs»Land des Lächelns« im Oktober 1942 entnahm Kofler erneut exakt dem »Deutschen Bühnen-Spielplan«: Stadttheater Aussig, Stadttheater Brüx, Hessisches Landestheater Darmstadt, Operettenhaus Düsseldorf, Stadttheater Halberstadt, Stadttheater Halle, Harburger Theater Hamburg-Harburg, Theater der Stadt Karlsbad, Badisches Staatstheater Karlsruhe, Stadttheater Kolberg, Staatstheater des Generalgouvernements Krakau, Stadttheater Lübeck, Stadttheater Luzern, Stadttheater Neisse, Opernhaus Nürnberg, Landestheater Schneidemühl, Theater der Stadt Warschau, Stadttheater Wuppertal. Im regulären Spielplan taucht die Lehár-Operette im Harburger Theater statt dem Deutschen Volkstheater in Hamburg-Altona auf, es gab allerdings eine Aufführung der »Gastspieldirektion Alexander Richter« in Hamburg-Altona.

PersonMusikerInMedienMusik

Bei Kogon sind die Verse, die Kofler als »zweite Strophe« bezeichnet, der Refrain: »O Buchenwald, ich kann dich nicht vergessen, [/] weil du mein Schicksal bist! [/] Wer dich verließ, der kann erst ermessen, [/] wie wundervoll die Freiheit ist. [/] O Buchenwald, wir jammern nicht und klagen, [/] und was auch unser Schicksal sei: [/] Wir wollen trotzdem Ja zum Leben sagen, [/] denn einmal kommt der Tag, dann sind wir frei! [/] Wir wollen Ja zum Leben sagen, [/] denn einmal kommt der Tag, dann sind wir frei« (Kogon 1977, 85).

Kofler gibt hier wörtlich die in Haffners »Lehár-Buch« abgedruckte Passage aus einem Interview mit Karl Riebe wieder (Haffner 1998, 175). Das im ORF-Archiv erhaltene Interview gibt Kofler am Ende des Hörspieltyposkripts unter »Quellen und Materialien« an.

Am 19. Oktober 1942 kam der Zug mit 405 Buchenwald-Häftlingen im Außenlager Auschwitz-Monowitz an, das sich damals in der Endphase seiner Fertigstellung befand. Das Lager wurde zur Ausbeutung der KZ-Insassen für das benachbarte Buna-Werk der IG Farben errichtet. Der sechs Kilometer lange Weg vom Stammlager zur Produktionsstätte hatte für die verantwortlichen IG-Manager die Arbeitsleistung der Häftlinge zu stark reduziert (vgl. Wagner 2000, 91). Das Lager Monowitz wurde am 28. 10. 1942 fertiggestellt. Löhner-Beda dichtet auch hier ein Lied, das »Buna-Lied« (vgl. Schwarberg 2000, 163f.). Sehr wahrscheinlich war Günther Schwarbergs Biographie Koflers Quelle.

TopographieOrtschaftPersonAutorIn/JournalistIn

Auch die Spielstätten von Lehárs»Land des Lächelns« im Dezember 1942 entnahm Kofler exakt dem »Deutschen Bühnen-Spielplan«: Stadttheater Aussig, Stadttheater Bielefeld, Opernhaus Düsseldorf, Stadttheater Freiberg, Landestheater Gotha-Eisenach, Stadttheater Hagen, Stadttheater Halberstadt, Stadttheater Halle, Staatstheater des Generalgouvernements Krakau, Stadttheater Leitmeritz, Stadttheater Münster, Stadttheater Plauen, Landestheater Schneidemühl, Württembergische Musikbühne Stuttgart, Theater der Stadt Warschau.

PersonMusikerInMedienMusik

Der Erinnerung eines überlebenden Mithäftlings aus dem Jahre 1947 nach besuchten im Dezember 1942 fünf Direktoren der IG Farben das Konzentrationslager Auschwitz-Monowitz (vgl. Hilberg 1997, 994). Als sie den moribunden Löhner-Beda erblickten, meinte einer von ihnen, dass »der Jude dort« etwas rascher arbeiten könnte. Das sei Löhners Todesurteil gewesen, ein »krimineller« Häftling, der privilegierte »Lagerälteste«, habe ihn abends totgeschlagen (vgl. Schwarberg 2000, 167). »Insgesamt gingen etwa 35.000 Häftlinge durch Buna [KZ Monowitz]. Mindestens 25.000 starben« (Hilberg 1997, 994)

TopographieOrtschaftPersonAutorIn/JournalistIn

Friedrich Entress (1914–1947), Arzt in mehreren Konzentrations- und Vernichtungslagern, 1941 erste Tätigkeit im Lager Groß-Gosen, danach Lagerarzt in Auschwitz und seinen Außenlagern, pharmakologische Menschenversuche, Tötungen durch Wasserstoffinjektionen, 1942 Doktortitel ohne Doktorarbeit per Sonderverordnung, 1943/44 Arzt im KZ Mauthausen. »Zu den Aufgaben der KZ-Ärzte gehörte die Verschleierung der Verbrechen« durch fingierte Todesursachen (Klee 2013, 109), im Falle Löhner-Bedas war es »Altersschwäche«, Schwarberg gibt die Todesurkunde wieder und erwähnt die Verbrennung im »Stammlager« (Schwarberg 2000, 171f.).

TopographieOrtschaftPersonNationalsozialistInAutorIn/JournalistIn

Im Typoskript zum Hörspiel fügte Kofler abschließend eine Liste mit »Quellen und Materialien« hinzu, Priebergs Buch ist der erste Eintrag. Die Aufarbeitung der Verstrickungen der »unpolitischen« Musik in den NS-Staat begann 1963 mit »Musik im Dritten Reich« von Joseph Wulf. Der KZ-Überlebende Wulf kam zu früh, seine Dokumentation wurde ignoriert oder abgelehnt. Erst die systematische Arbeit des deutschen Musikwissenschaftlers Fred K. Prieberg (1928–2010) – 1982 als Taschenbuch veröffentlicht – fand Resonanz, löste in der Musikologie heftige Debatten aus. Prieberg war kein Teil der »Academia«, er lebte als freiberuflicher Autor und Journalist.

Der katholisch geprägte Soziologe Eugen Kogon (1903–1987) promovierte 1927 in Wien, 1927–1937 Redakteur der katholischen Zeitschrift »Schönere Zukunft«, 1938 Inhaftierung, 1939 Deportation ins KZ Buchenwald, wo er die Befreiung 1945 erlebte. Kogon begann unmittelbar danach seine Arbeit einer Analyse des NS-Terrorsystems, er verfasste für das Oberkommando der US-Armee einen Bericht über die Verhältnisse innerhalb des Lagers. In der Folge erweiterte Kogon seine Analyse auf andere Konzentrationslager, bereits 1946 erschien »Der SS-Staat. Das System der deutschen Konzentrationslager«, das zum immer wieder aufgelegten Standardwerk avancierte. Im selben Jahr war Kogon Mitbegründer der linkskatholischen Zeitschrift »Frankfurter Hefte«, 1951 wurde er an den Lehrstuhl für Politikwissenschaft an der TU Darmstadt berufen.

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MedienZeitung/Zeitschrift

Vom 11. 3. bis 30. 6. 1988 fand aus Anlass der 50. Wiederkehr des Jahrestags des »Anschlusses« im März 1938 in der »Volkshalle« im Wiener Rathaus die Ausstellung »Wien 1938« statt, Veranstalter war das Historisches Museum der Stadt Wien (heute: Wien Museum), es war seine 110. Sonderausstellung. Die Ausstellung widmete sich dem Thema aus rund 20 Perspektiven. Die wissenschaftliche Leitung hatte das Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands inne, dessen Mitarbeiter Siegwald Ganglmair (* 1941, 2001 pensioniert) den umfangreichen Ausstellungskatalog redaktionell betreute. »ÖBV«: Österreichischer Bundesverlag, besteht seit 1772, seit 2007 Teil der deutschen Klett-Gruppe (der Katalog wurde vom Bundesverlag und dem Verlag Jugend & Volk gemeinsam herausgegeben).

Im »ORF-Zentralarchiv« (wie es Kofler bezeichnet) findet sich eine (mittlerweile digitalisierte) Kopie des Lehár-Interviews aus dem Jahr 1940. »Meister Lehár«, wie ihn der Interviewer anspricht, redet darin u.a. über seine Beziehung zu seinem »besten Freund« Puccini, über derzeitige Arbeiten, seinen internationalen Erfolg und über die Berliner Aufführung der »Lustigen Witwe« – jener Ausschnitt, den die Haffners in ihrem »Lehár-Buch« (Haffner 1998, 175) wiedergeben und den Kofler zitiert. Die (ausgearbeiteten) Antworten dürfte Lehár, dem akustischen Eindruck nach, abgelesen haben. Der Interviewer, der Deutsche Karl Riebe (1912–2002), hatte 1939 seine Tätigkeit in der Sendeleitung des »Reichssenders Wien« aufgenommen und kurz vor seiner Einberufung zur Wehrmacht 1940 das Lehár-Interview geführt.

PersonMusikerIn

Kofler beschreibt hier die Doppel-Langspielplatte »Lied –Wort – Dokument im deutschen antifaschistischen Widerstand 1933–1945«, produziert vom »VEB [Volkseigenen Betrieb] Deutsche Schallplatten Berlin DDR« (o. J. [1979], vgl. Robb/John 2011), herausgebracht unter seinem Plattenlabel »Eterna«, das alle musikalischen Sparten bediente (für textbezogene Produktionen gab es das Label »Litera«). Das »Buchenwald-Lied« ist die Nummer 11 auf Seite 1 der 1. LP; die Ausführenden, die von Lied zu Lied wechseln, listet Kofler hier exakt auf.

MedienMusik