Werk 1
Kommentar
Werk 2
Werk 3
Werk 4
Werk 5
Der Titel spielt auf Uwe Johnsons Roman »Mutmaßungen über Jakob« (1959) an. Die Königin der Nacht ist eine zentrale Figur aus Wolfgang Amadeus Mozarts Oper »Die Zauberflöte« (Uraufführung 1791 im Freihaustheater in Wien; Libretto: Emanuel Schikaneder). Sie steht als personifizierte Macht des Dunkels der Kraft des Lichts – verkörpert in Sarastro– gegenüber, wandelt sich allerdings erst im Verlauf der Handlung, u.a. mit der Weigerung Taminos, die geraubte Tochter Pamina zurückzubringen, in dessen rachsüchtige Gegenspielerin. Assmann betont die wechselhaften Gefühle und Werturteile, die beim Zuseher evoziert werden; zu fragen sei nicht, »wer oder was die Königin ist, sondern wie sie erscheint. Sie wird uns einmal so, einmal anders gezeigt, weil wir zusammen mit Tamino einen Perspektivwechsel vollziehen sollen.« (Assmann 2008, 28) Bereits in »Am Schreibtisch « brachte Kofler die »Zauberflöte « und die Zeit des Nationalsozialismus zusammen (s. Eintrag ›Grenzlandtheaterzauberflöte‹).
Ab März 1943 wurden an der Loiblpassstraße Lager als Außenstellen des Konzentrationslagers Mauthausen für den Bau des Loibltunnels errichtet, um die Verbindung zwischen Kärnten und Slowenien zu verbessern. Kofler folgt, teils wortwörtlich, der Darstellung von Walzl: »Beide Lager befanden sich in unmittelbarer Nähe der Stollenausgänge, das Südlager davon etwas weiter entfernt als das Nordlager« (Walzl 1985, 49).
»Das kleinere der beiden Lager war das Nordlager. Sein Kommandant unterstand dem eigentlichen Lagerkommandanten [Jakob] Winkler .« (Walzl 1985, 49) Unter Winkler kam es wie unter seinem Vorgänger Rudolf Ludolf zu Gewaltexzessen an den Häftlingen. (vgl. Tišler/Tessier 2007)
1947 standen zwölf Aufseher der beiden Loiblpass-Lager vor einem britischen Militärgericht in Klagenfurt. »Die Anklage bezog sich auf Tötung von Häftlingen durch Erschießen, i.e. unter anderem absichtliches Hinausjagen über die Lagergrenze mit nachfolgender Erschießung durch Wachen […].« (Walzl 1985, 51)
Mozarts »Zauberflöte«, zweiter Aufzug, 30. Auftritt (Schlussszene): »»Man hört den stärksten Akkord [Donner, Blitz, Sturm]. Sogleich verwandelt sich das ganze Theater in eine Sonne.« […] KÖNIGIN, DAMEN, MONOSTATOS : Zerschmettert, zernichtet ist unserer Macht [/] Wir alle gestürzet in ewige Nacht! – [/] »Sie [versinken]««. (Assmann 2012, 135)
1941 gab es in Salzburg zum 150. Todestag des Genius loci zahlreiche Aktivitäten: »Am Vorabend des 185. Geburtstages ertönte im Landestheater die »Zauberflöte« . Der Gauleiter, Reichsleiter [Martin] Bormann u.a. NS-Größen nahmen an dieser Festveranstaltung teil.« (Kerschbaumer 1988, 251)
TopographieOrtschaftPersonNationalsozialistInMedienMusikEreignis
Am Stadttheater Aachen wurde »Zauberflöte« nachweislich in der Spielzeit 1940/41aufgeführt. (vgl. Rohrkamp 2016)
Aufführungen der »Zauberflöte« zwischen 1940 und 1942 sind am Theater Regensburg belegt. (vgl. Handel 2016)
Die nationalsozialistische Gemeinschaft »Kraft durch Freude« (KdF) war eine 1934 gegründete Unterorganisation der »Deutschen Arbeitsfront« (DAF), die für Freizeitgestaltung, Erholung und Kultur zuständig war. KdF wollte im Sinne einer klassenlosen »Volksgemeinschaft« der gesamtem Bevölkerung Zugang zu bisher bürgerlichen Kreisen vorbehaltenen Kulturveranstaltungen verschaffen. Von der »Zauberflöte« sind an der Oper Graz 20 Aufführungen zwischen 1941 und 1944 belegt. (vgl. Krispin 2016)
Der Chtonismus stellt die personifiziert gedachte Erde (Erdmutter) in den Mittelpunkt von Glaube und Kult, häufig verbunden mit einem kosmischen Dualismus von weiblicher Erde und männlichem Himmel. Die Wurzeln des Begriffs werden in der romantischen (deutschen) Naturphilosophie verortet. (vgl. Ritter 1971, 1017f.)
Variation des ersten Satzes aus »Der Prozeß« von Franz Kafka: »Jemand mußte Josef K. verleumdet haben, denn ohne daß er etwas Böses getan hätte, wurde er eines Morgens verhaftet.« (Kafka 1958, 7)
Die »Deutsche Kantate« von Fidelio F. Finke war laut Prieberg dessen »erster Dank für die hohen Ehren, mit denen der NS-Staat ihn ausgezeichnet hatte«. (Prieberg 1982, 233)
Fidelio Friedrich Finke (1891–1968), böhmisch-deutscher Komponist, 1927–1945 Rektor der Deutschen Akademie für Musik und darstellende Künste in Prag. Nach Amtsenthebung und Enteignung infolge der Beneš-Dekrete wurde Finke vonAngehörigen der sowjetischen Besatzungsmacht nach Dresden gebracht. Dort gründete er die Staatliche Akademie für Musik und Theater und war bis 1951 ihr Rektor. Während der deutschen Okkupation der Tschechoslowakei komponierte er Werke nationalsozialistischer Gesinnungsmusik. (Handbuch deutsche Musiker)
Kofler bezieht sich hier auf die bei Prieberg wiedergegebene Anzeige, mit der der Leipziger Simrock Verlag 1943 Finkes Hymnus ankündigt: »Der Hymnus auf die Befreiung Böhmens von Fidelio F. Finke [...], Hymnus nach dem Gedicht von Herbert Hiebsch [NSDAP-Kulturamtsleiter in Prag]. Orgel, Massenchor, starkes Blasorchester. In der Orgel-Einleitung gibt der Komponist dem deutschen Gedanken Ausdruck, wie er in Böhmen vom mystischen Dunkel der Vorgeschichte bis an die Glanzzeit des deutschen Kaiserreiches immer spürbar war.« (Prieberg 1982, 233)
Kulturbolschewismus war ein verächtlicher Begriff für die sogenannte Verfallskunst der »Systemzeit« (s. Eintrag ›Systemzeit‹). Bezeichnete er zunächst die sowjetischen Bemühungen, eine proletarisch-revolutionäre Kunst und Kultur zu schaffen, wertete die NS-Propaganda damit künstlerische und wissenschaftliche Aktivitäten ab, die als zu progressiv und linksgerichtet galten. (vgl. Schmitz-Berning 2000, 360f.)
Wahrscheinlich Anspielung auf Ingeborg Bachmanns Gedicht »Böhmen liegt am Meer«: »Grenzt hier ein Wort an mich, so laß ich’s grenzen. [/] Liegt Böhmen noch am Meer, glaub ich den Meeren wieder.« (Bachmann 1978, 167) Dass Böhmen eine Küste haben soll, hat in Shakespeares »Wintermärchen« seinen Ursprung. Neben Bachmann haben auch Franz Fühmann, Volker Braun und Libuše Moníková dieses Motiv in ihrer Literatur verwendet. (vgl. Haines 2005, 179ff.)
Anspielung auf die Anzeige für Finkes Hymnus »O Herzland Böhmen«: »In der 2. Strophe erlebt man die weltgeschichtliche Tat des Führers, die Hissung der Reichsfahne auf der Prager Burg« (Prieberg 1982, 233). s. Eintrag ›O Herzland Böhmen‹
Zentrales Schlagwort des Nationalsozialismus, meinte eine aus Blut-, Schicksals- und nationalsozialistischer Glaubensgemeinschaft hervorgegangene Lebensgemeinschaft, in der Klassen, Parteien, Standesgegensätze und individuelle Interessen zugunsten des gemeinsamen Nutzens aufgehoben sein sollen. (vgl. Schmitz-Berning 2000, 654f.)
Verweis auf Mozarts »Zauberflöte«, Synopsis, Zweiter Aufzug: Die drei Knaben erblicken Pamina, die sich das Leben nehmen will, rufen sie ins Leben zurück »und bringen sie zu Tamino, der vor der ,Schreckenspforte‘ steht, bereit zur letzten und äußersten Prüfung, dem Gang durch Feuer und Wasser.« ( Assmann 2012, 13)
Assassin (franz.): Mörder
In der »Kriegssonderstrafrechtsverordnung« 1938 wurden Strafnormen als Universalinstrumente zur Kriminalisierung von Kritik an der Aufrüstungs- und Expansionspolitik eingeführt. Sie dienten als Terrorinstrument, mit dem kritische Äußerungen mit dem Tod bedroht wurden. Zu den aufgeführten Tatbeständen gehörten Kriegsdienstverweigerung, defätistische Äußerungen und Selbstverstümmelung. (vgl. Dörner 1995, 107f.)
Der juristische Begriff für Feindbegünstigung war »Kriegsverrat«, er wurde so weit gefasst, dass nahezu jedes unerwünschte Verhalten damit bestraft werden konnte.
Martin Bormann (1900–1945) war ab 1933 einer der 18 »Reichsleiter« der NSDAP und bis 1941 Sekretär von Rudolf Heß, Hitlers Stellvertreter. Bormanns »Ernennung zum Sekretär des Führers im April 1943 war eine späte und von außen kaum wahrgenommene Kaschierung seiner tatsächlichen Position als Stellvertreter des Führers, die er weniger durch eine Vielzahl von Ämtern als über den Zugang zu Hitler regelte.« (Weiß 2002, 50)
Zweite Arie der Königin der Nacht (s. Eintrag ›Mutmaßungen‹) in Mozarts Oper »Die Zauberflöte«. Von Rachsucht getrieben gibt die Königin der Nachtihrer Tochter Pamina ein Messer und trägt ihr auf, ihren Rivalen Sarastrozu ermorden: »Der Hölle Rache kocht in meinem Herzen [/] Tod und Verzweiflung flammet um mich her! [/] Fühlt nicht durch dich Sarastro Todesschmerzen [/] So bist du meine Tochter nimmermehr.« (Assmann 2012, 92)
Die Reichsmusikkammer war Teil der Reichskulturkammer, die im Zuge der Gleichschaltung als Zwangsorganisation aller in kulturellen Bereichen Tätigen 1933 geschaffen wurde. Die Mitgliedschaft war Voraussetzung für die Berufsausübung. (vgl. Schmitz-Berning 2000, 540f.)
Georg Coldewey ( 1910–?) war SS-Mitglied und erster SS-Zahnarzt im Konzentrationslager Buchenwald. Er hatte zuvor noch nie praktisch gearbeitet und machte seine ersten Experimente an Häftlingen. »Seiner Unfähigkeit entsprachen seine sadistischen Neigungen« ( Kogon 1977, 140).
In der Zeit des Aufstiegs der NSDAP bis 1933 war Volksschädling die Bezeichnung für »Schieber und Wucherer«. Ab 1939 war der Begriff juristisch definiert (»Volksschädlingsverordnung«), an der Spitze der Verordnung standen vier »plastische Verbrecherbilder: 1. das des Plünderers, 2. das des feigen Meintäters, 3. das des gemeingefährlichen Saboteurs, 4. das des Wirtschaftssaboteurs.« ( Schmitz-Berning 2000, 672)
Verstoß gegen das »Blutschutzgesetz« vom 15. 9. 1935: » außerehelicher Geschlechtsverkehr mit Artfremden und Farbigen« (Schmitz-Berning 2000, 520)
Dieses »Zigeuner-Anhaltelager« diente der Gefangensetzung und Ausbeutung durch Zwangsarbeit. Es wurde 1940 auf dem »Schaflerhof« in Lackenbach, einem ehemaligen esterházyschen Gutshof, 15 Kilometer westlich von Deutschkreutz im Burgenland, eingerichtet.
Die SS-Führung unternahm mehrere Versuchsreihen, um ein Verfahren zu finden, mit dem man Menschenmassen sterilisieren könne. In einer wissenschaftlichen Zeitschrift veröffentlichte die Firma Madaus & Co. entsprechende Experimente an Tieren (vgl. Kogon 1977, 184) mit der südamerikanischen Schweigrohrpflanze. Heinrich Himmler wurde im August 1941 durch den Leiter des Gauamtes Niederdonau für Rassenpolitik, Anton Fehringer, auf diese Idee aufmerksam gemacht. Dieser schlug vor, entsprechende Versuche an Insassen des »Zigeunerlagers« Lackenbach durchzuführen (vgl. Mitscherlich/Mielke 2004, 309f.)
Müller und Aurich sind die Namen zweier Gestapo-Beamter, die für die Ermordung des Geigers und Musikwissenschaftlers Zdeněk Němec (1914–1945) verantwortlich waren. Dieser hatte (unter dem Kürzel »ek«) die Aufführung von Smetanas »Mein Vaterland« durch die Tschechische Philharmonie kurz vor Kriegsende, am 4. Februar 1945 in Prag, an der er mitwirkte, in einer Prager Zeitung positiv besprochen (das Werk reiße »das Volk in den schwersten Augenblicken mit sich und bringt ihm Erlösung und Befreiung aus den Fesseln der Sklaverei und des Dunkels«). Er wurde verhaftet und zu Tode misshandelt. (Prieberg 1982 , 396)
TopographieOrtschaftPersonNationalsozialistInMusikerInMedienMusik
Heinrich Gross (1915–2005), österreichischer Arzt, der als Stationsleiter der »Reichsausschuß-Abteilung« an der »Euthanasie«-Klinik »Am Spiegelgrund« in Wien während der NS-Zeit behinderte Kinder für Forschungszwecke missbrauchte und an ihrer Ermordung beteiligt war. 1948 wurde er verhaftet, er saß zwei Jahre in Untersuchungshaft, der Prozess 1950 brachte ein mildes Urteil. 1955 kehrte er auf den »Steinhof«, an den Ort der von ihm begangenen Verbrechen, zurück, er war vollständig rehabilitiert. Ein zweiter Prozess im Jahre 2000, diesmal mit Mordanklage, wurde wegen eines Gutachtens eingestellt.
Die sogenannte Irrenanstalt Cholm im Distrikt Lublin war ein Tarnbetrieb, um die »Euthanasie«-Morde im Rahmen der »Aktion T4« gegen jüdische Anstaltsinsassen, die im Sommer 1940 in Berlin ihren Ausgang nahm und den ersten planmäßig organisierten Massenmord an Juden im Deutschen Reich darstellte, zu verschleiern. (vgl. Hinz-Wessels 2013) Auf Briefpapier mit der Aufschrift »Irrenanstalt Cholm« und dem Poststempel des Postamtes der polnischen Stadt Cholm (bzw. Chelm) wurden zuerst die Nachricht über die Unterbringung in der Anstalt, dann Beileidsschreiben und Totenscheine verschickt. Die Angehörigen ließ man häufig noch monatelang nach der Ermordung der Verwandten für deren vermeintliche Pflege bezahlen. (vgl. Halter 1988)
Fahrzeuge bei Motorsportveranstaltungen zur Hilfe von Verunglückten
Die Gestapo beschlagnahmte 1938 das Franziskanerkloster in Salzburg und richtete dort bis 1945 ihr Hauptquartier und ein Gefängnis ein. (vgl. Lehner 2009) Das Franziskanerkloster befindet sich in Nachbarschaft zum Stift Sankt Peter.
Der Salzburger Maler Wilhelm Kaufmann (1895–1975) wurde über das Schicksal seiner Kollegin Helene von Taussig (1879–1942), um die er sich wegen ihrer jüdischen Abstammung sorgte, mit folgender Benachrichtigung informiert: »Helene von Taussig sei auf dem ,Transport nach Theresienstadt einer Lungenentzündung erlegen‘. So hieß das damals.« (zit. n. Kerschbaumer 1988, 42)
Natzweiler (Struthof) war ein Konzentrationslager in der Nähe von Straßburg, wo medizinische Versuche an Häftlingen durchgeführt wurden.
Marokkanische Küstenstadt, wichtiger Transitort für Flüchtlinge aus Europa während des Zweiten Weltkriegs. »Casablanca« ist auch der Titel eines Filmklassikers mit Humphrey Bogart und Ingrid Bergman in den Hauptrollen (USA 1942, Regie: Michael Curtiz), der im Flüchtlingsmilieu spielt
TopographieOrtschaftPersonSchauspielerIn/RegisseurInMedienFilm/Fernsehen/Radio
Hugo Wolf (1860–1903), österreichischer Komponist. Das von Kofler verwendete Epitheton »steirisch« bezieht sich auf seine Geburt im slowenischen Slovenj Gradec (Windischgrätz), zur Zeit seiner Geburt in der »Untersteiermark« gelegen, und seine Schulzeit in Graz. Bekannt wurde er in erster Linie für sein Liedwerk.
Josef Marx (1882–1964), österreichischer Komponist; der gebürtige Grazer wurde 1914 Professor an der Wiener Akademie für Musik, 1922–1925 war er deren Direktor; wird als »Erbe« der Wolf’schen Liedtradition angesehen. 1938 Aufführung seines Klavierkonzerts »Catelli romani« während der ersten »Reichsmusiktage« in Düsseldorf. 1949 Honorarprofessor für Musik und darstellende Kunst in Wien (Klee 2009, 358)
s. Eintrag ›Die Baracken der beiden Lager‹
s. Eintrag ›Lagerkommandant‹
s. Eintrag ›Manchmal, des Nachts‹
Anspielung auf Samuel Becketts »Molloy«: »Ich bin im Zimmer meiner Mutter. Ich wohne jetzt selbst darin. Wie ich hierhergekommen bin, weiß ich nicht« (Beckett 1976, 7). Kofler variierte das Zitat auch schon in »Am Schreibtisch «s. Eintrag ›wie ich aus dem Keller‹
Österr., hammerartiges Werkzeug am Bau
Mit der Werbefigur der Zahnarztgattin umgingen Unternehmen das Heilmittelwerbegesetz, das Werbung mit Ärzten im Kittel für Medikamente verbot (bis zu einer Reform des Gesetzes 2012) und auch für Zahnpasta mit heilender Wirkung galt. (vgl. Vohwinkel/Hort 2012) Ende der 1980er bis Anfang der 1990er Jahre sendete etwa die Zahnpasta-Marke »Perlweiß« entsprechende Spots: »Ich als Zahnarztfrau empfehle [...]«. (vgl. Sarić 2015)
Pyritinol (Handelsname: Encephabol) ist ein Arzneistoff zur Behandlung seniler Demenz. Kofler spielt in dieser Passage immer wieder auf die kolportierte Psychopharmaka-Sucht des »Hotel Mondschein«-Mörders Bernt Burchhart an. (vgl. Kimeswenger 1987, 7)
Nitrazepam (Handelsnamen u.a. Somnibel) wird vorwiegend als Schlafmittel und zur Beruhigung verwendet.
Medikament, Beruhigungsmittel, Wirkstoff: Flunitrazepam
Der Anatom und SS-Hauptsturmführer August Hirt ließ für seine Schädel- und Skelettsammlung an der Universität Straßburg 1943 Häftlinge aus Auschwitz in das Konzentrationslager Natzweiler-Struthof (s. Eintrag ›Natzweiler‹) bringen und sie dort in einer Gaskammer mit Cyanhydratsalzen ermorden. (vgl. Mitscherlich/Mielke 1997, 227–229)
»Am Ziel«: Theaterstück von Thomas Bernhard (1981)
»Tierexperimentelle Studien zur Frage der medikamentösen Sterilisation « lautete der Titel der Studie der Firma Madaus & Co. über Sterilisationsversuche an Tieren mit der Schweigrohrpflanze (s. Eintrag ›Sterilisationsversuche‹).
Die nationalsozialistische »Rassenhygiene« umfasste Maßnahmen zur Erhaltung und Verbesserung der »rassischen Eigenart und Erbgesundheit eines Volkes« (Volksbrockhaus 1940, zit. nach Schmitz-Berning 2000, 511). Der Nationalsozialismus sah in der »Rassenhygiene« eine grundlegende Aufgabe des völkischen Staates. Die praktische Umsetzung erfolgte durch den Einfluss auf die Wahl der Geschlechts- und Ehepartner durch die »Nürnberger Rassengesetze« (1935), durch Zwangssterilisationen bei verschiedenen Krankheitsbildern und Bevölkerungsgruppen, durch zwangsweise Abtreibungen bis zur »Vernichtung lebensunwerten Lebens« durch Mordprogramme wie die »Aktion T4« beziehungsweise die so genannte Kinder-Euthanasie.
Die Formulierung »Grand Hotel Abgrund« prägte Georg Lukács in seiner gleichnamigen Abhandlung (1933, zu Lebzeiten unveröffentlicht). Lukács kritisiert darin, dass die bürgerlichen Intellektuellen in ihren Analysen stets von der Ideologie ausgingen und in ihr stecken blieben, statt das gesellschaftliche Sein in seinen Klassenwidersprüchen zu erkennen; dies brächte eine »Literatur von den Ideologen für die Ideologen« (Lukács 1984, 184) ohne praktisch-politische Konsequenzen hervor. Auf dem Weg von der Loslösung von der Bourgeoisie bis zum Anlangen beim Proletariat gebe es »viele Wendungen des Weges, viele Zwischenstationen. Und diese Zwischenstationen sind so eingerichtet, daß sie einen Teil der Intelligenz– im Zustand der chronischen Verzweiflung, am Rande des Abgrunds – festhalten, zum Stillstand bringen, daß ein Teil der Intelligenz sich hier – im Zustand der chronischen Verzweiflung, am Rande des Abgrunds – häuslich niederläßt und nicht gewillt ist, weiterzugehen.« (Lukács 1984, 183). »Zu diesem Zweck ist das Grand Hotel Abgrund geschaffen: es bietet Raum für Opposition, die nicht nur geduldet, sondern zwecks Energieableitung geradezu – allerdings nur in dem kontrollierbaren Etablissement – erwünscht ist.« (Benseler 1984, 171)
Hochpotentes Antipsychotikum
Möglicherweise ein Bezug auf den Tod von Uwe Barschel (1944–1987), deutscher CDU-Politiker und Ministerpräsident Schleswig-Holsteins. Er wurde im Oktober 1987 tot und vollständig bekleidet in einer Badewanne des Hotel Beau-Rivage in Genf aufgefunden. Die offiziell festgestellte Todesursache Suizid ist umstritten.
Im »Hotel Mondschein« in Klagenfurt ermordete ein Gast, der Wiener Autor Bernt Burchhart den Nachtportier. In der Berichterstattung tauchten verschiedene Bezeichnungen des Hotels auf.
Tatsächlich fand der Mord in der Nacht vom 10. auf den 11. Juli 1987 statt.
Der Mörder hinterließ laut Medien einen Eintrag im Gästebuch: »Im Gästebuch des Hotels Mondschein trug er sich als ,Gustav Burkart, Künstler, Schlösselgasse 6, 1966 geboren‘ ein.« (Luchscheider 1987, 11, Bildunterschrift)
Protagonist in Heinrich von Kleists Erzählung »Die Verlobung in St. Domingo« (1811). Ried stellt sich seinem Herbergsgeber Huango folgendermaßen vor: »ich bin ein Offizier von der französischen Macht, obschon, wie Ihr wohl selbst urtheilt, kein Franzose; mein Vaterland ist die Schweiz und mein Name Gustav von der Ried« (Kleist 1988, 17).
Ehrentitel in verschiedenen kommunistischen Ländern Osteuropas, etwa der UdSSR, der ČSSR und der DDR
Zitat aus Kleists»Die Verlobung in St. Domingo«: »Er beschrieb ihr, welch ein kleines Eigenthum, frei und unabhängig, er an den Ufern der Aaar besitze; eine Wohnung, bequem und geräumig genug, sie und ihre Mutter, wenn ihr Alter die Reise zulasse, darin aufzunehmen; Felder, Gärten, Wiesen und Weinberge« (Kleist 1988, 44).
Zitat aus Kleists»Die Verlobung in St. Domingo«: »Wie ich gerettet worden bin, das weiß ich nicht«. (Kleist 1988, 42). Gleichzeitig Variation des Beckett-Zitats aus »Molloy«, s. Eintrag ›Wie das Messer‹verge
Der Mord im »Hotel Mondschein« geschah im Zimmer Nummer 24.
»Im Taubenschlag« lautet ein Kapitel in Karl Mays »In den Schluchten des Balkan« (1913); in der titelgebenden Szene versteckt sich der Ich-Erzähler und Hauptprotagonist des so genannten »Orientzyklus«, Kara Ben Nemsi, in einem Taubenschlag, um die Pläne der Feinde zu belauschen. (May 1949, 297–330) Das der Szene entsprechendeKarl-May-Sammelbild im Kofler-Nachlass der »Kiddy«-Kaugummipackungen trägt den Titel »Der Horcher im Taubenschlag«. (Serie 8, Bild 6) (11/W8/1)
»Das Werk ist die Totenmaske der Konzeption« lautet These XIII in Walter Benjamins »Die Technik des Schriftstellers in dreizehn Thesen«. (Benjamin 1972, 107)
Anspielung auf Kurt Waldheim, österreichischer Bundespräsident 1986–1992, und dessen »Vergesslichkeit« (s. Eintrag ›Waldheim, er ist nicht da‹)
Zitat aus Ernst Blochs »Prinzip Hoffnung«: »denn alles Wirkliche verläuft mit Noch-Nicht in ihm« (Bloch 1954a, 112) (s. Eintrag ›Alles Wirkliche‹)
Abwandlung eines Zeitungsberichts zur Mordtat: »Samstag gegen 6.45 Uhr früh wurde die Funkstreife zum Hotel Mondschein gerufen: Der Koch des indischen Lokals ,Taj Mahal‘ hatte einen Gast beim Stehlen erwischt und war von diesem niedergeschlagen worden. Daß die Polizei mit dem Dieb auch gleich einen Mörder gefaßt hatte, wußte zu diesem Zeitpunkt noch niemand«. (Luchscheider 1987, 11)
Abwandlung von Zeitungsberichten zur Mordtat: »Der Mörder war nach der Tat in die Küche des Hotels geschlichen, um sich etwas zum Essen zu stehlen. Dort wurde er vom Koch ertappt.« (vgl. Luchscheider 1987, 11) Dieser »hatte den Gast Bernd [sic] Burchhart im Eingang überrascht, als er mehrere Plastiksäcke mit verschiedenen Gegenständen bei sich trug, darunter auch Küchentöpfe und Besteck« (Tschernitz 1987, 9).
Abgewandeltes Zitat aus dem ersten Lied ( »Gute Nacht«) aus Franz Schuberts »Winterreise«, einem 1827 nach Gedichten Wilhelm Müllers komponierten Liedzyklus: »Fremd bin ich eingezogen, [/] Fremd zieh ich wieder aus. [/] Der Mai war mir gewogen [/] Mit manchem Blumenstrauß.« (Schochow 1974, 395)
Abwandlung eines Zeitungsberichts zur Mordtat: »Burchhart ließ daraufhin sofort die Säcke fallen und verpaßte Bhaget einen gestreckten Faustschlag ins Gesicht. Während die Polizei zu Hilfe gerufen wurde, hielt das Küchenpersonal den randalierenden Burchhart fest« (Tschernitz 1987, 9).
Abwandlung eines Zeitungsberichts zur Mordtat: »Am Samstag wartete sie vergeblich auf den Telefonanruf [zum Wecken], was ihr bereits merkwürdig erschien« (Tschernitz 1987, 9).
Ölper-Turm: einer von sieben ehemaligen Wehrtürmen der mittelalterlichen Befestigungsanlage von Braunschweig
Abwandlung eines Zeitungsberichts zur Mordtat: Die Lebensgefährtin des Nachtportiers habe diesen noch kurz vor dem Mord im Hotel besucht (in Klagenfurt gibt es allerdings keine Mondscheingasse). »Im Juli wollten die beiden heiraten, der Hochzeitstermin war für den 25. Juli festgelegt« (Tschernitz 1987, 9).
Abwandlung eines Zeitungsberichts zur Mordtat: »Auch das Ziel der Hochzeitsreise – die Tschechoslowakei – stand schon fest.« (Tschernitz 1987, 9)
Abwandlung eines Zeitungsberichts zur Mordtat: »Im dritten Stock stutzten die Frauen, weil die Tür zum Zimmer 24 offenstand.« (Tschernitz 1987, 9)
s. Eintrag ›In der Morgendämmerung‹
»Im Frühjahr 1987 stellte Bundespräsident Dr. Waldheim das Ersuchen an die österreichische Bundesregierung, es möge eine unabhängige Kommission von Militärhistorikern unter internationaler Beteiligung bestellt werden, welche »mit der neuerlichen Prüfung und Evaluierung des gesamten Materials im Lichte der gegen den Herrn Bundespräsidenten erhobenen Vorwürfe betraut« werden solle« (Schmiederer 1988, 1). s. Eintrag ›Waldheim, er ist gerade nicht da‹
Österreichisches Unternehmen, 1979 wurden die nicht mehr rentablen Produktionssparten Emailgeschirr und Sanitärartikel eingestellt. Das Unternehmen konzentriert sich auf Warmwasserbereitung und Heizsysteme.
Verweis auf Ernst Lubitschs Film »Sein oder Nichtsein« (»To be or not to be«, USA 1942); darin probt das Theater in Warschau 1939 ein Anti-Nazi-Stück, das abgesetzt werden muss. Nach dem Einmarsch deutscher Truppen spielen die Schauspieler in den Kostümen des Stücks und führen in Rollen der deutschen Besatzer die Gestapo in die Irre. (vgl. Krusche 1993, 565)
Zitat aus dem Film »Sein oder Nichtsein«
Anspielung auf das Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau, das 1941 in der Nähe des Stammlagers Auschwitz I gebaut wurde und das größte Vernichtungslager während der Zeit des Nationalsozialismus war. Das Konzentrationslager Buchenwald wurde zwischen Juli 1937 und April 1945 auf dem Ettersberg bei Weimar als Arbeitslager betrieben.
Zitat aus Edgar Wallaces (s. Eintrag ›Edgar Wallace‹) Kriminalroman »Der Rächer« (»The Avenger« 1926, dt. 1927). Darin ermordet der so genannte Rächer Kriminelle oder Verdächtige, die vom Gesetz nicht bestraft wurden: »Sie werden in der Hecke an der Eisenbahnunterführung bei Esher eine Kiste finden. Der Kopfjäger.« (Wallace o. J., 7) »Der Rächer «wurde 1960 als dritter deutschsprachiger Edgar-Wallace-Film der Nachkriegszeit verfilmt. Roman und Film spielen in der englischen Stadt Esher, Turnbridge Wells kommt in Wallaces Roman »Der Frosch mit der grünen Maske« (»The Fellowship of the Frog« 1925, dt. 1926) vor.
Erdalkalimetall, das in der Natur wegen seiner hohen Reaktivität nicht elementar vorkommt. Eine wichtige Rolle spielte das Metall 1938 bei den Experimenten Otto Hahns und Fritz Straßmanns, in denen sie die Spaltung des Urankernes diagnostizierten.
Chemisches Element, Metall der seltenen Erden
Hitler setzte 1941 einen Wehrmachtsbefehlshaber im Südosten ein, »um im besetzten Balkanraum klare und einheitliche Befehlsverhältnisse zu schaffen«. ( Hubatsch 1983, 122) Der Bericht der Historikerkommission zum Fall Waldheim beginnt mit der Darlegung der Situation am Balkan, um zu erläutern, in welche »Befehlslage« Waldheim 1942 gekommen sei, er sei dort mit Fragen der »Bandenkriegführung«, der »Gefangenenbehandlung und der Sühnepraxis bekannt« geworden. (Schmiederer 1988, 5)
Hans-Rudolf Kurz (1915–1990), Schweizer Militärhistoriker und Rechtswissenschaftler, leitender Mitarbeiter des Eidgenössischen Militärdepartements, 1987/88 Vorsitzender der internationalen Historikerkommission zur Untersuchung der Kriegsvergangenheit Kurt Waldheims
s. Eintrag ›Hans Albers‹
Alexander Löhr (1885–1947), österreichischer Offizier in der k.u.k. Armee, im Bundesheer der Ersten Republik und in der Luftwaffe der Wehrmacht. Unter seinem Oberbefehl wurden durch die Bombardierung Belgrads (1941) ohne Kriegserklärung und dann auf dem Balkan Kriegsverbrechen verübt, für die er nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs in Belgrad hingerichtet wurde. 1943 und vom 25. März 1945 bis zur deutschen Kapitulation war er »Oberbefehlshaber Südost«. Waldheim diente als Ordonnanzoffizier unter Löhr in Saloniki, als dort an die 40 000 Juden nach Auschwitz und Treblinka deportiert wurden, und war danach unter Löhr in Jugoslawien stationiert, »als dort Massaker an Partisanen verübt, ganze Dörfer eingeäschert und ganze Bevölkerungsteile niedergemacht wurden« (Strothmann 1986). s. Eintrag ›Waldheim, er ist gerade nicht da‹eer
TopographieOrtschaftPersonNationalsozialistInPolitikerInMedienEreignis
Artur Martin Phleps (1881–1944), rumänisch-deutscher Offizier im Zweiten Weltkrieg. Seit 1941 war er Angehöriger der Waffen-SS, er befehligte die vor allem am Balkan eingesetzte SS-Division »Prinz Eugen«.
Kurt Waldheim gab gegenüber der Historikerkommission an, »wegen hoher Verluste seien bei der Vorausabteilung v. Pannwitz Kavalleristen fallweise auch als Infanteristen eingesetzt worden.« Es sei ihm aber nichts darüber bekannt gewesen, »daß sich neben uns angeblich eine SS-Einheit befand und auch Partisanen in der Gegend waren«. Sein Zug habe aber »zwei Tage in den Pinsker Sümpfen gelegen.« (Schmiederer 1988, 7) Helmuth von Pannwitz (1898–1947), Kommandierender General des XV. Kosaken-Kavallerie-Korps der Wehrmacht
»Durch das Land der Skipetaren« ist wie »In den Schluchten des Balkan« und »Der Schut« Teil von Karl Mays »Orientzyklus«, der 1880–1888 als Fortsetzungsroman in der Wochenzeitschrift »Deutscher Hausschatz in Wort und Bild« abgedruckt wurde.
Aladschy heißen zwei Protagonisten in Karl Mays »Orientzyklus«.
Name eines Bandenführers, der das erste Mal in Karl Mays »In den Schluchten des Balkan« auftaucht: »Seinen eigentlichen Namen wusste niemand. El Aßfar, Ssary, Schut, so wurde er genannt, je nach der Sprache, der man sich bediente. Diese drei Wörter bedeuten ,der Gelbe‘.« (May 1949, 20f.).
Schauplatz in Karl Mays Roman »In den Schluchten des Balkan« (auch erwähnt in »Durch das Land der Skipetaren«, »Der Schut«). Gemeint ist Melnik, die kleinste Stadt Bulgariens, am Südwestrand des Piringebirges. Die Änderung des Städtenamens beruht nicht auf einem Eingriff des Autors, sondern entspricht der Schreibweise, die er in einer um 1860 publizierten Landkarte der Balkanländer, mit der er regelmäßig arbeitete vorgefunden hat. (vgl. Schönbach 1991, 204, FN1)
Nemdsche: alte osmanische Bezeichnung für die »Deutschen«, was auch die Österreicher inkludiert
Ein Kohlenhändler namens Junak kommt in Karl Mays Roman »Der Schut« vor.
s. Eintrag ›Horcher im Taubenschlag‹
Schimin heißt der bulgarische Schmied in Karl Mays »In den Schluchten des Balkans«. Kara Ben Nemsi befreit ihn und seine Frau aus ihrem Keller (vgl. May 1949, 41–78).
Protagonist in Karl Mays »In den Schluchten des Balkans«, »Durch das Land der Skipetaren« und »Der Schut«. Kara Ben Nemsi entlarvt seine betrügerische Doppelidentität als Heiliger und bettelnder Krüppel (vgl. May 1949, 498f.). Er ist Mitglied der Verbrecherorganisation rund um den Schut. Im Kofler-Nachlass findet sich dasKarl-May-Sammelbild »Der ,Heilige‘ ist ein Schwindler«. (11/W8/1)
»In den Schluchten des Balkans«: Titel von Karl Mays Roman
Schauplatz in Mays»In den Schluchten des Balkans«
Protagonist in Mays »In den Schluchten des Balkans«, Bäcker und Färber im Ort Dschnibaschlü sowie ein Mitglied der Bande des Schut. »Der Färber war Boschak genannt worden und boschak heißt träge, faul. Es war wohl sein Spitzname.« (May 1949, 76)
Kofler bezieht sich hier auf eines der Sammelbilder zu den Romanen Karl Mays (11/W8/1), das Bild 2 der Serie 22 zeigt unter dem Titel »Bei Boschak, dem Färber und Bäcker« wie Kara Ben Nemsi »gastlich aufgenommen« wird.
Anspielung auf Kurt Waldheim (s. Eintrag ›Waldheim, er ist gerade nicht da‹), der 1937/38 externer Hörer an der Wiener Konsularakademie (Diplomatische Akademie) war
In Karl Mays »In den Schluchten des Balkans«-befiehlt Kara Ben Nemsi dem befreiten Dorfschmied, ein Feuer zu machen, um einen Verbündeten jener Bande, die den Schmied und seine Frau überfallen hatte, in eine Falle zu locken. »Bald brannte auf dem Herd ein Feuer, das seinen Schein weit in die Nacht hinauswarf.« (May 1949, 50)
»Orden der Krone Zvonimirs«: kroatischer Militärorden, der 1941–1944 im faschistischen NDH-Staat Ante Pavelićs verliehen wurde. (vgl. Fuhrmann 2015, 64)
In dieser Szene warten Kara Ben Nemsi und der Schmied auf den Feind. »Es ließ sich von fern her der Schritt eines Pferdes vernehmen. ,Hörst du?‘, fragte der Schmied. ,Ja.‘ ,Vielleicht ist es der Erwartete!‘ ,Sehr wahrscheinlich.‘« (May 1949, 65)
s. Eintrag ›Löhr‹s. Eintrag ›Löhr‹
Hauptmann Viktor Struckl leitete ab 1962 die 4. Ausbildungskompanie des Jägerbataillons 27 in Villach-Seebach (vgl. Blüml 2005). Da Kofler mutmaßlich dort den Militärdienst ableistete, dürfte es sich dabei um einen autobiografischen Bezug handeln.
Ein, wie Kofler, schreibt, »private joke«; im Ortsteil Seebach in Villach befindet sich die Rohr-Kaserne, das Jägerbataillon 27 ist in der Khevenhüller-Kaserne in Klagenfurt stationiert.
s. Eintrag ›Sein oder Nichtsein!‹
s. Eintrag ›Gestapoluft‹
Das in einem Gebäude aus dem 17 Jahrhundert befindliche Schriftstellerhaus in Stuttgart entstand 1983 auf Initiative des Lyrikers Johannes Poethen und des Architekten Johannes Wetzel, die den Abriss des Baus verhinderten. (www.stuttgarter-schriftstellerhaus.de/haus/geschichte, 10.8.2016) Die zwei Gästezimmer des Hauses wurden aufgrund der Farbe der Einrichtung »blaues Zimmer« und »braunes Zimmer« genannt. Kofler war im Herbst 1988 während einer Lesereise im Schriftstellerhaus Stuttgart zu Gast. (Albrecht 1989)
»Alles kunstgemäß, alles lächerlich, Literatur, Gelächter, alles lächerlich im Angesicht des Todes.«
Anspielung auf Thomas Bernhards Rede 1968 zur Verleihung des »Kleinen Staatspreises«: »es ist nichts zu loben, nichts zu verdammen, nichts anzuklagen, aber es ist vieles lächerlich; es ist alles lächerlich, wenn man an den Tod denkt« (Bernhard 2009, 121).
Titel des 62. Bands der Reihe »Karl May’s«»Gesammelte Werke« (Karl-May-Verlag). Der Band wurde 1934 hinzugefügt und enthält einen Teil einer bearbeiteten Fassung des Kolportageromans »Deutsche Herzen – Deutsche Helden« (entstanden 1885-1887). Ein Vorabdruck des gesamten Romans erschien in bearbeiteter Form 1927/28 unter dem Titel »Die Familie Adlerhorst« in der Zeitschrift »Das Vaterhaus«.
»Verräterspalte«nennt Karl Mayin »Der Schut« eine Felsspalte, in die der Bandenführer stürzt. »Das war ein gerechtes Gericht! Der Schut hatte genau den Tod gefunden, den er andern bereiten wollte« (May 1962, 470).
Docteur Morgentodt heißt ein Arzt im Film »La belle captive« (Frankreich 1983, Regie: Alain Robbe-Grillet). Dieser basiert auf dem gleichnamigen Roman ( 1975, dt. 1984) von Alain Robbe-Grillet mit/nach Bildern von René Magritte. Im Roman bleibt der Arzt namenlos.
Kawass, auch Kawasse (türkisch: kavas): historische Bezeichnung für einen osmanischen Polizeidiener; v.a. bekannt aus den Werken Karl Mays, in denen die Kawassen in den im Orient lokalisierten Erzählungen an zahlreichen Stellen aufscheinen. Auch auf einem der »Kiddy«-Sammelbilder im Kofler-Nachlass »reitet Kara Ben Nemsi mit seinem treuen Hadschi Halef Omar […] und einem Khawassen (Soldaten) als Diener« (Bild 2, Serie 4: »Kein Nemdsche fürchtet einen Türken«). (11/W8/1)
Pfrnjak: Zinken, große Nase, von tschech. frňák
Der Satz »la propriété c’est le vol«– zunächst übersetzt mit »Eigentum ist Raub« (1844), bald darauf mit »Eigentum ist Diebstahl« (1845, vgl. Kramer 1992, 11) – findet sich in der Schrift »Was ist das Eigentum?« (1840) des französischen Soziologen Pierre-Joseph Proudhon (1809–1865). Mehrere marxistische und anarchistische Theoretiker beriefen sich darauf. Proudhon sah die Grundlagen der wirtschaftlichen Ausbeutung im Eigentumsrecht verankert; seine Kritik richtet sich gegen arbeitsloses Eigentum aus Zins, Grundrente oder Pacht. Er gilt als einer der ersten Vertreter eines solidarischen Anarchismus. (vgl. Halmer 2009)
Dieser, dem altdeutschen Gemeinderecht entsprechende Grundsatz wurde Bestandteil des 1920 von Hitler verkündeten Parteiprogramms der NSDAP: Die Partei »bekämpft den jüdisch-materialistischen Geist in und außer uns und ist überzeugt, daß eine dauernde Genesung unseres Volkes nur erfolgen kann von innen heraus auf der Grundlage: Gemeinnutz geht vor Eigennutz« (zit nach. Schmitz-Berning 2000 , 260). Bereits der franz. Schriftsteller und Staatstheoretiker Montesquieu (1689–1755) schrieb in seinem Hauptwerk »Vom Geist der Gesetze«: »Le bien particulier doit céder au bien public« (wörtlich übersetzt: »Das Wohl des Einzelnen muss dem öffentlichen Wohl weichen«, Montesquieu 1967, 302f.)
Paragraph 2 des Allgemeinen Bürgerlichen Gesetzbuches besagt: »Sobald ein Gesetz gehörig kund gemacht worden ist, kann sich niemand damit entschuldigen, daß ihm dasselbe nicht bekannt geworden sey [sic].« Der Gesetzgeber setzt voraus, dass sich jeder über die Gesetzeslage kundig macht. Tatsächlich kennt das Strafgesetzbuch aber nur Vorsatz und fahrlässiges Verhalten als Voraussetzung für eine Straftat. Daher muss bei jedem Einzelfall geprüft werden, ob zumindest fahrlässiges Verhalten vorliegt.
Der Begriff »Doubling« stammt von Robert Jay Lifton (* 1926), einem US-amerikanischen Psychiater. In »The Nazi Doctors« (1986) beschreibt er die mentalen Strategien von Überlebenden und Tätern. Eine seiner Vermutungen war, dass etwa die NS-Ärzte aus Selbstschutz ihr Ich verdoppelten »in das mörderische Auschwitz-Ich und das ,gute‘ Ich, das den tüchtigen Arzt, liebevollen Vater und verläßlichen Kameraden [...] stabilisiert.« (Halter 1988)
»Elisabeth. Die seltsame Frau« (1934), biographischer Roman über Kaiserin Elisabeth (»Sisi«) von Egon Caesar Conte Corti (1886–1953)
Manfred Deix (1949–2016), österreichischer Karikaturist, Grafiker und Cartoonist
s. Eintrag ›Sein oder Nichtsein!‹
s. Eintrag ›Land der Skipetaren‹
s. Eintrag ›Land der Skipetaren‹
Eine Firma dieses Namens gab es: Das 1968 gegründete, in Wien und mehreren Bundesländern tätige Traditionsunternehmen wurde 2008 von der Gebäudereinigungsfirma Hectas übernommen.
Zitat aus Edgar Wallaces Roman »Der Rächer«: »Er holte aus seiner Tasche einen Zeitungsausschnitt. Mike nahm ihn und las: ,Sind Ihre geistigen und körperlichen Beschwerden unheilbar? Zögern Sie noch am Rande des Abgrundes? Fehlt Ihnen Mut? Schreiben Sie dem Wohltäter. Fach ...‘« (Wallace o. J., 98f.)
August Hirt (1898–1945), deutscher Anatom, führte Versuche mit Senfgas an Häftlingen des Konzentrationslagers Natzweiler-Struthof durch und war maßgeblich an der Ermordung von 86 jüdischen Häftlingen aus dem KZ Auschwitz beteiligt, die zur Anlage einer Skelettsammlung am Anatomischen Institut in Straßburg dienen sollten.
In einem Schreiben vom 9. 2. 1942 an Himmler schlägt August Hirt die »Sicherstellung der Schädel von jüdisch-bolschewistischen Kommissaren zu wissenschaftlichen Forschungen in der Reichsuniversität Straßburg« vor. Dort sollten vergleichende anatomische Studien, Forschungen über Rassenzugehörigkeit, über pathologische Erscheinungen der Schädelform, über Gehirnform und -größe durchgeführt werden. (vgl. Mitscherlich/Mielke 1997, 225f.)
s. Eintrag ›Sterilisationsversuche‹
Zitat aus Edgar Wallaces Roman »Der Rächer«: »In Sorge. Endgültige Instruktionen brieflich unter der bekannten Adresse. Nur Mut. Wohltäter.« (Wallace o. J., 18)
Edgar Wallace (1875–1932), englischer Schriftsteller, der vor allem durch seine (über 100) Kriminalromane berühmt wurde. Die erste Verfilmung eines seiner Romane gestaltete er als Drehbuchautor und Regisseur selber (»The Squeaker« 1930).
Möglicherweise Bezug zum letzten Satz des Italowesterns »Spiel mir das Lied vom Tod« (1968, Regie: Sergio Leone): »irgendeiner wartet immer«
In der Zeit des Austrofaschismus, während des Verbots der NSDAP, zeigten »Lederhosen und weiße Stutzen (Strümpfe) [...] die Zugehörigkeit der Träger zur NSDAP oder zumindest zum Kreis der Sympathisanten an und ,verrieten‘ den Illegalen.« Nach dem »Anschluss« bedeutete das Tragen von Lederhosen und weißen Stutzen »eine Demonstration der Loyalität zum NS-Regime«. (Kerschbaumer 1988, 76f.)
Die Sudetendeutsche Landsmannschaft in Österreich (SLÖ) ist ein überparteilicher »Vertriebenenverband« mit dem Anspruch, in Österreich lebende Sudetendeutsche bzw. deren Nachkommen zu vertreten.
Zitat einer Überschrift aus der Berichterstattung zum Mord im Hotel Mondschein: »Motiv: ,Stimme befahl zu töten‘«. (Meissnitzer 1987)
Zitat aus der Berichterstattung zum Mord im Hotel Mondschein: »Völlig gebrochen ist Annemarie Liebl. Sie kann es nicht fassen, daß ihr Lebensgefährte, kurz nachdem sie ihn besucht hatte, auf so grauenhafte Weise umgebracht worden ist« (Tschernitz 1987).
Josef Friedrich Perkonig (1890–1959), Schriftsteller und Lehrer, »der Dichter Kärntens« (Aufschrift auf dem Grabstein am Klagenfurter Friedhof Annabichl), bereits im Austrofaschismus hoch dekoriert (Staatspreis 1935), NS-Sympathisant, Obmann der Kärntner Landesstelle der Schriftsteller der Reichsschrifttumskammer. In seinen Texten thematisierte er das einfache bäuerliche Leben sowie seine Liebe zur Kärntner Heimat. Er war Lehrer u.a. von Ingeborg Bachmann und von Landeshauptmann Leopold Wagner.
Kofler bezieht sich hier auf das Attentat auf Leopold Wagner (1927–2008), SPÖ-Politiker und Kärntner Landeshauptmann (1974–1988), am 6. Oktober 1987. Bei der Feier des 40-jährigen Maturajubiläums im »Volkskeller« in Klagenfurt folgte sein ehemaliger Klassenkollege, der Lehrer Franz Rieser, Wagner mit einem Revolver auf die Toilette und stellte ihn zur Rede, weil er sich bei einer Postenvergabe übergangen fühlte. Als Wagner ihm die Waffe entreißen wollte, feuerte Rieser. Der Politiker überlebte schwer verletzt, zog sich aber ein Jahr darauf aus der Politik zurück. Rieser wurde wegen schwerer Körperverletzung verurteilt und kam nach knapp drei Jahren frei.
Abgewandeltes Zitat aus Schuberts »Winterreise«, aus dem Lied »Der greise Kopf«: »Vom Abendroth zum Morgenlicht [/] Ward mancher Kopf zum Greise. [/] Wer glaubt’s? Und meiner ward es nicht [/] Auf dieser ganzen Reise!« (Schochow 1974, 404) s. Eintrag ›fremd bin ich eingezogen‹
Gottfried von Einem (1918–1996), österreichischer Komponistmit ähnlich weiß gelocktem Kopfhaar und Bart wie Franz Rieser
Franz Rieser (1927–2007), Lehrer in Klagenfurt, der im Herbst 1987 ein Attentat auf den Kärntner Landeshauptmann Leopold Wagner verübte
»Die Wahlverwandtschaften« (1809), Roman von Johann Wolfgang von Goethe (1749–1832)
Zitat aus der Berichterstattung in der Wiener Tageszeitung »Kurier« über den Hotel Mondschein-Mörder (Gabriel 1987)
Variiertes Zitat aus der »Kurier«»-«Berichterstattung zum Mord im Hotel Mondschein: »Der irre Mörder vom Hotel Mondschein in Klagenfurt hatte mit Einbrüchen und Diebstählen seine Fahrt von Wien nach Klagenfurt in Begleitung von Prostituierten finanziert.« (Gabriel 1987)
Variiertes Zitat aus der »Kurier«»-«Berichterstattung zum Mord im Hotel Mondschein: Er »stahl er alles, was ihm unter die Finger kam.« (Grolig/Wrussnig 1987)
Zitat aus der »Kurier«»-«Berichterstattung zum Mord im Hotel Mondschein: Der Mörder habe »im Zug bei Bruck/Mur Reisende bestohlen. [...] In Bernt Burchharts Handkoffer fanden sich neben Wäsche rund 20 verschiedene Führerscheine und Klubkarten.« (Gabriel 1987)
TopographieOrtschaftPersonVerbrecherInMedienZeitung/Zeitschrift
»damit nicht genug, hätte ich, es ist lange her, versucht, meine Mutter aus dem Fenster zu stürzen.«
Zitat aus der »Kurier«-Berichterstattung zum Mord im Hotel Mondschein: »,Einmal‘, so erzählt ein Kriminalbeamter, ,soll er versucht haben, seine Mutter aus dem Fenster zu werfen ...‘« (Grolig/Wrussnig 1987)
Kofler greift hier widersprüchliche Angaben in der Berichterstattung über die Anreise des als schizophren charakterisierten Mörders auf: Im »Kurier« ist von einer Zugfahrt die Rede, in der »Kronen Zeitung« heißt es, er »war Freitag abend per Taxi aus Graz angereist«. (Luchscheider 1987, 11)
Weitere Bezüge auf widersprüchliche Berichterstattung: Laut »Kleine Zeitung« brach der Mörder in Pörtschach ein Auto auf (Kleine Zeitung 1987), laut »Kronen Zeitung« gestand Burchhart»in der Nacht vor dem Mord einem Arzt in Krumpendorf die Tasche gestohlen zu haben.« (Meissnitzer 1987) Zudem habe er zuvor versucht »ein Auto zu stehlen, ein Zimmer zu plündern«. (Gabriel 1987)
TopographieOrtschaftPersonVerbrecherInMedienZeitung/Zeitschrift
Wörtliches Zitat aus der »Kleinen Zeitung « (Kleine Zeitung 1987)
Abgewandeltes Zitat aus der »Kurier«-Berichterstattung zum Mord im Hotel Mondschein: »Mit dem dabei erbeuteten Koffer saß er wenig später im ,Kärntner Keller‘ in Pörtschach und unterhielt sich mit seinen Freunden Otto Retzner und Johann Kowalczyk über den angeblichen ,Fund‘.« (Grolig/Wrussnig 1987)
TopographieOrtschaftPersonSchauspielerIn/RegisseurInMedienZeitung/Zeitschrift
Johann Kowalczyk, Bekannter des Mörders, wird im »Kurier« zitiert: »Ich wollte schon die Gendarmerie informieren, als Burchhart dann aber zusammen mit Retzner ,Stellts meine Roß in Stall‘ sang, dacht ich nicht mehr an den Koffer. Wir alle hatten Tränen der Rührung in den Augen ...«. (Grolig/Wrussnig 1987)
PersonSchauspielerIn/RegisseurInVerbrecherInMedienZeitung/Zeitschrift
Die Nobel-Disco »Drop-In« befand sich im Keller des Hotels »Schloss Seefels« in Pörtschach. Das Schloss Seefeld liegt in der gleichnamigen Gemeinde in Bayern.
s. Eintrag ›Oral History‹
Burchhart»hatte die letzten Stunden vor dem Mord in der Tabaris-Bar bei Sekt und mit Frauen verbracht.« (Gabriel 1987)
Der »Kurier« schreibt etwa von Burchhart als dem »angeblich schon 20mal psychiatrierte[n] Mörder«. (Gabriel 1987)
»Bei seiner Ankunft in Klagenfurt hatte der Wiener etwa 7000 Schilling besessen, wollte aber in der Nacht in einem Lokal seine Lederjacke verkaufen, weil er offensichtlich das Geld verbraucht hatte.« (Kleine Zeitung 1987, 13.7.1987, 4)
Bekanntes Zitat Sartres: »Der Mensch ist verurteilt, frei zu sein. Verurteilt, weil er sich nicht selbst erschaffen hat, anderweit aber dennoch frei, da er, einmal in die Welt geworfen, für alles verantwortlich ist, was er tut.« (Sartre 1960, 16). Der Essay »Ist der Existenzialismus ein Humanismus?« wurde 1946 erstmals publiziert und steht in enger Verbindung zu Sartres Hauptwerk »Das Sein und das Nichts oder Was ist Existenzialismus?« (1943): Auch dort vertritt er die These, dass der Mensch, dazu verurteilt, frei zu sein, das Gewicht der gesamten Welt auf seinen Schultern trage: Er sei für die Welt und für sich selbst als Seinsweise verantwortlich. (Sartre 1991, 950)
»Die letzte Welt« (1988), Bestsellerroman des österreichischen Schriftstellers Christoph Ransmayr (* 1954)
Protagonist in Karl Mays»Im Tal des Todes« (bzw. »Deutsche Herzen, Deutsche Helden«) s. Eintrag ›Im Tal des Todes‹
Wörtliches Zitat aus »Im Tal des Todes« (May 1953 , 421) s. Eintrag ›Im Tal des Todes‹
May beschreibt in »Im Tal des Todes«, wie die Reiter sich einer Schlucht nähern, »die tief zwischen zwei hohen, steilen Felswänden einschnitt« und sich dann zu einem Talkessel erweiterte. ( May 1953 , 304) Der Talkessel »wurde von schwarzen Felswänden gebildet, die beinah lotrecht abfielen [...]. [...] Grad in der Mitte des öden Kessels erhob sich ein Berg« ( May 1953, 305).
»Keine Spur eines Baumes, eines Grashalms« (May 1953, 305) s. Eintrag ›Im Tal des Todes‹
Im Roman »Im Tal des Todes« ist ein Quecksilberbergwerk mit wie Sklaven gehaltenen Arbeitern – darunter Martin von Adler(horst), seine Schwester und Mutter – Schauplatz. Das Bergwerk kann nur über eine Zisterne erreicht werden (vgl. May 1953, 333). s. Eintrag ›Im Tal des Todes‹
Der Besitzer des Quecksilberbergwerks in »Im Tal des Todes« führt aus, »,daß es in einem Quecksilberbergwerk nicht gesund ist. Die Quecksilberdünste zerfressen die menschlichen Eingeweide‘«; darum sei es sehr schwer, Arbeiter zu bekommen. Die Arbeiter sind Gefangene, »,die nie mehr das Tageslicht erblicken werden.‘« (May 1953, 163)
Abgewandeltes Zitat aus dem May-Roman: »Hieran stieß ein zweiter Raum, auf dessen Tisch verschiedne Bücher, Hefte und Schreibereien lagen. Eines der Hefte führte die Aufschrift: ,Arbeiter-Nachweis‘. Es enthielt eine genaue Aufzeichnung, wieviel jede einzelne Person täglich geschafft hatte.« (May 1953, 334) Das Quecksilber in der Mine wird als Zinnober gefördert.
Abgewandeltes Zitat aus dem May-Roman: »Eine alte Wirtschafterin versorgt ihm den Haushalt.« (May 1953, 304)
Die Köchin im Märchen »Fundevogel« der Gebrüder Grimm wird »Alte Sanne« genannt. (vgl. Grimm 1985, 229)
Gesuchter Verbrecher in »Im Tal des Todes«s. Eintrag ›Im Tal des Todes‹
Kofler paraphrasiert in dieser Passage eine Unterhaltung zwischen den Protagonisten Adler(horst) und Winter (resp. Old Firehand) aus Mays»Im Tal des Todes«. Der ehemals Gefangene erzählt: »Ich weigerte mich natürlich, hier zu arbeiten, und erhielt die Peitsche. […] Gleich beim ersten Hieb, den er mir gab, unterschrieb ich im stillen sein Todesurteil. Aber ich war ja an eine Eisenstange gefesselt«. (May 1953, 357)
Fortsetzung der Paraphrase aus »Im Tal des Todes«: »,Eines schönen Tages stellte ich mich ohnmächtig; ich fiel um. Er war so unvorsichtig, mich untersuchen – und da hatte ich ihn. Zwar steckten meine in eisernen Schellen, [...] aber ich besaß noch alle meine Kräfte, die durch den Grimm noch verdoppelt wurden; ich war ihm überlegen, er starb unter meinen Fäusten.‘« (May 1953, 358) s. Eintrag ›Im Tal des Todes‹
Wolfgang Georg Fischer (* 1933), österreichischer Schriftsteller, ging 1963 nach London, wo sein Vater die Kunsthandelsfirma »Marlborough Fine Art« gegründet hatte. 1972 übernahm er die Leitung der Galerie. Daneben veröffentlichte er literarische Texte. Seit 1995 lebt Fischer wieder in Wien.
»Möblierte Zimmer« (1972), Roman von Wolfgang Georg Fischer
Kofler paraphrasiert hier den Mord Moosbruggers an einer Prostituierten in Robert Musils Roman »Der Mann ohne Eigenschaften«: »bei der eisernen Brücke sprach ihn das Mädchen an. Es war so ein Mädchen, wie sie sich unten in den Auen an Männer vermieten«. (Musil 1974, 73) Sie folgt ihm, er kann sie nicht abschütteln, und hat plötzlich eine Idee. »Hinter der Planke, längs der jetzt der Weg führte, lag ein Sportplatz; da war man ganz ungesehen, und er bog ein. In dem engen Kassenhäuschen legte er sich nieder […]; das weiche verfluchte zweite Ich legte sich neben ihn. […] Da fühlte er etwas Hartes in ihrer oder seiner Tasche; er zerrte es hervor. Er wußte nicht recht, war es ein Messer oder eine Schere; er stach damit zu.« (Musil 1974, 74)
Kebse, Kebs, Kebsweib: veraltete Wörter für Konkubine (vgl. Grimm 1873, Sp. 373)
Udo Jürgens (s. Eintrag ›Udo oder Jürgen‹) war von 1964 bis 1989 mit dem ehemaligen Fotomodell Erika Meier, genannt Panja, verheiratet.
Der Ehe von Udo Jürgens (s. Eintrag ›Udo oder Jürgen‹) und »Panja« entstammen zwei gemeinsame Kinder: John (* 1964) und Jenny (* 1967).
In Musils »Mann ohne Eigenschaften« ersticht Moosbruggerdie Prostituierte Hedwig in einem Kassenhäuschen am Sportplatz (vgl. Musil 1974, 74) s. Eintrag ›Mann ohne Eigenschaften‹
In Musils »Mann ohne Eigenschaften« stellt ein Richter mehrere Fragen an Moosbrugger, u.a.: »Warum haben Sie das Messer weggeworfen? – Warum haben Sie nach der Tat frische Kleider und Wäsche angezogen? [...] – Weshalb sind Sie zu einer Unterhaltung gegangen?« (Musil 1974, 75)
»Die Verwirrung des Zöglings Törless« (1906), erster Roman Robert Musils
Figur in Musils Roman »Mann ohne Eigenschaften«(s. Eintrag ›Frauenmörder Moosbrugger‹)
In dem 1867 von Christian Placeriano errichteten Haus gegenüber dem Hauptbahnhof in Klagenfurt verbrachte Robert Musil (1880–1942) die ersten elf Monate seines Lebens. Mitte der 1990er Jahre wurde das Haus von der Stadt Klagenfurt zu einem Zentrum für Literatur ausgebaut und beherbergt seither ein Literaturmuseum, das Robert Musil-Institut für Literaturforschung der Universität Klagenfurt, das auch die Funktion des Kärntner Literaturarchivs hat – und die Nachlässe u.a. von Gert Jonke und Werner Kofler besitzt – sowie eine Arbeitsstelle für digitale Edition und ein Büro der Interessengemeinschaft österreichischer Autoren und Autorinnen.
Wörtliches Zitat aus Musils »Mann ohne Eigenschaften « (Musil 1974, 73)
s. Eintrag ›Rassehygiene‹
s. Eintrag ›Sterilisationsversuche‹
Bezug zum »anstatt-daß-Song« aus Bertolt Brechts »Dreigroschenoper«: »Das ist der Mond über Soho« (Brecht 1988c, 134f.)
Zitat aus dem Grimm-Märchen »Herr Korbes«, s. Eintrag ›Ich, Herr Korbes‹
s. Eintrag ›Sterilisationsversuche‹
Das Hotel Atlanta befand sich in der Fasanenstraße in Berlin, gegenüber des Literaturhauses (seit 2014 nicht mehr in Betrieb).
Protagonist in Alfred Hitchcocks Film »Rear Window « (1954)
»Leonce, Lenz und Lena« war der Name einer Buchhandlung am Fasanenplatz in Berlin. »Leonce und Lena« ist eine 1836 entstandene und erst 1895 uraufgeführte Komödie von Georg Büchner, »Lenz« eine postum 1839 erschienene Erzählung Büchners.
Das Hotel Augusta befindet sich, wie das ehemalige Hotel Atlanta, in der Berliner Fasenenstraße, in unmittelbarer Nähe des Literaturhauses Berlin.
Die 1889/1890 erbaute Villa, die das Literaturhaus Berlin beherbergt, diente ab 1920 als Gästehaus für ausländische Studierende der Alexander-von-Humboldt-Stiftung, anschließend als Diskothek und Bordell, bis Mitte der 1980er Jahre eine Bürgerinitiative den Abriss für einen geplanten Autobahnzubringer verhindern konnte (vgl. Literaturhaus Berlin 2014).
In seiner viel diskutierten Rede »In den Kämpfen dieser Zeit« auf dem VIII. Schriftstellerkongress der DDR im Jahr 1978 kritisierte Stephan Hermlin (1915–1997) die einschränkende Orientierung der offiziellen DDR-Kulturpolitik und beschrieb seine Vorstellung der Rolle des Schriftstellers mit den Worten: »Es ist das Vorrecht der Dichter, vernunftlos zu träumen. Es ist das Vorrecht der Vernünftigen, sie zu verlachen. Aber die Träume gehen weiter, unbeschadet des Gelächters, das um sie her erschallt [...].« (Hermlin 1983, 388)
»Fast ein Poet«: deutscher Titel des Theaterstücks »A touch of the poet« von Eugene O’Neill (1888–1953), Uraufführung 1957 postum in Dänemark, im selben Jahr deutschsprachige Erstaufführung im Rahmen der Salzburger Festspiele
»Das Wandern ist des Müllers Lust« lautet die erste Zeile des Gedichts »Wanderschaft« (1821) von Wilhelm Müller (1894–1927). Es wurde 1823 von Franz Schubert unter dem Titel »Das Wandern« als Teil des Liederzyklus »Die schöne Müllerin« vertont. (Müller 1906, 4f.)
Ab 1943 war Odilo Globocnik in der »Operationszone Adriatisches Küstenland« für Deportationen und Partisanenbekämpfung verantwortlich. s. Eintrag ›Globus‹
Kofler bezieht sich hier auf die intensiv diskutierte Errichtung eines »Deutschen Historischen Museums« in Berlin, das schließlich 1991 im Berliner Zeughaus eröffnet wurde (s. Eintrag ›Geschichte als Erlebnisraum‹).
s. Eintrag ›Plattnerhof‹
»Märchen für Erwachsene« erreichten Anfang der 1980er v.a. durch das Auftreten des österreichischen Autors Folke Tegethoff (* 1954) eine große Öffentlichkeit; er verknüpfte klassische Märchenelemente mit einem neuen, »modernen« Stil.
Otto Muehl (1925–2013), österreichischer Künstler und Vertreter des Wiener Aktionismus; gründete 1970 die Kommune »Aktionsanalytische Organisation (AAO)«, die ab 1972 den sogenannten Friedrichshof, ein Anwesen im Burgenland, renovierte und bis zu 600 Mitglieder hatte. 1991 wurde Otto Muehl wegen Kindesmissbrauch und Verstoß gegen das Suchtgiftgesetz zu sieben Jahren Haft verurteilt.
Das steirische Mariazell ist der wichtigste Wallfahrtsort Österreichs, Ziel der Wallfahrten ist der »Gnadenaltar« in der auf das 12. Jahrhundert zurückgehenden Basilika.
Kofler bezieht sich hier auf die Legende vom »Mühlhiasl« aus dem Bayerischen Wald: Die symbolbeladenen, rätselhaften Sprüche des »Waldpropheten« konnten auf Kriege und Naturkatastrophen angewendet werden. Ob der »Mühlhiasl« wirklich lebte, ist nach wie vor umstritten (vgl. Kratzer 2010).
Die Aussage, dass die »Rotjankerl« kämen, gehört zu den überlieferten Aussprüchen des »Mühlhiasl« (vgl. Bekh 1999, 167). Wer genau mit »Rotjankerl«, »Rotkappen« oder den »Roten« gemeint ist, ist nicht ganz klar, in jedem Fall eine Invasion fremder Truppen aus dem Osten, die Unheil bringt.
Anspielung auf den Film »Herz aus Glas« (BRD 1976) von Werner Herzog (Regie und Produktion; Drehbuch gem. mit Herbert Achternbusch), der im 19. Jahrhundert in einem bayrischen Dorf spielt, wo in einer Glashütte das wertvolle »Rubinglas« gefertigt wird. Mit dem Tod des Glasbläsermeisters verliert die Firma das Geheimnis zur Herstellung des Rubinglases. Der Hüttenbesitzer engagiert den Hellseher Hias (basierend auf der Figur des »Mühlhiasl«, s. Eintrag ›Hias‹), um das Produktionsverfahren aus dem Reich der Toten zurückzuholen. Doch Hias empfängt apokalyptische Visionen – er prophezeit die Schrecken im Europa des 20. Jahrhunderts.
Anspielung auf Werner Herzog (* 1942), deutscher Filmregisseur und Produzent mit internationalem Erfolg; 1982 Preis für die beste Regie in Cannes für »Fitzcarraldo« (s. Eintrag ›blonder Hunne‹). Die Figur des Burgvogts kommt im Film »Herz aus Glas« nicht vor.
Kofler paraphrasiert hier Handlungselemente des Films »Herz aus Glas«.
Während der Dreharbeiten zu »Herz aus Glas« waren laut Werner Herzog (Audio-Kommentar zur DVD) fast alle beteiligten Schauspieler unter Hypnose. Herzog wollte damit dem Film eine metaphysische, entrückte Atmosphäre verleihen. Viele der mysteriösen Dialoge des Films wurden demnach von den Schauspielern unter Hypnose improvisiert.
Anspielung auf den Film »Fitzcarraldo« (BRD 1981, Regie: Werner Herzog) und dessen blondhaarigen Hauptdarsteller Klaus Kinski als Exzentriker Brian Sweeney Fitzgerald (»Fitzcarraldo«). Dieser will unter abenteuerlichen Bedingungen im südamerikanischen Urwald ein Opernhaus bauen.
»Cobra Verde« (»grüne Cobra«, BRD 1987) war die letzte gemeinsame Produktion von Werner Herzog und Klaus Kinski.
Anspielung auf Werner Herzogs Bearbeitung des Dracula-Stoffes mit Klaus Kinksi als Nosferatu in »Nosferatu – Phantom der Nacht« (BRD 1979).
Werner Herzog drehte mit Kinski den Film »Wo die grünen Ameisen träumen« (BRD 1984).
Jakob Michael Reinhold Lenz (1751–1792), Schriftsteller des Sturm und Drang
Eduard von Schenk (1788–1841), bayrischer Dichter
Christian Dietrich Grabbe (1801–1836), Dramatiker des Vormärz
Ernst August Friedrich Klingemann (1777–1831), deutscher Schriftsteller der Romantik und Theaterregisseur; ab 1818 Direktor des Braunschweiger Nationaltheaters
Kleist beging mit Henriette Vogel, die er erst kurz zuvor kennenlernte, am 21. November 1811 am Wannsee mit einer Pistole Selbstmord.
Der evangelische Pfarrer Johann Friedrich Oberlin (1740–1826) ging in die Literaturgeschichte ein, weil Büchner in Straßburg auf einen Bericht stieß, den Oberlin über den Aufenthalt des Dichters Lenz bei ihm in Waldersbach für seine Vorgesetzten verfasst hatte. Auf Basis dieser Aufzeichnungen entstand Büchners Erzählung »Lenz « (s. Eintrag ›Lenz im Gebirg‹). Oberlin wirkte als Pädagoge und Sozialreformer und gilt als der »Erfinder« des Kindergartens. (vgl. Riebsamen 2013)
s. Eintrag ›Nazisuppenzauberflöte‹
Bei seinem Aufenthalt in Wetzlar lernt Goethe Charlotte Buff (1753–1828) kennen und fasst »eine tiefe Zuneigung zu Lotte, der er sich nur durch überstürzte Flucht entziehen kann«; er hält den Kontakt allerdings aufrecht, ist er doch mit Johann Christian Kestner, Charlotte Buffs Verlobten, befreundet. Die Ähnlichkeiten mit dem Personal in Goethes Briefroman »Die Leiden des jungen Werther « (1774) sind auffällig (vgl. Jeßing 1999, 65).
Christiane Goethe (geb. Vulpius, 1765–1816) war Goethes drittes Ehefrau. Er verliebte sich 1788 in die Tochter aus armen Verhältnissen, die Beziehung wurde ein Jahr später öffentlich, im selben Jahr Geburt des einzigen überlebenden Kindes. Die unstandesgemäße Liaison galt als Skandal, erst 1806 heirateten die beiden. Von Goethes Zuneigung bezeugen ihr zugeeignete oder durch sie inspirierte Dichtungen (»Christiane-Gedichte«).(vgl. Jeßing 1999, 184)
Möglicherweise Bezug auf die Tochter Klaus Kinskis (s. Eintrag ›Kinsky‹), die Schauspielerin Nastassja Kinski (* 1961).
Charlotte Ernestine Albertine, Freifrau von Stein (1742–1827) war Goethes engste Vertraute von 1775 bis 1788. Goethe lernte sie im Alter von 26 Jahren 1775 in Weimar kennen.
Im Sommer 1770 lernte Goethe die 18-jährige Pfarrerstochter Friederike Elisabeth Brion (1752–1813) kennen, ein Jahr später bricht Goethe den Kontakt ab. Zu dieser (wahrscheinlichen) Liebesaffäre sind keine Briefe erhalten, nur der literarische Niederschlag in den Büchern 10 und 11 von »Dichtung und Wahrheit« sowie die »Friederiken-Lieder«. (vgl. Jeßing 1999, 63)
Hermann Faltis, Schauspieler, u.a. in den Filmen »Die Wette« (1969, H.C.-Artmann-Übersetzung von Alfred de Musset), »Der unwiderstehliche Don Diego« (1970, R: Georg Madejy, H.C.-Artmann-Übersetzung von Augustín Moreto), »Die Reise des Herrn Perrichon« (1972, H.C.-Artmann-Übersetzung von Eugène Labiche) und in der ARD-Sendereihe »Denkste« (1981).
Kofler wandelt hier das Gedicht »Rheinischer Bundesring« aus der von Clemens Brentanound Achim von Arnim herausgegebenen Sammlung »Des Knaben Wunderhorn« (1806) ab: »Bald gras’ ich am Neckar, [/] Bald gras’ ich am Rhein, [/] Bald hab ich ein Schätzel, [/] Bald bin ich allein.« (Grisebach 1806, 337f.)
Zitat aus Friedrich Hölderlins »Abendphantasie«, s. Eintrag ›Vor seiner Hütte‹
In den »Seligpreisungen« des Matthäus-Evangeliums heißt es: »Selig, die reinen Herzens sind; denn sie werden Gott schauen!« (Matth. 5,8)
Die Herrlichkeit Gottes ist ein zentraler biblischer Begriff, er umschreibt an vielen Stellen Gottes Größe und Macht, seine Schöpferkraft, Güte und Erbarmen. Die Herrlichkeit habe in der Sendung des Gottessohnes Gestalt angenommen: »Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt, und wir haben seine Herrlichkeit gesehen, eine Herrlichkeit als des Eingeborenen vom Vater«. (J oh.1, 14;vgl. Schellenberg 2011, 167)
Kofler verarbeitet hier (im Sinne eines found footage) Korrespondenzen, die in der Pension Plattnerhof am Iselsberg aufgefunden wurden und die im Nachlass erhalten sind; die Familie verbrachte dort öfter ihren Urlaub. (vgl. Winkler 1990, 81) (11/W8/1) s. Eintrag ›Plattnerhof‹
Kofler zitiert aus einer Rezension von Christoph Ransmayrs Romans »Die letzte Welt« von Harald Wieser: »Der Sprachart ist Christoph Ransmayr hat sich mit der ,Letzten Welt‘ einen Logenplatz in der deutschen Literatur erschrieben« (Wieser 1988).
Die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung wurde 1949 »als ein Ort des freien Gesprächs nach den Jahren der Diktatur« (www.deutscheakademie.de, 12.8.2016) gegründet; ihren Sitz hat sie in Darmstadt. Sie widmet sich ausschließlich der deutschen Sprache und Literatur, vergibt u.a. den renommierten Georg-Büchner-Preis.
»Die Sprache ist das Haus des Seins«, schreibt der deutsche Philosoph Martin Heidegger (s. Eintrag ›Martin Heidegger‹) in »Über den Humanismus« : »In ihrer Behausung wohnt der Mensch. Die Denkenden und Dichtenden sind die Wächter dieser Behausung.« (Heidegger 1949, 5)
Zitat aus Carl Maria von Webers Oper »Freischütz « (Uraufführung 1821, Libretto von Johann Friedrich Kind): »Triumph! die Rache gelingt«(1. Akt, Arie 6; Weber 1872, 10).
1999 vermerkt der »Gemeindebote Iselsberg/Stronach« in einer Chronik einen Brand aus dem Jahr 1935; der Ort trage seither die Bezeichnung »Brandstatt«. (Gemeindebote 1999, 12) s. Eintrag ›Plattnerhof‹
Bezug zu dem im Nachlass vorhandenen Konvolut der »Plattnerhof-Briefe« (11/W8/1)
Die »Pension Egghäusl« ist eine Jausenstation an der Glocknerstraße in der Gemeinde Iselsberg-Stronach.
Bezug zu dem im Nachlass vorhandenen Konvolut der »Plattnerhof-Briefe« (11/W8/1) s. Eintrag ›Briefroman‹
Bezug zu dem im Nachlass vorhandenen Konvolut der »Plattnerhof-Briefe« (11/W8/1) s. Eintrag ›Briefroman‹
»Die Unholden« nannte man wegen ihrer bizarren Formen die Lienzer Dolomiten. (vgl. Hausner 2008, 140)
Bezug zu dem im Nachlass vorhandenen Konvolut der »Plattnerhof-Briefe« (11/W8/1) s. Eintrag ›Briefroman‹
Der betreffende Brief aus dem »Plattnerhof-Konvolut« im Nachlass hat den handschriftlichen Bleistiftvermerk »beantwortet 11/5«, ein anderes Schreiben von Dr. Crüwell »beantwortet 12/6, Ja, wann?« (11/W8/1) s. Eintrag ›Briefroman‹
Bezug zu dem im Nachlass vorhandenen Konvolut der »Plattnerhof-Briefe« (11/W8/1) s. Eintrag ›Briefroman‹
Kofler zitiert einen handschriftlichen Vermerk auf oben zitiertem Brief aus dem Nachlass: »7. Juli, Abgeschrieben«. (11/W8/1)
Franz Kafka wohnte während seines Kuraufenthaltes in Meran vom 6. April bis zum 28. Juni 1920 in der Pension Ottoburg in Untermais. (vgl. Kafka 2013, 506) In seinem Brief an Max Brod und Felix Weltsch am »ersten Abend in meinem neuen Zimmer« schreibt Kafka, er habe bislang in »einem der ersten Hotels gewohnt oder überhaupt in dem ersten«, womit er das Hotel Emma meint, und berichtet von Zimmer (»es scheint recht gut zu sein«) und Gesellschaft in der jetzigen Pension. (Kafka 2013, 116ff.)
Während seiner Kur in Meran hatte sich Kafka zunächst im »Gasthof Frau Emma« am Schillerplatz einquartiert, ein Haus »ersten Ranges«. In einem Brief an Ottla Kafka am 5. April, dem dritten Tag seines Aufenthaltes, kündigte Kafka an, in die preisgünstigere Pension Ottoburg umzuziehen. (Kafka 2013, 114f.) Vgl. seinen Brief an Max Brod und Felix Weltsch [Meran, 6., 7., 8. April 1920, Kafka 2013, 116ff.)] Zu jener Zeit war Kafka Beamter der Arbeiter-Unfalls-Versicherungs-Anstalt in Prag.
Wörtliches Zitat aus einem Brief Kafkas an Minze Eisner aus Prag, vermutlich Ende Januar, Anfang Februar 1920. (Kafka 2013, 99) Kafka deutet an, den geplanten Kuraufenthalt aus Kostengründen von Meran vielleicht in die Bayrischen Alpen zu verlegen. Grund der Reise – die ihn Anfang April 1920 doch nach Meran führt – ist im weitesten Sinn Kafkas Lungenkrankheit. Die damals 19-jährige Minze lernte Kafka im November 1919, unmittelbar nach Scheitern des Heiratsversuchs mit Julie Wohryzek, während eines Aufenthaltes in Schlesien kennen; im Anschluss unterhielten sie bis zu Minzes Heirat 1923 einen freundschaftlichen Briefwechsel.
Dieser Satz ist in der Kafka-Briefausgabe nicht auffindbar.
Kafkabeendet Briefe häufig mit dieser Formulierung. (Kafka 2013, passim)
In der erwähnten Rezension von Ransmayrs »Die letzte Welt« (s. Eintrag ›Die letzte Welt‹) wird Kafkas »Verwandlung« als Nachfahre der »Metamorphosen« bezeichnet: »Zwischen den Zeilen des Romans nämlich irrlichtert diese Erkenntnis: Die angstvollen Tagträume der antiken Ahnen sind die Nachtträume unserer Zeit. Auch dies ist eine Verwandlungskunst: die Verwandlungskunst der Zivilisation« (Wieser 1988).
Bezug zu dem im Nachlass vorhandenen Konvolut der »Plattnerhof-Briefe« (11/W8/1) s. Eintrag ›Briefroman‹
Bezug zu dem im Nachlass vorhandenen Konvolut der »Plattnerhof-Briefe« (11/W8/1) s. Eintrag ›Briefroman‹
Bezug zu dem im Nachlass vorhandenen Konvolut der »Plattnerhof-Briefe« (11/W8/1) s. Eintrag ›Briefroman‹
Der unweit des Rheins gelegene Herrensitz Schloss Berg am Irchel (Kanton Zürich) wurde Rainer Maria Rilke von den Besitzern 1920/1921 rund ein halbes Jahr lang überlassen. Für den Dichter war es eine produktive Zeit, die bekanntesten Texte dieser Zeit sind die Gedichte »Aus dem Nachlaß des Grafen C.W.« und das Elegienfragment »Laß dir, daß Kindheit war«. (vgl. Engel/Fülleborn 1996, 420)
Zitat aus Rilkes »Aus dem Nachlaß des Grafen C.W.«: »Berge ruhn, von Sternen überprächtigt; – [/] aber auch in ihnen flimmert Zeit. [/] Ach, in meinem wilden Herzen nächtigt [/] obdachlos die Unvergänglichkeit.« (Rilke 1950, 22)
Zitat aus einem Brief Rilkes an Marie von Thurn und Taxis-Hohenlohe während seines Aufenthalts in Schloss Berg am Irchel (datiert mit 19.11.1920): »Ich hause allein in dem festen, Jahrhunderte alten Steinhaus, allein mit einer Wirtschafterin, die mich ebenso schweigsam versorgt, wie ich mich schweigsam versorgen lasse […].« (Rilke 1937, 325)
Rilkebeschreibt die Entstehung des Gedichtzyklus »Aus dem Nachlaß des Grafen C.W.« als ein Hineinschreiben in einen produktiven Zustand mit Hilfe von Rollenfiktion: »ich wünschte mir so etwas wie die Spur eines bergischen Vorwohners, z.B. ein Heft im Bücherschrank (,zu eigener Produktion noch nicht eigentlich fähig und aufgelegt, mußte ich mir, scheints, eine Figur gewissermaßen ,vorwändig‘ machen, die das, was sich etwa doch schon, auf dieser höchst unzulänglichen Stufe der Concentration, formen ließ, auf sich nahm: das war Graf C.W. ….‘« (Brief vom 30.11.1920 an Frau Wunderly, zit. nach Schnack 1996, 712)
Richard Ziegler (1872–1844), Oberst, Chef der Eidgenössischen Remontenanstalt (Militärpferdegestüt), 1911–1922 Besitzer von Schloss Berg am Irchel. Das Ehepaar Ziegler lud Rilke auf seinen Besitz – »diese außerordentliche ja wunderbare Zuflucht« (Rilke) – ein. (Schnack 1996, 705)
Bezug zu Rilkes »Aus dem Nachlaß des Grafen C.W.«
»Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge « (1910), Roman in Tagebuch-Form von Rainer Maria Rilke
Zitat aus dem Gedicht »In Karnak war’s« aus Rilkes Zyklus »Aus dem Nachlaß des Grafen C.W.«: »In Karnak wars. Wir waren hingeritten[/] Hélène und ich, nach eiligem dîner.« (Erstdruck im »Insel-Almanach«1923; Rilke 1996, 174f.)
Eventuell eine Anspielung auf Rilkes Gedicht »Damen-Bildnis aus den Achziger Jahren«: »daß man etwas erst in die Schatullen [/]legen dürfte, um sich im Geruch [/] von Erinnerungen einzulullen«. (Rilke 1908, 94).
Bezug zu dem im Nachlass vorhandenen Konvolut der »Plattnerhof-Briefe« (11/W8/1) s. Eintrag ›Briefroman‹
Teilweise wörtliches Zitat aus dem Brief von Paula Meller an Anna Mayr, Wien, den 2. Februar 1927, aus dem »Plattnerhof-Konvolut« (11/W8/1) s. Eintrag ›Briefroman‹
Verweis auf das in »Am Schreibtisch« erwähnte Notizbuch einer befreunden Familie, in dem handwerkliche Tätigkeiten vermerkt wurden (s. Eintrag ›Kittfalze‹)
Teilweise wörtliches Zitat eines Schreibens aus dem Plattnerhof-Konvolut (11/W8/1) s. Eintrag ›Briefroman‹
Wörtliches Zitat einer Lohneingangsbestätigung aus dem Plattnerhof-Konvolut (11/W8/1) s. Eintrag ›Briefroman‹
Wörtliches Zitat eines Briefs aus dem Plattnerhof-Konvolut (11/W8/1) s. Eintrag ›Briefroman‹
Absender eines Briefes, datiert mit 26. Juli 1934, aus dem Plattnerhof-Konvolut, Kofler zitiert im Folgenden (92–94) streckenweise daraus. Gegenstand des Schreibens ist eine »Exekution durch Fahrnispfändung«, die der nicht benannte Kollege gegen Führböck gestellt hatte und die dieser nun abzuwenden versucht, indem er seine schlechten finanziellen Verhältnisse darstellt. (11/W8/1) s. Eintrag ›Briefroman‹
Der Rechtsanwalt Führböck verpflichtet sich im erwähnten Schreiben, »einen Betrag von 150 S à conto der Ihnen schuldigen Abrechnung in Sachen Diamantidi- und Schrambacherkonkurse […] zu bezahlen.« (11/W8/1) Ab Ende des 19. Jahrhundert gab es in Schrambach (bei Lilienfeld, NÖ) ein Unternehmen, das Steinkohle förderte, ab 1903 war Alexander Diamantidi involviert; 1927 ging das Unternehmen in Konkurs. (NÖ Landesregierung 2003)
s. Eintrag ›Kaltenbrunner‹
s. Eintrag ›view master‹
Die Versicherungsgesellscha ft Zürich Ko smos warb lange Zeit mit einem Fernseh-Werbespot, in dem ein zerbrochenes Glas im Rückwärtslauf wieder zusammengesetzt wird und dazu eine Stimme aus dem Off sagt: »Zürich Kosmos, macht’s wieder gut.«
»Buddenbrooks. Verfall einer Familie« (1901), Roman von Thomas Mann (1875–1955)
Bezug zu dem im Nachlass vorhandenen Konvolut der Plattnerhof-Briefe (11/W8/1) s. Eintrag ›Briefroman‹
Zitat aus einem Brief aus dem Plattnerhof-Konvolut (11/W8/1) s. Eintrag ›Briefroman‹
Briefkopf auf einem Schreiben an Anna Mayr von Josef und »Vrony« Drahorad, Bozen, vom 20. Februar [Jahreszahl nicht lesbar], in dem sie sich vor die Notwendigkeit gestellt sehen, mit dieser »ein offenes Wort zu sprechen, wie Sie sich in Zukunft die weitere Fürsorge für Ihren Herrn Bruder hin denken.« Er schulde ihnen Geld. (11/W8/1)
»Musch & Lun – Bureau für Architektur & Ingenieurbau« in Meran, geleitet vom Baumeister Josef Musch und Ingenieur Carl Lun, von ca. 1880 bis 1930 aktives Bauunternehmen mit städtebaulichen und politischem Einfluss
Absender eines Briefes aus dem Plattnerhof- Konvolut, datiert mit 4. Dezember 1938 (11/W8/1) s. Eintrag ›Briefroman‹
Adressat des Briefes von Kurt Hanke (11/W8/1)
Zitat aus dem Brief von Kurt Hanke (11/W8/1)
Zitat aus einem Dokument des Bezirksfürsorgeverbands an Friedrich Mayr (11/W8/1)
Abgewandeltes Zitat aus Ovids »Metamorphosen«: »Seine Form blieb keinem erhalten« (Ovid 1996, 7) Ransmayrs Protagonist Cotta findet diese Worte in »Die letzte Welt« auf der Suche nach Ovid: »Die Steine kollerten einige […] Stufen hinab, und Cotta las: Keinem bleibt seine Gestalt.« (Ransmayr 1988, 15)
Bad Deutsch-Altenburg: Kurort an der Donau im niederösterreichischen Bezirk Bruck an der Leitha
Zitat aus dem Brief von Kurt Hanke, Plattnerhof-Konvolut (11/W8/1) s. Eintrag ›Briefroman‹
Variation des »Einheitsfrontlieds« von Bertolt Brecht, einem der bekanntesten Lieder der deutschen Arbeiterbewegung (Musik: Hanns Eisler), entstanden 1934. Die ersten beiden Strophen beginnen jeweils mit »Und weil der Mensch ein Mensch ist«; Brecht variiert den Vers in der dritten Strophe: »Und weil der Prolet ein Prolet ist [/] Drum wird ihn kein andrer befrein.« (Brecht 1988b, 26)
Der Südtiroler Lehrer Franz Innerhofer (1884-1921) gilt als erstes Opfer faschistischen Terrors. Er wurde am 24. April 1921 (»Bozner Blutsonntag«) während des Angriffs hunderter Faschisten auf einen traditionellen Umzug erschossen. Die Überführung der Leiche Innerhofers in seinen Geburtsort Marling wurde zu einer politischen Kundgebung. (vgl. Lechner 2014, 42f.)
s. Eintrag ›Eine Praxis ist so gut wie die andere‹
Bezug zu einem Schriftstück im Nachlass: »Versteigerungsedikt und Aufforderung zur Anmeldung«, »betreibende Partei«: Mobil Oil Austria (datiert 13.7.1988) (11/W8/1)
Anspielung auf die im »Versteigerungsedikt« genannte Firma Mobil Oil Austria AG: 1899 gegründetes Unternehmen für die Erzeugung von und den Handel mit Mineralölprodukten. In Wien-Kagran bestand ein Werk zur Herstellung von Wachsemulsionen und Schmiermitteln. (11/W8/1)
Name im »Versteigerungsedikt« (11/W8/1)
Bezug zu einem Schriftstück im Nachlass: »Bewilligung des Beitritts zur Zwangsversteigerung«, »betreibende Partei«: Salzburger Sparkasse, »verpflichtete Partei«: Karl Wichtl (datiert 23.7.1986) (11/W8/1)
Mögliche Anspielung auf den ersten Satz von Adalbert Stifters 1857 erschienenem Roman »Der Nachsommer«: »Mein Vater war ein Kaufmann.« (Stifter 1977, 7)
Variiertes Zitat aus »Das Urteil« (1913) von Franz Kafka: »Aber den Vater muß glücklicherweise niemand lehren, den Sohn zu durchschauen.« (Kafka 1994, 56)
Friedrich Frosch verfasste für die Wiener Wochenzeitung »Falter« eine Rezension zu »Am Schreibtisch, « in der er »die obligaten Kalauer Drittes Reich und Zweite Republik« kritisiert. (vgl. Frosch 1988)
Anspielung auf die ORF-Fernsehserie »Mütter« (ab 1982), in der die Journalistin Hermi Löbl mit Müttern und ihren Kindern sprach, überwiegend bekannten Persönlichkeiten aus dem Kulturbetrieb, etwa aus prominenten Schauspielerfamilien (Schell, Hörbiger, Sochor/Manker). Ein Teil der Gespräche wurde in Buchform veröffentlicht – etwa jenes mit André Heller (s. Eintrag ›André Heller‹) und seiner Mutter, das im Frühjahr 1988 stattfand und auf das sich Kofler in der folgenden Passage mehrfach bezieht. (vgl. Löbl 1990)
Mutter André Hellers (1914-2018)
Figur in der Oper »Der Rosenkavalier. Komödie für Musik« (op. 59) von Richard Strauss, Libretto von Hugo von Hofmannsthal, Uraufführung 1911
Nach dem Ersten Weltkrieg bezieht Elisabeth Heller das Haus in Hietzing, eine von Adolf Loos umgebaute Villa. »Mein Großvater Scholdan hat sie meiner Mutter geschenkt, damit wir auch in der Stadt in guter Luft aufwachsen können«. (von Mersi 2014) Im Gespräch mit Hermi Löbl 1988 erwähnt sie, dass sie ihrem Sohn das Haus überlassen habe. (vgl. Löbl 1990, 90)
Getauft wurde André Heller 1947 auf die Namen Francis Charles Georges Jean André, sein Rufname war Franz. (vgl. Weinzierl 2012) Zu Beginn seiner Karriere Ende der 1960er Jahre wählte er seinen letzten Vornamen als Künstlernamen.
Mögliche Anspielung auf die Vertreibung der Händler aus dem Jerusalemer Tempel durch den jugendlichen Jesus. (vgl. Mk 11,15–19)
Die für den Protagonisten in Heller s (autobiografischem) Roman »Schattentaucher« neben Lissabon wichtigste Gegend ist das »Salzkammergut mit seinem Allerheiligsten, einem am Schnittpunkt zwischen Nord- und Westufer des Wolfgang- oder Abersees gelegenen Flecken Brunnwinkel. Er gehörte zum Markt St. Gilgen, wo Ferdinand als unfreiwilliger Ballast für Mutters Leichtlebigkeit den Großteil seiner Kindheitssommer verbracht hatte« (Heller 2003, 75).
Felix Mendelssohn Bartholdy (1809–1847), deutscher Komponist, Pianist und Organist
Der »Himmel voller Geigen« ist ein sprichwörtlicher, von Musik begleiteter Zustand der Glückseligkeit, als Topos vielfach in Werken der Literatur, Musik und des Films herangezogen. In Operettentexten von Robert Stolz kommt er allerdings nicht vor, bekannt war das Duett aus der Operette »Der liebe Augustin« (1912) des österreichischen Komponisten Leo Fall (1873–1925): »und der Himmel hängt voller Geigen, wenn der Flieder blüht in den Zweigen«.
Sir Gregory und Mr. Longvale sind Figuren in dem Roman »Der Rächer« von Edgar Wallace (s. Eintrag ›Edgar Wallace‹).
Im Interview mit Hermi Löbl spricht André Heller (s. Eintrag ›André Heller‹) von der »Kardinalsbesessenheit« seines Vaters, er habe in seinem Sohn einen zukünftigen Kardinal gesehen. Sein Vater habe einen Tischler »beauftragt, mir einen Altar zu zimmern, […] und hat mir von der Hausschneiderin ein paar Bischofs- und Kardinalsutensilien verfertigen lassen«. (Löbl 1990, 79)
s. Eintrag ›Kolonialwarenhändler Heller‹ süß
Bezeichnung für eine in den 1970er- und 1980er-Jahren in Österreich beliebte Schokolade mit Erdnüssen
Süßigkeit aus weichem Schaumzucker, die auf eine Waffel dressiert und mit Schokolade oder Fettglasur überzogen wird
Zitat aus André Hellers »Schattentaucher«: »Auf dem oberen Lid des rechten Auges fehlten Ferdinand einige Wimpern. [...] Er empfand die geringfügige Verunstaltung als eine Art Denkmal für seine Internatszeit […]« (Heller 2003, 192).
Martin Heidegger (1889–1976), deutscher Philosoph, studierte in Freiburg im Breisgau, wo er ab 1928 bis zu seinem Tod lebte.
Sonnengott der griechischen Mythologie
Die Klimazonentheorie erklärt die Diversität des Verhaltens der Menschen in verschiedenen Erdregionen damit, dass das Klima über seine Einwohner bestimme. In Hellers Roman »Schattentaucher« wird behauptet, dass »der Einfluß der Temperatur auf den Lauf der Dinge unerforscht sei« und es einen Zusammenhang zwischen bestimmten theoretischen Entwürfen, Welterklärungen oder Religionen und dem Klima gebe (Heller 2003, 72f.).
Im Dorf Todtnauberg, im Südschwarzwald gelegen, schrieb Martin Heidegger in einer 1922 bezogenen Hütte zahlreiche seiner Werke.
Abgewandeltes Zitat aus dem Matthäus-Evangelium (Mt 24,29–31), »Das Kommen des Menschensohn«: »Sogleich aber nach der Bedrängnis jener Zeit wird die Sonne sich verfinstern und der Mond seinen Schein verlieren [...]. Und dann werden wehklagen alle Geschlechter auf Erden und werden sehen den Menschensohn kommen auf den Wolken des Himmels mit großer Kraft und Herrlichkeit. Und er wird seine Engel senden mit hellen Posaunen, und sie werden seine Auserwählten sammeln von den vier Winden, von einem Ende des Himmels bis zum andern.«
Bezug zum Schlusskapitel von Ernst Blochs »Prinzip Hoffnung«, Bloch schreibt darin, der Weg zum neuen »regnum humanum « könne nur durch »Sucher des aufrechten Gangs« gewiesen werden. (Bloch 1959, 1618) »Der aufrechte Gang ist das für Bloch im Prinzip Hoffnung intendierte Endstadium« (Thiergen 2010, 22). Zu Bloch s. auch Eintrag ›Vorschein‹
Martin Mordechai Buber (1878–1965), jüdischer Religionsphilosoph, bis 1938 Tätigkeit in Österreich und Deutschland, 1938 Flucht nach Palästina. Sein Hauptwerk »Ich und Du« (1923) legt der Welt ein dialogisches Prinzip zugrunde.
Heidegger knüpfte den Prozess des Selbstwerdens an den aufrechten Gang des Menschen. (vgl. Weidmann 2015, 375f).
1983 realisierte Heller (s. Eintrag ›André Heller‹) in Lissabon als Abschluss seiner so genannten »Trilogie der Wunder« nach dem Vorbild barocker Licht- und Farbspiele ein Groß-Feuerwerk. Zwischen 1986 und 1990 ließ er Heißluftballon-Skulpturen, die er »Himmelszeichen« nannte, über Städten schweben.
Zitat aus André Hellers»Schattentaucher« (1987): »,Jeder von uns hat eine verschleppte Kränk.‘ ,Eine was?‘ fragte Ferdinand. ,Eine verschleppte Kränk. Eine Sehnsucht, die einen traurig macht. Etwas, das hätte sein sollen, aber nicht hat sollen sein‘« (Heller 2003, 6).
»Drachenfisch«, »Mond« und »Traumstation« waren so genannte »Flugskulpturen« André Hellers, riesige Ballons in Form von Phantasiefiguren.
Erster Roman von André Heller (1987)
Bezug zum Matthäus-Evangelium, »Der unfruchtbare Feigenbaum«: »Frühmorgens kehrte er in die Stadt zurück, und es hungerte ihn. Da sah er am Wege einen Feigenbaum und schritt auf ihn zu; doch er fand nur Blätter an ihm und sprach zu ihm: ,Ewig soll von dir keine Frucht mehr kommen!‘« (Mt. 21,18–19).
Wörtliches Zitat aus André Hellers Lied »Mir träumte« vom Album »Stimmenhören« (1983)
Bezug zum Matthäus-Evangelium, »Der unfruchtbare Feigenbaum«: »Und sogleich verdorrte der Feigenbaum.« (Mt. 21,19)
Bezug zum Matthäus-Evangelium, »Der unfruchtbare Feigenbaum«: »Als die Jünger das sahen, sprachen sie erstaunt: ,Wie ist der Baum doch so plötzlich verdorrt!‘ Jesus antwortete ihnen: ,Wahrlich, ich sage euch, wenn ihr Glauben habt und nicht zweifelt, so könnt ihr nicht bloß das tun, was an dem Feigenbaum geschah […] alles, was ihr im Gebete gläubig verlangt, das werdet ihr empfangen.‘« (Mt. 21,20–22)
Abgewandeltes Zitat aus André Hellers »Schattentaucher«, in dem den Protagonisten während der Zeit im Internat »Furunkel, Abszesse und Gerstenkörner aller Art und Größe« quälen. »Sein Blut war damals vergiftet von Heimweh und Angst, und auch die zahllosen nächtlichen Gebete zu Maria, der mater admirabilis, konnten es nicht reinigen.« (Heller 2003, 192) Der Ehrentitel »Mater Ter Admirabilis« (»Dreimal wunderbare Mutter«) für die Gottesmutter Maria wurde 1604 vom Jesuitenpater Jakob Rem geprägt.
Paraphrase einer Passage inHellers »Schattentaucher«, in der der Protagonist schildert, wie unangenehm es ihm gewesen sei, die Mutter mit fremden Verehrern beim Tanz zu sehen.»Einmal habe ich geschrien ,Dreckstück du!‘ und ,Mutter, hör auf! Laß dich nicht anfassen, deine Haut ist heilig, der Sonne gehört sie und Papa und mir!‘« (Heller 2003, 202)
Elisabeth Heller erzählt im Interview mit Hermi Löbl, dass ihr Sohn sie nicht besuche, sondern stets sie ihn, aber: »Am Muttertag kommt er immer. Jedes Jahr, da hat er noch nie vergessen« (Löbl 1990, 91).
»Landvermesser« verweist auf den Protagonisten in Kafkas Roman »Das Schloß.« (vgl. Kafka 1982, 7)
Abgewandeltes Zitat aus dem »Steyrischen Hausmärchen« »Der tapfere Soldat«, das der Grazer Volkskundler Viktor Geramb in seine »Kinder- und Hausmärchen der Steiermark« (1942) aufnahm: »Es war einmal ein Schloß, in dem es nicht geheuer war. Unter diesem Schloß stand ein Wirtshaus.« (Geramb 1980, 94)
Kofler paraphrasiert weiter das Märchen »Der tapfere Soldat«: »Einstens kam ein abgedankter Soldat, der bat beim Wirt um Herberge. Der Wirt hatte keinen Platz frei, sagte aber: »Wann du in oltn Schloß wüllst schlofn, obn is Platz gnua, aber obn loabs [leidet es] holt neamd, wirst holt obn net bleibn kinn [können].« (Geramb 1980, 94)
Ottokar Kernstock (1848–1928), Priester, deutschnational eingestellter Heimatdichter, Text der österreichischen Bundeshymne 1930–1938, berühmt-berüchtigt für sein »Hakenkreuzlied« (1923).
Name einer Protagonistin in Kafkas »Das Schloß«
Paraphrase des Märchens »Der tapfere Soldat«: »Als er eine Zeitlang gelegen hatte, begann es zu herumzurumoren. [...] Als es aber zu arg wurde, stand er auf und machte Licht. Da warf es durch den Kamin einen Menschenfuß herab. […] Der Soldat setzte die Teile alle schön zusammen, und […] sagte er: ,Jetzt steh nur auf, daß ich einen Kameraden auch hab’!‘« (Geramb 1980, 95)
Franz Josef Hödlmoser: Protagonist in Reinhard P. Grubers »Anti-Heimatroman« »Aus dem Leben Hödlmosers. Ein steirischer Roman mit Regie« (1973): »und dann trinkt er zum frühstück 2 krügel most« (Gruber 1999, 25)
Anton Prestele (* 1949), deutscher Komponist, vertonte Grubers »Heimatlos – eine steirische Wirtshausoper in einem Rausch« (Uraufführung beim »steirischen herbst «1985).
Anspielung auf den Text »Vom Dach der Welt« aus Reinhard P. Grubers Sammlung an »Schicksalsnovellen«. Gruber leitet dort in einem an wissenschaftliche Argumentationsketten angelehnten Vergleich Dachstein-Großglockner den Umstand her, dass »der Dachstein mit größter Wahrscheinlichkeit der höhere Berg ist«. (Gruber 1987, 56)
Anspielung auf das steirische Märchen »Der bucklige Bauer«
Kofler montiert im Folgenden immer wieder Teile des Märchens »Der bucklige Bauer« in den Textverlauf: »Es war einmal ein armer Bauer, der besaß außer vielen Sorgen auch noch einen großen Buckel. […] Jetzt trat der habgierige Nachbar hinter den Bäumen hervor, auf sie zu und sagte: […] ,Nehmt den Samstag auch dazu, am Sonntag geht die Welt zur Ruh!‘« (Stebich 1954, 221–224)
Theaterstück (1983 postum uraufgeführt) von Heinar Kipphardt (1922–1982), das Adolf Eichmann, den Chefkoordinator der Judendeportationen im »Dritten Reich«, als Mensch in den Mittelpunkt stellt
1976 beschäftigte ein Fall von Exorzismus die Öffentlichkeit: eine 23-jährige Studentin starb, weil katholische Priester und gläubige Eltern Dämonen beschworen und Ärzte zur Behandlung der psychotischen Störung verschmähten. Unter den Wesen, von denen die Frau angab, besessen zu sein, waren nicht nur Lucifer und Judas, Kain, Nero und Hitler, sondern auch ein »Pfarrer Fleischmann«, der im 16. Jahrhundert ein Mädchen verführt und umgebracht haben soll. (vgl. Der Spiegel 1978)
Möglicherweise Bezug zur Umweltorganisation »Bruder Baum«, 1984 von Kary Nowak (* 1943, eigentl. Karl Walter Nowak, österr. Autor) gegründet
Johannes Leppich (1915–1992), deutscher römisch-katholischer Priester, wurde in den 1950er und 1960er Jahren durch seine mit drastischen Äußerungen gespickten Massenpredigten bekannt und war wegen seiner politischen Aussagen (etwa gegen Kapitalismus, Kommunismus und Sozialismus) umstritten. Sein Auftreten brachte ihm den Spitznamen »Maschinengewehr Gottes« ein. (Brenner 2014)
s. Eintrag ›Bormann‹
Anspielung auf Paul Celans »Todesfuge«: »Er ruft spielt süßer den Tod der Tod ist ein Meister aus Deutschland [...]« (Celan 2003, 40f.) Zugleich in dieser Schreibweise Bezug zu Fritz Todt (1891–1942), bis zu seinem Tod führender NS-Funktionär für die Bau- und Kriegswirtschaft.
Oskar Paul Dirlewanger (1895–1945), deutscher SS-Offizier, ab 1940 Kommandeur einer nach ihm benannten SS-Sondereinheit, die auf der Idee Himmlers beruhte, »anständigen« Wilderern Frontbewährung und Straferlass zu gewähren; die wegen zahlreicher Verbrechen berüchtigte »Sturmbrigade Dirlewanger« wurde in Osteuropa eingesetzt. (vgl. Weiß 2002, 92 ff.)
s. Eintrag ›Löhr‹
Paul Casimir Marcinkus (1922–2006), der aus den USA stammende Erzbischof war 1971–1989 Direktor der Vatikanbank. Als solcher war er in den Skandal um die Banco Ambrosiano verwickelt, in dem es u.a. um Geldwäsche und Beziehungen zur italienischen Geheimloge P2 ging.
Josef Mengele (1911–1979), deutscher Mediziner und Anthropologe, von Mai 1943 bis Januar 1945 berüchtigter Lagerarzt im KZ Auschwitz. Er nahm Selektionen vor, überwachte die Vergasung der Opfer und führte menschenverachtende medizinische Experimente an Häftlingen durch (Weiß 2002, 316f.).
Paul Watzlawick (1921–2007), österreichisch-amerikanischer Kommunikationswissenschaftler. Im deutschsprachigen Raum wurde er vor allem durch seine populärwissenschaftlichen Veröffentlichungen zur Kommunikationstheorie und über den radikalen Konstruktivismus einem größeren Publikum bekannt.
Möglicherweise eine Anspielung auf den deutschen Autor Bodo Kirchhoff (* 1947) mit ironischer Note (»Pater«)
Norbert Conrad Kaser (1947–1978), Südtiroler Dichter, 1968/69 Frater im Kapuzinerkloster Bruneck
Zitat aus dem Gedicht »Es ist was es ist« (1983) von Erich Fried: »Es ist Unsinn [/] sagt die Vernunft [/] Es ist was es ist [/] sagt die Liebe […]« (Fried 1993, 35)
»Die Judenbuche – Ein Sittengemälde aus dem gebirgichten Westfalen«: Novelle von Annette von Droste-Hülshoff (1797–1848)
Bereits in »Guggile « ängstigt den Ich-Erzähler »der gedanke an die möglichkeit eines brandes, eines […] über mir, auf dem dachboden ausbrechenden, plötzlich ausgebrochenen schadenfeuers«. (GU 65)
s. Eintrag ›Aber was ist, kann nie wahr sein‹
Anspielung auf Franz Defregger (1835–1921), in der Gemeinde Iselsberg-Stronach – wo sich auch der Plattnerhof befindet – geborener Genre- und Historienmaler, Vertreter der Münchner Schule
Anspielung auf Goethes »West-östlicher Divan« (entstanden ab 1814, Erstdruck um 1819)
Elisabeth von Gall: Protagonistin in dem Film »Und ewig singen die Wälder« (s. Eintrag ›Das Erbe von Björndal‹), »Borgland« ist der Name des Gutshofes in der »Björndal«-Trilogie.
Es gibt eine alteingesessene Familie Sporer in Iselsberg-Stronach. (vgl. Gemeindebote 1999)
Penzelberg: Ortschaft in der Gemeinde Winklern, Bezirk Spittal an der Drau, Kärnten
Iselsberg-Stronach: Gemeinde im Bezirk Lienz in Osttirol, Österreich.
Es dürfte das Feuermotiv gewesen sein, das Kofler an der in der Folge mehrmals zitierten Passage aus Thomas Bernhards Roman »Frost« interessiert hat. Hier ein abgewandeltes Zitat: »Der Brandstifter stammt aus Kärnten, ,wo alle Verderbten herkommen‘, wie die Wirtin sagt«. (Bernhard 2003b, 198)
Abgewandeltes Zitat aus Bernhards »Frost«: »er sei erst im Spätherbst auf den Hof gekommen« (Bernhard 2003b, 198)
Wörtliches Zitat aus Bernhards Roman »Frost« (Bernhard 2003b, 198)
Wörtliches Zitat aus Bernhards Roman »Frost« (Bernhard 2003b, 198)
Anspielung auf den zweiten Teil von Thomas Bernhards Autobiografie »Der Keller. Eine Entziehung« (1976)
Wörtliches Zitat aus Bernhards Roman »Frost«. Im Original fehlt allerdings der Nachsatz »so der Maler«. (Bernhard 2003b, 198)
s. Eintrag ›Franz von Defregger‹
Protagonist in Bernhards Roman »Frost«
Zitat aus der »Innsbrucker Zeitung « vom 30. 10. 1935, »Großfeuer am«Iselsberg: »Von Lienz aus war das Feuer gut sichtbar. Am Beginn des Brandes schlugen hohe Feuersäulen zum Himmel, so daß die gegenüberliegenden Dolomitenwände blutrot erschienen.«Die Schilderung der Brandbekämpfung im Folgenden entstammen ebenfalls dem Artikel.
Ab Sommer 1933 flohen viele österreichische Nationalsozialisten ins benachbarte Bayern, wo sie zuerst im Lager Lechfeld südlich von Augsburg zu eigenen SA- und SS-Einheiten zusammengefasst wurden. Nach dem gescheiterten Juli-Putsch 1934 in Wien wurden die Angehörigen der »Legion« nach Norddeutschland verlegt und dienten im neugegründeten »Hilfswerk Nordwest«. Beim »Anschluss« spielte die »Legion« nicht die erhoffte Rolle als »Befreier« der Heimat, sie wurde aufgelöst (vgl. Schafranek 2011).
Kofler verarbeitet hier einen im Nachlass erhaltenen Brief, datiert mit »Merano 17. Nov. 1935« (»Liebe Nichte Anna!«), die ersten Sätze sind wörtliches Zitat, das Folgende Paraphrase.
Kofler bezieht sich hier auf Berichte über die Dreharbeiten der Tobis-Filmproduktionsgesellschaft am Iselsberg. Gedreht wurde allerdings nicht »Und ewig singen die Wälder« (s. Eintrag ›Das Erbe von Björndal‹), sondern der Film »Jugendliebe« nach Gottfried Kellers Novelle »Romeo und Julia auf dem Dorfe«: »Zimmerleute trafen ein. […] sie gaben sogar dem ,Iselsberger Hof‘ ein völlig neues Gesicht.« (Osttiroler Heimat 1944)
PersonAutorIn/JournalistInMedienZeitung/ZeitschriftFilm/Fernsehen/RadioZitate
Bezug zu einem im Nachlass vorhandenen Bericht der »Lienzer Zeitung« 1943: »die Dorfjugend, die, eine neue Sensation witternd, die Dreharbeiten der ,Leute aus der Stadt‘ belauert«. (Lienzer Zeitung 1943)
Sigrid Löffler (* 1942), österreichische Literaturkritikerin
»…und ewig lockt das Weib«: deutscher Titel des französischen Films »Et Dieu … créa la femme « (1956, R: Roger Vadim) mit Brigitte Bardot und Curd Jürgens in den Hauptrollen
Kofler beschreibt hier eine konkrete Szene aus dem Film »Und ewig singen die Wälder« (s. Eintrag ›Das Erbe von Björndal‹)
Ebenfalls konkrete Szene aus dem Film »Und ewig singen die Wälder«
Gert Fröbe (1913–1988, eigentl. Karl Gerhart), deutscher Schauspieler. Zu seinen bekanntesten Rollen gehört die des Kindsmörders in »Es geschah am hellichten Tag« (1958) und jene des Schurken in »Goldfinger« (1964). In » Und ewig singen die Wälder« verkörperte er den Großbauern Dag, der die von Kofler zitierten Worte ruft.
Diese und die beiden nächsten Einstellungen entsprechen genau der Abfolge in »Und ewig singen die Wälder«.
Die Überschrift des im Folgenden paraphrasierten Beitrags in der »Innsbrucker Zeitung« vom 30. 10. 1935lautete: »Großfeuer amIselsberg«.
Anna Smolik (* 1928), österreichische Theaterschauspielerin, die gelegentlich Filmrollen, übernahm, etwa jene der jungen Aristokratentochter Elisabeth von Gall in »Und ewig singen die Wälder«. Kofler beschreibt eine Einstellung des Films.
Friedrich Joloff (1908–1988, deutscher Schauspieler), in den 1960er Jahren v.a. Fernsehproduktionen. Oberst von Gall wurde allerdings von Curt Lange (1909–1999) gespielt. Den Dialog aus »Und ewig singen die Wälder« gibt Kofler originalgetreu wieder, nur das »Ich friere« der Tochter fehlt.
Ellen Schwiers (* 1930), deutsche Schauspielerin, Darstellerin der Magd Gunvor in »Das Erbe von Björndal«. Kofler beschreibt eine Einstellung des Films. s. Eintrag ›Das Erbe von Björndal‹
Joachim Hansen (1930–2007, eigentl. Joachim Spieler), deutscher Schauspieler, wurde mit seiner Hauptrolle in »Der Stern von Afrika« (1957) zum Filmstar, spielte den jungen Dag in beiden »Björndal«-Filmen.
Wörtliches Zitat aus dem Film »Das Erbe von Björndal«, Ausspruch der Magd Gunvor zu Dag
Kofler verknüpft hier zwei Szenen aus »Das Erbe von Björndal«: In einer Winternacht schickt DagGunvors Mann mit den Worten »Die Grenze ist Richtung Osten, geh … geh sofort, verstanden?« vom Hof. Gunvor fordert er ebenfalls auf zu gehen. Als sie sich weigert, droht er ihr: »Dann hetz ich dich mit den Hunden«.
s. Eintrag ›Löffler‹
s. Eintrag ›Doch, ach, keinem bleibt seine Gestalt‹
Bezug zum Titel des »Spiegel« -Beitrags von Harald Wieser über Ovid und Christoph Ransmayrs »Die letzte Welt«: »Eine Flaschenpost aus der Antike«. Wieser meint mit »Flaschenpost« einerseits Ovids »Metamorphosen« (eine »antike […] Flaschenpost an die Nachgeborenen«), andererseits Ransmayr, der in Zukunft vielleicht »in bleibenden Bildern die Gegenwart« behellige, »mit einer literarischen Flaschenpost über die Moderne« (Wieser 1988).
Beginn eines Schlagers von Werner Scharfenberger (Musik) und Kurt Feltz (Text), den die italienische Sängerin Mina 1962 zum Hit machte: »Heißer Sand und ein verlorenes Land, [/] und ein Leben in Gefahr. [/] Heißer Sand und die Erinnerung daran, [/] daß es einmal schöner war.« (Faulstich 2003, 178)
Zitat aus Harald Wiesers Rezension (1988) von »Die letzte Welt«, dort wird eine Passage aus dem Roman verkürzt wiedergegeben. Das Originalzitat lautet: »Zwischen verkrusteten Töpfen, Teegläsern und Brotresten rannten Ameisenzüge. Auf den Borden, auf den Stühlen, auf einem Bett lag feiner, weißer Sand [...].« (Ransmayr 1988, 16).
Zitat aus »Die letzte Welt«: »[Dann] trat Naso in dieser Nacht vor einen Strauß schimmernder Mikrophone […] und sagte nur: Bürger von Rom.« (Ransmayr 1988, 60). Kofler zitiert die leicht abweichende Version der »Spiegel«-Rezension. (Wieser 1988) »Münchener«: Anspielung auf den CSU-Politiker Franz Josef Strauß (1914–1988), 1978–1988 bayerischer Ministerpräsident.
»Die Schrecken des Eises und der Finsternis « (1984), Roman von Christoph Ransmayr
Christoph Ransmayr wurde 1954 in Wels, Oberösterreich, geboren. Worauf sich das »Doppel« bezieht, bleibt unklar.
Bauernhof am Iselsberg
Diese Abkürzung verweist auf den mitteleuropäischen katholischen Brauch, bei dem die »Sternsinger« rund um den Dreikönigstag auf die Türbalken mit geweihter Kreide den Segen »C+M+B« mit jeweiliger Jahreszahl schreiben. Die Abkürzung bedeutet »Christus mansionem benedicat« (»Christus segne dieses Haus«), volkstümlich wird sie oft als die Initialen der Heiligen Drei Könige gedeutet (wofür die inmanchen Regionen übliche Schreibweise »K+M+B« spricht).
Luigi Pirandello (1867–1936), italienischer Schriftsteller und Dramatiker, Nobelpreis für Literatur 1934
Anspielung auf Gustav Klimt (1862–1918), österreichischer Maler, einer der bekanntesten Vertreter des Wiener Jugendstils, der Regisseur Gustav Ucicky war sein Sohn.
s. Eintrag ›Rede von der Sprengkraft der Literatur‹
Hermi Löbl (?– 2012), Journalistin, Frau des Kulturjournalisten Karl Löbl, Kofler bezieht sich mehrmals auf ihr Buch »Mütter und ihre Kinder im Gespräch « (1990). s. Eintrag ›Radioreihe‹
Otto Mühl wird 1925 als Sohn der Hausfrau Wilhelmine Zumpf und des Volksschullehrers Otto Mühl im burgenländischen Grodnau (Bezirk Oberwart) geboren.
Kontamination aus Ottokar Kernstock (s. Eintrag ›Ottokar Kernstock‹) und Otto Muehl (s. Eintrag ›Mühl‹)
Anspielung auf das Grimm-Märchen »Der Teufel Grünrock « (Grimm 1985a, 443–445)
Hermann Nitsch (* 1938), Maler, Mitbegründer des Wiener Aktionismus, seit Anfang der 1960er Jahre Weiterentwickung seines »Orgien Mysterien Theaters«
Anspielung auf den Philosophen Friedrich Wilhelm Nietzsche (1844–1900), auf den sich Hermann Nitsch immer wieder explizit bezieht. (vgl. www.nitschmuseum.at/de/hermann-nitsch/werk , 5.9.2016)
Hermann Nitsch verwendet seit den 1960er Jahren bei seinen Kunstaktionen und für seine Schüttbilder Blut. Seine theatralen Aktionen sollen in der Kombination tabuisierter Themen wie Tod und Sexualität mit realen Tierkadavern und Blut kathartische Effekte auslösen. (vgl. Spera 2005, 238ff.)
1971 erwarb Hermann Nitsch das niederösterreichische Schloss Prinzendorf als Wohn- und Arbeitsstätte, wo er größer angelegte Aktionen realisiert.
Theo Altenberg (* 1952), österreichischer Künstler, lebte 1973–1990 in der Muehl-Kommune am Friedrichshof, wo er die »Aktionsanalytische Organisation« mitgestaltete. 1987 kam es zu einem Konflikt mit Muehl, Altenberg wird zum »Feind der Gemeinschaft« ernannt und in einen Ableger der Kommune nach München versetzt. (vgl. Loers 2002, 13)
Gemeint ist Theo Altenberg (s. Eintrag ›Theo‹)
Mit dieser Bibel-Anspielung (2. Mose 3,11) verweist Kofler auf die Erwerbung eines großen, abgelegenen Grundstücks auf der Kanarischen Insel La Gomera, wohin nach der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl1986 ein Teil der Muehl-Kommune übersiedelte.
Anspielung auf die Promiskuität der Muehl-Kommune, die sich gegen die Zweierbeziehung richtete und für jugendliche Mitglieder und Kinder von Missbrauch geprägt war. Beischlaf und Schwangerschaften wurden hierarchisch geregelt, Muehl stand an der Spitze des Machtgefälles, er hatte die Wahlfreiheit, war zugleich sexuell begehrter als andere. (vgl. Stoeckl 1994, 181) 1988, ein Jahr vor dem Erscheinen von »Hotel Mordschein«, wurde ein Strafverfahren gegen Otto Muehl eröffnet, das 1991 mit der Verurteilung zu sieben Jahren Haft endete.
Ein Sohn von Otto Muehl heißt Attila.
Bezug zum Tod Jesu am Kreuz: »Jesus aber rief abermals mit lauter Stimme und gab den Geist auf. Und siehe, der Vorhang des Tempels zerriss von oben bis unten in zwei Stücke, die Erde bebte, die Felsen spalteten sich, die Gräber öffneten sich«. (Mat. 27,45–56)
Klaus Kinski (1926–1991), deutscher Schauspieler, seine häufige Darstellung psychopathischer Charaktere sowie kolportierte Wutausbrüchen am Filmset begründeten den Ruf als exaltierte, schwierige Persönlichkeit. Die Zusammenarbeit mit dem Regisseur Werner Herzog (u.a. »Aguirre, der Zorn Gottes«, 1972, »Nosferatu – Phantom der Nacht«, 1979 und »Fitzcarraldo« , 1981) brachte ihm künstlerische Anerkennung. Davor war er vor allem durch zwielichtige Rollen in den Edgar-Wallace-Filmen bekannt. Er spielte auch im Film »Der Rächer« (s. Eintrag ›Bahnunterführung‹) mit.
PersonSchauspielerIn/RegisseurInAutorIn/JournalistInMedienFilm/Fernsehen/Radio
In dem Roman »Die Fistelstimme « (1980) von Gert Hofmann wird dem Ich-Erzähler vorgeworfen, Plagiate verfasst zu haben. Dieser erkennt in dem ihm unbekannten Buch, von dem er abgeschrieben haben soll, seine Gedanken und Formulierungen wieder. (vgl. Hofmann 1980, 35)
Roman (1980) von Gert Hofmann (1931–1993), deutscher Schriftsteller, Gewinner des Ingeborg-Bachmann-Wettbewerbs 1979. Der Protagonist des Romans entwirft eine Theorie der doppelten Identitäten, wonach alles doppelt sei, Gedanken, Naturphänomene, aber auch Personen.
Kofler bezieht sich hier offensichtlich auf satirische Ausführungen Antonio Fians, der in einem Beitrag für die Zeitschrift »Wespennest« 1987 »auffällige Parallelen« zwischen Heller und »einem anderen Feldherrn aus Österreich« postulierte. (Fian 1987, 56) Zwar seien Heller und Hitler, so Fian, bei den verursachten Menschheitskatastrophen nicht vergleichbar, aber er sieht Bezüge etwa zwischen ihren beiden Machtphantasien. Die Übereinstimmung der Initialen ist eine zufällige, wobei der Gedanke einer Absicht »so abwegig nicht ist« (Fian 1987, 56). s. Eintrag ›André Heller‹
PersonAutorIn/JournalistInNationalsozialistInMedienZeitung/Zeitschrift
Abgewandeltes, im zweiten Teil wörtliches Zitat aus André Hellers »Schattentaucher« (1987): »Immer und immer wieder hatte er sich gefragt: Was ist es, wofür ich träume, erwache, fiebere, genese, lerne, verweigere, verführe, stürze, irre und Halt suche?« (Heller 2003, 23)
Peter Altenberg (1859–1919, eigentl. Richard Engländer), österreichischer Schriftsteller. André Heller schätzte den Autor, den seine Großmutter noch persönlich kannte. Heller trugbereits 1964 im Festsaal der Österreichischen Nationalbibliothek Texte von Peter Altenberg vor. (vgl. Seiler 2012, 85)
s. Eintrag ›Brunnwinkler Omi‹
Bezug zu Thomas Bernhards Roman »Der Untergeher « (1983): »An diesem Wort Weltverblüffung hatte ich meine Freude […]. Ich selbst hatte nie das Bedürfnis nach Weltverblüffung gehabt, auch Wertheimer nicht, dachte ich.« (Bernhard 2006, 53)
Titel eines »Bühnenfests«, das André Heller 1988d em Kulturgut der US-amerikanischen Schwarzen widmete (u.a. Spirituals, New Orleans Jazz, Ragtime, Bebop, Blues, Soul). Mit dem Titel bezieht Heller sich auf den gleichnamigen, 1930 von John W. Green komponierten Jazzstandard-Song. s. S. s. Eintrag ›André Heller‹
s. Eintrag ›keinen weinroten ärmellosen Pullover‹
s. Eintrag ›Irrenanstalt Cholm‹
s. Eintrag ›Mord- oder Mondschein‹
Die Novemberpogrome 1938 fanden in der Nacht vom 9. auf den 10. November statt.
s. Eintrag ›Lars Thorwald‹
Lokal in der Grolmanstraße in Berlin, nahe dem Literaturhaus. Der Besitzer des seit 1972 bestehenden griechischen Lokals mit Kleinkunstbühne, der Schauspieler Kostas Papanastasiou, wurde durch seine Rolle des griechischen Wirtes in der TV-Serie »Lindenstraße« von 1985 bis 1996 bekannt. (vgl. www.terzomondo.de, 5.9.2016)
TopographieOrtschaftPersonSchauspielerIn/RegisseurInMedienFilm/Fernsehen/Radio
Erstlingswerk des Filmregisseurs Louis Malle (1957, Originaltitel: »Ascenseur pour l’échafaud«), mit Jeanne Moreau und Maurice Ronet in den Hauptrollen, Filmmusik von Miles Davis
PersonSchauspielerIn/RegisseurInMusikerInMedienFilm/Fernsehen/Radio
s. Eintrag ›Ist es der Alkohol‹
»Gibs auf«: kurze Parabel von Franz Kafka (entstanden 1922, 1936 publiziert). Der Titel stammt von Max Brod, Kafka überschrieb den Text mit »Ein Kommentar«.
»Die Welt« schrieb anlässlich des von Klaus Croissant initiierten Besuchs von Jean Paul Sartre bei Andreas Baader von »Schmierentheater« und »Spektakulum«. (Zehm 1974)
PersonVerbrecherInAutorIn/JournalistInPolitikerInMedienZeitung/Zeitschrift
Klaus Croissant (1931–2002), Berliner Rechtsanwalt, Verteidiger von Ulrike Meinhof und Andreas Baader. Seine Kanzlei wurde zu einer Verbindungsstelle zwischen den Inhaftierten der RAF und den Helfern draußen. 1979 wurde Croissant wegen Unterstützung einer kriminellen Vereinigung zu zweieinhalb Jahren Haft verurteilt. Er war später für die Westberliner Alternative Liste und anschließend für die PDS politisch aktiv. In den 1980er Jahren war Croissant inoffizieller Mitarbeiter der DDR-Staatssicherheit, wofür er 1993 zu einer Bewährungsstrafe verurteilt wurde. (vgl. Der Spiegel 2002)
s. Eintrag ›Ist es der Alkohol‹
Der Dichter Jakob Michael Reinhold Lenz (s. Eintrag ›Lenz‹) wurde am frühen Morgen des 24. Mai 1792 tot in einer Straße in Moskau aufgefunden.
TopographieOrtschaftPersonAutorIn/JournalistInMedienEreignis

