Werk 1
Kommentar
Werk 2
Werk 3
Werk 4
Werk 5
»Die vier Jahreszeiten« (ital. »Le quattro stagioni,« 1725), bekanntes Werk von Antonio Vivaldi (1678–1741), das vier Violinkonzerte umfasst, die von außermusikalischen Programmen begleitet werden; jedes Konzert porträtiert eine Jahreszeit. Jedem Konzert ist ein Sonett vorangestellt.
Die Streichquartette Joseph Haydns (1732–1809) der Opus-Nummer 76 werden »Erdödy«-Quartette genannt: »Der Entstehungshintergrund von op. 76 liegt weitgehend im Dunkeln, aber ein Brief von [Fredrik] Silverstolpe [Haydn-Freund und Sekretär der schwedischen Gesandtschaft in Wien] deutet darauf hin, daß Graf [Joseph] Erdödy die Quartette ›für 100 Ducaten‹ bestellt hat und die Hauptarbeit daran im Jahre 1797 erfolgt sein dürfte« (Zilkens 1997, 28). Das zweite »Erdödy«-Quartett setzt im ersten Satz mit einer Quinte ein, das Intervall wird zum variierten und mutierten »motivischen Urgedanken« (Zilkens 1997, 40) und damit Namensgeber des Werks.
Ludwig van Beethovens (1770–1827) sechste Symphonie wurde, gemeinsam mit der fünften, 1808 uraufgeführt. Der »Name« der Symphonie stammt vom Komponisten selbst, was zu Beginn des 19. Jahrhunderts sehr ungewöhnlich war – »Tonmalerei« stieß damals auf rigorose Ablehnung (vgl. Kirillina 2013, 131). Beethoven gab der »Pastorale« den Untertitel »Erinnerung an das Landleben«.
»Rashomon – Das Lustwäldchen« (1950), japanischer Spielfilm (R: Akira Kurosawa); »Rashomon« machte die japanische Filmproduktion auch in Europa bekannt. Formale Auffälligkeit in der Darstellung der Handlung, auf die Kofler hier Bezug nimmt: »Vor einem Gericht, das unsichtbar bleibt, das die Kamera oder der Zuschauer ist, werden vier Versionen angeboten« (Krusche 1993, 469).
Vivaldis»Vier Jahreszeiten« sind die ersten vier Werke einer Sammlung von insgesamt 12 Violinkonzerten, die zwischen 1725 und 1727 als op. 8 unter dem Sammeltitel »Die Bewährungsprobe von Harmonie und Erfindung« (»Il cimento dell’ Armonia e dell’ Invenzione«) in Amsterdam verlegt wurden.
Die vielfach kolportierte »Aslan-Anekdote« kommt in der biographischen Literatur zu Raoul Aslan (vgl. Aslan 1953, Buschbeck 1946) nicht vor, ist aber seit langem fixer Bestandteil des Schreibens und Redens über die »Theaterwelt« (vgl. u.a. Steiner 2009).
Dietrich Buxtehude (1637–1707), dänisch-deutscher Komponist (s. Eintrag ›Dietrich Buxtehude‹); seine sieben Triosonaten op. 2 erschienen 1696 im Druck.
Stentorstimme: kräftige Stimme, benannt nach Stentor, einer mythologischen Figur in Homers »Ilias«, die über eine übermenschlich laute Stimme verfügte
Der Titel spielt auf Uwe Johnsons Roman »Mutmaßungen über Jakob« (1959) an. Die Königin der Nacht ist eine zentrale Figur aus Wolfgang Amadeus Mozarts Oper »Die Zauberflöte« (Uraufführung 1791 im Freihaustheater in Wien; Libretto: Emanuel Schikaneder). Sie steht als personifizierte Macht des Dunkels der Kraft des Lichts – verkörpert in Sarastro– gegenüber, wandelt sich allerdings erst im Verlauf der Handlung, u.a. mit der Weigerung Taminos, die geraubte Tochter Pamina zurückzubringen, in dessen rachsüchtige Gegenspielerin. Assmann betont die wechselhaften Gefühle und Werturteile, die beim Zuseher evoziert werden; zu fragen sei nicht, »wer oder was die Königin ist, sondern wie sie erscheint. Sie wird uns einmal so, einmal anders gezeigt, weil wir zusammen mit Tamino einen Perspektivwechsel vollziehen sollen.« (Assmann 2008, 28) Bereits in »Am Schreibtisch « brachte Kofler die »Zauberflöte « und die Zeit des Nationalsozialismus zusammen (s. Eintrag ›Grenzlandtheaterzauberflöte‹).
Eventuell Anspielung auf die Jazzinterpretationen von Jacques Loussier (1934–2019), deren bekannteste ist die ab Ende der 1950er Jahre entstandene Reihe »Play Bach« (aus dem Jahr 1997 – und damit viele Jahre nach der ORF-Produktion von Koflers »Vier Jahreszeiten« im Jahr 1981 – existiert eine Aufnahme »Jacques Loussier plays Vivaldi«).
Beethovens Streichquartette setzt Godard vor allem in dem Film »Vorname Carmen« (1983) ein: In der Schlussszene spielen die vier Musiker eines Streichquartetts in einer Pariser Hotelhalle unbeirrt Beethoven, während dahinter/daneben eine Schießerei stattfindet.
PersonMusikerInSchauspielerIn/RegisseurInMedienFilm/Fernsehen/Radio
Ludwig van Beethovens (1770–1827) 7. Sinfonie in A-Dur op. 92 entstand 1811/1812, Uraufführung 1813 im Redoutensaal der Wiener Hofburg. Arnold Werner-Jensen verweist auf Interpretationen des Zweiten Satzes als »Trauermarsch« und »Ausdruck des Leids« (Werner-Jensen 1998, 324). s. S. I/286
Das »Leihwort« »mundhoch« taucht nicht wortwörtlich bei Celan auf, Kofler bezieht sich auf das Gedicht »In Mundhöhe« aus dem Band »Sprachgitter« (1959; vgl. Celan 2005, 105).
Möglicherweise eine Anspielung auf das Gedicht »Herbstfreiheit« von Friedrich Rückert, das allerdings keine inhaltlichen Bezüge zu Koflers Text aufweist (vgl. Rückert 1841 , 641f.).
»Toute une Nuit« (1982, dt. »Eine ganze Nacht«): Spielfilm der belgischen Regisseurin Chantal Akerman (1950–2015), der mosaikartig kleine Episoden in der Atmosphäre einer schwülen Sommernacht in einer Großstadt zusammensetzt
Kofler bezieht sich in diesem keinem Urheber zugedachten Zitat auf den seit 1977 jährlich abgehaltenen Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb (seit 2001 »Tage der deutschsprachigen Literatur«) in Klagenfurt. Bezeichnet sich in Österreich sonst gerne Graz als »heimliche Hauptstadt der Literatur« (vgl. Straub 2019, 5f.), bezieht Klagenfurt dieses Signet im Rahmen des medialen Trubels um diese Veranstaltung auf sich. Der Spruch kann als Allgemeingut gelten, von Humbert Fink (s. Eintrag ›Humbert Fink‹) ist er überliefert (vgl. Liepold-Mosser 2005, 318).
»Das Land des Lächelns«: »Romantische Operette« von Franz Lehár (1870–1948), 1929 in Berlin uraufgeführt; die Texte stammen von den beiden jüdischen Librettisten Ludwig Herzer und Fritz Löhner-Beda. Ihre Vorlage war das Textbuch Victor Léons zu Lehárs Operette »Die gelbe Jacke« (Uraufführung 1923 im Theater an der Wien). Nachdem Léon bereits die Nachricht über eine chinesisch-österreichische Heirat in Wiener diplomatischen Kreisen 1905 zu einem Libretto hatte ausgestalten wollen, führte erst der anhaltende Erfolg von Puccinis»Madame Butterfly« (1904) sowie das Wissen Lehárs um die Arbeit seines Komponistenfreundes an einem chinesisch-europäischen Stoff (»Turandot«) zur Arbeit an der »Gelben Jacke« (vgl. Mailer 1985, 45). Das Stück war kein Erfolg. Erst die Neubearbeitung und die Berliner Uraufführung mit Richard Tauber in der Hauptrolle verhalf dem Stück zum Durchbruch. In Wien erreichte Lehár Anfang 1938 das Ziel, »das er immer schon im Auge gehabt hatte« (Mailer 1985, 48): »Das Land des Lächelns« wurde in den Spielplan der Staatsoper aufgenommen. s. Eintrag ›Franz Lehar‹
Samuel Beckett (1906–1989), irischer Schriftsteller, auf den Kofler mehrfach Bezug nimmt, etwa auf dessen Roman »Molloy« (1951) in »Am Schreibtisch« (s. Eintrag »Es ist Mitternacht.«)
»Sturm über Kreta«: Titel einer 24-teiligen Artikelserie in der Kärntner »Volkszeitung«, einem 1945–1990 erschienenem Blatt der ÖVP. Autor war ein Mitarbeiter der Zeitung, Ingomar Pust (1912–1998), ein Weltkriegsteilnehmer, der in mehreren Büchern über die »Heldentaten« der Deutschen Wehrmacht und die »totgeschwiegenen« Tragödien schrieb. In »Sturm über Kreta« schreibt Pust über offensichtlich persönliche Erinnerungen an »das erste große Luftlandeunternehmen der Kriegsgeschichte«, die Okkupation der Insel durch die Wehrmacht 1941 – zuvor geht es Pust allerdings in den ersten drei Serien darum, aus aktuellem Anlass (genau 35 Jahre später) die Zerstörung der italienischen Abtei Monte Cassino als »Barbarenakt der Alliierten« zu brandmarken und die Rettung von Kulturgütern aus den Ruinen durch Fallschirmjäger der Wehrmacht als »kulturelle Großtat« zu feiern (Pust 1979). Elf Jahre nach dem »Serienbericht« (1979) nahm Pust die Erinnerungen unter selbem Titel als Kapitel in sein Buch »Österreicher im Feuer« auf (vgl. Pust 1988).
TopographieOrtschaftPersonAutorIn/JournalistInMedienZeitung/ZeitschriftZitate
Kofler bezieht sich hier auf Samuel Becketts Theaterstück »Glückliche Tage« (»Happy Days«, uraufgeführt 1961, s. Eintrag GLÜCKLICHE TAGE). In dem Stück steckt eine »Frau um die Fünfzig« (Winnie), im ersten Akt bis über die Taille eingebettet, in einem Hügel auf der Bühne fest, ihr Partner, ein »Mann um die Sechzig« (Willie), liest, hinter ihr am Boden, Todesanzeigen und Annoncen aus einer Zeitung vor. Die zweite Wortmeldung Willies: »Chance für fixen Jungen« (Beckett 1964, 161). Entweder griff Kofler auf eine andere, nicht eruierbare Übersetzung dieser Annonce zurück (»Opening for smart youth«, Beckett 1964, 160), oder er komprimierte die Annonce mit der nächsten Wortmeldung Willies: »Heller Knabe gesucht« (»Wanted bright boy«, Beckett 1964, 162f.).
Kofler bezieht sich hier auf einen populären, mehrfach überlieferten Spruch – mittlerweile als »moderne Sage« verbreitet (die Quelle Koflers ist nicht auszumachen). Im Netz findet sich folgende Version: »Eine wahre Begebenheit. [/] So um die 1960 stand in einem Gästebuch der ›Sahne-Alm‹ in Hollersbach, Österreich, folgender Eintrag: Alpenrose schöne Rose, [/] schöne Rose Alpenrose. [/] Gezeichnet Silbernagel. [/] Zwei Seiten weiter stand geschrieben: Silbernagel blöder Nagel, [/] blöder Nagel Silbernagel.« (Keif 2013) Eine Version, in der der Spruch in einem Gipfelbuch zu finden gewesen sei, findet sich als Kommentar unter dem Foto einer Alpenrose in einer »Internetgemeinschaft« für Hobbyfotografen (Margowski 2004), zwei lassen sich gedruckt finden (vgl. Schubert 2006, 114; Prenner 2016). In der Prosa »Furcht und Unruhe« setzt Kofler den Spruch als Kennwort, als Parole ein, die dem (im Konjunktiv) Eintritt begehrenden »Lieblingsmassenmörder« Globocnik, so er den zweiten Teil des Spruchs wüsste, die Türe öffnete (s. Eintrag ›Globotschnigg‹).
Pongo: Protagonist in »Rolf Torring’s Abenteuer.« Pongo ist der wissenschaftliche Name für den Orang-Utang. Die Orang-Utans gelten als die gutmütigen, die Gorillas als die angriffslustigen Menschenaffen – daher diese Namensgebung in »Rolf Torring’s Abenteuer«, wo die »gefährlichen Schwarzen« mit Gorillas verglichen werden.
Das »Requiem« in d-Moll (KV 626) aus dem Jahr 1791 ist Mozarts letzte Komposition, er starb während der Arbeit daran. Das Fragmentarische und die Nähe zu Mozarts Tod befeuerte Interpretationen und Spekulationen (vgl. u. a. Schick 2005, 240ff., s. Eintrag ›Mozart-Requiem‹). »Ein deutsches Requiem nach Worten der Heiligen Schrift«, op. 45, von Johannes Brahms entstand zwischen 1861 und 1868; es ist keine Totenmesse im Sinne der lateinischen kirchenmusikalischen Tradition, die entlang der katholischen Liturgie komponiert wurden. Brahms wählte die ihm entsprechenden Texte aus dem Alten und Neuen Testament selbst aus.
The Mothers of Invention war eine amerikanische Rockband 1964–1976 unter der Leitung von Frank Zappa. »Help, I’m a Rock« ist ein Song – eigentlich Geräuschcollage – von Frank Zappa und Kim Fowley, mit The Mothers of Invention aufgenommen, erstmals auf »Freak Out!« (1966), dem Debütalbum der Band, erschienen, ebenso wie »It Can’t Happen Here«.
Die zehn ›Figurationen‹ verwenden bulgar. ›eins‹ bis ›zehn‹ als Ordnungszahlen. Bei der Verwendung des Bulgarischen könnte es sich um eine biographische Spur handeln: In »Herbst, Freiheit« ist von »der aus Bulgarien mir nachgereisten Ehefrau« zu lesen (s. S. III/22), im Briefwechsel mit Ingeborg Teuffenbach schreibt Kofler tatsächlich von der Heirat mit einer Bulgarin: »ich war jetzt einen monat in bulgarien. [...] aber das wichtigste, merkwürdig sich anhörende, unter anführungszeichen zu setzende, mir eher unglaubwürdig –: ›wir werden heiraten‹. im juni oder juli«. Werner Kofler, o.O., an Ingeborg Teuffennach, Innsbruck, 19. 12. [1967?]. Nachlass Ingeborg Teuffenbach, Forschungsinstitut Brenner-Archiv, Universität Innsbruck, NL Nr. 29, Kass. 27, M50.
Richtige Benennung: Ludwig-Boltzmann-Institut zur Erforschung der Missbildungen des Nervensystems – 1968 ins Leben gerufene Institution zur neuropathologischen Beforschung des in der Prosektur des psychiatrischen Krankenhauses der Stadt Wien vorhandenen weltweit größten »Materialbestandes« an Gehirnen »mit angeborenen Entwicklungsstörungen und frühzeitig erworbenen Schäden« (Ludwig-Boltzmann-Gesellschaft 1968). In diese Sammlung integriert waren Präparate von Kindern, die 1940–1945 in der »Jugendfürsorgeanstalt« »Am Spiegelgrund« im Zuge der »Euthanasie« und medizinischer Versuche (unter Beteiligung von Heinrich Gross) ermordet wurden. Gross, Leiter dieses Boltzmann-Instituts seit seiner Gründung, trat 1989 von dieser Funktion zurück. Die Gehirnpräparate der getöteten Kinder wurden 2002 bestattet.
Frédéric Chopin (1810–1849), polnisch-französischer Pianist und Komponist; anders als etwa bei Schubert wird im Werk Chopins kein explizites Todesmotiv ausgemacht (vgl. u.a. Kildea 2019, Eigeldinger 2000, Lotz 1995). Kofler könnte sich hier auf die »meistgespielte, von Blaskapellen bei Begräbnissen vorgetragene[], Trauermusik der Musikgeschichte« (Kaiser 1997, 31) beziehen, den »Marche Funèbre«, den dritten Satz der Klaviersonate Nr. 2, b-moll, op. 35 (der Trauermarsch gab der gesamten Sonate ihre populäre Bezeichnung »Trauermarsch-Sonate«).
»Opfer der Pflicht« (»Victimes du devoir«, 1953): »Pseudodrama« von Eugène Ionesco (1912–1994)
Mit diesen Worten eröffnet die Figur Winnie – vor dem Prospekt einer »ununterbrochenen Ebene« und eines »ununterbrochenen Himmels«, bis »über die Taille eingebettet« – Samuel Becketts Theaterstück »Glückliche Tage« (Beckett 1964, 149).
Anspielung auf Patrice Lumumba (1925–1961), kongolesischer Politiker und 1961 erster Premierminister der unabhängigen Republik Kongo, wurde im Zuge des Putschversuchs von Armeechef Joseph Mobutu im Januar 1961 ermordet.
Ab März 1943 wurden an der Loiblpassstraße Lager als Außenstellen des Konzentrationslagers Mauthausen für den Bau des Loibltunnels errichtet, um die Verbindung zwischen Kärnten und Slowenien zu verbessern. Kofler folgt, teils wortwörtlich, der Darstellung von Walzl: »Beide Lager befanden sich in unmittelbarer Nähe der Stollenausgänge, das Südlager davon etwas weiter entfernt als das Nordlager« (Walzl 1985, 49).
Gerhard Lampersberg (1928–2002), österr. Komponist, Autor und Mäzen. Lampersberg war Vorlage für die Figur des Komponisten Auersberger in Bernhards Roman »Holzfällen« und löste, weil Lampersberg juristisch gegen das Erscheinen des Buches vorging und eine Beschlagnahme erwirkte, 1984 einen der prominentesten Literaturskandale Österreichs aus. s. Eintrag ›Lampersberg‹
Hendrik Nikolaas Theodoor »Hein« Simons (* 1955), niederländischer Schlagersänger, wurde als Kinderstar unter dem Namen Heintje in Deutschland bekannt, nachdem er 1967 seinen Hit »Mama« in der ZDF-Fernsehshow »Der goldene Schuß« präsentiert hatte.
Michael Krüger (* 1943), Schriftsteller, 1968–1986 Verlagslektor beim Münchner Hanser-Verlag, 1986–2013 Leiter des Verlags, 1973 Mitbegründer der Münchner Autorenbuchhandlung; Krüger und Kofler haben einander über Klaus Wagenbach kennengelernt, Kofler wohnte bei seinen München-Aufenthalten in den 1970er Jahren manchmal bei Krüger. Das an Krüger gerichtete »Buchexposé« spricht dafür, dass Kofler an eine Veröffentlichungsmöglichkeit bei Hanser dachte. Michael Krüger meint im Rückblick, dass eine solche Veröffentlichungsoption durchaus bestanden hätte, sich die Freundschaft aber nicht so lange halten konnte (vgl. Krüger 2021).
Jakob Mörtl (1924–2016), 1976–1981 Villacher Bürgermeister (SPÖ)
Die Übersetzerin und Italienischlehrerin Anna Santini (?–2021), mit der Kofler eine Zeit lang liiert war, übersetzte zwei Texte Koflers ins Italienische: »Mutmaßungen über die Königin der Nacht« / »Congetture sulla Regina della notte« (2000) sowie »Nach Bernhard«»/ Dopo Bernhard« (1996).
Die Bezeichnung »Nachtstück« existiert in verschiedenen Kunstrichtungen, in der Malerei (v.a. im 15.–17. Jahrhundert), in der Literatur (etwa bei E.T.A. Hoffmann) oder in der Musik (etwa bei Schubert), wobei hier der Ausdruck »Nocturne« oder » Notturno« gebräuchlicher ist.
Die angesprochene Serie nannte sich »Literatur-Landschaft Österreich«, gedacht als SchriftstellerInnen-Porträts, mit je einem Text eines/r schreibenden KollegIn und eines/r LiteraturkritikerIn. Jonkes Beitrag über Kofler erschien am 19. 9. 1995 (vgl. Jonke 1995).
Roberto Cazzola (* 1953), Schriftsteller und Übersetzer, s. Eintrag ›Cazzola‹
Pezi: Figur des Wiener Urania-Puppentheaters, die Bärenfamilie Petz bestand aus Großvater, Vater und Mutter Petz sowie dem Kind Pezi, s. Einrag ›Pezi-Bär‹
Figur aus William Shakespeares Stück »Der Kaufmann von Venedig« (»The Merchant of Venice«, Erstveröffentlichung: 1600)
Lübeck: Geburtsort des Schriftstellers Thomas Mann (1875–1955). Thomas Mann schrieb sein Leben lang Tagebücher. Die noch vorhandenen und heute veröffentlichten Tagebücher umfassen die Zeiträume von September 1918 bis Dezember 1921 und von März 1933 bis Juli 1955. Sie wurden – entsprechend einer Verfügung des Autors – erst 20 Jahre nach seinem Tod, ab 1975, veröffentlicht und bestehen neben Ausführungen zur Entstehung seiner Werke und Einblicken in sein Privatleben aus zahlreichen lapidaren Vermerken zu alltäglichen Rahmenbedingungen (Wetter) und eigenen (körperlichen) Befindlichkeiten. Zwischen Notizen über Korrespondenzen, Lektüren und gesellige Zusammenkünfte vermerkt Mann auch Hochzeiten und Todesfälle. Diese Mischung inspirierte Kofler wohl zu seiner Persiflage.
Christoph Fälbl (* 1966), österr. Schauspieler und Kabarettist
Christoph Hein (* 1944), deutscher Schriftsteller
Die zweite Arie der Königin der Nacht in Mozarts»Zauberflöte«, in d-Moll gesetzt, im achten Auftritt des zweiten Aufzugs: »Der Hölle Rache kocht in meinem Herzen [/] Tod und Verzweiflung flammet um mich her! Fühlt nicht durch dich Sarastro Todesschmerzen [/] So bist du meine Tochter nimmermehr.« (Assmann 2012, 92) s. Eintrag »Der Hölle Rache kocht in meinem Herzen«
Es ist überliefert, dass Humbert Fink (1933–1992) diese Aussage getätigt hat (vgl. Liepold-Mosser 2005, 318). Fink, Kärntner Schriftsteller, Verfasser von Reise- und Sachbüchern, kulturkonservativer, gegen Ende seiner Tätigkeit auch xenophober Feuilletonist und Kolumnist, interviewte 1968 den jungen Kofler für die Radiosendung »Die literarische Werkstatt«. In »Guggile« (s. Eintrag ›Humbert Fink‹) verewigte Kofler den im Kärntner Literaturbetrieb Einflussreichen.
»Week-end« (1967), Film von Jean-Luc Godard (* 1930); der Regisseur »verzichtet hier auf die übliche Dramaturgie der Folgerichtigkeit und reiht stattdessen schockierende Szenen aneinander, die durch eine ›innere Logik‹ verbunden sind« (Krusche 1993, 612).
»Der Stille Ozean« (1980): Roman von Gerhard Roth aus dem Zyklus »Archive des Schweigens«
Koflers Titel bezieht sich parodierend auf den Film »Deutschland, bleiche Mutter« (1980) von Helma Sanders-Brahms – die sich mit diesem Titel wiederum auf den ersten Vers des Gedichts »Deutschland« (1933) von Bert Brecht bezog: »O Deutschland, bleiche Mutter!« (Brecht 2016, 256) In dem Film spielt Eva Mattes eine Mutter, die ihre Tochter durch die Wirren des Zweiten Weltkriegs bringt.
PersonSchauspielerIn/RegisseurInAutorIn/JournalistInMedienFilm/Fernsehen/RadioZitate
Kofler lehnt sich mit dem Titel an Kafkas Text »Ein Bericht für eine Akademie« an. Koflers Text erschien im Herbst 1978 – durch den Begriff Jury und die Widmung an Bachmann ist der Bezug zum Klagenfurter Ingeborg-Bachmann-Preis von Beginn an klar. 1977 fand der von Ernst Willner und Humbert Fink initiierte, im Fernsehen übertragene Bachmann-Preis (s. S. I/226) erstmals statt, damals noch unter dem Label der 1969 gegründeten Klagenfurter »Woche der Begegnung«. Die Jury des ersten »Wettlesens« 1977 bestand aus 12 Männern und einer Frau: Marcel Reich-Ranicki, Ernst Willner, Humbert Fink, Rolf Becker, Gertrud Fussenegger, Peter Härtling, Alfred Kolleritsch, Rudolf Walter Leonhardt, Kuno Raeber, Marcel Reich-Ranicki, Manès Sperber, Friedrich Torberg, Heinrich Vormweg, Hans Weigel (vgl. [red.] 2020).
Helmut Horten erwarb in der Ortschaft Sekirn am Wörthersee das ehemalige Schloss Windischgraetz und ließ es nach seinen Vorstellungen umbauen.
Keuner: Protagonist der parabelhaften »Geschichten vom Herrn Keuner« von Bert Brecht; die in der Folge verwendete Abkürzung »K.« ist wiederum eine Referenz an Kafkas Protagonisten.
Gerhard Kofler (1949–2005), Südtiroler Schriftsteller, der in Wien lebte. In einer Rezension von Werner Koflers» Am Schreibtisch« in der »Zeit« wurde er mit Gerhard Kofler verwechselt (vgl. Klier 1988), s. Eintrag ›Südtiroler Extravaganzen‹
Kurt Krenn (1936–2014), österr. Geistlicher, ab 1987 Wiener Weihbischof, 1991–2004 Bischof der Diözese St. Pölten; Krenn war während seiner Amtstätigkeiten medial sehr präsent (Kolumne in der »Kronen Zeitung«, vielfache Auftritte bei Fernsehdiskussionen), zugleich aufgrund seiner erzkonservativen, restaurativen Positionen innerhalb der katholischen Kirche umstritten. Anlass für Koflers 1994 veröffentlichtes Dramolett könnten die Rücktrittsaufforderung aus seiner eigenen Domgemeinde gewesen sein, die sich 1993 aus dem Konflikt um Krenns strikter Ablehnung der Einbeziehung von Ministrantinnen in die Messe ergab (vgl. Stanzel 1999, 93). Darauf weist Krenns Bestemm im Text hin: »Ich gehe NICHT!«
Verweis auf eine frühe Arbeit Koflers mit diesem Titel, ein im Nachlass erhaltenes melancholisches Prosagedicht, datiert mit 1966, mit hs. Anm. überschrieben: »überarbeiten« (NL 11/W4). In »Aus der Wildnis« tritt der Protagonist Kirschals Urheber dieses Gedichts auf, Kofler zitiert daraus: »beethoven im hohen herbst schweigender aufzeichnungen, trauriger herbst anno 1927 … [/] nein kein morgen für liedersänger da das auge erkrankte am rosten der blätter« (s. Eintrag ›in jenem Herbst, »da das Auge erkrankte am Rosten der Blätter«).
Elias Canetti (1905–1994), bulgarisch-britischer Schriftsteller
Kofler bezieht sich auf den Aufsatz »Betrachtungen über einen Unpolitischen« von Helmut Scharf(1915–2001), Pädagoge und Schriftsteller, Gründungs- und Vorstandsmitglied der 1963 gegründeten (und 2010 aufgelösten) Josef-Friedrich-Perkonig-Gesellschaft. Scharf, der durchaus Kritik übt an der weiterhin gepflogenen Heldenverehrung im Rahmen des Kärntner »Abwehrkampfes«, beschreibt Perkonig darin als sensiblen Zeitgenossen, der »vom Vater her das slowenische Bluterbe in sich« trage (Scharf 1980, 95) und daher auf Ausgleich aus sei – etwa in seinem Roman »Patrioten« (1950), der für eine Überwindung von Nationalismen plädiere. Perkonig fühle sich als ein »zwischen den Lagern hin- und herwechselnder Parlamentär«, und dass er aus dem deutschnationalen Lager komme, gebe »seinem Bericht doppelten Wert. Vielleicht hat es dieser sieben Jahre nationalsozialistischer Herrschaft und des daraus erwachsenen Krieges bedurft, um dem Dichter vollends die Augen zu öffnen und seine Werk eine letzte Überzeugungskraft zu geben« (Scharf 1980, 107).
Ioan Holender (* 1935), rumänisch-österreichischer Sänger und Künstleragent; von 1992 bis 2010 Direktor der Wiener Staatsoper und der Volksoper Wien (bis 1996)
»Orchesterprobe« (»Prova d’orchestra«, 1979): Film (Drehbuch, Regie) von Federico Fellini(1920–1993)
Hans Pfitzner (1869–1949), deutscher Komponist und Musikschriftsteller. Fred K. Prieberg schreibt davon, dass Pfitzner bereits in den 1920er Jahren Verschwörungstheorien gegen linke Positionen vertrat, antisemitisch eingestellt war und damit »aus äußerster rechter Ecke […] eine scheinbar moralische Position [verfocht], die den Mythos von ›Blut und Ehre‹ vorwegnahm« (Prieberg 1982, 35). Pfitzners Musik war dann allerdings wenig »brauchbar« für den NS-Staat, die Zahl der Aufführungen seiner Werke ging nach 1933 zurück, Pfitzner hatte »das Gefühl der Enttäuschung über das Dritte Reich« (Kater 2004, 220). Das bedeutet aber nicht, dass er gar mit Repressalien zu kämpfen hatte: Er erhielt etwa von Goebbels eine persönliche Ehrengabe von 50.000 RM (vgl. Prieberg 1982, 131) und stand auf der Sonderliste der drei wichtigsten Musiker der »Gottbegnadetenliste« (vgl. Klee 2009, 413). Als sein Hauptwerk gilt die Oper »Palestrina« (1917). s. Eintrag ›Hans Pfitzner‹
Rudi Carrell (1934–2006), holländischer Schauspieler und Showmaster, bekannt wurde er durch die Moderation der im deutschen Fernsehen ausgestrahlten Unterhaltungssendung »Am laufenden Band« 1974–1979. s. Eintrag ›Rudi Carell‹
Sergej Alexandrowitsch Jessenin (1895–1925), russischer Lyriker; im Nachlass hat sich ein Zettel mit zwei aufgeklebten Zeitungsausschnitten (125/S1, ohne Datum) zu Koflers Lesung in der Innsbrucker »galerie junge generation« erhalten, auf den Kofler das Wort »JESSENIN« notiert hat. In den Besprechungen findet sich dieser Bezug nicht, in derselben Notationsphase hob Kofler folgende Passagen der Rezensionen hervor: »Sprachschöpfer von Geltung«, »eine einzigartige Begabung«, »der anscheinend recht selbstbewusste junge Autor«.
Das »Streichquartett in G« ist Franz Schuberts letztes Werk dieser Gattung, es wird als Teil einer Bewegung hin zum Symphonischen betrachtet – Schuberts Arbeit an der C-Dur-Symphonie befand sich 1826 in der Endphase (vgl. Dürr/Krause 1997, 493; Dürr/Feil 1991, 253). Die Bezeichnung »D 887« meint: Deutsch-Verzeichnis Nr. 887. Der Musikwissenschaftler Otto Erich Deutsch (1883–1967) erstellte ein thematisches Verzeichnis sämtlicher Werke Schuberts, das 1951 veröffentlicht wurde.
Kofler zitiert Ernst Blochs»Philosophische Grundfragen«: »Das, was ist, kann nicht wahr sein« (Bloch 1961, 65; s. Eintrag »aber was ist, kann nie wahr sein!«). Auch Herbert Marcuse, auf den Kofler später im Hörspiel Bezug nimmt, zitiert jene Stelle Blochs und sieht darin »die Idee der Vernunft, von der die Logik jener (abendländischen, Anm.) Tradition sich leiten ließ« (Marcuse 2014, 139).
Richard Wagner (1813–1883), deutscher Komponist, s. Eintrag ›Richard Wagner‹
Otto Scrinzi (1918 – 2012), Studium der Medizin, ab 1940 Mitarbeit am Innsbrucker »Institut für Erb- und Rassenbiologie«. Seit 1950 arbeitete er als Nervenfacharzt und war von 1955 bis 1983 Primararzt an der psychiatrischen Männerabteilung des Landeskrankenhauses Klagenfurt; Scrinzi war SA- und NSDAP-Mitglied, 1949 – 1956 Landtagsabgeordneter und Landesobmann des »Verbandes der Unabhängigen«, der Vorgängerpartei der FPÖ, 1966 bis 1979 Nationalratsabgeordneter der FPÖ, 1986 Kandidatur bei der Bundespräsidentenwahl. s. Eintrag »der Irrenarzt und Erbgesundheitspfleger Scrinzi«
»Orchesterprobe« (1979), Film des italienischen Regisseurs Federico Fellini (1920–1993), der in einem Proberaum für klassische Musik spielt und eine Allegorie auf die gesellschaftspolitischen Zustände Italiens darstellt
Mit der Verbindung der Begriffe tot/Tod und Ackermann dürfte Kofler auf das bekannte spätmittelhochdeutsche Werk »Der Ackermann aus Böhmen« (1400/1401) von Johannes von Tepl (um 1350–1414) anspielen – und von Böhmen nach Mähren, nach Ostrava, die zweitgrößte Stadt Mährens, transponieren (s. Eintrag ›Der Ackermann aus Böhmen!‹).
»Das kleinere der beiden Lager war das Nordlager. Sein Kommandant unterstand dem eigentlichen Lagerkommandanten [Jakob] Winkler .« (Walzl 1985, 49) Unter Winkler kam es wie unter seinem Vorgänger Rudolf Ludolf zu Gewaltexzessen an den Häftlingen. (vgl. Tišler/Tessier 2007)
Michael Scharang (* 1941), österr. Schriftsteller, veröffentlichte 1992 den Roman »Auf nach Amerika«, s. Eintrag ›Scharang‹
Michael Krüger (* 1943), deutscher Schriftsteller und Verleger, ab 1968 beim Carl Hanser Verlag tätig, zuerst als Lektor, ab 1986 als literarischer Leiter, 1995 bis 2013 als Geschäftsführer
Namenskontamination von Ottokar Kernstock, nationalistischer Pfarrer-Dichter (s. Eintrag ›Ottokar Kernstock‹), und dem Aktionskünstler Otto Muehl (1925–2013), s. Eintrag »ein Mühl, der hieß Otto«
Lied, vom deutschen Komponisten Werner Richard Heymann (1896–1961) 1930 für die Tonfilm-Operette »Die drei von der Tankstelle« geschrieben; Text: Robert Gilbert
Peter Handke (* 1942), österr. Schriftsteller, Nobelpreis 2019, »genius loci« bezieht sich auf die gemeinsame Herkunft aus dem Bundesland Kärnten, zur Zeit der Entstehung des Hörspiels war Handke längst ein Starautor, zu Beginn der 1970er Jahre erschienen seine damaligen Bestseller »Die Angst des Tormanns beim Elfmeter« (1970) und »Wunschloses Unglück« (1972).
Barbara Frischmuth (* 1941), österr. Schriftstellerin; Frischmuth bestätigte in einem Telefonat mit den Hg. im März 2021 die von Kofler hier geschilderten Umstände.
Paolo Chiarini (1931–2012), italienischer Germanist, hatte den Lehrstuhl für Deutsche Sprache und Literatur an der Universität »Rom I« inne und war Leiter des Istituto Italiano di Studi Germanici, Übersetzungen von Schnitzler, Heine, Lessing, Brecht und Heym ins Italienische, Buchpublikationen u.a. zu Robert Walser, Bertolt Brecht, Goethe.
»Drachenfisch«, »Mond« und »Traumstation« waren so genannte »Flugskulpturen« André Hellers, riesige Ballons in Form von Phantasiefiguren (s. Eintrag ›Drachenfisch‹)
Franzobel (* 1967, eigentl. Stefan Griebl), österr. Schriftsteller, der Gewinn des Ingeborg-Bachmann-Preises 1995 verschaffte seiner literarischen Karriere starken Auftrieb; Koflers Persiflage zielt auf Franzobels rege Publikationstätigkeit in allen Genres hin (s. Eintrag ›Du Franzobel? Du Krautflut?‹)
Klaus Amann, österr. Germanist, Begründer der Kofler-Forschung, s. Eintrag ›Klaus Amann‹
Kofler bezieht sich auf Peter Handkes Theaterstücke »Publikumsbeschimpfung«, »Weissagung«, »Selbstbezichtigung« (1966 uraufgeführt) und »Kaspar« (1968) – alle erstmals 1972 in Buchform publiziert (»Stücke 1«, vgl. Handke 1972).
Michael Niavarani (* 1968), österr. Kabarettist und Schauspieler
Christian Johann Heinrich Heine (1797–1865), deutscher Schriftsteller
In Mozarts»Zauberflöte« kündigen die Drei Knaben, die Führer Taminos und Papagenos durch die Prüfungen im Tempel, in ihrem Terzett im 26. Auftritt des Zweiten Aufzugs den Sieg der Vernunft an: »Bald prangt, den Morgen zu verkünden [/] Die Sonn auf goldner Bahn – [/] Bald soll der Aberglaube schwinden [/] Bald siegt der weise Mann! –« (Assmann 2012, 116f.) Im Anschluss verhindern sie Paminas Selbstmord.
In seiner Prosa »Eine Reise nach Klagenfurt« (1974) gibt Uwe Johnson Ausschnitte aus Briefen Ingeborg Bachmanns an ihn wieder. Aus einem laut Johnson mit 25. Juli 1970 datieren Brief zitiert Johnson mehrmals den Satz »Man müßte ein Fremder sein, um einen Ort wie K[lagenfurt] länger als eine Stunde erträglich zu finden […]« (Johnson 1974, 8, 13, 15).
Anspielung auf den Spionageroman »Der Spion, der aus der Kälte kam« (1963) des britischen Schriftstellers John le Carré, der 1965 unter demselben Titel auch verfilmt wurde
Sigmund Freud, in dessen Schriften Penisneid und Kastrationskomplex zentrale Paradigmen menschlicher Entwicklung sind, erwähnte den Gebärneid im Rahmen »früher Sexualwünsche« (Freud 1969, 551); auch andere Psychoanalytiker konstatierten einen Neid des Mannes auf die weibliche Gebärfähigkeit. Zur Zeit der Entstehung von Koflers Text dürfte das Thema medial präsent gewesen sein (vgl. [red.] 1980a), es waren vor allem die Ausführungen des Psychoanalytikers Bruno Bettelheim, die damals diskutiert wurden. Bettelheim hatte bereits 1954 in seiner Studie »Symbolische Wunden« einen Gebärneid namhaft gemacht und bei Urgesellschaften Rituale männlicher Geburtsimitation beobachtet (vgl. Bettelheim 1954).
Leonard Bernstein (1918–1990), US-amerikanischer Dirigent; er dirigierte die Neuinszenierung von Beethovens »Fidelio« in der Regie von Otto Schenk im Theater an der Wien (Premiere: 24. 5. 1970, vgl. [red.] 1970).
Reimmichl (1867–1953, eigentl. Sebastian Rieger), österr. Volksschriftsteller, Priester; mit seinen Texten für Bauernkalender, die eine erzkonservative, mitunter antisemitische Ideologie transportieren, erreichte er eine große Leserschaft, s. Eintrag ›Reimmichl‹.
Ingeborg Bachmann (1926–1973), österr. Schriftstellerin; auf Bachmann bezieht sich Kofler selten: In »Aus der Wildnis« wird auf den Umgang der Medien mit dem Tod Bachmanns Bezug genommen (s. Eintrag ›Vom Tod Ingeborg Bachmanns‹); in »Der Hirt auf dem Felsen« steht Bachmann, die ›andere Ingeborg‹, als literarische Autorität der Schriftstellerin Ingeborg Teuffenbach gegenüber (s. Eintrag ›Bachmann‹); in »Manker« und »Kalte Herberge « stellen zwei Erwähnungen Bezüge her zur Bachmann-Erzählung »Unter Mördern und Irren« (s. Eintrag ›unter Mördern und Irren‹).
Anspielung auf Helmut Horten (1909–1987), der Unternehmer übernahm 1936 das Warenhaus Gebr. Alsberg, dessen jüdischer Inhaber zur Emigration gezwungen worden war. Im selben Jahr eröffnete er ein zweites Kaufhaus in Wattenscheid. Bis 1939 kamen sechs weitere Neugründungen hinzu. Während des Kriegs war Horten »Reichsverteiler für Textilien«. Wegen seiner engen Kontakte zum NS-Regime wurde er 1947/48 für siebzehn Monate inhaftiert. Die Horten-Kette entwickelte sich zum viertgrößten Warenhauskonzern in der Bundesrepublik, blieb stets in Besitz Hortens. Beim 50-jährigen Firmenjubiläum 1986 wurde die »Arisierung« verschwiegen und historische Reklameinserate entnazifiziert. Horten vermachte seiner Ehefrau Heidi ein riesiges Privatvermögen (vgl. [red.] 1987b).
Seit 1972 war das Ehepaar Gretl und Franz Metschl aus Rothenburg ob der Tauber als Gesangsduo aktiv, sie hatten vor allem volkstümliche Lieder und Heimatlieder aus Siebenbürgen im Repertoire.»Im Jahr 1985 hatte eine Nonne dem Ehepaar Metschl bei einer Wallfahrt in Passau den Auftrag gegeben, geistliche Lieder zu produzieren« (Beyerlein 2004). 2007 erschien noch die Langspielplatte »35 Jahre Gretl & Franz« (Koch International).
Robert Schindel (* 1944), österr. Schriftsteller
Martin Walser (* 1927), deutscher Schriftsteller, erhielt 1981 den Georg-Büchner-Preis
1978 erschien Gerhard Roths »Winterreise« ohne Gattungsbezeichnung. In »Aus der Wildnis« zitiert, paraphrasiert und verändert Kofler Auszüge daraus (s. Eintrag ›WINTERS REISEABENTEUER‹.). Im Nachlass befindet sich der erste Teil des Roman-Vorabdrucks in der Zeitschrift »manuskripte« (Heft 57/1977) mit Annotationen Koflers.
Johann Friedrich Perkonig (1890–1959), österr. Schriftsteller; mit deutschnationalem Gedankengut kam Perkonig während seines Besuchs der Lehrerbildungsanstalt in Klagenfurt (bis 1912) in Kontakt, als 16-Jähriger trat er der Burschenschaft »Normannia« bei (er blieb lebenslang Mitglied, vgl. Baur/Gradwohl-Schlacher 2011, 187). Er war aktiv am Kärntner »Abwehrkampf« 1918–1920 beteiligt; ab 1922 war er in der Lehrerausbildung tätig (in dieser Funktion war er 1944/45 einer der Lehrer von Ingeborg Bachmann), im Austrofaschismus wurde ihm 1935 der »Große österreichische Staatspreis« zuerkannt, er hatte politische Ämter inne, zugleich sympathisierte er mit dem Nationalsozialismus, was etwa der von ihm herausgegebenen Publikation »Deutsche Ostmark. Zehn Dichter und hundert Bilder lobpreisen Österreich« (1936) abzulesen war. Nach dem »Anschluss« wurde er Obmann der Kärntner Teilorganisation der Reichsschrifttumskammer und hatte publizistisch Erfolg, sein Antrag auf NSDAP-Mitgliedschaft wurde allerdings trotz mehrfachen Anlaufs abgelehnt. (s. Eintrag ›Johann-Friedrich-Perkonig-Gesellschaft‹)
Otto Hans [sic] Böhm (1919 – 1996), österr. Schauspieler und Theaterleiter, 1940 Schauspiel-Staatsprüfung an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst in Wien, danach verschiedene Engagements in Deutschland und Österreich (vgl. Rudan 1960, 140); 1959 – 1968 Intendant des Klagenfurter Stadttheaters, brachte den gesamten Ring-Zyklus Richard Wagners zur Aufführung; 1969 – 1985 Intendant des Landestheaters Detmold; s. Eintrag ›Otto Hans Böhm‹
Namenskontamination von Aleister Crowley und C. G. Jung. Aleister Crowley (1875–1947): britischer Okkultist,Verfasser von sexualmagischen Schriften, Gründer von Geheimgesellschaften; in den 1970er Jahren gab es ein Revival einiger seiner Schriften, die in der New-Age-Bewegung und der Popmusik einigen Einfluss hatten. Carl Gustav Jung (1875–1961), Schweizer Psychiater, Begründer der analytischen Psychologie
»Die drei von der Tankstelle«: eine »Tonfilmoperette« aus dem Jahr 1930 (R: Wilhelm Thiele, D: Heinz Rühmann). 1955 folgte ein Remake (R: Hans Wolff). Die Lieder erlangten über die Filme hinaus Bekanntheit, u. a. »Ein Freund, ein guter Freund«. s. Eintrag ›Die drei von der Tankstelle‹
PersonSchauspielerIn/RegisseurInMedienFilm/Fernsehen/RadioMusik
Die Schriftsteller Ernst Jandl (1925–2021), Friederike Mayröcker (* 1924) und Konrad Bayer (1932–1964) bildeten keinen »Kreis«, die von Kofler ›zitierte« Nähe zu einem Dichterkreis bezieht sich wohl auf die sogenannte Wiener Gruppe.
Heinrich Gross (1915–2005), österr. Psychiater, 1939 Promotion zum Dr. med., ab November 1940 Tätigkeit am »Spiegelgrund«, wo er an medizinischen Experimenten und Tötungen beteiligt war, dazwischen Kriegseinsätze, 1945–1947 sowjetische Kriegsgefangenschaft, 1948 Verhaftung, die beim Prozess 1950 ausgesprochene Haftstrafe hatte er mit der Untersuchungshaft verbüßt, 1953 SPÖ-Mitglied, Ausbildung zum Facharzt für Psychiatrie und Neurologie, 1955 Rückkehr auf den »Steinhof«, 1957 Primar der 2. Psychiatrischen Abteilung am Steinhof, ab 1960 gerichtlich beeideter Sachverständiger für Neurologie und Psychiatrie, bis 1979 laut eigenen Angaben 12.000 Gutachten (u.a. im Prozess 1968 gegen Oswald Wiener, Otto Muehl und Günter Brus nach der Aktion »Kunst und Revolution«). s. Eintrag »Doktor Groß«
Robert Menasse (* 1954), österr. Schriftsteller
Daniel Kehlmann (* 1975), deutsch-österr. Schriftsteller
Chris Lohner (* 1943), österr. Schauspielerin, Sprecherin, Autorin
Die von Kofler hier ›zitierten‹ Bezüge seiner Lyrik nennen die 1972 wahrscheinlich bekanntesten Schriftsteller des Landes, Ingeborg Bachmann (1926–1973), Ernst Jandl (1925–2000), H.C. Artmann (1921–2000) sowie die nicht für ihre Lyrik, sondern ihre Prosa bekannten Autoren Thomas Bernhard (1931-1989) und Peter Handke (* 1942).
Peter Handke (* 1942), österr. Schriftsteller; zahlreiche Referenzen bei Kofler, s. Eintrag ›Peter Handke‹
Klaus Wagenbach (* 1930), deutscher Verleger, promovierter Germanist, 1964 Gründung des eigenen Verlags, in dem 1975 Koflers »Guggile« erschien. Wagenbach verstand sich als explizit linker Verlag, zu Beginn der 1970er Jahre war der Verlag als Kollektiv organisiert. (Unter anderem) durch die Herausgabe von Texten Ulrike Meinhofs wurde er – in der Presse, durch polizeiliche Überwachung und durch Prozesse – zum ›Staatsfeind‹, im »bürgerlichen Lager« galt der Verlag damals als »Baader-Meinhof-Verlag« (vgl. Wagenbach 1989, 111).
»SA-Mann Brand«: der erste nach Hitlers »Machtergreifung« veröffentlichte nationalsozialistischer Propagandafilm (1933, R: Franz Seitz), s. Eintrag ›SA-Mann Brand‹
PersonNationalsozialistInSchauspielerIn/RegisseurInMedienFilm/Fernsehen/Radio
Die für den Protagonisten in Hellers (autobiographischem) Roman »Schattentaucher« neben Lissabon wichtigste Gegend ist das Salzkammergut, wo er als Kind viele Sommer bei der Großmutter verbracht hat (Heller 2003, 75).
»Black Jack«: 2003 uraufgeführtes Theaterstück von Franzobel, von der Lebensgeschichte Jack Unterwegers inspiriert
Ital. Verlag, 1933 gegründet, seit 1994 zur Verlagsgruppe Mondadori gehörend, Teil des Medienimperiums des Politikers Silvio Berlusconi
Zitat aus dem Gedicht »Es ist was es ist« (1983) von Erich Fried (»Es ist Unsinn [/] sagt die Vernunft [/] Es ist was es ist [/] sagt die Liebe […]«, Fried 1993, 35) – Anspielungen auf diesen Text gibt es mehrfach, s. Eintrag »es ist, was es ist«
Ernst Haeusserman (1916–1984), österr. Regisseur, nach seiner Rückkehr 1946 aus dem US-amerik. Exil, wo er die Schreibweise seines Nachnamens geändert hatte, war er als Kulturoffizier tätig, 1953–1959 und 1970–1977 Codirektor des Theaters in der Josefstadt, 1959–1968 Burgtheaterdirektor
Wortwörtlich findet sich diese Formulierung nicht in den Tagebüchern Thomas Manns, »aber eines ist sicher: gehustet wird beängstigend viel in diesen Tagebüchern, und das vor allem nachts, was das Schlafen nicht leichter macht« (Spahr 2021). Dass Kofler den Zusammenhang von Husten und Schlaflosigkeit aufgreift, liegt also durchaus auf der Hand. In 157 Einträgen tauchen die Stichworte »gehustet« oder »Husten« auf, nur bezogen auf Thomas Mann selbst. Koflers Formulierung am nächsten kommt der Eintrag vom 11. 2. 1953: »Nachts öfters erwacht. Gehustet« (Mann 1995, 25).
Wendelin Schmidt-Dengler (1942–2008), österr. Germanist, ab 1980 Lehrstuhlinhaber für neuere deutsche Literatur an der Universität Wien, s. Eintrag ›Professor Schmidt-Dengler‹
Samuel Beckett (1906–1989), irischer Schriftsteller; Anspielungen auf den Autor und sein Werk finden sich mehrfach in Koflers Arbeiten, s. Eintrag »Es ist Mitternacht.«
Gerhard Rühm (* 1930), österr. Schriftsteller und Komponist
Ernst Jandl (1925–2000), österr. Dichter; »der einzige ›Experimentelle‹ unter den Dichtern, der wirklich populär wurde und als Klassiker den Sprung in die Lesebücher schaffte« (Drews 1995). Jandl war nie Juror des Kleist-Preises, s. Eintrag ›Ernst Jandl‹
Brian Eno und David Byrne sampelten die starke Stimme einer »Lebanese mountain singer«, genannt Dunya Yusin, für die Nummer »Regiment« auf ihrem Album »My life in the bush of ghosts« (1981). Die Stimme entstammt dem Doppelalbum »The Human Voice in the World of Islam« (1976). Über Yunis’ Lebensweg im Libanon ist nichts bekannt.
Brunswick ist eine (männliche) Figur in Kafkas Roman »Das Schloß«, ein Dorfbewohner (»Schwager von Lasemann«, Kafka 1986, 108), der – in der Erzählung des Dorfvorstehers – die umstrittene Einladung eines Landvermessers lauthals befürwortete.
Mozarts»Zauberflöte«, zweiter Aufzug, 30. Auftritt (Schlussszene): »»Man hört den stärksten Akkord [Donner, Blitz, Sturm]. Sogleich verwandelt sich das ganze Theater in eine Sonne. « […] Königin, Damen, Monostatos: Zerschmettert, zernichtet ist unsere Macht [/] Wir alle gestürzet in ewige Nacht! – [/] »Sie [versinken]«« (Assmann 2012, 135). Die folgenden beiden Stimmen (»unter Feuer und Rauch der Verdammnis überantwortet«, »vom Orkus verschlungen«) sind Paraphrasen dieses »Abgangs« der Königin der Nacht
Möglicherweise Anspielung auf die Erzählung »Schatten über Innsmouth« (1926 erstmals erschienen) des US-amerikan. Schriftstellers Howard Phillips Lovecraft (1890–1937); zu Treuchtlingen siehe auch den Abschnitt »In Treuchtlingen« in »Am Schreibtisch«, wo Kofler unter anderem auf den 1946 in Treuchtlingen geborenen deutschen Schriftsteller Ludwig Fels anspielt (s. Eintrag »Treuchtlingen, Fels«)
Helma Sanders-Brahms (1940–2014), deutsche Drehbuchautorin und Filmemacherin, begann als Fernsehansagerin beim WDR; ein Interview mit Pier Paolo Pasolini 1969 führte sie zum Filmemachen (vgl. [red.] 2010), ihre Filme setzen sich mit der Arbeits- und Lebenswelt von Frauen auseinander, »Unter dem Pflaster ist der Strand« (1975), der die Nachwirkungen der Studentenrevolten von 1968 in Deutschland thematisiert, beeinflusste die deutsche Frauenbewegung.
Arena 70: Programmschiene der Wiener Festwochen 1970, Ort: Museum des 20. Jahrhunderts, Organisator: Wolfgang Lesowsky, Präsentator der AutorInnen: Alfred Treiber; jeden Abend gab es ein Nonstop-Programm in den Bereichen »Musiktheater und Ballett«, Schauspiel (u.a. Artmanns »Off to Liverpool«, Unger/Thurnhers »Stoned Vienna«), Musik sowie »Österreichische Autoren« (dabei kamen insgesamt 55 AutorInnen zum Zug, von Achleitner, Adrian, Altmann und Artmannüber De Christel [sic] und Prießnitz [sic] bis Weibel und Wiener). Die »Arena« wurde in der Folge zu einem festen Bestandteil der Wiener Festwochen, berühmte wurde sie 1976 durch die Besetzung des »Auslandsschlachthofes«.
TopographieOrtschaftPersonSchauspielerIn/RegisseurInAutorIn/JournalistInZitate
Das Gesangsduo »Gretl und Franz« spielt bereits im Dramolett »Im Pfarrhaus« eine zentrale Rolle. Gemeint ist damit das Ehepaar Metschl aus Rothenburg ob der Tauber, das ab 1972 als Gesangsduo aktiv war. Sangen sie zu Beginn in erster Linie volkstümliche Lieder, wechselten sie 1985 – im geistigen Auftrag einer Passauer Nonne (Beyerlein 2004) – zu religiösen Liedern. s. Dramolett »Im Pfarrhaus«
Kofler variiert im ersten Absatz den Beginn von Kafkas »Ein Bericht für eine Akademie«: »Hohe Herren von der Akademie! [/] Sie erweisen mir die Ehre, mich aufzufordern, der Akademie einen Bericht über mein äffisches Vorleben einzureichen. [/] In diesem Sinne kann ich leider der Aufforderung nicht nachkommen. Nahezu fünf Jahre trennen mich vom Affentum, eine Zeit, kurz vielleicht am Kalender gemessen, unendlich lang aber durchzugaloppieren, so wie ich es getan habe, streckenweise begleitet von vortrefflichen Menschen, Ratschlägen, Beifall und Orchestralmusik, aber im Grunde allen, denn alle Begleitung hielt sich, um im Bilde zu Bleiben, weit vor der Barriere« (Kafka 2003, 50).
Koflers Text erschien erstmals 1978. Ob – wie der Konjunktiv insinuiert – und aus welcher Zeitung Kofler hier zitiert, konnte nicht eruiert werden. Helmut Horten hatte am 8. Jänner Geburtstag – weder in einer der Kärntner Tageszeitungen (»Kleine Zeitung«, »Kärntner Tageszeitung«, »Volkszeitung«) noch in der »Kronen Zeitung« konnte in zeitlicher Nähe zu diesem Ereignis eine Berichterstattung aufgefunden werden.
»Die Schlafwandler« (1930–1932): Romantrilogie von Hermann Broch (1886 –1951), österr. Schriftsteller
Die Wiener Literaturzeitschrift »wespennest« wurde 1969 von den beiden Schriftsteller Helmut Zenker und Peter Henisch gegründet und hatte von Beginn an einen gesellschaftskritischen Anspruch, der sich im Untertitel widerspiegelt: »zeitschrift für brauchbare texte und bilder«, Kofler war von Beginn an (Nr. 2, 1970) Stammautor der Zeitschrift, mit dem Ausscheiden Gustav Ernsts aus der Redaktion (1997) folgte er diesem zur Neugründung »kolik«; s. Eintrag ›Wespennest‹
Kofler gibt ein in religiösen Kreisen populäres Lied wieder, das Manfred von Glehn (1867–1924) zu Beginn des 20. Jahrhunderts aus dem Schwedischen übersetzte; Text von Carl Boberg (1859–1940), Melodie nach einer schwedischen Volksweise (vgl. Koch 2019, 24f.)
Robert Menasse (* 1954), österr. Schriftsteller
»Glavinik und Kukaka« tauchen als »Firma« im Hörspiel »Aufstellungen« auf (s. Eintrag ›Aufstellungen‹), möglicherweise Anspielung auf den österr. Schriftsteller Thomas Glavinic (* 1972) sowie den ÖVP-Politiker Helmut Kukacka (* 1946)
Engelbert Dollfuß (1892–1934), österr. Politiker, 1932–1934 Bundeskanzler; Begründer des austrofaschistischen Ständestaates
Anspielung auf Ernst Lerch (1914–1997), der als Adjutant von Odilo Globocnik an zentraler Stelle an der »Aktion Reinhard«, der Vernichtung der polnischen Juden, beteiligt war und ab 1950 das Klagenfurter Tanzcafé Lerch betrieb (s. Eintrag ›Tanzcafé Lerch‹).
Sarah Kane (1971–1999), britische Dramatikerin, Autorin von fünf Theaterstücken, die durch ihre Direktheit und den Einbau von vulgären Stoffen und Schockelementen Aufsehen erregte. Der Theaterkritiker Aleks Sierz prägte für diese Art des Londoner Theaters der 1990er Jahre, das neben Kane noch Mark Ravenhill und Anthony Neilson umfasste, den Begriff des »In-yer-face-Theatre« (»In-dein-Gesicht-Theater«; vgl. Sierz 2001).
Martin Schwab (* 1937), deutscher Schauspieler
Arnold Schwarzenegger (* 1947), österreichisch-US-amerikanischer Schauspieler und Politiker; Anfänge als Bodybuilder, 1967 »Mister Universum«, 1969 Debüt als Schauspieler, 2003–2011 Gouverneur von Kalifornien, wegen seiner Herkunft trägt er den Spitznamen »steirische Eiche«. s. Eintrag ›Arnold Schwarzenegger‹
Lied von Franz Schubert (1814, D 118), in dem er die 15. Szene aus Goethes Faust vertont, in der Gretchen am Spinnrad sitzt und sinniert: »Meine Ruh’ ist hin, [/] Mein Herz ist schwer, [/] Ich finde sie nimmer [/] und nimmermehr.« Goethes Lied besteht aus zehn vierzeiligen Strophen, Schubert nahm Veränderungen am Text vor. Einzigartig mache die Komposition die »gesteigerte Unruhe, die durch die Überlagerung gleich dreier rhythmischer Schichten entsteht« (Dürr/Krause 1997, 184).
Kofler bezieht sich hier auf den Artikel» Ein Arzt aus der NS-Mörderklinik«, mit dem der »Kurier« -Reporter Wolfgang Höllrigl – auf einem Interview mit dem in der Haftanstalt Krems-Stein einsitzenden Friedrich Zawrel fußend – Ende 1978 den Stein ins Rollen brachte. Gross wurde nicht »von Reportern befragt«, sondern nur von Höllrigl und gebe diesem, wie im Artikel zu lesen, »gerne in Stenogrammform Auskunft«: »Ich habe 1934 maturiert, wurde fünf Jahre später mit dem Medizinstudium fertig, kam dann in russische Gefangenschaft und wurde 1957 Primararzt am Krankenhaus Rosenhügel« (Höllrigl 1978), s. Eintrag »Doktor Groß«
Die Akelei gehört (wie die Türkenbund-Lilie) in Österreich zu den mittels Verordnungen der Landesregierungen »vollkommen geschützten« Wildpflanzen. Bei Koflers Schreibweise »Ackeley« dürfte es sich um einen Bezug auf das Kräuterbuch von Adam Lonitzers. Eintrag ›Kräuterbuch‹ handeln: »Ackeley […]. Ist ein bekannt kraut/hat bletter gleich d’Schelwurtz […] Heylet behend den bösen Grind am leib/mit Weyzenmehl unnd Weinsteinöl angestrichen. [/] Der safft mit essig vermischet/unnd das haupt damit gesalbet/vertreibt die schupen.« (Lonicerum 1573, CLXV verso)
Mathilde Hedwig von Platen-Hallermund (1873–1950, Geburtsname: Schmeckebier, Pseudonym: Hedwig Erlin), deutsche Schriftstellerin, Verfasserin von Trivialliteratur
Das Geschäft »Moden und Trachten Fian« existiert heute noch in Millstatt. Es besteht keine verwandtschaftliche Beziehung zur Familie des Schriftstellers Antonio Fian.
Anspielung auf Chucky, die Mörderpuppe: US-amerikanischer Horrorfilm (Child’s Play, 1988, R: Tom Holland), s. Eintrag ›Chucky, die Mörderpuppe‹
Vladimir Vertlib (* 1966), österr. Schriftsteller russ.-jüdischer Herkunft
»Alfredo Alfredo«: ital.-franz. Spielfilm (1972) mit Dustin Hoffman (R: Pietro Germi), Adriano Celentano spielt nicht mit.
Gert Jonke (1946–2009), österreichischer Schriftsteller, Freund Koflers
Kurt Neubauer (1922–2012), deutscher Politiker (SPD), 1952–1963 Bundestagsabgeordneter, 1963–1967 Berliner Senator für Jugend und Sport, 1967–1977 Berliner Innensenator
Diese Aufzählung erinnert an Koflers Notiz »Kleist, Kraus, Beckett, Bernhard – das kann nur ich«
In den 1980er Jahren machte André Heller mit Großevents wie dem »Theater des Feuers« (1983), dem »Sturz durch Träume«, einem »Feuerspektakel« vor 650.000 zahlenden Zuschauern (1984), oder den Heißluftballon-Skulpturen »Himmelszeichen« (1986) von sich reden. Nicht zuletzt durch diese Inszenierungen wurde er zu einer zentralen Figur der Kofler’schen Satire (s. Eintrag ›André Heller‹).
»Mozarts Vision«: 2003 vom Wiener Volkstheater uraufgeführtes Theaterstück von Franzobel
»Das Glück beim Händewaschen« (1976), Roman von Joseph Zoderer
Walter Felsenstein (1901–1975), österr. Schauspieler und Regisseur, 1947 Gründung der Komischen Oper in Ost-Berlin, Intendanz ebenda bis zu seinem Tod.
Kofler folgt hier der Abkürzungspraxis Thomas Manns (Kürzel K. für Katia Mann) und spielt mit »A« wohl auf seine Lebensgefährtin Auguste Kronheim an.
Gert Jonke (1946 – 2009), österr. Schriftsteller, s. Eintrag ›Jonke‹
Robert Schumann (1810 – 1856), deutscher Komponist, s. Eintrag ›Schumann‹
Peter Rühmkorf (1929–2008), deutscher Schriftsteller
Heinrich von Kleist (1777–1811), deutscher Schriftsteller, s. Eintrag »Wo Kleist...«
Sein umfassendstes Streichquartett schuf Schubert im Sommer 1826 innerhalb von nur elf Tagen. Die Uraufführung des gesamten Werks erfolgte erst postum 1850, ebenso die Drucklegung durch den Diabelli-Verlag 1852. Brandis-Quartett: 1976 vom deutschen Geiger Thomas Brandis (1935–2017), Mitglied der Berliner Philharmoniker, gegründetes Ensemble
Klamm: hoher Beamter in Kafkas Roman »Das Schloß«, der zum Mittelpunkt von K.s Überlegungen und Bestrebungen wird. Zu Beginn des Romans kann K. durch ein Guckloch im Gasthaus einen Blick auf den in einem Nebenzimmer arbeitenden Klamm werfen (ein »mittelgroßer, dicker, schwerfälliger Herr«, Kafka 1986, 110), eine Kontaktaufnahme gelingt ihm jedoch nicht.
Nachdem sich der Prinz Sou-Chong und Lisa ihre Liebe gestanden haben und bevor sie sich »innig und lang« küssen, singen die beiden: »Ein Lied will ich von Seligkeit singen [/] Und meine Laute soll wie Silber klingen [/] In einer Mondnacht im April. Ah ––« (Lehár 1929, 35).
Peter Bamm (1897–1975), deutscher Arzt und Schriftsteller, Feuilletonist, in den 1950er und 1960er Jahren verstärkt Reiseschriftsteller
»Das Parfum« (1985), Roman des deutschen Schriftstellers Patrick Süskind (* 1949), der mit Übersetzungen in 49 Sprachen und weltweit über 20 Millionen verkauften Exemplaren zum internationalen Bestseller wurde (vgl. ScreenShot 2015), s. Eintrag »Süskind-Syndrom«; »die Ratte«: Anspielung auf den Roman »Die Rättin« (1986, im Produktionsjahr des Hörspiels, erschienen) von Günther Grass
Kofler legt den Aussagen Helma Sanders-Brahms ein Interview zugrunde, das sie mit den Herausgeberinnen der Publikation »FrauenBilder LeseBuch« (1980) – einer mit vielen Illustrationen versehenen Bestandsaufnahme historischer und aktueller feministischer Positionen – geführt hat. Kofler zitiert wortwörtlich, die Hervorhebungen in Majuskeln sind von ihm (vgl. Tühne/Olfe-Schlothauer 1980, 154)
Gertrude Fröhlich-Sandner (1926–2008), österr. Kommunalpolitikerin (SPÖ), ab 1965–1979 Wiener Kulturstadträtin und Präsidentin der Wiener Festwochen, 1969–1984 Vizebürgermeisterin, seit ihrer Heirat mit dem ÖVP-Politiker Josef Fröhlich 1971 trug sie den Doppelnamen.
Else Lasker Schüler (1869–1945), expressionistische deutsche Schriftstellerin
1969 beziffert der »Spiegel« das Privatvermögen Hortens auf 875 Millionen Mark ([red.] 1969); das Zitat konnte nicht eruiert werden.
Der Text für das Marienlied »Segne Du Maria« (1870) stammt von der Konvertitin und religiösen Schriftstellerin Cordula Wöhler (1845–1916), die Melodie vom Priester Karl Kindsmüller (1876–1955), eine »eingängige, wunderbar schmachtende, romantische Melodie« (Neumann 2018). Drei Strophen wurden in das Gottesdienst-Liederbuch »Gotteslob« aufgenommen (Lied Nr. 535). Die Textquelle Koflers konnte nicht eruiert werden.
PersonAutorIn/JournalistInReligiöse/r WürdenträgerInMedienMusik
Johann Peter Eckermann (1792–1854), deutscher Schriftsteller, Vertrauter Goethes, gab 1836 die »Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens« heraus. Daraus stammt das bekannte Zitat, auf das sich Kofler hier wahrscheinlich bezieht: »Es liegen im Wein allerdings productivmachende Kräfte sehr bedeutender Art; aber es kommt dabei Alles auf Zustände und Zeit und Stunde an, und was dem einen nützet, schadet dem Andern« (Eckermann 1848, 236).
Satirikerduo, bestehend aus Dirk Stermann (* 1965) und Christoph Grissemann (* 1966); seit 1999 in eigenen Kabarettprogrammen, seit 2007 ORF-Fernsehshow »Willkommen Österreich«
Peter Handke (* 1932), österr. Schriftsteller, zahlreiche Bezüge zu Handke in Koflers Werk, s. Eintrag ›Peter Handke‹
Johann Friedrich Perkonig schrieb im Essay »Leben an der Grenze«»–« 1935 als Nachwort der Erzählung »Der Guslaspieler« erschienen (1942 neu aufgelegt) – als »Deutscher in Kärnten« über das Leben »zwischen Deutschland und Slawenland« (Perkonig 1965, 41). Er schreibt über das intensive Heimweh, das er im Juni 1919 empfunden habe, als er sich nach dem Vorstoß der »Südslawen« bis Klagenfurt (gemeint sind die Truppen des SHS-Staats) im Drautal verschanzen musste und voller Todesgedanken auf seine »verlorene Heimat« blickte. Dieses Heimweh ist die »Glut«, von der er in der Folge spricht: »Man muß durch solche Glut hindurch, man muß selber geglüht haben, um später dann kühl und bedächtig zu bleiben. Solche Kühle ist dann etwas völlig anderen als eine Kälte von Anbeginn. Es lebt in ihr nämlich geheimnisvoll die Erinnerung an der Feuer« (Perkonig 1965, 45).
Die Mozart-Oper ist einer der zentralen Bezugspunkte des Kofler’schen Œuvres, angefangen von der »Grenzlandtheaterzauberflöte« in »Am Schreibtisch« (s. Eintrag »Grenzlandtheaterzauberflöte«) über das Hörspiel »Was geschah mit der Königin der Nacht?« und den Abschnitt »Mutmaßungen über die Königin der Nacht« in »Hotel Mordschein« bis zu späteren Spuren in »Manker« (s. Eintrag ›Der, welcher wandert diese Straße voll Beschwerden‹) und »ZU SPÄT« (s. Eintrag ›nur stille/ stille/ stille/ stille‹).
Der Song »Civilization« (1947), geschrieben von Bob Hilliard und Carl Sigman, wurde auch bekannt unter dem Titel »Bongo bongo bongo (I don’t want to leave the Congo)«, der ersten Zeile des Refrains. Der satirische Song wurde – u.a. von The Andrew Sisters und Danny Kaye gesungen – zum kommerziellen Hit und in der Folge in mehrere Sprachen übersetzt. Horst Winter (1914–2001), Unterhaltungsmusiker der Kriegs- und Nachkriegszeit, der nicht nur mit Schlagern, sondern auch mir Jazzinterpretationen reüssierte, nahm in den 1950ern eine deutsche Version auf (erschienen auf der LP: »Originalaufnahmen 1939–57«).
Die Autoren spielen hier möglicherweise auf das etwas gestelzt wirkende Standarddeutsch an, das der Wiener Sänger und Entertainer Peter Alexander (1926–2011) in diesem Lied pflegt (»die Krämersfrau«); es existiert auch eine Wiener Version: »Das kleine Beisl in unserer Straße« (in der Alexander dieselbe Sprachfärbung pflegt, allerdings mit Austriazismen versetzt).
André Heller (* 1947), österr. Künstler, Autor, Kulturmanager; 1972, zur Zeit der Entstehung des Hörspiels, machte er vor allem als Sänger und Liedermacher von sich reden, er gestaltete im Fernsehen seinen eigenen Nachruf (»Wer war André Heller?«), Heller wird nach dieser chronologisch ersten Erwähnung eine Konstante der Kofler’schen Satire bleiben. »starker poetischer muskel« verweist auf den Schabernack, den Hellers Freund, der Schauspieler Helmut Qualtinger, für die Covers von Hellers Alben erfand: erfundene Zitate berühmter Zeitgenossen. Auf dem zweiten Album war zu lesen, dass Bob Dylan Heller einen »starken poetischen Muskel« nenne. Die Zitate wurden als bare Münze genommen, »Der Spiegel« etwa oder »Die Zeit« erwähnten die Adelung durch Dylan/Qualtinger (vgl. [red.] 1972, [red.] 1973).
PersonAutorIn/JournalistInSchauspielerIn/RegisseurInMusikerIn
Das Album »My Life in the Bush of Ghosts« (1981), eine Gemeinschaftsproduktion des britischen Musikers und Musikproduzenten Brian Eno (* 1948) und des Frontman der Talking HeadsDavid Byrne (* 1952), wurde vor allem für den innovativen Einsatz von Samples (damals in Analogtechnik) bekannt. In die Nummer »Mea Culpa« spielten, wie auf der LP angegeben, die beiden Elemente einer 1979 in New York ausgestrahlten Radiosendung ein, in deren Verlauf der Studiogast, ein »smooth politician«, auf einen Anrufer, einen »inflamed caller«, reagiert.
»Forvm« war eine von Friedrich Torberg ab 1954 herausgegebene kulturpolitische Monatszeitschrift, die – mit CIA-Geldern finanziert – eine antikommunistische Ausrichtung hatte. Unter Günter Nenning als Herausgeber (1965–1986) erschien die Zeitschrift unter dem Titel »Neues Forvm« und wurde für kommunistische, später auch für Umweltschutz-Themen geöffnet.
So wie Kofler den Namen Gross’ nicht ausschreibt, verwendet er hier einen Decknamen: Gemeint ist Friedrich Zawrel (1929–2015). Zawrel wuchs meist bei Pflegeeltern und in Heimen und Erziehungsanstalten auf, ab 1941war er immer wieder in der »Fürsorgeanstalt« »Am Spiegelgrund« untergebracht. Er konnte mithilfe einer Schwester von dort fliehen und überlebte, teilweise in Jugendstrafvollzugsanstalten, den Krieg. Danach schlug er sich mit verschiedenen Arbeiten und Kleinkriminalität durch. Als er zu Beginn der 1970er Jahre vermehrt Diebstähle beging, kam er Ende 1974 in Untersuchungshaft.
Mozarts »Zauberflöte«, zweiter Aufzug, 30. Auftritt (Schlussszene): »»Man hört den stärksten Akkord [Donner, Blitz, Sturm]. Sogleich verwandelt sich das ganze Theater in eine Sonne.« […] KÖNIGIN, DAMEN, MONOSTATOS : Zerschmettert, zernichtet ist unserer Macht [/] Wir alle gestürzet in ewige Nacht! – [/] »Sie [versinken]««. (Assmann 2012, 135)
Gustav Klitscher (1868–1910), deutscher Schriftsteller, Verfasser von Trivialliteratur
Allen Ginsberg (1926–1997), US-amerikanischer Dichter, s. Eintrag ›Ginsberg‹
Dimitré Dinev (* 1968), österr. Schriftsteller
Bei der Wiedergabe dieser »Aufstellung« haben sich Kofler/FIan höchstwahrscheinlich am Gedicht der österr. Schriftstellers Peter Handke (* 1942) orientiert, der in seinem Buch »Die Innenwelt der Außenwelt der Innenwelt« (1969) die identische Liste der beim Spiel des FC Nürnberg am 27. Jänner 1968 im DFB-Pokal gegen Bayer Leverkusen eingesetzten Spieler (samt dem Hinweis »Spielbeginn: [/] 15 Uhr«) als Gedicht präsentierte, das in seiner Anordnung die taktische Aufstellung der Mannschaft nachzeichnet (Die Aufstellung des 1. FC Nürnberg vom 27. 1. 1968, Handke 1969, 59).
Frank Michael »Mickey« Spillane (1918–2006), US-amerikanischer Krimiautor
»Irrenhaus Österreich«: Essay von Karl Kraus, in dem er sich mit der »Affaire Coburg« auseinandersetzt; 1904, zur Entstehungszeit des Essays, wurde Louise von Coburg, die mit Philipp von Sachsen-Coburg verheiratete Tochter des belgischen Königs Leopold II., in mehreren Gutachten für geisteskrank erklärt, darunter Einschätzungen der beiden führenden klinischen Psychiater in Deutschland und Österreich, Friedrich Jolly und Julius Wagner-Jauregg. Coburg war bereits 1899 in einem Gutachten von Richard von Krafft-Ebing für »schwachsinnig« erklärt worden, Kraus hält die Aristokratin, die durch Affären Aufsehen erregte und daher als »sittlich minderwertig« eingestuft wurde, für voll zurechnungsfähig und das Ganze für eine entlarvende Irrenhauskomödie (vgl. Kraus 1904).
Anspielung auf Regina Agnesini, eine Mailänder Musikerin und Dichterin, von der in der für Koflers Schreibanfänge wichtigen Villacher Literaturzeitschrift »Der Bogen« regelmäßig Gedichte (jeweils zweisprachig) abgedruckt wurden (Heft 13 u. 14/1964). Dem ersten Abdruck (Mappe 12/1963, Heft 9) ist eine Übersetzung der Einleitung Salvatore Quasimodos für ihren Gedichtband »La città atonale« (1962) vorangestellt, Quasimodo war zuvor Autor des »Bogen« (Mappe 10/1963 u. 11/1963).
Joseph Zoderer (* 1935), Schriftsteller aus Südtirol
Volksstück von Ludwig Anzengruber (1871 uraufgeführt), s. Eintrag ›Meineidbauer‹
Reinhard Priessnitz (1945–1985), österr. Dichter, mit Kofler befreundet, Priessnitz war Redakteur der Zeitschrift »Neues Forum«, in der Kofler in den 1070er Jahren mehrfach publizierte, s. Eintrag ›Priessnitz‹
Der Futurismus war eine avantgardistische Bewegung, die auf Filippo Tommaso Marinettis 1909 auf Französisch veröffentlichtes »Manifeste du Futurisme« zurückgeht. s. Eintrag ›Futurismo‹
Friedrich Frosch kritisiert mit ironisch-bissigem Unterton in einer Aneinanderreihung von Zitaten und Anspielungen Koflers »Am Schreibtisch«: »Ob Waldheim oder Turrini und die obligaten Ka-lau-er Drittes Reich und Zweite Republik – die Bedeutungssülze lässt Solides, Schwabbliges und Über-flüßiges zur Einheitspresswurst gelieren« (Frosch 1988). Kofler nahm darauf in dem auf »Am Schreibtisch« folgenden Buch »Hotel Mordschein « Bezug: s. Eintrag »Friedrich Frosch von der Zeitschrift Falter, bitte kommen, ein Kalauer«.
Rolf Dieter Brinkmann (1940–1975), deutscher Schriftsteller
Anspielung auf den franz.-ital. Spielfilm »Letztes Jahr in Marienbad« (1961, »L’Année dernière à Marienbad«, R: Alain Resnais; B: Alain Robbe-Grillet); Franzensbad (Františkovy Lázně) ist wie Marienbad und Karlsbad ein Kurort im böhmischen »Bäderdreieck«. s. Eintrag ›letzte Jahre in Marienbad‹
TopographieOrtschaftPersonSchauspielerIn/RegisseurInMedienFilm/Fernsehen/Radio
Lothar-Günther Buchheim (1918–2007), vielfältig tätiger deutscher Künstler (Maler, Autor, Fotograph, Filmemacher), Verleger, bekannt geworden als Autor von »Das Boot« (1973)
Heinz von Cramer (1924–2009), deutscher Autor und Hörspielregisseur; führte Regie bei Koflers Hörspiel »Örtliche Verhältnisse« (Bayerischer Rundfunk/Hessischer Rundfunk, Erstsendung 11. 2. 1972)
Gertrud Scholtz-Klink (1902–1999), 1934–1945 »Reichsführerin« der NS-Frauenschaft und des Deutschen Frauenwerks, damit »mächtigste, politisch einflussreichste Frau« im NS-Herrschaftsapparat (Livi 2005, 16), rege publizistische Tätigkeit, Scholtz-Klink brachte 1978 die »Dokumentation« »Die Frau im Dritten Reich« heraus, in der sie kritiklos ihr Engagement für den Nationalsozialismus darlegt, s. Eintrag ›Gertrud Scholtz-Klink‹. Mit der Gegenüberstellung feministischer Positionen zur Mutterschaft und dem Mutterkult des Nationalsozialismus stand Kofler zur Zeit der Publikation seines Textes (1981) nicht allein. Marion Schmid etwa sprach von einem»Emanzipationsfanal« der NS-Politik, dem der »von der heutigen Frauenbewegung wiederbelebte Mutterkult« folge, ohne etwa »das Geschichtsbild der Reichsfrauenführerin Gertrud Scholz-Klink« zu kennen (Schmid 1984, 30).
Der von Kofler zum Vorlesen vorgesehene Brief Sandners ist im Kofler-Nachlass nicht vorhanden.
Robert Schneider (* 1961), österr. Schriftsteller, der seit seinem in 36 Sprachen übersetzten Bestseller »Schlafes Bruder« (1992) zu den zentralen Figuren der Kofler’schen Polemik und Satire zählt; mit »Zerstörung der Schneiderpuppe« widmet er Autor und Werk eine literarische Invektive. s. Eintrag ›Robert Schneider‹
Franz Innerhofer (1944–2002), österr. Schriftsteller; zum Zeitpunkt der Veröffentlichung von Koflers »Bericht« (1978) hatte Innerhofer seine Herkunfts-Trilogie (»Schöne Tage«, 1974; »Schattseite«, 1975; »Die großen Wörter«, 1977) abgeschlossen und sich damit einen Namen gemacht.
Horten »lebt in eigenen Besitzungen mal im Tessin, mal am Wörther See, manchmal auf dem Cap d’Antibes oder auf den Bahamas« ([red.] 1984).
Kehlkopf: Anspielung auf den österr. Regisseur Michael Kehlmann (1927–2005); bei dem dreiteiligen Fernsehfilm »Hiob« (1978) nach einer Romanvorlage von Joseph Roth führte Kehlmann Regie und schrieb das Drehbuch.
PersonSchauspielerIn/RegisseurInAutorIn/JournalistInMedienFilm/Fernsehen/Radio
Kofler montiert ein weiteres Marienlied in das Dramolett: »Ich gehe, wenn ich traurig bin« wird auch als Wallfahrtslied bezeichnet; Melodie: Pater Viktor Eder (1863–1933). Die Textquelle Koflers konnte nicht eruiert werden.
Oswald Wiener (* 1935), österr. Schriftsteller, Sprachtheoretiker, Kognitionswissenschaftler, in den 1950er Jahren Teil der sogenannten Wiener Gruppe (s. Eintrag ›Wiener Gruppe‹); Wienerwald: Dieses Naherholungsgebiet ist der östlichste Ausläufer der Nordalpen in Niederösterreich und Wien, zugleich ist Wienerwald der Name einer 1955 in München gegründeten Fast-Food-Restaurantkette, bekannt für ihre Brathühner. Zu Beginn der 1980er Jahre beendeten wirtschaftliche Probleme die rasche Expansion (s. Eintrag ›Wienerwald‹)
Anspielung auf Franz Morak (* 1946), österr. Schauspieler und Kulturpolitiker, 2000–2007 Staatssekretär für Kunst und Medien der Regierung Schüssel, s. Eintrag ›Kunststaatssekretär‹
Anspielung auf Theodor W. Adornos »Minima Moralia«. »Reflexionen aus dem beschädigten Leben« (1951): In »Kalte Herberge« (Aphorismus 75) zeigt Adorno am Beispiel des – seiner Ansicht nach – Verfalls der Gastlichkeit in Wirtshäusern, wie in einer Gesellschaft, die von Sachlogik erfasst wird, Kälte oder nur eine Fassade von Wärme die Beziehung zwischen Individuen dominiert. »Zug um Zug […] vernichten die Mittel den Zweck«, kehrten sich die Mittel des Gastgewerbes gegen das Wohl des Gastes. »Die Arbeitsteilung, das System automatisierter Verrichtungen, bewirkt, dass keinem am Behagen des Kunden etwas gelegen ist« (Adorno 1994, 132). Die aus ökonomischen Gründen rationalisierte Organisation des Wirtshauses mache dieses zur »Kalten Herberge« und bewirke kulturelle Entfremdung. 2004 griff Kofler den Begriff für seinen Roman »Kalte Herberge« auf.
Wahrscheinlich spielt Kofler hier auf Volkmar Haselbach (1909–1976) an, einen Kärntner Schriftsteller, der ab 1938 einige Veröffentlichungen aufzuweisen hat, aber eher eine Außenseiterposition in der lokalen Literaturszene der NS-Zeit eingenommen haben dürfte (vgl.Baur/Gradwohl-Schlacher 2011, 143). 1954 wurde er Landesschulinspektor für Volks-, Haupt- und Sonderschulen. Sein Bruder, Harald Haselbach, war Koflers Lehrer an der Klagenfurter Lehrerbildungsanstalt (s. Eintrag ›Harald Haselbach‹).
Als Geburtsjahr des Stadttheaters Klagenfurt gilt das Jahr 1737, als das Ballhaus in ein Theater umgewandelt wurde. 1811 erfolgte ein Neubau. 1910 wurde das Klagenfurter »Jubiläums-Stadt-Theater« (zum 60. Regierungsjubiläum Franz Josephs 1908 begonnen) in dem heute bestehenden klassizistischen Neubau eröffnet. Das Theater musste 1931 wegen mangelnder Rentabilität geschlossen werden. Im Sommer 1938 wurde das Theater mit einer Subvention, einem »Geschenk des Führers«, wiederbelebt und in »Kärntner Grenzlandtheater« umbenannt (vgl. Jamritsch 2010, 585). Als »Grenzlandtheater« bezeichnete man im »Dritten Reich« Theater in den an damaligen Reichsgrenzen gelegenen Städten (z.B. Bautzen, Hof, Flensburg, Saarbrücken, Trier). »Nun wird [das Kärntner Grenzlandtheater] also im Großdeutschen Reich, seiner Bestimmung gemäß, Träger und Künder deutscher Kultur an der Südostgrenze des Reiches werden« (Kärntner Grenzruf, 1.9.1938; s. Eintrag »Grenzlandtheaterzauberflöte«). Das Theater wurde im Oktober 1938 mit dem »chauvinistischen Tendenzstück« (Jamritsch 2010, 600) »Der 18. Oktober 1932« von Walter Erich Schäfer eröffnet.
»Rieserferner Buam«, auch »Die Rieserferner«: Südtiroler Volksmusikgruppe aus Antholz; das Lied »Sauguat« ist auf der Audio-CD »Das Beste der Rieserferner – ihre Erfolge aus zehn Jahren« (1998) enthalten; die Gruppe benannte sich nach der Rieserferner-Gruppe, einem Südtiroler Gebirgsstock der Hohen Tauern nördlich des Antholzer Tales.
Anspielung auf den Titel von Rainer Werner Fassbinders Theaterstück »Die Stadt, der Müll und der Tod« (1975)
Karl Moik (1938–2015), österreichischer Musiker und Entertainer, Bekanntheit erlangte er durch die Moderation der erfolgreichen Fernsehsendung »Musikantenstadel«, die er 1981–2005 innehatte.
Am 25. 5. 1976 fand die Gerichtsverhandlung gegen Friedrich Zawrel statt, der das Gutachten von Gross zugrunde gelegt wurde. Gross berief sich, ohne dass das vor Gericht beanstandet wurde, in seinem Gutachten offen auf ein jugendpsychiatrisches Gutachten aus dem Jahre 1944, das Gross’ Vorgesetzter während seiner Tätigkeit am »Spiegelgrund«, der 1946 zum Tode verurteilte Ernst Illing, verfasst hatte. Zawrel wurde (wegen eines Eigentumsdelikts) zu sechs Jahren Haft mit anschließender Einweisung auf zehn Jahre in eine Anstalt für gefährliche Rückfalltäter verurteilt (vgl. Lehmann/Schmidt 2001, 16). Koflers Angaben in diesem Absatz beziehen sich auf den Artikel Höllrigls (vgl. Höllrigl 1978).
1928 stellte die AEG (Allgemeine Elektrizitätsgesellschaft Berlin) ein Großprojekt vor, in dem die abfließenden Gletscherwässer der Hohen Tauern durch ein 1200 km langes Hangkanalsystem gefasst und in Großspeichern gefasst werden. 1938 wurde dieses Projekt zu sechs Speichern erweitert, wobei der größte im Dorfertal bei Kals in Osttirol vorgesehen war. Von den in einer weiteren Variante vorgesehenen sieben Großspeichern wurde von der verantwortlichen Gesellschaft, den Alpenelektrowerken (AEW), während der NS-Zeit nur die Anlage in Kaprun begonnen. (vgl. Arbter 1987) Ab den 1950er Jahren wurden verschiedene Varianten projektiert und bis zum Bewilligungsverfahren vorbereitet, zuletzt ein von weitverzweigten »Beileitungen« versorgter Wasserspeicher im Dorfertal mit Kraftwerk in Matrei (»Projekt 1986«, vgl. Baier 1989). Das Projekt ließ sich politisch nicht durchsetzen, 1989 erklärte Wirtschaftsminister Robert Graf (ÖVP) das »Aus«. Das Kraftwerksprojekt Dorfertal-Matrei war mit ein Grund, warum Tirol als letztes der drei beteiligten Bundesländer den Nationalpark Hohe Tauern verwirklichte.
1941 gab es in Salzburg zum 150. Todestag des Genius loci zahlreiche Aktivitäten: »Am Vorabend des 185. Geburtstages ertönte im Landestheater die »Zauberflöte« . Der Gauleiter, Reichsleiter [Martin] Bormann u.a. NS-Größen nahmen an dieser Festveranstaltung teil.« (Kerschbaumer 1988, 251)
TopographieOrtschaftPersonNationalsozialistInMedienMusikEreignis
Ezra Pound (1885–1972), US-amerikanischer Dichter, s. Eintrag ›Pound‹
Arno Geiger (* 1968), österr. Schriftsteller
Rainer René Graf Adelmann von Adelmannsfelden (eigentl. René Freiherr von Godin, * 1948), deutscher Jurist, 1982 Entzug der Zulassung, »Geschäftsmann ohne Skrupel« (Kleine-Brockhoff 1988), sorgte in den 1980ern für Schlagzeilen. Zu seinen Geschäftsideen gehörte eine Agentur zur Anwerbung von Legionären aus Deutschland zum Einsatz in asiatischen und afrikanischen Ländern, die Vermittlung der Adoption ungeborener Kinder und Handel mit Organspenden. »Adelmanns Projekte klingen so unglaublich, daß der Verdacht naheliegt, es handle sich lediglich um Phantasien eines Aufschneiders. Wohl wünscht sich Adelmann nichts sehnlicher als eine Gesellschaft zu provozieren, deren Moral er für verlogen hält« (Kleine-Brockhoff 1988). Obwohl sich zahlreiche Gerichte und Staatsanwälte mit seinen zwielichtigen Aktionen befassten (vgl. [red.] 1985), konnte er – teils aufgrund von Gesetzeslücken – häufig nicht strafrechtlich belangt werden. Erst 1992 wurde er aufgrund des Menschenhandels mit Asylbewerbern zu einer Gefängnisstrafe verurteilt.
In einer von Innensenator Kurt Neubauer initiierten Reform führte die Berliner Polizei 1974 »Kontaktbereichsbeamte« ein. Diese einzeln agierenden Beamten sollten den direkten Kontakt mit den Bürgern pflegen, der sich durch die im Zuge der Reform forcierten motorisierten Streifen stark zu dezimieren drohte. Die von der beauftragten Schweizer Unternehmensberatungsfirma (Kofler: »ein ideenimport aus der schweiz«) vorgeschlagenen Revierauflösungen führten zu ingesamt 722 »Kontaktbereichen«. Mit der Reform war auch eine Verbesserung des Polizei-Images, das sich im Zuge der Studentenunruhen stark verschlechtert hatte, intendiert: Die Polizisten führten Visitenkarten mit sich, sollten niederschwellig zu Fuß Präsenz zeigen und hatten ein striktes Alkoholverbot einzuhalten (vgl. [red.] 1973). Bei der kritischen Linke verfing diese Imagepolitur nicht, man sah in der ›Volksnähe‹ der Beamten die Gefahr des Ausspionierens. Die mit der Reform eingeführte martialisch anmutende neue Schutzausrüstung (Helm, Knüppel, Schutzschild), die vor allem DemonstrantInnen zu Gesicht bekamen, war einem Vertrauens- oder Sympathiegewinn auch nicht zuträglich (später im Text: ungetüme mit helm, visier, schild und schlagstock«).
Kurt Schuschnigg (1897–1977) übernahm nach der Ermordung von Engelbert Dollfuß (1892–1934), dem Begründer des austrofaschistischen Ständestaats, die Regierungsspitze, s. Eintrag ›Schuschnigg‹
Das von Kofler wortwörtlich wiedergegebene Gedicht Agnesinis entstammt dem Band »La città atonale« (1962), Quelle Koflers war »Der Bogen« (Heft 15/1964, unpag.). Die dort abgedruckte Übersetzung von Alexander Grubissich lautet: »Westwärts. Die Eiszapfen einer Hyazinthe, [/] wo meine Heimat im Dunkel [/] ihres alten Frostes [/] die Knie nordischer Madonnen zudeckt. [/] Wenn beim Hupenton [/] zugleich in der roten Luft der Kamine [/] Polizisten den Arm heben, [/] in Erwartung des Schrittes [/] eines schwermütigen Zebras, [/] wird aus der gewaltsamen Einsamkeit, [/] beim Schlaf der Kranken, [/] bei Dudelsackmusik geboren [/] die noch schuldige Natur. [/] Und im Blondhaar der Jugend [/] zerstieb einer treuen Liebe Zeit.«
Nach dem Ersten Weltkrieg bezieht Elisabeth Heller (1914–2018), die Mutter André Hellers, eine von Adolf Loos umgebaute Villa im Wiener Stadtteil Hietzing. »Mein Großvater Scholdan hat sie meiner Mutter geschenkt, damit wir auch in der Stadt in guter Luft aufwachsen können« (von Mersi 2014). Im Gespräch mit Hermi Löbl 1988 erwähnt sie, dass sie ihrem Sohn das Haus überlassen habe (vgl. Löbl 1990, 90). s. Eintrag »Hietzinger Villa«
Kofler spielt hier womöglich auf die »Berichte von Hinze und Kunze« (1983) des deutschen Schriftstellers und Dramatiker Volker Braun (* 1939) an (s. Eintrag ›Dichtern Hintze und Kunze‹), wahrscheinlich aber – worauf die Schreibweise der Namen hindeutet – »adaptiert« er die Redewendung »Hinz und Kunz« parodistisch auf den österreichischen Schriftsteller Christian Ide Hintze (1953–2012) sowie auf Reiner Kunze (* 1933), deutscher Schriftsteller
Bauernschwank des in Graz tätigen Schauspielers, Autors und Rundfunkgestalters Franz Streicher (1887–1943, eigentl. Anton Hamik), 1940 im Münchner Volkstheater uraufgeführt, mehrmals verfilmt, u.a. 1962 mit Hans Moser und Harald Juhnke (R: Hans Albin)
Filippo Tommaso Marinetti (1876–1944), italienischer Schriftsteller und Begründer des Futurismus, politisches Engagement für den Faschismus.
Im Gegensatz zu Sordini, einem »der fleißigsten Beamten, von dem viel gesprochen wird«, sei der Beamte Sortini, so die Erzählung Olgas in Kafkas»Das Schloß«, »sehr zurückgezogen und den meisten fremd« (Kafka 1986, 295). »Es ist ein kleiner schwacher nachdenklicher Herr« (Kafka 1986, 295).
Rudolf Hagelstange (1912–1984), deutscher Schriftsteller, breit gefächertes Œuvre (Lyrik, Romane, Essays, Herausgeberschaften)
»Die Zürcher Verlobung« (1957): deutscher Spielfilm (R: Helmut Käutner, D: Liselotte Pulver, Paul Hubschmid, Bernhard Wicki) nach dem gleichnamigen Unterhaltungsroman (1955) von Barbara Noack, s. Eintrag ›Zürcher Verlobung‹
PersonSchauspielerIn/RegisseurInAutorIn/JournalistInMedienFilm/Fernsehen/Radio
Dieser Satz findet sich wortwörtlich in dem von Horst Kurnitzky und Marion Schmid herausgegebenen Band »Deutsche Stichworte« (vgl. Schmid 1984, 30). Obwohl »Deutsche Markenbutter« drei Jahre früher erschien, ist durchaus denkbar, dass Kofler den Satz von Kurnitzky (s. Eintrag ›Kurnitzky‹) bezog. Kurnitzky war Herausgeber der Publikation »Nachstellungen« (1981), in die »Deutsche Markenbutter« aufgenommen wurde. Für diese Provenienz spricht auch der Umstand, dass sich der Satz nicht in Texten Scholtz-Klinks findet. Ein Bezug besteht zum Begriff »Geburtenkrieg«, den der Journalist und Autor Paul Danzer, Mitarbeiter des Rassenpolitischen Amts der NSDAP, prägte (vgl. Danzer 1936). Hitler sagte bei einer Rede auf dem Reichsparteitag 1934 über die Rolle der Frau: »Jedes Kind, das sie zur Welt bringt, ist eine Schlacht, die sie besteht für das Sein und das Nichtsein ihres Volkes« (Hitler/Scholtz-Klink 1934, 4). Und »Reichsorganisationsleiter« Robert Ley schreibt in einem Vorwort 1942: »Jedes Kind, das durch eine deutsche Mutter zur Welt gebracht wurde, war eine gewonnene Schlacht für unser Volk« (Ley 1942).
Die Wiener Festwochen 1970 setzten wegen seines 200. Geburtstages einen Beethoven-Schwerpunkt: Neben der Neuinszenierung des »Fidelio« fand eine Beethoven-Ausstellung statt, ein Ballett nach Beethoven-Streichquartetten, das Ballett »Die Geschöpfe des Prometheus«, die Uraufführung des Films »Ludwig van« von Mauricio Kagel, daneben gab es Beethoven-Schwerpunkte bei allen Konzerten (vgl. [red.] 1970).
PersonMusikerInSchauspielerIn/RegisseurInMedienMusikFilm/Fernsehen/RadioEreignis
Zitat aus dem Klappentext von Robert Schneiders Roman »Schlafes Bruder« (1992), der einen Sonderling im Vorarlberg der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts zum Protagonisten hat. Dieser Elias Alderist mit übersinnlichem Gehörsinn und großem musikalischem Talent ausgestattet. Aus unglücklicher Liebe beschließt er, seinem Leben durch Schlafentzug ein Ende zu setzen. s. Eintrag ›Bruder Schlafe‹
Marcel Proust (1871–1922), franz. Schriftsteller
Heidi Horten (* 1941), ab 1966 mit Helmut Horten verheiratet
Der Text des Kirchenlieds »Maria Maienkönigin« (1843) stammt von dem deutschen katholischen Publizisten Guido Görres (1805–1852), es existieren verschiedene Melodien und Abweichungen in der Textüberlieferung: Heißt es bei Kofler »oh segne ihn mit holdem Sinn« und »die laß kein’ Sturm entlauben«, so überliefert Josef Dirnbeck »O segne seinen Anbeginn« und »die soll kein Sturm entlauben« ( Dirnbeck 1983, 26). Die Textquelle Koflers konnte nicht eruiert werden.
Thomas Bernhard (1931–1989), österr. Schriftsteller, wichtiger Bezugspunkt im Werk Koflers
Leni Riefenstahl (1902–2003), deutsche Filmschauspielerin und -regisseurin; 1933–1935 schuf sie Propagandafilme, 1938 filmte sie die Olympischen Spiele in Berlin (»Olympia«), s. Eintrag ›Frau Riefenstahl‹
Wolfgang Schüssel (* 1945), 2000– 2007 österr. Bundeskanzler, s. Eintrag ›Dr. Schüssel‹
Franzobel (* 1967, eigentl. Stefan Griebl), österr. Schriftsteller, s. Eintrag ›Franzobel‹
Anspielung auf den Psychiater Heinrich Gross, mit dem sich Kofler im Text »Der Kriminalfall G.« ausführlich beschäftigt, s. Eintrag »Doktor Groß«
Das Gedicht Gustav Bartelmus’ entstammt dem Programmheft des »Kärntner Grenzlandtheaters« für die Spielzeit 1939/1940 und ist hier wortwörtlich wiedergegeben (Kärntner Grenzlandtheater 1939, o.S.). Auch das von Kofler für die »Projektionsleinwand« vorgeseheneFoto Bartelmus’ dürfte dieser Quelle entstammen, der Seite mit dem Gedicht gegenüberliegend ist ein Foto mit der von Kofler angegebenen Bildunterschrift »Gustav Bartelmus [/] Intendant« abgedruckt.
Johann Sebastian Bach (1685–1750) zählt, gleich nach Schubert, zu Koflers Lieblingskomponisten. s. Eintrag ›Tönet ihr Pauken, erschallet Trompeten‹ und Eintrag ›die Hohe Messe von Bach, die sogenannte h-Moll-Messe‹
Die hier wiedergegebenen Erinnerungen Zawrels entstammen nicht dem Artikel Höllrigls (vgl. Höllrigl 1978), die Quelle Koflers ließ sich nicht eruieren.
Tobias Reiser d. Ä. (1907–1974), Salzburger Volksmusiker und Brauchtumspfleger, »die herausragende Gestalt in der Geschichte der Volksmusik Österreichs im 20. Jahrhundert« (Deutsch 1997, 6), der ausgebildete Fleischhauer und Selcher musizierte von früh an in verschiedenen Formationen, gilt als Erfinder der »Stubenmusik«, er entwickelte ein chromatisches »Salzburger Hackbrett«; 1939 NSDAP-Mitgliedschaft, 1938–41 Beauftragter für die Volksmusik der Salzburger »Landesbauernschaft Alpenland«, in dieser Tätigkeit versuchte er, das »deutsche Wesen«, die Idee der »Volksgemeinschaft« mit der Pflege der Volksmusik zu verbinden (vgl. Deutsch 1997, 76f.), 1941–45 Kriegsdienst, Freistellungen für die Arbeit an »Kulturfilmen« über die Musik am Land und für Gastspielreisen. 1946 gründete er das heute noch bestehende »Salzburger Adventsingen« (damals noch nicht unter diesem Namen), 1946 übernahm er die Leitung des »Salzburger Heimatwerks« (1942–45 bestand bereits eine gleichnamige Institution).
Epikur (um 341–um 270 v.u.Z.), griechischer Philosoph
Julien Green (1900–1998), franz. Schriftsteller mit US-amerikanischer Staatsangehörigkeit, der auf eigenen Wunsch in Klagenfurt (Stadtpfarrkirche St. Egyd) begraben wurde
Klaus Nüchtern (* 1961), österr. Literaturkritiker
Das Hörspiel »örtliche verhältnisse« wurde in drei Produktionen realisiert: Süddeutscher Rundfunk 1970 (Regie: Hans Bernd Müller), Österreichischer Rundfunk 1971 (Regie: Alfred Treiber) und in einer Koproduktion aus Bayerischem und Hessischem Rundfunk 1972 (Regie: Heinz von Cramer)
Am 27. Februar 1975 wurde der Politiker Peter Lorenz (1922–1987), CDU-Spitzenkandidat des gerade stattfindenden West-Berliner Wahlkampfs, bei einem fingierten Autounfall von der »Bewegung 2. Juni« entführt. In der kollektiven Erinnerung ist diese Geiselnahme von den Geschehnissen des »deutschen Herbsts« 1977 überdeckt. Die Entführung wurde in einem »breiteren Kreis von Sympathisanten« mit Wohlwollen wahrgenommen, darauf deuten mehrere Bekenntnisse und Drohungen gegen andere Politiker, die bei den Behörden eingingen, hin (vgl. Dahle 2007, 648). Ein Spezifikum dieser Entführung ist, dass Entführer und Behörden über die Medien Kontakt hielten. Am 5. März wurde Lorenz unversehrt freigelassen, man war – auch auf Betreiben des politischen Kontrahenten Lorenz’, Bürgermeister Klaus Schütz – auf die Bedingungen der Entführer eingegangen: fünf inhaftierte »Genossen« wurden in den Südjemen ausgeflogen. Es war der letzte (und in der Ära Helmut Schmidt der einzige) Anschlag in der BRD, bei dem die Forderungen der Terroristen erfüllt wurden.
Marino Freschi (* 1942), italienischer Germanist, Lehrstuhl an der Universität »Roma III«, Bücher u.a. über Joseph Roth, die Utopie in der deutschsprachigen Literatur des 18. Jahrhunderts und Goethe und Italien.
»Drachenfisch«, »Mond« und »Traumstation« waren so genannte »Flugskulpturen« André Hellers, riesige Ballone in Form von Phantasiefiguren (s. Eintrag ›Drachenfisch‹)
Lustspiel von Carl Zuckmayer, 1925 im Berliner Theater am Schiffbauerdamm uraufgeführt
Diana Kempff (1945–2005), deutsche Schriftstellerin, s. Eintrag ›Diana Kempff‹
Rainald Goetz (* 1954), deutscher Schriftsteller
Erlanger: »Er ist einer der ersten Sekretäre Klamms. Ein schwacher kleiner Herr, er hinkt ein wenig« (Kafka 1986, 376).
1941 war ein »Mozart-Jahr«, man feierte den 150. Todes- und den 185. Geburtstag – in Salzburg gab es zahlreiche Aktivitäten: »Am Vorabend des 185. Geburtstages ertönte im Landestheater die »Zauberflöte«. Der Gauleiter, Reichsleiter Bormann u.a. NS-Größen nahmen an dieser Festveranstaltung teil.« (Kerschbaumer 1988, 251)
Peter Handke (* 1942), österr. Schriftsteller
Das »Ospedale della Pietà« (»Ospedale«, ital. für: Hospital), 1346 gegründet, war eine von vier wohltätigen Einrichtungen für Waisen- oder Findelkinder in Venedig, die man wegen der Bedeutung, die die musikalische Erziehung in ihr genoss, »als eine Art Konservatorium bezeichnen« kann (Talbot 1985, 32). Vivaldi war zwischen 1703 und 1740 (mit Unterbrechungen) an der »Pietà« tätig, er unterrichtete als Violinlehrer, dirigierte und komponierte für die wöchentlich stattfindenden Aufführungen und wurde zum »Renommierstück« (Talbot 1985, 38) für die Institution.
Kofler zitiert hier aus einem Artikel einer Mitarbeiterin der »Reichsfrauenführerin« Gertrud Scholtz-Klink, Erna Köpke (»Hauptabteilungsleiterin des Deutschen Frauenwerks, Mütterdienst«), im Muttertagsheft 1939 der Zeitschrift »NS-Frauen-Warte« (Ausgaben dieser Zeitschrift lieferten auch Material für »Am Schreibtisch«, s. Eintrag ›NS-Frauenwarte‹): »Zum fünfzigsten Geburtstag des Führers hat so manche Mutter ihren Jungen oder ihr Mädel ihm begeistert entgegengestreckt, weiß sie doch, daß er erst die Voraussetzungen schuf, daß manche Kinder das Licht der Welt erblicken konnten!« (Köpke 1939, 722f.)
Titel der Beethoven-Ausstellung der Wiener Festwochen in der Volkshalle des Rathauses (26.5.–30.8.1970); Ziel der Ausstellung war es, das »Leben und Schaffen Beethovens möglichst als Einheit zu erfassen« (Racek 1970, 11). Den Titel entnahm die Ausstellung dem »Opferlied«Friedrich von Matthissons, das Beethoven zur Abfassung mehrerer Werke inspiriert habe (Racek 1970, 12).
Kofler zitiert wörtlich aus Schneiders »Schlafes Bruder« (Schneider 1994, 86).
Thomas Wolfe (1900–1938), US-amerikanischer Schriftsteller, seine umfangreicher Familienchronik »Look Homeward, Angel« erschien 1929 (dt. 1932, »Schau heimwärts, Engel«, Untertitel: »Eine Geschichte vom begrabenen Leben«). Der Satz »Plötzlich war das Haus wieder bewohnt« kommt, auch in übersetzungsbedingten Varianten, im Roman nicht vor.
Die Hubertuskirche in Sekirn wurde 1975/76 als Mausoleum für Helmut Horten errichtet. Sie ist öffentlich zugänglich und befindet sich nicht auf dem Seegrundstück der Hortens.
Wilhelm Hengstler (* 1944), österr. Schriftsteller und Regisseur, verfilmte 1989 unter dem Titel »Fegefeuer« den Roman »Fegefeuer oder die Reise ins Zuchthaus« (1983) von Jack Unterweger
PersonAutorIn/JournalistInVerbrecherInMedienFilm/Fernsehen/RadioZitate
»Der Untergang der Titanic« (1953): US-amerikanischer Film (Originaltitel: »Titanic«, R: Jean Negulesco)
Lisa Spalt (* 1970), österr. Schriftstellerin
»Das Verhör« (1981), Thriller des franz. Regisseurs Claude Miller (D: Michel Serraut, Romy Schneider), basierend auf dem Roman »Brainwash« (1979) von John William Wainwright; Remake aus dem Jahr 2000 (»Under Suspicion – Mörderisches Spiel«, R: Stephen Hopkins) mit Gene Hackman, Morgan Freeman und Monika Bellucci
PersonSchauspielerIn/RegisseurInAutorIn/JournalistInMedienFilm/Fernsehen/RadioZitate
»Der Umweg« (2001), Spielfilm der holländischen Regisseurin Frouke Fokkema, beruhend auf einigen Begegnungen der Regisseurin mit Thomas Bernhard, den im Film der Schauspieler Joachim Bissmeier verkörpert
Gustav Bartelmus (1898–1984), »Sohn eines Regierungsrates am Verwaltungsgerichtshof, humanistisch gebildet« (Kosch 1953, 77), arbeitete in Beuthen am Oberschlesischen Landestheater als Regisseur, 1933 stürzte er den damaligen Leiter des Theaters (der daraufhin Selbstmord begann; vgl. Trapp 1999, 445) und wurde Direktor. 1938 wurde Bartelmus von Goebbels’ Ministerium zum Intendanten des »Kärntner Grenzlandtheaters« in Klagenfurt ernannt. Er war auch Leiter der örtlichen Stelle der Reichstheaterkammer. Im Sommer 1941 verließ er aus nicht mehr rekonstruierbaren Gründen Klagenfurt (vgl. Jamritsch 2010, 589), ab 1942 führte er in Berlin gemeinsam mit dem Schauspieler Richard Handwerk die Gastspielbühne »Bartelmus & Handwerk« (vgl. Baur/Gradwohl-Schlacher 2011, 43). Nach 1945 Rückkehr nach Klagenfurt, editorische Tätigkeit, u. a. Bearbeitung und Herausgabe von Stücken Ludwig Anzengrubers (1947/48), und Leitung der Abteilung Hörspiel und Literatur von Studio Kärnten (vgl. Schmitz-Mayr-Harting 1977, 354). S. Eintrag ›Gustav Bartelmus‹
PersonSchauspielerIn/RegisseurInNationalsozialistInAutorIn/JournalistIn
Beginn von Friedrich Hölderlins »Abendphantasie« (1799): »Vor seiner Hütte ruhig im Schatten sizt [/] Der Pflüger, dem Genügsamen raucht sein Heerd.« (Hölderlin 1992, 230). Es handelt sich um die Negation einer Passage aus »Am Schreibtisch«: »Abendlicht, bläulicher Dunst, Rauch aus den Hütten, »Dem Genügsamen raucht sein Herd«« (s. Eintrag »Vor seiner Hütte ruhig im Schatten sitzt der Pflüger, dem Genügsamen raucht sein Herd«)
Dante Gabriel Rossetti (1828–1882), britischer Schriftsteller und präraffaelitischer Maler
1940 wurde auf dem Gelände der »Heil- und Pflegeanstalt der Stadt Wien Am Steinhof« die städtische »Fürsorgeanstalt« »Am Spiegelgrund« eingerichtet. »Der Spiegelgrund war eine der 37 Kinderfachabteilungen im Deutschen Reich, in denen ›unwertes Leben‹ vernichtet wurde«. Dort starben zwischen 1940 und 1945 knapp 800 Kinder, davon bis zu 250 mit »Nachhilfe« der Ärzte (Lehmann/Schmidt 2001, 12). Heinrich Gross war an den Tötungen beteiligt.
Florian Köll (1934–2007), 1974–1989 ÖVP-Bürgermeister von Matrei in Osttirol
Eine Firma dieses Namens in der Kärntner Gemeinde Treffen gab es nicht. (vgl. Zernatto 2016) Kofler spielt hier auf Kriemhild Trattnig (* 1937) an, die aus deutschnationaler Familie in Einöde bei Treffen stammt und nach der Heirat mit einem ebenfalls deutschnational Eingestellten aus der Nachbargemeinde ihre politische Karriere als Gemeinderätin begann. Trattnig wurde Landtagsabgeordnete und war langjährige Präsidentin des Kärntner Landtags. Sie gilt als politische »Ziehmutter« Jörg Haiders.
Kofler zitiert hier aus der »meditation über das kleine du« seines Innsbrucker Freundes Georg Decristel, ein Gedicht mit Versen aus ein bis vier Wörtern, in denen die Buchstaben d und u jeweils in Fettschrift gedruckt sind, beginnend mit »absUD«, endend mit »zünDhUt« (Decristel 1967).
Francesco Petrarca (1304–1374), italienischer Dichter
Robert Menasses Romandebüt »Sinnliche Gewißheit«erschien 1988 im Rowohlt Verlag (im selben Jahr hatte Kofler nach dem Wechsel von Wagenbach mit »Am Schreibtisch« ebenfalls seine erste Veröffentlichung bei Rowohlt). Im Begriff der Sinnlichkeit gibt es eine Schnittmenge mit Nitsch, der seine Aktionen als eine »instinktive suche nach sinnlich intensiven erlebnissen« beschreibt (Nitsch 2015a). Menasse übernahm den Titel allerdings von Hegels »Phänomenologie des Geistes« und dessen gleichlautendem ersten Kapitel (»Die sinnliche Gewissheit oder das Diese und das Meinen«, vgl. Hegel 1970)
Jean Luc Godard (* 1930), franz. Regisseur; u.a. in »Aus der Wildnis« Anspielung auf seine Filme, s. Eintrag ›Jean-Luc‹
Der Verein Wort-Werk ist ein Kärntner Autorenkollektiv, bestehend aus Simone Schönett, Siegfried Ortner und Harald Schwinger.
»Mama«: Titel des ersten Hits von Kinderstar Heintje; 1966 hatte Heintje einen niederländischen Talentwettbewerb mit der niederländischen Version des Schlagertitels gewonnen, 1976 den Hit im deutschen Fernsehen gesungen, 1986 war die Single »Mama« die meistverkaufte in Deutschland.
Peter Paul Wiplinger (* 1939), österr. Schriftsteller; Kofler bezieht sich auf das Gedicht »Der Golfkrieg«, das Wiplinger während des zweiten Golfkriegs (Jänner/Februar 1991) in der katholischen Wochenzeitung »Die Furche« veröffentlichte (vgl. Wiplinger 1991), s. Eintrag ›Peter Paul Wiplinger‹
Buchveröffentlichung von André Heller (1987), Untertitel: »61 Beschreibungen aus dem Leben des Ferdinand Alt«, s. Eintrag ›Schattentaucher‹
Der Filmproduzent Carl Spiehs (s. Eintrag ›Carl Spiehs‹) sowie der Schauspieler Otto Retzer (s. Eintrag ›Kahlkopf Retzer‹) gelten in der Regenbogenpresse als »Wörtherseebotschafter«, weil sie seit der Fernsehserie »Ein Schloß am Wörthersee« (1990–1992) indirekt Fremdenverkehrswerbung für die Region betreiben.
Der Schriftsteller Samuel Beckett ist eine der zentralen Bezugsgrößen im Œuvre Koflers (s. Eintrag »Es ist Mitternacht.«). In dem 1963 in deutscher Sprache uraufgeführten Drei-Personen-Stück »Spiel« (Originaltitel: »Play«) treten zwei Frauen und ein Mann auf. Man sieht nur die Köpfe der SchauspielerInnen, die aus großen Urnen ragen. Die SchauspielerInnen sprechen nur, wenn sie vom Scheinwerfer angeleuchtet werden
Oswald Wiener (* 1935), österr. Schriftsteller, Sprachtheoretiker, Kognitionswissenschaftler, in den 1950er Jahren Teil der sogenannten Wiener Gruppe (s. Eintrag ›Wiener Gruppe‹); ab 1986 lebte Oswald Wiener mit seiner Frau, der Gobelinkünstlerin Ingrid Wiener, in Dawson City, Kanada, 2013 endgültige Rückkehr nach Österreich
Eventuell Anspielung auf den Debütroman »Irre«(1983) von Rainald Goetz
Robert Musil (1880–1942), österr. Schriftsteller
Eigentlich Kurt Drössler (1917–1994), österr. Unterhaltungskünstler, der in den 1960er und 1970er Jahren in einigen Sendungen des ORF als Zauberer auftrat
»Ich bin Momus, der Dorfsekretär Klamms«, stellt sich diese Figur in Kafkas Roman »Das Schloß« vor. Die Wirtin ergänzt: »Herr Momus besorgt die im Dorfe nötig werdenden schriftlichen Arbeiten Klamms und empfängt alle aus dem Dorf stammenden Ansuchen an Klamm als Erster« (Kafka 1986, 174f.).
Kofler bezeichnet die Aufführung später im Stück auch als »Kriegswinterzauberflöte«. Im November 1939 stand Mozarts»Zauberflöte« auf dem Programm des »Kärntner Grenzlandtheaters«, eine Übernahme der Inszenierung aus der Spielzeit 1913/14. Im Oktober 1943 wurde das Stück unter der Regie des damaligen Intendanten Willy Meyer-Fürst neu inszeniert (vgl. Rudan 1960, 318 u. 328; s. Eintrag »Grenzlandtheaterzauberflöte«).
PersonMusikerInSchauspielerIn/RegisseurInMedienMusikEreignis
Hildegard Knef (1925–2002), deutsche Sängerin und Schauspielerin
Der vorangehende Satz ist ein wortwörtliches Zitat aus dem Sanders-Brahms-Interview, dieser ist leicht abgeändert: »Dies [die Erfahrung der Geburt] kann ein Mann nicht haben, wenn sicherlichFreudunrecht hat mit seiner Theorie des Penisneides, so glaube ich, daß Männer einen ganz starken Gebärneid haben, d.h. daß sie eine große Sehnsucht nach dieser Erfahrung haben, die das totale Auslöschen des Selbst bedeutet« (Tühne/Olfe-Schlothauer 1980, 154).
Herbert von Karajan (1908–1989), österr. Dirigent, s. Eintrag »Aachener Generalmusikdirektor von Karajan«
Leicht abgewandeltes Zitat aus Schneiders »Schlafes Bruder«: »glart auf den Zunderpilz, und seine Hand fingert am losen Glied« (Schneider 1994, 79)
Kofler dürfte sich hier auf Marcel Reich-Ranicki beziehen, in den ersten Jahren des Bachmann-Preises Vorsitzenden der Jury. Reich-Ranicki lancierte dieses Bonmot in seiner Laufbahn als öffentlicher Literaturkritiker des öfteren (vgl. Borchardt 2020), führte es mitunter auch auf seinen angeblichen »Urheber«, den Regisseur Fritz Kortner, zurück (vgl. [red.] 2002).
Möglicherweise eine Anspielung auf den Drehbuchautor und Feuilleton-Redakteur Thomas Pluch (1934–1992)
Linda Stift (* 1969), österr. Schriftstellerin
Bevorzugter Wohnort Thomas Bernhards im oberösterr. Traunviertel. Dort erwarb Bernhard 1965 einen Vierkanthof und renovierte ihn aufwändig. Seit 1990 ist das so genannte Bernhard-Haus der Öffentlichkeit zugänglich, s. Eintrag »Kaspar aus Ohlsdorf«
Anspielung auf den Titel des Theaterstücks »Am Ziel« (1981) von Thomas Bernhard
Vergil (70–19 v.u.Z.), römischer Dichter
Knulp heißt der Protagonist in den »Drei Geschichten aus dem Leben Knulps« (1915), so der Untertitel, von Hermann Hesse. Knulp, so auch der Haupttitel des Buches, ist ein »arbeitsloser Landstreicher« (Hesse 1974, 14), der mit tadellosem Auftreten und einigen künstlerischen Begabungen zu bestechen weiß, dem aber die auf Dauer ungesunde Wanderschaft noch in seinen Vierzigern das Leben kostet. Mag sein, dass Kofler hier einen Bezug zu seinen damaligen »Wanderungen« und Fahrten durch Europa sah.
Gert F. Jonke (1946–2009), österreichischer Schriftsteller; für den jungen »Beatnik« Kofler war der zur angegebenen Entstehungszeit des Gedichts (1965) noch in Klagenfurt wohnhafte Jonke eine wichtige Bezugsperson für seine dichterischen Ambitionen, Jonke leistete 1965 den Wehrdienst ab. Im Text »Zwei ungleiche Brüder« im vorliegenden Band erinnert sich Kofler an die Zeit beider Schreibanfänge. s. Eintrag ›Jonke‹
Der aus Menasses Dissertation hervorgegangene »Essay zum österreichischen Geist« »Die sozialpartnerschaftliche Ästhetik« erschien 1990.
»Briefe an Hartmut«: Korrespondenz des deutschen Schriftstellers Rolf Dieter Brinkmann (1940–1975) mit einem in den USA lebenden deutschen Studenten aus den Jahren 1974/75, 1999 postum herausgegeben
Anspielung auf »Singin’ in the Rain«»,« ein von Arthur Freed und Nacio Herb Brown geschriebener Filmschlager aus dem Jahr 1929, der vor allem mit Gene Kellys Performance im gleichnamigen Tonfilm von 1952 assoziiert wird.
Diese Aufforderung kommt in Shakespeares »König Lear« nicht vor.
Die Wahl zum Berliner Abgeordnetenhaus fand am 2. März 1975 statt. Es waren wegen der Entführung Lorenz’ »Krisen-Wahlen« (Schmollinger 1975, 446).
Da über Jakob Winkler, den in »Hotel Mordschein« (s. Eintrag »dieser eigentliche Lagerkommandant heißt Winkler«) erwähnten Kommandanten des Konzentrationslagers am Loiblpass, wenig biographische Details greifbar sind, bleibt unklar, ob er hiermit gemeint ist. Winkler dürfte 1938 bereits SS-, nicht SA-Mitglied gewesen sein.
Anspielung auf die Nähe der Nahrungsmittelfirma Dr. Oetker zu den Machthabern des »Dritten Reichs« – worauf Kofler vielfach Bezug nimmt: so bezeichnet er etwa in »Amok und Harmonie« Bielefeld als »Backpulver-Straflager« und »Oetker-KZ« (s. Eintrag ›Backpulver-Straflager, in diesem Oetker-KZ‹) und führt »Oetker Käse-Cracker und Oetker Gewürz-Cracker« an, im Hörspiel »Der Erlöser« ist vom »Oetker-KZ« die Rede (s. Eintrag ›Oetker-KZ‹), in »Am Schreibtisch« vom »Herr Wehrwirtschaftsführer Oetker« (s. Eintrag »Wehrwirtschaftsführer Oetker«).
Sigrid Löffler (* 1942), österr. Literaturkritikerin , s. Eintrag ›Löffler‹
Otto Retzer (* 1945), österr. Schauspieler und Regisseur, war Lehrling im bei Kofler einschlägig bekannten Klagenfurter Tanzcafé Lerch, bekannt wurde er durch seinen Auftritt in der Fernsehserie »Ein Schloß am Wörthersee« (1990–1992); in »Üble Nachrede« und »Manker« Ziel der koflerschen Satire (s. Eintrag ›Kahlkopf Retzer‹)
In Ernst Lubitschs Film »Sein oder Nichtsein« (»To be or not to be«, USA 1942) probt das Theater in Warschau 1939 ein Anti-Nazi-Stück, das abgesetzt werden muss. Nach dem Einmarsch deutscher Truppen spielen die Schauspieler in den Kostümen des Stücks und führen in Rollen der deutschen Besatzer die Gestapo in die Irre (vgl. Krusche 1993, 565). s. Eintrag »Sein oder Nichtsein!«
Anspielung auf das Theaterstück »Der Ignorant und der Wahnsinnige« von Thomas Bernhard (1972 uraufgeführt)
»Der Prozeß«: 1914/15 entstandener, unvollendeter und postum (1925) erschienener Roman von Franz Kafka, s. Eintrag ›Kafkas »Prozeß«
Figur eines Frauenmörders in Musils »Mann ohne Eigenschaften«, s. Eintrag »Eine Dirne der niedersten Sorte,...‹
Kofler spielt auf Manfred Bielers autobiografisches Buch »Still wie die Nacht. Memoiren eines Kindes« (1989) an; darin schildert Bieler die wechselnden Affären seiner Mutter und die durch sie erfahrene sexuelle Gewalt
Auf der Suche nach dem Beamten Erlanger, bei dem er eine nächtliche Vorladung hat, stößt K. auf Bürgel, den Sekretär des Beamten Friedrich: »›Ich z. B. bin Verbindungssekretär. […] ich bilde die stärkste Verbindung [...] zwischen Friedrich und dem Dorf, ich bilde die Verbindung zwischen seinen Schloss- und Dorfsekretären« (Kafka 1986, 407f.).
Lilli Palmer (1914–1986), deutsche Schauspielerin, ab 1933 in Paris, London und den USA tätig, 1954 Rückkehr nach Deutschland
Der gesamte Absatz ist ein wortwörtliches Zitat aus dem Artikel »Die Kraft der mütterlichen Liebe« des Schriftstellers Hermann Gerstner (1903–1993) im »Muttertagsheft« der »NS-Frauen-Warte« 1939 (Gerstner 1939).
Wörtliches Zitat aus Schneiders »Schlafes Bruder« (Schneider 1994, 113)
Marcel Marceau (1923–2007), Pantomime, der in Frankreich für seine Figur des »Bip« bekannt war, eines Clowns mit weißem Gesicht, Ringelhemd, zerbeultem Hut und roter Blume
Josef Friedrich Perkonig (1890 – 1959), Schriftsteller und Lehrer, »der Dichter Kärntens« (Aufschrift auf dem Grabstein am Klagenfurter Friedhof Annabichl), bereits im Austrofaschismus hoch dekoriert (Staatspreis 1935), NS-Sympathisant, Obmann der Kärntner Landesstelle der Schriftsteller der Reichsschrifttumskammer (s. Eintrag »Johann-Friedrich-Perkonig-Gesellschaft« und den Text »Johann Friedrich Perkonig, der große Kärntner Dichter«)
Zur Zeit der Publikation des Textes (1979) war Gerald Szyszkowitz (* 1938) Leiter der ORF-Hauptabteilung Fernsehspiel.
Kofler meint vermutlich »Käre John (Lieber John)« (1964), eine schwedische Filmromanze (R: Lars-Magnus Lindgren) mit Christina Schollin, Jarl Kulle und Helena Nilsson
Anspielung auf das Theaterstück »Happy Days« (1960) von Samuel Beckett
Zitat bzw. leichte Abwandlung der Schilderung von Fräulein Trenk aus »Der Höllenbote«: »›Allerdings, denn im Schlangeneck trafen sich früher oft die Neger der umliegenden Farmen. Wir glaubten zuerst, daß sie geheime Zusammenkünfte veranstalteten, aber als wir sie beobachteten, stellte es sich heraus, daß sie nur zu ihremVergnügen dort zusammentrafen. Sie sangen und musizierten, brachten auch manchmal ihre Frauen mit‹« (Warren 1958, 10).
Ennio Morricone (* 1928), ital. Komponist und Dirigent, der v.a. durch seine Filmmusiken für Italowesterns bekannt ist, u.a. für die von Kofler/Fian genannten Filme: »Für ein paar Dollar mehr« (orig. »P«»er qualche dollaro in più«, 1965; R: Sergio Leone), »Zwei glorreiche Halunken« (internat. Titel: »The Good, the Bad and the Ugly«, 1966; R: Sergio Leone), »Leichen pflastern seinen Weg« (orig.: »Il grande Silencio«, 1968; R: Sergio Corbucci), »Die gefürchteten Zwei« (orig.: »Il Mercenario«, 1968; R: Sergio Corbucci)
PersonMusikerInSchauspielerIn/RegisseurInMedienFilm/Fernsehen/Radio
Sylvester Stallone (* 1946), US-amerikanischer Filmschauspieler, Durchbruch 1976 mit dem Boxer-Drama »Rocky« (Drehbuch, Hauptdarsteller) s. Einrag ›Rambo‹
Quelle für Koflers Angaben ist erneut der Artikel Wolfgang Höllrigls (vgl. Höllrigl 1978). Den SA-Rang Gross’ gibt Kofler anders wieder. Höllrigl berichtete im Mai 1979 auch von der Zeugenaussage Gross’ im Prozess gegen Werner Vogt (s.u.): »›Es ist richtig. Ich bin schon im Jahre 1932 der Hitlerjugend beigetreten, wurde dann zur SA überstellt, wo ich den Rang eines Obertruppenführers bekleidete.‹« Er gab an, kein Luminal verordnet und sich sogleich an die Front gemeldet zu haben, als er vom »Euthanasie«-Programm am »Spiegelgrund« erfahren habe (Höllrigl 1979b).
Bezieht sich auf die Erzählung Tullipan von Christoph Meckel (1935–2020), 1965 als zweite Publikation (»Quartheft 2«) des neu gegründeten Wagenbach-Verlags erschienen. Meckel schreibt darin von einem Erzähler-Ich, das damit umgehen muss, dass eines Tages Tullipan, eine »große und breite«, alterslose männliche Figur, die bis dahin in seiner Vorstellungswelt gelebt hat, vor ihm steht: »Ich hatte nicht damit gerechnet, daß du je aus meinem Kopf springen könntest« (Meckel 1965, 9). Auf Meckel bezieht sich Kofler auch in »Der Hirt auf dem Felsen«, s. Eintrag »Monolog von der melancholischen Freiheit«
Wörtliches Zitat aus Becketts Theaterstück »Spiel«; in der Szene kommt es zu einer Konfrontation zwischen der Partnerin und der Geliebten eines Mannes (Beckett 1963, 10).
»Rom, Blicke«: postume Publikation (1979) von Rolf Dieter Brinkmann, der ein Rom-Aufenthalt zugrunde liegt; der Verlag setzte das collagierte Text-Bild-»Materialalbum« (Brinkmann) neu; Aufzeichnungen, Briefe, Notizen, fortlaufender Text wechseln sich mit Bildmaterial (Ansichtskarten, Bustickets, Zeitungsausschnitten, etc.) ab (vgl. Schönborn 2020, 241).
Anspielung auf Harald Schwinger (* 1964), in Villach geborener Autor und Mitglied des Vereins Wortwerk
Christine Lavants Gedicht »So eine wildfremde Sonne!« entstammt der Gedichtsammlung »Spindel im Mond« 1959): »So eine wildfremde Sonne! [/] die war wohl noch nie in unserem Dorf, [/] sie weiß ja nicht einmal den Hühnersteig [/] zu den Sonnenrosen hinüber« (Lavant 2014, 260).
Möglicherweise Bezug auf Walter Benjamins »Illuminationen«, eine von Theodor W. Adorno1955 herausgegebene Sammlung von Schriften, deren Titel auf einen Hinweis Adornos zurückgeht, und zwar auf die Veröffentlichung einer Auswahl durch Siegfried Kracauerin der »Frankfurter Zeitung« unter dem Titel »Kleine Illuminationen«, der Benjamin zugestimmt habe; er verweise auf die seinem Schreib- und Denkstil charakterisierenden Komponenten des Erleuchtens und Aufklärens (Benjamin 1969, 444f.).
PersonAutorIn/JournalistInPhilosophInMedienZeitung/ZeitschriftZitate
André Heller kündigte seinen Jahrmarkt in Hamburg (»Luna Luna«) 1987 als »Rummelplatz der Skurrilitäten und Sensationen« und als »Territorium der Überraschungen« an ([red.] 1987).
Der Kärntner Architekt, Grafiker und Schriftsteller Hans Leb (1909–1961) gründete 1961 die Zeitschrift »Der Bogen«. Dokumente neuer Dichtung. Die Einzelnummern in Kleinoktav-Format bestanden aus einem Druckbogen – was acht Seiten ergab – und waren jeweils einem einzelnen Autor gewidmet, die Einzelnummer wurden (bis zur 13. Nummer) zu einer Mappe zusammengefasst. Nach dem Tod Lebs übernahm Heinz Pototschnig die Herausgeberschaft. Neben Kärntner Autoren erschienen immer wieder überregionale Beiträge, in Mappe 4 etwa H. C. Artmann und Felix Braun. Die Schüler Gert Jonke und Kofler waren »Stammbeiträger« der bis 1965 bestehenden Zeitschrift (Gausterer 2010, 6).
Zitat aus Lubitschs Film »Sein oder Nichtsein«, s. Eintrag ›Konzentrationslager-Ehrhardt‹
Kofler bezieht sich hier auf einen Bericht der Journalistin Trude Polley (1912–1992) im »Getreuen Eckart« aus dem Februar 1940: »Erst Ende November hat in dieser Spielzeit das Kärntner Grenzlandtheater mit drei einander folgenden glanzvollen Premieren – desEgmont, derZauberflöteund desZigeunerbaron – seine Tore geöffnet« (Polley 1940; s. Eintrag »glanzvolle Premiere«).
»Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand«: 1774 uraufgeführtes Theaterstück von Goethe
Christoph Ransmayr (* 1954), österr. Schriftsteller
Herkömmlicher Name der Klavierfantasie Op. 15 in C-Dur von Franz Schubert. Den Namen bezieht das Werk aus dem Leitmotiv, das Schubert seinem Lied »Der Wanderer« (1816) entnahm, s. Eintrag ›Wandererphantasie‹
Titel eines Romans (1967) der deutschen Unterhaltungsschriftstellerin Utta Danella (1924–2015, s. Eintrag ›Uta Danella‹); die folgende Passage ist allerdings nicht aus diesem Buch, es könnte sich um eine Pastiche Koflers handeln.
Variation des ersten Satzes aus »Der Prozeß« von Franz Kafka: »Jemand mußte Josef K. verleumdet haben, denn ohne daß er etwas Böses getan hätte, wurde er eines Morgens verhaftet« (Kafka 1990). s. Eintrag »Jemand mußte die Sängerin verleumdet haben, denn ohne daß sie etwas Böses getan hätte, wurde sie von den Männern verhaftet«‹
Diese »höchste Auszeichnung, die unser allergnädigster Herrscher vergeben kann« (Lehár 1929, 37), ist ein Motiv, das bereits Lehárs Operette »Die Gelbe Jacke« (1923) bestimmt. In der Reihung der Szenen, der Nummerierung der Lieder und aller folgenden Zitate folgt Kofler exakt dem Textbuch der Operette.
Peter Rosegger (1843–1918), österr. Heimatschriftsteller
Abgewandeltes Zitat aus Becketts»Spiel«: »Irgendein Idiot mähte Gras« (Beckett 1963, 12)
Erzählung (1982) von Thomas Bernhard((s. Eintrag ›Hotel Paris in Palma‹))
Der gesamte Satz ist ein wortwörtliches Zitat aus dem Sanders-Brahms-Interview (Tühne/Olfe-Schlothauer 1980, 154).
Abgewandeltes Zitat aus Schneiders »Schlafes Bruder«: »›Halt ein!‹ rief er plötzlich. ›Da kömmt mir eine Melodie!‹« (Schneider 1994, 116)
Am Ende variiert Kofler erneut Kafkas »Ein Bericht für eine Akademie«: »Man sage nicht, es wäre der Mühe nicht wert gewesen. Im übrigen will ich keines Menschen Urteil, ich will nur Kenntnisse verbreiten, ich berichte nur, auch Ihnen, hohe Herren von der Akademie, habe ich nur berichtet« (Kafka 2003, 60).
In Kafkas Roman »Der Proceß« fordert K. die nach seiner Verhaftung ihm »zur Verfügung gehaltenen« Kollegen auf, mit ihm in die Bank zurückzukehren: »›Ich habe Sie gar nicht erkannt. Nun werden wir also an die Arbeit gehen, nicht?‹ Die Herren nickten lachend und eifrig, als hätten sie die ganze Zeit über darauf gewartet« (Kafka 1990, 27).
Blixa Bargeld (* 1959, eigentl. Christian Emmerich), deutscher Musiker, Frontman der Band Einstürzende Neubauten (s. Eintrag ›Einstürzende Neubauten‹) und Gründungsmitglied der Band Nick Cave and the Bad Seeds
»Pünktchen und Anton« (1931), Roman von Erich Kästner
Anspielung auf die früher Bezeichnung jenes Abschnitts der Wiener Ringstraße, an der das Hauptgebäude der Universität liegt (heute Universitätsring), benannt nach Karl Lueger (1844–1910), 1897 bis 1910 Wiener Bürgermeister, berüchtigt für seinen Antisemitismus; laut mündlicher Mitteilung von Antonio Fian liegt hier eine von Wendelin Schmidt-Dengler (1942–2008), Lehrstuhlinhaber an der Wiener Germanistik, mitgeteilte Anekdote zugrunde, in der er vom Erhalt eines Briefes mit dieser Anschrift berichtete
Die Autoren beziehen sich hier auf Verse des »Häfenpoeten« Jack Unterweger. Unterweger (1950–1994) wurde 1976 wegen Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt. Während der Haftzeit in der Justizanstalt Stein begann Unterweger zu schreiben, ab Anfang der 1980er Jahre veröffentlichte er seine Texte, die innerhalb des Literaturbetriebs einiges Aufsehen erregten. Sein autobiographischer Roman »Fegefeuer« wurde 1988 verfilmt. 1990 wurde er aus der Haft entlassen und galt – nicht zuletzt aufgrund seiner künstlerischen Tätigkeit – als Musterbeispiel geglückter Resozialisierung. Nach einer Serie von Frauenmorden wurde er 1992 in den USA verhaftet und 1994 wegen neunfachen Mordes neuerlich zu lebenslanger Haft verurteilt. Da Unterweger nach dem Urteil Selbstmord beging, erlangte es nie Rechtskraft. Der erste Vers, »Antwortloser Fels«, stammt aus Unterwegers Veröffentlichung »Mare Adriatico«: »URFRAGE! [/] WARUM? [/] Versteinertes Schweigen in der sinnlosesten Frage aller Fragen. Antwortloser Fels. Wie ist es, so verrückt zu sein, daß man nichts mehr spüren und erleben kann?« (Unterweger 1990, 45) Die anderen drei Verse zitieren die letzte Strophe des Gedichts »Besatzungskind« aus der Sammlung »Kerker« (»prosaische Lyrik«), das die Rolle der Mutter behandelt: »ein nervliches Wrack und was kam [/] in Haßliebe hervorgepreßt [/] unreif für die Mutterrolle [/] so blieb ich als ihr Sohn zurück« (Unterweger 1984, 94).
William Shakespeare (1564–1616), englischer Dramatiker
Der Erlass auf Adolf Hitlers persönlichem Briefpapier lautet: »Berlin, den 1. Sept. 1939 [/] Reichsleiter Bouhler [/] und Dr. med. Brandt [/] sind unter Verantwortung beauftragt, die Befugnisse namentlich zu bestimmender Ärzte so zu erweitern, dass nach menschlichem Ermessen unheilbar Kranken bei kritischster Beurteilung ihres Krankheitszustandes der Gnadentod gewährt werden kann. [/] A. Hitler« (Hitler 1989).
Eduard Wallnöfer (1913–1989), 24 Jahre lang (1963–1987) Tiroler Landeshauptmann
Während der Zeit des Austrofaschismus war die NSDAP in Österreich verboten (ab Juni 1933), nationalsozialistisch Gesinnte bzw. Organisierte wurden mit dem Kürzel »Illegaler« bezeichnet. Nach dem »Juliabkommen« 1936 mit Hitler-Deutschland blieb die NSDAP zwar weiterhin verboten, die Regierung Schuschnigg machte den Nationalsozialisten aber Konzessionen, es wurde für die gut organisierten »Illegalen« leichter, mit den Restriktionen zu umzugehen.
Franz Fuchs (1949–2000), österr. Terrorist und Bombenattentäter; zwischen 1993 und 1997 verübte er im Namen einer »Bajuwarischen Befreiungsarmee« rassistisch motivierte Brief- und Rohrbombenattentate; vier Personen kamen ums Leben, 15 wurden zum Teil schwer verletzt.
Adolf Hitler machte im Vorfeld der Volksabstimmung am 10. April 1938über den »Anschluss« ans Deutsche Reich eine Österreich-Tournee, am 2. April war er in Graz, am 4. April in Klagenfurt, tags darauf in Innsbruck, wohin ihn Sonderzug, der durch Villach kam, brachte. Am 6. April ist er in Salzburg(vgl. Bruppacher 2018, 31f.).
Mövenpick: 1948 gegründete Schweizer Unternehmensgruppe, vornehmlich in der Lebensmittel- und Tourismusbranche tätig
Hans Magnus Enzensberger (* 1929), deutscher Schriftsteller; bei »Luna Luna« las ein Roboter, der in ein Objekt des britischen Künstlers Jim Whiting integriert war, Gedichte Enzensbergers vor
Thomas Bernhard (1931–1989), österr. Schriftsteller
Heinz Pototschnig (1923–1995), österr. Schriftsteller, im Brotberuf praktischer Arzt in Villach, 1961–1965 Herausgeber der Literaturzeitschrift »Der Bogen«, seine Lyrikpublikationen der 1960er Jahre erschienen in regionalen Kleinverlagen, in den 1970er Jahren veröffentlichte der Wiener Zsolnay-Verlag drei Romane Pototschnigs, 1977 Teilnahme am ersten Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb, seit 2020 Gedenktafel am Haus Anton-Tuder-Straße 28 in Villach-Maria Gail.
TopographieOrtschaftPersonAutorIn/JournalistInMedienZeitung/Zeitschrift
Das Klagenfurter Café Lerch war vor 1938 ein beliebter Treffpunkt für Anhänger und Mitglieder der während des Austrofaschismus verbotenen NSDAP. Auch Ernst Lerch (1914–1997), der Sohn des Lokalbetreibers, war ein »Illegaler«. Nach seiner NS-Karriere, seiner Beteiligung an der Judenvernichtung im »Generalgouvernement« Polen und einiger Zeit in Verstecken nach 1945 konnte Lerch 1950 das Lokal seines Vaters übernehmen und als beliebtes »Tanzcafé« etablieren. Das Lokal bestand bis in die 1970er Jahre, heute ist dort eine McDonald’s-Filiale untergebracht (s. Eintrag ›Tanzcafé Lerch‹).
Die Tage der deutschsprachigen Literatur sind ein seit 1977 jährlich stattfindender Literaturwettbewerb in Klagenfurt, im Rahmen dessen der von der Stadt Klagenfurt gestiftete Ingeborg-Bachmann-Preis vergeben wird. s. Eintrag ›wetteifern wie die Dichter in den Klagenfurter Literaturwettkämpfen‹
»Torquato Tasso« (1790), »Stella« (1806), »Clavigo« (1774): Theaterstücke von Goethe
Es gibt einige Anspielung auf Johann Wolfgang von Goethe (1749–1832) in Koflers Werk, s. Eintrag ›Goethe‹
Ern(e)st Bornemann (1915 – 1995), deutscher Anthropologe und Sexualwissenschaftler, 1933 – 1960 Exil in Großbritannien und Kanada, lebte ab 1970 in Österreich, Lehrtätigkeit an der Universität Salzburg, s. Eintrag ›Bornemann‹
Was Kofler hier als »Premiere« bezeichnet, dürfte er auf die erwähnte Festaufführung der »Zauberflöte« am 26. 1. 1941, dem Vorabend des 185. Geburtstags des Genius loci, beziehen (vgl. Kerschbaumer 1988, 251). Salzburger Gauleiter war zu dieser Zeit Friedrich Rainer (1903–1947), Ende 1941 wurde er »Reichsstatthalter« in Kärnten und Krain, ab 1943 machte ihn Hitler zusätzlich zum Leiter der Zivilverwaltung in der »Operationszone Adriatisches Küstenland«.
Am 9. Parteitag der Kommunistischen Partei China 1969, der Mao in seiner wiedererrungenen Macht festigen sollte, wurde sein innerparteilicher Gegner Liu Schao-Tschi als »absolut besserungsunwilliger Machthaber auf dem kapitalistischen Weg« bezeichnet (vgl. Kraus 1979, 350). s. I/356
Carl Zuckmayer (1896–1977), deutscher Schriftsteller, lebte von 1933 bis 1938 in Österreich, danach Flucht in die USA, 1957 Übersiedelung in die Schweiz
Der Ausspruch »mein Waterloo« steht in der Regel für eine schwere (persönliche) Niederlage und bezieht sich auf die Schlacht bei Waterloo, die Niederlage Napoleon Bonapartes am 18. Juni 1815 gegen die englischen Truppen, die Napoleons Herrschaft der Hundert Tage beendete.
Dieser Segen war als Abendgebet fixer Bestandteil des Tagesablaufs von Kindern in gläubigen Haushalten. In der auf katholische Traditionen besonders rekurrierenden Literatur des wie Kofler und Fian in Kärnten aufgewachsenen Josef Winkler kommt das Gebet gleich zweimal vor (vgl. Winkler 1984, 14; Winkler 1998, 15).
Der gesamte Absatz ist ein wortwörtliches Zitat aus Hermann Gerstners »Muttertagsartikel «(Gerstner 1939). Der Bindestrich zeigt an, dass die beiden Sätze aus unterschiedlichen Absätzen stammen.
Wörtliches Zitat aus Schneiders»Schlafes Bruder«, der darauffolgende, durch den Bindestrich getrennte Satz steht bei Schneider etwa eine halbe Seite weiter (Schneider 1994, 119)
In einschlägigen Liederbüchern (vgl. Anderluh 1976) ist dieses Lied nicht nachgewiesen. Es gibt ein Kärntner Volkslied, an das die Zeilen angelehnt sein könnten: »Da Pfårra håt g’sågg und håt dabei glåcht: Unsa Herrgott håt gsungan, wia an Karntner håt gmåcht« (Drewes/Mittergadnegger 1983, 10). Dieses Lied wiederum erinnert an das in Kärnten bekannte Gedicht »Unser Landle« von Primus Lessiak (1878–1937): »Und d’r Herrgott håt g’låcht, [/] Wie er ’s Landle håt g'måcht« (zit. n. Amann 2002, 330).
Kofler lehnt sich hier an einen Satz aus Kafkas »Proceß« an: »Diese so uncharakteristischen blutarmen jungen Leute [...] waren tatsächlich Beamte aus seiner Bank, nicht Kollegen, das war zu viel gesagt und bewies eine Lücke in der Allwissenheit des Aufsehers, aber untergeordnete Beamte aus der Bank waren es allerdings« (Kafka 1990, 27).
Otto Scrinzi (1918 – 2012), Psychiater, s. Eintrag »der Irrenarzt und Erbgesundheitspfleger Scrinzi«
Im Abschnitt» In Treuchtlingen« in »Am Schreibtisch« bezieht Kofler sich auf den Autor Ludwig Fels, der 1946 in Treuchtlingen, Fränkische Alb, geboren wurde, s. Eintrag »Treuchtlingen, Fels«
»Ich bin ein Mensch, nichts Menschliches, denk ich, ist mir fremd« (lat.: »homo sum; humani nil a me alienum puto«, Terence 1988, 48), zum geflügelten Wort gewordenes Zitat aus der Komödie »Heautontimorumenos« (»Der Selbstquäler«, »Der Selbsträcher«) des römischen Dichters Terenz
Im oberösterreichischen Mattighofen gründete Hans Trunkenpolz 1934 eine Schlosserwerkstatt, die er in eine Motorrad- und Automobil-Reparaturwerkstatt ausbaute. 1951 begann die Werkstätte mit der Produktion von Leichtmotorrädern, mit dem Einstieg des Gesellschafters Ernst Kronreif 1955 lautete der offizielle Firmenname »Kronreif, Trunkenpolz, Mattighofen« . Ab 1964 konzentrierte sich die Firma in der Motorradproduktion auf den Geländesport. 1970 erreichte man auf einer KTM-Motocross-Maschine den ersten österreichischen Staatsmeister-, 1974 den ersten Weltmeistertitel.
Ernst Bloch (1885–1977), deutscher Philosoph
François Villon (1431–um 1463), französischer Dichter und Vagant
Variation des ersten Satzes aus »Der Prozeß« von Franz Kafka: »Jemand mußte Josef K. verleumdet haben, denn ohne daß er etwas Böses getan hätte, wurde er eines Morgens verhaftet.« (Kafka 1958, 7)
Zitat aus Becketts Theaterstück »Spiel«, in dem der Mann den folgenden Satz spricht: »Nie zusammen erwachten, an einem Morgen im Mai, wer zuerst erwacht, weckt die beiden anderen« (Beckett 1963, 17).
Anspielung auf den zentralen Handlungsort in Menasses Roman »Sinnliche Gewissheit« (vgl. Menasse 1988): die »Bar jeder Hoffnung« in São Paulo, einen Treffpunkt europäischer Emigranten
Vor allem im so genannten Ortstafelstreit, der jahrzehntelangen politischen Debatte um zweisprachige Ortstafeln in Südkärnten, schürten Jörg Haider und die FPÖ Ängste vor einer »Slowenisierung« Kärntens. In einer Aussendung der APA wird Haider 2001 folgendermaßen zitiert: »›Mit mir kann man keinen Weg gehen, der zu einer schleichenden Slowenisierung in Unterkärnten führt‹, sagte er [...] bei einer Veranstaltung [...], die vom Kärntner Heimatdienst und vom Kärntner Abwehrkämpferbund organisiert wurde« (APA 2001).
Papadopoulos ist ein häufiger griechischer Name, bekanntester Namensträger in der griechischen Geschichte war Georgios Papadopoulos (1919–1999), der 1967 während des Militärputschs zum starken Mann der regierenden Junta und 1973 zum Staatspräsident wurde, bevor er nach einem neuerlichen Putsch 1973 und einem Prozess 1975 den Rest seines Lebens in Gefangenschaft verbrachte
Zitat aus Schillers Gedicht »Die Künstler«: »Der Menschheit Würde ist in Eure Hand gegeben, [/] Bewahret sie!« (Schiller 1999, 261)
Elizabeth »Liz« Taylor (1932–2011), US-amerikanisch-britische Schauspielerin
Matthias Walden: Pseudonym von Eugen Wilhelm von Saß (1927–1984), deutscher Journalist, 1950 Flucht aufgrund seiner konservativen, in der DDR nicht opportunen Ansichten in die BRD, Annahme des Pseudonyms, Arbeit in West-Berlin für die Sender RIAS und SFB, Kolumnen für »Quick« und »Die Welt«. Bei der Wahl zum Berliner Abgeordnetenhaus Anfang März 1975 unterstützte er den Bund Freies Deutschland.
Oskar Kraus (1887–1972), Beteiligung am Kärntner »Abwehrkampf« 1919, 1929 NSDAP-Beitritt, Bürgermeister von Villach 1938–1945, Inhaftierung 1945–1947; Kraus blieb dem nationalsozialistischen Gedankengut bis zu seinem Tod treu (vgl. Rettl/Koroschitz 2006).
André Heller lud 30 internationale Künstler ein (u.a. Salvador Dalí, Roy Lichtenstein, Jörg Immendorf, Christian Ludwig Attersee), sich an »Luna Luna« zu beteiligen. Der Schweizer KünstlerDaniel Spoerri (* 1930) gestaltete die Toilettenhäuschen und hielt sich dabei an die »Imponier-Architektur des Nazi-BaumeistersAlfred SpeerfürHitlers Reichskanzlei« (Michaelis 1987).
Schauplatz in Thomas Bernhards Erzählung »Beton«
»Zeichen« und »Bedeutung« sind zwei Begriffe, die in ihrer Beziehung zueinander zentral sind für den linguistischen Strukturalismus: Nach dessen Begründer, Ferdinand de Saussure (1857 – 1913), kommt einem Zeichen keine Bedeutung aus sich heraus zu, Bedeutung ist vielmehr ein Effekt der Verwendung der Zeichen durch die Sprachgemeinschaft. Sprache als ein System von Zeichen setzt sich laut de Saussure aus zwei Komponenten zusammen: dem Ausdruck (»signifiant«) und dem Inhalt (»signifié«), d. h. einer Lautgestalt und einer Bedeutungsvorstellung (vgl. Nünning 2004, 634), s. Eintrag »Zeichen und Bedeutung«
Max Reinhardt (1873–1943), vor allem in Berlin erfolgreicher österr. Regisseur, Mitbegründer der Salzburger Festspiele, 1938 Flucht in die USA
Karl Kraus(1874 – 1936), österr. Schriftsteller und Publizist; Herausgeber der Zeitschrift »Die Fackel«; einflussreiche sprach- und medienkritische Position, s. Eintrag ›Schriften von Kraus und Tucholsky‹
Bernhard Rust (1883–1945), Reichsminister für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung
Wiederholung des Beckett-Zitats (s. oben)
In André Hellers Song »Die wahren Abenteuer sind im Kopf« (1975) heißt es »Die wahren Abenteuer sind im Kopf, und sind sie nicht im Kopf, dann sind sie nirgendwo«. ; zu André Heller siehe u.a. Eintrag ›Flugskulpturen‹.
Wortwörtliches Zitat aus dem Sanders-Brahms-Interview (Tühne/Olfe-Schlothauer 1980, 156)
Abgewandeltes Zitat aus Schneiders »Schlafes Bruder«: »Dann beugte sie sich vor, die Röcke zu fassen, und dabei gingen ihre Brüste nieder und formten sich zu zwei vollen, reif gewordenen Birnen.« Der darauffolgende Satz ist wortwörtlich wiedergegeben (Schneider 1994, 139)
Dafür, dass Horten für die Kirche in Reifnitz ein neues Dach gespendet hat, gibt es keinen Beleg. An der Kirche in Maria Wörth wurde eine Gedenktafel angebracht, die dem »großen Wohltäter«, der die Kirchenglocken stiftete, dankt ([red.] 1984).
Anspielung auf einen der drei Bankbeamten (s.o.) in Kafkas Roman »Der Proceß«: »den blondenKullich mit den tiefliegenden Augen« (Kafka 1990, 27).
»Mein Jahr in der Niemandsbucht. Ein Märchen aus den neuen Zeiten« (1994) von Peter Handke
Konrad Adenauer (1876 – 1967), erster Bundeskanzler der BRD (1949 – 1963), s. Eintrag ›Adenauer‹
Pseudonym des deutschen Dichters Friedrich Hölderlin (1770–1843)
Das 1899 von Johann Puch in Graz gegründete Unternehmen stellte bereits vor dem Ersten Weltkrieg Motorräder her. 1928 kam es zur Fusion mit Austro-Daimler zur Austro-Daimler-Puchwerke AG, sechs Jahre später mit den Steyr-Werken zur heute noch bestehenden Steyr-Daimler-Puch AG. Das erste Motor(drei)rad baute Puch 1900, 1903 begann man für das »Motorzweirad« zu werben, 1906 feierte man einen ersten Sieg bei einem Wettrennen. In der Zwischenkriegszeit wurde die Motorradsparte erfolgreich ausgebaut, vor allem die »Puch 250« erfreute sich (auch bei Rennfahrern) großer Beliebtheit. Ab den 1950er Jahren stieg Puch auch in den Motocrosssport ein (vgl. Ehn 1989). 1987 wurde die Puch-Motorradsparte an die italienische Piaggio-Gruppe verkauft.
Kofler zitiert an dieser Stelle Herbert Marcuses»Der eindimensionale Mensch« (1967; orig. »One-Dimensional Man«, 1964): »Die Welt der unmittelbaren Erfahrung – die Welt, in der lebend wir uns vorfinden – muß begriffen, verändert, sogar umgestürzt werden, um zu dem zu werden, was sie wirklich ist« (Marcuse 2014, 139).
»Ein feste Burg ist unser Gott«: Kirchenlied aus dem 16. Jahrhundert nach einem Text von Martin Luther
Quelle Koflers für diese Angabe ist der Artikel Höllrigls (vgl. Höllrigl 1978). Das Totenbuch der nationalsozialistischen »Nervenklinik für Kinder« verzeichnet 789 Tötungen für die Zeit ihres Bestandes (vgl. Czech 2014, 197).
Möglicherweise bezieht sich Kofler damit auf den Titel einer Rede von Chinas Vizeaußenminister und UNO-Delegationsleiter Ch’iao Kuan-hua auf der Plenartagung der 26. UNO-Vollversammlung im November 1971: »Die Welt wird unbedingt zum Fortschritt, zum Licht vordrängen und keinesfalls zur Reaktion, zur Finsternis« (Kuan-hua 1972). Kofler bezog zu dieser Zeit die »Peking Rundschau«, das offizielle deutschsprachige Organ der Kommunistischen Partei Chinas - die im Nachlass befindlichen Ausgaben beinhalten die Rede nicht (125/S17).
Kofler verlässt immer wieder die explizit bairischen Toponyme, hier begibt er sich in ein tirolerisches Umfeld: Aldrans, Sistrans und Lans sind drei Ortschaften südlich von Innsbruck im sogenannten Südöstlichen Mittelgebirge. Die Tiroler Toponymen dürften Sedimente seiner »Innsbrucker Zeit« sein, wo er bei den Innsbrucker Jugendkulturwochen sowie aus den Bekanntschaften mit Georg Decristel, Peter Weiermair und Ingeborg Teuffenbach wichtige Inspirationen bezog.
Christian Seiler versammelt in seiner so genannten »Polemik« Thomas Bernhard, Elfriede Jelinek, Werner Kofler und Franzobel als stilistisch misslungene Epigonen von Charles Bukowski, »die uns mit jeder Schimpftirade seine Schimpftiraden unmöglich machen, unmöglich machen« (Seiler 1999). Er zitiert Koflers» Wie ich Roberto Cazzola plötzlich und grundlos drei Ohrfeigen versetzte.«
Abgewandeltes Zitat aus der ersten Arie des Tamino (»Dies Bildnis ist bezaubernd schön«) in Mozarts»Zauberflöte«: »Ich würde – würde – warm und rein – [/] Was würde ich! – Sie voll Entzücken [/] An diesen heißen Busen drücken, [/] Und ewig wäre sie dann mein« (Assmann 2012, 29).
»A Little Night Music« (1977, dt.: »Das Lächeln einer Sommernacht«), amerikanisch-deutsche Verfilmung (R: Harold Prince, D: Elizabeth Taylor) des gleichnamigen Musicals von Hugh Wheelers und Stephen Sondheims (1973)
Im Rahmen der mehrseitigen Berichterstattung zur Lorenz-Entführung stellt die Ausgabe der »Bild«-Zeitung vom 28. Februar 1975 die Frage: Würde die ›DDR‹ die Terroristen aufnehmen? Im Anschluss wird die Meldung der »Zonenagentur« ADN wiedergegeben, die verlautet, dass die zuständigen Organe der ›DDR‹ [die Zeitung verwendet hier stets Anführungszeichen] die erforderlichen Fahndungsmaßnahmen veranlaßt hätten. Die »Bild«-Zeitung weist darauf hin, dass man Kontakte zur PLO habe und 1970 Mitglieder der »Baader-Meinhof-Bande« über den Ost-Berliner Flughafen in ein Trainingslager nach Jordanien geflogen seien, die »Anarchisten« hätten dennoch »nichts Gutes« zu erwarten, würde man sie in der »Zone« fassen ([red.] 1975b).
Uwe Johnson schreibt, Hitler verlässt am (5. April 1938) »das Parkhotel zuGrazund begibt sich zu seinem Sonderzug nach Klagenfurt. […] in allen durchfahrenden Bahnhöfen sind die Bahnsteigedicht bestellt mit jubelnden Menschen […]. Noch kurz vor 14 Uhr war der Bahnhof Klagenfurt erfüllt vom Jubel der Verehrer«(Johnson 1974, 37).
TopographieOrtschaftPersonAutorIn/JournalistInNationalsozialistInEreignis
Michail Sergejewitsch Gorbatschow (* 1931), russ. Politiker, 1985–1991 KPdSU-Generalsekretär, 1990–1991 Staatspräsident der Sowjetunion
Protagonistin in Thomas Bernhards Erzählung »Beton«, s. S. XXX
Heinz Stritzl (* 1921), österr. Journalist, ab 1954 bei der »Kleine Zeitung«, die damals die Kärnten-Ausgabe aufbaute, in Klagenfurt tätig, ab 1959 Chefredakteur; konservativer, parteipolitisch nicht festlegbarer Journalist, Mitglied der »Konsensgruppe«, die 2005 einen Kompromiss im Kärntner Ortstafelstreit herbeiführen konnte; mit seinem ideologischen Engagement für den Nationalsozialismus während seiner Zeit bei der Wehrmacht ging er stets offen um, er bereute dies nach Kriegsende und brach etwa mit Jörg Haider nach dessen Ausspruch von der »ordentlichen Beschäftigungspolitik« im »Dritten Reich« (vgl. Stritzl 2016).
PersonAutorIn/JournalistInPolitikerInMedienZeitung/Zeitschrift
Verballhornung des Namens Ernst Haeusserman (s.o.). casa: ital. für Haus; Homunculus: im Zusammenhang der Alchemie geschaffene Vorstellung eines künstlich geschaffenen Menschen
Helmut Qualtinger (1928 – 1986), österr. Schauspieler und Kabarettist
Cesar Bresgen (1913–1988), österr. Komponist, 1936–1939 Tätigkeit beim »Reichssender München«, ab 1939 Leiter der »Mozartspielschar der HJ« und Professor für Kompositionslehre am Salzburger Mozarteum (1941 »Reichsmusikschule«). Aufgrund seiner NS-Vergangenheit war Bresgen erst ab 1950 wieder am Mozarteum tätig. s. Eintrag ›Cesar Bresgen‹
Wahrscheinlich die bekannteste Arie aus Léhars Operette: »Dein ist mein ganzes Herz! Wo du nicht bist, kann ich nicht sein. [/] So, wie die Blume welkt, wenn sie nicht küsst der Sonnenschein!« (Lehár 1929, 55), s. Eintrag »Wo du nicht bist, kann ich nicht sein!«
Thomas Koschat (1845–1914), Komponist und Chorleiter; der gebürtige Kärntner ging 1865 zum Studium nach Wien, wo er bei mehreren Chören Mitglied wurde und später bis zum Leiter des Hofopernchores aufstieg. Mit einer Sängergruppe bereiste er Europa und Amerika und popularisierte durch seine Programme das »Kärntner Lied«.
In den 1980er Jahren machte André Heller mit Großevents wie dem »Theater des Feuers« (1983), dem »Sturz durch Träume«, einem »Feuerspektakel« vor 650.000 zahlenden Zuschauern (1984), oder den Heißluftballon-Skulpturen »Himmelszeichen« (1986) von sich reden. Nicht zuletzt durch diese Inszenierungen wurde er zu einer zentralen Figur der Kofler’schen Satire (s. S. I/227, II/415f., 485f., 488f.).
Variation des Beckett-Zitats »Irgendein Idiot mähte Gras« (Beckett 1963, 12), s. Eintrag ›Ein Idiot mähte Gras‹.
»In diesem Jahr nun wird die Frau als Erhalterin des Lebens und als mitverantwortliche Staatsbürgerin einen besonderen Platz in Nürnberg einnehmen« (Scholtz-Klink 1939, 136). Zitat aus Gertrud Scholtz-Klinks Text »Frau und Mutter – Lebensquell des Volkes« zur gleichnamigen geplanten Ausstellung in der Nürnberger Noris-Halle (der »Reichsparteitag des Friedens« und die Ausstellung im September 1939 wurden wegen des Kriegsbeginns abgesagt)
Gekürztes Zitat aus Schneiders»Schlafes Bruder«, nach »Tabakrauch« fehlt bei Kofler »betrachtete ihren Gottfried und war vergnügt« (Schneider 1994, 143).
Anspielung auf den Residenz-Verlag in Salzburg und dessen Leiter Wolfgang Schaffler (1980 veröffentlichte Kofler die Polemik »Über den Scheffel-Verlag in S«.); mit der »Art Bibliothek der besten Drehbücher« spielt Kofler auf die zwischen 1978 und 1985 bestehende »Fernsehspiel-Bibliothek« des Verlags an, in der insgesamt elf Publikationen erschienen, etwa die »Alpensaga« von Wilhelm Pevny und Peter Turrini (1980, 3 Bde.)
TopographieOrtschaftPersonAutorIn/JournalistInMedienFilm/Fernsehen/Radio
In »Der eindimensionale Mensch« schreibt Marcuse davon, »daß die fortgeschrittene Industriegesellschaft der Möglichkeit einer Materialisierung der Ideale gegenübersteht« (Marcuse 2014, 78).
s. Eintrag ›Köll‹
1989 wurde Jörg Haider (1950–2008) zum Kärntner Landeshauptmann gewählt. Haider war kein Kärntner, er wuchs im oberösterreichischen Salzkammergut auf, studierte in Wien, mit 26 Jahren wurde er FPÖ-Parteisekretär in Kärnten.
Die »Deutsche Kantate« von Fidelio F. Finke war laut Prieberg dessen »erster Dank für die hohen Ehren, mit denen der NS-Staat ihn ausgezeichnet hatte«. (Prieberg 1982, 233)
Zitat aus dem Volkslied »Kein schöner Land in dieser Zeit«: »Nun Brüder eine gute Nacht! [/] Der Herr im hohen Himmel wacht, [/] In seiner Güten [/] Uns zu behüten, [/] Ist er bedacht«; Text und Musik 1838 von Anton Wilhelm Florentin von Zuccalmaglio, als Volkslied im zweiten Band der Volksliedersammlung »Deutsche Volkslieder mit ihren Original-Weisen« (1840) publiziert (Bauer 1961, 18).
Erik Frey (1908–1988), österr. Schauspieler, ab 1935 Mitglied des Ensembles des Theaters in der Josefstadt. Frey, seit 1934 NSDAP-Mitglied (vgl. Veigl 2009, 120), trat mehreren Überlieferungen nach zur Zeit des »Anschlusses« 1938 gemeinsam mit seinem Kollegen und Gesinnungsfreund Robert Horky in SA-Uniform auf: Ernst Lothar, der von den beiden abgesetzte Direktor des Josefstädter Theaters, schreibt in seinen Erinnerungen von »SA-Uniform und Röhrenstiefel[n]« an den beiden (Lothar 2020, 91). Frey konnte nach 1945 unbehelligt weiter am Theater in der Josefstadt arbeiten.
In Becketts Theaterstück »Spiel« erinnern sich die drei Figuren an ihre Dreiecksbeziehung.
Die Familie Carrington steht im Zentrum der US-amerikanischen TV-Serie »Der Denver-Clan« (Originaltitel »Dynasty«, 1981 – 1989; ab 1983 Ausstrahlung im österreichischen und deutschen Fernsehen), s. Eintrag »Wie war ich entsetzt…«
Kofler bezieht sich hier auf den Bestsellerroman Christoph Ransmayrs, »Die letzte Welt« (1988), und dessen »Fortschreibung des Mythos« (Schmidt-Dengler 1995, 523), der »Metamorphosen«Ovids, s. Eintrag ›Die letzte Welt‹
André Heller (* 1947), österr. Sänger, Liedermacher, Künstler, Autor, Kulturmanager, der in den 1980er Jahren mit spektakulären Großevents wie dem »Theater des Feuers« (1983), dem »Sturz durch Träume«, einem »Feuerspektakel« (1984) oder den weltweit gezeigten Heißluftballon-Skulpturen »Himmelszeichen« (1986) für Aufmerksamkeit sorgte. Nicht zuletzt durch diese Inszenierungen wurde er zu einer zentralen Figur der Kofler’schen Satire. In »Am Schreibtisch« findet sich eine ausführlicher Heller-Persiflage, die mit der Kurzprosa »Der Erlöser« sowie dem gleichnamigen Hörspiel korrespondiert. s. Eintrag ›André Heller‹
Richard Strauss (1864–1949), deutscher Komponist; in »Am Schreibtisch« weist Kofler auf die Verstrickungen Strauss’ in die NS-Kulturpolitik hin, s. Eintrag ›Richard Strauss‹
Karl Springenschmid (1897–1981), österr. Schriftsteller, seit 1932 NSDAP-Mitglied, nach dem »Anschluss« Gauamtsleiter (Leiter des Salzburger Schulwesens und des NS-Lehrerbundes), als solcher Hauptverantwortlicher der Bücherverbrennung am Salzburger Residenzplatz (30.4.1938), ab 1941 Regierungsdirektor bzw. Leiter der Abteilung für Erziehung und Kulturpflege im Reichsgau Salzburg. 1945 bis 1951 entzog er sich der Verhaftung, lebte unter falschem Namen in Verstecken, ab 1953 konnte er wieder publizieren.
»Rolf Torrings Abenteuer«: seit 1930 bestehende Romanheft-Reihe, die unter einem Sammelpseudonym erschien. Die Figur Pongo, »unser treuer Neger, Diener und Kamerad zugleich« (Torring 1950, 6), spricht in einem »Pidgin-Deutsch«, es fehlen Artikel, Flexionsendungen werden falsch angewendet, Verben erscheinen stets im Infinitiv: »Sein kein gutes Palaver, Massah. [...] Haben gesehen unser Boot mit weiße Massers und wollen Krieg führen« (Torring 1950, 7).
Hellers Show »Begnadete Körper« mit chinesischen Artisten hat 1985 am Deutschen Theater München Premiere.
»Mea Culpa«, Song von Brian Eno und David Byrne, 1981 erschienen auf dem Album »My Life in the Bush of Ghosts«; die Angabe zu den Stimmen der Radio-Anrufsendung finden sich auf der LP. Das Konzeptalbum setzt Zufallsgeräusche und Teile bestehender Ton-und Musikaufnahmen ein und gilt heute als Pionierarbeit zur Popularisierung von Samples.
Zitat aus Scholtz-Klinks Text »Frau und Mutter – Lebensquell des Volkes«, die den oben genannten »besonderen Platz« der Frau beim bevorstehenden (wegen des Kriegsbeginns abgesagten) Reichsparteitag 1939 begründet: »Einmal war es die tapfere Haltung österreichischer Frauen, die unter persönlichstem Einsatz mithalfen, die Ostmark auf ihren großen Tag der Vereinigung vorzubereiten« (Scholtz-Klink 1939, 136).
Wörtliches Zitat aus Schneiders »Schlafes Bruder« (Schneider 1994, 150)
1964 kaufte sich Helmut Horten bei der Firma British Aircraft Corporation ein Flugzeug des Typs BAC 1-11 (vgl. [red.] 1964b). Der Flugzeugtyp DC-9 des US-amerikanischen Herstellers McDonnell Douglas war weiter verbreitet.
Möglicherweise eine Anspielung auf Gernot Wolfgrubers Drehbuch zum Film »Der Jagdgast«, das 1978 in der »Fernsehspiel-Bibliothek« des Residenz-Verlags erschien.
Kofler bezieht sich in dieser Passage auf die Theorien von Karl Marx. Als Warenfetisch (auch Warenfetischismus) bezeichnet dieser in seinem Hauptwerk »Das Kapital« (1867) das quasireligiöse dingliche Verhältnis zu Produkten, die Menschen in arbeitsteiliger Produktion bzw. »gesellschaftlicher Arbeit« füreinander herstellen. »Das Rätsel des Geldfetischs ist daher nur das sichtbar gewordene, die Augen blendende Rätsel des Warenfetischs« (Marx 2004, 103)
Artur Boelderl sieht hierin eine Anspielung auf das Werk Jacques Lacans. (vgl. Boelderl 2009, 200)
Fidelio Friedrich Finke (1891–1968), böhmisch-deutscher Komponist, 1927–1945 Rektor der Deutschen Akademie für Musik und darstellende Künste in Prag. Nach Amtsenthebung und Enteignung infolge der Beneš-Dekrete wurde Finke vonAngehörigen der sowjetischen Besatzungsmacht nach Dresden gebracht. Dort gründete er die Staatliche Akademie für Musik und Theater und war bis 1951 ihr Rektor. Während der deutschen Okkupation der Tschechoslowakei komponierte er Werke nationalsozialistischer Gesinnungsmusik. (Handbuch deutsche Musiker)
Bodo Kirchhoff (* 1948), deutscher Schriftsteller
»Shining« (1980): britisch-US-amerikan. Horrorfilm des Regisseurs Stanley Kubrick nach Stephen Kings gleichnamigem Roman
PersonSchauspielerIn/RegisseurInAutorIn/JournalistInMedienFilm/Fernsehen/Radio
Wörtliches Zitat aus Kafkas »Geschichte« »Das Urteil« (1913) (vgl. Kafka 1994, 56), s. Eintrag »man muß den Sohn nicht lehren, den Vater zu durchschauen!«
Otto Schily (* 1932), deutscher Politiker (Die Grünen, SPD) und Rechtsanwalt, ab 1968 Verteidiger von Gudrun Ensslin, einer der Verteidiger im »Stammheim-Prozess« 1975–1977, in den 1970er Jahren vehementer Kritiker einer Politik, die im Namen der Terrorismusbekämpfung Bürgerrechte einzuschränken sucht
Hans (Johann) Rexeisen (1894–?), aus Villach gebürtiger SS-Offizier, bis 1938 Kontorist bei einer Villacher Holzfirma, 1933 NSDAP-Beitritt (vgl. Walzl 2003, 14, 36), während des Austrofaschismus illegale NS-Tätigkeit (Aufbau des SD, »Sicherheitsdienstes«, in Villach), direkt nach dem »Anschluss« provisorischer Stadtkommandant und Leiter des Polizeiamts in Villach, im Herbst 1938 beim SD Klagenfurt (»Grenznachrichtendienst«), 1941 zur »Einsatzgruppe Fuchs« in Kroatien, danach in Belgrad Chef der Abteilung III des SD (vgl. Vukić 2019, 89; Manoschek 1995, 176), ab 1944 verschiedene Einsatzorte, gegen Kriegsende Mitarbeiter Globocniks in Triest (vgl. Ferenc 1989, 219), keine Anzeichen für eine politisch-militärische Karriere (vgl. Walzl 2003, 85), 1945–1948 in Haft (PoW-Camp Wolfsberg).
Anspielung auf das von André Heller im Rahmen der Bundesgartenschau 1985 geschaffene Bühnenbild aus 40.000 Pflanzen.
Zitat aus dem »Lied im Grünen« von Franz Schubert (1827, D 917), s. Eintrag ›ins Grüne, ins Grüne‹
Im März 1964 erschien in der »Volkszeitung« eine Rezension der 14. Folge des »Bogen«. Der Rezensent spricht davon, dass hier zu »den schon vertrauten Namen der Jüngeren«, zu denen er Gert Jonke zählt, diesmal neue träten, darunter eben Werner Kofler, »der nur durch die Satzanordnung auffällt« ([red.] 1964). Ob die Besprechung tatsächlich von Georg Drozdowski stammt, was nicht unwahrscheinlich ist, kann nicht abschließend geklärt werden, der Artikel ist mit dem Kürzel »–i« gezeichnet (Drozdowski ist dort eindeutig eruierbar, wo er das Kürzel »G. D.« verwendet).
Wahrscheinlich eine Anspielung auf den NS-Propagandafilm »Heimkehr« (1941, R: Gustav Ucicky), in dem eine wolhyniendeutsche Minderheit in Polen drangsaliert wird und schließlich in das verheißungsvolle Deutsche Reich auswandert. Die Schauspielerin Paula Wessely (1907–2000) spielte die Hauptrolle, was sie nachträglich bereute (vgl. Glück 2007), was ihr aber lebenslang nachhing und Kritik einbrachte – die bekannteste kritische Stimme dürfte Elfriede Jelineks Theaterstück »Burgtheater« (UA 1985) sein, in das Originalzitate aus dem Film montiert sind.
PersonSchauspielerIn/RegisseurInAutorIn/JournalistInMedienFilm/Fernsehen/RadioZitate
Die männliche Figur (»M«) in Becketts»Spiel« erinnert sich an das Geständnis der Liaison mit »F2«, das er aus Angst abgelegt habe, die Partnerin »F1« könne sich etwas antun. »M« folgert dann: »Ehebrecher, merkt euch eins, gebt es nie zu!« (Beckett 1995, 216).
»Die Colbys – Das Imperium« war eine Ableger-Serie der Serie »Der Denver-Clan«, die 1985 bis 1987 vom amerikanischen Sender ABC, ab 1987 in Deutschland ausgestrahlt wurde und in deren Mittelpunkt die Familie von Jeff Colby steht.
Heinrich Berté (1857–1924), österr.-ungarischer Komponist, verfasste 1916 das Singspiel »Das Dreimäderlhaus«, dessen Libretto der süßliche, pseudobiedermeierliche Roman »Schwammerl« (1912) des steirischen Schriftstellers Rudolf Hans Bartsch (1873–1952) zugrunde liegt, s. Eintrag ›der Schubert nur aus der Operette, als Operette gekannt hatte‹
Anspielung auf die Dichterin Christine Lavant (1915 – 1973, eigentl. Christine Tonhauser), s. Eintrag ›Christine‹
Hans Pfitzner (1869–1949), deutscher Komponist, in »Am Schreibtisch« weist Kofler auf die Verstrickungen Pfitzners in die NS-Kulturpolitik hin, s. Eintrag ›Hans Pfitzner‹
Martin Bormann (1900–1945) war ab 1933 einer der 18 »Reichsleiter« der NSDAP und bis 1941 Sekretär von Rudolf Heß, Hitlers Stellvertreter. Bormanns »Ernennung zum Sekretär des Führers im April 1943 war eine späte und von außen kaum wahrgenommene Kaschierung seiner tatsächlichen Position als Stellvertreter des Führers, die er weniger durch eine Vielzahl von Ämtern als über den Zugang zu Hitler regelte« (Weiß 2002, 50). s. Eintrag ›Bormann‹
Titel eines »Bühnenfests«, das André Heller 1988 dem Kulturgut der US-amerikanischen Schwarzen widmete (u. a. Spirituals, New Orleans Jazz, Ragtime, Bebop, Blues, Soul). Mit dem Titel bezieht Heller sich auf den gleichnamigen, 1930 von John W. Green komponierten Jazzstandard-Song. s. S. II/242
Wortwörtliches Zitat aus dem Sanders-Brahms-Interview (Tühne/Olfe-Schlothauer 1980, 155)
Wörtliches Zitat aus Schneiders »Schlafes Bruder«(Schneider 1994, 154)
Kofler dürfte sich hier weiterhin an Gerald Szyszkowitz anlehnen, der seine Erfahrungen in der Nähe des »Eisernen Vorhangs« an der Grenze zur Tschechoslowakei (ČSSR) etwa in seinen Roman »Der Thaya« (1981) einfließen lässt.
Abgewandeltes Zitat aus Kafkas»Urteil«, aus einer der Tiraden des Vaters gegen seinen Sohn Georg: »Und mein Sohn ging im Jubel durch die Welt, schloß Geschäfte ab, die ich vorbereitet hatte, überpurzelte sich vor Vergnügen und ging vor seinem Vater mit dem verschlossenen Gesicht eines Ehrenmannes davon!« (Kafka 1994, 58)
»Oh Wildnis, oh Schutz vor ihr« (1985): Prosa von Elfriede Jelinek
Francis Durbridge (1912–1998), englischer Kriminalschriftsteller; die sogenannten Durbridge-Filme, die auf seinen Drehbüchern basierten, erfreuten sich im Deutschland der 1960er Jahre großer Beliebtheit. S. Eintrag ›durbridge‹
Ernst Illing (1904–1946), 1929 Promotion zum Dr. med., 1933 NSDAP-Beitritt, Ausbildung zum Nervenarzt, Tätigkeit in Psychiatrien in Sachsen und Brandenburg, 1938 Tätigkeit für das »Rassenpolitische Amt« der NSDAP, 1942–1945 ärztlicher Leiter der städtischen »Jugendfürsorgeanstalt« »Am Spiegelgrund«. Im Juli 1946 vor dem Volksgericht Wien zum Tode verurteilt.
Es dürfte sich dabei um eine spielerische Anlehnung an die Schreib- und Arbeitsweise Georg Decristels handeln.
Thomas Bernhard (1931-1989), österreichischer Schriftsteller
Kofler bezieht sich hier auf die bei Prieberg wiedergegebene Anzeige, mit der der Leipziger Simrock Verlag 1943 Finkes Hymnus ankündigt: »Der Hymnus auf die Befreiung Böhmens von Fidelio F. Finke [...], Hymnus nach dem Gedicht von Herbert Hiebsch [NSDAP-Kulturamtsleiter in Prag]. Orgel, Massenchor, starkes Blasorchester. In der Orgel-Einleitung gibt der Komponist dem deutschen Gedanken Ausdruck, wie er in Böhmen vom mystischen Dunkel der Vorgeschichte bis an die Glanzzeit des deutschen Kaiserreiches immer spürbar war.« (Prieberg 1982, 233)
»Onkel Toms Hütte« (1852): Roman der US-amerikanischen Schriftstellerin Harriet Beecher Stowe (1811–1896) über das Schicksal afroamerikanischer Sklaven in den 1840er Jahren
Feldherrnhalle: 1844 fertiggestellte klassizistische Loggia am Münchner Odeonsplatz; während des »Hitler-Ludendorff-Putschs« am 8. und 9. November 1923marschierte ein von Hitlerund Ludendorffangeführter bewaffneter Trupp vom Bürgerbräukeller zur Feldherrnhalle, die Polizei hatte den Odeonsplatz abgeriegelt, es kam zu einer kurzen Schießerei, bei der dreizehn Putschisten starben. Die insgesamt 16 getöteten Putschisten wurden nach 1933 zu Märtyrern stilisiert, 1939 erklärte Hitler den 9. November als »Gedenktag für die Bewegung« zum staatlichen Feiertag.
Den 1986 erstmals geschaffenen Dichtergarten auf dem Gelände des österreichischen Rundfunks in Graz, in dem auf Anregung André Hellers Kurzepigramme in Blumen gesetzt wurden, Heller bezeichnete ihn »als eine Art Seelenlazarett« ([red.] 1986).
Georg Drozdowski (1899–1987), österr. Schriftsteller und Journalist, bis 1940 in seiner Geburtsstadt Czernowitz tätig, verschlug es ihn gegen Ende des Zweiten Weltkriegs nach Kärnten, 1945 wurde er Redakteur, später Leiter der Kulturredaktion der »Volkszeitung«, die Erinnerung an Czernowitz und die Czernowitzer Literatur blieb eine Konstante seines publizistischen Schaffens. 1999 wurde in Klagenfurt eine Georg-Drozdowski-Gesellschaft gegründet, die sich der Pflege der Kontakte zwischen Klagenfurt und Czernowitz widmet (vgl. Abret 2007, 40).
Kofler könnte sich hier auf eine marxistische Lesart der Theaterstücke von Bert Brecht beziehen, die in den Texten eine Handlungsanleitung erkennen will – in der DDR war diese eine verbreitete (vgl. u.a. Rülicke-Weiler 1966) und etwa am Theater am Schiffbauerdamm in die Aufführungspraxis integrierte (vgl. Koopmann/Stammen 1994, 232) Auslegung.
Mehrere Anspielungen im Werk Koflers auf Johann Sebastian Bach (1685 – 1750), s. Eintrag »Jauchzet, frohlocket, auf, preiset die Tage«
Ingeborg Teuffenbach (1914 – 1992), österr. Schriftstellerin, sie stammte wie Lavant aus dem Lavanttal, war seit 1935 NSDAP-Mitglied, im »Dritten Reich« eine »bekannte Autorin und geschätzte Persönlichkeit«, ab den 1960er Jahren »vollzog [sie] eine Wende hin zur literarischen Moderne« (Moser 2003, 129f.). Sie wurde zu einer Förderin und Kennerin der zeitgenössischen Literatur. Sie war maßgeblich an den »Österreichischen Jugendkulturwochen« (bis 1969), an denen auch Kofler teilnahm, und den »Innsbrucker Wochenendgesprächen« (ab 1977) beteiligt, s. Eintrag »Salzburger Jugendkulturwochen«
Werner Egk (1901–1983), deutscher Komponist, in »Am Schreibtisch« weist Kofler auf die erfolgreiche Karriere Egks während des »Dritten Reichs« hin, s. Eintrag ›Werner Egk‹
Ludwig Herzer (eigentl. Ludwig Herzl, 1872–1939), arbeitete in Wien als Gynäkologe, nebenbei schrieb er Dramen und, meist in Gemeinschaftsarbeit, Operettenlibretti u.a. für Robert Stolz oder Franz Lehár. Ende 1938 gelang ihm die Flucht in die Schweiz, wo er bereits im April 1939 verstarb.
Veranstaltung André Hellers, im Rahmen derer er 1987 unter dem Motto »Ein schönes Vergnügen« in Hamburg einen avantgardistischen Vergnügungspark und »Jahrmarkt der zeitgenössischen Kunst« inszenierte
Ein Zitat Adolf Hitlers – »Worte des Führers an die deutschen Frauen« am Reichsparteitag 1935: »Wir sehen in der Frau die ewige Mutter unseres Volkes und die Lebens-, Arbeits- und auch Kampfgefährtin des Mannes« (Hitler 1935, 3). Kofler zitiert den Satz aus Scholtz-Klinks Text »Frau und Mutter«»– Lebensquell des Volkes« (Scholtz-Klink 1939, 136), die Ausgabe der »NS-Frauen-Warte« ist im Kofler-Nachlass erhalten (11/W7/S1).
Wörtliches Zitat aus Schneiders »Schlafes Bruder« (Schneider 1994, 168)
Anspielung auf Peter Alexander (eigentl. Peter Alexander Neumayer, 1926 – 2011), österr. Sänger, Schauspieler und Entertainer, s. Eintrag »Peter, oder Alexander«
Kofler/Fian beziehen sich auf Samuel Becketts Theaterstück »Endspiel«, in dem die Figur Hamm »seine Geschichte« erzählt und dabei das Erzählen inszeniert. Hamm wechselt zwischen »Erzählerton« und »normalem Ton«, dem Modus des Kommentars: Das zuvor ›Erzählte‹ kommentiert Hamm zweimal mit »Schöne Stelle« (Beckett 1995, 131 u. 133), einmal als »Schwache Stelle« (Beckett 1995, 133).
Badonviller-Marsch (auch Badenweiler-Marsch): 1914 vom bayerischen Militärmusiker Georg Fürst (1870–1936) für das Königlich Bayerische Infanterie-Leib-Regiment komponiert. Er soll an den Sieg bayrischer gegen französischer Truppen bei Badonviller, Lothingen, zu Beginn des rsten Weltkriegs erinnern. In der NS-Zeit wurde er bei Auftritten Adolf Hitlers häufig gespielt.
Marianne Türk (1914–2003), österreichische Kinderärztin, nach dem Medizinstudium ab 1939 Tätigkeit in der Trinkerheilstätte »Am Steinhof«, 1941 Wechsel in die Kinderklinik »Spiegelgrund«, wo sie an der Erfassung und »Behandlung« behinderter Kinder beteiligt war. Türk wurde beim »Steinhof-Prozess« 1946 zu zehn Jahren Gefängnis verurteilt, 1948 aus gesundheitlichen Gründen vorzeitig entlassen, sie arbeitete fortan als Verkäuferin.
Hieronymus Brunschwig (um 1450–1512), Straßburger Arzt und Botaniker, veröffentlichte 1500 sein am jungen Buchmarkt erfolgreiches »Kleines Destillierbuch.« 1533 integrierte der Frankfurter »Stadtphysikus« Eucharius Rösslin viele Angaben Brunschwigs in sein ebenfalls vielfach aufgelegtes »Kreutterbuch von allem Erdtgewächs«. Der Naturforscher und Arzt Adam Lonitzer (1528–1586, latinisiert Lonicerus), Rösslins Nachfolger als »Stadtphysikus« in Frankfurt, überarbeitete es und schuf ein über Jahrhunderte beständiges Standardwerk. Lonitzers »Kreuterbuch« (1573) taucht in der Prosa »Am Schreibtisch« auf (s. Eintrag »Kräuterbuch von 1572, einen Lonicerus«). Koflers Bezeichnung »nöthiges destillirbuch anderer theil« ist eine Pastiche – es gibt eine »Nöthige Zugabe zu D. Adami Loniceri Kräuter-Buch« aus 1737.
Am 28. Februar stellten die Entführer in einem Brief an die deutsche Presseagentur ihre Forderungen: Freilassung von Gefangenen, die während einer Protestaktion gegen den Hungertod von Holger Meins (9. 11. 1974) inhaftiert wurden, Freilassung und Ausfliegen von sechs verurteilten Terroristen, Abdruck des Schreibens in den größten Tageszeitungen des Landes und »waffenruhe von seiten der polizei« (vgl. Dahlke 2007, 653). »die auswahl der häftlinge«, die laut Kofler »niemandem so recht klar« war, umfasste Verena Becker, Gabriele Kröcher-Tiedemann, Ina Siepmann und Rolf Heißler, allesamt Mitglieder der »Bewegung 2. Juni«, sowie die RAF-Mitglieder Horst Mahler und Rolf Pohle. Dass etwa Andreas Baader und Ulrike Meinhof nicht auf der Liste waren, verwunderte auch den Innenminister Walter Maihofer (vgl. Dahlke 2007, 654).
Franz Pfeffer von Salomon(1888–1968), Offizier im Ersten Weltkrieg, danach Freikorps-Führer, frühe NSDAP-Mitgliedschaft, 1926 von Hitler zum »Obersten SA-Führer« ernannt, er hatte das Amt nur bis 1930 inne.
»Fußgänger der Lüfte«: Anspielung auf das Theaterstück »Fußgänger der Luft« (orig. »Le piéton le l’air«, 1964) von Eugène Ionesco
Hubert Fabian Kulterer edierte 1961–1971 die Literaturzeitschrift »Eröffnungen« (bis 1964 unter Beteiligung von Konrad Bayer), »die literarisch und graphisch u den interessantesten und auch drucktechnisch besten Zeitschriftenpublikationen der 60er und 70er Jahre in Österreich zählt« (Amann/Strutz 1998, 563). Autoren der sogenannten Wiener Gruppe sowie Kärntner Autoren bildeten die Mehrheit der Beiträger, Kulterer bot eine Mischung aus traditionellen und experimentellen Texten, auch Außenseiter wurden aufgenommen.
Franz Pfeffer von Salomon (1888–1968), 1926 von Hitler zum »Obersten SA-Führer« ernannt; s. Eintrag ›FRANZ PFEFFER VON SALOMON‹
Glenn Gould(1932 – 1982), kanadischer Pianist, Komponist, Musikschriftsteller. Die Einspielung von Bachs »Goldberg-Variationen« im New Yorker Columbia-Records-Studio 1955 – seine erste Plattenaufnahme – begründete seinen Ruhm als eigenwilliger Bach-Interpret. 1982, kurz vor seinem Tod, spielte er die »Goldberg-Variationen« noch einmal ein. s. Eintrag ›Glenn Gould‹
Kofler widmet dieser zentralen Figur aus Wolfgang Amadeus Mozarts Oper »Die Zauberflöte«(Uraufführung 1791 im Freihaustheater in Wien; Libretto: Emanuel Schikaneder) ein Prosastück in »Hotel Mordschein«: »Mutmaßungen über die Königin der Nacht,« s. Eintrag »Mutmaßungen über die Königin der Nacht«. Bei Mozart steht die Königin der Nacht als personifizierte Macht des Dunkels der Kraft des Lichts – verkörpert in Sarastro – gegenüber, wandelt sich allerdings erst im Verlauf der Handlung, u. a. mit der Weigerung Taminos, die geraubte Tochter Pamina zurückzubringen, in dessen rachsüchtige Gegenspielerin. Assmann betont die wechselhaften Gefühle und Werturteile, die beim Zuseher evoziert werden; zu fragen sei nicht, »wer oder was die Königin ist, sondern wie sie erscheint. Sie wird uns einmal so, einmal anders gezeigt, weil wir zusammen mit Tamino einen Perspektivwechsel vollziehen sollen« (Assmann 2008, 28). Bereits in »Am Schreibtisch« brachte Kofler die Zauberflöte und die Zeit des Nationalsozialismus zusammen (»Grenzlandtheaterzauberflöte«, s. Eintrag »Grenzlandtheaterzauberflöte«).
Mit der 1935 uraufgeführten »Spieloper« »Die Zaubergeige« gelang Egk der musikalische Durchbruch, »[d]as Werk kam mit seinem volkstümlichen Märchenstoff und einer Musik voller bayerischer Volksmelodien dem neuen Zeitgeschmack sehr entgegen« (Karner 2002, 147), s. Eintrag ›Guldensack‹
Mit »Bormann – beschnitten!« in »Zu spät. TIEFLAND, Obsession« (s. Eintrag ›Reichsleiter Bormann‹) greift Kofler das Motiv noch einmal auf: Wie bei »Jude Goebbels« (»Manker«, s. Eintrag ›Jude Goebbels‹) dürfte Kofler hier auf die Gerüchte über die jüdische Abstammung von Nazigrößen hinweisen– Gerüchte, die sich etwa in Flüsterwitzen manifestierten. Damit verweist Kofler auf das »historische Problem der Nationalsozialisten« (Bering 1991, 142), das »Jüdische« auf rassistische Weise – etwa über physische Merkmale – zu definieren, weil die meisten Menschen jüdischen Glaubens an ihrem Äußeren nicht zu erkennen waren. Daraus ergaben sich Widersprüchlichkeiten – etwa, dass die »schärfsten Vertreter physiognomischer Diffamierungen selbst zur Zielscheibe der von ihnen popularisierten Stereotype wurden« (Thurn 2015, 141).
Fritz Löhner-Beda (auch: Fritz Löhner, eigentl. Friedrich Löwy, 1883–1942), ausgebildeter Jurist, Fußballspieler (1909 Mitbegründer des SV Hakoah), ab 1910 freier Schriftsteller (Journalistisches, Libretti, Sketches), schrieb in den 1920er Jahren erfolgreiche Schlagertexte. 1938 verhaftet, Deportation in das KZ Dachau, danach nach Buchenwald, 1942 in Auschwitz erschlagen. Franz Lehár hatte für seinen Textautor »keinerlei Hilfsaktion unternommen« (Rathkolb 1991, 31), auch wenn dies – etwa eine Vorsprache bei Hitler (vgl. Frey 1995, 140) – mitunter behauptet wurde.
Michail Sergejewitsch Gorbatschow (* 1931), russ. Politiker, 1985–1991 KPdSU-Generalsekretär, 1990–1991 Staatspräsident der Sowjetunion
Bei Sanders-Brahms lautet die Passage: »Ich glaube, daß die ganze Kultur der Männer sozusagen der Ersatz für den Pfauenschwanz ist, den sie vor den Weibchen ausbreiten, einfach als Gegengewicht zu dieser ungeheuren Fähigkeit der Frauen, neue Menschen zu machen. Die Geburt meiner Tochter hat mir das auch so stark bestätigt, es gibt nichts, was sich mit dem vergleichen läßt. Faschismus und er ganze krieg und was da sonst noch so läuft bei den Männern, das sind ja totale Männererfindungen alles, sind dieser Geburtsfähigkeit total entgegengesetzt« (Tühne/Olfe-Schlothauer 1980, 154).
Wörtliches Zitat aus Schneiders »Schlafes Bruder« (Schneider 1994, 169)
Anspielung auf die 1971–1986 ausgestrahlte Fernseh-Unterhaltsshow »Dalli Dalli« von und mit Hans Rosenthal
Vielleicht ein Bezug zur Lyrik Christine Lavants: In ihrer Sammlung »Spindel im Mond«(1959) taucht unter den mythischen Tieren der rote Hahn zweimal auf (Lavant 2014, 245 u. 278).
»Eine Handvoll Reis« (1966), Song von Freddy Quinn (* 1931), der den Vietnamkrieg glorifiziert, s. S. I/302. S. Eintrag ›Freddy Quinn‹
Heinrich Gross, der nach seiner Rückkehr aus sowjetischer Kriegsgefangenschaft Ende 1947 untergetaucht war, wurde im April 1948 in der Steiermark verhaftet und kam in Untersuchungshaft. Beim Prozess 1950 wird er wegen Totschlags, nicht wegen »Meuchelmords« angeklagt, weil das Gericht zu der Erkenntnis gelangte, »dass an Geisteskranken oder -schwachen kein heimtückischer Mord begangen werden könne, weil den Betroffenen ›die Einsicht fehlt‹« (Lehman/Schmidt 2001, 105). Im Prozess glaubt das Gericht Gross, der stets nur das zugibt, was bekannt ist, und den wissenschaftlichen Charakter seiner Tätigkeit betont. Urteil: zwei Jahre Kerker. Bei der Berufungsverhandlung 1951 verzichtete die Staatsanwaltschaft auf eine Neuaufnahme der Verfahrens.
Verballhornung des Vornamens Jörg, Anspielung auf Haiders Aufstieg
Bussole: Messinstrument mit Magnetnadel, das vor allem in der Geodäsie Verwendung findet (fand). Als im Februar 1908 in Wien ein leichtes Erdbeben zu bemerken war, druckt die »Neue Freie Presse« Leserbriefe mit persönlichen Erdbeben-Eindrücken ab, darunter denjenigen eines »Zivilingenieur J. Berdach«: »Ich las gerade Ihr hochgeschätztes Blatt, als ich ein Zittern in der Hand verspürte. Da mir diese Erscheinung von meinem langjährigen Aufenthalt in Bolivia, dem bekannten Erdbebenherd, nur zu vertraut war, eilte ich sogleich zu der Bussole, die ich seit jenen Tagen in meinem Hause habe.« (zit. n. Müller 1995, 15) Berdach schreibt pseudowissenschaftlich weiter (»Variabilität der Eindrucksdichtigkeit«), der Leserbrief gipfelt in der Feststellung, dass das Erdbeben sehr unterschiedlich wahrgenommen worden sei in seinem privaten Umfeld, seine Frau habe »drei Stöße« verspürt. Die »Neue Freie Presse« wandelte Letztere allerdings aus Schicklichkeitsgründen in »Erschütterungen« um. Diesen redaktionellen Eingriff kennt die Nachwelt, weil sich am 28. 2. 1908 Karl Kraus in der »Fackel«zur Urheberschaft des Leserbriefs bekannte und sämtliche Details dieses Grubenhunds genüsslich ausbreitete (vgl. Kraus 1908).
TopographieOrtschaftPersonAutorIn/JournalistInMedienZeitung/ZeitschriftEreignis
»Ein Landarzt«: Erzählung von Franz Kafka (1917 entstanden, 1918 veröffentlicht) bzw. Buch mit der Erzählung gleichen Titels und dreizehn weiteren Prosatexten (1920)
Friedrich Eduard Bilz (1842–1922), deutscher Lebensreformer; der gelernte Weber erwarb sich Kenntnisse in Naturheilkunde, die er dann in leicht verständlichen Büchern einfließen ließ. Seine Publikationen wurden Bestseller. Im Dresdner Stadtteil Radebeul eröffnete er eine Heilanstalt (»Bilz Sanatorium«). Bilz war eng mit Karl May befreundet. Ob Kofler mit der »gedankenflucht« (und dem Bezug zu Kalhbaum) eine der Publikation Bilz’ zitiert, ist nicht zu eruieren.
Felix Braun (1885–1973), österr. Schriftsteller
Wahrscheinlich Anspielung auf Ingeborg Bachmanns Gedicht »Böhmen liegt am Meer«: »Grenzt hier ein Wort an mich, so laß ich’s grenzen. [/] Liegt Böhmen noch am Meer, glaub ich den Meeren wieder.« (Bachmann 1978, 167) Dass Böhmen eine Küste haben soll, hat in Shakespeares »Wintermärchen« seinen Ursprung. Neben Bachmann haben auch Franz Fühmann, Volker Braun und Libuše Moníková dieses Motiv in ihrer Literatur verwendet. (vgl. Haines 2005, 179ff.)
André Heller: österr. Sänger, Liedermacher, Künstler, Autor, Kulturmanager (* 1947); in den 1970er Jahren vor allem als Sänger und Liedermacher tätig, als 25-Jähriger gestaltete er im Fernsehen seinen eigenen Nachruf (»Wer war André Heller?« 1972). In den 1980er Jahren machte er mit Großevents wie dem »Theater des Feuers« (1983), dem »Sturz durch Träume«, einem »Feuerspektakel« vor 650.000 zahlenden Zuschauern (1984), oder den Heißluftballon-Skulpturen »Himmelszeichen« (1986) von sich reden. Nicht zuletzt durch diese Inszenierungen wurde er zu einer zentralen Figur der Kofler’schen Satire (s. Eintrag ›André Heller‹).
Es gab keine eigentliche Gründung der Roten Armee Fraktion – als ihre erste Aktion gilt die Befreiung des inhaftierten Andreas Baaders auf einem bewachten Freigang im Mai 1970. Im Monat darauf veröffentlichte die Gruppe eine erste programmatische Erklärung, in der sie abschließend fordert: »Die Rote Armee aufbauen!« (Hoffmann 1997, 26); im Nachlass Koflers finden sich Ausgaben der Westberliner linksanarchistischen Zeitschrift »Agit 883«, die die Erklärung druckte, allerdings nicht die betreffende Nr. 62. 1971 taucht in »Das Konzept Stadtguerilla« – Kofler verweist in »Am Schreibtisch« auf diese »Untergrundschrift« in seinem Besitz (s. Eintrag ›Das Konzept Stadtguerilla‹) – erstmals die Bezeichnung »Rote Armee Fraktion« auf. Insgesamt spricht man von drei »Generationen« der RAF, 1998 wurde die Selbstauflösung der Gruppe erklärt.
Ernst Röhm (1887–1934), Offizier im Ersten Weltkrieg, Freikorps-Mitglied, 1930 »Oberster SA-Stabschef«
Martin Buber (1878–1965), österr.-israelischer Geschichtsphilosoph
Hubert Fabian Kulterer (1938–2009), österr. Schriftsteller, gerne als »Original« bezeichnet, 1965 Promotion mit einer sprachwissenschaftlich-dialektologischen Arbeit, daran anschließend bis 1970 Tätigkeiten an Universitäten in Kanada und den USA. Ab 1970 unstetes Leben, zahlreiche Aktivitäten in Wien und Kärnten, gehörte in den frühen 1960er zum Tonhof-Kreis um Gerhard Lampersberg, dort Bekanntschaft mit Thomas Bernhard, der seinen Namen in den Titel seiner Erzählung »Der Kulterer« einfließen ließ.
Misanthrop: franz. Menschenfeind; hier wohl Anspielung auf das Theaterstück »Der Menschenfeind« von Molière (»Le Misanthrope ou l’Atrabilaireamoureux«, 1666 uraufgeführt)
Kofler zitiert – mit einer Kürzung – den zu Lebzeiten viel gelesenen Heimatdichter und Salzburger NS-Funktionär Karl Heinrich Waggerl (1897–1973). Die Passage in Waggerls Prosa »Wanderung und Heimkehr« (1957) lautet: »Eines wird mir freilich immer unbegreiflich bleiben: daß es doch Menschen gibt, die mich gelten lassen, wie ich bin, und die mir dennoch im Herzen zugeneigt sind. Aber es gäbe wohl wenig Liebe in der Welt, wenn sie nur denen zuteil werden könnte, die sie verdienen« (zit. n. (zit. n. Arens 1962, 15).
Alfred Brendel (* 1931), Klavier- und Kompositionsstudium in Graz und Wien. Brendel beschäftigte sich immer wieder eingehend mit Schuberts Klavierwerk, aus den Jahren 1987/88 stammt eine Schallplattenaufnahme sämtlicher Sonaten. Der Kritiker Joachim Kaiser schrieb bereits 1972, dass Brendel Schubert »nicht als späten Wiener Klassiker ›historisch‹ versteht, sondern ihn aufbricht« (Kaiser 1972, 204). s. Eintrag ›Alfred Brendel‹
Christoph Willibald Gluck (1714–1787), deutscher Komponist; Paul Hindemith (1895–1963), deutscher Komponist; Joseph Haas (1879–1960), deutscher spätromantischer Komponist, seine 1937 uraufgeführte »Volksoper« »Tobias Wunderlich« fußt auf dem gleichnamigen Drama des in der Zwischenkriegszeit vielgespielten österr. Dramatikers (und Nationalsozialisten) Hermann Heinz Ortner.
»Deutscher Bühnen-Spielplan«: monatliche Veröffentlichung sämtlicher Spielpläne der Theaterhäuser in Deutschland, bestand seit 1897, war auf die Mitglieder des »Kartells der Deutschen Bühnen- und Orchestermitglieder« beschränkt (vgl. Arnold 1908, 325), das Kartell bestand nach 1934 nicht mehr; in den 1930er Jahren (bis 1944) erschien der »Bühnen-Spielplan« im Neuen Theaterverlag, Berlin, damals brachte man auch »Rundfunkprogramme von Bühnenwerken«. Kofler führt in der Folge aus dem »Deutschen Bühnen-Spielplan« sämtliche Aufführungsorte von Lehárs »Land des Lächelns« im April 1938 an; in Berlin spielte allerdings das Theater am Nollendorfplatz die Operette. Lehárs Werk wurde auch in Oberschlesien aufgeführt: in Neisse [Nysa], in Beuthen [poln. Bytom], Gleiwitz [Gliwice] und Hindenburg [Zabrze], die dem »Oberschlesischen Landestheater« in Beuthen zugeordnet waren. »Wuppertal-Barmen; Wuppertal-Elberfeld« waren zwei Spielorte der »Wuppertaler Bühnen«.
Protagonist in Rilkes»Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge« (1910), s. S. II/194
Beide Sätze sind ein Zitat aus Hermann Gerstners Muttertagsartikel (Gerstner 1939). »Genau« sowie »Tag für Tag« hat Kofler hinzugefügt.
Wörtliches Zitat aus Schneiders »Schlafes Bruder« (Schneider 1994, 220)
Anspielung auf Heinz Conrads (1913 – 1986), österr. Schauspieler und Sänger, wurde mit seiner Sendung »Guten Abend am Samstag« zu einer Institution im österr. Fernsehen. s. Eintrag ›Heinz Conrads‹
Gerhart Harrer (1917–2011), österr. Psychiater, 1935 Mitglied der illegalen SS, gehörte »der SS-Standarte 89 (mit der SS-Nr. 303.067) an« (Pinwinkler 2020, 126), während des Zweiten Weltkriegs Arbeit als neurochirurgischer Assistenzarzt, 1940 NSDAP-Mitglied, nach 1945 als »minderbelastet« eingestuft, wie bei Gross funktionierte seine Wiedereingliederung in ein erfolgreiches Berufsleben über den Bund Sozialistischer Akademiker (BSA), 1960–1984 ärztlicher Leiter der Salzburger Landesnervenklinik.
Der Innsbrucker Dichter und Klangkünstler Georg Decristel(1937–1997) war von großem Einfluss auf Koflers Schreibanfänge, er dürfte ihn bei den »Jugendkulturwochen« kennengelernt haben und besuchte ihn mehrmals in Innsbruck. Innsbruck, mit seiner Ausrichtung nach Deutschland, entwickelte sich in den 1960er Jahren im Umfeld des Künstlers Heinz Gappmayr sowie des Kurators, Verlegers und Publizisten Peter Weiermair zu einem »Zentrum der künstlerischen Avantgarde« (Riccabona 2015, 476). Beeinflusst von der Konkreten und Visuellen Poesie Gappmayrs sind Decristels Arbeiten der späten 1960er Jahre »Ergebnis der Rezeption theoretischer und praktischer Positionen der Konkreten« (Riccabona 2015, 479). Koflers Bezeichnung der »concreten mechanismen« Decristels bezieht sich wohl auf diesen Hintergrund. Der ironische Neologismus »duduismus« könnte sich auf die Hervorhebung des »du« in allen verwendeten Wörter sowie die Bevorzugung von Wörtern, in denen die Buchstaben d und u enthalten sind, beziehen – wie es in der von Kofler anzitierten »meditation über das kleine du« Decristels (»absUD – zünDhUt«) gehandhabt wird. Decristel selbst erwähnt den Begriff in einer maschinschriftlichen »bibliogr. bis 1976«: »eine schrift zur propagierung des einwortgedichtes (duduismus) 1967« (Decristel 2003, 151) – die »Schrift« hat sich, wie die allermeisten Texte Decristels, nicht erhalten.
Dem böhmischen Grafen Wenzel von Morzin (1676–1737), Kammerdiener von Kaiser Karl VI., sind die »Die vier Jahreszeiten« gewidmet. In der Widmung schreibt Vivaldi, dass er dem Grafen mehrere Jahre lang als »Maestro di musica in Italia« gedient hätte, wobei Talbot dies so interpretiert, »daß der Graf immer wieder, wenn er es wünschte, von Vivaldi Noten geschickt bekam« (Talbot 1985, 95).
Trawniki ist eine Ortschaft südöstlich von Lublin. Hier wurde im Mai 1942 von der SS ein Ausbildungs- und Arbeitslager in einer ehemaligen Zuckerfabrik errichtet, in dem Kriegsgefangene für eine paramilitärische Polizeieinheit ausgebildet wurden. Das Lager diente zur »Ausbildung ›fremdvölkischer Einheiten‹ des SS- und Polizeiführers Lublin,Odilo Globocnik« (Jäckel/Longerich/Schoeps 1993, 1426). Die Hauptaufgaben der »Trawniki-Männer« waren Bewachung und Partisanenbekämpfung, sie kamen auch in Auschwitz und bei der »Aktion Reinhard« zum Einsatz, etwa beim Betrieb der Gaskammern oder der Leichenverbrennung.
Anspielung auf die österr. Schriftstellerin Marianne Fritz (1948–2007)
Anspielung auf die Anzeige für Finkes Hymnus »O Herzland Böhmen«: »In der 2. Strophe erlebt man die weltgeschichtliche Tat des Führers, die Hissung der Reichsfahne auf der Prager Burg« (Prieberg 1982, 233). s. Eintrag ›O Herzland Böhmen‹
In der Nacht vom 30. 6. auf 1. 7. 1934wurden jene SA-Mitglieder, die als feindlich eingestuft und verhaftet worden waren, von SS-Mitgliedern ermordet. Die Geschehnisse wurden auch »Niederschlagung des Röhm-Putsches«, die »Juni-Morde« genannt (vgl. u.a. Hermanns 2018, 256).
Die Adresse Kulterers stand im Impressum der »Eröffnungen«, Aich ist eine kleines Dorf im Kärntner Jauntal. Im gegenständlichen Heft der »Eröffnungen« wird der aus Villach gebürtige, in Wien lebende Schriftsteller und Bibliothekar Hannes Schneider (1939–2004) als Mitredakteur angegeben.
TopographieOrtschaftPersonAutorIn/JournalistInMedienZeitung/Zeitschrift
Gemeint: Alois Maier-Kaibitsch (1891–1958), Offizier im Ersten Weltkrieg, Beteiligung am »Kärntner Abwehrkampf«, ab 1921 Leiter des »Kärntner Heimatdienstes«, der eine strikt slowenenfeindliche Politik verfolgte; über die »Kärntner Bodenvermittlungsstelle« betrieb Maier-Kaibitsch die Ansiedlung »deutscher« Siedler im slowenischsprachigen Gebiet Kärntens (Danglmaier/Koroschitz 2015, 426); 1934 NSDAP-Beitritt, unmittelbar nach dem »Anschluss« SS-Mitgliedschaft, Leitung der »Volkstumsstelle«, Hauptverantwortlicher der Deportation der Kärntner Sloweninnen und Slowenen; 1947 Verurteilung zu lebenslanger Haft.
Wörtliches Zitat aus Becketts Theaterstück »Spiel«, Satz der Figur »F2« – aus einer Passage, in der die beiden Frauenfiguren unzusammenhängende, nicht aufeinander bezogene Sätze sprechen (Beckett 1995, 222).
Es gibt zahlreiche Bezugnahmen auf Franz Schuberts Kompositionen in Koflers Werk (vgl. Straub 2021), s. Eintrag ›Wandererphantasie‹
Johann Sebastian Bach brachte 1741 in einem Erstdruck eine »Clavier Ubung« heraus, die aufgrund einer Anekdote postum in »Goldberg-Variationen«umbenannt wurde. Mit der Einspielung der »Goldberg-Variationen« 1955 begründete Gould seinen Ruhm als eigenwilliger Bach-Interpret.
Karl Moik(1938–2015), öster. Moderator und Entertainer, der ab 1981 v.a. durch die Moderation der TV-Sendung »Musikantenstadl« einem größeren Publikum bekannt wurde
Möglicherweise ein Bezug auf die in Ernst Blochs Philosophie zentralen Begriffe Sinn und Hoffnung. Auf Bloch verweist Kofler in seinem Œuvre mehrfach, s. Eintrag ›Vorschein, wie der Philosoph B. schreibt‹.
Anspielung auf »Die Billigesser« (1980), Erzählung von Thomas Bernhard
Anspielung auf den Titel von Peter Handkes Erzählung »Der kurze Brief zum langen Abschied« (1972)
Bei Sanders-Brahms lautet der Satz: »Und trotz der genannten Widersprüche sehe ich in der Figur meiner Mutter die Gegenkraft zum Faschismus, insofern, als das Leben zu erhalten und zu geben letztenendes wenigstens garantiert, daß es nach allem Schrecken doch weitergeht« (Tühne/Olfe-Schlothauer 1980, 156).
Wörtliches Zitat aus Schneiders »Schlafes Bruder«: »Da trat Cosmas, der Älteste, zur Mutter hin und frag [sic] mit verstellt erwachsener Stimme: ›Frau Mutter, was meint Liebe?‹« Auch das Folgende gibt Kofler wörtlich wieder (Schneider 1994, 224)
André Heller (* 1947), österr. Sänger, Liedermacher, Künstler, Autor, Kulturmanager; zentrale Figur der Kofler’schen Satire (Fian/Kofler widmeten ihm ein ganzes Hörspiel, »Der Erlöser«; s. Eintrag ›André Heller‹
Anspielung auf Thomas Bernhard (1931–1989), österr. Schriftsteller. Bernhard ist neben Kafka und Beckett der wichtigste literarische Bezugspunkt für Kofler, s. Eintrag ›Th. Bernhard‹
»Anlehnung an ein absurdes Theaterstück«: Damit ist Samuel Becketts»Warten auf Godot« (UA 1953) gemeint.
»It was a lover and his lass« ist der Titel des bekanntesten Lieds aus Shakespeares»Wie es euch gefällt« (»As you like it,« 1623), vertont von Thomas Morley (1557/58–1602): »It was a lover and his lass, [/] With a hey, and a ho and a hey nonino, [/] That o’er the green cornfield did pass, [/] In the spring-time, the only pretty ring-time, [/] When birds do sing, hey ding a ding a ding, [/] Sweet lovers love the spring« (Shakespeare 2006, 328f.). In der Schlegel-Tieck’schen Übersetzung: »Ein Liebster und sein Mädel schön, [/] Mit heisa und ha und juchheisa trala! [/] Die thäten durch das Kornfeld gehen [/] Zur Maienzeit, der lustigen Paarezeit, [/] Wann Vögel singen tirlirelirei: [/] Süß’ Liebe liebt den Mai« (Shakespeare 1897, 173). s. Eintrag ›It was a lover and his lass, In springtime‹
Kofler paraphrasiert Goethe: »Was bringt zu Ehren? [/] Sich wehren«, lautet ein Vers im »West-östlichen Divan« (Goethe 1820, 67).
Thomas Cook (1808–1892), baptistischer Geistlicher und britischer Tourismuspionier; er gilt als einer der Pioniere des Pauschaltourismus; der 2019 in Konkurs gegangene Tourismuskonzern Thomas Cook Group geht auf sein Unternehmen zurück.
Unter der Regie von Gustav Ucicky und mit Paula Wessely in der Hauptrolle stellt der Film »Das Herz muß schweigen« (1944) das Schicksal zweier Röntgen-Pioniere in den Mittelpunkt, die ein »Leben im Dienste einer großen Idee« führen und deren Forschungsarbeit, bei der sie ungeschützt Strahlung ausgesetzt waren, ihnen das Leben kostet – der Film »zeigt Vorbilder altruistischen Verhaltens« . ( Brecht/Loacker/Steiner 2014 , 378) Ob dies im Sinne des Regimes interpretiert wurde, blieb den Zuschauern überlassen.
Der Arbeitskreis für Forensische Psychiatrie und Neurologie veranstaltet im Jänner 1979 in der Landesnervenklinik Salzburg eine Tagung zum Thema »Tötungsdelikte von Geisteskranken«. Neben Harrer ist auch Gross als Referent vorgesehen, Gross lässt seinen Vortrag dann allerdings verlesen.
Rudolf Heß (1894–1987), NSDAP-Politiker, von Hitler 1933 zu seinem Stellvertreter in der Parteileitung ernannt, Reichsminister ohne Geschäftsbereich. 1941 flog er auf eigene Initiative nach Großbritannien, um seine Idee, durch Friedensverhandlungen mit Churchill die Kräfte Deutschlands auf den Krieg gegen die Sowjetunion bündeln zu können, umzusetzen. Er wurde gefangen gesetzt und im Nürnberger Prozess zu lebenslanger Haft verurteilt.
»Der Feuerreiter«, Gedicht von Eduard Mörike (1804–1875), erstmals im Roman »Maler Nolten« (1832) publiziert; 1842 um eine dritte Strophe erweitert
Erich Fried (1921–1988), österr. Schriftsteller, nach der Flucht 1938 nach England lebte er bis zu seinem Tod in London. Fried engagierte sich in verschiedenen Protestbewegungen, marschierte etwa 1968 in erster Reihe neben Rudi Dutschke auf einer Demonstration gegen den Vietnamkrieg in Berlin. Fried setzte sich ab 1971 gegen den »bewaffneten Kampf« der außerparlamentarischen Opposition ein, bereits 1968 warnte er seine GesinnungsgenossInnen vor schematischen Vereinfachungen und einer Eingleisigkeit der revolutionären Propaganda (Lampe 1998, 133). Sein ausgleichendes Naturell hinderte ihn nicht vor klaren Stellungnahmen, in Gedichten, Artikeln und anderer Form: So bezeichnete Fried etwa in einem Leserbrief im Magazin »Spiegel« 1972 die Erschießung Georg von Rauchs als »Vorbeugemord« (in dem von Kofler beobachteten Prozess gegen Wagenbach 1975 ging es ebenfalls um diesen »Tatbestand«), Berlins Polizeipräsident Klaus Hübner verklagte Fried daraufhin. Der Prozess 1974 endete mit einem Freispruch. Mit dem Wagenbach-Verlag war Fried seit 1966, seit dem Gedichtband »und vietnam und …«, verbunden. Bis zur Abfassung von Koflers »berliner notizen « Anfang 1975 erschienen insgesamt zehn Bücher Frieds bei Wagenbach (inklusive seiner Shakespeare-Übersetzungen). s. Eintrag ›Erich Fried‹
PersonAutorIn/JournalistInPolitikerInMedienZeitung/ZeitschriftZitate
Viktor Lutze (1890–1943), nationalsozialistischer Politiker und SA-Führer. Er war an der Niederschlagung des so genannten Röhm-Putsches beteiligt und wurde auf Vorschlag Himmlers Röhms Nachfolger als Stabschef der SA (vgl. Weiß 2002, 310).
»Der Himmel über Berlin« (1987): Film des deutschen Regisseurs Wim Wenders (* 1945).
Das titellose Gedicht Kulterers in den »Eröffnungen« erstreckt sich, wie Kofler schreibt, über eine ganze Zeitschriftenseite, es ist in großen Frakturlettern gesetzt. »Milch [/] für [/] den Kaiser [/] an den Zitzen [/] seiner Krone [/] saugt [/] das Volk« (Kulterer 1963).
Ernst Röhm (1887–1934), 1930 »Oberster SA-Stabschef«; s. Eintrag ›Röhm […] Ernst Röhm, SA-Stabschef, der Dicke‹
»Die Liebe, die Liebe [/] Ist eine Himmelsmacht«: Schlussvers des Liedes »Wer uns getraut« aus der Operette »Der Zigeunerbaron« (1885) von Johann Strauß Sohn (Strauss/Schnitzer 1950, 27). s. Eintrag ›Wer uns getraut‹
Elfriede Jelinek (* 1946), österr. Schriftstellerin und Nobelpreisträgerin
In dem Karl-May-Roman »Durch die Wüste« (1892), dem ersten Band des »Orientzyklus«, ist Abu Seif ist der Anführer der Dscheheïne, einer gefürchteten Seeräuberbande am Roten Meer. Zahlreiche Anspielungen auf Karl-May-Romane in Koflers Werk (s. Eintrag ›Karl-May-bilder‹)
Anspielung auf Bernhards Titelgebung
Eines der bekanntesten Kaufhäuser in Wien, 1879 von Alfred Abraham und Hugo Gerngroß als Stoffgeschäft gegründet
Zitat aus Hermann Gerstners »Muttertagsartikel« (Gerstner 1939)
Letzter Satz von Schneiders »Schlafes Bruder« (Schneider 1994, 224)
Anneliese Rothenberger (1924 – 2010), deutsche Opern- und Operettensängerin, s. Eintrag ›Anneliese Rothenberger‹
Karl Dönitz (1891–1980), Marineoffizier, ab 1943 Admiral; von Hitler persönlich dazu auserwählt, wurde er im Mai 1945 der letzte Regierungschef des Deutschen Reichs.
Der norwegische Schriftsteller Trygve Gulbranssen (1894–1962) veröffentlichte 1933–1935 die sogenannte »Björndal-Trilogie«, die zu einem der meistverkauften und -übersetzten Werke der norwegischen Literatur wurde. Der erste Teil wurde unter dem Titel »Und ewig singen die Wälder«von Paul May1959 verfilmt. Nach dem Erfolg dieses Films produzierte die Wiener Mundus-Film unter der Regie von Gustav Ucicky auch den zweiten Teil der Gulbranssen-Trilogie. »Das Erbe von Björndal« gilt als »unspektakuläre, aber effektive filmische Umsetzung«der literarischen Vorlage (Brecht/Loacker/Steiner 2014 , 491).
PersonAutorIn/JournalistInSchauspielerIn/RegisseurInMedienFilm/Fernsehen/RadioZitate
Die »Arbeitsgemeinschaft kritische Medizin« war eine Gruppe junger Mediziner, Schwestern und Pfleger, die sich mit gesundheitspolitischen Themen beschäftigte. Die AG beschließt, Heinrich Gross mit den im »Kurier«-Artikel im Dezember 1978 veröffentlichten Vorwürfen seiner Beteiligung an der »Euthanasie« zu konfrontieren (vgl. Pinwinkler 2019, 228) und druckt ein Flugblatt als Anlass des Salzburger Vortrags von Gross mit dem Titel »Tötungsdelikte Schizophrener«: »Nun also macht sich Gross, der selbst an der Tötung hunderter Kinder beteiligt war, über die Tötungsdelikte Geisteskranker her« (zit. n. Lehmann/Schmidt 2001, 159). Als Autor fungiert das AG-Mitglied Werner Vogt. Gross verklagt Vogt wegen übler Nachrede. Das Urteil in erster Instanz ergeht nach der Veröffentlichung von Koflers Artikel im Februar 1980: Vogt wird verurteilt. In der Berufungsverhandlung vor dem Oberlandesgericht Wien wird 1981 der Wahrheitsbeweis Vogts anerkannt, Vogt freigesprochen und der Staatsanwaltschaft vom Richter empfohlen, ein Verfahren wegen Beihilfe zum Mord einzuleiten – diese sieht aber erneut nur Totschlag vorliegen (vgl. Lehmann/Schmidt 2001, 64).
Gertrud Scholtz-Klink (1902–1999), 1934–1945 »Reichsführerin« der NS-Frauenschaft und des Deutschen Frauenwerks, s. Eintrag ›Gertrud Scholtz-Klink‹
Anspielung auf Ern(e)st Bornemann (1915–1995), deutscher Anthropologe und Sexualwissenschaftler, der ab 1970 in Österreich lebte. Kofler zitiert in »Am Schreibtisch« aus seiner Kolumne »Bornemanns Box«, in der Bornemann wöchentlich Leserzuschriften beantwortete (s. Eintrag ›Bornemann‹).
Verweis auf Mozarts »Zauberflöte«, Synopsis, Zweiter Aufzug: Die drei Knaben erblicken Pamina, die sich das Leben nehmen will, rufen sie ins Leben zurück »und bringen sie zu Tamino, der vor der ,Schreckenspforte‘ steht, bereit zur letzten und äußersten Prüfung, dem Gang durch Feuer und Wasser.« ( Assmann 2012, 13)
Kofler bezieht sich auf den Film Die Verdammten (I/D 1969, orig. La Caduta degli Dei, R: Luchino Visconti), in dem die deutsche Industriellenfamilie von Essenbeck sich den Nationalsozialisten anbiedert und dadurch in eine vernichtende Gewaltspirale gezogen wird, bei der auch der »Röhm-Putsch« eine Station darstellt
PersonSchauspielerIn/RegisseurInNationalsozialistInMedienFilm/Fernsehen/Radio
»Forum Stadtpark« meint sowohl die 1959 von Künstlern gegründete Kulturinitiative als auch den Veranstaltungsort im Grazer Stadtpark (zu Beginn ein leerstehendes Café, seit 2000 ein Neubau). Kofler bezieht sich hier wohl auf die Zeitschrift »manuskripte«, 1960 vom Forum-Mitbegründer Alfred Kolleritsch ins Leben gerufen und über diesen eng an die Kulturinitiative gebunden. Kofler veröffentlichte nur einmal in den »manuskripten«, 1981 das »Kärntner Triptychon« (bestehend aus »Landeshauptstadt Klagenfurt«, »Im Eichholzgraben« und »JOHANN FRIEDRICH PERKONIG, der große Kärntner Dichter«).
TopographieOrtschaftPersonAutorIn/JournalistInMedienZeitung/Zeitschrift
Ermordung feindlicher SA-Mitglieder von SS-Mitgliedern (»Niederschlagung des Röhm-Putsches«, »Juni-Morde«); s. Eintrag ›der sogenannte Röhm-Putsch, die Nacht der langen Messer‹
Anspielung auf das »Zauberstück« Der Alpenkönig und der Menschenfeind (1828) von Ferdinand Raimund
Alois Mock (1934–2017), ÖVP-Politiker, nachdem er 1969–1970 bereits Unterrichtsminister war, übernahm er 1987–1995 das Amt des Außenministers und war maßgeblich für die Vorbereitung des EU-Beitritts Österreichs verantwortlich. s. Eintrag ›Dr. Mock‹
Roman (1989) von Elfriede Jelinek
Figur in Shakespeares Stück »Othello«, s. Eintrag »Nieder, mit dir, auf den Boden (Othello).«)
Ernest Hemingway (1899–1961), US-amerikanischer Schriftsteller, der zweimal Safaris in Ostafrika unternahm (und literarisch verarbeitete)
Kofler bezieht sich auf Heinrich Gross (1915–2005), österr. Arzt, der als Stationsleiter der »Reichsausschuß-Abteilung« an der »Euthanasie«-Klinik »Am Spiegelgrund« in Wien während der NS-Zeit behinderte Kinder für Forschungszwecke missbrauchte und an ihrer Ermordung beteiligt war. 1948 wurde er verhaftet, er saß zwei Jahre in Untersuchungshaft. Der Prozess 1950 brachte ein mildes Urteil. 1955 kehrte er auf den »Steinhof«, an den Ort der von ihm begangenen Verbrechen, zurück, er war vollständig rehabilitiert. Ein zweiter Prozess im Jahre 2000, diesmal mit Mordanklage, wurde wegen eines Gutachtens eingestellt. s. Eintrag »Doktor Groß«
Willy Scharnow (1897–1985), deutscher Reiseunternehmer, Pionier von Pauschalreisen; 1925 gründete er sein erstes Reisebüro, 1968 war er an der Gründung und Ausgestaltung der Touristik Union International (TUI) beteiligt (vgl. [red.] 1985).
Adaptiertes Zitat aus Hermann Gerstners »Muttertagsartikel« (Gerstner 1939)
Anita Pollak: Kulturjournalistin, lange Jahre vornehmlich bei der österr. Tageszeitung »Kurier«, aber auch für den ORF-Hörfunk, u.a. Zusammenarbeit mit Konrad Holzer bei der Regie für das Hörspiel »Das schweigsame Paar« (1991) nach Michel Tournier; s. Eintrag ›Anita Pollak‹
PersonAutorIn/JournalistInMedienZeitung/ZeitschriftFilm/Fernsehen/Radio
»Der Jasager« (UA: 1930): Schuloper von Elisabeth Hauptmann und Bertolt Brecht (Text) und Kurt Weill (Musik). In einer zweiten Fassung hat Brecht dem Jasager einen »Neinsager« zur Seite gestellt.
Anspielung auf »Alte Meister. Eine Komödie« (1985), Roman von Thomas Bernhard; einen eigenen, nach dem Renaissancemaler Paris Bordone (ca. 1500 – 1571) benannten Saal gibt es im Wiener Kunsthistorischen Museum nicht (vgl. Steiner 2011; s. S. II/91). Der »Kunstmaler« Titorelli ist eine Figur in Kafkas»Prozess« (Kafka 1990, 192), der Name ist eine Kontamination aus Tintoretto, Tizian und Signorelli.
Peter Alexander (eigentl. Peter Alexander Neumayer, 1926–2011), österr. Sänger, Schauspieler und Entertainer. s. Eintrag »Peter, oder Alexander«
Heinrich Heine (1797–1856), deutscher Schriftsteller
Gustav Ucicky (1899–1961), Sohn von Gustav Klimt und seinem zeitweiligen Modell Maria Učická, österreichischer Kameramann und Regisseur, der als »routinierter Handwerker […] die Qualität seiner Arbeiten über alle Zäsuren und Systembrüche hinweg an die Anforderungen seiner Auftraggeber«anpasste. (Brecht/Loacker/Steiner 2014, 8) In der NS-Zeit führte er bei insgesamt 16 Filmen Regie (vgl. Klee 2009, 561f.), darunter viele eindeutige Propagandafilme – berüchtigt ist der nationalsozialistische Hetzfilm »Heimkehr« (1941) mit Paula Wesselyin der Titelrolle. Nach 1945 drehte er vornehmlich Heimatfilme, beginnend mit »Singende Engel « (1947), einem Film über die Wiener Sängerknaben.
Knickerbocker: altmodische Kniebundhose zum Wandern; »Knickerbocker-Bande«: Titel einer seit 1990 erscheinenden Kinderkrimi-Reihe des österr. Autors und Fernsehmoderators Thomas Brezina (* 1963)
Billy Mo (1923–2004; eigentl. Peter Mico Joachim) war ein in Trinidad geborener Jazztrompeter und Schlagersänger, der 1962 mit dem Nummer-eins-Hit »Ich kauf mir lieber einen Tirolerhut« seinen kommerziellen Durchbruch erreichte. Der Tirolerhut wurde zu seinem Markenzeichen.
Helmut Berger (* 1944), österr. Schauspieler, spielt in Viscontis Die Verdammten die Figur des Martin von Essenbeck, des am Schluss einzigen Überlebenden der Familie; Berger arbeitete seit Mitte der 1960er Jahre bis zu Viscontis Tod 1976 mit den Regisseur zusammen, am bekanntesten wurde seine Titelrolle in Ludwig II. (1972).
Abgewandeltes Zitat aus André Hellers Roman »Schattentaucher«, in dem den Protagonisten während der Zeit im Internat »Furunkel, Abszesse und Gerstenkörner aller Art und Größe« quälen. »Sein Blut war damals vergiftet von Heimweh und Angst, und auch die zahllosen nächtlichen Gebete zu Maria, der mater admirabilis, konnten es nicht reinigen« (Heller 2003, 192). Der Ehrentitel »Mater Ter Admirabilis« (»Dreimal wunderbare Mutter«) für die Gottesmutter Maria wurde 1604 vom Jesuitenpater Jakob Rem geprägt, s. Eintrag »Unter Trennungen von ihr,...‹
»Der Jäger von Fall« (1883): Heimatroman von Ludwig Ganghofer, in Deutschland insgesamt fünfmal verfilmt
Dieses »Geschmacksurteil« könnte eine parodierende Anspielung auf Marcel Reich-Ranicki sein (s. Eintrag ›ein wichtiges Prosabuch, ah! Von Reich-Ranicki empfohlen!‹).
Helmut Kohl (1930 – 2017), deutscher CDU-Politiker, 1982 – 1998 Bundeskanzler der BRD, s. Eintrag ›Kohl‹
Salman Rushdie (* 1947), britisch-indischer Schriftsteller; sein Roman »Die satanischen Verse« (1988) erlangte durch die (heute noch gültige) »Fatwa« des iranischen Staatschefs Khomeini, in der er Rushdie zum Tode verurteilte, weltweites Aufsehen. Das Urteil wurde mit dem angeblich islamfeindlichen Inhalt des Buches begründet. s. Eintrag »Rushdie-Bube«
Thomas Bernhard (1926–1987), österr. Schriftsteller, die Bezüge ziehen sich durch Koflers Werk
Herbert Eisenreich (1925–1986), österr. Schriftsteller
Paul Lincke (1866–1946), Komponist und Kapellmeister; was Strauß in Wien und Offenbach in Paris für die Operette bedeutete, war Lincke vergleichbar in Berlin. Lincke »war weder Nationalsozialist noch Antisemit. Jedoch […] ließ er sich nicht nur die Vereinnahmung durch die nationalsozialistischen Machthaber gefallen, sondern [...] verwendete eine nicht unbeträchtliche Energie darauf, von ihnen wahrgenommen zu werden« (Kutscher 2016, 271). Lehár und Lincke kannten sich gut, sie trafen sich öfters bei offiziellen Anlässen (Kutscher überliefert etwa einen Goebbels-Empfang 1936 und die Feier des sechsten Jahrestags der Reichstheaterkammer 1939 im Berliner Theater des Volkes; Kutscher 2016, 185 u. 230)
Untertitel (ohne »aber«) des Textes »Frau und Mutter – Lebensquell des Volkes« von Gertrud Scholtz-Klink (Scholtz-Klink 1939, 136)
Konrad Holzer: ab 1966 Kulturjournalist, später Abteilungsleiter beim ORF-Hörfunk, 2001 Pensionierung, s. Eintrag ›Konrad Holzer‹
»Furcht und Elend des Dritten Reiches«: Bertolt Brecht verfasste von dem Theaterstück ab 1935 mehrere Fassungen und verschiedene Szenen, 1938 wurden erste Szenen in einer Pariser Uraufführung gezeigt.
Pinocchio: Kinderbuchfigur des ital. Autors Carlo Collodi (1826–1890)
»was du ererbt von deinen Vätern hast, [/] erwirb es, um es zu besitzen. [/] Was man nicht nützt, ist eine schwere Last, [/] Nur was der Augenblick erschafft, das kann er nützen«, heißt es in Goethes»Faust«
Peter Henisch (* 1943), österreichischer Schriftsteller
1906 von Alfred Kuoni gegründeter, heute international tätiger Reisekonzern mit Sitz in Zürich
Die Begriffe »Absicht«und »Zweck«spielen in Immanuel Kants Werk in Bezug auf die Natur eine große Rolle. In seiner »Kritik der Urteilskraft« (1790) legt Kant Natur entsprechend der Teleologie so dar, »als ob die Zweckmäßigkeit in ihr absichtlich sei« (Kant 2000a, § 68, 201), wobei diese »Absicht«in Analogie zu einer verstandesgelenkten Absicht gedacht wird: »Naturzweck«sei jene Verknüpfung von Ursache und Wirkung, bei welcher die Ursache, soKant in »Die Metaphysik der Sitten« (1797), »auch ohne ihr dazu einen Verstand beizulegen, doch nach der Analogie mit einem solchen«, als »gleichsam absichtlich«etwas hervorbringend, begriffen wird.(Kant 2000b, MST § 7, 654)
Der deutsch-sowjetische Nichtangriffspakt wurde am 24. 8. 1939 vom deutschen Außenminister Ribbentrop in Moskau unter Anwesenheit Stalins unterzeichnet. Hitler hatte damit freie Hand beim geplanten Angriff auf Polen, weil die Sowjetunion im Pakt Neutralität zusagte und in einem geheimen Zusatzprotokoll das östliche Polen im Angriffsfall der UdSSR zugesprochen wurde.
TopographieOrtschaftPersonPolitikerInNationalsozialistInEreignis
Ballett von Pjotr Iljitsch Tschaikowski (1840–1893) nach einer Erzählung von E. T. A. Hoffmann, Uraufführung 1892 in St. Petersburg
»Uncle Satchmo’s Lullaby« (1959), Song, geschrieben von Erwin Halletz und Olaf Bradtke, gesungen von Louis Armstrong (1901–1971, genannt Satchmo) und der deutschen Sängerin Gabriele (eigentl. Gabriele Clonisch, * 1947), die damals erst 12 Jahre alt war. Der Song kam auch im Musicalfilm »La Paloma« (1959) zum Einsatz. »Conny« dürfte eine Anspielung auf die vier Jahre ältere Cornelia Froboess sein, die als Kinderstar ein Role Model für Gabriele war und 1959 mit ihr gemeinsam bei einigen Konzerten aufrat.
Klaus Schütz (1926–2012), deutscher Politiker der SPD, 1967–1977 Regierender Bürgermeister von Berlin
Josef Dietrich (1892–1966), 1928 Beitritt zur NSDAP und zur SS, 1932 übernahm er den Personenschutz Hitlers (Leiter des SS-Begleitkommandos »Der Führer«), 1934 organisierte er die Ermordung der in München-Stadelheim Inhaftierten SA-Führer, während des Zweiten Weltkriegs wurde er als Kommandierender verschiedenen SS-Einheiten in ganz Europa eingesetzt, im April 1945 war er Kommandant der »Schlacht um Wien«.
Peter Altenberg (1859–1919, eigentl. Richard Engländer), österr. Schriftsteller, s. Eintrag »meines Freundes Peter Altenberg«
Die »»prägende[]« Erfahrung« seiner Komparsentätigkeit am Stadttheater floss mehrfach in Koflers Werk ein. Der dänische Opernsänger Helge Roswaenge (1897–1972) war im »Dritten Reich« führender Tenor an der Berliner Staatsoper, nach 1945 pendelte er vorwiegend zwischen Berlin und der Wiener Staatsoper; s. Eintrag ›Helge Rosvaenge‹
Helmut Berger (* 1944), österr. Schauspieler, der auch in Viscontis »Die Verdammten« mitspielt; s. Eintrag ›Helmut Berger‹
Wahrscheinlich gemeint: »Die Bürger in Wien« (1813), Posse von Adolf Bäuerle
»Nixon in China« (Uraufführung Houston Grand Opera 1987) ist eine Oper in drei Akten von John Adams nach einem Libretto von Alice Goodman, die Richard Nixons Besuch in China (1972), dem ersten Staatsbesuch eines amerikanischen Präsidenten in China überhaupt, zum Anlass zu einer Satire über moderne Helden-Mythen nimmt.
Anspielung auf den Roman »Die Liebe in den Zeiten der Cholera« (1985) des kolumbianischen Literaturnobelpreisträgers Gabriel Garcia Márquez
Fritz Kortner (1892–1970), österr. Schauspieler und Regisseur; die von Kofler erwähnte Aussage Kortners wurde noch zu Lebzeiten anekdotisch – aber in anderer Version – überliefert: Der Schauspieler Curt Bois zeigt sich auf einer Probe verwundert, dass eine Szene, die andernorts einen »Riesenlacher« hatte, aus dem Stück gestrichen worden sei, wo doch der Regisseur selbst habe lachen müssen – daraufhin Kortner: »Ja, ja, aber weit unter meinem Niveau. In jedem von uns lauert ein Abonnent« (Landsittel 1967, 184).
Hugo Wolf (1860–1903), österr. Komponist; s. Eintrag ›Hugo Wolf‹
Gemeint dürfte damit die »Kleine Geschichte von Völkermarkt« von Karl Dinklage (s. Eintrag ›Dinklage‹) sein (vgl. Dinklage 1960).
Die »Dreigroschenoper« ist Brechts bekanntestes Bühnenstück, die Musik dazu schrieb Kurt Weill (UA 1928 in Berlin), s. Eintrag »des Mondes über Soho«
»Chucky, die Mörderpuppe«: US-amerikanischer Horrorfilm (»Child’s Play«, 1988, R: Tom Holland)
Im Sommer 1977 unternimmt eine österreichische Delegation auf Einladung Moskaus eine »Studienreise« in die UdSSR. Mit dabei sind neben Heinrich Gross und Gerhard Harrer auch die Psychiater Willibald Sluga und Otto Schiller. Der mit Gross befreundete Schiller wurde 1977 vom Justizministerium beauftragt, ein neuerliches Gutachten zum Geisteszustand Zawrels zu erstellen – was zu einem für Gross günstigen, exkulpierenden Ergebnis führte (Gutachten in Auszügen: Lehmann/Schmidt 2001, 143f.). Die Delegation besuchte psychiatrische Anstalten und trat in ihrem Bericht den Vorwürfe von Menschenrechtsorganisationen entgegen, in den Anstalten würden Dissidenten misshandelt oder gefoltert.
»Wetterleuchten um Maria« (1957), deutscher Heimatfilm nach dem gleichnamigen Roman (1955) von Hans Ernst
Jürgen Horlemann (1941–1995), deutscher Autor und Publizist, war 1970 Mitbegründer der maoistischen »K-Gruppe« KPD/AO – »Kommunistische Partei Deutschlands (Aufbauorganisation)« –, die sich von der 1968 neu gegründeten »offiziellen« KPD abgrenzte.
Im September 1929 erschien in der von Joseph Goebbels herausgegebenen Zeitschrift der Berliner NSDAP, »Der Angriff«, das Gedicht »Die Fahne hoch« von Horst Wessel (1907–1930). Das Gedicht wurde – nach einer überlieferten Melodie gesungen – zu einem »Kampflied« der SA. Nachdem Wessel 1930 bei einem Schussattentat schwer verletzt wurde und bald darauf starb, stilisierte man seinen Tod zu einem »Märtyrertod«, ab 1933 wurde das Lied zur Parteihymne der NSDAP. s. Eintrag ›Horst Wessel‹
PersonNationalsozialistInAutorIn/JournalistInMedienZeitung/ZeitschriftZitate
Friedrich Hölderlin (1770–1843), deutscher Dichter, wichtige Bezugsgröße in Koflers Literatur, s. Eintrag ›Abendphantasie‹
Deutscher Film (1961, R: Jürgen Roland, D: Klausjürgen Wussow), Verfilmung des gleichnamigen Romans (1923, »The Green Archer«) von Edgar Wallace
St. Veiter Kulturtage: als »Tagung österreichischer Autoren und Komponisten« 1950 erstmals in St. Veit an der Glan durchgeführte Veranstaltung, die von Beginn an über Kärnten hinaus eine Plattform für junge und wenig arrivierte KünstlerInnen sein wollte. Die unregelmäßig stattfindenden Kulturtage (1950, 1952, 1954, 1957, 1960, 1964, 1968) versuchten, »ein Fenster zu öffnen, teilzunehmen an modernen Entwicklungen im Bereich der Musik und der Literatur« (Amann/Strutz 1998, 556). Der Schriftsteller Hermann Lienhard (1922–1999) war in den 1950er Jahren für das literarische Programm zuständig, 1960 und 1964 war dies der Kofler-Lehrer Harald Haselbach, mit dem die traditionelle, heimatverbundene Literatur Oberhand gewann. 1968 lasen wieder Vertreter der Avantgarde (u.a. Jandl, Mayröcker, Handke). Jonke und Kofler waren zu den St. Veiter Kulturtagen 1964 eingeladen, »Jonke als zweitjüngster, Kofler als jüngster Autor« (Amann/Strutz 1998, 565). Seit 2009 werden unter der Leitung von Klaus Amann die »St. Veiter Literaturtage« – im Sinne der »Kulturtage« – veranstaltet.
Josef Dietrich (1892–1966), Leiter des SS-Begleitkommandos »Der Führer«) und während des Zweiten Weltkriegs Kommandierender verschiedenen SS-Einheiten in ganz Europa; s. Eintrag ›SS-General Dietrich, Sepp Dietrich‹
»Faust. Eine Tragödie«: Theaterstück von Johann Wolfgang Goethe (1808 in Druck erschienen); »Iphigenie«: entweder meint Kofler damit das Theaterstück »Iphigenie in Aulis« (ca. 408 v.u.Z.) von Euripides oder Goethes Iphigenie auf Tauris (1787 erschienen)
Zitat aus einem Brief Franz Kafkas an Max Brod: »Warum hört die Reue nicht auf? Das Schlußwort bleibt immer: Ich könnte leben und ich lebe nicht« (Kafka 1958, 385). s. Eintrag ›Ich könnte leben und ich lebe nicht‹
Fäustel: schwerer Hammer für Steinmetz- und Maurerarbeiten. Ein 1957 überführter brutaler Serientäter wurde aufgrund des regelmäßig verwendeten Tatwerkzeugs »Mörder mit dem Maurerfäustel« genannt. s. Eintrag ›Maurerfäustel‹)
Kofler bezieht sich hier auf seinen eigenen Text »Ein Bericht für eine Jury « (1979), den er offensichtlich aus Anlass des seit 1977 in Klagenfurt abgehaltenen Wettlesens um den Ingeborg-Bachmann-Preis verfasst hat. Koflers Text hat Kafkas»Ein Bericht für eine Akademie« (1917) zur Grundlage, Beginn und Schluss beziehen sich wörtlich darauf. »Im übrigen will ich keine Kenntnisse verbreiten, ich will nur – und ich habe es jetzt zu erwarten – Ihr Urteil; Wert oder Unwert, Triumph oder Niederlage, ich sagte es schon« (Kofler 1994, 14).
Josef Marx (1882–1964), österr. Komponist; s. Eintrag ›Joseph Marx‹
Dass die »Tiroler Kaiserjäger« bei Hortens Geburtstagsparty mit »flotter Marschmusik« aufspielten, daran erinnert der »Adabei« der »Kronen Zeitung«, Roman Schliesser (vgl. Schliesser 2016, 89).
PersonMusikerInUnternehmerInAutorIn/JournalistInMedienZeitung/Zeitschrift
Das F anstelle des V dürfte auf die FPÖ (Freiheitliche Partei Österreichs) verweisen, möglicherweise auf Jörg Haiders Versuch, aus der Partei eine (Männer-)Bewegung zu machen: Der 22. Bundesparteitag 1995 beschloss, den Parteinamen in »F-Bewegung« umzubenennen, beim darauffolgenden Parteitag wurde der alte Name wieder eingeführt – Haider war am Widerstand der Funktionäre gescheitert (vgl. Matjan 1998, 258; s. Eintrag ›Ein Folkstreuer? Ein Follkoffer?‹.)
Rudolf Streicher (* 1939), Manager in der Metall- und Autoindustrie, 1986–1992 Minister der SPÖ für Öffentliche Wirtschaft und Verkehr.
Martin Bormann (1900–1945) war ab 1933 einer der 18 »Reichsleiter« der NSDAP und bis 1941 Sekretär von Rudolf Heß, Hitlers Stellvertreter. Bormanns »Ernennung zum Sekretär des Führers im April 1943 war eine späte und von außen kaum wahrgenommene Kaschierung seiner tatsächlichen Position als Stellvertreter des Führers, die er weniger durch eine Vielzahl von Ämtern als über den Zugang zu Hitler regelte.« (Weiß 2002, 50)
Variation des bekannten Spruchs »Neapel sehen und sterben«, der auch in Goethes»Italienische Reise« vorkommt: »Vedi Napoli e poi muori!« sagen sie hier. Siehe Neapel und stirb!« (Goethe 1998, 204)
Hans-Joachim Kulenkampff (1921–1998), deutscher TV-Moderator und Schauspieler, 1964–1969 moderierte er die erfolgreiche Show »Einer wird gewinnen«, danach verschiedene Formate mit unterschiedlichem Erfolg (s. Eintrag ›Hans-Joachim Kulenkampff‹)
»Die Wahlverwandtschaften« (1809), Roman von Johann Wolfgang von Goethe
Deutsch-dänischer Kriminalfilm (1960, R: Jürgen Roland, D: Klausjürgen Wussow), Verfilmung des gleichnamigen Romans (1922, »The Crimson Circle«) von Edgar Wallace; die erste deutsche Verfilmung, ein Stummfilm aus dem Jahre 1929, gilt als verschollen.
Lokal am Heiligengeistplatz inKlagenfurt, galt seit den 1970er Jahren als »Literatencafé«, ein »Kreis von Dichtern umWalter [sic] NowotnyundHumbert Fink« (Baum 2002, 171) traf sich hier; eine Büste erinnerte an den Stammgast Walther Nowotny (s.u.), den Präsident des Kärntner Schriftstellerverbands, nach einem Umbau 2020 ist dieses Relikt nicht mehr vorhanden.
Bevor die Deutsche Wehrmacht am (12. 3. 1938) die österreichische Grenze überschritt, waren bereits deutsche Polizeikräfte in Wien per Flugzeug – mit Heinrich Himmler an Bord – angekommen. »Zu den ersten Aufgaben dieser Polizeieinheit gehörte die Verhaftung von prominenten NS-Gegnern, Mitgliedern und hohen Beamten der Regierung Schuschnigg und Angehörigen der illegalen ArbeiterInnenbewegung. […] Bis Monatsende wurde aus den bis dahin Verhafteten eine Liste von 150 Personen zusammengestellt« (Kuretsidis-Haider/Leo 2019, 11). Am 1. April wurden diese Personen, unter denen sich auch Künstler und Wirtschaftstreibende befanden, mit dem Zug in das Konzentrationslager Dachau überstellt. Kofler entnahm die Liste, der er in Wortlaut und Schreibweise exakt folgt, offensichtlich dem Ausstellungskatalog »Wien 1938« (vgl. Ganglmair 1988, 232f.), den er am Ende des Typoskripts unter den Quellen anführt (die Liste ist als PDF im Netz abrufbar: www.doew.at/cms/download/62o86/532_dachau_liste.pdf). Kofler gibt die Namen von zwanzig Inhaftierten an – eine Publikation 2019 liefert biographische Skizzen zu allen Personen des »Österreichertransports«. Die von Kofler ausgewählten seien hier mit der für ihre Inhaftierung im März 1938 maßgeblichen beruflichen Stellung erwähnt: Walter Adam (1886–1947), Generalsekretär der Vaterländischen Front, 1936–1938 Leiters des Bundespressedienstes; Richard Alexander (1902–?), Kommandant des »Sturmkorps«, einer paramilitärischen Organisation der Vaterländisches Front; Raoul Auernheimer (1876–1948), Schriftsteller; Josef Bick (1880–1952), Generaldirektor der Österreichischen Nationalbibliothek, Mitglied des »Kulturrats«; Stefan Billes (1909–2002), sozialdemokratischer Parteifunktionär; Wilhelm Blitz (1903–1987), Immobilienbesitzer, Kunstsammler; Friedrich Bock (1911–1993), stellvertretender »Bundeswerbeleiter« der Vaterländischen Front; Josef Langer (1900–1942), Adjutant des steirischen Landesgendarmeriekommandanten; Gabriel Lax (1892–1944), Schauspieler, Kabarettist, Impresario; Hugo Lehrer (1896–1990), Kriminalbeamter; Liebmann Lenk (1874–1939), keine Angaben; Fritz Löhner-Beda (1883–1942), Librettist; Josef Luda (1913–1955), kommunistischer Funktionär; Eduard Ludwig (1883–1967), bis 1936 Leiter des Bundespressedienstes; Joseph [sic] August Lux (1871–1947), Schriftsteller; Rudolf Manda (1882–1958), Generalinspektor der Wiener Sicherheitswache; Anton Marek (1889–1976), hoher Kriminalbeamter; Viktor Matejka [sic] (1901–1993), Obmann einer Volkshochschulfiliale, Bildungsreferent der Arbeiterkammer; Emil Maurer (1884–1967), sozialdemokratischer Parteifunktionär; Karl Ferdinand Mayer (1891–1946), Antiquitätenhändler (Kuretsidis-Haider/Leo 2019, passim).
TopographieOrtschaftPersonNationalsozialistInPolitikerInAutorIn/JournalistInSchauspielerIn/RegisseurInEreignis
»Der Stimmenimitator« (1978): Kurzprosasammlung von Thomas Bernhard
»Ich bekenne, ich habe gelebt« (1973): Titel der Memoiren des chilenischen Schriftstellers Pablo Neruda (1904 – 1973), s. Eintrag ›Ich habe gelebt.‹
Kontamination aus »Hitlerjugend«, der NSDAP-Jugendorganisation, und Haider: Jörg Haider (1950 – 2008), österr. Politiker; der ausgebildete Jurist wurde 1976 FPÖ-Landesparteisekretär in Kärnten, 1979 Nationalratsabgeordneter, 1986 – 2000 war er Vorsitzender der FPÖ, 2005 Mitbegründer des »Bündnis Zukunft Österreich« (BZÖ), 1989 – 1991 und 1999–2008 Kärntner Landeshauptmann, s. Eintrag »kein Haider, welchen Vornamens immer«
Kofler/Fian zitieren hier eine bekannt gewordene Aussage, die der kanadische Medientheoretiker Marshall McLuhan (1911–1980) in seinem 1964 publizierten Buch »Understanding Media: The Extensions of Man« tätigte und die das Medium, die Beschaffenheit des Kanals, über den eine Nachricht transportiert wird über die Bedeutung oder den Inhalt der Nachricht stellte.
Friedrich Flick (1883–1972), deutscher Unternehmer, dessen Industriekonzern zur Zeit des Zweiten Weltkrieges umfangreiche Firmenbeteiligungen, besonders im Rüstungsbereich, hielt, an Arisierungen beteiligt war und Zwangsarbeiter und KZ-Häftlinge beschäftigte. 1947 wurde er im Rahmen der Nürnberger Nachfolgeprozesse als Kriegsverbrecher zu sieben Jahren Haft verurteilt und 1950 vorzeitig entlassen. In der Nachkriegszeit begann sein Wiederaufstieg als Industrieller, er wurde zu einem der reichsten Deutschen (s. Eintrag ›Geier, dem Kriegsverbrecher Flick‹).
Anspielung auf den Titel von Friedrich Nietzsches Schrift »Die Geburt der Tragödie aus dem Geiste der Musik« (1872)
Den Bergriff »melancholische Freiheit« entnahm Kofler möglicherweise dem »Bericht zur Entstehung einer Weltkomödie« (1985) des Berliner Grafikers und Schriftstellers Christoph Meckel (* 1935). Darin schildert ein Ich-Erzähler seinen Werdegang als bildender Künstler und erzählt von einer Phase, in der sich für ihn durch seine Unsichtbarkeit als Künstler in der Kunstwelt eine »melancholische Freiheit« auftat. (Meckel 1985, 46) Meckel trennt sein Graphiker-Ich vom »literarische[n] Freund und Gegenspieler« des Ich-Erzählers. (Meckel 1985, 7)
Ende August 1977 beginnt die »Volksstimme«, die Zeitung der Kommunistischen Partei Österreichs, eine Serie über den Besuch einer »Delegation namhafter Psychiater« in der UdSSR. Die Delegation habe »die Gelegenheit, sich an Ort und Stelle mit der von der westlichen Propaganda hochgespielten Frage der angeblichen Inhaftierung von politisch mißliebigen Personen, von sogenannten Dissidenten, in psychiatrischen Kliniken der Sowjetunion zu befassen« ([red.] 1977a, 1). Die Führung der Delegation habe »Universitätsprofessor Dr. Harrer« übernommen, »[i]hr gehörten an dessen Frau, die selbst Nervenärztin ist, Primarius DoktorGrossvon Psychiatrischen Krankenhaus der Stadt Wien, Dozent Dr. Sluga, Leiter der Abteilung für gerichtliche Psychiatrie an der Wiener Universitätsklinik […], Gerichtspsychiater Medizinalrat Dr. Schiller und Dr. Waegner, klinischer Psychologe und gerichtlicher Sachverständiger« ([red.] 1977a, 1). Bei den in den Klinken Einsitzenden handle es sich »um schwerkranke Menschen […], die an Depressionen, Psychosen und Schizophrenie (Spaltungsirrsinn) leiden«; Harrer habe in einem abschließenden Gespräch das »Geschrei nichtfachlicher Kreise« verurteilt ([red.] 1977a, 2). Amnesty International warf der Sowjetunion vor, Dissidenten in psychiatrische Kliniken abzuschieben; zusätzlichen Zündstoff erfuhr die Reise durch den in den USA zeitgleich stattfindenden Kongress des »Weltverbands für Psychiatrie«, die »Volksstimme« rückte zur ideologischen Abwehr der »westlichen Hetzer« ([red.] 1977b) und des »Feldzug[s]« der österreichischen Presse gegen die TeilnehmerInnen der Studienreise ([red.] 1977c) aus. Der stellvertretende Chefredakteur der »Volksstimme«, Hans Wolker, begleitete als »Sekretär« die Delegation und veröffentlichte einen zehnteiligen Bericht über die vom sowjetischen Gesundheitsministerium genau getaktete Reise (vgl. Wolker 1977a). Die von Amnesty International beanstandeten Kliniken habe man aus Zeitmangel nicht besuchen können (vgl. Wolker 1977b), in einem Krankenhaus wird der Delegation ein an »Wahnvorstellungen« Leidender vorgeführt, ein Teil seines Wahns sei eben die politische Verfolgung: »Und solche schwerkranke Menschen werden zur politischen Hetze mißbraucht« (Wolker 1977c).
PersonNationalsozialistInAutorIn/JournalistInMedienZeitung/Zeitschrift
Die hier angeführten SchriftstellerInnen entsprechen exakt der Auflistung, die Klaus Renner in seinem Einladungsschreiben anführt: »Damit Sie wissen, in welchem Umfeld Ihr Beitrag stehen könnte, nenne ich Ihnen hier die Namen der vorgesehenen Beiträger« (Hervorh. i. Orig.). Kofler benützte Renners Schreiben für die Fixierung der Struktur und erster Einfälle zum Gedicht. (Klaus Renner, München, an Werner Kofler, Wien, »im Dezember 1986«. Robert-Musil-Institut für Literaturforschung / Kärntner Literaturarchiv. Universität Klagenfurt. Bestand Kofler. Signatur 11/W7/B2) Die genannten SchriftstellerInnen: H.C. Artmann (1921–2000); Wolfgang Bauer (1941–2005); Konrad Bayer (1932–1964); Peter Bradatsch(* 1950); Pierre Henri Cami (1884–1958); Friedrich Dürrenmatt (1921–1990); Konstanty Gałczyński (1905–1953); Franz Grillparzer (1791–1872); Ludwig Harig (1927–2018); Horst Hussel (1934–2017); Stefan Ineichen (* 1958); Ernst Jandl(1925–2000); Alfred Jarry (1873–1907); »Jonas« könnte sich auf Anna Jonas (1944–2013) oder Erasmus Jonas (1929–1986) beziehen; Ingomar von Kieseritzky (194–2019); Fitzgerald Kusz (* 1944); Friederike Mayröcker (* 1925); Oskar Pastior(1927–2006); »Roth, ich weiß nicht mehr, welchen«: Joseph Roth (1894–1939) oder Gerhard Roth (* 1942); Gerhard Rühm (* 1930); Alexeij Sagerer (* 1944); Paul Scheerbart (1863–1915); Urs Widmer (1938–2014); Paul Wühr (1927–2016)
Zweite Arie der Königin der Nacht (s. Eintrag ›Mutmaßungen‹) in Mozarts Oper »Die Zauberflöte«. Von Rachsucht getrieben gibt die Königin der Nachtihrer Tochter Pamina ein Messer und trägt ihr auf, ihren Rivalen Sarastrozu ermorden: »Der Hölle Rache kocht in meinem Herzen [/] Tod und Verzweiflung flammet um mich her! [/] Fühlt nicht durch dich Sarastro Todesschmerzen [/] So bist du meine Tochter nimmermehr.« (Assmann 2012, 92)
Lou van Burg (1917–1986), niederländisch-deutscher Sänger, Showmaster und Entertainer (s. Eintrag ›Lou van Burg‹)
»Der Mann ohne Eigenschaften«, ab 1930 in drei Bänden erschienener Roman von Robert Musil, s. Eintrag ›Mann ohne Eigenschaften‹.
Edgar Wallace (1875–1932), englischer Schriftsteller, der vor allem durch seine (über 100) Kriminalromane berühmt wurde. Die erste Verfilmung eines seiner Romane gestaltete er als Drehbuchautor und Regisseur selber (»The Squeaker « 1930). s. Eintrag ›Wallace‹
Wilhelm Rudnigger (1921–1984), ausgebildeter Schriftsetzer, während des Zweiten Weltkriegs Beiträger in »Daß wir zusammenstehn ...«»Gedichte aus Kärnten« (1940; der Titel wurde dem Gedicht Rudniggers entnommen) und »Kärnten, Heimatland, Ahnenland. Ein Buch für die Jugend« (1942), nach der Rückkunft aus sowjetischer Kriegsgefangenschaft 1947 Arbeit als Post-, später als Finanzbeamter; erlangte große Popularität als Humorist und Conferencier sowie als Autor und Sprecher für den Kärntner Rundfunk, seine humoristischen Gedichte und Geschichten (teilweise in Dialekt) erlangten vielfache Auflagen (vgl. Baur/Gradwohl-Schlacher 2011, 235), 1962 war Rudnigger Autor in der Villacher Literaturzeitschrift »Der Bogen«.
»Egmont« (1788): Trauerspiel von Goethe; Koflers Transposition Brüssels in das provinzielle Augsburg dürfte auf Bernhards Theaterstück »Die Macht der Gewohnheit« (1974) anspielen, in dem viel über einen bevorstehenden Auftritt in Augsburg gesprochen wird.
Anspielung auf das Horst-Wessel-Lied, in dem es heißt: »Die Fahne hoch, die Reihen dicht geschlossen.« Horst Wessel (1907 – 1930), »Sturmführer« der SA in Berlin, wurde 1930 bei einem Schussattentat getötet. Er verfasste den Text des nach seinem »Märtyrertod« nach ihm benannten Liedes auf eine populäre Melodie. Das Lied avancierte zum »Kampflied« der SA, ab 1933 wurde es zur Parteihymne der NSDAP und zu einer zweiten Nationalhymne. s. Eintrag ›Horst Wessel‹
Die Tage der deutschsprachigen Literatur sind ein seit 1977 jährlich stattfindender Literaturwettbewerb in Klagenfurt, im Rahmen dessen der von der Stadt Klagenfurt gestiftete Ingeborg-Bachmann-Preis vergeben wird. s. Eintrag ›wetteifern wie die Dichter in den Klagenfurter Literaturwettkämpfen‹
Terzett der Drei Knaben in Mozarts»Zauberflöte«, 26. Auftritt des Zweiten Aufzugs: »Bald prangt, den Morgen zu verkünden [/] Die Sonn auf goldner Bahn – [/] Bald soll der Aberglaube schwinden [/] Bald siegt der weise Mann! [/] O holde Ruhe steig hernieder, [/] Kehr in der Menschen Herzen wieder, [/] dann ist die Erd ein Himmelreich [/] Und Sterbliche den Göttern gleich« (Assmann 2012, 116f.).
Zdeněk Němec (1914–1945), tschechischer Geiger und Musikwissenschaftler; er besprach die Aufführung von Smetanas »Mein Vaterland« durch die Tschechische Philharmonie kurz vor Kriegsende, am 4. Februar 1945 in Prag, an der er mitwirkte, in einer Prager Zeitung positiv (das Werk reiße »das Volk in den schwersten Augenblicken mit sich und bringt ihm Erlösung und Befreiung aus den Fesseln der Sklaverei und des Dunkels«). Er wurde verhaftet und zu Tode misshandelt (Prieberg 1982, 396). s. Eintrag »von den Beamten Müller und Aurich auf das schwerste mißhandelt«‹
Rudolf-August Oetker (1916–2007), deutscher Unternehmer, Enkel von August Oetker, Gründer des Nahrungsmittelunternehmens Dr. Oetker mit Sitz in Bielefeld; es wurde 1937 zu einem der ersten nationalsozialistischen Musterbetriebe gekürt. Die NS-Vergangenheit des Unternehmens wurde en détail erst nach dem Tod des Konzernchefs Rudolf-August Oetker erforscht (vgl. Finger/Keller/Wirsching 2013). s. Eintrag ›Backpulver-Straflager, in diesem Oetker-KZ‹
Encounter: Begegnung, Treffen; Encounter-Training: ein auf der vom österreichischen Psychiater und Schriftsteller Jakob Levy Moreno (1889–1974) entwickelten Gruppenpsychotherapie fußende Form des Sensitivitätstrainings (vgl. Treadwell 2014). Die US-amerikanischen Psychologen Will Schutz und Carl Rogers haben in den 1960er und 1970er Jahren diese Form der Selbsterfahrung in Gruppen als Therapieform etabliert (vgl. Rogers 1970, Schutz 1973).
»Untere Mittelbauern«: Kofler bezieht sich hier auf einen Begriff Mao Tsetungs, der nach der Gründung der Volksrepublik China und zu Beginn der Bodenreform die Gesellschaft in Klassen einteilte und dabei eben auch von »Mittelbauern« mit geringem Landbesitz sprach und diese wiederum in »obere« und »untere« unterteilte (vgl. Mao 1982, 281f.).
Kofler bezieht sich auf Karl Kraus: In der »Fackel« Nr. 800/805 (Februar 1929) gibt dieser unter dem Titel »Im dreißigsten Kriegsjahr« den Text seiner »300. Wiener Vorlesung« wieder. Kraus macht sich darin unter anderem Gedanken über die satirischen Möglichkeiten des Zitats. In weiterer Folge kritisiert er die in den Zeitungen wirksame bürgerliche Doppelmoral und ihren Umgang mit Prostitution: Ein Massagesalon in Wien-Neubau sei gewerbsmäßiger Kuppelei überführt worden, darüber lasse sich die Presse aus, dabei liege die wahre Prostitution woanders, etwa bei Franz Lehár (den Kraus bei seinen häufigen Bezügen stets germanisiert »Lehar« schreibt): »Prostitution ist Goethe als Operettentenor des Herrn Lehar und das Antlitz dieses Meisters in den illustrierten Blättern mit der Devise: ›Meine besten Einfälle habe ich beim Rasieren – – –‹«. Kraus druckt anschießend das Inserat ab, auf dem neben dem Konterfei Lehárs folgende Einschaltung zu lesen ist: »Der weltbekannte Operettenkomponist Franz Lehár schreibt uns anläßlich der Uraufführung seines neuesten Werkes ›Friederike‹: ›Meine besten Einfälle habe ich beim Rasieren mit Rotbart und Mond-Extra‹« (Kraus 1929, 40) Kraus’ Bezug auf »Goethe als Operettentenor« meint die Figur des jungen Goethe in Lehárs Operette »Friederike«, die Rolle übernahm bei der Berliner Uraufführung 1928 Richard Tauber. »Rotbart« war eine Firma, die Rasierapparate zur Nassrasur erzeugte, »Mond-Extra« ein einfaches Modell zum Einspannen doppelschneidiger Rasierklingen. Die Rasierapparate waren auch im »Dritten Reich« beliebt und wurden mit dem Werbespruch »Gut rasiert – gut gelaunt« beworben (vgl. Schäfer 1981, Abb. 33). Richard Tauber, einer der populärste Sänger seiner Zeit, war einer der Werbeträger der Firma (vgl. Jürgs 2000, 56).
PersonAutorIn/JournalistInMusikerInMedienZeitung/ZeitschriftWerbung/InseratMusik
Anspielung auf Rolf Schwendter (1939–2013), österr. Schriftsteller und Sozialforscher; nach dem Erscheinen seiner Studie »Theorie der Subkultur« (1971) hatte er 1975–2003 die Professur für Devianzforschung an der Universität Kassel inne. Devianzforschung befasst sich mit dem Verständnis und der Bestimmung von Abweichung und »Abnormalität«.
In Ludwig van Beethovens Oper »Fidelio« singt Florestan im Verlies, als ihm Leonore in einer Fiebervision als Engel vor Augen tritt: »Ich seh’, wie ein Engel im rosigen Duft [/] sich tröstend zur Seite mir stellet, [/] ein Engel, Leonoren, der Gattin, so gleich, [/] der führt mich zur Freiheit ins himmlische Reich!« (Pahlen 1978, 63) Verweis auf: Ernst Bloch, »Das Prinzip Hoffnung«, Bd.d 1/2, Suhrkamp 1959, S. 1295
Abwandlung des Spruchs des ehemaligen SPÖ-Bundeskanzlers Bruno Kreisky, dass ihm »einige hundert Millionen mehr Schulden weniger Kopfzerbrechen bereiten als einige tausend mehr Arbeitslose« (Fischer 1994, 8). Die Sentenz wird in mehreren Versionen kolportiert, etwa auch: »Ein paar Milliarden mehr Schulden bereiten mir weniger schlaflose Nächte als ein paar hundert Arbeitslose.« (Dahlke 2011, 173) Oder: »Und wenn mich einer fragt, wie denn das mit Schulden ist, dann sag ich ihm das, was ich immer sage, und zwar, dass mir ein paar Milliarden Schulden weniger schlaflose Nächte bereiten als ein paar hunderttausend Arbeitslose mir bereiten würden.« (profil 2015)
Kofler paraphrasiert in diesem Absatz, nahe am Wortlaut der Publikation, eine Stellungnahme Heinrich Gross’, die Wolfgang Höllrigl im Februar 1979 im »Kurier« veröffentlichte (und zu der Gross natürlich nicht »gezwungen« wurde). Den Aussagen Gross’ fügt Kofler nur die Ergänzung zu Ybbs in der Klammer sowie den Begriff »Aktion T4« hinzu (vgl. Höllrigl 1979a).
TopographieOrtschaftPersonNationalsozialistInAutorIn/JournalistInMedienZeitung/Zeitschrift
Peter Alexander (eigentl. Peter Alexander Neumayer, 1926–2011), österr. Sänger, Schauspieler und Entertainer (s. Eintrag »Peter, oder Alexander«)
Zitat aus einem Gedicht des DDR-Schriftstellers Armin Müller (1928–2005), einem lebenslangem Anhänger des Staatssozialismus der SED, der mit zahlreichen gereimten Liedtexten für DDR-Jugendorganisationen Erfolg hatte. Die von Kofler erinnerten Verse zur landwirtschaftlichen Sollerfüllung lauten im Original: Mein Liebster ist ein Traktor, [/] Hab ich mein Soll erfüllt, [/] Dann bin auch ich ein Faktor [/] In unser Aufbaubild (zit. n. Kratschmer 1995, 185).
Viktor Petschnik (1899–1951), österreichischer Politiker (SPÖ), 1945–1951 Abgeordneter zum österreichischen Nationalrat und Bürgermeister von Villach.
Wörtliches Zitat aus Karl Mays Roman »Im Tal des Todes« (May 1953, 425), s. Eintrag »Bill Newton weidete sich am Entsetzen der Gefährten«
»Gesang der Geister über den Wassern« (Erstdruck 1789): sechsstrophiges Gedicht von Johann Wolfgang von Goethe, 1817 von Franz Schubert vertont
Walther Nowotny (1924–1997), in Kärnten umtriebiger Schriftsteller und Publizist, ab 1969 Präsident des Kärntner Schriftstellerverbands, 1972 Begründer der Fresacher Schriftstellertagung, 1962 Veröffentlichung in der Villacher Literaturzeitschrift »Der Bogen«, 1965 erster Gedichtband in einem Kleinverlag
»Clavigo«: Trauerspiel von Goethe (1774 gedruckt)
Gunter Sachs (1932–2011), deutsch-schweizerischer Industrieller, der im Aufsichtsrat des Familienunternehmens (Fichtel & Sachs, Schweinfurt) tätig war, aber in den Medien als »Playboy« bekannt wurde und später als Fotograf, Kunstsammler und Dokumentarfilmer tätig war.
Anspielung auf Eberhard von Brauchitsch (1926–2010), 1965–1982 mit kurzer Unterbrechung Geschäftsführer der Flick AG, Hauptbeteiligter der Parteispendenaffäre um den Flick-Konzern
Für die in der Folge aufgeführten Stationen der Aufführungen von Lehárs»Land des Lächelns« hat Kofler den »Deutschen Bühnen-Spielplan« für September 1938 durchgearbeitet, die Spielstätten stimmen überein: Landestheater Braunschweig, Stadttheater Bremerhaven, Städtische Bühne Breslau, Landestheater Coburg, Olympia-Theater Dortmund, Operetten-Theater Duisburg, Städtische Bühnen Düsseldorf, Städtische Bühnen Freiburg i. Br., Stadttheater Halberstadt, Stadttheater Kiel, Theater der Stadt Koblenz, Stadttheater Kolberg, Opernhaus Nürnberg, Oberschlesisches Grenzlandtheater Ratibor, Stadttheater Rostock, Staatstheater Schwerin, Deutsches Nationaltheater Weimar
Der »Devianzforscher« Rolf Schwendter betätigte sich seit den 1960er Jahren als Liedermacher, 1970 veröffentlichte er »Lieder zur Kindertrommel« auf Schallplatte – wobei er in der Art eines Bänkelsängers oder Protestsängers auf eine Antiästhetik setzte
H. C. (Hans Carl) Artmann (1921–2000) erhielt 1974 den Großen Österreichischen Staatspreis für Literatur.
Freddy Quinn (* 1931), österr. Schlagersänger, ab Mitte der 1950er Jahre für ein Jahrzehnt erfolgreichster deutscher Sänger (s. Eintrag ›Freddy Quinn‹), veröffentlichte 1964 eine spanische Version des Weihnachtslieds »Stille Nacht« (»Noche De Paz«)
Jakob Sereinigg (1887–1964), 1951–1956 Bürgermeister von Villach, Landtagspräsident, Vertreter der sozialistischen Arbeiterbewegung und Eisenbahnergewerkschaft
Harald Haselbach, Dramaturg, Pädagoge und Schriftsteller, in den 1930er Jahren am Klagenfurter Stadttheater tätig (u.a. 1931 Regie beim »Kärntner Totentanz«, Kostüme v. Anton Kolig), 1938/39 Redakteur des »Kärntner Jahrbuchs« (zuvor auch des »Kärntner Kalenders«) mit »ständestaatlichem Gepräge«, verantwortlicher Redakteur der »Anschluss«-Anthologie »Kärnten, des Reiches Südwacht« (1939) (vgl. Baur/Gradwohl-Schlacher 2011, 65), blieb nach 1945 in seinem publizistischen Schaffen dem »Kärntnertum« verpflichtet, etwa in dem mit seinem Bruder Volkmar herausgegeben Buch »Gesang aus Kärnten. Die Landschaft – der Mensch« (1953). Unterrichtstätigkeit an der Klagenfurter Lehrerbildungsanstalt, dort Lehrer Koflers (»meinem Professor«). In »Am Schreibtisch« erwähnt Kofler die Tätigkeit der Brüder Haselbach (ohne Namensnennung) für den »Getreuen«»Eckart«. Die Beiträge »Kärntner Kulturberichte« bzw. »Aus dem Kärntner Kulturleben« 1940/41 stammen durchgehend von Trude Polley. Ein Beitrag von Harald Haselbach ist in der »Monatsschrift der Ostmark« (Untertitel) der Jahre 1939 bis 1942 (mit März 1942 eingestellt) nicht nachweisbar. s. Eintrag ›Landesschulinspektor‹
Kofler spielt mit dieser Verunglimpfung Salzburgs auf Thomas Bernhards Stück »Die Macht der Gewohnheit« (1974) an, in dem der Zirkusdirektor CaribaldiAugsburg als »Lechkloake« bezeichnet (Bernhard 2005, 102)
In den Tagebüchern Thomas Manns taucht Bruno Bruhn (1872–1958) auf, promovierter Chemiker, der einer Lübecker Familie entstammte und u.a. für die Krupp AG in Essen tätig war. Mann schwärmte für dessen Schwester. Auch seine Frau Eva wird erwähnt, aber es dürfte sich alles in allem doch um eine zufällige Namensübereinstimmung handeln (vgl. Mann 1993, 289).
Publius Ovidius Naso (43 v.u.Z.–17 n.u.Z.): römischer Dichter; Kofler bezieht sich v.a. im Zusammenhang mit Christoph Ransmayrs Bearbeitung der »Metamorphosen« auf ihn, s. Eintrag »Doch ach, keinem bleibt seine Gestalt.«
Herbert Achternbusch (* 1938 als Herbert Schild), deutscher Schriftsteller und Filmregisseur (s. S. I/373)
Guy de Rothschild (1909–2007), franz. Bankier und Industrieller, leitete von 1967 bis 1979 die Familienbank mit Sitz in Paris
Wahrscheinlich Anspielung auf Otto Esser (1917–2004), in der Nachfolge des ermordeten Hans Martin Schleyers ab 1978 (bis 1986) Präsident der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA)
Am 23. 9, 1938 wird eine Gruppe Österreicher von Dachau nach Buchenwald überstellt, darunter Fritz Grünbaum und Fritz Löhner (vgl. Schwarberg 2000, 133). Die Häftlingsnummern hat Kofler möglicherweise der bei Schwarberg wiedergegebenen »Kontokarte« Löhners aus dem KZ Buchenwald entnommen, auf der die (in geringer Höhe erlaubten) finanziellen Zuwendungen seiner Frau vermerkt wurden. Auf dieser Karteikarte ist durchgestrichen die Zahl 8504, und direkt darüber die Zahl 3283 handschriftlich notiert (Schwarberg 2000, 136).
»Die fröhliche Wissenschaft« (1882, ergänzte Neuausgabe 1887): Schrift von Friedrich Nietzsche
Georg Coldewey, SS-Zahnarzt im Konzentrationslager Buchenwald, gehört seit »Hotel Mordschein« zum Personeninventar des Kofler’schen Œuvres. Coldewey (1910–?) war SS-Zahnarzt im Konzentrationslager Buchenwald. Er hatte zuvor noch nie praktisch gearbeitet und machte seine ersten Experimente an Häftlingen. »Seiner Unfähigkeit entsprachen seine sadistischen Neigungen« (Kogon 1977, 140). s. Eintrag »ein Zahnarzt und SS-Scharführer Coldewey«
Polen wurde unter deutscher Besetzung 1939–1945 als »Generalgouvernement« bezeichnet und in vier Distrikte (Warschau, Lublin, Krakau, Radom; ab 1940 kam als fünfter der Distrikt Galizien dazu) eingeteilt. Odilo Globocnik (s. Eintrag »die rechte Hand vom Globus, vom Globocnik«) war während der »Aktion Reinhardt«, der systematischen Ermordung der jüdischen Bevölkerung, »SS- und Polizeiführer für den Distrikt Lublin«.
Georg Coldewey ( 1910–?) war SS-Mitglied und erster SS-Zahnarzt im Konzentrationslager Buchenwald. Er hatte zuvor noch nie praktisch gearbeitet und machte seine ersten Experimente an Häftlingen. »Seiner Unfähigkeit entsprachen seine sadistischen Neigungen« ( Kogon 1977, 140).
Die Bezeichnung »sanfter Tourismus«wurde erstmals 1980 durch den Zukunftsforscher Robert Jungkeinem größeren Leserkreis bekannt gemacht, Jungk veröffentlichte in der Zeitschrift »GEO « (Nr. 10/1980) die Kontrastliste »Hartes Reisen – Sanftes Reisen«: »Massentourismus / Einzel-, Familien- und Freundesreisen // Wenig Zeit / Viel Zeit // […] ,Sehenswürdigkeiten‘ // Erlebnisse« (Broggi 1985, 19). Eine der ersten Definitionen stammt vom österreichischen Geograph Arthur Spiegler: »Sanfter Tourismus ist jene Form des Urlaubs- und Reiseverhaltens, bei der sich sowohl der Gast als auch der Gastgeber der Natur gegenüber verträglich verhalten. Mechanische Transportmittel, wie sie für den Massentourismus charakteristisch sind, treten in den Hintergrund, oft wird aus sie gänzlich verzichtet, und die Bewegung aus überwiegend eigener Kraft tritt in den Vordergrund.« (Spiegler 1984)
Idi Amin Dada (1928–2003), 1971–1979 das diktatorisch regierende Staatsoberhaupt Ugandas
Adolf Populorum (1899–1977), österreichischer Politiker (SPÖ) und Oberinspektor der ÖBB, 1945–1949 Mitglied des Bundesrates, 1951–1966 Abgeordneter zum Nationalrat
Anspielung auf einen Doppelselbstmord zweier Jugendlicher, auf den sich der Kärntner Schriftsteller Josef Winkler vielfach in seinem Werk bezieht, erstmals in »Menschenkind«: »Am 29. September 1976 stiegen in meinem Heimatort K. bei P., Kärnten, der 17jährige Mechanikerlehrling Jakob P. und sein gleichaltriger Freund, der Maurerlehrling Robert L., mit einem drei Meter langen Kalbstrick über eine Holzleiter des Pfarrhofstadels zu einem Trambaum hinauf. Sie schlangen das Seil um ihn und verknoteten die beiden Seilenden hinter ihren linken Ohren [...]« (Winkler 1979, 5).
Volkmar Haselbach (1909–1976), Lehrer und Schriftsteller, Themen seiner Texte war meist das »Kärntnertum« und Heimatverbundenheit, ab 1954 Kärntner Landesschulinspektor für Volks-, Haupt- und Sonderschulen. »Parallel zu seinem beruflichen Engagement begann [Ende der 1940er Jahre] sein Aufstieg zu einem der wichtigsten Lyriker Kärntens, darüber hinaus machte er sich auch als Schulbuchautor einen Namen« (Baur/Gradwohl-Schlacher 2011, 143). Den von Kofler angesprochenen Beitrag im »Getreuen Eckart« lieferte Haselbach im Kärnten-Heft 1941 (mit Literatur von Josef Friedrich Perkonig, Herbert Strutz, Emil Lorenz, Johannes Lindner und Ingeborg Teuffenbach) mit dem Gedicht »Die Fremde«, das die titelgebende Befindlichkeit als Wunde darstellt, die nur das Zuhause heilen könne (Haselbach 1941).
Das Textilkaufhaus von Simon Friedländer am Klagenfurter Neuen Platz (heute Filiale der Textilkette »C & A«) kam bei den Novemberpogromen 1938 nicht zu Schaden, es war vorher bereits von Alois Krischke und Max Kogler, zwei Mitarbeitern Friedländers, »arisiert« worden. Friedländer wurde in das KZ Dachau deportiert, kam frei und konnte mit seiner Familie nach Palästina flüchten (vgl. Danglmaier/Koroschitz 2015, 224; Fransecky 2010, 35).
»Macbeth«: Tragödie von William Shakespeare (»The Tragedy of Macbeth«, Erstdruck 1623)
»Das Parfum« (1985) ist ein Roman des deutschen Schriftstellers Patrick Süskind (* 1949); er wurde mit Übersetzungen in 49 Sprachen und weltweit über 20 Millionen verkauften Exemplaren zum internationalen Bestseller (vgl. ScreenShot 2015), s. Eintrag »Süskind-Syndrom«.
»Lulu«: Unvollendet gebliebene Oper von Alban Berg (Uraufführung 1937 im Stadttheater Zürich) und deren Titelheldin; basierend auf den Texten »Erdgeist« (1895) und »Die Büchse der Pandora« (1902) von Frank Wedekind. Wedekind hat beide Stücke später als Bühnenfassung unter dem Titel »Lulu. Tragödie in«»fünf Aufzügen mit einem Prolog« zusammengefasst.
Hans-Jürgen Syberberg (* 1935), deutscher Regisseur
Kofler bezieht sich auf die Dichterin Christine Lavant(1915–1973), die mit ihrem Geburtsnamen Thonhauser und nach ihrer Heirat 1939 Habernig hieß. Auf Anraten des Verlegers Viktor Kubczak (Brentano Verlag) nahm sie für ihre Veröffentlichungen ab 1948 das Pseudonym an. Die Bezüge zu Lavant sind zahlreich im Werk Koflers, s. Eintrag ›Christine‹
Wahrscheinlich Anspielung auf Rolf Rodenstock (1917–1997), Geschäftsführer des Familienunternehmens, der optischen Werke Rodenstock, 1978–1984 Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI)
Anspielung auf den Titel des Spielfilms »Dieses obskure Objekt der Begierde« (»Cet obscur objet du désir«, Frankreich 1977) von Luis Buñuel
Anspielung auf Giorgio Bassanis Roman »Die Gärten der Finzi-Contini« (orig. »Il Giardino dei Finzi-Contini«, 1962), 1970 von Vittorio De Sica verfilmt.
Kofler spielt hier womöglich auf die »Berichte von Hinze und Kunze« (1983) s. Eintrag ›Dichter Hintze und Kunze‹ des deutschen Schriftstellers und Dramatiker Volker Braun (* 1939) an.
Salvador Guillermo Allende Gossens (1908–1973), 1970–1973 Präsident von Chile. Seine Präsidentschaft war der Versuch, auf demokratischem Wege eine sozialistische Gesellschaft in Chile zu etablieren. Allende wurde durch einen Militärputsch im Jahr 1973 gestürzt.
Bezeichnung einer NSDAP-Fahne, die 1923 in Münchenim Zuge des gescheiterten Hitler-Ludendorff-Putschs beim »Marsch auf die Feldherrnhalle«mitgeführt worden war; »[n]ach Vorstellung der Nationalsozialisten hatte sie durch das Blut der getöteten Putschisten eine besondere Weihe erfahren. Seit 1926 wurden alle neuen Fahnen und Standarten der Partei durch Berührung mit dem Tuch der Blutfahne geweiht«(Lorenz 2017, 308).
Vermutlich Bezug auf einen Zeitungsbericht im Nachlass über den »Berghof am Ossiacher See« (s. Eintrag ›Schönberg und Maler‹)
Das Programmheft der »6. St. Veiter Kulturtage österreichischer Autoren und Komponisten« (13.–15. 11. 1964) weist die Teilnahme folgender SchriftstellerInnen mit Lesungen aus: Helmut Scharf, Heinz Pototschnig, Egon Geier, Volkmar Haselbach, Otto Bünker, Josef Hofgartner, Christine Busta, Helmut Friedl. Die »»Bogen«-AutorInnen« waren, im Anschluss an einen Vortrag Heinz Pototschnigs (»Wesen und Wege neuer Lyrik«), mit Textproben, die vorgelesen wurden, präsent: Hanns Renger, Hans Leb, Herwig Salar, Michael Kuscher, Dieter Kaufmann, Gerhard Glawischnig, Werner Kofler, Manfred Posch, G. F. Jonke, Ingeborg Pacher, Alexander Cane, Gerhild Serro. Gustav Bartelmus, mit dessen Huldigungsgedicht zur Eröffnung des »Grenzlandtheaters« Koflers Stück »Tanzcafé Treblinka« einsetzt, war als Rezitator von Gedichten Lavants und Bachmanns beteiligt (vgl. Programmheft 1964).
Dieser Sänger mit dem seltenen Vornamen Eitel taucht nur in Dokumenten aus der Zeit des »Dritten Reichs« auf, dem »Deutschen Bühnen-Jahrbuch« 1941 etwa (485), für die Spielzeiten 1939/40 und 1940/41 (unter der Ägide von Gustav Bartelmus) wird er als »Tenorbuffo« des Ensembles des »Kärntner Grenzlandtheaters« genannt (Rudan 1960, 177f.); zwischen den Spielzeiten 1947/48 und 1954/55 wird unter dem Namen »Fritz Fischer« ein »Opernbuffo« als Ensemblemitglied des Klagenfurter Stadttheaters genannt, es dürfte sich um dieselbe Person handeln (Rudan 1960, 185–199); in Kutsch/Riemens’ »Großem Sängerlexikon« (2004) findet sich kein Eintrag unter seinem Namen.
Abgewandeltes Zitat aus Christoph Ransmayrs Roman »Die letzte Welt«: »[Dann] trat Naso in dieser Nacht vor einen Strauß schimmernder Mikrophone […] und sagte nur: Bürger von Rom« (Ransmayr 1988, 60). Strauß: Anspielung auf den CSU-Politiker Franz Josef Strauß (1914 – 1988), 1978 – 1988 bayerischer Ministerpräsident, s. Eintrag »Ach du schimmernder Strauß«
»Drachenfisch«, »Mond« und »Traumstation« waren so genannte »Flugskulpturen« André Hellers, riesige Ballons in Form von Phantasiefiguren (s. S. II/215)
Anspielung auf die Figur des Ermittlers Harry Klein, Partner von Inspektor Derrick in der deutschen Fernsehkrimiserie »Derrick« (dargestellt von Horst Tappert, Klein von Fritz Wepper); die Serie lief von 1974 bis 1998 im ZDF.
Arndt von Bohlen und Halbach (1938–1986), einziges Kind von Anneliese und Alfried Krupp von Bohlen und Halbach, der durch Erbverzicht nicht zum Inhaber des Krupp-Konzerns wurde und von seiner Abfindung ein Party- und Jetset-Leben bestritt
Wahrscheinlich Anspielung auf Otto Wolff von Amerongen (1918–2007), deutscher Unternehmer, übernahm 1940 das von seinem Adoptivvater Otto Wolff 1904 mitbegründete Eisenhandelsunternehmen und baute es in der Nachkriegszeit zu einem Großkonzern aus; Wolff von Amerongen war einer der einflussreichsten Industriellen Deutschlands, 1969–1988 Präsident des Deutschen Industrie- und Handelstages
Was die »Stimme A« hier ausführt, ist zum größten Teil wörtlich (mit wenigen Kürzungen) dem »Franz Lehár-Buch« (Haffner 1998, 146f.) entnommen. Franz Lehár, damals »einer der reichsten Männer Österreichs« (Haffner 1998, 145), kaufte sich 1932 das Anwesen in Wien-Nußdorf (Hackhofergasse 18), um in Zeiten der Depression sein Geld sicher zu veranlagen. Das im Hochbarock umgebaute »Stöckl« zählt Emanuel Schikaneder zu seinen Vorbesitzern.
»An der Baumgrenze« : Erzählung von Thomas Bernhard , erstmals 1967 in der Zeitschrift »Jahresring«, 1969 in einem Band mit Erzählungen publiziert
Josef Friedrich Perkonig (1890–1959), Schriftsteller und Lehrer, »der Dichter Kärntens« (Aufschrift auf dem Grabstein am Klagenfurter Friedhof Annabichl), bereits im Austrofaschismus hoch dekoriert (Staatspreis 1935), NS-Sympathisant, Obmann der Kärntner Landesstelle der Schriftsteller der Reichsschrifttumskammer. In seinen Texten thematisierte er das einfache bäuerliche Leben sowie seine Liebe zur Kärntner Heimat. Er war Lehrer u. a. von Ingeborg Bachmann und von Landeshauptmann Leopold Wagner. s. Eintrag ›Josef-Friedrich-Perkonig-Gesellschaft‹
Bei den Wahlen zum Berliner Abgeordnetenhaus 1975 verlor die SPD ihre absolute Mehrheit (1971: 50,4 %) und kam auf 42,6 % der abgegebenen gültigen Stimmen, die CDU wurde stimmenstärkste Partei (43,9 %). SPD-Bürgermeister Klaus Schütz bildete in der Folge mit der FDP (7,1 %) eine Koalitionsregierung. Der Bund Freies Deutschland (BFD) erreichte 3,4 %, die Sozialistische Einheitspartei Westberlins (SEW) 1,8 %, die KPD 0,7 %. Die SPD erreichte im Bezirk Kreuzberg 46,9 %, in Wedding 50,3 % der abgegebenen gültigen Stimmen, das waren ein Verlust von 31,7 % bzw. 33,5 % im Vergleich zu 1971. Dieser starke Rückgang kann nur teilweise auf das Antreten des »Bunds freies Deutschland« (BFD) zurückgeführt werden (der BDF erreichte in Kreuzberg 3,9 % und in Wedding 4,2 %), der Anteil der ungültigen Stimmen stieg stark an – in beiden Bezirken um durchschnittlich 17,6 % (vgl. Landeszentrale für Politische Bildungsarbeit 1975, 10f.). Die SPD musste vor allem bei ihrer Stammwählerschaft, den ArbeiterInnen, Verluste hinnehmen – ein für Landtagswahlen im Vergleichszeitraum singulärer Tatbestand (Schmollinger 1975, 447). Unmittelbar nach der Wahl wurde von einigen Politikern die Ansicht vertreten, dass die Krisensituation das Wahlverhalten beeinflusst habe, inzwischen ist aber unbestritten, daß die Entführung keinen Einfluß auf Gewinne oder Verluste der beiden großen Parteien hatte (Schmollinger 1975, 455).
Johann Nestroy (1801–1862), österr. Dramatiker