Die Großbotschaften Damian Hugo von Virmonts und Ibrahim Paschas (1719/20)Damian Hugo von Virmont an den Hofkriegsrat, Pera, 04. April 1720Damian Hugo von Virmont to the Aulic War Council, Pera, April 4, 1720Damian Hugo von Virmontde1719-12-03BriefletterDurchleüchtigster fürst, excellenzien und meine hochgeehrtiste herren. Wie schon den 24. Merzen an eüer durchleuchtigste excellenzien und meine hochgeehrtiste herren gehorsambst und schuldigst über Sibenbürgen berichtet, ist der tag zur urlaubs-audienz beym groß sultan auf den 2. dises vestgestellt gebliben, und seinen fortgang gehabt. Ich liesse mich noch vor tags, indeme alle functionen bey disem hof auf das fruhiste anfangen, auß meiner wohnung an die nächst gelegene scalam des meerhavens, weillen es zum reitten gar zu unbequemb, in meinem sessel tragen, und alda mit meinem gefolge in denen bestelten schüfflein nach Constantinople überführen, allwo man sich auf die auß dem ksl. stall geschickhte pferde gesezt, und in der bey dergleichen aufzügen gewöhnlichen ordnung und aufpuz oder galla nach den serail geritten. Auch auf die weiß und arth und mit denen ehren, wie allzeit gepflogen würdt, empfangen worden, ausser daß disesmahl die bezahlung der miliz nicht, wie bey meiner ersten audienz, geschehen, und selbe der groß vezier 210 167 66 10 74 8 43 22 127 21 120 153 106 51 131 46 97 67 124 175 25 106 33 53 48 133 151 48 40 66 10 143 130 153 145 130 75 493 52 294 95 168 359 190 358 74 185 32 121 26 54 97 auf die ihme beschehene remonstrationes, daß da die gehörige zeith hierzue noch nicht vorhanden , und also besonders 66 10 188 306 51 85 32 74 60 97 33 320 169 61 8 106 570 108 26 154 119 97 80 48 32 209 75 344 97 40 468 die janitscharen nur ins künfftig eine consequenz darauß machen und bey allen audienzien der bottschafftern 21 50 7 178 70 53 95 482 97 197 179 32 bezahlet zu werden 335 74 30 32 54 97 167 471 143 171 99 10 6 186 77 10 32 40 14 26 311 39 95 467 329 97 189 179 32 16 8 106 70 75 121 134 510 34 19 33 verlangen wurden, umb so füeglicher anjetzo zu unterlassen vermaint hat, alß sye auch bey des grafen von Ötting seinen abschied nicht erfolget ist. Andere aber wollen 37 32 168 8 97 179 32 70 124 73 153 26 74 229 230 97 128 48 33 54 32 51 351 143 54 33 53 130 19 11 133 196 23 19 77 10 33 39 345 169 357 77 51 61 32 160 113 54 32 186 77 10 113 159 50 7 19 74 358 167 171 281 151 296 51 95 122 27 21 26 128 230 97 188 mir in vertrauen beybringen, daß der mangel deß geldts, welches man nach erforderlicher zahl nicht so gleich hätte zusamben bringen können, 66 10 40 349 8 132 167 101 19 11 129 295 75 143 die mehriste schuld habe . Hingegen hat man nicht unterlasen, mich und mein gefolg mit essen zu tractiren, welches bey der ersten audienz wegen der damahligen türckhi schen fasten oder monath ramezan nicht seyn können. Und habe ich mit dem groß vezier auf einer kleinen taffel allein, die cavaliers aber vom ersten rang mit denen anderen zweyen vezieren und dreyen tefterdaren auf verschidenen anderen in dem divans-saal gespeiset. Vor ich in das audienz-zimmer gegangen, ist mir der zobel-pöltz und meinem gefolg die caftans nach den alten brauch angelegt worden, und ehe ich auß dem serail weckh geritten, und gleich nachdem auß der audienz herauß gegangen, hat der groß sultan dasjenige pferd, worauf ich gesessen, mir verehren und dises dabey sagen lassen, daß er es selbst geritten, also hoffe, es wurde auch mich contentiren, welches ein extraordinaire und vor mahls in diser occasion nieh gegebenes regal ist. Im ruckweeg hat der starckhe wind und wasser die schüff auf verschidenen orthen zu Galata und andere unterschidliche scalas anfahren gemacht, also daß die leüth nicht völlig bey mir zusamben zu bringen waren, und nur ein theill des gefolgs mich zuruckh in mein quartier beglaitet, jedoch ist man auß dem serail biß an das wasser in gehöriger ordnung geritten.Nächster tagen würdt auch das solenno tractament, wie jederzeit bey der beurlaubung der großbottschaffters gepflogen, unter gegenwartt des groß veziers gehalten werden, und umb mir umb so vill mehrer ehr, alß anderen geschehen, zu erweisen, ist dem rees effendi und chehaya befohlen, daß auch sye mich tractiren sollen, doch hoffe, dise caeremonien, wie auch die lezte besuchungen des groß veziers, der außländischen ministren und ihre gegen visiten noch biß helffte dises monaths zu hinterlegen und also umb selbe zeit von hier aufzubrechen instand zu seyn, welches meines orths möglichst zu beschleünigen suchen werde. Ich getröste mich aber, daß ein courrier mit ihrer ksl. und cathol. Mt. und eines hochlöblichen hof-kriegs-raths befehlen, wan deren noch eine vor mich seynd, und wie mir in dero allergnädigsten rescript vom 9. December ausgedeütet worden, noch vorhero eintreffen würdt.Der Ragozy, Berczeni und andere hier befindliche hungarische rebellen sollen täglich, und zwar ohnfehlbar nach allen versprechen, wie auch schon destwegen die würckhliche beraitschafft gemacht ist, eingeschüfft und nach Rhodoste transportirt werden, welcher orth an weissen meer zwar noch in Europa gelegen, vor dise leüth aber mehrer convenient alß ein anderer in Asien ist, wie sye dan auch sehr ungern dahin gehen, und bey der Pforten mit verschidenen praetexten darwider eingewendet haben, von dem chehaya aber zur antwortt bekomben, daß sye sich schon bequemben müesten, und es also von dem groß sultan selbst determinirt seye.Gestern hat der groß vezier der Pforten dollmetsch auf befehl des groß sultans zu mir gesendet, und sagen auch gleichsamb klagen lassen, daß sye nicht das geringste weder von ihrem bottschaffter, dem Ibrahim bahsa, noch sonsten ver nehmen, daß ein einziger gefangener Türckh were loß gegeben, oder loß gemacht worden, und schier zu zweifflen ursach zu haben glauben wolten, man trachte unser seyts dem article des Posarovizer tractats die gefangene betreffend nicht nach zu komben. Begehrte dahero, daß an eüer durchleucht den herrn hof-kriegs-raths praesidenten hierüber schreibe, mit dero auctorität zu unterkomben, daß gleichwie in anderen erstermelten Posarovizer tractats betreffenden sachen, also auch dißfahls ein vollzug und genüege geschehe, 1.Die Beilage ist erhalten. 281 38 10 75 61 33 51 229 130 153 26 54 159 14 35 69 145 68 167 54 33 243 37 32 198 60 97 53 179 32 70 124 73 153 26 127 108 27 29 88 87 32 166 113 143 8 97 67 148 12 175 25 26 190 54 33 349 10 131 97 gleichwie er beygehende abschrifft de s r dolmetsch mir in vertrauen communicirter instruction deß mehrern 40 23 60 154 70 129 weiset . Ich habe solchemnach mich nicht davon entziehen können, umbsovill weniger, alß der Pforten dollmetsch nach aufhabenden befehl mir anlage, den begehrten brieff an eüer durchlaucht sogleich ausferttigen zu lassen, damit ihn der eben noch gestern an den Ibrahim bassa von der Pforten expedirt seyn sollende expresse mitnehmen könne, sondern nach inhalt 2.Die Beilage ist nicht erhalten. beygehender abschrifft geschriben, wie er es verlangt, ihme auch auf begehren eine translation, umb sie dem groß vezier zu zaigen, mitgegeben, mich getröstend, eüer durchleuchtigste excellenzien und meine hochgeehrtiste heren werden es nicht desapprobiren, sondern villmehr die Pforten, sovill sich thuen lasset, contentiren wollen. Indem auch sonsten 37 70 52 54 106 97 75 mit denen 82 91 186 142 88 120 26 189 421 10 97 53 359 335 10 131 167 66 9 118 84 19 166 70 126 296 130 353 napolitanischen sclaven nich längere difficultet hätte gemacht werden mögen. 54 32 394 75 243 213 52 179 32 72 124 73 166 37 32 128 48 33 54 32 151 442 8 120 205 74 60 7 106 97 189 38 113 12 18 186 77 159 130 69 145 21 97 127 48 33 345 167 8 7 27 190 60 26 66 154 27 74 93 97 12 181 168 358 489 102 7 131 468 210 168 154 8 97 51 21 130 7 131 26 129 66 10 130 102 26 130 106 74 358 53 153 124 73 33 130 21 198 Der Pfortem dolmetsch aber vertraute mir, daß der türkische botschaffter ihnen würklich geschriben, daß man ihm in disem puncto nicht willfahre, und auf sein begehren die gefangene nicht herausgebe.Der capitaeine pascia würdt nächstens mit denen galeren nach Widin abfahren, umb selber fortificirung gegenwärttig zu seyn und fortzutreiben.Mit der pest ist man noch allzeit allhier in ruhe, würdt auch von nirgends anderweths her von disem übel etwas gehöret.Die anschlüß an den Ibrahim bassa seyndtist mir von der Pforten recommendirt worden, und haben ersuchen lassen, daß sye wider wissen mögen, daß ersye demselben richtig zukomben seyen.Was ich den 11. Martii an eüer durchleuchtigste excellenzien und meine hochgeehrtiste herren gehorsambst und schuldigst berichtet, lege ich in duplicato auch gehorsambst und schuldigst hierbey. Was aber über Sibenbürgen, wie anfangs gedacht, geschriben habe, hat nichts anders von consequenz und allein, daß die audienz den 2. dises angesezt worden, in sich gehalten. Womit mich gehorsambst und dienstschuldigst empfehlendt verharre.Auch durchleüchtigster fürst, excellenzien und meine hochgeehrtiste herren. Erhalte ich, alß eben beygehende gehorsambst- und schuldigste relation in schlüessen ware, den courrier Arakiel mit dem allergnädigsten ksl. und zugleich euer durchleuchtigster excellenzien und meiner hochgeehrtisten herren rescript, das erstere vom sechsten und das andere vom zwölfften Martii datirt. Gleichwie ich nun alles mit allergehorsambst-, gehorsambst- und schuldigster aufmerckhsambkeit durchgelesen, also thue bey dem groß vezier tag und stund begehren und erwartte augenblickhlich antwortt, umb zu ihn komben zu können und mit demselben von ain- und anderen auf die anbefohlene weiß zu sprechen und das ende von allen mir aufgegebenen sachen zu pressiren, an welches, wie eüer durchleuchtigste excellenzien und meine hochgeehrtiste herren auß meinen lezteren gehorsambst- und schuldigsten berichten gnädigste und beliebig zu ersehen gehabt, ganz nahe mit der hülff Gottes gekomben, auch nicht ermanglen werde, auf den aüssersten zweckh noch zu treiben, so vill mir meine kräfften zu geben und der zu ihrer ksl. und cathol. Mt. dienst hegende unabläßliche eyffer forthelffen würdt, und mit dem courrier Arakiel das gehorsambst- und schuldigste darüber mit nächsten berichten, wiewohl ich sorge, daß er ein acht oder zehen tag noch aufgehalten dörffte werden. Womit p. Datum ut in litteris.