Urkundenbuch des Herzogtums Steiermark


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GA 7

Unecht.

Markgraf Otakar [III.] von Steier bestätigt den Mönchen von Garsten die von seiner Mutter Sophia mit seinem Einverständnis erfolgte Schenkung des Gutes Gaflenz, ihrer Morgengabe, für das Seelenheil ihres Gemahls, seines Vaters Markgraf Leopold, für deren beider Eltern und den ihnen in Dankbarkeit verbundenen Herzog Heinrich [III. von Kärnten] und [Grafen] Otto [II.] von Cordenons sowie allen Getreuen, mit be­nannter Begrenzung, jedoch ausgenommen zwei Bauern daselbst und die Jagd im Bergland, das nicht bebaut werden kann, sowie die Weide und andere Nutzungen bei der Enns, dafür aber wird das Weiderecht im Bereich zwischen Merkenfall und Pfaffenstein und die freie Holzentnahme für den Eigenbedarf des Klosters im genannten Forst gewährt; nachträglich werden auch die in der Zeit seines Großvaters, des Markgrafen Otakar [II.], erfolgten Schenkungen von Ministerialengut an das Kloster gleichfalls als Seelgerätstiftung anerkannt.

– – – , – .

Eintrag um 1190 im Traditionskodex Linz LA: Garsten Hs. 1 fol. 7v-8v (Nr. 12) (B).

Kurz, Beytr. 2 (1808) 493 Nr. 25 aus B. — UBLOE 1 (1852) 124 Nr. 12 aus B zu c. 1138.

Bereits Wonisch, Urkundenwesen (1926) 62 Nr. 5 erachtete diese eigenartig formulierte Urkunde als Fälschung, die teilweise auf einer echten Traditionsnotiz beruht und 1180/90 angefertigt wurde. Zauner in MOÖLA 5 (1957) 282 ist der glei­chen Meinung und beschäftigte sich andernorts (303ff.) ausführlich mit den ge­nannten Örtlichkeiten, insbesondere mit den vorbehaltenen beiden “Forsthuben" inmitten des geschenkten Gutes im Bereich der Gaflenz bzw. des gleichnamigen heutigen Marktortes. Die Schenkung der verwitweten Markgräfin Sophia, die nach dem Ableben ihres Gemahls (24. Oktober 1129) und vor dem Ende ihrer bis 1140 währenden vormundschaftlichen Regierung erfolgte, wird auch durch den Hinweis in der Urkunde des Bischofs Reginbert von Passau von 1140 (s. Nr. Ga 8) bestätigt. Einen weiteren Hinweis auf die mit einer Traditionsnotiz festgehaltene Schenkung liefert der am Ende der Zeugenreihe genannte investitor, der bei Traditionen üb­liche Zeuge der vollzogenen Investitur des neuen Besitzers. Der hier genannte Starkfrit ist auch als Spitzenzeuge und Zeuge der erfolgten Investitur in der Gar­stener Tradition Nr. 91 nachweisbar.

Das Protokoll und die eingehende Art der Narratio deuten darauf hin, daß hier wie bei der undatierten Urkunde auf den Namen Otakars II. (s. Nr. Ga 6) der gleiche Fälscher am Werk war, der die Zeugenreihe ganz oder teilweise mit Ergänzung der in der ursprünglichen Traditionsnotiz noch nicht vorhandenen Zunamen aus dieser entnommen hat. Zweck der Fälschung war die Zuerkennung des Weiderechtes, des freien Holzbezuges und die Bestätigung der Schenkungen an das Kloster von Mini­sterialen des Markgrafen ohne dessen Genehmigung, was zur Zeit Otakars II. noch unmöglich war.

Bemerkenswert ist bei dem ausbedungenen Seelgerät die Nennung des 1122 verstorbenen Herzogs Heinrich III. von Kärnten, des letzten “Eppensteiners", dessen Eigenbesitz bekanntlich Markgraf Leopold erbte, und des Grafen Otto II. von Cordenons, mit dem die Nebenlinie der Otakare in Friaul zwischen 1129 und 1138 ausstarb, dessen Erbe an den damals noch minderjährigen Otakar III. fiel; vgl. dazu Dopsch in Werden der Steiermark (1980) 98 und 115 und Hausmann ebenda 225f. und 247ff., insb. 254. Belegt wird dieses dankbare Gedenken an die beiden Erblasser auch durch die Urkunden des Salzburger Erzbischofs Konrad I. für das Kloster Rein von 1138 und 1140 (s. Nr. Re 5 und 6), die auf echten Vorlagen beruhen.

Bei der Textgestaltung wurde der Wortlaut der Eintragung im Traditionskodex, der mehrfach Auslassungen aufweist — bei den Orts- bzw. Zunamen fehlt vielfach das de — beibehalten, aber vermerkt, bei fehlenden Kürzungszeichen für Deklinationen diese jedoch in Klammern hinzugefügt.

In nomine sanctȩ et individuȩ trinitatis. Otacher marchio Styrensis dilectis fratribus Garstena salutem imperpetuum. Mater mea Sophya marchionissa soli deo placere desiderans cum manu et consensu nostro tradidit potestativa manu ad altare sanctȩ Mariȩ Garstena predium Abelenzi dictum, omnia videlicet circa rivulos in Abelenzib manantes et a vertice Valchensteine usque ad Anesim, ob remedium animarum scilicet mariti sui, patris mei Liupoldi marchionis, cuius sponsali dotatione in eius ius venerat, pro absolutione etiam utrorumque parentum et debitorum suorum Henrici ducis et Ottonis de Navn et omnium fidelium, quesita et inquirenda, quantumcumque per singulas convalles vel augias exstyrpando et excolendo ad vestram utilitatem dilatare potueritis, exceptis duobus colonis suo iure dispositis et venationibus per montana, quȩ excoli non possunt, et fluvio Anesi pascuis et aliis commodis per omnia vobis in proprium ius concessis. Et ne aliquam penuriam in alendis gregibus vestris sustineatis, largum vobis locum pascuȩ de Merhenualle usque ad Phaffensteine, sicut mater mea concessit et nos concedimus. Lignorum vero cesionem ad ȩdificia seu cetera necessaria, quocumque utilitas monasterii deferri poposcerit, absque omni contradictione per totum forestum vobis indulsimus. Et ne aliqua controversio posteris inde veniat, sed et traditio hȩc inconvulsa perpetuo maneat, sigilli nostri impressione illam roboravimus, insuper et hi testes idonei per aurem sunt attracti: Walter de Traisim, Starcfrit, Friderich de Hu­nes­perc, Henrich Prîs, Beringer Cappellec, Rvͦdolf Pvͦzinbercc, Swiger, hi omnes liberi sunt; Marquart filius Reg(inhardi), Dietmar, Reginher fratresd eiusd, Marquart filius Etich(onis), Erchinger venatore, Arnhalm filius Prun(onis) sen(ioris), Prun filius Roͮdolfi Talarnc, Rvͦdolf, Dietpolt fratere eiuse, Friderich Puhelarinf, Hiltuwartg, Marquart Povsinwancc, Ozi, Ortholf Stainbachc, Gotescalch, Otacher Slierbachf, Rvͦdger, Hartnith, Sigehart, Erchinger prepositus, Dietmar filius eius, Werigant. Investitora Starchfrit.
Hoc autem in calce superaddimus, ut cuncta, quȩ avus meus Otacher marchio in prediis ministerialium nostrorum recipiendis in pascuis, in lignorum cesionibus, prediis seu novalibus sive ceteris commodis vobis concessit, presenti freti privilegio libere possideatis, nec ullam in his contradictionem recipiatis, saluti utique nostrȩ, parentum et succes­sorum nostrorum per hanc traditionem providentes. Amen.


a) B

b) Ablenzi B

c) B, davor fehlt de

d) von gleicher Hand über der Zeile oberhalb Dietmar bzw. Reginher

e) von gleicher Hand über der Zeile

f) von gleicher Hand über der Zeile, davor fehlt de

g) Hiltuwat B

h) Harnit B.


Metadaten

Aussteller Markgraf Otakar III. von Steier
EmpfängerGarsten
RegestMarkgraf Otakar III. von Steier bestätigt die Schenkung des Gutes Gaflenz an die Mönche von Garsten
Datum (ISO 8601)unbekannt
Ortunbekannt
SpracheLatein
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MetadatenTEI anzeigen TEI
LizenzCreative Commons BY-NC-SA
Permalink/Handlehttps://gams.uni-graz.at/o:stub.47, hdl.handle.net/11471/505.10.108
ZitiervorschlagUrkundenbuch des Herzogtums Steiermark I,1, bearb. v. Friedrich Hausmann, GA 7, digitale Fassung: hdl.handle.net/11471/505.10.108, Graz: Historische Landeskommission für Steiermark, 2007 (28.03.2024)