Auszug aus dem Fürstenratsprotokoll Eichstätt
Textgrundlage: München HStA, Kasten blau 307/5, fol. 1r-38v
Versammlung der katholischen Stände.
[Marginalie: Freistellung.] Auf dornstag[!]1, den 12. Julii, frue umb 6 hor in des Kf. zu Cöln herberg zuerscheinen, sein alle der waren alten catholischen relligion verwanthe von Kff., fürsten, prelaten, grafen und stet beruffen, die auch alle auf jetz ermellte stund daselbst erschinen. Alda hat meintzischer cantzler von gedachtes Kf. zu Cöln (so aigner person dabey gestanden), auch der andern zweier Kff., als Maintz und Trier, gesandten wegen, ungeverlich die mainung angezaigt: Als man die ksl. proposition für hand genomen und die darin begriffne articul rathschlagen wollen, damit man die ksl. Mt. beantwurten möchte, hat man sich von allen stenden verglichen, die ordenung der articul furzunemen, wie in der ksl. proposition sy begriffen, und derhalben am ersten den articul der turckenhilf zuberathschlagen fürgenomen. Darein hetten aber der dreyer weltlichen Kff. abgesandte kein unverfengklich handlen und nichts schlieslichs handlen wellen, es werde dann auf ein supplication, so der ksl. Mt. der freistellung und eines ksl. decrets halben, so Ks. Ferdinand gegeben haben solt2, übergeben worden ist, zuvor tractiert3. Das were wider alt herkomen, dann hievor allweg die sachen der proposition am ersten gehandlet und die extraordinari sachen (wie dises were, dann in der ksl. proposition kein meldung davon geschehe) die ordinarien nit aufgezogen, sonder erst hernach weren tractiert worden. Und die die[!] ksl. Mt. het inen im Kff. rath copi gemelter weltlichen Ff. uberreichter supplication zugestelt, mit darauf geschribnem decret, das die stend der catholischen relligion irer Mt. antwurt in schriften darauf geben solten4; und sy weren urbötig, die fursten und stend der catholischen relligion dieselbige abschreiben zulassen, die möchten umb 1 hor nach mitag darzu vorordnen. Hetten uns, die ander catholischen stend, solches im pesten wellen anzaigen, damit wir uns mit inen einer einhelligen antwurt an die ksl. Mt. verglichen. Wolten uns auch nit verhalten, [11v] das sy dahin entschlossen, sich in beden puncten der freystellung oder angedeuten decrets halben in kein disputation einzulassen, sonder bey dem relligion friden5, wie der mit ksl. Mt., auch Kff., Ff. und gemainer stend rath abgeschlossen wurde, stracks zuvorharren und ksl. Mt. zubiten, der confession verwanthe stend von irem ansuchen gütlich abzuweisen.
Dagegen vom fürstenrath und stenden der catholischen relligion den Kff. danck gesagt des wolmainenden ervorderns, mit erpieten, jeder zeit, wan sy in der gleichen sachen gevordert werden, zu erscheinen. Und im hauptarticul haben wir uns all gemaingklich[!] mit inen, den Kff., verglichen, das wir bey dem relligion friden stracks beleiben, gut und blut darob lassen und in kein disputation mit den confessions verwanthen einlaßen wolten (wiewol wir unserer seiten vil ansechlichere, wichtigere und erheblichere ursachen hetten dann der gegenteil), sonder der ksl. Mt. zubitten, die confessionisten ab - und sy dahin zuweisen, das man in den articuln der proposition wie gebreuchlich verfengklich furfar.
Nota: Es ist hierüber gleichwol bedencken gewesen, ob man der confessions verwanthen supplication abschreiben und rathschlagung darüber pflegen soll, aber solches durch das merer abgeschlagen, dieweil man sich in kein disputation einlassen, sonder stracks auf dem relligion friden verharren will. Aber nachdem der ksl. Mt. decret dahin steet, das man ir ein schriftliche antwort geben soll, haben die Kff. begert, man soll etlich auch[!]6 dem fursten rath und andere stenden, sovil wir wellen, zu inen verordnen, die mit inen berathschlagen, wie angeregte schrift an [12r] die ksl. Mt. zustellen sey. Das ist[?] bewilliget, und hierauf aus dem fürstenrath verordnet Saltzburg, Osterreich, Bairn, Eystet, schwebisch[?] prelaten, schwebisch grafen; von steten Cöln und Ach.
Ausschuss der katholischen Stände.
Ann frye[?]tag frue umb 6 hor seind die zum ausschuß verordnete in des Kf. zu Cöln herberg erschinen, haben berathschlagt, wie die antwort an ksl. Mt. zustellen sey. Und haben die kfl. räth alain durch den mentzischen cantzler und nit in gesamleten rath an die andere stend gelangen lassen, sy wolten uno ore, das ist mit einem einigen anzaigen, sich vernemen lassen, wes ir, der churfürstlichen, bedencken hierinn were, und wir, die andere stend, solten des auch thun und uns uno ore mitainander (die zeit damit zugewinnen) vornemen lassen, was unser bedencken sey.
Hierauf ist nochmals durch die zum ausschus verordnete bedacht, das man sich auf der confessions verwandten supplication mit nichten in einiche disputation einlassen, sunder bey dem anno 1555 aufgerichten relligion friden beleiben und sich in nichten weiters einlassen soll.
Als man nun die bedencken beder reth, der Kff. und Ff., zusamen conferiert, haben die kfl. reth ein concept, was der ksl. Mt. zu antwurten sey (dieweil ir ksl. Mt. vermög ires auf des gegentheils uberraichte supplication gegebnen decrets von den catholischen ein schriftliche antwurt begert), auch zu fürderung der sachen begreiffen und den andern stenden vorlesen lassen7, in welichem die ursachen, warumb die catholische von dem anno 1555 aufgerichten und hochbeteurten relligion friden nit abweichen, auch sich in aine disputation einlassen möchten etc., sumaria verzaichnet, [12v] mit anzaig, das inn den Abschieden der Reichs- und deputation tegen anno 1557 zu Regenspurg, anno 1559 zu Augspurg, anno 1562 zu Franckfurt, anno 1566 zu Augspurg und anno 1569 zu Franckfurt aufgericht, der relligion frid allweg bey seinen wirden beliben und bekreftiget worden etc.8; mit anderer ferner ausfuerung.
Solch concept hat ime der ausschuß gefallen lassen. Das sollen der Kf. zu Cöln, auch andere alhie wesende catholische fürsten selbst eigner person und der abwesenden potschaften der ksl. Mt. uberantwurten.
Katholische Stände und Kaiser.
Sambstags, den 14. Julii, frue umb 7 hor seindt in dem ksl. palatio vor ksl. Mt. erschienen der Kf. zu Coln, Eystet[?, Falz], Augspurg, Regenspurg, johanniter maister, alle personlich, darnach aller anderer catholischer Kff., Ff., stend und stet abgesandte, etlich prelaten, etlich Gff. personlich, und ist obgemeltes concept der ksl. Mt. inn ir Mt. stuben uberraicht worden9. Ich10 hab vor dem getreng nit horen mögen, was hieruber gerödt worden.
Eodem seind alle catholici, umb 4 hor für die ksl. Mt. beschiden; die erschinen. Hat ksl. Mt. durch dero vicecantzler vermelden lassen in sachen den relligion friden belangend: Heten auf der confessions verwanthen supplication und der catholischen antwurt ein declaration begreiffen und den confessions verwanthen zustellen lassen; wolten uns die auch ubergeben11. Ermanet uns, dem relligion friden zugeleben, darwider nit zuthun etc.
Versammlung der katholischen Stände.
Aftermontag12, den 28., frue umb 6 hor ist in der mentzischen herberg den catholicis angeregtt declaration vorgelesen; die soll abgeschriben und berathschlagt werden, am ersten durch den ausschus Osterreich, Saltzburg, Bairn, Eystet, prelaten, schwebisch grafen, stat Coln und Ach. Die sollens darnach den andern catholischen des fürstenraths und steten referieren, sich darüber mit den Kff. vergleichen.
Ausschuss der katholischen Stände.
Mitwochs, den 12. Septembris, frue umb 6 hor ist der ausschus von den catholischen bey den mentzischen erschinen, alda ein schrift verlesen worden, was fur gravamina der ksl. Mt. von den catholischen furzubringen13. [Marginalie: Stiffts Eystet gravamina in religionsachen ubergeben, doch sine nomine reverendissimi nostri defuncti Martini14.] Wir eystettische haben etliche ubergeben15, deren merer teils in obgemelter schrift nit begriffen, haben gebetten, dieselbige (doch meins gn. H. zu Eystet un[Falz]vermeldet) den andern zu adjungieren. Die stat Schwebisch Gmünd hat auch etliche ubergeben. Dise bede sein auch verlesen, aber nichts darauf berathschlagt; soll morgen frue umb 6 hor beschehen.
Ausschuss der katholischen Stände.
Donestags[!], den 13., frue umb 6 hor ist der ausschus von den catholischen abermals in der mentzischen herberg beyeinander gewesen. Haben berathschlagt, was ksl. Mt. auf die declaratio zu antwurten. Ist beschlossen, man soll in einer schrift ir Mt. darumb dancken, sich erpitten, irer Mt. ermanung, verner dem relligion Frieden gemes sich halten soll etc., nachzukomen. Und sollen darneben der catholischen gravamina auch uberantwortet werden. Uber solches soll mentzischer cantzler ein schrift stellen.
Versammlung der katholischen Stände.
Am suntag, dem 16., nachmittag umb 3 hor seind all catholisch stend in der mentzischen herberg erschienen, alda die schriften verlesen, die der ksl. Mt. auf dero declaration die freistellung belangend zu uberantwurten sein sollen: Erstlich ein dancksagung umb die declaration und das ir Mt. es bey dem relligiro[!]16 friden wellen beleiben lassen, und erpieten, das wir unsers teils demselben wellen nachkomen; zum andern etliche gemeine gravamina [Marginalie: Gemeine gravamina, item specialia, darunder auch Eystet17.]; zum driten etliche specialia gravamina, so etlich stend, als erzhertzog Ferdinand, Wurmbs18, Eystet, Regenspurg19 und die stat Schwebisch Gemündt20 uberantwurtet. Ist mit disen specialibus bedacht, das sy in ein schrift zu den andern[Falz] gemeinen on namen gravantium vel gravatorum (so [Lücke] sein kan) sollen gezogen werden21.