Duplik der Reichsstände zum 4. Hauptartikel (Reichsmünzordnung) (1576-10-03)
Textgrundlage: HHStA Wien, RK RTA 54a/2, fol. 225r-228v
1Duplica statuum in 4. articulo, monetae. Oblatum 3. Octobris anno 1576. 4.
Das die röm. ksl. Mt., unnser aller gnedigster herr, der anwesenden fursten, stendt, auch räth und pottschafften gehorsambst bedencken zum vierten proponirten articul2 iro nit allein aller gnedigst gefallen lassen, sonnder auch dessen ksl. erpüetens seindt, darob mit gepürendem ernst zuhalten, dann auch anndere benachparten zu gleicher nachfolg zuvermögen, alles mit angehengtem ferneren aller gnedigsten vermanen und erpietten etc.3, deßen sagen sie, die stende und abgesandten, irer ksl. Mt. aller underthenigsten danck. Seindt auch nochmals deßen gentzlichen versehens, sintemäl niemandt verporgen, was größer, unauffhörlicher nachteil und scheden im ganntzen Romischen Reich so wol den stenden selbst alls dem gemeinen man nur darauß entstanden, das man ob sollichem löblichen ksl. müntz edict und dessen verpesserungen4 nun ein zeit hero nit mit gemeiner durchgehender gleicheit gehalten, es werden alle und jede stende und obern in den kraißen hinfürters mit mererm ernst und aufsehen daran sein, [226v] damit dasselbig edict mit seinen verbößerungen in allen einverleibten articuln durchauß gleichmessiglich volntzogen, alle eingerißne ohnordnungen abgeschafft und die ubertretter onnachlessiglich gestrafft würden.
Und obwoll irer ksl. Mt. etliche sonndere motiven fürkommen, warumben der f. Dlt. ertzhertzog Ferdinandt zu Osterreich, gleichfalß dem herrn ertzbischoffen zu Saltzburg etwaß zuubersehen5 sein sollte, da sie auß eingewendten urachen bei demselben edict nit allerding pleiben könten6, so wellen doch die stende und abgesandten nochmalß verhoffen, es werden baide herrn darneben selbst bey sich behertzigen und bedencken, dz es onmüglich, ob solichem pilligen, nöttigen edict zuhalten, da ein oder der annder standt darvon abtretten würde. Solte dann dasselbig einmäl mit ungleichem müntzen an schrott oder korn zur unordnung und also zum abganck geraten, ist leichtsam zuermessen, was große ungleicheit , verwirrung und allgemein verfürteilung im müntzen hin und widder im ganntzen [227r] Röm. Reich darauß entstehen würde, so darnach nit bald zuwehren noch aufzuheben. Darauß dann ferner auch bey anndern ein gemeine enderung und ringerung aller gutter müntz sorten, aber dargegen ein noch viel größere beharliche teürung und ersteigerung in allen commercien verursacht werden müste, und das nit allein dem gemeinen armen man zu unseglichen, unaufherlichen schäden, sonder werdens auch bald die herrn und obern selbst in allen iren einnemen und außgeben, ja auch an erpawung der berckhwerckh mehr alß duppel würcklich empfinden. Derhalben will man sich versehen, es werden beide herrn, die f. Dlt. und Saltzpurg, in dißem so woll den gemeinen nutzen als iren selbst größeren nachteil beßer bedencken und auff irer ksl. Mt. allergnedigst vermanen und bevelen vom selben müntz edict und ordnung nit abweichen, damit auch sonnsten anndern kraißen nit ursach geben werde, die anndere gepürliche mittel dargegen fürzunemmen.
Sonnsten vom übrigen, wie die ungerechte sorten dergestalt zuverpietten, das doch dieselbige nit außgefurt, sonnder im Reich mit träglicher estimation einzuwechßlen und umbzupregen, dann auch, wie etlichen golt sorten irer rechter werdt zusetzen, und dann, was ire ksl. Mt. darbey weitters angeregt, darvon soll in den kraißen auf gemeinen probation tägen tractirt und nach möglicheit inß werck gericht, auch guette correspondentz under den stenden gehalten werden.
Ob dann wol von wegen des westphälischen kraiß, auch der frey- und Reichs stetauf der rheinischen banck sonndere ursachen, warumben inen, mehrgemeltem müntz edict in etlichen dingen zufolgen, beschwerlich oder auch onmöglich fallen solle, vorgebracht wurden7, so würdt doch darneben bedacht, das solche angeregte difficultates auch etlichen andern kraißen, Kff., fursten und stenden und derselben underthonen begegnen, aber dannocht das gemein nutzlich müntz werck auch mit iren selbsten schäden vielmehr fortzusetzen nit unterlaßen.
Derhalben wöllen gemeine stende und abgesandten sich nochmalß versehen, es würdt der westphelischer kraiß und dann gemelte Reichs stett inen nit weniger das gemein best angelegen [228v] laßen sein und in keinem stuck ab dem hochnöttigen loblichen ksl. müntz edict und desselben verbeßerungen sich absonndern. Wie sie dann auch ire ksl. Mt. hiemit aller underthenigst pitten, baide, den westphelischen kraiß und gemeine reinische Reichs stet, zu solcher gehorsamer folg und steiffhaltung auß ksl. ampt aller gnedigst zuvermanen und antzuhalten; zuvorab daß in den Reichs stetten die hochschedliche commercien mit dem wucherlichen aufwechßlen und verfüeren des Reichs müntzen und aber dargegen das einfüren oder underschlaiffen frembden verpottnen, dartzu theils gar bößen sorten, als pauliner8 und dergleichen mehr, den aigennutzigen hendler nit verstattet, sonnder dargegen ein annder ernstlichen einsehens, allß biß daher beschehen, fürgenommen werde. Darumben es fast nöttig sein würdt, ein jeden auch mit newen ksl. scharpffen mandaten und steiffer execution derselben dartzu antzuhalten und zuvermögen, auch hin und wider sonndere ksl. executores zuverordnen; wie dann ano[!] 70 zu Speyr und 71 zu Franckfort im Reichs- und deputations abschidt darvon auch andeüttung beschehen.
Siehe textkritische Fassung.