Bericht: Erich Volkmar von Berlepsch, Damian von Sebottendorf, Dr. Wolfgang Eulenbeck und Dr. Andreas Paulus an Kurfürst August von Sachsen, 1576-09-27
Textgrundlage: Dresden HStA, Markgrafschaft Meißen, Albertinisches Herzogtum und Kurfürstentum - Königreich Sachsen bis 1831 / Behörden und Einrichtungen der Erblande / Gesamtbehörden, Kommissionen und Gesandtschaften / 10024 Geheimer Rat (Geheimes Archiv) Loc. 10200/01, fol. 348r-351v
Für diesen edierten Text liegt kein Kollationierungsexemplar vor.
[351v] [348r] [351r]
Inhaltsvermerk: 27. Septembris anno 76, rhäte zw Regenspurgk schreiben wegen der rechts acten, item von einer jungkfraue, so der ksl. Mt. hat helfen wollen. [Eingefügt: Präs. Glucksburgk, 1. Octobris anno 76] [Eingefügt: Bearbeitungsvermerk: Zu s. kfl. Gn. eigen henden.]
Durchlauchtigster hochgeborner churfurst, euern kfl. gnaden seint unsere underthenigste gehorsame getrewe dinste jeder zeit mit vleiß zuvor. Gnedigster herr.
Mit den reichstags sachen beruhet es nach in dem stande, wie euer kfl. Gn. wir jungst under dem dato den funf und zwantzigsten dises underthenigst berichtet; und lassen sich der ksl. Mt. rethe vornehmen, wan die sachen durch relation bis an ire Mt. gebracht werden, das sie den abschied nicht vorzihen, noch die stende lenger seumen und aufhalten wollen. Weil dan solchs noch dise woche geschehen wirdet, so wil die befurderung hinfurder bey der meintzischen cantzley stehen, bei welcher die stende auch geburlich antreiben [348v] werden. Wie es nuemehr eine zimliche beharliche zeit hero mit der ksl. Mt. leibs ungelegenheit geschaffen gewesen, solchs haben euer kfl. Gn. aus vorgehendenn unsernn underthenigsten berichten gnedigst vornohmen, auch das ire Mt. wegen solcher besorglichen geferlickeit deren leib artzt, doctor Julium, von Trient anhero erfordert. Zu deme haben ire Mt. auch eine jungfrau von Ulm anhero kommen lassen, welche beschrien, das sie nue eine gute zeitt hero vielen hohen und sonst standts personen am zipperle und andern lemnussen der glider glucklich und mit bestande geholffen, sunderlich an gemeltem zipperle dem bischove zu Speyer, und [349r] die wenige zeit, weil sie alhier gewest, auch an solcher kranckheit neben andern graff Guntern zu Schwartzburgk also widerumb aufbracht, das s. Gn. aus deren schweren lager alhier heute widerumb ausgeritten.
Dieser jungfrauen haben anfangs die medici nicht willigen wollen, an irer Mt. etwas zugebrauchen; sie auch vor sich selbst hat gleichwol bei irer Mt. zustandt zweivel gehabt und noch.
Vor zweien tagen aber, wie irer Mt. schwacheit mehr zugenohmen, dan sich geringert, auch villeicht das ansehen gehabt, das die ertzte weniger mehr, dan zuvor geschehen, zurathen gewust, [349v] hat sie auf begeren irer Mt. deren puschlein mit eingebundenen kreutern aplliciret, auch irer Mt. etwas eingeben, davon ire Mt., mitt underthenigster reverentz zumelden, vil schleimes von sich gebrochen, dovon ire Mt. hero innerhalb zweien tagen sich etwas besser befunden. Und, wie wir berichtet werden, pflegen ire Mt. nach solcher jungfrauen raths; sie aber, die jungkfrau, soll selbst melden, das es mit irer Mt. fast weitt und geferlich kommen, getrosten sich aber noch, wan es mit irer Mt. auf etzliche tage bestehe, es werde dismals nicht nott haben.
Die jungkfrau ist von person ein stark mensch und, wie sie anzusehen bei nahe, [350r] auf virtzig oder funfftzig jhar betaget, wonet heuslich zu Ulm, hatt sich des artzten lange geflissen und sol uber virtzig tausent gulden domit erworben haben.
Der ksl. Mt. artzt, doctor Julius, sol sich etwas mit ihr vorgleichen können, aber doctor Crato gar nicht.
Sie sol sonsten von scheden und kranckheitten, wan ir die furbracht, bescheiden und vornunfftig reden, auch more medico dovon discuriren. Der almechtige vorleihe, das ire cura auch bei irer Mt. glucklich und beharlich vorfange.
Beiligende schreiben an euer kfl. Gn. [350v] holdendt haben uns heute die beierische rethe zugeschicket, mit begern, euer kfl. Gn. die auf deren post ferner underthenigst zuzufertigen. Und hat hertzog Albrecht zu Beiern sider s. f. Gn. wider herauskunfft uns fest wochentlich mit einem hirsch oder stuck wildes vorsehens.
Der bischoff von Freissingen ist itzo auch alhier.
Welchs euern churfurstlichen gnaden wir, deren wir mit getrewem vleiße zudienen schuldigk, underthenigst und gehorsamlich nicht vorhalten sollen.
Datum Regensburgk, den siben unnd zwantzigsten tag Septembris anno 76.
Ewer kfl. gnaden
underthenigste gehorsame dienere
eigenhändige Unterschriften: Erich Volgkmar von Berlebsch
Tam von Sebottendorff etc.
Wolffgang Eylnbeck, Dr.
Andreas Paull, Dr.