Bericht: Erich Volkmar von Berlepsch, Damian von Sebottendorf, Dr. Wolfgang Eulenbeck und Dr. Andreas Paulus an Kurfürst August von Sachsen, 1576-09-20
Textgrundlage: Dresden HStA, Markgrafschaft Meißen, Albertinisches Herzogtum und Kurfürstentum - Königreich Sachsen bis 1831 / Behörden und Einrichtungen der Erblande / Gesamtbehörden, Kommissionen und Gesandtschaften / 10024 Geheimer Rat (Geheimes Archiv) Loc. 10200/01, fol. 275r-282v
20. Septembris anno 76, rhäte zw Regenspurgk schreiben wegen der religion, fuldischen sachen, auch contribution, item schicken das schreiben an die stadt Magdeburgk wegen Insinuation keiser Caroli rescripts. Präs. Glucksburg, 24. Septembris anno 76. Zu s. kfl. Gn. eigen henden.
Durchleuchtigster hochgeborner churfurst, ewern kfl. gnaden seint unsere underthenigste gehorsame getrewe dienste jederzeit mit vleis zuvorn. Gnedigster herre.
Ewer kfl. Gn. gnedigst schreiben und resolution am dato Glucksburgk, den sechszehenden dises, belangend die religion- und fuldauische, auch contribution sachen, haben wir nechten umb acht uhr underthenigst empfangen und vorlesen. Sollen ewer kfl. Gn. darauf underthenigst nicht vorhalten, das, sovil die in religions sachen der andern augsburgischen confession vorwandte stende ubergebene supplication oder replica und deren subscription anlanget1, so euer kfl. Gn. wir jungst underthenigst zugeschicket2, wir nicht allein von berurtten stenden solcher supplication und subscription copey empfangen, sondern auch von der ksl. Mt. geheimen rethen gewisse [275v] nachrichtung, das sie dermassen, wie unsere copey subscribiret, irer Mt. rethen ubergeben werden. Wir haben die ursachen, worumb euer kfl. Gn. anfangs und soviel mehr noch in die commination3 sich zubegeben bedencken hetten, den stenden der augsburgischen confeßion, deren gnedigsten bevelch nach, genugsamb ausgefuret4. Was aber die brandenburgischen durch solche condition an der contribution zuerhalten oder wozu sie sich deren zugenissen vormeinen, solchs konnen wir ausser halb gemeiner vormuttung nicht wissen. Sovil vormerken wir aber woll, das der herr doctor Viheusser des churfursten zu Brandenburgk auf angebrachte itzige werbung s. kfl. Gn. ime gegebene antwortt sonderlich solcher condition halb in einem andern vorstande aufgenohmen5, dan s. kfl. Gn. sich darauf in schrifften gegen [276r] deren rethen anher resolviret. So haben auch s. kfl. Gn. solch schreiben nicht underzeichnet gehabt, und haben s. kfl. Gn. rethe, wie heute im contribution werck (wie nach gemeldt) geschlossen worden, vorberurte condition, wie doch von den kfl. pfaltzischen geschehen, nicht angeregt noch widerholet6.
In dem fuldauischen hendel hat man gestern morgens aus dem churfursten rath in fursten rath referirt7 und hat sich in votis solche sache fest hin und wider geworffen, und seint dabei allerley affectus gespuret worden.
Im churfursten rathe8 hatt Trier und Coln geschlossen, das der ksl. Mt. hiebevor ausgegangne mandata zu continuiren und der abt zu Fuldau plenarie zu restituiren, mit langer ausfuerung des schedlichen exempels [276v] und das der zwischen Wurtzburg und Fuldau aufgerichte vortragk mit furcht erzwungen; deren votis hernach Brandenburgk und Maintz beigefallen. Pfaltz hatt auf commission gestimbt; wegen euer kfl. Gn. wir dergleichen, jedoch dergestalt, weil das exempel an sich selbst abscheulich, auch gleichwol der bischoff zu Wurtzburgk, das capittel zu Fuldau, die ritterschafft daselbst und in Francken in solcher sachen schrifften und bericht ubergeben9, so weder in iure nach in facto dermassen qualificiret gewesen, wie es der sachen wichtickeit wol erfordertt gehabt, und demnoch gleichwol des abts zu Fuldau reiterirte underschiedene rectificationes, auch des ungehort des bischoffs zu Wurtzburgk die ksl. Mt., deren mandata vortzusetzen und zu exequiren, [277r] ohne empörung oder der kreis stende zuthuen nicht wol wurde kommen konnen, haben wir die sequestration berurter abtey fur geschlagen. Es ist aber der gemelte beschlus restitutionis das merer blieben.
Im fursten rath seint zweierley meynung vornemlich disputiret worden10, ob die ksl. Mt. commissarien ohne oder mit vorgehender sequestration zuvorordenen, dan in irem gantzen rathe nicht uber zwene stende gewesen, so stracks auf die restitution des abts, wie das merer theil des churfursten raths, geschlossen. Es seint aber domals des merhern theils stimmen auf die blose commission und das bis zu erörterung der sachen sie in dem stande, wie sie itzo befunden, zu lassen und die mandata zu suspendiren, vorgangen.
Inmassen gegen eröffenung des churfursten raths bedencken aus dem fursten rath es also referirt wurden. Wie aber hernach im zusammen tragen der bedencken die kfl. abgesandten von des mehrern theils beschluß ires raths nicht abweichen wollen, hat der fursten rath seinen vorigen beschlus bis auf die sequestration geendert, auch dobey bestanden und, weil der merer theil des churfursten raths mit inen nicht einzihen wollen, wirt solche sache irer Mt. in zwispaltiger meynung referirt werden. Und wie sichs ansehen lest, möchten ire Mt. so balt dem fursten rath und villeicht ehe als dem churfursten rath hirinne beifallen.
Ewer kfl. gnaden haben aus vorgehendem unserm underthenigstem schreiben und bericht gnedigst zuvornehmen gehabt, [278r] was im contribution wergk im churfursten rathe ferner vorgangen, auch was man zuvor im ausschus des fursten raths derwegen tractiret gehabt. Heute aber ist im churfursten rathe dorinne entlich geschlossen worden11. Und hatt Trier den anfangk auff sechtzig monat zur beharlichen und zwantzigk monat zue eilenden hulffe gemacht. Coln ist auf den andern furschlagk der ksl. Mt. replica gangen, das ein jeder seinem vormügen nach sich anlegen und contribuiren solte. Pfaltz hatt sich nicht weiter dan auf vier und zwantzig monat einlassen wollen und zu der eilenden hulffe auf den netfall sich mit volck zuerzeigen erbotten, neben ausfüerung viler umbstende, worumb ir gnedigster herre nicht weiter gehen [278v] konte; und weren sein kfl. Gn. gar wol zufrieden, das andere vormugenere stende gegen der ksl. Mt. sich reichlicher erzeigten, thetten auch darumb bitten.
Wegen euer kfl. Gn. haben wir anfenglich vorigs euer kfl. Gn. erbieten der zwey und sibentzigk monat zur beharlichen und vier und zwantzigk monat zur eilenden hulffe widerholet. Weil wir aber vormercket, das Brandenburgk nicht weiter dan auf sechtzigk monat zur beharlichen und zehen monat zur eilenden hulff bevelicht, haben wir in eventum mit Trier uns zuvorgleichen vornehmen lassen, diser hoffnung, es solte dardurch die disparitas votorum vorkommen und durchs merer theil, sovil die zehen monat zur eilenden hulffe [279r] belangt, Brandenburgk uberstimmet werden, wie dan anfengklich geschehen, sintemal Maintz und Coln uns und Trier nachgefolget.
Wie aber hernach zweivel furgefallen, wie die zehen oder zwantzig monat zur eilenden hulffe anzuwenden, wan innerhalb berurter sechs jhar, darauf die beharliche hulffe gerichtet, der turcke einen haubt zugk furnehmen wurde, wie alsdan die zehen oder zwantzig monat eilender hulffe und auf wieviel jhar einzutheilen, auch, do innerhalb gemelter sechs jharen der turcke keinen haubtzugk vornehme, ob dan auch nach endung solcher sechs jhar die oberwente eilende hulffe auf vorfallende nottfelle nichts desto weniger erleget [279v] werden solte, hatt Maintz, wie auch zuvorn Brandenburgk, nicht gewolt, das die bewilligte eilende hulffe uber sechs jhar dauren, sondern dohin gemeinet sein solte, do innerhalb sechs jhar der instehenden beharlichen hulffe ein haubt zugk, welchs jhar solchs in berurten sechs jharen geschege, vorfile, das alsdan in solchem jhar zehen monat eilender den zehen monaten beharlicher hulffe bei gesetzt und also im selbigen jhar zwantzigk monat contribuiret werden solten. Dieser meinung seint hernach Trier und Coln gevelget12, also das sechtzigk monat zue beharlichen und zehen monat zur eilenden hulff obgesetzter massen das mehrer worden und [280r] blieben, doch die eilende hulffe betreffent dergestalt, das der stende underthanen doselbst mit nicht ehr solten belegt werden, man were dan des haubt zugs gantz gewiß, weil ire Mt. alle zeitt davon ein halb jhar zuvor ungeverlich wol gewisheitt haben könte.
Sonsten hatt man sich der termine der zehen monat dises ersten jhars auf Martini und Letare vorglichen und hernach die volgenden funff jhar auf zwene termin jerlich, halb Letare und halb Nativitatis Marie, gleichsfals in den alten legstedten wie anno sibentzigk zuerlegen. Es hat sich aber Pfaltz uber die vorgemelten vier und zwantzig monat [280v] nicht einlassen noch den ersten termin der erlegung auf kunfftig Martini willigen wollen.
Weiter hatt man sich entschlossen, auf kunfftigen sonnabendt zu tractiren, wie dise itzige gewilligte contribution also angewendet, das sie zu besserung der greintz örtter in Hungarn und zu erhaltung des krigsvolcks doselbst gereiche und sonsten nicht vorspildet13 werden möchte, jedoch das man mit solchen bedencken das krigswesen doselbst nicht aufs Reich lade.
Und wirt alsdan auf beiligende der ksl. Mt. ubergebene replicen, duplicen und triplicen und, was [281r] ire Mt. vor neue mengel der matricull halb ubergeben lassen, nach einander auch rath gehalten werden; desgleichen, was ire Mt. anstellung eines neuen ritter ordens wegen vor ein bedencken den stenden zustellen lassen. Domit, wie wir ad partem vornehmen, wirt man sich auch nicht aufhalten, sintemal niemandts dorinne bevelicht und also ein jeder auf zu ruck brengen es auf sich nehmen wirdet.
Und haben euer kfl. Gn. hirbey das geänderte der ksl. Mt. schreiben an die stadt Magdenburgk wegen insinuation [Marginalie: Nota: Ist den herrn geheimen rethen zu geschickt worden.] keiser Carols rescript des magdenburgischen krigs kostens halb14 neben eingeschlossener [281v] begertten copey itziger keiserlichen renovation gnedigst zuempfahen15. So seint die sechtzig thaler vorehrung secretario Erstenberger zugestellet, welcher gegen ewer kfl. Gn. sich underthenigst bedancket.
Wir ubersenden auch euer kfl. Gn. zeittunge, so des krigswesens halb in Niderlandt und sonsten alhier ankommen.
Mit der ksl. Mt. hat es sich ein tag oder drey hero zu zimlicher besserung angelassen. Der almechtige vorleihe irer Mt. ferner gnedigs zunehmen und glucklichs wider auffkommen.
Und, euern kfl. gnaden underthenigste [282r] gehorsame getreue dienste jeder zeit mit vleiß zuleisten, seint wir schuldig und willig. Datum Regensburgk, den zwantzigsten Septembris anno 76.
underthenigste gehorsame dienere
Andreas Paull, Dr., propria