Bericht: Erich Volkmar von Berlepsch, Damian von Sebottendorf, Dr. Wolfgang Eulenbeck und Dr. Andreas Paulus an Kurfürst August von Sachsen, 1576-09-18
Textgrundlage: HStA Dresden, Markgrafschaft Meißen, Albertinisches Herzogtum und Kurfürstentum - Königreich Sachsen bis 1831 / Behörden und Einrichtungen der Erblande / Gesamtbehörden, Kommissionen und Gesandtschaften / 10024 Geheimer Rat (Geheimes Archiv) Loc. 10200/01, fol. 269r-274v
18. Septembris anno 76 rhate zw Regenspurgk schreiben wegen des puncts der contribution, moßcowiterischen gesandten und Laßki gedancken des königreichs Polen halben Präs. Glucksburg, 22. Septembris anno 76 Zu s. kfl. gn. eignen henden
Durchlauchtigster hochgeborner churfurst, euern kfl. gnaden seint unsere underthenigste gehorsame getrewe dinste jeder zeit mit vleiß zuvorn. Gnedigster herre,
Sider jungster unserer underthenigster relation am dato den eilfften dises monats haben wir ferner resolution und schreiben von euer kfl. Gn. underthenigst empfangen und vorlesen1. Und sovil das contribution werk betriefft, hatt zum theil, in demselben entlich zuvorfaren, die keiserliche schickung2 solchs aufgehalten, zum theil aber auch die fuldauische sache, dorinne hinderung furgeschoben, domit wir nue in die vierzehen tage zubracht.
Den punct ober berurter contribution hat man heute widerumb im rath furgenohmen3 und ist nohmahls Trier und Celn bei dem vorschlage des gemeinen pfennigs blieben. Pfaltz [269v] hatt alleine auf vier und zwantzigk monatt zur eilenden hulffe, doch sine mandato uf vorhoffentliche ratification sich eingelassen, mit verwendung, das es itzo im frid stande keiner beharlichen hulffe bedurffigk. Wir haben euer kfl. Gn. gnedigstem bevelch nach das vorig votum auf zwey und sibentzigk beharlicher und vier und zwantzig monat eilender hulffe erhelet.
Brandenburgk aber ist in der beharlichen hulffe auf sechtzig monat gangen ausserhalb der eilenden hulffe, dohin er nach nicht kommen.
Meintz ist bei dem vorgehenden voto des fursten raths, als auf vier und zwantzigk monat zur beharlichen [270r] und vier und zwantzig monat zur eilenden hulffe, blieben, hatt aber demselben angehangen, das ir gnedigster herre sich mit dem mehrern vergleichen wurde. Bei disem ist es in solcher umbfrage dismals gelassen wurden.
Nun wirt unsers erachtens morgen oder uber morgen in solchem punct entlich geschlossen werden.
Trier lest sich ad partem vornehmen, er wolle auf sechtzig monat mit den andern stenden sich vorgleichen, ungeachtet des auf der ksl. Mt. schickung inen (wie Pfaltz irer antzeige nach gleicher gestalt) der allerwenigste bescheid nach nicht zukommen; dergleichen, [270v] vormuten wir, werde Maintz der sechtzig monate halben auch thun.
Was aber zur eilenden hulffe zuerhalten sein wirdet, solchs wirdet der beschluß geben.
Brandenburgk lest sich zur eilenden hulffe auf zehen monat auch ad partem vormerken, von den andern stenden haben wir keine fernere nachrichtung. Was nue hirinnen geschlossen, wollen euern kfl. Gn. wir underthenigst forderlichst hernach vorstendigen.
In dem fuldauischen werck lest sichs ansehen, als welten wegen der underschiedtlichen beschlusse des chur- und fursten raths, zwispaltige meynungenn [271r] der ksl. Mt. referiret werden4. Weil aber morgen weiter votiret werden wirdet, so wollen nach ergangnem beschluß euer kfl. Gn. wir auch dovon underthenigsten gewissen bericht thun.
Die muscowiter seint gestern alhier abgezogen. Den sambstagk zuvor haben sie stracks zu irer Mt., diselbe nach einsten vor irem ab zuge zusehen, begert, als haben ire Mt. ungeachtet irer grossen ungelegenheitt sie in deren vorkammer durch ire geheimbte und domals beiwesende cammerrethe, als den Trautson, von Harrach und doctor Webern, hinein furen lassen, aldo seint inen ire entliche abfertigungen schrifftlich zugestelt, sie dorneben auch vor ire person [271v] hernach zu irer Mt. selbst gelassen wurden. Ire Mt. hat sie alle durchaus, doch underschiedtlich, mit silber geschirre ketten und gelde (so sich bis in die zehen tausent gulden in allem erstrecken soll), vorehret5.
Was aber der ksl. Mt. und des Hl. Reichs ursachen, beschickung und darzu gehörige instruction in die Musca anlangt, stehet es auch auf fernerer beratschlagung.
Wir haben auch euer kfl. Gn. gnedigsten bevelich nach6 mit den kfl. pfeltzischen und brandenburgischen alhier anwesenden rethen underredunge gehabt, wan man sich zur rechnung gegen Coburgk einer zusammenkunfft vorgleichen möchte7. [272r] So hat es aber dise gelegenheitt, das die kfl. brandenburgischen abgesandte alhier bei der ksl. Mt. underthenigst gesucht, das ir gnedigster herre furgewendter ursach halb der vormundschafft erlassen werden möchte, derwegen inen nicht geburen wolten, ane sonderbaren bevelich sich hirinne einzulassen, und es also auf ire kfl. Gn. vorschoben; dergleichen hatt Pfaltz auch gethan; Undist[!] davor von inen geachtet, das solche tags anstellung auf den ausgangk des reichstags nicht wol gewiß zurichten, sintemal derselbe wegen allerseits teglich furfallender neuer handlung und wegen der ksl. Mt. schwacheitt etwas ungewiß; und haben sich die pfeltzischen vornehmen [272v] lassen, das ir gnedigster herre von Heidelbergk aus darzu vorordenen wurde. Wir seint aber doch dessen bis auf euer kfl. Gn. allerseits fernerm gnedigsten guttachten und furderlichem zuschreiben einigk wurden, das vierzehen tage nach Martini man zu Coburgk zusammen kommen und der rechnung doselbst auswartten möchte.
Mit der ksl. Mt. hatt es sich sider jungstem unserm underthenigstem schreiben noch zu sonderlicher besserung nicht angelassen. Man ist aber deren von Gott stündtlich hoffent.
Laßky hat seine gedancken des polnnischen krigs wesens vorzeichnet [274r] irer ksl. Mt. ubergeben, wie euer kfl. Gn. hirbey gnedigst zuersehen8. Und euer kfl. Gn. underthenigste gehorsame trewe dinste zuleisten, seint wir schuldig und geflissen. Datum Regensburgk, den 18. tag Septembris anno 76.
underthenigste gehorsame dienere
Andreas Paull, Dr. propria[?]
Nota9: Des Herrn Laßki bedencken, welches dahin gerichtet, dz die ksl. Mt. die chron Polen dem Bathori keines weges zu des turcken vorttell lassen, sondern dasselbe mit gewalt einnehmen solle, haben sein kfl. Gn. bei sich alhier behalten, soll aber den herrn rethen noch zugeschickt werden.