Bericht: Erich Volkmar von Berlepsch, Dr. Wolfgang Eulenbeck, Hans Eitel von Berbisdorff und Dr. Andreas Paulus an Kurfürst August von Sachsen, 1576-08-26
Textgrundlage: Dresden HStA, Markgrafschaft Meißen, Albertinisches Herzogtum und Kurfürstentum - Königreich Sachsen bis 1831 / Behörden und Einrichtungen der Erblande / Gesamtbehörden, Kommissionen und Gesandtschaften / 10024 Geheimer Rat (Geheimes Archiv) Loc. 10200/01, fol. 197r-202v, fol. 215r-215v
Für diesen edierten Text liegt kein Kollationierungsexemplar vor.
[215v] [197r] [202r]
Inhaltsvermerk: 26. Augusti, rhäte zw Regenspurgk uberschicken der röm. ksl. Mt. resolution in religionssachen, ubersenden acta inn der[?]deutschmeisters sachen. [Eingefügt: Präs. Dreßden, 30. Augusti anno 76. ] [Eingefügt: Bearbeitungsvermerk: Antwort 30. Augusti anno 76. ] [Eingefügt: Bearbeitungsvermerk: Zu s. kfl. Gn. eignen henden.]
Durchlauchtigster hochgeborner churfurst, euern kfl. Gn. seint unsere underthenigste gehorsame dienste jeder zeitt mit getrewem vleiß zuvor. Gnedigster herre.
Weil sich der röm. ksl. Mt. resolution in religions sachen bis anhero verzogen gehabt und ire Mt. dieselbe erst gestern eröffenen lassen, so haben die stende der augsburgischen confession bei der weltlichen kfl. abgesandten gar emsig sollicitiret, das bei irer Mt. derhalb ferner erinnert und angehalten werden möchte. Darauf wir am nehern mittwoch in der pfeltzischen kfl. herberge zusammen kommen. Und haben wegen euer kfl. Gn. wir unsers theils dohien underthenigst gestimmet, das solch anhalten mundtlich mit geburlicher bescheidenheit am fuglichsten geschehen könte. Der andern stende abgesandten aber haben auf eine schriefft geschlossen, deren man [197v] sich auf beiligende maß vorglichen, und haben wir begeret, das zuvor, ehe dan sie ubergeben, euern kfl. gn. die zu ubersenden uns vorgonnet und nachgelassen werden[Falz] mochte. Es haben aber die stende hirinnen[Falz] den vor zugk und das aufhalten der sachen furgewandt, der zuversicht, es wurden euer kfl. Gn. damit gnedigst zufriden sein, oder hetten euer kfl. Gn.[Falz] auf ir gnedigst bedencken uns mit einer notel, wie sie ires theils solch concept gerne begriffen haben wolten[Falz], vorsehen konnen, und uber vilfeltigs unser anhalten stracks auf die uberantworttung solcher schrifft gedrungen.
Es ist aber in mittels mit eingefallen, das mehr dan zuvor und etwas glaublicher ruchtbar worden, wie die ksl. Mt. in berurter religion sache albereit[Falz] [198r] mit irer resolution gefast und die in wenig tagen eröffnen lassen wurde, dardurch wir also ursache genohmen, ferner in sie zudringen mit antzihung, das nochmals und auf sonderlich euer kfl. Gn. habenden gnedigsten bevelich wir es dafür hilten, das dismals ire Mt. alleine mundtlich zuersuchen sein solte.
Durch dise und allerhandt ausgefurte ursachen, sonderlich das die resolution, wie sie itzo gefast, der schrifftlichen anmahnung halb doch nicht geendert werden wurde, seint die stende des allein mundlichen anregens halb mit uns einig, solchs auch domals bei irer Mt. also aller underthenigst anbracht worden. Auf welchs gestern ire Mt. deren underschidliche resolutiones in berurten religions sachen ubergeben lassen, wie [198v] die euer kfl. Gn. beiligent gnedigst zuempfahen.
Wir vermercken aber, das die stende dormit gar nicht zufriden, sondern bei irer Mt. ferner anzuhalten furhabens und, ehr dan ire Mt. sich andern gestalt resolviret, von irer commination oder bedingung bei dem punct contributionis nicht abfallen werden, beivor ab, weil inen von etzlichen keiserischen selbst hoffnung gemacht wurd, es werde ire Mt. auf ir ferner emsig anregen die sachen mit mehrerm ernst angreiffen und in nachkunfftiger[Falz] erclerung sich richtiger erzeigen; wirt demnach von inen wider itzige irer Mt. resolution in specie angezogen: Sovil den religion friden belanget [199r] sei desselben constitution an sich richtig, wan allem denselben nachgesetzt und die geistlichen iren underthanen, so sich zur augsburgischen confession begeben, nicht vor jagten oder sonsten wider iren willen ausgebärten. Welchs abgeschafft, kunfftig vorkommen, der religion frid nach gelegenheitt desselben wortt ercleret und, demselben also vhestiglich zugeleben und nachzukommen, den pabstischen ausdrucklichen eingebunden, auch darob gehalten werden müste.
Sovil aber keiser Ferdinandi neben declaration anlanget, obwol dafur gehalten werden möchte, wan ire Mt. bei den pabstischen stenden es dahin ins werck richten könten, das [199v] die von Duderstadt und andere, so sider aufrichtung des religion fridens und keiser Ferdinandi neben declaration ein exercitium religionis der augsburgischen confession gemeß erlanget und auf eine gute zeitt beharlich herbracht, hinfurt darbey unbevuringet[?] gelassen, es wurde der andern halb, so sich aus dem religion friden und keiser Ferdinanden neben declaration zubehelffen, sovil desto weniger zweivel heben und also, wan sich niemands zubeclagen, es der insinuation an das keiserliche cammergerichte oder der einvorleibung in den itzigen Reichs abschiedt nicht bedürffen, so befaren sich doch die stende vorberurter confession, das ire Mt. durch under[200r]handlung bei den pabstischen stenden solchs nicht werden zuerheben haben. Auff welchen fall und ob kunfftig jemandts daruber beschweret und bedrenget werden solte, wurde der oder dieselben gemeinden oder privat personen gar keine hulffe oder rettung haben, wan solche neben declaration in itzigem Reichs abschide aus gelassen und dem cammergerichte nicht insinuiret werden solte, sintemal die ksl. Mt. in der gleichen fall die clagenden parteien hiebevor ans cammergerichte verwisen, doselbst aber inen aus mangel der insinuation die proceß vorweigert und abgeschlagen worden.
Wan dan euer kfl. Gn. hiraus gnedigst zuvornehmen, das es auf fernerm [200v] bei irer Mt. anregen stehet, so bitten euer kfl. Gn. wir underthenigst, euer kfl. Gn. wollen uns durch uberschickung einer nottel oder, wie sie sonsten vermeinen, das in schriefften derwegen bei irer ksl. Mt. aller underthenigst weiter zu sollicitiren und anzuregen, gnedigst resolviren. So wellen wir demselben, sovil an uns, underthenigst nachsetzen und hirinne uns allenthalben deme gemeß vorhalten und erzeigen, dan ob wir wol am libsten wolten, das man sich zuvor einer schrifft vorgliche und diselbe euer kfl. Gn., ehe dan sie ubergeben, zu deren gnedigsten nachdencken uberschicket wurde, so besorgen wir doch, wan die jenigen, so solche der ksl. Mt. resolution an ire gnedigste [201r] und gnedige hern ubersendet, resolution erlangen, sie werden hernach mit der schriefft vorteilen und sich ferner nicht aufhalten lassen wellen.
In des hern deutschen meisters sache ubersenden euern kfl. Gn. wir die gnedigste begertten acta, soviel deren uns zukommen, und weil hochgemeltes deutschen meisters abgesandten jungst alhier darauf bestanden und noch, das die sachen alleine auf euer kfl. Gn. gnedigsten erclerung stunden, derer punct halb, so auf bevelich s. f. Gn.graff Burchartten zu Barby bei euer kfl. Gn. anbracht und in jungst uberschickten abermals von [201v] sich gegebenem memorial zettel vorleibt. So haben wir nicht gewust, ob euer kfl. Gn. derer acta, so bey uns alhier gewesen, darzu bedurffig sein wurden.
Die ksl. Mt., wie wir gleichwoll in geheim glaublichen berichtet sein, sol alhier an silber geschirre auf einhundert und virtzig tausent gulden vermuntzen lassen, und werden dises orts obersten rittmeister und krigsleute in zimlicher antzal gesehen.
Es ist auch hertzog Christoff zu Meckelburgk alhier und lest sich einen von Oertzen nennen, sol sich auf ein tausent pferde und ein regiment [215r] knecht bestellen lassen wollen.
Den muscowitern, wie geredt, wirt inen morgen iren abschiedt geben und widerumb anheim erleuben.
Und euer kfl. Gn. seint wir underthenigste getrewe gehorsame dinste zuleisten, schuldig. Datum zu Regensburgk, den 26. tag Augusti anno 76.
Ewer kfl. Gn.
underthenigste gehorsame dienere
eigenhändige Unterschriften: Erich Volgkmar von Berlebsch
Wolffgang Eylnbeck, Dr.
Hans von Berbißdorff
Andreas Paull, Dr.
Postscripta
Gnedigster herre, es haben gleich itzo etzliche stende der religions sache halb ferner bey uns angeregt und sich ercleret, ob sie wol der ksl. Mt. resolution iren herrn und obern ubersendet, so weren sie doch bedacht, unerwarttet ires bescheidts ferner bei irer Mt. anzuhalten, sintemal irer Mt. resolution vorigen iren habenden bevelichen nach gar nicht dahin gerichtet, das den sachen dardurch geholffen oder sie domit zufriden sein konten. Bitten derwegen underthenigst, euer kfl. Gn. wellen uns gnedigst forderlich resolviren, was wir uns hirinne zuvorhalten haben sollen, den sie bei uns un[202v]nachleslich umb befurderung dies[Falz] wercks anhalten, sollicitiren und[Falz] in uns dringen werden. Datum ut[Falz] in literis.