Bericht: Erich Volkmar von Berlepsch, Dr. Wolfgang Eulenbeck, Hans Eitel von Berbisdorff und Dr. Andreas Paulus an Kurfürst August von Sachsen, 1576-08-15
Textgrundlage: Dresden HStA, Markgrafschaft Meißen, Albertinisches Herzogtum und Kurfürstentum - Königreich Sachsen bis 1831 / Behörden und Einrichtungen der Erblande / Gesamtbehörden, Kommissionen und Gesandtschaften / 10024 Geheimer Rat (Geheimes Archiv) Loc. 10200/01, fol. 166r-170v
15. Augusti, rhäte zw Regenspurgk berichten, dass der churfurst Coln sambt Dr. Vieheusern zu s. kfl. Gn. kommen werde, berichten auch wegen der contribution und religion. Präs. Frauenstein, 18. Augusti 76. Zu s. kfl. Gn. eignen henden.
Durchlauchtigster hochgeborner churfurst, ewern kfl. gnaden seint unsere underthenigste gehorsame dienste jeder zeit mit getrewem vleiß zuvor. Gnedigster herre.
Wir haben auf die schickung, so an euer kfl. Gn. und die andern churfursten vorgewesen, allerlei kundtschafft gelegt, ob die nach vor sich gehen möchte oder nicht. Wir haben aber bis auf heute nichts ferners erfaren mügen, derwegen ewer kfl. Gn. wir gestern underthenigst geschrieben, das, sovil wir zuvornehmen, bemelte schickung nuhemehr zu rucke bleiben wurde.
Gestern vor mittag ist der hertzog zu Baiern in die drey stünden bei der ksl. Mt. gewesen; heute, wie wir der ksl. Mt. in der kirchen aufgewarttet, seint wir von ansehenlichen leuten im vertrauen be[166v]richtet wurden, das von der ksl. Mt. der churfurst zu Coln zu ewer kfl. Gn. und dem churfursten zu Brandenburgk abgeschicket werden solte, und ob woll s. kfl. Gn. sich des anfangs vorweigert, so hetten doch dieselbe sich letzlich darzu vormügen lassen. Und solte die werbung solcher schickung dohin gerichtet sein, ewer kfl. Gn. zuvormügen, das sie der religion halb das itzo vorstehende werck der contribution nicht hindern noch aufhalten wolte1. Man hatt auch von dem churfursten zu Coln dise nachrichtung, das er den merern theil seins hofgesindes nach hauß abzuzihen angeschafft und s. kfl. Gn. zu einer furhabenden reise, unbewust wohien, sich bereiten. Nach gehaltenem ambt in der kirchen und [167r] wie wir der ksl. Mt. in deren eszimer aufgewarttet, hat uns doctor Viheuser berichtet, das seine reise zu euer kfl. Gn. und dem churfursten zu Brandenburgk, wie er nicht anders wuste, nach vor sich gehen wurde2, welchs er auch den brandenburgischen gesandten also anmelden wolte. Er, der doctor, hette sich albereit zur reise gefast gemacht, warttet allein auf zwey schreiben, so ire Mt. mit eignen handen vorfertigen wolten.
Es hat sich auch heute gleichergestalt herr Ludwig Ungnade vornehmen lassen, das vormütlich er an die churfursten am Reinstrom auch nach abgefertigt werden solle. Ob nur der churfurst zu Coln fortzihen und [167v] villeicht s. kfl. Gn. doctor Viehauser zugegeben werden wirt und sie in gesambt oder sonder zu ewer kfl. Gn. abgefertigt werden sollen, solchs können wir noch nicht erfaren, gibt aber gleichwoll allerley vormutung.
Sovil aber euer kfl. Gn. anlangt, wissen die ksl. Mt., das, auf die commination oder condition der religion halb3 uns zulegen, von euer kfl. Gn. wir nicht bevelicht. So haben auch der contribution wegen euer kfl. Gn. gegen irer Mt. deren jungst an uns gnedigsten gethanen schrifftlichen vermeldung nach sich also ercleret (wie dan von uns in genere auf vorgehende euer kfl. Gn. empfangne resolution irer Mt. aller underthenigst auch etwas erwehnet worden), das unsers vormuten [168r] numehr bei irer Mt. derhalben keine ungewisheit sein wirt. So vornehmen wir auch nicht, das sich die andern stende auf vil ein mehrers, dan darauf euer kfl. Gn. geschlossen, einlassen werden.
Do nuhn solche schickung alleine der religion und contribution halb angeschaffet werden solte, so konten wir nicht ermessen, warumb es deren zu euer kfl. Gn. bedurffig, es were dan, das es Brandenburgs wegen vornemlich geschege, und hirinne ire Mt. euer kfl. Gn. nicht ubergehen wolten, oder aber, ob es dahin gemeinet, weil, euer kfl. Gn. ungeachtet, das sie sich der commination oder condition gleich den andern [168v] stenden der augsburgischen confeßion nicht gebraucht, jedoch irer Mt. durch uns vormeldet worden, das auch one solchen vorbehalt zu irer Mt. euer kfl. Gn. des underthenigsten vortrauens und gentzlichen zuversicht weren, sie wurden sich in solchem religion werck, deren auf jungst alhier gehaltenem wal tage4 vertröstung nach, nichts desto weniger allergnedigst erzeigen. So wolten ire Mt., das es dismals ohne vorhinderung des contribution wergks nicht geschehen konte, sich entschuldigen lassen oder villeicht diser schickung andere mehr sachen, so uns nicht wislich, mit anhangen. Wir wollen aber mit vleis nachforschung haben und erkundigung legen, wobei [169r] es der schickung halben vorbleiben wirt, und so balt wir derwegen etwas weitters erfaren, euern kfl. Gn. solchs bei tag und nacht underthenigst zuerkennen geben. Wie wir auch von den keiserischen berichtet werden, sol wider die religions sachen itzund niemandts sehrer[?] den ertzhertzog Ferdinandt und der hertzog zu Baiern sich legen.
Morgen ist der hertzog zu Baiern bedacht, widerumb von hinnen zuvorrucken; s. f. Gn. gemahl ist auch mit alhier.
Heute hat die ksl. Mt. bei dem ertzbischofe zu Saltzburgk zu mittage mit dem hertzog zu Baiern malzeitt gehalten.
Alhier sol man heimlich landtsknechte [169v] annehmen, auch andere obersten bevelichhaber im Elsaß zuwerben; wohien es aber gemeinet, dovon hat man noch keine gewisheit. Die polen aber vormehren sich alhier teglich. Und euern kfl. Gn. haben wir solchs in eill underthenigst nicht vorhalten sollen, deren wir, gehorsame getrewe dienste jeder zeit zuleisten, schuldig und geflissen. Datum Regensburgk, den funfzehenden tag Augusti anno 76.
underthenigste gehorsame dienere
Andreas Paull, Dr., propria
Postscripta
Gnedigster herre, vornehmen wir ferner glaublich, das der churfurst zu Coln uber morgen freitags von hinnen zu euer kfl. Gn. und da dannen forder zu dem churfursten zu Brandeburgk sich zuerheben furhabens sein und ime doctor Viheuser auch villeicht nach einer zugeordenet werden, sein kfl. Gn. aber iren wegk nicht anhero widerumb zunehmen sölle.
So sol auch der hertzog zu Baiern die geistlichen itzo umb vier uhr zu s. f. Gn. bescheiden haben und, wie man sagt, ob irer meynung hartt zuhalten sie vormahnen wollen5. Solten euern kfl. Gn. wir auch underthenigst nit bergen. Datum ut in literis.