Bericht: Erich Volkmar von Berlepsch, Dr. Wolfgang Eulenbeck, Hans Eitel von Berbisdorff und Dr. Andreas Paulus an Kurfürst August von Sachsen, 1576-08-09
Textgrundlage: Dresden HStA, Markgrafschaft Meißen, Albertinisches Herzogtum und Kurfürstentum - Königreich Sachsen bis 1831 / Behörden und Einrichtungen der Erblande / Gesamtbehörden, Kommissionen und Gesandtschaften / 10024 Geheimer Rat (Geheimes Archiv) Loc. 10200/01, fol. 92r-96av
Für diesen edierten Text liegt kein Kollationierungsexemplar vor.
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Inhaltsvermerk: 9. Augusti anno 76, Schreiberwechsel rhate zu Regenspurgk schreiben wegen der hulffe und contribution. [Eingefügt: Präs. Frauenstein, 12. Augusti anno 76. ] [Eingefügt: Bearbeitungsvermerk: Zu s. kfl. Gn. eignen händen.]
Durchlauchtigster hochgeborner churfurst, ewer kfl. gnaden seint unsere underthenigste gehorsame trewe dienste jeder zeitt mit vleiß zuvorn. Gnedigster herre.
Heute hat die ksl. Mt. ire replicam des ersten und letzten puncts irer proposition übergeben lassen, welchs im Kff. rathe diesen morgen abgelesen worden; und wollen die, so balt sie abgeschrieben, euern kfl. Gn. wir underthenigst ubersenden. Beruhett aber der contribution wegen auf deme, das ire Mt. in solcher irer replica die grosse gefahr des turcken ferner ausfüeren und das irer Mt. mit dem beschenen erbieten, so uber dreimalhundert tausent gulden jerlich sich nicht erstrecket, wenig geholffen, sintemal irer Mt. ordinarie an alle fernere [92v] ausgaben sechtzehen mahl hundert tausent gulden zu besetzung der grentz örtter aufgehet. Derwegen durch den romerzugk den romer zugk den sachen nicht wol gerathen werden möge, und were der gemeine pfennig nochmals am besten darzu, durch eine solche anstellunge, das chur und fursten nach gelegenheit irer cammer gutter sich selbst anschlügen; die stiffte, ebte und clöster reichten den zwantzigsten pfennig, hetten zuvor den 10. geben; die graven, hern und vom adel geben den dreisigsten pfenningk; reich und freystedte den zwantzigsten; die underthanen den dreisigsten und die jüden den zehenden. Oder aber, do je solchs nicht sein konte, das ire Mt. auf den einfachen romer zugk auf zwolf monat halb auf Martini schirsten [93r] und die andere helffte auf Lichtmeß zuerlegen begeret, hernach auf funff jhar ierer Mt. jerlich zwolf monat nach zalung des geduppelten romer zugs und also dem einfachen romer zugk nach jerlich vier und zwantzigk monat zu contribuiren bewilliget. Und weil zubesorgen, das die anfangende termin Martini und Lichtmeß also in eile von den underthanen nicht zuerlangen, so solten vorberurte zwolf monat die chur- und fursten mitler weill vorsetzen und erlegen.
Uber diese vorgeschlagene wege der beharlichen hulffe haben ire Mt. etzliche begrieffene mittel der eilenden hulffe ubergeben lassen, welchs entlich alles [93v] dohien gerichtet, das man das beharliche und eilendes kriegswesen den stenden allein heimzuweisen und die aus teillung der grenitz örtter auf die kreiße zustellen vorhabens. Doneben erbieten sich ire Mt. auch, das ire aus deren erblanden darbey zuthuen, irer Mt. sohne einen dem krigszuge als einem velt obersten beiwohnen zulassen und den stenden zuzugeben, das sie ire pfenningmeistere und kriegs commissarien zu diser anstellung vorordenen mögen. Es werden aber euer kfl. Gn. dise dinge aus der abschrifft irer Mt. replicen ferner zuvornehmen haben.
Sovil wir von den kfl. brandenburgischen vormercken konnen, seint sie [94r] vor möge ires habenden bevelichs auch fast der meynung, wie euern kfl. Gn. wir von Trier jungst underthenigst berichtet; halten es davor auch, do gleich die ksl. Mt. die schickung an iren gnedigsten hern vortgengig sein liese, das doch ein merers nicht erhalten werden wurde. Weil wir dan von euer kfl. Gn. hirinne entlich resolviret, so wollen wir uns derselben bevelich gemeß vorhalten und lassen uns bedüncken, die stende werden ire Mt. mit dem jenigen, so sie thun konnen, sich zuerbieten, nicht lange aufhalten.
In berurter replica hatt die ksl. Mt. der religions sachen halb sich nichts re[94v]solviret, derselben auch gantz und gar nicht gedacht.
In puncto sessionis aber haben ire Mt. nochmals begeret, jemandes aus der stende abgesandten iren rethen zuvorsprechnus der dorinnen beschlossenen acten zuzuordenen.
In bemelter religions sache wissen euer kfl. Gn. gnedigsten resolution am dato Dresden, den 30. Julii , wir uns underthenigst zuerinnern. Ob nu wol vil stende vor gutt ansehen, das bei der ksl. Mt. umb resolution itzo also fort weiter anzuhalten, so bedencken doch andere, das nach ferner der ksl. Mt. resolution auch derhalben zuerwartten. Wir haben [95r] uns euer kfl. Gn. bevelich nach bemühet, ob durch euer kfl. Gn. uns bevohlene ausfurung die referirte commination oder condition abzuwenden. Es zeuget sich aber der merer theil und ausserhalb pfaltzgraff Philips Ludewigs abgesandte alle auf ire instructionen und bevelich, daraus inen sich zubegeben nicht gebüeren wölle. Wir haben auch etzlichen nicht vorhalten, wan ferner bey der ksl. Mt. solcher religions sachen halb angeregt werden solte, das wir von euer kfl. Gn. bevelich empfangen, das concept der supplication euern kfl. Gn. zuvor underthenigst zuzufertigen. Welchs etzliche so gar nicht difficultiren, etzliche aber vormeinen, [95v] darum dan auch wir underthenigst bitten, das euer kfl. Gn. uns die capita, wurauf sie ires theils solche supplication [Einfügung darüber: gerne] gerichtet haben wolten, wol zuvor zu[Einfügung darüber: zu]schicken ersucht [Einfügung am Rand: werden] konten, domit hirinne nichts vor abseumet, weil sie doch besorgen, es werde ire Mt. nuhn ferner oder jhe kurtz vorm abschiede sich derhalben nichts ercleren und als dan, euer kfl. Gn. vorstandtnus zuerwartten, etwas zu langk sein.
Die kfl. brandenburgischen berichten, wie sie von doctor Vihausern sovil wol vormergkt, das bei der ksl. Mt. schwerlich zuerhalten sein wurde, das keiser Ferdinandi neben declaration in des itzigen Reichs abschides beschluß gebracht. Sie, die bran[96r]denburgischen, ligen noch auf irem indult, haben es aber an iren gnedigsten hern gelangen lassen und gewartten ferners bescheidts. Seint derhalben bedacht, vor erlangter solcher resolution und anderen bevelichs nichts zuschlissen.
Im fursten rathe ist ein selzam gebeiße und gefallen hartte wortt von beiden theilen, vornemlich darumb, wan von dem religion- und landfriden von den augsburgischen confessions vorwandten achtzehen oder zwantzig personen etwas erregt, wollen die geistlichen nichts hören noch referiren, derhalben sich etzliche stende aus dem fursten rathe vornehmen lassen, weil die geist[96v]lichen und denen zugethane von dem religion- und prophan friden nichts hören und also das jenige, wie es zuvor heilsamb constituiret und itzo löcherig gemacht werden will, widerumb zuerinnern und zuvornemen abweren, das sie selbst referiren und gegen ire Mt. und den stenden sich dessen beschweren wollen. Und, euern kfl. Gn. in underthenigstem gehorsam getrewlich zudienen, seint wir schuldig und geflissen. Datum Regensburgk, den neunten Augusti anno 76.
Ewer kfl. gnaden
underthenigste gehorsame dienere
eigenhändige Unterschriften: Erich Volgkmar von Berlebsch
Wolffgang Eylnbeck, Dr.
Hans von Berbißdorff
Andreas Paull, Dr.