Bericht: Erich Volkmar von Berlepsch, Dr. Wolfgang Eulenbeck, Hans Eitel von Berbisdorff und Dr. Andreas Paulus an Kurfürst August von Sachsen, 1576-07-31
Textgrundlage: Dresden HStA, Markgrafschaft Meißen, Albertinisches Herzogtum und Kurfürstentum - Königreich Sachsen bis 1831 / Behörden und Einrichtungen der Erblande / Gesamtbehörden, Kommissionen und Gesandtschaften / 10024 Geheimer Rat (Geheimes Archiv) Loc. 10199/04, fol. 355r-360av
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[unfoliiert] [355r] [356v] [357r] [358v] [360r]
Dorsalvermerk (unfoliiert): 31. Julii, rhäte zw Regenspurgk uberschicken der stende relation, der ksl. Mt. ubergebene ksl. Mt. relation im punct der contribution; berichten, was für punct [unleserlich] artickel furgenommen. [Eingefügt: Dorsalvermerk (unfoliiert): Präs. Liebstadt[?], 4. Augusti. ] [Eingefügt: Dorsalvermerk (unfoliiert): Zu s. kfl. Gn. eigen henden.]
Durchlauchtigster hochgeborner churfurst, ewern kfl. gnaden seint unsere underthenigste gehorsame dienste jeder zeit mit trewem vleiß zuvorn. Gnedigster herr.
In etzlichen vorgehenden unsern schreiben haben ewern kfl. Gn. wir underthenigst berichtet, wie die alhier anwesende stende und der abwesenden gesandten sich sovil muglich mit disen vorstehenden reichstags sachen zueilen vorhabens, derwegen bei ewer kfl. Gn. wir nach uberschickter irer ksl. Mt. proposition umb fernere resolution auf die darinne benente punct underthenigst angehalten; wie dan euer kfl. Gn. nach empfahung gemelter irer Mt. proposition sich in deren mit gegebenen instruction uns zeitlich genugk zu resolviren, gnedigst anzeigen.
Wieweit nuhn in dem ersten puncte [355v] contributionis vorfaren und das wir numehr der ksl. Mt. resolution gewertigk, solchs seint ewer kfl. Gn. von uns zuvor auch underthenigst berichtet; inmassen auch, was auf den sechsten punct irer Mt. proposition geschlossen worden.
Weil aber auch das polnische und muscowiterische wergk mit eingefallen, in welcher muscowiterischen sache euer kfl. Gn. uns gnedigst resolviret, die polnische sache aber zu euern kfl. Gn. fernern resolution stehet, so haben wegen viler nachrichtung wir vormutet gehabt, ire Mt. wurde auf die in puncto contributionis ir uber gebene relation forderlich repliciren und wir also durch fernere tractation gemelts puncts euer kfl. Gn. resolution so wol in solch als der andern[?, Falz] [356r] puncten der ksl. proposition erwartten mügen.
Wir halten es aber nuemehr davor, das ire Mt. deren replica in berurtem punct contributionis darumb etwas aufhalte, das ire Mt. die religions sachen zu gleich nit gerne zu richtigkeit brengen wolle; wie sie dan die pabstischen bei sich gehabt, welche aus dem rathe zu irer Mt. gangen.
Heute hat man in der polnnischen sachen vorfaren wellen. Es haben aber die im fursten rathe davor bitten lassen und angezogen, das irer viel von iren gnedigen herren principaln forderlichs bescheidts gewertigk, denen sie solche sachen eilents zugefertigt; welchem irem suchen man also statt gegeben.
Domit nuhn die zeitt nicht vorgebens hinginge, hat der maintzische cantzler proponiret, ob nicht im andern punct der kayserlichen proposition vorfaren werden solte. Mit deme ist das merere theil einig worden.
Und weil solcher punct furnemlich auf dreien andern puncten beruhet, als nemlich, wie die jenigen zustraffen, so mit werbung und durch züge der kriegs leute des Reichs abschide abschiedts anno sibentzigk sich zuwider erzeigt.
Zum andern, wie solch ubel ferner kunfftig zuvorkommen.
Und vor das dritte, wie sich die kreiße mit vorrath vorsehen und sonsten in bewarlichem wesen halten sollen:
So ist in dem ersten punct vom mehrern und so wol von den geistlichen als den weltlichen im churfursten rathe geschlossen worden, das die straff der vorbrecher der ksl. Mt. heimzustellen, denn jenigen, so scheden erlitten, auf ir ansuchen und bescheinung von den beschedigern erstattung geschehen und die ksl. Mt. hirinne, inhalts der Reichs abschide, weissung thuen solle.
Im andern punct hat man die vorige vorsehung darzu genugsamb geachtet, wan sie alleine gehalten wurde.
Weil aber in der ksl. Mt. proposition in disem punct einer patent meldung geschicht, so hat der meintzische cantzler ferner proponiret, [357v] ob es nicht dahin zurichten, das irer Mt. heimzustellen, dem jenigen, so kriegsvolck zuwerben vorhabens und derowegen bei irer Mt. sich angeben, patenten, dorinnen ime werbung nachgelaßen oder nicht, mitzutheilen, und do auch solchs irer Mt. nicht heimzustellen sein solte, das doch der werbende kriegsman eine urkundt oder bescheynung von der ksl. Mt. seines bey irer Mt. beschehenes ansuchens und vorspruchnus halb nehmen solte, damit der kreiß oberster, in welchs kreißes er zu werben bedacht, vorgewissiget, das es bei irer Mt. gewesen, und das jenige daselbst geleistet, was ime vormüge des anno sibentzigk zu Speier gegebenen abschides geburet.
Soviel nuhn den ersten punct der ksl. [358r] Mt. nachlassung, patenten zugeben oder nicht zugeben, belangt, ist von Coln votiret, das solchs wegen der ursachen, so zu Speyer und auf etzlichen vorgehenden tagen darwider aus gefüret, der ksl. Mt., als der deutschen freiheit zu wider, nicht heim zustellen; welchs hernach des merers theils meynung worden.
Der letzere punct aber, die urkunde betreffent, ist zu fernerer beratschlagung bis auf morgen vorschoben.
Pfaltz und Brandenburgk vormeinen, das der speyerische abschied in deme nicht zu extendiren, sondern es bey dem buchstaben desselben bewenden zu lassen, sintemal von diesen dingen domals uberflussig disputiret, und man weiter, als geschehen, aus vilen gutten ursachen gar nicht gehen wollen.
Vor das dritte hat man der kreiß versehung wegen bey voriger disposition des anno sibentzig aufgerichteten Reichs abschidts es auch beruhen lassen.
Es hat sich auch heute der maintzische cantzler vornehmen lassen, morgen nach gehaltener ferner umbfrage in obbemeltem proponirtem punct, mitteilung der kayserlichen urkunde halb, den dritten punct der ksl. Mt. proposition, die iustitia belangent, also fort vor die hand zunehmen.
Weil dan ewer kfl. Gn. gnedigst bewust, das wir ausserhalb euer kfl. Gn. jungstem gnedigsten schreiben nach auf keinen punct der kayserlichen proposition resolviret und die sachen gleichwol eins theils wichtigk, auch [359r] sich nach einander eilen, so werden euer kfl. Gn. sich mit resolution sovil desto gnedigster wol zuerzeigen wissen.
Weil aus euer kfl. Gn. vorgehendem schreiben wir underthenigst vornehmen, das euern kfl. Gn. nicht zugefallen geschege, wan, als weren wir mit genugsamer resolution nicht vorsehen, uns vornehmen lissen, so ist uns, wider des mehrern theils beschluß die dinge auf zuhalten, unmuglich gewesen. Wir haben aber hirinne voriger euer kfl. Gn. gnedigsten anweissung nach auf das mehre gesehen, sovil muglich bei vorigen abschieden und sonderlich dem anno sibentzig zu Speyer blieben und also den sichersten wegk hirinne zue handt genohmen, wie [359v] wir ime dan anders nicht thuen konnen; und seint der underthenigsten zuvorsicht, euer kfl. Gn. werde ir solchs gnedigst nicht misfallen lassen. Welchs euer kfl. Gn., deren wir underthenigs getrewes vleißes zudienen schuldigk, in gehorsam nicht vorhalten sollen. Datum Regensburgk, den 31. tagk des monats Julii anno 76.
Ewer kfl. gnaden
underthenigste gehorsame dienere
eigenhändige Unterschriften: Erich Volgkmar von Berlebsch
Wolffgang Eylnbeck, Dr.
Hans von Berbisdorff
Andreas Paull, Dr.
Postscripta
Gnedigster herre, es ist auch deren in unserm underthenigsten schreiben gemelter urkunde halb, welche die werbenden kriegs leute bei der ksl. Mt. sich zuerholen haben sollten, heute im Kff. rathe ferner beratschlagung furgenohmmen und durch beistimmung und gutter ausfuerung der trierischen ein mehrers worden, das es alleine bei dem buchstaben des speierischen abschidts disfals zu lassen und der urkunden halb ferner nichts hin zu zusetzen.
Ewer kfl. Gn. uberschicken wir auch beiligent underthenigst die relation, so in puncto contributionis der ksl. Mt. aller underthenigst [360v] ubergeben worden, und dann auch[Falz] schreiben an euer kfl. Gn. haltend[Falz] so Pfaltzgraff Ludwig, euer[Falz] kfl. Gn. ferner underthenigst zufertigen, uns ubersendet. Datum Regensburg, den ersten Augusti anno ut in literis.