Bericht: Erich Volkmar von Berlepsch, Dr. Wolfgang Eulenbeck, Hans Eitel von Berbisdorff und Dr. Andreas Paulus an Kurfürst August von Sachsen, 1576-07-24
Textgrundlage: Dresden HStA, Markgrafschaft Meißen, Albertinisches Herzogtum und Kurfürstentum - Königreich Sachsen bis 1831 / Behörden und Einrichtungen der Erblande / Gesamtbehörden, Kommissionen und Gesandtschaften / 10024 Geheimer Rat (Geheimes Archiv) Loc. 10199/04, fol. 330r-336av
24. Julii, rhäte zw Regenspurgk schreiben, was inn dem punct der contribution furgelauffen. Präs. Dreßden, 28. Julii anno 76. Antwort 30. Julii. Zu s. kfl. Gn. eignen henden.
Durchlauchtigster hochgeborner churfurst, ewern kfl. gnaden seint unsere underthenigste gehorsame getrewe dinste jeder zeit mit vleiß zuvorn. Gnedigster herre.
Am dato den sibentzehenden dises monats haben ewer kfl. Gn. wir underthenigst berichtet, wurauf im churfursten rathe in puncto contributionis geschlossen worden, so in fursten rath und hinfurder der ksl. Mt. dismals zu referiren. Darsider haben sich die sachen im fursten rathe bis auf gestern aufgehalten, also das man vor der zeitt zu keiner relation kommen konnen. Und nachdeme der beschlus des churfursten raths in gemeltem puncto contributionis gestern referirt worden, haben nach anhörung desselben die im fursten rathe iren beschluß als des merern theils meynunge berurts raths auch furbracht1, diser ungeverlichen meynung, das der ksl. Mt. [330v] 48 monat nach dem einfachen romer zuge zu contribuiren, die einbrengunge auf sechs jhar zurichten, also, das jerlich acht monat auf zwene termin gefallen mochten. Solche contribution solte in die kreiße gelegt werden beneben diser vorordenung, das die bewerenden grentz örtter auf die kreiße verteilet und von jedem kreiße gewisse personen vorordenet, so jerlich mit der ausgetheilten contribution sich an die angewiesene greintz örtter vorfugten, doselbst musterung der krigs leute anstelten und darauf zalung thetten. In alwege aber solten die kreiße in der beraitschafft sich halten, wie es die Reichs abschide erforderten.
Wan nue von der ksl. Mt. vormergkt werden wurde, das der turckische keiser [331r] den frieden nicht halten, einen hautzugk wider die christenheit vornehmen oder etwan einen bellerbegen mit etzliche und zwantzig tausent man zur befehdung oder einfall ausfertigen, alsdan solten ire Mt. dem churfursten zu Meintz solchs zuerkennen geben, welcher darauf alsbalt einen deputation tag auszuschreiben, dohin die churfursten und fursten ire vornehme rethe vorordenen und daselbst beratschlagen lassen solten, wie starck die hulffe wider des turcken furheben anzuordenen und demselben zubegegnen, auch ob und auf wie vil jhar nach gelegenheit des furstehenden kriegswesens die auf sechs jhar bewilligte hulffe auf weniger jhar einzuzihen und zuerlegen. Weil aber die im churfursten rathe von irem beschluß [331v] nicht abfallen wollen, ist es zu ferner beratschlagung bis auf heute umb acht uhr vorscheben wurden.
Im churfursten rathe hatt man bewogen2, weil es one das bei disem der churfursten abgesandten erbieten auf vorgemelte 16 monat gerichtet, die ksl. Mt. es nicht bewenden lassen wurde, ob dem fursten rathe beizutretten und mit inen man sich dismals zuvergleichen haben oder ob der churfursten rath auf seinem beschluß vorharren solte.
In disem vorstehendem bedencken ist furgelauffen, ob gleich der anschlag der contribution im fursten rathe auf eine ansehenliche antzal jhar und monat gerichtet, so wurde doch irer Mt. dovon nichts in die hende kommen und also irer Mt. wenig domit gedienet sein. So wurden auch die stende [332r] durch solche vorgeschlagene aufteilung ein ewig werent wergk der grentz bewahrung auf sich laden und jedoch, nach angebung der ksl. Mt. in deren proposition, die gentzliche vorwarnung der greintz örtter mit acht monatlicher contribution jerlich nicht vorrichten konnen und also mit allen ungelegenheitten, so daher erfolgen möchten, die Reichs stende sich belestigen, wie dan auch die commissarien zu besichtigung, musterung und abzalung nicht ohne sonderliche große beschwerung und unkosten jerlich dohin zuvorordenen sein wolten; zudeme, das auch den greintz heußern ubel zurathen sein wolte, wan die austheilung derselben auf die kreiße vorwidemet3 und der hinderstandt der bewilligten sechs jhar zu einem haubt[332v]zuge gebraucht und inen, den greintz ortten, die underhaltung alsdan dadurch entzogen werden solte.
Hirneben so were nicht einzugehen, das die bereittschafft der kreiße ausserhalb des Reichs gebraucht werden und die stende, so deren hulffe in vorstehenden nottfellen im Reiche bedurffig, sich irer nicht zuerfrewen haben solten, do doch dahin die zutrettung der kreiß hulffen und nicht auf auswerttige ortter in Reichs abschiden gemeinet.
Uber dis alles und zuförderst wolte es dem churfursten rathe nicht zu geringer vorcleinerung an desselben hergebrachten praeeminentz und reputation gereichen, wan Osterreich durch zuzihung etzlicher gemeiner abte und geistlicher, [333r] so ane das gantz geringe angeschlagen, ein mehrers repracticiret, welchem hernach die furnehmbsten stende im fursten rathe, auch die churfursten selbst mit irem rathe nachzihen und volgen musten; welchs bei den stenden im fursten rathe, so mit dergleichen merern nicht einstimmigk, nicht one sonderlichen unwillen zugehen und hinfürder der churfursten rath wenig geachtet werden wurde.
Dan ob gleich hernach auf der ksl. Mt. ferner repliciren ein vil ein ansehenlichers gewilligt werden möchte, so hetten doch ire Mt. daraus abzunehmen, das dergleichen practicirte bewilligung irer Mt. wenig furtreglich sein, darumb, das bei dem churfursten rath disfals auch furnemlich etwas stund und derselbe vor andern in dergleichen [333v] sachen jeder zeitt billich in acht zu haben; so were auch der ksl. Mt. hirdurch noch nichts entzogen und dem churfursten rathe seine authoritet und existimation erhalten. Derwegen das merer theil, welchem wir uns anhengig gemacht, und also von allen sembtlich im churfursten rathe dahin gestimmet worden, das bei vorigem beschluß der 16 monat dismals zubeharren.
Heute, wie alle stende zusammen kommen, hat der fursten rath seinen vorigen beschlus widerholet. Wie aber die aus dem churfursten rathe auf irer meynunge bestanden, ist nach fernerer underredung der fursten rath samt den stedten, so sich aufs aller eusserst auf 18 monat in 6 jharen ercleret, dem churfurstlichen beigefallen und also zur relation ein einhellige beschluß worden.
Bis donnsertag negst kunfftig wird [334r] man der ksl. Mt. solchen beschluß4 vortragen und eröffenen, man vormutet sich aber, ire Mt. werde sich mit der replica nicht seumen und die villeicht des negsten tags widerumb ein antwortten lassen.
Wir vormerken von fast allen der churfursten gesandten, weil nuemehr die im fursten rathe auf eine solche ansehenliche antzal monat herauß gangen, das sie auf irer Mt. replica nicht gesinnet, ferner mit irer Mt. zufeilschen, sondern derselben ire entliche eusserste meynung auf einmal zuentdecken und es dabey bewenden zu lassen, auch alsdan der eilenden und beharlichen hulff halb zu vermittelen und, in was zeit solche hulffen aufzubringen, zuerlegen und anzuwenden.
Wan dan euer kfl. Gn. gnedigst abzunehmen, das sich nuemehr diser punct der contribution nicht lange aufhalten und, wie wir vormuten, die kunfftige woche seine entliche erledigung gewinnen wirdet, so bitten wir underthenigst, euer kfl. Gn. wollen uns gnedigst resolviren, was sie ires theils hirinne benant oder im rathe furgebracht haben wollen, domit wir nicht alleine dem mehrern beipflichten, sondern auch ewer kfl. Gn. meynung ausfurlich benennen und furbringen mugen und es nicht das ansehen habe, als wurden ewer kfl. Gn. mehr durch des merer dan aus eignem guten willen zu diser contribution vormöcht[?].
In religions sachen hatt die ksl. Mt. [335r] uber jungst gegebene vor antwortt und darsider widerumb beschehens anregung sich nach nichts ferner ercleret.
Die keiserischen eins theils selbst, so nicht bapstisch, geben fur, wan mit ernst auf ire Mt. gedrungen, so wurde ein gutter bescheidt gefallen, und das ire Mt. mit embsigen der stende anhalten, nicht ubel zufriden, sondern zu soviel desto merern entschuldigung bei dem cardinal und den andern geistlichen es nicht ungerne sehen.
Die andern stende der augsburgischen confeßion beharren auf irer condition und bedingung5, seint mit uns nicht wol zufriden, das wir nicht dergleichen thun, seint bedacht, forderlich wider zusammen zukommen und sich eines fernern anregens zuvorgleichen.
Die muscowiterische bottschafft ligt noch alhier; halten bei der ksl. Mt. umb antwort und abfertigung an, deren halb ire Mt. beneben irer werbung den sechsten punct6 vor den andern zubedencken, per decretum in den rethen anregen lassen, wie ewern kfl. Gn. wir jungst underthenigst geschriben. Darauf wir nuemehr euer kfl. Gn. forderlichen resolution teglich auch gewertigk.
Die steierischen, kerntischen und crainischen seint mit irem suchen an die ksl. Mt. vorwiesen.
Ertzhertzog Ferdinandts ankunfft ist man bis freitag alhier gewertigt, und sollen ire furstliche durchlaucht ungeverlich 250 pferde mit sich bringen.
Und euern kfl. Gn. seint wir underthenige gehorsame dienste getrewes vleisses zuleisten schuldig. Datum Regensburgk, den 24. Julii anno 76.
underthenigste gehorsame
Andreas Paull, Dr., propria