Bericht: Erich Volkmar von Berlepsch, Dr. Wolfgang Eulenbeck, Hans Eitel von Berbisdorff und Dr. Andreas Paulus an Kurfürst August von Sachsen, 1576-07-15
Textgrundlage: HStA Dresden, Markgrafschaft Meißen, Albertinisches Herzogtum und Kurfürstentum - Königreich Sachsen bis 1831 / Behörden und Einrichtungen der Erblande / Gesamtbehörden, Kommissionen und Gesandtschaften / 10024 Geheimer Rat (Geheimes Archiv) Loc. 10199/04, fol. 265r-272v
15. Julii rhate zw Regenspurgk schreiben wegen des contribution- und religion puncts, item wegen des Battori, uberschicken den insinuation brieff von die[?]stadt MagdeburgkPräs. Freiberg, 18. Julii anno 76 Antwort 19. Julii Zu s. kfl. gn. eignen henden
Durchlauchtigster hochgeborner churfurst, ewern kfl. Gn. seint unsere underthenigste gehorsame dienste jeder zeit mit trewem vleiß zuvorn. Gnedigster herre,
Wie ewern kfl. Gn. wir gleich heute von den alhiegen sachen ferner underthenigsten bericht thun wollen, ist ewer kfl. Gn. schreiben und resolution uns, am dato Augustusburgk, den zwolfften dieses, zukommen, daraus wir mit betrübten gemuthe underthenigst ungerne vorstanden, das uber vorigen unsern underthenigsten bericht es nichts desto weniger fast davor geachtet werden will, als solten ewer kfl. gnaden instruction wir nicht genugsamlich nachgangen und also die sachen den rethen zur ungewisheit verursacht haben. Wir bitten aber underthenigst, euer kfl. Gn. wollen es gnedigst davorhalten, das euer kfl. Gn. gnedigste instruction und [265v] bevelich, in deme sie uns clare maß vorstellet, wir, ob Gott will, unser pflicht nach nichts zu wider vornehmen oder handlen, nach einigen menschen darunter ansehen wollen. Im uberigen aber, dorinne durch euer kfl. Gn. gnedigste nachlassung wir uns unser wenigen discretion zugebrauchen, seint wir gleicher gestalt nicht gemeinet, etwas furzunehmen, wissen auch, das uns solchs nicht geburet, so euer kfl. Gn. oder deren sachen zu nachteil gereuhen möchte, sondern seint gentzlich furhabens, zuforderst in acht zuhaben, wye unserm hochsten vorstand und nachdencken nach die gelegenheit und umbstende der hendel euer kfl. Gn. gemuth und meynung nach zum angenembsten angewende werden müge. [266r] Wie wir dan numehr underthenigst nicht zweiveln, euer kfl. Gn. werde aus der sachen selbst ausweissung gnedigst zubefinden haben, es weren die dinge1 durch das mittel, wie beschehen, oder in andere wege in die rethe bracht, jedoch in effectu nichts anders, dan wie itzo geschehen, erfolgett sein wurde.
Von dem eilfften bis auf negst kommenden montag haben die geistlichen die rethe vorschoben. Seint teglich mit dem churfursten zu Coln, dem cardinal Moron und dem ordinario nunctio[!] apostolico zu rath gangen und die schriffte, so von den stenden der augsburgischen confession der ksl. Mt. ubergeben und von dennen inen zugestellet wurden, beratschlaget2.
Der cardinal ist vorgestern frue bey [266v] anderthalb stunden bei irer Mt. gewesen, sol stetts geredet und der ksl. Mt. eine lange ausfurliche schrifft wider der stende der augsburgischen confession suchen ubergeben haben3.
Ermelts vorgestrigs freitags hatt die ksl. Mt. den stenden der pabstischen religion gestern umb siben uhr auf zuwartten durch Johannes Achilles Ilsung und nicht durch den Reichs marschalchen ansagen lassen; alles, wie wol zuerachten, der meynunge, damit dieselben sachen nicht darduch vor Reichs hendel dismal hieher gehörig anzuzihen.
Wir haben auch in geheim ire etwas ubermutige antwort bekommen, so sie der ksl. Mt. auf der stende der augsburgischen confession suppliciren uber[267r]lifert, welche euern kfl. Gn. wir underthenigst hirneben mit A gezeichnet ubersenden4.
Gestern nach mittage hatt die ksl. Mt. den ausschus, so irer Mt. in religions- und andern sachen dabevor eine supplication ubergeben, bey Pfaltz durch secretari Erstenberger, umb vier uhr berurts tags vor irer Mt. zuerscheinen, ansagen lassen. Auf welchs erscheinen5 beiligende mit B, C und D gezeichnete resolutio inen zugestelt wurden6, mit allergnedigster vormahnung, das gemeine werck, sovil immer muglich, nuemehr auffs ehist zubefordern. Darauf werden nue die stende der augsburgischen confession zusammen kommen und, was auf solche der ksl. Mt. schrifftliche [267v] erclerung ferner zuthun, bedencken. Wir seint bedacht, unsers theils anzuzeigen, das euern kfl. Gn. wir solche rer Mt. schrifften underthenigst ubersendet, darauf weren wir euer kfl. Gn. gnedigsten resolution forderlich gewerttig.
Wie wir vormercken, seint alle stende der augsburgischen confeßion mit solcher irer Mt. erclerung, soviel die declaration keiser Ferdinandi belanget, sehr ubel zufrieden und gibt inen sunderlich nachdencken, das in der ksl. Mt. antwortt inverso ordine ire, der stende, supplication reassumiret und die freistellung der declaration als dem haubtwergk solcher massen, wie geschehen, vor gesetzt; und weil der merer theil bedacht, bei der ksl. Mt. durch [268r] eine andere supplication widerumb anzuregen, so bitten euern kfl. Gn. wir underthenigst, euer kfl. Gn. wellen sich forderlichst mit gnaden ercleren, was wegen euer kfl. Gn. wir uns disfals zuvorhalten.
Was den punct der contribution anlanget, wollen wir uns disem euer kfl. gn. bevelich gemeß vorhalten. Haltens auch underthenigst davor, man werde morgen, wo anders keine vorhinderung, rath zuhalten vorfelt oder sonst des negsten tags im churfursten rath disen punct zur ersten relation schlissen; es were dan, das durch Pfaltz und Brandenburgk auf iren vorigen votis beruhet7 und die geistlichen, wie jungst geschehen, derge[268v]stalt abermals nicht referiren wolten.
Wir haben unter anderm euer kfl. Gn. jungst underthenigst vormeldet, das wir auf des merer der anlage auf den romer zugk und der sechtzehen monat halb, auch erlegung in vier jharen zuthun, mit geschlossen, haben aber, wie von anlegung der contribution und wie die am besten angewendet und zu vorstehenden nottfellen aus getheilet werden mechte, geredt werden wollen, in unserm voto mit furbracht, des derhalben von euer kfl. Gn. wir noch nicht genugsamb resolviret, solchs möchtte villeicht, wie aus euer kfl. Gn. schreiben wir vornehmen, dahin vorstanden worden sein, als were [269r] dardurch euer kfl. Gn. unglimpff zugezogen. Wir mögen aber mit Gott underthenigst bezeugen, das es weder von uns dahin gemeinet, noch unsers erachtens von jemandts anders dahin vermercket wurden.
Dan sovil wir abzunehmen, so welten auch die andern kfl. rethe nichts liebers, dan das hirinne mit guter vorsichtikeit vorfahren und die anstellung und austeilung also gemacht werde, das es gemeiner christenheit beschutzung zum besten gereichen möchte, in dems wir dan euer kfl. Gn., als die solchs aus hoher erfarung am besten vorstehen, ausdruckliche resolution, [269v] etwas vortreglichs disfals vorzuschlagen, lieber gehabt, dan den mehrern stimmen oder dabeneben unserer discretion zuvolgen. Wir wollen aber des meren theils vota euer kfl. Gn. bevelich nach in guter acht haben, auch noch ehe diser punct der contribution auf der ksl. Mt. replica und der stende ferner einbringen entlich resolvirt und gentzlich geschlossen, euern kfl. Gn., was hirinne ferner jeder zeitt vorlauffen wirt, underthenigst zuerkennen geben.
Von den polnischen sachen hatt die ksl. Mt. noch nichts ferner in rath geben. So balde solchs geschicht, wollen euern kfl. Gn. wir davon abschrifft zusenden.
Von den kfl. brandenburgischen vor[270r]mercken wir in vortrauen, das die ksl. Mt. irem gnedigsten hern albereit davon wissenschafft zugefugt, was ire Mt. von gemelten polnischen sachen in rath wollen ubergeben lassen.
Den Bathori und der polnischen rebellen abgesandten hatt die ksl. Mt. vor funf tagen in beisein des Lasky und Christoffen Sborowsky gehöret; und sol der Laßky, wie inen ire ksl. Mt. zu solcher audientz erfordert, gebeten haben, ob der gesandte etwas ime oder der warheit zu abbruch vorbringen wurde, des er solchs in continenti vorantworten mochte, welchs ime aber von der ksl. Mt. abgeschlagen wurden. Als nu der jenige so geredt, unter anderm angezeigt, das etzliche unruige leute irer Mt. aufs konigreich [270v] Polen vorgebene hoffnung machten und ungleiche bericht thetten, hette ime der Sborovsky (deme ausdrucklich nichts erlaubt oder vorbotten gewesen) alsbalt vor dem kaiser eine mentida[?]8 geben und nochmals uber die brucke zu ime hinaus zukommen ausgefordert, dessen sich aber der abgesandte wegen itzo tragender legation vorweigert. Und sol sonsten seine ausfurung dahin gerichtet haben, das der Bathori mehr legitime dan ire Mt. zum konige erwehlet9.
Die muscowiterischen gesandten seint noch nicht gehört, und last die ksl. Mt. sie gar wol halten.
Wir uberschicken euer kfl. Gn. auch underthenigst den insinuation brieff [272r] an die stadt Magdenburgk sambt dessen copey, beneben einem andern der ksl. Mt. schreiben, so uns in diser stund zugestelt, und ferner ein schreiben von pfaltzgraf Ludwigen, so nechten einkommen, auch einen briff, so uns des hertzogen von Florentz secretari alhier beneben seines herrn gewonlichen zuentbietens behendigt, und was ditz orts von gemeinen zeittungen itzo vorhanden10. Und euern kfl. Gn. seint wir underthenigste getrewe dinste zuleisten jeder zeitt schuldig und willig. Datum Regensburgk, den 15. Julii anno 76.
underthenigste gehorsame
Andreas Paull, Dr. propria[?]
Postscripta
Gnedigster herre, es seint auch euer kfl. Gn. schreiben an die ksl. Mt. holdent, desgleichen eins hertzogen Albrechten zu Baiern irer Mt., alsbalt sie uns jeder zeitt zukommen, underthenigst behendigt worden, auch hochgedachts hertzogen von Baiern brif an die turrisani11 holtendt, so itzo alhier zur stette, inen zugestelt, dagegen sie inligent receqisse[!] von sich geben12. Datum ut in literis
Postscripta
Hatt der florentinische secretarius nach zwei cleine briefflein, eins an euer kfl. Gn., das andere an dero gelibte gemahl, unsere gnedigste frau, holdent, uns uberantwortet, die ewer kfl. Gn. hirbey ligent13 zuempfangen. Datum ut in literis