Bericht: Erich Volkmar von Berlepsch, Dr. Wolfgang Eulenbeck, Hans Eitel von Berbisdorff und Dr. Andreas Paulus an Kurfürst August von Sachsen, 1576-06-30
Textgrundlage: Dresden HStA, Markgrafschaft Meißen, Albertinisches Herzogtum und Kurfürstentum - Königreich Sachsen bis 1831 / Behörden und Einrichtungen der Erblande / Gesamtbehörden, Kommissionen und Gesandtschaften / 10024 Geheimer Rat (Geheimes Archiv) Loc. 10199/04, fol. 159r-169v
Für diesen edierten Text liegt kein Kollationierungsexemplar vor.
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Dorsalvermerk (unfoliiert): Letzten Junii, rhäte zw Regenspurgk schreiben wegen der contribution, item religion, uberschicken abschrifft der augspurgischen confession stende [Einfügung darüber: supplication], begern uff diese punct resolution. [Eingefügt: Dorsalvermerk (unfoliiert): Präs. Kemnitz, 7. Julii anno 76. ] [Eingefügt: Dorsalvermerk (unfoliiert): Antwort den 4. Julii. ] [Eingefügt: Dorsalvermerk (unfoliiert): Zu s. kfl. Gn. eignen henden.]
Durchlauchtigster hochgeborner churfurst, ewern kfl. gnaden seint unsere underthenigste gehorsame dienste jeder zeit mit getrewem vleiß zuvorn. Gnedigster herr.
In jungstem unserm underthenigsten schreiben haben ewern kfl. Gn. wir zuerkennen gegeben, das, als vorgestern, donnerstags, das erste mahl in diser Reichs vorsamblung rath zuhalten angesagt, in demselbigen ist votiret, wie den sachen ein anfangk zumachen und dahien geschlossen wurden, die ksl. proposition vor die handt zunehmen.
Was den punct der religion belanget, haben ewer kfl. Gn. aus gemeltem jungsten unserm underthenigsten schreiben gnedigst zuvornehmen gehabt, wie wir uns mit den kfl. pfeltzischen und brandenburgischen auf vorfassung einer schriefft vor[159v]glichen, durch welche bey ksl. Mt. dieses puncts halb widerumb zu sollicitiren und anzuregen, deren seint wir vor gestern einig worden. Gestern morgens haben wir die andern stende der augsburgischen confession an abgesandten fürstlichen rethen, graven und der frey und reichs stedte beisammen gehabt, diese sachen inen proponiret und die supplication vorlesen lassen. Darauf sie sich underschiedlich ercleret, das sie mit solcher supplication durchaus einigk und zufrieden, und ist der ksl. Mt. dieselbig nach desselben tags gegen abents umb vier uhr von allen stenden, dovon dreitzehen personen zum ausschus vorordent, allerunderthenigst ubergeben wurden, deren copey ewern kfl. Gn. wir underthenigst hirbey ubersenden. Und haben ire Mt. hie gegen sich alsbalt ercleret, sie wüsten [160r] sich wol zuerinnern, was auf vorigen Reichs tegen anno 66 und 70 und dem jungsten alhier gehaltenem wahltage der religion wegen bey irer Mt. anbracht, gesucht und wie die sachen auf diese Reichs vorsamlung vorscheben wurden. Es wolten auch ire Mt. solche schriefften forderlich ersehen und sich bemühen, das den billichen beschwerungen abgeholffen werde, mit dem anhange, es soltens die stende der augsburgischen confession gewislich davor achten, das ire Mt. denselben anders nicht, dan mit allen guthem, treuen willen wol gewogen. Die kfl. pfeltzischen haben in die supplication das wortt "freystellunge" gebrauchen, auch alle protestationen, so durch die stende der augsburgischen confeßion ab anno 55 und darsider zu mehrmalen wider den geistlichen vorbehalt oder vorbottene freistellung [160v] vorgewandt, mit einmengen wollen, dawider wir und die brandenburgischen uns gesetzt und letzlich erhalten, das das mißdeutliche wortt
freystellungausgelassen und die protestationen, als dem angenohmenen und bewilligten religion friden zu wider, in der supplication nicht gedacht worden.
Gestern ist man wegen des festes nicht zu rath gangen. Im heutigen rathe aber ist erwogen, das im punct die justitien belangent, da ire Mt. in der proposition etzlicher beisitzer erforderung halb erwehnung gethan, solche irer Mt. heimzustellen.
Nach disem ist ferner proponiret, ob nach gelegenheit irer Mt. antzihens in deren proposition, vormuge des ersten puncts, mit hulff und contribution derselben zuerscheinen. Dohin ist bis auf Pfaltz (der in seiner ordenung davon zureden [161r] sich erbotten) geschlossen. Und weil dem ersten punct der proposition die polnnische sachen mit angehangen und geregt worden, hat Pfaltz vor gutt geachtet, der ksl. Mt. ferner gemüte hirunter zuvornehmen, was es umb solche sachen vor ein gelegenheit und ob sie offensive oder defensive vorfaren wollen und dan auch ob irer Mt. zuraten, den frieden mit dem turcken nicht zuhalten. Und weil gleichwol etzliche pollnische sachen dem contribution wergk mit anhengig, auch ire Mt. dorinne der stende abgesandten volmacht zuhaben oder zuerlangen erinnern lassen, und also vormutlich, dass ire Mt. wegen blosser wissenschafft alleine davon nicht fernern bericht thun lassen wurde, haben von ewer kfl. Gn. wegen wir, irer Mt. gemuthe disfals zuvornehmen, nicht unnöttig geachtet, damit nicht zu zwifachen contributionen ursache gegeben [161v] und underschidene werck daraus gemacht. Zu diesem vorbedacht, domit, wan auff die contribution der hungarischen sachen geschlossen, es vor sich selbst ein beschwerlich werck geben, hernach zu dem polnnischen wesen, auf den fall, es begertt, zu contribuiren, die weitt abgesessen stende soviel desto weniger zuvormugen und, do sich derer ortter gefahr zubesorgen, dieselbe niemandts dan dem angrentzenden zum gefarsambsten und beschwerlichstem sein. Es hatt aber Brandenburg darwider votiret und das polnnische wergk von dem hungarischen gentzlich abzusondern geachtet, welchem Trier, Coln und Meintz beifall geben; dabei es also blieben.
Wie man nuhn ferner von mittel und wegen reden sollen, wie lange und welcher massen irer Mt. zu contribuiren sein möchte, hatt Trier und Coln vor [162r] gutt angesehen, das solchs bis zu kunfftiger beratschlagung zuvorschieben. Wie es aber an Pfaltz kommen, hat derselbige einig kriegswesen offensive oder defensive in Hungarn anzustellen nicht rathen wollen, sonder mit langer ausfurung, den gewundschten acht järigen fridstandt treulich zuhalten, vor bequehm geachtet und sich von mitteln zureden erbotten, wie der ksl. Mt. one contribution zuhelffen und die greintz ortter, wie in Preussen [Einfügung darüber: und Malten[?]], zu besetzen und zuerhalten, aber doch deren keines vorgeschlagen. Wir haben es, wie vor uns Trier und Coln, auch hernach Brandenburgk und Meintz, de modo zureden, bis zu kunfftiger beratschlagung bewenden lassen.
In diesem punct der contribution vormercken wir wol weitleufftig nochmals soviel, das Pfaltz und Brandenburgk anderer gestalt die contribution zubewilligen [162v] nicht bedacht, es were dan der religion punct der stende gefallen nach erledigt, wiewol Brandenburgk sich vornehmen lassen, in der haubtsachen zuverfaren, jedoch mit vorbehalt, vor erledigung des religion puncts nichts entlichs zuschlissen. Im fursten rathe werden unsers erachtens die stende, so der augsburgischen confession vorwandt, fast meren theils auf dergleichen meynung schlissen. Wir wissen uns euer kfl. Gn. instruction und bevelichs disfals underthenigst zuerinnern. Damitt man aber uns nicht zuzumessen, als stunde der vorzugk alleine bei uns, so haben wir uns entschlossen, wan von Pfaltz auf obgemelte mass votiret, in unserm voto zuerzelen, was auf jungstem gehaltenem wahltage durch ewer kfl. Gn. den churfursten zu Brandenburgk und pfaltzgraff Ludewigen an stadt [163r] seiner f. Gnaden hern vathern, den Kf. Pfaltzgraven, bei der ksl. Mt. keyser Ferdinandi declaration halb underthenigst gesucht und anbracht, auch zum hefftigsten fortgetriben und hernach von den dreien geistlichen churfursten anhero vorschoben wurden, auch von irer Mt. iren kfl. Gn. allergnedigste vortröstung geschehen, den sachen alhier abhelffen zu lassen. Wan dan von den beschwerten underthanen darsider euer kfl. Gn. zum offtern angelauffen worden und itzo noch teglich alhier bey uns anhilten, so kunten in solchem wergk, soviel den religion friden und keiser Ferdinandi neben declaration belangt, euer kfl. Gn. von der weltlichen churfursten und andern stenden der augsburgischen confession sich nicht, sondern wie dan wegen ewer kfl. Gn. wir, auf habenden derselben [163v] bevelich, neben den kfl. pfeltzischen und brandenburgischen, auch anderer der fursten, graven und stedten der augsburgischen confession abgeordenten stenden bottschafften solcher beschwerden halb der ksl. Mt. eine underthenigste supplication ubergeben und darinnen der allergnedigsten vortröstung nach, den sachen alhier forderlichst abhelffen zu lassen, gebethen. Es weren aber nichts desto weniger euer kfl. Gn., das haubtwerck der contribution aufzuhalten, nicht gemeinet. Es vorsehen sich euer kfl. Gn., es wurden ire Mt., nach ehe dan in diesem punct der contribution entlich geschlossen, den religion sachen eine gewisse geburliche maß geben lassen. Wie wir uns theils fast vormercken, so mochten sich ire Mt. befleissigen, es in solchem religion wergk dahin zurichten, domit sich einer mit dem andern an denen ortten, [164r] do das exercicium religionis bei den ritterschafften und communen herbracht, nach eine zeitlangk geduldet.
An deme, gnedigster herre, ist es aber, wie wir aus fernerer erkundigung bei den parteien und aus deren supplicationen vornehmen, das[?] des wenigern theils sachen im stifft Fulda und auf dem Eisfelde auf den religion friden und keiser Ferdinandi declaration sich qualificiren lassen, dan der merer theil darsider und die lengsten, als die von Duderstadt, innerhalb 18 oder 20 jharen das exercicium religionis erhoben und ins werck gerichtet. Wir wollen aber nicht underlassen, soviel immer muglich, uns zubemühen, das solche sachen nicht unfruchtbar abgehen.
Wir vornehmen auch weiter, von [Einfügung darüber: wen] den bedrangten personen auf zwey jharlang sicherung [164v] und friede gewircket werden konte, das der churfurst zu Brandenburgk aufs eusserste dismals domit zufrieden.
Weil dan euer kfl. Gn. aus dem abgeschriebenen allen gnedigst zubefinden, das sich die sachen der contribution halb zu beratschlagung und volgendem beschluß nuhn forder unvorlengt nahen wollen und der religions disputation halb sich gar nicht, nach gegebenen oberwenten unsern votirn, wird lenger aufhalten lassen wollen, wie sich dan die geistlichen aus drucklichen ercleren, was sie entlich thun konnen, balt von sich zusagen, und aber euer kfl. Gn. gnedigst bewust, das wir der contribution halb nach zur zeit keinen andern bevelich, dan zu anhörung der vorgehenden stimmen uns zum theil darnach zurichten, jedoch ohne euer kfl. Gn. resolution nichts entlichs zuwilligen und [165r] zuschlissen, so bitten euer kfl. Gn. wir underthenigst, sie wolle uns mit ferner resolution forderlichst gnedigst und wo möglich bei negster post vorsehen, domit ditz werck durch uns nicht gehindert, noch aufgehalten werden möge. Welchs alles euern kfl. Gn., deren wir, gehorsames getrewes vleisses zudienen, schuldig, underthenigst nicht vorhalten sollen. Datum Regensburgk, den letzten Junii anno 76.
Ewer kfl. Gn.
underthenigste gehorsame
eigenhändige Unterschriften: Erich Volgkmar von Berlebsch
Wolffgang Eylnbeck, Dr.
Hans von Berbisdorff
Andreas Paull, Dr. propria[?]
Gnedigster herre, nachdeme euern kfl. gnaden wir jungst am dato den 14. Junii underthenigst zuerkennen geben, das die ein tausent thaler, so euer kfl. Gn. uns zur zerung vorordent, fast aufgangen und aber numehr gar ausgeben, so bitten euer kfl. Gn. wir underthenigst, sie wolle uns mit fernerer zerung nach derselben gnedigstem gefallen vorsehen lassen. Datum ut in literis.
Gnedigster herre, wir machen uns keinen zweivel, euer kfl. Gn. sey schon lengst der wurtzburgischen und fuldauiscen handlungen berichtet. Wir vornehmen vortreulichen, das die ksl. Mt. darob ein groß misfallen trage. So hatt uns doctor Weber, doch in grosser gehaim, vortreulich vormeldet, die ksl. Mt. habe dem bischoff geschriben und
sub lege & poena(wie seine wortt gelautet) ernstlich mandiret und gebotten, derer hendel abzustehen, domit ire Mt. nicht vorursacht werde, einen executorem wider inen zufinden, und wirt, das dise dinge durch Wurtzburgk dergestalt furgenohmen, alle schuld dem alten wurtzburgischen cantzler Dr. Helu zugelegt etc. Datum ut in literis.
So viel die gesuchte hulff wider denn turckenn belangt, habenn s. kfl. Gn. gnedigst bevohlenn, sich durch derselben rethe zu Regenßburg dermassen zuerclerenn, das s. kfl. Gn. sich eines billichenn leidlichenn hulff, die zuertragen, nicht vorweigern wollen.
Gnedigster Herr, gestrigs tags seint der hertzogen von Alentzon gesandten zwene[?] alhier ankommen. Man vormutet sich, das diselben ksl. Mt. den getroffenen frieden in Franckreich vormelden werden. Sollen auch zu Heidelbergk gewesen sein und sich gegen dem churfursten pfaltzgrafen wegen der hulff, so irem hern durch hertzog Johan Casimir geschehen, bedanckt haben. Datum ut in literis.