Bericht: Erich Volkmar von Berlepsch, Dr. Wolfgang Eulenbeck, Hans Eitel von Berbisdorff und Dr. Andreas Paulus an Kurfürst August von Sachsen, 1576-06-27
Textgrundlage: Dresden HStA, Markgrafschaft Meißen, Albertinisches Herzogtum und Kurfürstentum - Königreich Sachsen bis 1831 / Behörden und Einrichtungen der Erblande / Gesamtbehörden, Kommissionen und Gesandtschaften / 10024 Geheimer Rat (Geheimes Archiv) Loc. 10199/04, fol. 93r-98v
Für diesen edierten Text liegt kein Kollationierungsexemplar vor.
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Dorsalvermerk (unfoliiert): 27. Junii, rhate zw Regenspurgk uberschicken die proposition, item zwo pfaltzische schrifften die religion betreffend. [Eingefügt: Dorsalvermerk (unfoliiert): Präs. Augustusburg, 30. Junii anno 76. ] [Eingefügt: Dorsalvermerk (unfoliiert): Antwort den 4. Julii. ] [Eingefügt: Dorsalvermerk (unfoliiert): Zu s. kfl. Gn. eigen henden.]
Durchlauchtigster hochgeborner churfurst, ewern kfl. gnaden seint unsere underthenigste gehorsame dienste jeder zeit mit trewem vleis zuvorn. Gnedigster herr.
Nachdeme die ksl. proposition dieses itzigen reichstags nuemehr heute vollent abgeschrieben, so thun euern kfl. Gn. wir die underthenigst ubersenden und sollen euern kfl. Gn. daneben underthenigst nicht vorhalten, das die kfl. pfeltzischen uns gestern zu beratschlagung der religionsachen widerumb ansagen und vormelden lassen, das sie die andern der augsburgischen confeßion vorwandte stende bottschafften darzu auch erfordern wolten. Wir haben aber sie erinnern und ersuchen lassen, weil olten herkommen und gebrauch nach die churfursten oder deren abgesandte auf den reichs[93v]tagen und anderen dergleichen zusammenkunfften so wol in andern als religions sachen abgesonderte rethe zuhalten pflegten, ehe sie mit den anderen religions vorwandten stenden sich in gemeinem rathe einlisen, so were unser bedencken, das es noch also gehalten wurde. Domit sie zufriden gewesen und uns und den brandenburgischen heute umb acht uhr vor mittage allein ansagen lassen. Weil wir aber besorget, sie, die pfeltzischen, mochten nach (wie dan auch zum theil geschehen), die gemeine beratschlagung stracks furzunehmen, ferner anhalten, so haben wir uns zuvorn mit den brandenburgischen vortraulicher correspondentz wegen underredet und inn rathe mit unserm voto dahien geschlossen, ob wol die schrifften und bedencken, die sie uns [94r] zuvor zugeschicket, den beschwertten parteien zum besten gemeinet, es aber umb die darinne beide parteien eine solche gelegenheit, das ire sachen nicht alle auf den religion frieden und keiser Ferdinandi erclerung qualificiret werden mochten und derselben gebrauch und herkommen in den religions sachen underschieden, mit [Einfügung am Rand: eigentlicher] erinnerung, wie weit das jungst alhier auf gehaltenem wahltage beschehen ansuchen und der ksl. Mt. vortröstunge sich erstreckt, und es dismahls darauf beruhete, das man sich zuvor in demselben engen churfursten rathe, ehe dan die anderen religions vorwandten stende darzu erfordert, voreinigte, weil in itziger der ksl. Mt. proposition dises streittigen puncts halb nicht erwehnet worden, wie solchs nun widerumb an die ksl. [94v] Mt. oder in die räthe zubringen. So bedachten wir, das geburlicher weiße und mit guttem glimpf das werck in dem stande widerumb erhaben wurde, dabei es auf jungstem gehaltemem[!] wahltage gelassen wurde, welches unsers erachtens fuglicher nicht dan durch eine supplication geschehen konte, darinne das vorgehende suchen an die ksl. Mt. auf berurtem waltage widerholet, und welcher gestalt ire Mt. und die geistlichen churfursten dise sache auf itzige Reichs vorsamlunge vorschoben, mit deren allergnedigsten vertröstung, die als dan die erste sein zu lassen. Weil aber in irer Mt. proposition deren nicht gedacht und die stende der augsburgischen confession die sachen nicht ersitzen lassen konten, so were irer Mt. die ungelegenheiten, unfried und unruhe zu gemüte [95r] zufueren, die hiraus zubefaren und leichtlich erfolgen konte, und schlislich zubitten, das ire Mt., zuverkommunge[?] allerhand besorgklichen unruhe, den religion frieden erhalten, keiser Ferdinandi hechstloblicher gedechtnus neben declaration dem ksl. cammergerichte insinuiren und darauf kunfftig proceß zuerkennen, bevelen lassen wolte.
Es haben aber die pfeltzischen nochmals auf die gemeine zusammenkunfft gedrungen und angezogen, das, ehe dan solche beratschlagung vorginge, zu keiner schlislichen schrifft zukommen, sintemal man noch nicht wissen konte, was andere mehr beschwertte parteien ferner suchen und anbringen mechten, wie sich dan deren albereit etzliche angeben. Derwegen hilten sie es davor, das man die gemeine berat[95v]schlagung aller der augsburgischen confession vorwandten stende vorgehen liese, domit es dem churfursten rathe kein argwenig nachdencken gebe, als wolte man in so gemeinen sachen den anderen vorgreiffen; dagegen wir und die brandenburgischen bei vorigem unserm voto beruhet, mit anzihung, ob uns wol die gemeine beratschlagung nicht zuentgegen, auch wir die nicht weniger als sie selbst vor nottwendig achteten, und darauf ausdrucklich bevelicht, so konten wir uns doch des gebrauchs, der bey den churfursten herbracht, irer kfl. Gn. mit grosser muhe bishero erhaltenen praeeminentz halb nicht begeben. Und weil sie albereit so weit mit uns einigk, das anfengklich durch eine supplication dise dinge bei der ksl. Mt. anbracht und erregt werden [96r] solten, so bedechten wir nochmals, das vor der gemeinen zusammen kunfft solche supplication begriffen und wir derselben in unserm rathe erst einig wurden. Domit sie letzlich zufriden gewesen und auf sich genohmen, eine notel zuvorfassen und uns dise zur vorgleichung zuuberschicken. Wan wir nun solche supplication bekommen, uns entlich daruber vorgleichen und volgendts die andern protestirenden stende domit einig sein werden, so wellen wir als balt die euern kfl. Gn. underthenigst zufertigen, auch sonsten jeder zeit, was sich dorinne zutregt, forderlichst zuerkennen geben.
Wir uberschicken auch euern kfl. Gn. der churfurstlichen pfeltzischen uns diese tage ubergebenen schrifften, davon in vorgehendem unserm schreiben wir underthenigste meldung gethan. Und was auf [96v] die schrifft, mit nummer 1 signiret, unser bedencken gewesen, solchs haben ewer kfl. Gn. aus der heutigen handlung und vorgemeltem unserm voto gnedigst zuvornehmen. Was aber das andere bedencken mit nummer 2 belanget, halten wir es auch underthenigst dafur, das die geistlichen stende mit austreibung und fast schmel[?] [Einfügung in Zeile: icher] vorjagung irer underthanen, so der augsburgischen confession zugethan, zu viel thuen und in deme den religionfrieden uberschreitten, sintemal der buchstabe des selben vormagk, das dergleichen underthanen, ob sie wolten sich von dannen begeben, welchs wortt welten[?]
de sui natura facultatisist und auf dergleichen auszwingen unsers erachtens nicht gemeinet.
Aus der meintzischen cantzley ist uns [97r] heute zu abents ein zettel uberschickt worden, den Reichs marschalch morgen umb siben uhr im rath ansagen zulassen. Halten es dafur, es werde anfangs nichts sonderlichs tractiret, sondern allein davon geredt werden, wie den sachen ein anfangk zumachen. Es falle nu fur, was da wolle, davon sol euern kfl. Gn. ferner underthenigster bericht geschehen.
Beiligend des churfursten zu Coln schreiben an euer kfl. Gn. holdent, ist einem botten von Saltzburgk daselbst zugestellet und uns alhier zu lifern bevolen worden.
Des ertzbischofs zu Saltzburgk vorsihet man sich noch in der person, so balt er an einem fuße, welchen er im gartten[?] ver[?]tretten, gesundt wirt.
Gestern ist pfaltzgraf Ludwig widerumb von hinnen heim gezogen, und der herr deutschemeister heute alhier ankommen. Welchs alles euern kfl. Gn., deren wir, underthenigs getrewen vleisses zudienen, schuldig, underthenigst nicht vorhalten sollen. Datum Regensburgk, den 27. Junii anno 76.
Ewer kfl. gnaden
underthenigste gehorsame
eigenhändige Unterschriften: Erich Volgkmar von Berlebsch
Wolffgang Eylenbeck, Dr.
Hans von Berbisdorff
Andreas Paull, Dr. propria[?]
Gnedigster herre, von Osterreich wegen seint in fursten rath vorordent,vormege des ansags zettel, der Lüttische gesandte, so noch nicht ankommen, Servatius von Eyck, [Einfügung am Rand: Schreiberwechsel her Philips Graff von Winnebergk,] herr George Ilsing, doctor Junge, Johannes Achilles Ilsing und Dr. Holtzapffell. Datum ut in literis.