Bericht: Erich Volkmar von Berlepsch, Dr. Wolfgang Eulenbeck, Hans Eitel von Berbisdorff und Dr. Andreas Paulus an Kurfürst August von Sachsen, 1576-06-23
Textgrundlage: Dresden HStA, Markgrafschaft Meißen, Albertinisches Herzogtum und Kurfürstentum - Königreich Sachsen bis 1831 / Behörden und Einrichtungen der Erblande / Gesamtbehörden, Kommissionen und Gesandtschaften / 10024 Geheimer Rat (Geheimes Archiv) Loc. 10199/04, fol. 83r-89v
Für diesen edierten Text liegt kein Kollationierungsexemplar vor.
[89v] [83r] [83v]
Dorsalvermerk (unfoliiert): 23. Junii, rhäte zw Regenspurgk schreiben wegen hertzogk Johan Friderichs des gefangenen und andere mehr punct. [Eingefügt: Dorsalvermerk (unfoliiert): Antwort den 28. Junii. ] [Eingefügt: Dorsalvermerk (unfoliiert): Zu s. kfl. Gn. eigen henden.]
Durchlauchtigster, hochgeborner churfurst, ewern kfl. gnaden seint unsere underthenigste gehorsame trewe dienste jeder zeitt mit vleiß zuvorn. Gnedigster herre.
Ewer kfl. gnaden jungste zwey schreiben und gnedigste resolutiones, den sechtzehenden und sibentzehenden dieses zu Annaburgk datiret, haben wir underthenigst emtpfangen und vorlesen, und wollen uns demnach in dem punct, die keiserliche contribution belangende, das die durch die tractation etzlicher beschwertten stende underthanen in religions sachen nicht aufgehalten, auch mit uberschickung der baierischen rethe schreiben und sonsten die vorbitte in deren von Wormbs und in der reussischen [Einfügung darüber: [unleserlich]] sache, solcher euer kfl. Gn. resolutionen allenthalben underthenigst gemeß erzeigen und vorhalten.
Ewern kfl. Gn. sollen wir auch underthenigst nicht bergen, das die anwesende kfl. pfaltzgrevischen rethe nuhn zum zweiten bey uns angesucht, das neben anderer anwesenden stende der augsburgischen confeßion vorwandten anher abgefertigten wir zur beratschlagung der religions sachen uns zusammen begeben und, wie die anzugreiffen und vorzubrengen, entschlissen wolten.
Ob wir uns nuhn woll ewer kfl. Gn. instruction und bevelichs zuerinnern, so hat doch uns und etzliche andere der augsburgischen confession vorwandte nicht ratsamb gedeuchtet, diese sache, ehe dem ire Mt. in furstehender diser Reichs vorsamlung die proposition thuen liesen, sonderbare raths vorsamlungen berurter stende zuhalten, vor angehörter proposition irer ksl. Mt. [84r] vorzugreiffen, die pabstischen, auch wol ire Mt. selbst zu nachdencken zuvorursachen und die stende unserstheils in irem furhaben zustercken, als wolten sie one erhaltung dieses puncts keine contribution willigen oder eingehen. Vorsehen uns auch underthenigst, euer kfl. Gn. werde mit solchem unserm bedencken gnedigst zufriden sein.
Heute und gleich itzo haben uns obberurte kfl. pfaltzische rethe schriefften zweyer bedencken in vorgemeltem religions punct ubergeben lassen, die wollen wir vorlesen und beratschlagen, auch ewer kfl. Gn. darauf underthenigst zuerkennen geben, wie weit bis auf ewer kfl. Gn. fernere gnedigste resolution auf den fall[?], wir deren eile halb nicht erwartten könten, wir uns [84v] hirinnen mit inen zuvorgleichen haben möchten.
Die ksl. Mt. wollen auf negst kunfftigen montag frue umb siben uhr (geliebs gott) proponiren lassen, inmassen dem Reichs marschalche albereit bevehlen, den anwesenden stenden und deren abgesandten solchs also an zukundigen, pfaltzgraff Ludwig ist von irer Mt. ersucht worden, wegen irer Mt. bei dem vortragen den eingangk zumachen.
Innerhalb wenig tagen vorsehen ire Mt. sich des churfursten zu Coln und des bischoffs zu Wurtzburgk ankunfften.
Auch, gnedigster herre, hat vor gestern pfaltzgraff Ludewig mich, Berlebschen, [85r] zu s. f. Gn. fordern lassen und vortrewlich erwehnet, wie s. f. Gn. gegen ewern kfl. Gn. dermassen freundlich gesinnet, das sie in allem deme, so ewern kfl. Gn. zu wider sein möchte, nichts gerne sich underwinden noch vornehmen wolten, so wehre auch s. f. Gn. bewust, wie sich der gefangne hertzog Johansfriderich gegen euern kfl. Gn. unfreundlich erzeigt und vorhalten. Nichts weniger aber hette der gefangene hertzog eine gute zeitt hero gebueset, were s. f. Gn. schwager, hette auch bevelich, bei euer kfl. Gn. für inen eine furbitte zuthun, so weren s. f. Gn. zu euer kfl. Gn. der freundlichen zuvorsicht, euer kfl. Gn. wurden s. f. Gn. eine vorbitte freundlich zu gut halten und dieselbe in unguthe nicht vormercken. Darauf ich s. f. Gn. notturfftig ausgefüret, [85v] wie es umb hertzog Johansfriderichs vorbrechung bewandt, wie hochlich er den gefasten unwillen bei der ksl. Mt. und ewren kfl. Gn. uber alles wolmeinendes, trewlichs vorwarnen vorursachet. Es haben aber s. f. Gn. vorgehende ursachen und sonderlich s. f. Gn. habende bevelich, auch das gutt vortrauen, so s. f. Gn. zu ewern kfl. Gn. truege, widerholet, hernach mir beiligent schreiben zugeschicket unnd ewern kfl. Gn. solchs gleich als das vorgehende mit deren post zuzufertigen, ersuchen lassen. Weil wir dan von s. f. Gn. sovil vornehmens bekommen, so haben wir solch s. f. Gn. schreiben gestern hinderhalten und, vorigem euern kfl. Gn. bevelich nach (ob wol von dem coburgischen ausschuße nach niemandts alhier ankommen), diese dinge an den hern vice[86r]cantzler doctor Webern gebracht und denselben berichtet, was von der landtschafft des choburgischen theils, hertzogk Hansfriderichs erledigung halb, eine furbitte zuthun, daselbst bedacht und geschlossen worden. Das auch euer kfl. Gn. allerhandt fernere nachrichtung hette, wie hefftig der churfurst pfaltzgrafe sich hirunter bemühete. Wan dan euer kfl. Gn. nicht zweivelten, es wurde ime und andern der ksl. Mt. rethen so wol als irer Mt. selbst bewust sein, wie vetterlich und trewlich euer kfl. Gn. sein selbst unheill zuvorkommen gemeinet und wie ungerne und beschwerlich euer kfl. Gn. zu solchem execution wercke zuerhaltung irer Mt. reputation und des algemeinem friden im Hl. Reiche sich gebrauchen lassen. Was ire Mt. [86v] gemelts hertzogen erledigung halb gegen ewern kfl. Gn. sich reversiret, er, der Vicecantzler, auch zuerwegen, zu was unfridt und unruhe dasselben erledigung sonderlich bei disen geferlichen zeitten in gemein gereichen wurde, so were euer kfl. Gn. gnedigs gesinnen in gnedigstem vortrauen an inen, als irer Mt. vornehmen geheimen rahte, do diese dinge albereit an ire Mt. gelangt oder noch kunfftig bei derselben anbracht werden mechten, er wolle ire Mt. dise dinge und sonderlich irer Mt. reverses aller underthenigst erinnern, und soviel an ime, es dahin richten helffen, das solcher vorbitte nicht stadt geben, noch dem reverß zuwider etwas geschlossen oder furgenohmen; inmassen von euer kfl. Gn. [87r] wir auch bevelich, solchs bei irer ksl. Mt. selbst also underthenigst zusuchen und anzubringen. Darauf er uns beantworttet, das ime nicht mehr bewust dan von einem pfaltzgraven, so bei irer Mt. hertzog Johansfriderichs erledigung halb angesucht, welchen er doch nicht genant, hette auch vor sich selbst woll zuerachten, wen solche erledigung erfolgen solte, zu was unruhe es gereichen wurde, hilte es derwegen nicht davor, das ire Mt. hirzu zubewegen. Das aber wuste er gar gewiss, das ire Mt. ohne euer kfl. Gn. willen und vorwissen hierinne nichts schlissen oder handlen wurde, hatt sich auch erbetten, diese erinnerung bei irer Mt. anzubrengen, auch der magdeburgischen insinuation halb in gleichnus widerumb zuvermahnen[?]. Do nu[?] [87v] auf den punct der erledigung ire Mt. sich nicht also ercleren wurden, das man irer Mt. gemuts gewiß sein möchte, so wollen wegen euer kfl. Gn. wir ire Mt. selbst ersuchen, und sonsten diese sache bei doctor Webern und anderen irer Mt. geheimen rethen, denen dise dinge unsers erachtens zuvertrauen, in guter acht[?] haben, auch was sich darunter zutregt und uns zuvornehmen muglich, ewern kfl. Gn. underthenigs vleisses jeder zeitt zuerkennen geben.
Wir beide, Berlebsch und Eilenbeck, seint heute von einer person, so nicht keiserlicher diener, in vortrauen berichtet, wie die zwene, so von des Bathori bottschafft, alhier ankommen (davon in jungstem unserm schreiben euern kfl. Gn. wir underthenigsten bericht gethan), der eine [88r] des Bathori diener, der ander einer von den rebellen sein und dieselben itzo in geheim alhier mit irer Mt. auf diese ire vorschlege handlung vorsuchen sollen, das ire Mt. des konigreichs Poln sich bei leben des Bathori nicht annehmen wollen. Und weil nicht zuvorhoffen, das er mit der konigin, seinem gemahl, leibsfruchte erzeugen werde, so solte alsdan nach absterben des Bathori das konigreich auf ire Mt. oder deren sohne einen fallen. Wie aber ire Mt. zu disem furschlage geneigt, solche konnen wir noch nicht wissen.
Des Laßky ankunfft ist man morgen alhier gewertigk. Wir haben heute hern Georg von Proßkoffsky besucht, welcher sich an einem feber innegehalten, hat inen aber nuemehr vorlassen, der[88v]selbige hat uns gebeten, euern kfl. Gn. seine underthenigste dienst zuvormelden, und ist ime gleich ein schreiben vom Laßky zukommen, welcher ime zuerkennen gibt, das er auf der post mit wenig kleppern anhero eile. Es wurde aber von herrn Georgen davor gehalten, das es von einem solchen gesellen genugk und es sein vorrath von pferden gar wehre und das er deren auch in Poln nicht mehr hette.
Der turcke sol etzlich mahl im Seiler kreiß, so jensseit der Seila an dem selbigen wasser ligt, eingefallen und leute wegkgefuret haben, und weil solche leute keine rettung gespuret, sollen sie sich bei 16.000 starck dem turcken notthalben ergeben haben mussen. Welchs alles [89r] ewer kfl. Gn., deren wir, underthenigs getrewes vleisses zudienen, schuldig, nicht vorhalten sollen. Datum Regensburgk, den 23. Junii anno 76.
Ewer kfl. gnaden
underthenigste gehorsame
eigenhändige Unterschriften: Erich Volgkmar von Berlebsch
Wolffgang Eylnbeck, Dr.
Hans von Berbisdorff
Andreas Paull, Dr. propria[?]