Bericht: Erich Volkmar von Berlepsch, Dr. Wolfgang Eulenbeck, Hans Eitel von Berbisdorff und Dr. Andreas Paulus an Kurfürst August von Sachsen, 1576-06-19
Textgrundlage: HStA Dresden, Markgrafschaft Meißen, Albertinisches Herzogtum und Kurfürstentum - Königreich Sachsen bis 1831 / Behörden und Einrichtungen der Erblande / Gesamtbehörden, Kommissionen und Gesandtschaften / 10024 Geheimer Rat (Geheimes Archiv) Loc. 10199/04, fol. 78r-82r
Durchlauchtigster hoch geborner churfurst, ewern kfl. gnaden seint unsere underthenigste gehorsame trewe dienste jeder zeit mit vleiß zuvorn. Gnedigster herre,
Nachdeme die röm. ksl. Mt. vor gestern sontags, wie ewern kfl. Gn. wir gemelts tags underthenigst zuerkennen geben, gott lob glucklich gegen abents zwischen vier und funf uhren alhier ankommen, so haben bey irer Mt. wir uns volgends tags durch den hern von Trautson allerunderthenigst angeben lassen, darauf ire Mt. uns nach solchs tags umb die vier uhren nachmittags zur audientz ansagen lassen. Doselbst irer Mt. wegen ewer kfl. Gn. wir deren reverencial[?] erbieten aller underthenigst vormeldet und ferner fürbracht, was euer kfl. Gn. uns in deren instruction, ewer kfl. Gn. nicht erscheinens und dessen entschuldigung halb, auch was unsere abfertigung und volmacht, die anhero [78v] gelegte post und ewer kfl. Gn. gegen irer Mt. und dem Reich underthenigs erbieten belanget, wie ewer kfl. Gn. uns ferner in gemelter instruction bei irer Mt. allerunderthenigst anzubringen, gnedigst auferlegt und bevohlen. Darnegst haben irer Mt. wir euer kfl. Gn. uns jungst uberschickt briefflein zu irer Mt. handen holdent1, deren bevelich nach, selbst behendigt, irer Mt. wegen ewer kfl. Gn. zu dieser furstehenden Reichs vorsamblung gluck gewundscht und letzlich gesucht und gebeten, das ire Mt. uber das jungst confirmirte rescript keiser Caroli hechstloblichster gedechtnus, den hinderstendigen krigs kosten betreffent, von der magdenburgischen belagerung herrurendt2, eine insinuation schrieft an gemelte stadt in deren Reichs cantzley aller[79r]gnedigst vorfertigen und uns zustellen lassen wolten.
Auf dis alles haben ire Mt. anfengklich der reverential erbietung halb vormeldet, das irer Mt. nichts liebers nach annemlichers, dan wan sie vornehme, das es ewern kfl. Gn. und den iren an leibs gesundheit und gluckfertigkeit dermassen erginge, wie ire Mt. aus unserm wegen euer kfl. Gn. angebrachtem zuentbieten gegen irer Mt. und die iren gnedigst und freundlich gesinnet, vormergkt.
Sovil aber ewer kfl. Gn. entschuldigung deren nicht erscheinens belangt, wusten ire Mt., was sie an ewer kfl. Gn. vor einen getrewen churfursten hetten und wie es ewer kfl. Gn. mit irer Mt. und dem gemeinen vaterlande getrewlich und gutt meineten, darumb wir [79v] wol zuerechten, wie gerne ire Mt. euer kfl. Gn. selbst personlich alhie gesehen. Wie dan ire Mt. euer kfl. Gn. offt schriefftlich und durch schickung derhalben ersuchen lassen3 , es hetten auch ire Mt. euer kfl. Gn. entschuldigung und vorhinderung vornehmen und wehren ire Mt. mit euer kfl. Gn. abfertigung unserer personen und anderer vorordenung halb gnedigst zufriden. Nichts weniger aber vorhofften ire Mt., es wurden die sachen vor endung des reichstags sich nach also anschicken, das sie ewer kfl. Gn. alhier sehen mechten. Ire Mt. hetten anhero geeilet, sovil derselben müglich gewesen, und nichts liebers gewolt, dan das sie den ersten Maii alhier erreichen[?] mögen, es were aber irer Mt. aus hochwichtigen vorgefallenen verhinderungen unmuglich gewesen. [80r] Und ob wol irer Mt. zimliche schwacheit zugefallen, so hette sie doch ungeacht derselben sich nicht geseumet und dem gemeinen werck zum besten, aufs ehist als müglich gewesen, sich anhero begeben und weren ire Mt., gott lob, gesundt, jedoch hinckent anhero kommen.
Das brieflein zu irer Mt. henden haben ire Mt. zu sich genohmen, gluckwundschung wegen euer kfl. Gn. zu furstehender diser Reichs vorsamlung gnedigst vormercket und irer Mt. vaterliche sorge und anligen des gemeinen vaterlandts halb ferner erwehnung gethan. Und sovil die gebethene insinuation schrifft keiser Caroli jungst confirmirten rescripts anlanget, haben ire Mt. vermutet, es wurden ewer kfl. Gn. [80v] in deren brieflein bei irer Mt. derenthalb auch erwehnung thun. Und wolten ire Mt. mit deren vicecantzler daraus[Falz] reden und die sachen aufsuchen lassen. Es kenneten auch ewer kfl. Gn. nue mehr[Falz] ire Mt. also, das dieselbig an irer Mt. geneigtem guten willen gegen ewer kfl. Gn. nichts erwinden liessen, wollen derwegen bei dem hern vicecantzler darumb ferner anhalten, und wan wir solch insinuation schreiben bekommen, es ewern kfl. Gn. ungesaumet underthenigst zufertigen.
Irer Mt. ist zu Straubingen ein zimlicher stein4 abgangen, hernach haben sie widerumb ruhe gehabt, und ist dismals das grieß5 irer Mt. mit einem (underthenigst mit reverentz zumelden) grossen untewen[?] brechen und hertzpuchen ankommen, welchs irer Mt. [81r] zuvorn in dergleichen beschwerungen nicht also zugefallen sein soll.
Gestern nach dem essen ist pfaltzgraff Philips Ludewigs gemahl bei irer Mt. gewesen, hernach haben ire Mt. der churfursten abgesandten audientzs vorlihen. Und heute vor mittag umb acht uhr ist die pabstliche bottschafft der cardinal Moron zue audientz erfordert. Wan aber die proposition solle geschehen, davon vornimmet man noch nichts eigentlichs, und wil gesagt werden, ire Mt. wollen noch etzlicher chur- und fursten ankunfft, deren sie sich forderlich vorsege, dormit erwartten.
Von zeittungen schreibet an die ksl. Mt. der alte Ilsungk, wie her Carl Fucker aus dem Niderland gegen Augsburg geschriben, das der konig zu Franckreich [81v] mit tode abgangen sein sol, es ist aber davon sonsten keine fernere zeittung alhier. Was von gemeinen zeittungen aus Franckreich vorhanden, davon thun ewer kfl. Gn. wir beiligende abschriefft underthenigst ubersenden6.
Der weyde Bathori sol eine bottschafft und schickung anhero under wegs haben, von derselben seint irer zwene alhier albereit ankommen, davon ist bevolen, sich in der herbrig zuenthalten. Wie wir berichtet werden, sollen die, so ankommen, sich vornehmen lassen, das sie vorhabens, bei den stenden, der bezichtigung und auflage halb, sich zuentschuldigen, als wolten sie dem turcken die thür in Deutschlandt offenen. Sollen zu gutter nachtbarschafft sich erbieten wollen, wo ferne man sich gegen irem erwölten konige [82r] friedlich erzeige und sie zu erforderung des tatern7 oder anderer hulffe nicht vorursacht.
Des Laßkens ankunfft ist man morgendes tags alhier gewerttig.
Des hertzogen von Saphoi gesandter hat bei uns ansuchen lassen, euern kfl. Gn. beiligent schreiben an dieselbig holdent zu ubersenden und haben euern kfl. Gn. solchs alles underthenigs nicht vorhalten sollen, deren wir, gehorsams getrewes vleißes zudienen, uns jeder zeit schuldigk erkennen. Datum Regensburgk, den 19. Junii anno 76.
underthenigste gehorsambe
Andreas Paull, Dr. propria[?]