Replik des Kaisers zum 1. Hauptartikel (Türkenhilfe) (1576-08-09)
Textgrundlage: HHStA Wien, MEA RTA 72/2, fol. 167r-183v
Replic der röm. ksl. Mt. uff der stendt erst bedenckhen in 1. puncto der türckhenhilff. Präs. Regenspurg, nona Augusti anno 1576. Lectum 10. Augusti anno 1576 a prandio, Ratisbonae.
Die römisch kaiserlich, auch zu Hungern und Behaim kunigclich Majestat, unser allergnedigister herr, haben ir verlesen lassen, was die anwesenden churfürsten, fürsten und stendt, auch der abwesenden räth, pottschafften und gesandte, sich auf den ersten artikel irer ksl. Mt. proposition in antwort ercleret und nach ertzelung etlicher irer obligen der tewren zeiten, abgang der commertien, erlittner durchtzüg, schedlichen gefrier und wassergüssender begerten türckenhilffen halben erpotten.
Nuhn seindt gleichwol irer ksl. Mt. angeregte beschwerungen gueten tails unverporgen, derenwegen sie auch mit churfürsten, fürsten und stenden ein christlich und gnedigs mitleiden tragen und nichts liebers sehen noch von dem allmechtigen wünschen wolten, dann das dieselben durch seine güete von dem geliebten vatterlandt miltigclich weren abgewendet worden.
Dieweil aber solche teurung, mißwachs, gewesser und andere straffen nit allein die stende, sonder auch ire ksl. Mt. und derselben underthanen und landtschafften nit lang verruckter zeit vil jar nacheinander eben so wol betroffen und also gemaine beschwerungen und obligen seyen, welche dißfals in ainer so eüssersten nott und gefahr, so der gantzen christenhait, fürnemblich aber dem geliebten vaterlandt teütscher nation gleich vor der thür und auf dem rucken ist, [168v] pillich nit angetzogen werden noch die begerte unumbgengcliche[Falz] rettung und hilffen verhindern sollen, so hetten sich darumb[?, Falz] ir ksl. Mt. einer merern, ersprießlichern und wilfärigern antwort versehen , sich auch nach glegenhait der ertzelten und vor[Falz] augen schwebenden höchsten türckischen gefahr und gewissen ver[Falz]derbens gentzlich getröstet, es wurden inen die stendt solche irer[Falz] ksl. Mt., derselben christlichen künigreich und landt und so viler tausent christlicher seelen eüsserste erbarmbliche betrangnus und undergang und daher irer selbst als nach inen der nechstgesessnen antroendes verderben etwas tieffer zu hertzen geen lassen und sich demnach also angegriffen und betzaigt haben, das nit not gewesen, disfals zu verlengerung der sachen und irer selbst beschwerung und uncosten weiter zu repliciern und vernere außfüerung zuthun.
Dieweil aber ir ksl. Mt. vermercken, dz ire glaubwirdige antzaig und ertzelung der türckischen gefahr wie auch irer Mt. eüsserste erschöpfung villeicht in etwas zweifel, hergegen aber der armen unschuldigen, an den türckischen grenitzen gesessner christen erbarmblich elendt, dienstbarkeit und verderbens nit, wie sich gebüret, zu hertzen getzogen werden will:
So könden ir ksl. Mt. nit umbgehn, wie gern sie es auch thetten und dißfals der stendt mit langer außfüerung verschoneten, [169r] dise gemaine höchste nott und gefahr , darinnen nit allain ir ksl. Mt. sambt deroselben nechstgesessnen künigreichen und landen, sonder gemeinlich die gantz teütsch nation des türcken halben schwebet, etwas weitleüffiger fur augen zustellen.
Und zweiflen erstlich ir ksl. Mt. gar nit, es sey menigclich bewüßt, von was geringem und schlechtem ursprung das türckisch reich und tyrannei angefangen und nunmer etliche hundert jar under dem ottomanischen geschlecht vermitelst vilfeltiger unerhörter und gantz wunderbarlicher victorien und hergegen jemmerlicher verhergung und außtilgung des gantzen orientalischen kaiserthumbs und viler anderer gewaltiger völcker und künigreich immerdar zugenommen und der christenhait dermassen auf den hals gewachsen, das man nit anderst erachten kan, dann das bemelter türck ein sondere straff und ruete1 Gottes über der christen sünde und derwegen mit so vilen fürtrefflichen sigen und zeitlichem glück begabet sey.
Dieweil dann nun biß dahero etlich hundert jar kain kaiser, künig, fürst oder anderer potentat baider, unter christen oder haiden, nit gefunden worden , der solchem mechtigen vheindt hette widerstandt thuen oder sich in die lenge vor ime aufhalten künden, sonder er alle die jhenigen, die sich nit [169v] zeitlich ime selbst underwürffig oder dienstbar gemachet, eintzwer[?, Falz] gentzlich außgerottet und vertilget oder ye under sein tyran[Falz]nisch joch dermassen gezwungen, das von denselben regimenten[Falz] nichts als die plosse gedechtnis vorhanden, und es aber eben yetzo an deme, dz dises grausam ungewitter[Falz] und unerleschlich fewer (ausser noch wenig reliquien, so von der cron Hungern überig) die löbliche teütsche nation begreifft und zwar derselben alberait auf dem halß und am hofzaun ist, da gleichwol ains tails des vheindts übergrosse macht und gewalt und seines reichs ymmerdar wachsende ermehrung, auch seines kriegs volcks und underthanen keckhait, gehorsam, disciplin und ordnung, des andern tails aber der christen trennung, unvermögen, ungehorsam und erkalte gemüeter uns vor augen stehn, also das es disfals bei solcher ungleichait vast ein beschwerlich ding sein will, disem gewalt nur widerstandt zuthun, zugeschweigen ichtwas offensive gegen ime fürtzunemmen:
So ist leichtlich zu schliessen, warauf nunmer und sonderlichen bey yetziger zerrütten zeit und zertrennten christenhait des Heiligen Reichs beratschlagungen gericht sein müessen, da man sich anders dises schweren jochs entschütten2 oder zum wenigsten, biß der allmechtig ettwa pesserung verleicht, aufhalten will.
Daher dann ire ksl. Mt., auch dieweil sie aus erwegung aller diser umbstendt und sonderlich der erbärmblichen exempel so viler ansehenlicher künigreich, fürstenthumben, landtschafften und stett, welche diser mahometisch gewalt aufgefressen, befunden, das es in irer Mt. und dero künigreichen und landen vermögen allein nit sey, disem übermechtigem vheindt abbruch zuthun, der stendt selbst retlichem guetachten nach ire gedancken vil mer auf den friden dann den krieg gewendet und denselben auf maß, in irer Mt. kaiserlichen proposition weiter gemeldet und angetzaigt worden, nit one sondern mercklichen costen und unstatten auf nechstvolgende acht jar erhandelt und eingangen3.
Da nun churfürsten, fürsten und stendt sambt den rethen, potschafften und gesandten in irer antwort oder relation anfengclich ir ksl. Mt. ersuchen und pitten, solchen fridtlichen anstandt durch ire kriegsleüt an den gränitzen sovil müglich halten zulassen, danebens auch irem oratorn zu Constantinopel4 zubevelhen, das derselbig beim türckischen kaiser umb restitution dero unter wehrendem anstandt abgetrungner lande und heüser antzuhalten, daher sie villeicht vermainen wellen, da solches also beschehe und der friden irer [170v] Mt. tails gehalten, auch die berürte restitution ervolget, es solte[?, Falz] alßdann kainer sondern hilff oder anderer gegen verfassung[Falz] so hoch vonnötten sein:
Darauf künden ir ksl. Mt., sovil anfangs yetzo gemelte restitution belangt, churfürsten, fürsten und stenden sambt den rethen und pottschafften nit pergen, dz ire ksl. Mt. dieselbig[Falz] zum aller embsigisten, und zwar nit eins-, zway-, drey-, sonder zu vilmalen so schrifftlich, so mündtlich suchen und begern lassen. Es hat aber so weitt gefehlet, dz dieselbig ervolget, das auch irer Mt. oratorn dise außtruckliche antwort gegeben worden, wo er diser restitution etwas weiter gedencken oder derwegen verner anhalten wurde, dz es mit confirmirung des prorogirten fridstandts allerdings nichts und vergeblich sein solte5. Dabey es dann ir ksl. Mt. (dieweil solche heüser mit gewalt wider zuerlangen kain gelegenhait vorhanden) biß dahero auch haben müssen beruhen lassen.
Sovil aber die haltung des fridens und irer Mt. kriegsvolck auf den grenitzen berüert, da mögen ir ksl. Mt. mit bestandt und warhafftigem grundt sagen, dz sie ihres tails nit allein alles das jhenig, so die fridens capitulation mitpringet[?, Falz] und außweiset, getreulich und one abgang yederzeit gelaistet und noch zulaisten urpittig, sonder auch sonsten alles das, so un[Falz][171r]geverlich die türcken irritirn mögen, pestes vleiß verhüettet und vermitten, dasselb auch iren obristen, bevelchs- und kriegsleüten, gleichsfals zuthuen, zum öfftermalen ernstlich bevolhen und dieselben also in zaum gehalten haben und noch halten, dz sie zum öfftermaln ire veindt vor den thoren und pforten mit höchster ungeduldt anschawen und die armen leüt vor iren augen niderhawen oder hinweck füeren lassen müessen. Daher dann ettliche ursach nemmen, ire dienst zuverlassen und sich anderer orten, da sie gegen dem vheindt frey handlen unnd bißweilen ein peut erjagen künden, nider zuthun, und da ja ettwa ain außfall (yedoch gar selten) ervolgen mechte, beschicht doch solches alle zeit aus der türcken selbst mercklichen verursachen oder aber aus lauter armut des gemainen knechts, dieweil ire besöldung gar gering ist, dartzue die betzalung (von wegen obangedeuten unvermögens) vast langsam ervolget. Sonsten, wen es nit die höchste unumbgengcliche notturfft und gleichsam getrungne gegenwähr ervorderet, wurdt irer Mt. tails kain außfall gestattet. Welches man doch des andern tails nimmer gesichert noch enthaben sein kan, sonder gewiß ist, da die türcken nur die geringiste ursach oder gelegenhait zu prechung des fridens haben künden, das sie dieselbig nimmer versaumen und alle zeit, da man inen nur ain roß oder stuck viehe nimbt, sie dagegen zehen, zwaintzig seelen hinweg füeren. Da auch ir ksl. Mt. öffter[171v]mals auf des bassa zu Ofen6 ersuechen die restitution verordnen[Falz], mögen sie doch dieselb im gegenfal hinwider bey ime nit erlangen. Inmassen dan solches, wa nötig, mit vilen gantz neulichen exempeln überflüssig darzuthun, so aber kürtze halben diß orts underlassen pleiben. Zwar aber, und deme sey gleich wie im welle, so ist das gewiß und haben ire ksl. Mt. solches in dero kayserlichen proposition nach notturfft außgefürt7, neben deme es auch die teglich erfarung bezeuget, dz die haltung des fridtstandts nit an disem, sonder allain an dem widerthail steht, sintemal diser vheindt, man geb ime ursach oder nit, dannoch den friden und sein zusag nit lenger helt , als eben ime gefellt und er glegenhait hat, den christen etwas abtzuprechen, ungeachtet es sei gleich die capitulation aufgerichtet, confirmiret und beteuret, wie hoch sie welle, sonder so baldt er einen vorthail zuerjagen getrauet, gilt es ime alles gleich. Dessen dann, wa man nur ein wenig zuruckgedencken und sehen will, nit allein bey irer ksl. Mt. löblichen vorfaren, sonder auch irer Mt. selbst vilfaltige und gantz frische exempel vorhanden seindt, daraus man spüren und finden kan, das diser vheindt[Falz] under dem schein des fridens der christenhait mer schadens und abpruchs gethan und mehr landt und leüt unter sich gerissen hat dann in offnen kriegen und veldtzügen; [172r] wie solches die gewaltsame einnemmung etlicher viler heüser, davon in irer ksl. Mt. proposition weitleüffiger meldung beschehen8, sambt auch die veindtliche überfallung viler unterschidlicher örter und flecken und derselben eüsserste plünderung, brandt und verhergung sambt wegfüerung und niderhawung viler tausent christlicher seelen, so tails des nechst verflossnen jars under werendes fridens tractation, tails aber seit anhero nach beschlossnem und confirmirtem friden und sonderlich yetzo noch neulichst in irer Mt. hie sein vast an allen orten, fürnemblich aber auf der crabatischen gränitzen, fürgangen, gnugsam betzeuget. Dann desselben orts sie, die türcken, nit allain das schloß Wuschin (als ir ksl. Mt. den stenden vor wenig tagen wißlich gemacht9) und danebens die heüser Novigradt bey Petsch und Goßdantzkhi eingenommen, sonder auch verners, als sie vor Hrostowitz nichts richten künden, im abtzug den ortflecken Pötsch angetzündet und in grundt abgeprendt, auch in die zwaihundert seelen durch das fewer verderbet und hinwegk geschicket, also auch den flecken und castell Rassing nahent bey Copreinitz außgeprennt und die innwohner sambt weib und kinden gleichßfals hinweck gefüert. Dabey ist es aber auch nit verpliben, sonder ist der veindt weiters [172v] mit höres crafft für Goßdanski getzogen, dasselb beschossen, gestürmbt und undergraben. Und ob er gleichwol ungeschafften[Falz] dingen davon abgetzogen, so hat er doch gleich darauff Gossitz[?, Falz] Gradisch bei nechtlicher weil erstigen unnd ausgeprendt und das arm dienstvolck, so vil darinnen gewest, umbgepracht, und[Falz] dann ein vest orthauß, Zasin genant, eingenommen. Daher ervolgt, dz die fürnemmen haubtvesten auf der crabatischen grenitz, Wihitsch , und nechst darbey gelegne heüser dermassen an proviandt und aller hilff intercludiert, das dieselben one höchste gefahr nit mer künden entsetzt werden.
So seindt auch irer ksl. Mt. erst vor wenig tagen von irem geliebten bruedern, ertzhertzog Karlen zu Osterreich, aigentliche antzaig und schreiben zuekummen, darinn vermeldt, dz der türck auch auf der windischen grenitz eingefallen und nach eroberung zwaier castel, nahet bey Canisa gelegen, St. Jacob und Andt genennet, fürters bei St. Georgen Schloß ettlich und dreissig haramia nidergehauen und gefangen, das dorff Ilia oder St. Gilgen in perksteten10 zunegst bei Schembnitz ausgeprennt und dann am nechsten sontag, den zweiunndzwaintzigsten Julii, in die funftzehen dörffer in Raaber podem11 ausser[Falz]halb Canisa auf Rackerspurg zue aufgehebt, verprendt, [173r] viehe und leüt hinwek gefüert und mit mercklichem schreckhen und flucht des armen landtvolcks biß auf drey meil naher Rackerspurg gestraiffet12.
Und ob wol dise ding alle anders nit, dann wie yetzo vermeldet, im grundt, ja auch noch vil erger beschaffen, dannoch aber, dieweil sich ettwa leüt finden, die solche erbärmbliche nott in zweifel ziehen möchten, so wolten ir ksl. Mt. nichts liebers, dann das von wegen gemainer stendt etliche personen zu selbst augenscheinlicher besichtigung derselben verordnet wurden. Noch vil mer aber erscheint dises veindts unbestendigkait und fridprüchig gemüet aus deme, dz er seiner unersettlichen bluetdurstigkeit nach sich noch ymmer ye mehr und weiter gegen teütscher nation eintringet und auch die jhenigen craiß, spanschafften und fleckhen, deren er sich zuvorn niemals angemasset noch dartzue ainiche ansprach gehabt, durch tegliche vervolgung und betrangnus mit fewr und schwerdt dahin tringet und zwinget, dz sie sich ime gleich so wol als ir ksl. Mt. huldigen und zinßbar machen, ja auch letzlich gantz aus irer Mt. subjection ziehen und ime allein underwerffen mussen. Wie er dann durch solchen weeg der erzwungnen [173v] huldigung in gar wenig jaren sein dition umb etlich vil meil weegs und gar biß an die Raab herauffen und baide österreichische und steyrische gränitzen erweitert und daselbst des graven von Serin13 und irer Mt. selbst underthanen in grosser antzal noch vor kurtzen tagen gehuldigt, auch andere vil mehr underthanen und spanschafften unter sich getzogen und an gewalt und mannschafft allein in Hungern dermassen zuegenommen hat, dz ime nit weiters vonnöten (wie er ettwa hievor thuen muessen), von Constantinopel und andere weit entlegnen orten[Falz] ein kriegsvolck, munition und dergleichen kriegsnotturfft heraus[Falz] zupringen, sonder nunmer solches alles gleich an der handt und grenitzen dermassen in beraitschafft hat, das ir ksl. Mt. und deroselben kriegsvolck gegen inen allein die hungerische frontier (eines offnen heertzugs zugeschweigen) mit mühe unnd höchster gefahr schwerlich aufhalten kunden.
Wann dann daraus leichtlich abtzunemmen, da man der stendt wolmainlicher erinderung nach den friden erhalten und sich vor disem so mechtigen vheindt nur etwas gefristen solle und welle, dz solches yetzo bemelter seiner unbestendigkait und arglistigkait und danebens übermechtigen gewalts halben nit mit ainem schlechten außtzurichten, sonder datzu [174r] ein gute, starcke, ordenliche und beharrliche defension , und nemblich eben das, davon in irer Mt. proposition erinderung beschicht14, unumbgengclich vonnöten sey: [Marginalie: 1.]Als erstlich, dz man die noch übrige grenitzen und heüser mit genugsamer besatzung an reutern und knechten sterckhe, die fürnemen plätz befestige und mit munition und proviant dermassen notturfftigclich und stettigs versehe, das dieselbig vor dem täglichen einfall und gewalt der türcken, so in Hungern seindt, wol gesichert und fürtershin der teütschen nation zu guetem also ungeschmelert erhalten werden mögen.
[Marginalie: 2.]Zum andern und neben demselben als gleich und bei zeitten auf ain ansehenliche eilende hilff und vorrath bedacht und gefast sey, daraus man auf zutragenden herauszug des türckischen kaisers [Marginalie: Turken kayser.] selbst oder da er ettwa ain bellerbegh oder bassa mit einem kriegshör heraus schickhete, notwendigen widerstandt und rettung thun möchte. Auf welchen baiden puncten das gantz defension wesen irer Mt. und des Reichs tails beruhet.
Und aber, sovil anfengclichs die besetzung und verwahrung der grenitz belanget, menigclich offenbar und wißlich ist, wie trefflich hoch und vil nit allein der ksl. Mt. und [174v] derselben nechstgesessnen landen und leüten, sonder auch dem[Falz] Heiligen Reich teütscher nation und gemainlich der gantzen christenhait an langer erhaltung, gueter befestigung, besatzung[Falz] und verwahrung der hungerischen und zypsischen, crabatischen und windischen gränitz gelegen, sintemal ye dieselbig noch das ainig propugnakel und vormaur ist, dardurch biß dahero (nechst Gott) dem veindt sein pluetdurstig fürprechen in die teütsche nation abgewehret und dieselbig vor seinem tyrannischen[Falz] gewalt in ruhe und friden erhalten worden, hergegen aber leichtlich zuermessen, wo dise grenitz, das Gott verhüette, einmal solte verloren und zuruckgesetzt werden , was eüsserster jamer und nott diß untreglichen veindts halben dem Teütschlandt auf den halß wachsen wurde, dieweil der enden weit und prait kain einige frontier oder solche plätz, die dartzue möchten in eyl zugericht oder gevestigt werden, nit verhanden und der enden in teütschen landen der krieg vil schwerlicher und gefarlicher als in Hungern (da dannoch noch etlich veste plätz und leüt zu finden, die den veindt kennen und sein art zu kriegen wissen) sein würdt. Dann ime alßdann alle thür und gelegenhait nit an einem, sondern vil underschidlichen orten dißseits und jhenseits der Thonaw [175r] in Teütschlandt einzuprechen, frey und offen stunden und hergegen den übereilten christen, gegen solchem des veindts unversehnem gewalt ein newe frontier zubefestigen, (ob man es auch gerne mit zehenfeltigem costen thun wolte) so baldt, als wol von nötten, gantz schwer sein; neben dem, dz auch hiedurch der teütschen nation alle handtierung, proviandt an wein, traidt, fleisch und viler anderer notturfft, so bißhero den Thuenawstrom und aus Hungern und Österreich in tewrungs zeiten herauf kommen, gentzlich abgestrickht wurden und hergegen dem vheindt solche herrliche fruchtbare landt und strom zu merung seines gwalts zukemen; vil andere untzeliche beschwerungen, verhergung, jammers und ellendt, so aus solchem verlust ervolgten, zugeschweigen.
So ist ja das auch lauter am tag und werden es die anwesenden churfürst, fürsten und stende sambt der abwesenden rethen und pottschafften aus beiverwarter vertzaichnus aller grenitz heüser vom adriatischen möhr an biß an Sibenbürgen, wie die yetziger zeit besetzt und was für kriegsvolck darinnen ordinarie underhalten [Marginalie: A.]würdt, mit A, dann auch dem überschlag, was noch weiters auf derselben besterckung, auch erpawung, munition, proviantierung und andere unvermeidliche [175v] notturfft (alles aufs gnauest und engest eingetzogen) erlauffe, mit B getzaichnet [Marginalie: B.], augenscheindlich befinden und[Falz] die raittung leichtlich machen künden, das solch werck, nemblich ain solche weitschwaiffige grenitz in paw, pesserung, stetter besatzung, munition und proviantierung zuerhalten[Falz] und gegen einem so mechtigen grimmigen veindt zuvertaidingen, in irer ksl. Mt. und dero kunigreichen und erbland en[Falz] macht und vermögen allein nit sey, sintemalir Mt. uber und neben dem jhenigen, so die stendt des Heiligen Reichs yeweils guthertzig und mitleidlich gewilligt, alles ir vermügen an landen, leüten, parschafft und letzlich auch ir selbst aigne cammergüeter mit aufbringung viler million eingepuesset und zugesetzet und sich nunmer dermassen entplösset haben, dz sie auch die yetzige geringe besatzungen weiters nit erhalten noch erschwingen könden. Daher auch ervolget, alldieweil die frontir mit15 notwendiger besatzung, munition und proviantierung nit versehen und das kriegsvolck zu ordenlichen zeiten nit betzalet werden kan, auch vast keins orts die gebürlich antzal kriegsvolcks noch auch also gerüsst, wie sich wol gepüret und von nöten, dartzue kain entsatzung oder zuetzug vorhanden, das immer ain platz und hauß nach dem andern[Falz][176r] zuesehendt dahin geht und verloren würdt. Dann obwol ir ksl. Mt., wie sie bißhero gethan, noch verners alles ir vermögen gern darstrecken wolte, dero gehorsame landtschafften und underthanen auch noch immerdar das peste thuen und getrewlich bey irer Mt. aufsetzen, so ist doch das vermögen eines und des andern orts laider nimmer da, sonder seindt ir ksl. Mt. durch so vilfeltige langwirige außgaben dermassen erschöpffet und danebens dero güeter und einkommen also beschaffet und mit schulden beladen, das ir ksl. Mt. weiters also zuvolgen16untreglich, sonder nunmer die höchste unvermeidliche und unumbgengcliche notturfft sein will, da anderst die bemelte grenitz und nach derselben das geliebte vaterlandt teutscher nation vor dem türckischen gewalt weiters erhalten und gesichert pleiben soll, auf obangedeute, under B vertzaichnete weeg [Marginalie: B.]einer sterckern, immer wehrenden besetzung derselben zu sambt auch auf den fall destürckischen sultans oder seiner bassa vorhabenden heertzugs einen starcken eilenden widerstandt zugedencken und solches yetzo als gleich ins werck zurichten, damit man auf des vheindts verner einprechen (des er stetts im werck ist) zur gegenwehr onseumig gefast sey.
Ob dann nun dem wesen durch dises der stendt erpietten des jerlichs vier monatlichen ainfachen romzugs (welcher sich an gelt, da er auch gleich völlig und one allen abgang betzalet wurde, nit gar auf dreimal hunderttausent gulden[Falz] erlauffet) geholffen und daher obgerürte notturfft zu nur[Falz] ettwas defension und aufenthalt der frontirn, eins offentlichen heertzugs zugeschweigen, möge bestellt und versehen werden, das könden ir Mt. nit finden noch verstehn. Einmal werden churfürst, fürsten und stendt sambt den rethen aus obangetzognen beiligenden vertzaichnussen17 clärlich und außtrucklich vernemmen, dz ire ksl. Mt. jerlichs allain auf die yetzige ordinari besatzungen der grenitz sambt der sterckung und zusatz, so ir Mt. in disen gefehrlichen leufften notwendig datzu thuen muessen und der yetzigen grenitz vertzaichnis miteinverleibt worden ist, über sechtzehen malhundert tausent guldin auflauffe; gleichsfals auch daraus vermerckhen, was noch weiters auf die besterckung und zuesatz derselben, so sich auch auf etlich hundert tausent gulden erstrecket, gehörig sey, also auch, was man[Falz] nottwendig zu erpawung etlicher vesten, item geschütz und munition und dergleichen kriegs notturfft aufwenden musse. [177r] Welche alle auf ein solche hohe summa anlauffet, das aus diser bewilligung kaine, die wenigste deren notturfften kaum bestellet und verrichtet werden kan. Ir Mt. wellen yetzo nit erholen, was dero allain auf die praesent, verehrungen und schickhungen zu erhaltung des fridens jerlich aufgeht. Welcher costen allein, da er solte von diser der stendt bewilligung verrichtet werden, wurde daran der halb tail nit übrig pleiben, nichst desto minder aberdie andern verlag und außgaben alle irer ksl. Mt. allain auf dem halß ligen. Welches doch irer ksl. Mt. versehens die stende, reth und pottschafften mit nichten pillichen werden, sintemal die sach ja nit irer Mt. und irer nechstgesessnen osterreichischen, sonder des gantzen Teütsch Landes und Heiligen Reichs gemain ist, die sich derselben nit allain disfals als irer mitglider billich annemmen, sonder auch irer selbst antroenden gefahr und höchsten notturfft halben in zeitten und da noch zum retten mittl und weeg verhanden, dem fewr treulich abwehren helffen sollen und damit nit vertziehen, biß es ire selbst dachung und heüser gleichsfals ergreiffet, da man dann gerne helffen wurdt wöllen, aber damit zu spat kommen und alle glegenhait versaumbt haben.
Dem allem nach wellen ir ksl. Mt. die anwesenden churfürsten,[Falz] fürsten und stendt und der abwesenden reth, pottschafften und gesandten nochmals gantz freundtlichs, gnedigs und vätterliches[Falz] vleiß ersuchet und ermahnet haben , sy wellen doch alle und yede in irer kayserlichen proposition und diser replic schrifft eingefürte umbstendt und glegenhaiten, fürnemblich aber die höchste und eüsseriste, so wol inen selbst als irer Mt. und dero landen obligende nott und gefahr des fürgeliebten[!] vaterlandts teütscher[Falz] nation mit rechtem christlichen ernst und eifer zu hertzen furen und sich auf ir ksl. Mt. proponirte underschiedliche begern baide, ainer eilenden als auch beharrlichen hilff und verwarung der grenitzen halben, gnugsamblich und also ercleren, das man angeregte bestellung und notturfft in einem und dem andern davon gehaben und also den sachen einmal würcklich und im grundt helffen , ire ksl. Mt. auch und menigclich spüren müge, es lassen inen die stendt das hail, wolfart und erhaltung des gemainen vatterlandts zu sambt auch irer armen, nechst dem veindt gesessner mitchristen höchste betrangung und erbärmblichen undergang brüederlich und von gantzem hertzen angelegen sein und zu rettung derselben das zeitlich nit ansehen.
Dann es ye einmal an dem ist, wo dißmals nit mit ernst und eifer stattlich geholffen, das anders nichts als gewüsser verlust berürter grenitzen und nachvolgents ein gemeiner unwiderbringlicher schad und verderben teütscher nation zu gewarten. Welches zuverhüeten und zuvorkommen, ir ksl. Mt. obligenden kayserlichen ampts und pflichten halben alle solche notturfft und vor augen schwebende eüsserste gefahr, deßgleichen auch ir Mt. und dero erschöpfften und gantz außgematter landen unvermögen, wie es alles am ime selbst beschaffen, churfürsten, fürsten und stenden frey rundt eröffnen sollen und wellen. Da nun dasselbig von ir Mt. dermassen, wie es vätterlich und treuhertzig gemainet, aufgenommen und dem wesen mit gemainem zuthun und rath (als man gemainem vaterlandt vor Gott, der natur, rechts und pillichait wegen zuthun schuldig ist) geholffen würdt, so haben ir ksl. Mt. und alle dero nachkommen ursach, solches gegen den stenden in aller danckbarkeit zuerkennen und sambt iren getrewen landtschafften und underthanen alles ir vermögen an leib, guet und pluet völlig zuetzusetzen; wo aber nit und dise irer Mt. so wol gemainte getrewe verwarnung und ermanung vergeblich sein und ir ksl. Mt. [178v] uber alles ir versehen nit mit einem mererm begegnet werden solte, so müesten zwar ir ksl. Mt. gleichwol die sach dem allmechtigen walten lassen und was ir darüber für nott und verlust weiter zustunde, mit andern geduldig gewartten, sich aber danebens vor Gott und aller welt und sonderlich zu aller nachkomenden posteritet frey offentlich und rundt betzeugen, das ir ksl. Mt. disfals irem ambt und pflichten ein genugen gethan, bey dem Heiligen Reich und gemainem vatterlandt teütscher nation das ire getreulich aufgesetzt und die antroende gefahr zu rechter zeit entdecket, auch alles das jhenig, was zu abwendung derselben und verhüettung christlichs bluetvergiessens immer dienlich gewesen, treulich erindert, geraten und gehandlet und derwegen an kunfftigem verderben und verlust so viler christlichen seelen und der löblichen teütschen nation nit ire Mt. sonder die jhenigen, so ir Mt. trewhertzige warnung und ermanung in windt geschlagen und ire Mt. und sovil tausent armer christen in iren eüssersten nöten verlassen, schuldt und ursach tragen.
Und wiewol ire ksl. Mt. churfürsten, fürsten unnd stenden in solcher irer unvermeidlichen mitleidlichen [179r] bewilligung, wie und welcher gestalt die angelegt und eingepracht werden soll , waß vortzuschreiben nit gemaint, inmassen sie dann dasselbig in irer proposition zu der stende bedencken gestellt18 und inen nochmals gern haimbgeben: Dennoch aber, dieweil ir ksl. Mt. aus beschehner relation vermercken, das man abermaln auf den romzug gehn19 und villeicht vermainen will, weil derselbig weeg biß dahero am gebreuchigisten gewesen, er solle auch nit weniger außtreglich und der sachen fürderlich sein, welches aber ir ksl. Mt. biß dahero nit befinden mögen, sonder vil mehr im werck gespüret, das solcher weeg des romtzugs von wegen mercklichs abgangs viler moderirter, außgetzogner, erarmbter und auch verlorner stendt nit allein gar nit außtreglich, sonder auch, wann er gleich auf etlich jar bewilligt, dennoch kaum zu järlicher underhaltung der frontier, vil weniger zu einem gnugsamen vorrath eines offnen kriegs erkleken kündte und neben demselben nit wenig vertzugs und ungleichait, dartzu allerhandt mißverstendt und beschwerungen baide, zwischen den stenden und underthanen, erreget. Inmassen dannir ksl. Mt. solches unter nechstgehaltnem reichstag zu Speier auch erinderung gethan20 und seit anhero in einpringung [179v] dermals bewilligter hilffen nit one mercklichen nachtail erfaren hat:
So hielten ir ksl. Mt. darumben darfür, sintemal berürter weeg des romtzugs so wenig erklecklich und merertails allein den armen underthanen beschwerlich, es köndte ettwa auf andere, mehr außtreglichere und gleichmessigere mittel, [Marginalie: Petitio 1.] als nemblich den gemainen pfenning, gedacht und derselbig dennoch dermassen gemiltert und so fürdersam angestelt werden, dz man daher die obberürten notwendigkaiten baider hilffen one sondere des armen manns und menigclichs beschwerung erlangen und im gantzen werck umb sovil mehr glücklichs vortgangs und segens von dem allmechtigen gewarten möge.
[Marginalie: 2.]Zum fall aber diser fürschlag des gemainen pfennings die stende für bedencklich ansehen wolte, so vermainten ir ksl. Mt., das dem wesen ungeverlich auf nachvolgenden weeg zuhelffen sein solte: Nemblich das erstlich chur- und fürsten, geistlich und weltlich, von wegen irer cammergüeter nach glegenhait derselben sich selbst anschlagen und solcher anschlag nach eines yeden vermögen leidenlich gemacht werden möchte.
Zum andern die gemainen geistlichen, als prelaten, abbtissin, thumbcapitl, halbe und viertel stifft, tomherrn, canonicen, vicarien, altaristen, beneficiaten und pfarherrn, sie seien gleich exempt oder unexempt, mediate oder immediate im Reich gesessen, durchaus auf den zwaintzigsten pfenning alles ires einkommens angeschlagen, also das von yedem zwaintzig guldin einkommens ein gulden betzalt werden soll. Welches sie sich dann umb sovil weniger zubeschweren, dieweil wissentlich, das sie bey andern künigen und potentaten, ja auch von der bapstlichen Heiligkait selbst und nit in so grossen nöten und gefehrligkaiten, die yetzo das gemain vaterlandt begriffen, mit vil höhern anlagen, als des zehenden pfennings, und noch darüber mit verpfendung und verkauffung irer güeter beleget werden.
Item das graven, herrn und vom adel (dieweil dieselben sonsten zu andern kriegs- und herrn diensten verpflicht und gebraucht werden)den dreissigsten pfenning ires einkommens erstatten.
Item das die Reichs stett für sich und ire burgerschafft den anschlag auf den zwaintzigisten pfenning machen.
Item dz die underthanen durchaus yeder sein vermögen und einkommen (ausserhalb der varnus21) auf den dreissigsten pfenning versteuren.
Letzlich aber die juden den zehenden pfenning betzalen sollen22.
Solten aber auch die stendt etwa andere nehere und außtreglichere weeg und mittl wissen, dardurch dem wesen ersprießlich zuhelffen sein mechte, deren wellen sich ir ksl. Mt. nach vernemmung derselben mit inen auch gerne vergleichen.
Und dieweil dise durch ir Mt. vorgeschlagne mittl, da die stendt (ir Mt. entlichen versehen nach) das ein oder das ander inen gefallen lassen, etwas gute weil, biß sie in richtigkait pracht, ervordern, dagegen aber die vor augen schwebendt eüsserst gefahr kain vertzug leiden will , sonder der sachen dißmals und biß zu anstellung eines oder des andern mittels vor allen dingen geholffen werden mueß:
So ist ir ksl. Mt. verners gantz freundtlich, gnedigs und gnedigists begern, es wellen churfürsten, fürsten und stendt sambt den rethen, pottschafften und gesandten allein[Falz][181r] zu yetzo vorsteender nott und damit dieselbig one seumnus abgewendet und verner verlust der grenitz heüser vorkummen werden müge, noch diß sechsundsibentzigisten jars ein gantzen romtzug auf zwölff simpel monat guthertzig bewilligen [Marginalie: Anno 76. 3.]und an demselben den halben thail schieristkunfftigs Martini, den andern halben tail aber auf Liechtmesß annahenden sibenundsibentzigisten jars gewißlich erlegen und richtig machen.
Und wiewol ir ksl. Mt. wol sehen und gern bekennen, dz solche termin vast kurtz und villeicht etlichen stenden beschwerlich fallen mechten, dennoch aber, dieweil die hohe unvermeidlich notturfft dißfals kain einstandt leiden will, bevorab weil man nit wissen mag, wo der türck (wie alberait vor augen) unversehenlich noch weiter einprechen mechte, und es ye anders dißmals nit sein khan, dann das die verlag an gelt da sein mueß, so haben ir ksl. Mt. auch, solch begern neben dem andern zuthuen, keins wegs umbgehn künden, und seindt des unzweifenlichen versehens, ob ye churfürsten, fürsten und stendt ire angebürnus in bestimbter zeit von dem iren nit einpringen könten, sie werden dißfals die scheinbare nott der glegenhait fürsetzen und ir ksl. [181v] Mt. in dessen aus iren cammern mit ainer ansehenlichen summa paren gelts die handt pietten. Daher alßbaldt gegen dem vheindt auf der frontier notwendige versehung beschehen möge.
Doch das hiedurch die andern obberürte begerte baide eilenden und beharrlichen hülffen zu abtreibung eines türckischen selbst personlichen oder bellerbeghen heraus zugs, auch stetter verwarung der frontier nit zuruckgesetzt, sonder dieselben nichts destominder neben disem romtzug, so allein auf yetzo erscheinende nott und diß sechsundsibentzigist jars gesucht wurdt, yetzo auch alsgleich beschlossen und verabschidt werden.
[Marginalie: 4.] Zum unversehenen fahl aber, dz in vorgehender berathschlagung des gemainen pfennings oder auch des andern fur[?, Falz]geschlagnen mittls halben solche difficulteten einfallen solten, dz man jhe damit nit vort- oder aufkommen könte, so versehen sich ir ksl. Mt. entlich und untzweifenlich, wellen auch solchs hiemit freundtlich, gnedigclich und gnedigist begert haben, es werden churfürsten, fürsten und stende neben yetzgemeltem diß sechsundsibentzigisten jars begerten einfachen romtzug zu yetziger nott noch verner [182r] die nechstvolgenden fünf jar nacheinander yedes ein doppeln romzug, das ist vierundzwaintzig simpel monat, unwaigerlich bewilligen und zu den bestimbten terminen und orten erlegen lassen. [Marginalie: Cesar begert auff 5[?] jar jedes jars 24 monatt.]
Und damit churfürsten, fürsten und stendt sambt den rethen und pottschafften aigentlich spüren und sehen, wie mit den hilffen, so sie bewilligen, umbgangen, und das dieselben zu kainen andern sachen, geprauch oder nutzen, dann dahin sie gemaint, angewendet werden, so mögen ir ksl. Mt. nit allein wol leiden, sonder wellen auch hiemit begert haben, die stende wellen alle solche hilffen durch ire aigne geordnete muster- und pfenningmaister zur kriegs notturfft außtzalen lassen, danebens auch etlich kriegs erfarne personen, die irer Mt. kriegsrath beiwohnen und alle sachen zum besten dirigirn und handlen helffen, verordnen.
Also auch, auf das die stende wissens entpfahen, wie ir ksl. Mt. das kriegswesen auf der grenitz antzuordnen und was ir ksl. Mt. zu sambt derselben landtstenden und underthanen dabey zuthun und zulaisten, deßgleichen wie sie die versehung bemelter frontier unter sie außtzutailen gemaint , so haben ir ksl. Mt. dasselbig alles in ain sondere schrifften verfassen lassen, welche hieneben den stenden mit C getzaichnet [Marginalie: C.] zu irer verpesserung und vernerm nachgedencken übergeben wurdt.
Dann ye irer ksl. Mt. entlich gemüet, synn und mainung anders[Falz] nit ist , dann das sie alle dise ding, das gemain hail und wesen anlangendt, erbar, aufrichtig und treulich handlen, und wie sie den stenden der obligenden gefahr halben nicht verhalten, also auch an zuesetzung alles ires zeitlichen vermögens nichts sparen noch manglen lassen wollen.
Was dann sonsten die übrigen bedencken bei disem artikel, und anfengclichs wannen hero die stendt das jhenig, was bewilligt, und an was ortten erstatten, wie auch wider die seumigen und ungehorsamen procedirt, deßgleichen wie es mit den außgetzognen stenden gehalten werden soll, das alles möchte irer Mt. ermessens in baiden eilenden und beharrlichen hülffen auf den buchstaben des abschiedts, anno sechsundsechtzig zu Augspurg publicirt, gericht; allein der spaltigen mainungen halben, so im churfürsten rath fürfallen23, der zuesatz geschehen, [Marginalie: Clausula zum abschiedt.] dz wider denselben abschiedt und herkommen niemandt mit der thatt beschwert werden soll.
Und wiewol auch ir ksl. Mt. biß dahero befunden, das sich auf andere außlendische hilffen in dergleichen nottfellen wenig zuverlassen , so wellen doch ir ksl. Mt. nichts desto weniger der stendt wolmainlichem bedencken nach bei denselben und andern angedeuten orten gern an[Falz][183r]suchens thun und disfals an irem eüssersten vleiß gar nichts manglen lassen.
Unnd solches alles haben ir ksl. Mt. den anwesenden Kff., fürsten und stenden, auch der abwesenden rethen, pottschafften und gesandten auf beschehne relation zu irer erclerung freundtlich und gnedigclich nit wellen verhalten; der entlichen unzweifenlichen zuversicht, sie werden nachmals die obangetzaigt höchste und eüsserste nott, darinn nit allein ir ksl. Mt. und dero künigreich und lande, sonder auch die gantz christenhait und fürnemblich das Reich teütscher nation diß bluetdurstigen grimmigen veindts halben augenscheinlich schwebet, zu rechtem christlichem eiferigem gemüet ziehen und zu abwendung derselben und rettung des geliebten vatterlandts und eines yeden selbst leib, weib, kindt, haab und guet sich dermassen angreiffen, das so wol der vheindt als auch gemainlich alle andere außlendische völcker und potentaten der löblichen teütschen nation dapfere zusamensetzung und würcklichen ernst in vertaidigung irer religion und vatterlandts spüren und daher desto mehr ursach haben mögen, ire veindtliche gedancken und anschleg von dero abzuwenden, hergegen aber die armen, an den grenitz gesessne hochbetrangte christen sambt irer Mt. anreinenden osterreichischen [183v] landen (dero ainige zuversicht nechst Gott zu des Hailigen Reichs stenden gericht ist) in solchen iren höchsten anligen widerumb ein hertz und trost schöpffen mögen und desto williger werden, zu sollicher gemainen rettung ir vermügen getröstlich auftzusetzen.
Solches begeren ire ksl. Mt. gegen churfürsten, fürsten und stenden, auch den rethen, potschafften und gesandten sambt und sonder, mit freundtschafft und gnaden yeder zeit zubeschulden und zuerkennen.
Siehe textkritische Fassung.