Antwort der Reichsstände zum 2. Hauptartikel (Landfrieden) (1576-08-03)
Textgrundlage: Wien HHStA, RK RTA 54a/2, fol. 170r-173v
Der stendt antwort in 2. articulo propositionis, landtfriden. Relation zum zweitten articul der ksl. proposition etc. Der stendt anttwort in 2. articulo propositionis, landtfriden. 2. Ubergeben 3. Augusti 76.
Die anwesende churfursten, fursten und stende, auch der andern abgesandten räth unnd pottschafften haben auch im rath darvon tractirtt unnd gehandeltt, was im andern articul der kayserlichen proposition vom landtfrieden und deßen executionß ordtnung der notturfft nach angeregtt, insonderheitt der mircklichen unnd hochschedlichen verordtnung[!] unnd mißpreuch halben, so in werbung und durchführung deß teütschen kriegsvolcks nhumehr ein guette zeitt im Heiligen Reich fast jährlichs furgelauffen und jhe lenger, jhe mehr, gemeiner worden, in dem dan nitt allein bey der röm. ksl. Mt. kein gepüerlich ansuchens noch auch leistung schuldiger caution bey den krayß obristen, zu- unnd nachgeordtnetten, inmaßen zu Augspurg unnd Speier hiebevor verabschiedett1, beschehen, sonder das auch ettliche an mehr ortten unnd enden die armen leuth mitt stilleger, atzung, nahm und anders zum eußersten beschwerdt etc.; mitt angehefften allergnedigsten underschiedlichen begeren, der stende und gesandten wolmeinendt bedencken ihrer Mt. darüber gehorsamblich zueröffnen etc.2
Was nhun den ersten puncten anlangtt, wie nemblich die jehnigen, so wider ihrer ksl. Mt. unnd des Heyligen Reichs publicirtenn landtfrieden fürsetzlich gehandlett, zu straffen, wißen sich die stende unnd abgesandten wol zuberichten, das nhun ettlich jahrn hero nacheinander viel werbungen, ahn- und durchtzügen im Reich furgangen, das auch wenig obersten, rittmaister, hauptt- unnd andere bevelchs leuth, so da geworbenn, gebüerliche anzaig und versprüchnüß, dan auch verbürgte versicherung, inmaßen jungst zu Speier verabschiedet3, gelaistett, auch theilß gahr keine versicherung thun noch sich selbst noch jemandt von ihrent wegen bey ihren geworbnen anziehenden kriegßleutten finden laßen wöllen etc. Darüber nitt wenig stende und derselben underthanen in vielwegen, wie dan in der ksl. proposition außgefürtt4, zum höchsten beschedigett wordenn. Derhalben würdt von ihnen, den stenden, räthen unnd gesandten, so woll zu erhalttung ihrer ksl. Mt. reputation alß auch gemeinenn friedlichen wesens unnd zu verhüettung fernern ärgerlichen unraths fast nöttig, recht unnd pillich geachtet, das gegen solche [171r] verprecher gepüerlicher ernst und einsehenß gepraucht sein will. Wan aber derselben ein zimblicher anzall, darumb allerhandt umbstende daruntter auch zubedencken, alß wurdt in gemeinem rath ermeßen unnd bedacht, das ihrer ksl. Mt. alß des Heyligen Reichs hauptt und obersten richter in aller underthenigkeitt heimbzustellen, was da gegen obberürtte betrüebern furzunehmen, wie unnd welcher maßen dieselbige zur verwürckten straff oder aussönung bey ihrer Mt. anzuhaltten, damitt andern zur gleichen nachfolg kein ursach geben, sonder ob ihrer ksl. Mt. unnd deß Heiligen Reichs hochbeteurten landtfrieden, auch darauff anno 71 außgangnen mandaten5 desto fester und steiffer gehaltten würde.
Wie aber und durch welche wege die zugefüegtte schäden und unkösten zuerfordern unnd einzupringen, in dem ist nechst zu Speier im Reichs abschiedt im versicul (Im fall dan die werbende)
6 ein guette, richtige maß und ordtnung [171v] geben, sunderlich das darüber die kraiß obristen, zu- und nachgeordtnetten summarie zuerkennen, zuermeßigen, auch zu exequiren oder andere kraiß obristen, zu- unnd nachgeordtnetten, daruntter der verprecher oder verpfändte güetter gelegen, zur execution zuersuchen haben. Dabey man es nachmalß bewenden laßett, dardurch auch den beschedigten auff nechstkunfftigen kraißtag ohnverzüeglich zur gepüerlichen erstattung in den kraißen verholffen werdenn soll.
Der ander punct, wan unnd welcher maßen den obristen, rittmaistern und andern bevelchs leuthen im Heyligen Reich kriegs leuth zuwerben erlaubtt sein soll etc.: Darüber ist in obangezognem speirischen abschiedt ein solche versehung verfaßett7, so die anwesende Kff., fursten und stende zusamptt der andern pottschafften dießer zeitt zuverbeßeren nitt wißen. Gleichsfalß laßen sie ihnen auch die daselbsten auffgerichte reitter bestallung unnd articuls brieff8 [172r] durchauß gefallen, doch das im kunfftigen Reichs abschiedt widerumb erclertt unnd bevolhen werde, darob mitt schuldigem ernst im Heyligen Reich allentthalben zuhaltten.
Zuvorab das keinem im Heyligen Reich kriegs leuth zu roß oder zu fueß zuwerben in einigem kraiß vonn den kraiß obristen, zu- unnd nachgeordtnetten etc. verstattet noch in dem zugesehen werdenn solle, der werbendt hab dan zuvorderst bey der ksl. Mt. die im speirischen abschiedt aufferlegte anzeig und versprüchnuß, gleichsfalß den kraiß obristen, zu- und nachgeordtnetten etc., in deren kraiß und landen man zuwerben understunde oder da der an- unnd durchtzug furgehen möchte, die statuirte, gnugsamb verbürgte caution mitt stenden, im Reich geseßen, in allermaßen zu Speier nechst verabschiedt9, zuvorderst fur seinem werben unnd anziehen im werck gelaistett; alles bey denen daselbsten auffgesetzten peenen und straffen10. Das auch in solchem allen derselben kraiß [172v] obristen, zu- unnd nachgeordtnetten, darin geworben werden woltte, sonder fleißig auffmerckens haben sollen, damitt fur allem werben obgemelttem abschiedt in allen puncten durchauß zuvorderst gelebtt oder aber den nechsten das thattlich werben nidergelegtt unnd ander ernstlich einsehens und straffen gegen allen ubertrettern furgenohmen, auch was also bey ihnen verrichtett, den andern kraiß obristen, zu- unnd nachgeordtnetten, durch deren kraiß der anzug furgehen möchte, furderlich zuwißen thun unnd also mitt einandern bestendige nachparliche correspondentz zuhaltten.
Das zum dritten von beßerer würcklicher verfaßung, in den kraisen anzustellen, angerürt und darzu ihre ksl. Mt. allergnedigste vermahnung gethan etc.11, daßelbig erfordertt gleichwoll die gemeine deß Heyligen Reichs hohe notturfft.
Derhalben soll auch nachmalß in kunfftigem abschiedt der paß [173r] vonn der kraiß verfaßung unnd bereittschafft etc., wie nechst zu Speier im versicul (Sintemal auch auß hochbewegenden ursachen)
unnd nechst folgendem versicul beschloßen unnd statuirtt12, wiederumb erholtt, ernewertt unnd einem jeden kraiß, demselben gehorsamblich nachzusetzen, bevolhen werden.
Unnd soviel von dem andern articul der ksl. proposition. Welches wolmeinendt bedencken mehrgedachte stende, räth unnd gesandten ihrer ksl. Mt. auß schuldigster gehorsamb unnd in aller underthenigkeitt ohnvermeldett nitt laßen sollen, sich derselben zu ksl. gnadenn aller underthenigst bevelhendt.
P. [unleserlich]
Siehe textkritische Fassung.