Triplik des Kaisers zum 6. Hauptartikel (Rekuperation) (1576-09-15)
Textgrundlage: Wien HHStA, MEA RTA 72/2, fol. 367r-370v
Ubergeben den 15. Septembris anno 1576. Lectum 18. Septembris anno 76, mane. 6.
Auf der anwesenden stennd, auch räth, pottschafften unnd gesanndten uberraichte duplicschrifft, den sechsten articl diß reichßtags proposition belanngent, lassen es die ksl. Mt., unnser allergenedigister herr, anfennckhlichs der enttzogenen stenndt unnd stett halben [Marginalie: 1)] bei irem nehern erbietten verbleiben. Unnd füegen danebens den stennden, räthen unnd gesanndten zuwissen, das gleichwoll das jenig [Marginalie: 2)], was die statt Revel unnd die ritterschafft derselben lannden begeret, alberait geferttigt unnd inen zuegeordnet worden1 [Marginalie: 3)], das auch gleichsfals ire ksl. Mt. hertzog Parnim zu Pomern, sich der reüssischen legation zubenemen, schrifftlich ersuechet [Marginalie: 4)] unnd danebens der stenndt nehnerm[!] bedennckhen nach2 mit den benannten stetten3 umb fürlegung des cosstens alles vleiß hanndlen haben lassen.
Wiewoll sich nuhn ire ksl. Mt. baider ortten guetter, willfäriger anntwortt versehen:
So haben doch anfanngs ermelte stett ungeachtet solcher behanndlung berüert fürlehen dem Reich zuthuen genntzlich verwaigert4. Des gedachten herzogen halben aber lannget ir ksl. Mt. eüsserlich an, das sich derselbig aus ettlichen ursachen auch zuentschuldigen vorhabens sein solle.
Wann dann die höchste notturfft erfordert, auf weitter mitel unnd weeg zugedennckhen, wannenhero in mitlst einbringung der stenndt halben monatlichen bewilligung der legation cossten zenemen unnd wer sonnsten (auf den faal, obgedachter von Pomern sich mit derselben verrichtung nit beladen lassen wolte) datzue zuersuechen und zugebrauchen sein möchte, hierumb ersuchen ire ksl. Mt. die stenndt, reth unnd gesanndten[Falz] genedigclich, sy wöllen solchen lifflenndischen puncten widerumb furnemen unnd ir ksl. Mt. in baiden felen, sonnderlich aber des cosstens halben, ain solch bedennckhen unnd fürschlag geben, damit angeregte legation numer mit ehistem vortgesetzt unnd khains weegs lennger vertzogen werden möge.
Was aber die zueordnung ettlicher personen vom teütschen orden, deßgleichen auch von den hanßse stetten anlannget: Ob woll ir ksl. Mt. unverborgen, das die reüssen bemeltem orden furnemblich aufsetzig5, so bedennckhen doch hinwider ir ksl. Mt., das disfals in ainer so ansehenlichen schickhung zu ainem weit entsessnen pottentaten unnd da man fürnemblich der Lifflanndt halben hanndlen soll, vor allen dingen vonnötten sein wölle, ettlich [369r] personen, so desselben lanndts unnd ursprünglichen stritts unnd mißverstanndts mit dem moßcobiter sambt anndern herkhumens unnd gelegenhait woll bericht seien, dabei zuhaben. Weill dann solches irer Mt. ermessens niemanndt besser als die jenigen, so diser provintz innhaber gewest, wie der teütschorden, unnd dann neben denselben die genachperten hanndel stett, die sich der hanndtierung gegen Reüssen gebrauchet, wissen khann, alls erachten ir ksl. Mt., das von dem teütschen orden unnd auch hansse stett zum wenigisten ain person, drei, vier, so des lanndts gebreüch unnd herkhumens khündig, zu dem ennde mitgeschickht und irer Mt. commissarien unvermerckht zuegegeben werden sollen, das man in der hanndlung unnd fürfallenden nötten von inen bericht unnd information nemen unnd villes hin unnd herwider schickhens unnd lannges stilligens dadurch enthebt sein möge.
Letzlich verfassung unnd communicierung der instruction betreffent: Were dieselbig gleichwoll vor der zeit gestellet unnd den stennden, rethen unnd gesanndten zuersehen übergeben worden, wo nit dise verhinderung eingefallen, [369v] das solches vor entlicher abferttigung der reüssischen pottschafft6, fürnemblich aber in mangel deren personen, so umb des Heilligen Reichs so woll auch des teütschen ordens unnd hinwider der reüssenpretendierte gerechtigkhaiten, herbringen, vertreg, püntnüssen unnd anndere dergleichen requisiten (so in albeg zur sachen gehörig unnd one wellche khain aigentliche instruction verfasset werden khann) wissens tragen, beschehen khünden. Wann dann ire ksl. Mt. vorlenngst umb solche personen geschriben unnd dero numer stündlich gewerttig, seindt sy nochmals erbiettig, zu erster irer beikhunfft die sachen fürtzenemen unnd, was sy disfals die gesanndte instruiern werden, so vill immer müglich den stennden noch vor außganng diß reichstags zu communiciern oder zum fall, solches khürtze der zeit unnd annderer geschefften halber ye nit beschehen khündte, dieselbig instruction, ehe unnd zuvor die gesanndten abraisen, den churfürsten zuezeschickhen7 unnd hierinnen in albeg mit der stennd rath zuhanndlen.
Welches ire ksl. Mt. den stennden, rethen unnd pottschafften erhaischender notturfft nach verners nit pergen wellen. Unnd seindt [370r] hieruber ires fürderlichen guetachtens gewartent, inen auch sambt unnd sonnders mit gnaden woll genaigt.
Siehe textkritische Fassung.