Erwiderung der katholischen Stände zur Erklärung des Kaisers vom 27. August; Übergabe der katholischen Religionsgravamina (1576-09-19)
Textgrundlage: Stade NLA, 4 Sammlungen / 4.4 Handschriften / Rep. 32 Erskein'sche Aktensammlung ("Stader Reichsarchiv"), 1506-1655 Nr. 8, fol. 129r-132v
An die römische ksl. Mt. supplicatio der gemainen catholischen stenden. 9.1 Replica catholicorum in puncto religionis cum oblatione gravaminum. Präs. 19. Septembris anno 1576 per catholicos.
Allerdurchleüchtigster, großmechtigster, unüberwündtlichster römischer kayser, ewer ksl. Mt. seindt unnser allerunderthenigst, gantz gehorsame, schuldige unnd willigste dienst nach eüßerstem unnserm vermögen berait zuvor. Allergnedigster kayser unnd herr, waß ewer röm. ksl. Mt. auf der augspurgischen confessions verwandten churfürsten, fürsten und stende durch derselben abgeordnete räth unnd potschaften gesuchte freystellung, angebne kayserliche declaration2 unnd auf etlich angetzogne beschwernuß etc.3 unnd dan auf den in namen der catholischen churfürsten, fürsten unnd stende dagegen einbrachten bestendigen bericht unnd erclerung gegen sie den anwesenden catholischen stenden unnd der andern abgesandte räth unnd potschaften am 27. Augusti negst in schriften allergnedigst resolvirt und erclert, das alles haben sie in allerunderthenigkeit ablesen, angehört unnd wolverstanden.
Das nun ewer ksl. Mt. auß rechtem kayserlichen gemüeth sich allergnedigst dahin erclert, das es nachmaln bey deme zu Augspurg [129v] anno 55 aufgerichten unnd publicirten religion friden zuläßen, dahin dan auch ewer ksl. Mt. die confessions verwandten gleichfalß allergnedigstbeantwortten unnd vermanen läßen, deßen sagen sie, die anwesende catholische stende, räth unnd abgesandten, ewer ksl. Mt. allerunderthenigsten fleißigsten danck, seindt auch für sich unnd von wegen irer gnedigsten, gnedigen unnd günstigenn herrn unnd obern deßen gehorsamen erpietens, das von wegen der catholischen sölchem hochbeteürten religion friden ires theils, wie biß anhero, getrewlich gelebt unnd niemandt darwidder beschwert werden soll.
Unnd obwoll in ewer ksl. Mt. allergnedigster erclerung auch diese anmeldung beschicht, alß solten derselben etliche gravamina ubergeben sein4, so auf gütliche oder andere gepürliche mittel und wege zuvergleichen unnd abzustellen sein solten etc., so wißen doch sie, die catholischen, von keinen gemainen, einkomnen beschwernußen (außerhalb, was da privat partheien gegen den herrn ertzbischoven zu Meintz unnd churfürsten, auch gegen ertzhertzog Ferdinand, hertzogen zu Bayern und [130r] den abtt zu Fulda supplicando anpracht5, darauf dieselbige chur- unnd fürsten iren gegenbericht on zweivel ewer ksl. Mt. zuthun werden wißen), dardurch sie den andern theil angerürttem religion friden zuentgegen beschwert haben solten. Darumb sie auch darauf nichts antwortten, noch in einige fernere handlung sich einlaßenn können.
Sonder mögen das mit warhait sagen, das ires theilß an haltung des religion fridens biß dahero kein mangel erschienen, ja das sie nur zuviel unnd mehr, als vor Gott wol zuverantwortten, allein gemainem fridlichen wesen zu guttem nun ein gutte zeit hero in vielen dingen gedültiglich erlitten, auch darüber gemaines clagen biß anhero sich enthalten haben.
Aber weil der augspurgischen confessions verwandten stende abgesandten dieser zeitt selbst zum clagen ursach geben, mögen sie, der catholischen räth unnd potschafften, ewer ksl. Mt. auch hinwidder in aller underthenigkeit onberichtet nitt läßen, wie [130v] vielfaltiglich ire gnedigste, gnedige unnd gunstige herrn unnd obern, auch derselben angehörige landen, leüth unnd unterthanen unnd sonsten viel andere ubrige catholischen, hin unnd wider im Hailigen Reich geseßen, vom andern theil zum höchsten onverschüldter, onträglicher ding unnd, den außtrücklichen inhalt angetzognen religion fridens zuwidder, gravirt und beschwert werden; in mäßen ewer ksl. Mt. auß hierneben uberraichter beschwernußen, mit A signirt6, allergnedigst zuvernemen haben.
Derhalben ist an ewer ksl. Mt. der catholischen stende unnd dero abgesandten allerunderthenigste pitt, dieselbige wölle sölche unbillige, überheüfte gravamina alß ein friedliebender, gerechter römischer kayser aller gnedigst bedencken, behertzigen unnd die yenige augspurgischer confession verwandte stende, so daran schuldig, dahin allergnedigst vermanen unnd weisenn, solche ertzelte unnd den catholischen christen nur zuviel unträgliche beschwernüßen abzuschaffen, sich auch derselben vermög des [131r] religion fridens hinfürtters gentzlich zuenthaltenn.
Damit auch ires theils der hochnöttiger geliebter fried, ruhe unnd einigkeit im Hailigen Römischen Reich zwischen allen stenden mit rechter vertrewlicher, versprochener zusamensetzung (wie die alten frommen teütschen jeder zeit gethan unnd dahero bey frembden nationen sonder rohm7 unnd lob gehabt) bestendiglich erhalten, alles mißtrawen aufgehaben, recht unnd pilligkeit gepflantzet, gehandthabt unnd also das Hl. Röm. Reich (unnser geliebt vatterlandt) für allen innerlichen unruhen beschützt unnd deßen endtlicher untergang (so one das mit andern benachpartten friedheßigen unnd unnsers christlichen namens erbveihnt (laider) genug zuschaffen8) mit gemeinem getrewen rath unnd hülf verhüttet werden möge.
Daran ertzaigen ewer ksl. Mt. ein löblich ksl. unnd christlich werck. So seindt es [131v] auch die catholische churfürsten, fürsten und stende unnd derselben landenn unnd unterthänen, umb ewer ksl. Mt. mit irem andechtigen gebett zu Gott, dem almechtigen, zuverbitten unnd darsetzung ires eüßersten vermögens in aller underthenigstem gehorsamb zuverdienen, die zeitt ires läbens gantz willig und berait, sich deroselben zu kayserlichen gnaden, auch schutz unnd schirmb allerunderthenigst bevelendt.
Ewer röm. ksl. Mt.
aller underthenigste, gehorsambste
anwesende catholische stende, auch der andern räthe und potschaften.
Siehe textkritische Fassung.