Erste Erklärung des Kaisers zur Supplikation der protestantischen Grafen und Herren um Freistellung (1576-08-25)
Textgrundlage: München HStA, Kasten blau 110/5, fol. 508r-510v
Der röm. ksl. Mt. resolution auf der graven und herrn supplication, die gesuchte freystellung auf den hohen und andern stifften belangendt. Präs. Regenspurg, den 25. Augusti anno 76. Graven.
Die romisch kaiserlich, auch zu Hungern und Behaim kunigclich maiestat haben das jhenig, was in namen graven und herrn der augspurgischen confession von wegen der freystellung, auch enderung der hohen thombstifften juramenten und statuten so wol bei nechstgehaltnem kunigclichen wahal[!]tag1 als auch zu eingang yetziger reichsversamblung alhir, in schrifften ubergeben unnd gepetten worden, sampt auch dem jhenigen, was derselben confession churfursten, fursten und stennde und derselben reth und gesandten irenthalben intercedendo2 an ir Mt. gelangt, nach aller notturfft hören verlesen unnd erwogen.
Nuhn wolten ire ksl. Mt. nit allain von yetzt gerurtter , so ansehenlicher intercession, sonder auch deren vordern gnaden wegen, damit sie den ansuchenden graven und herrn genaigt, liebers nit sehen, dann das angeregte ire begeren dermassen beschaffen, das inen darinnen unverweißlich wilfaret werden möchte.
Dieweil aber ire ksl. Mt. in vleissiger erwegung des handels und ersehung des jhenigen, wes hiebevor zu andern reichsversamblungen darundter vorgangen, sovil befinden, das dises ein gantz hochwichtige sach, so seit aufrichtung des publicierten religionfridens mehr als einmal erreget und notturfftiglich gehandlet worden, daruber sich auch letzlich im jahr [508v] der ringer zall neunundfunfftzig auf dermaln zu Augßpurg gehaltnem reichstag weilant kaiser Ferdinandt hochlöblichister gedechtnus außtrucklich resolviert und erclert3, darauf dann ervolget, das es desselben puncten und vorbehalts halben nit allain damals, sonder auch seit anhero auf allen Reichs, wahal[!]- und deputationstegen bei dem aufgerichten hochbeteurten religionfriden gelassen, derselbig yedesmals durch churfursten, fursten und stenndt alles seines innhalts, wie er anno funffundfunfftzig zu Augspurg beschlossen und publiciert, wider erholet4 und zuhalten gelobt und versprochen worden, zudeme auch dise sachen nit allain bemelte graven und herrn, sonder auch vil andere höhere und nidere stenndt baider religion anlanget, so sehen ir ksl. Mt. nit, wie sich nuhnmehr gepuren wölle, aus dem jhenigen, was also einmal ercleret, beschlossen und aufgericht, dazu so offtermals widerholet, zuschreiten und demselben abseins5 und one mit wissen und bewilligung der jhenigen, welche dises suchen furnemblich betreffen thuett, etwas widerigs einzufueren oder zustatuiern sei, sonder lassen es nachmals bei berurttem religion friden beruhen und verpleiben ; des untzweivenlichen versehens, eß werden gedachte anhaltende graven und herrn nit weniger als andere stenndt damit zur gepur auch ersettiget sein und sich demselben ires thails gehorsam und gemeß betzaigen. [509r] Welches ire ksl. Mt. bemelten graven und herrn in antwort genedigclich nit verhalten wolten, denen sie mit genaden wol genaigt sein.
Siehe textkritische Fassung.