Erste Erklärung des Kaisers zu den Religionsgravamina der CA-Stände (1576-08-25)
Textgrundlage: München HStA, Kasten blau 110/5, fol. 432r-434v
Der ksl. Mt. resolution auf der augspurgischen confession verwandten chur-, fursten und stende supplication, weilandt keiser Ferdinandi anno 55 gegebne declaration1 des religionfridens, auch etliche gemeine und sonderbare gravamina betreffendt. Präs. Regenspurg, den 25. Augusti anno 76. Confessionisten.
Die römisch kaiserlich, auch zu Hungern und Behaim khunigclich Mt. haben irem vertrösten nach das jhenig, was zu eingang diser Reichs versamblung inn namen der churfursten, fursten und stende augspurgischer confession reth unnd gesandten den religionfriden2 unnd anndere demselben anhangende sachen belangendt suppliciert unnd begert worden, weitters für die hanndt genommen, daruber so vil dißmals abwesens der jhenigen, welche dise begern furnemblich betreffen thuen3, bericht eingenommen und danebens vormals deßwegen furgangne handlungen mit allem vleiß ersehen unnd erwogen.
Dieweil dann ire ksl. Mt. daraus so vil befunden, sich auch one das fur sich selbst wol erinnern khunden, weßmassen weylandt ir geliebter herr unnd vatter, kaiser Ferdinandt, christselligister gedechtnus im jar der ringern zall funffundfunfftzig im Hailligen Reich teutscher nation ain religion friden zwischen allen der alten catholischen religion unnd dann der augspurgischen confession verwandten churfursten, fursten und stennden auf dermaln zu Augspurg gehaltnem reichstag mit derselben aller guettem zeittigem rath, vorwissen und bewilligung aufgerichtet, hochbetewert, beschlossen unnd publiciert, solche fridens constitution auch seit anhero auf allen gehaltnen Reichs- unnd deputations tägen, deßgleichen bey kaiserlichen unnd khunigclichen wahalen[!] unnd crönungen yederzeit widerumb erholet unnd alß das ainig mittl, dardurch fridt unnd rhue im Hailligen Reich erhalten, alles seines inhalts durch aus vestigclich zuhalten, gelobt unnd versprochen worden:
So erachten ir ksl. Mt. darfur, das es nochmals billich bey dem selben einhelligen und so offt erholtem hochbetewertem [432v] beschluß beruhen unnd derselbig friden yetzo abermals voran gerech[!]termassen ernewert unnd diß Reichs tags abschidt einverleibet werden soll; sintemal sich ye nit füegen noch gepüren will, in dero so wolbedechtlich aufgerichten constitution wider aines oder des andern thails willen ichtwas zu endern oder auch, ob gleich der religion halben ettwas furfielle und gehandlet werden solte, dasselbig in abwesen der chur- und fursten und so ringer antzal der erscheinenden stenndt fur zu nemmen.
Sovil dann weylandt kaiser Ferdinanden lobselligister gedechtnuß angetzogen decret oder declaration4 belanget, dasselbig lassen ire ksl. Mt. bey deme, wie es ist, unnd achten aus obbemelten unnd anndern mehr beweglichen ursachen fur unnottig, deßwegen dem gemainen Reichs abschidt ichtwas einzuverleiben oder irer Mt. khaiserlichen camergericht sonderlich zu insinuiern.
Ir ksl. Mt. seindt aber diß freundtlichen unnd genedigen erpiettens und sollen chur-, fursten und stende der mehr bemelten confession irer Mt. gewißlich zuvertrawen, das ire ksl. Mt. nichst[!] destominder der geclagten gravaminum halben unnd was sich dergleichen noch ferners zuetragen möchte, ainige muhe unnd arbait nit sparen, sonnder mit allem vätterlichen vleiß unnd sorgfelltigkhait auf mittl unnd weeg gedenckhen, auch mit des anndern thails stenden durch embsige ermahnungen, schreiben, schickhung, commissiones unnd andere dergleichen dienliche weeg dahin handlen unnd befurdern wollen, damit solche beschwerungen, so vil immer menschlich und möglich, nit weniger alß ire ksl. Mt. alberait biß dahero etlicher orten gethan unnd noch im werckh seyen, mögen der gepur furderlich abgestellt, gemiltert unnd verglichen unnd also zwischen baider [433r] seits religions verwandten stenden guette, freundtliche, aufriechtige vertrewligkait gepflantzet unnd erhalten werden. Inmassen dann ir ksl. Mt. ir kainen zweyfel machen, es werden die catholischen stenndt ir ksl. Mt. dißfals nit aus handen gehn, sonder sich auf solche irer Mt. behandlung und ermahnung gegen der andern religion genachbaurten stenden unnd sonsten menigclich alles freundtlichen willens, milte unnd beschaidenhait ertzaigen, das sich darob niemandt mit fuegen zu beclagen ursach haben möge; nit weniger alß sie sich auch des andern thails aller fridtferttigkait unnd solcher betzaigung, die dem vorgemelten religion friden allerdings gemeß ist, gentzlich versehen, sy auch dazu hiemit freundtlich unnd genedigclich ermahnet haben wöllen.
Was dann letzlich der yetzbemelten confession verwandten graven unnd herrn der hohen thombstifft halben beschehen suechen betrifft, dessen gedachte reth unnd gesandten intercessions weiß auch mit gedenckhen, da haben ire ksl. Mt. bemelte graven und herrn insonderhait also beanntwortet, das ir Mt. versehens, sy zur gepür und billichait damit werden zufriden sein.
Wölches alles ire ksl. Mt. obgedachter stenndt rethen und gesandten auf ir anbringen zu vertröster anntwort und erclerung genediglich nit verhalten wöllen. Unnd seindt denselben nit weniger alß iren herrschafften und obern mit allen gnaden gantz wol gewogen.
Siehe textkritische Fassung.