Briefe 1893

Die untenstehende Briefliste ist mit Klick auf die jeweiligen Kategorien sortierbar. Absender und Empfänger werden nach Familiennamen sortiert.

Die mit * markierten Briefnummern entstammen der ersten Version dieser Edition, in welcher Briefe bis zum Jahre 1880 erschlossen wurden. Briefe ohne alte Numerierung und mit einer Datierung vor 1880 wurden nachträglich eingefügt.

KennungMarker KennungAbsenderMarker AbsenderEmpfängerMarker EmpfängerDatumMarker DatumOrtMarker Ort
L.2056Theodor EscherichAlexander Rollett[1893-1902] [?] [?][Graz]
L.2057Gustav PommerAlexander Rollett1893 I 18Innsbruck
L.2058Moritz HollAlexander Rollett1893 I 21Graz
L.2059[Alois] GoldbacherAlexander Rollett1893 I 31Graz
L.2060Hermann Franz MüllerAlexander Rollett1893 II 4München
L.2061Alfredo CambonAlexander Rollett1893 II 7Triest
L.2062Alexander RollettEmil Rollett1893 II 8Graz
L.2063Oskar EberstallerAlexander Rollett1893 II 15[Graz]
L.2064Hermann Franz MüllerAlexander Rollett1893 II 20München
L.2065Franz Eilhard SchulzeAlexander Rollett1893 III 2Berlin
L.2066Emil RollettAlexander Rollett1893 III 7Wien
L.2067Alexander RollettEmil Rollett1893 III 11Graz
L.2068Emil RollettAlexander Rollett1893 IV 5Wien
L.2069Emil VoglerAlexander Rollett1893 IV 27Leoben
L.2070Alexander RollettEmil Rollett1893 IV 29Graz
L.2071Emil RollettAlexander Rollett1893 V 3Wien
L.2072Alexander RollettEmil Rollett1893 V 12Graz
L.2073Alexander RollettEmil Rollett1893 V 14Graz
L.2074Emil RollettAlexander Rollett1893 V 15Wien
L.2075Julius BogensteigAlexander Rollett1893 V 22Graz
L.2076Viktor von LangAlexander Rollett1893 V 23Wien
L.2077Alexander RollettEmil Rollett1893 V 25Graz
L.2078Alexander Rollett[Carl] [Ludwig]1893 VI 12Graz
L.2079Carl LudwigAlexander Rollett1893 VI 14[Leipzig]
L.2080Hermann Franz MüllerAlexander Rollett1893 VI 16München
L.2081Otto DraschAlexander Rollett1893 VI 22Aflenz
L.2082Alexander RollettEmil Rollett1893 VII 22Stübing
L.2083Emil RollettAlexander Rollett1893 VII 26Wien
L.2084Marcellin J. SchlagerAlexander Rollett1893 VIII 7Graz
L.2085Josef EllmeyerAlexander Rollett1893 VIII 7Graz
L.2086Emil RollettAlexander Rollett1893 VIII 9Nasswald
L.2087Otto DraschAlexander Rollett1893 VIII 16Bürgeralm [bei Mariazell]
L.2088Emil RollettAlexander Rollett1893 VIII 17Wien
L.2089Anton WölflerAlexander Rollett1893 VIII 17St. Michaello
L.2090Moritz HollAlexander Rollett[1893] [IX/X] [?][Graz]
L.2091Oskar ZothAlexander Rollett1893 IX 6Graz
L.2092Antonio LubinAlexander Rollett1893 IX 13Trau
L.2093Oskar ZothAlexander Rollett1893 IX 14Graz
L.2094M. HomannAlexander Rollett1893 IX 19Leoben
L.2095Josef FraydlAlexander Rollett1893 IX 21Graz
L.2096Josef FraydlAlexander Rollett1893 IX 24Eibiswald
L.2097Viktor FosselAlexander Rollett1893 X 3Graz
L.2098[Franz] MüllerAlexander Rollett1893 X 10Straden
L.2099Josef FraydlAlexander Rollett1893 X 17Eibiswald
L.2100Julius Wagner von JaureggAlexander Rollett1893 X 17Graz
L.2101Ivo HütterAlexander Rollett1893 X 24Schladming
L.2102Arthur MalyAlexander Rollett1893 X 24Marburg a.d.Drau
L.2103[Josef] HoiselAlexander Rollett1893 X 25Cilli
L.2104[Karl] NicoladoniAlexander Rollett1893 XI 5Innsbruck
L.2105Alexander RollettEmil Rollett1893 XI 5Graz
L.2106Emil RollettAlexander Rollett1893 XI 10Wien
L.2107Robert von LendenfeldAlexander Rollett1893 XI 18Czernowitz
L.2108Max von FreyAlexander Rollett1893 XI 26Leipzig
L.2109Wilhelm KühneAlexander Rollett1893 XI 27Heidelberg
L.2110Vinzenz CzernyAlexander Rollett1893 XI 28Heidelberg
L.2111Konrad EckhardAlexander Rollett1893 XI 28Gießen
L.2112Gustav PommerAlexander Rollett1893 XI 28Innsbruck
L.2113William Thierry PreyerAlexander Rollett1893 XI 28Wiesbaden
L.2114Emil RollettAlexander Rollett1893 XI 28Wien
L.2115Moritz SchiffAlexander Rollett1893 XI 28Genf
L.2116Anton E. SchönbachAlexander Rollett1893 XI 28Graz
L.2117Michael SetschenowAlexander Rollett1893 XI 28Moskau
L.2118[NN] GayAlexander Rollett1893 XI 29Kasan
L.2119Carl LudwigAlexander Rollett1893 XI 29Leipzig
L.2120Hermann Franz MüllerAlexander Rollett1893 XI 29München
L.2121Ferdinand PortugallAlexander Rollett1893 XI 29Graz
L.2122Gustav RetziusAlexander Rollett1893 XI 29Stockholm
L.2123Hermann RollettAlexander Rollett1893 XI 29Baden b. Wien
L.2124Josefine RollettAlexander Rollett1893 XI 29Baden b. Wien
L.2125Isidor RosenthalAlexander Rollett1893 XI 29Erlangen
L.2126Marcellin J. SchlagerAlexander Rollett1893 XI 29Graz
L.2127Josef Gerlach und Leo GerlachAlexander Rollett1893 XI 30Erlangen
L.2128Max GruberAlexander Rollett1893 XI 30Wien
L.2129Olof HammarstenAlexander Rollett1893 XI 30Upsala
L.2130Ewald HeringAlexander Rollett1893 XI 30Prag
L.2131Frithiof HolmgrenAlexander Rollett1893 XI 30Upsala
L.2132Rudolf von JakschAlexander Rollett1893 XI 30Prag
L.2133Albert von KöllikerAlexander Rollett1893 XI 30Würzburg
L.2134Carl Ludwig et al.Alexander Rollett1893 XI 30Leipzig
L.2135Hermann MunkAlexander Rollett1893 XI 30Berlin
L.2136Karl von RzehaczekAlexander Rollett1893 XI 30[?]
L.2137Isidor SchnabelAlexander Rollett1893 XI 30Prag
L.2138Ludwig TeichmannAlexander Rollett1893 XI 30Krakau
L.2139Max von VintschgauAlexander Rollett1893 [XI] [30][Innsbruck]
L.2140N[athanael] PringsheimAlexander Rollett1893 XII [?]Berlin
L.2141Gustav LottAlexander Rollett1893 XII 1Wien
L.2142Hugo SpitzerAlexander Rollett1893 XII 1Graz
L.2143Sigmund ExnerAlexander Rollett1893 XII 2Wien
L.2144Josefine RollettAlexander Rollett1893 XII 2[Baden]
L.2145Hugo KroneckerAlexander Rollett1893 XII 3Bern
L.2146Arnold SchauensteinAlexander Rollett1893 XII 3Wien
L.2147August ToeplerAlexander Rollett1893 XII 3Dresden
L.2148Ludwig von ThanhofferAlexander Rollett1893 XII 6Budapest
L.2149Karl von RokitanskyAlexander Rollett1893 XII 7Innsbruck
L.2150Alexander RollettHermann Rollett1893 XII 10Graz
L.2151Alexander RollettEmil Rollett1893 XII 10Graz
L.2152H[ans] MolischAlexander Rollett1893 XII 16Graz
L.2153Alexander RollettEmil Rollett1893 XII 22Graz
L.2154Emil RollettAlexander Rollett1893 XII 29Wien
L.2155Hermann Franz MüllerAlexander Rollett1893 XII 29München
L.2156Alexander RollettEmil Rollett1893 XII 30Graz
L.2157Eduard PflügerAlexander Rollett1893 XII 30Bonn
L.2158Viktor von EbnerAlexander Rollett1893 XII 31Wien

[1893-1902] [?] [?], [Graz]

Euer Wohlgeboren!

Unterzeichneter ersucht, sich Freitag den 8. d[ieses] M[onats] um 18:30 Uhr im Kinderspitale behufs Besprechung über den neuen Vertragsentwurf gefälligst einfinden zu wollen.

Ergebenst

Dr. Escherich

Anmerkung Zur Datierung: Escherich war von 1893 bis 1902 Ordinarius der Kinderheilkunde an der Universität Graz, als welcher er hier wohl tätig wurde.

1893 I 18, Innsbruck

Hochverehrter Herr Regierungsrat!

Schon sehr lange war mir keine so große Freude beschieden, als ich empfand, da ich Ihren lieben gütigen Brief erhielt. Ich las denselben wieder und wieder und wenn etwas meine Freude trübte, so war es nur der gerechte Zweifel, ob ich wirklich dieses Ausmaß von Güte und Beachtung verdiene. Ich kann Sie nur bitten, hochverehrter Herr Professor, meinen herzlichen, innigen Dank freundlich anzunehmen und überzeugt zu sein, dass ich stets bestrebt sein werde, Ihr Wohlwollen und Vertrauen soviel als nur möglich zu rechtfertigen.

Es ist schon ein Jahr darüber verflossen, dass ich Sie zum letzten Male gesehen und gesprochen. Nicht gerne und nicht leicht trage ich diese Entbehrung. Es würde den Rahmen eines Briefes weit überschreiten und Ihre Geduld und Nachsicht ungebührlich in Anspruch nehmen, wenn ich erörtern wollte, was alles mich in Innsbruck festhielt und wohl auch festhalten wird. Unmittelbar erquicklich ist darunter nicht einmal die mich sehr in Anspruch nehmende Sorge für das mir anvertraute Institut, dessen Umbau im vorigen Sommer begann, während des Winters fortgesetzt wird und erst zu Beginn des nächsten Wintersemesters sein Ende erreicht. Ist diese an Belästigung und Störung überreiche Zeit überstanden und sind die Assistenten nicht mehr durch Militärpflichten und Prüfungsnöte dem Institut entzogen, so kommt wohl endlich wieder eine Zeit, in der ich für mich selbst arbeiten kann. Es war bei aller Ungewissheit der Zukunft, bei aller Belastung mit Sorgen doch eine gesegnete Zeit, da ich in Ihrem Institute und in meiner kleinen Kammer in der Merangasse meiner Arbeit lebte. Jetzt fehlt es mir über dem und jenem nur allzu sehr an Sammlung und Vertiefung. Unter solchen Umständen wird man auch nicht der Ferien froh, selbst wenn dieselben nicht durch äußere Hindernisse verkümmert würden. Zu den Bausorgen gesellte sich in dieser Beziehung in den Herbstferien die Cholera-Mobilisierung. Das neue Jahr lässt Ähnliches befürchten. Ich wage es daher nicht, Pläne zu machen. Aber der Hoffnung gebe ich mich hin, dass dieses Jahr nicht verrinnen wird, ohne dass ich mich eines Wiedersehens hätte erfreuen können. Mögen Sie mich dann in alter bewährter Güte freundlich aufnehmen, bitte ich.

Die Reise, von welcher Ihnen Borysiekiewicz sprach, führte mich über Leipzig, Berlin, Hamburg, Straßburg, freilich in nur zu großer Hast. Die Eindrücke, welche sich mir ergaben, ließen in meiner Erinnerung wieder die große nationale Rede aufleben, welche Sie, hochverehrter Herr Professor, zur Eröffnung des Grazer Naturforschertages gehalten. Und in Straßburg gedachte ich in Dankbarkeit Ihres mir dort 1885 bewiesenen Wohlwollens.

So bin ich denn öfter bei Ihnen gewesen, als Sie ahnen mochten; und wie oft treten Sie mir vor Augen beim Unterricht und bei der Arbeit!

Es ist wohl Zeit, dass ich diese Ergießungen beschließe und nicht weiter in dieser Art Ihre Geduld missbrauche.

Nur davon lassen mich Herr Professor noch sprechen, dass es mich vom Herzen freut, aus dem Tone Ihres lieben Briefes entnehmen zu können, dass es Ihnen gut geht, und dass Sie wohl sind. Dasselbe darf ich wohl auch hoffen bezüglich Ihrer ganzen liebwerten Familie. Ich wünsche es vom Herzen und bitte, Ihrer hochverehrten Frau Gemahlin meine ergebenen Handküsse gütigst zu entrichten.

Noch möchte ich mir die Bemerkung erlauben, dass ich Ihre Stellung in der Pharmakologiefrage, ganz abgesehen von allen persönlichen Erwägungen, völlig begreife. Dass mir dies die letzteren nicht erschwere, daran bin ich nicht schuld, der ich die Feindseligkeiten Möllers gegen Roux und Borysiekiewicz in ihren Konsequenzen mitzutragen hatte. Das hiesige Kollegium hat sich für die Trennung der Pharmakologie von der Pharmakognosie eingesetzt. Die ministerielle Erledigung könnte kaum zweifelhaft sein, wenn auch die außerdem gestellten Anträge, welche doch wieder die vereinigte Lehrkanzel im Auge haben, uneingebracht geblieben wären.

Mit nochmaligem herzlichsten Dank für Ihr so gütiges Schreiben, Herrn Regierungsrat, in aufrichtiger Verehrung und getreuer Dankbarkeit stets ganz ergebener

G. Pommer

Hochgeehrter Herr Regierungsrat.

Auf der Tagesordnung der nächsten Sitzung steht kein wichtiger Gegenstand; aber sehr viele kleine. Die Sitzung beginnt um 17:00 Uhr, und Prof. Wölfler meint, dass bis 20:00 Uhr alle Gegenstände erledigt sein werden. Er will, falls die Gegenstände nicht alle in Erledigung kommen sollten, lieber einen Teil der Geschäftsstücke auf eine folgende Sitzung verschieben, da er der Meinung ist, dass eine Sitzung, die von 17:00-20:00 Uhr dauert, ohnehin lang genug ist und alle ermüdet sein werden.

Mich bestens empfehlend in Hochachtung Ihr ergebenster

Holl

Geehrtester Herr Collega!

Über Anregung von Seite des Rektorats erlaube ich mir, Sie zu einer Kommissionssitzung betreffend die Verteilung der Geschäfte der Universitätskanzlei für Freitag, den 3. [Februar], um 18:00 Uhr, im Promotionssaale zu bitten.

Mit bestem Gruße ergebenst

Goldbacher

Hoch geehrter Herr Professor!

Zu dem Schreiben, welches ich an Herrn Professor zu richten mir erlaube, ermutigt mich das Wohlwollen, welches Herr Professor stets mir gegenüber bewiesen haben. Jedenfalls bitte ich Herrn Professor, über meine vielleicht sehr unbescheidene Bitte nicht unwillig zu sein.

Herr Geheimrat von Ziemssen, bei welchem ich übrigens mindestens bis Juni 1894 bleiben kann, hat mir wiederholt geraten, mich zu bemühen, als klinischer Assistent nach Wien zu kommen, da diese Stellung für meine Zukunft in Österreich von größter Wichtigkeit wäre. Ich habe auch schon gelegentlich meines letzten Urlaubes (im Oktober vor[igen] Jahres) mit meinem früheren Chef, Herrn Hofrat Nothnagel, gesprochen, der mir in liebenswürdigster Weise die Assistentenstelle an seiner Klinik zusagte; allerdings müsste ich warten, bis die Stelle frei würde, was vor drei Jahren frühestens nicht zu erwarten ist. Mit dem Tode Kahlers scheint nun, wie ich glaube, Aussicht zu sein, dass eine Stelle an der II. med[izinischen] Klinik frei wird, weil die beiden Assistenten unter Kahler, Kraus und Kovacz vermutlich bald austreten werden. Es ist kaum zweifelhaft, dass Jaksch in Prag der Nachfolger Kahlers wird, da Naunyn in Straßburg, der – wie ich oft höre – Aussichten hat, nach Wien zu kommen, als Ausländer schwerlich wird berufen werden. Ich weiß aus Erfahrung, wie viele Bewerber sich um eine Assistentenstelle an einer internen Klinik bewerben, und weiß, wie diese Bewerber möglichst früh alle möglichen Schritte tun, um möglichst früh Zusagen zu bekommen, um ihren Konkurrenten zuvorzukommen. Ich habe mir daher erlaubt, mich an Herrn Professor zu wenden, ob Herr Professor es für passend hielten, dass ich mich bereits jetzt an Jaksch brieflich wenden solle, wobei ich selbstverständlich zu diesem Schreiben an Jaksch mir die Erlaubnis Ziemssens einholen würde, der mich sicherlich bestens empfehlen würde. Oder würden Herr Professor die große Güte haben, im Falle Herr Professor diesen Schritt von mir nicht für unpassend oder verfrüht erachteten, für mich zu vermitteln? Jedenfalls glaube ich in aller Bescheidenheit behaupten zu können, dass ich ruhig mit anderen Bewerbern konkurrieren kann.

Ich bitte Herrn Professor, mein Schreiben mit der Wichtigkeit der Angelegenheit für meine Zukunft gütigst entschuldigen zu wollen. Ich hätte es sonst nie gewagt, Herrn Professor zu belästigen. Vielleicht haben Herr Professor die große Güte, mir in einigen Zeilen Ihre Ansicht über die Angelegenheit zukommen zu lassen.

Indem ich mich dem Wohlwollen Herrn Professors bestens empfehle, zeichne ich als Herrn Professor ergebenster dankbarer Schüler

Dr. Hermann Franz Müller
Assistent am med[izinischen] Institut
Krankenhausstraße 1 A

Hochgeschätzter, hochverehrtester Herr Professor.

Unterfertigter, ein dankbarer ehemaliger Schüler E[uer] H[ochwohlgeboren], erlaubt sich, hochverehrter Herr Professor, Sie mit einer Bitte zu belästigen. – Die tiefgewurzelte Erinnerung an den beliebten, hochverdienten Lehrer möge das Wagnis entschuldigen.

Es handelt sich um die günstige Evasion eines Ansuchens, welches bei der Dekanatskanzlei der Grazer medizinischen Fakultät vorliegt. Nämlich: Herr Alois d'Agostini, absolvierter Mediziner, Sohn des hiesigen Bezirksarztes Dr. Anton d'Agostini hat einen Teil des ersten medizinischen Rigorosums in Graz abgelegt und befindet sich derzeit in Innsbruck. Er ersucht dahin begünstiget zu werden, dass ihm erlaubt werde, die Prüfung in Innsbruck fortsetzen zu dürfen, umso mehr, da in diesem Sinne vom Ministerium an die Grazer Fakultät um die eventuelle Zusage interpelliert werden dürfte.

Herr Professor werden durch meine Wenigkeit vom Vater des Kandidaten gebeten, sich der Sache gnädigst annehmen zu wollen und die Begünstigung zu unterstützen, und zwar dadurch, dass das hochlöbliche Dekanat ein zusagendes Votum abgebe.

Indem ich nochmals E[uer] H[ochwohlgeboren] ersuche, meinen gewagten Schritt gütigst entschuldigen zu wollen, erlaube mir, hochgeschätzter Herr Professor, Ihnen die Gefühle meiner Dankbarkeit und Verehrung entgegenzubringen.

Hochachtungsvoll ergebenst

Dr. Alfred Cambon Medico-Chirurgo

Lieber Bruder!

Seit Weihnachten schon kämpfe ich einen sehr sonderbaren Kampf, mit welchem ich Dich bisher nicht behelligen wollte, nun geht es aber doch nicht mehr, Dich nicht davon zu unterrichten.

Oskar fällt mit der größten Brutalität immer über mich her, mit der Mitteilung, dass er nicht mehr bei Richard bleiben will. Allen ist geholfen worden, ihm müsse auch geholfen werden! Anfangs tat er das, weil er sich einbildete, dass die Witwe Akerl (Nichte der Frau Rotsch) ihn heiraten will. Er wollte nun eine Wirtschaft neben der Halbwirtschaft der Frau Akerl kaufen.

Alles war natürlich Hirngespinst des guten Oskar. Frau Akerl hat hell gelacht, als Oskar ihr sein Projekt mitteilte und jetzt schimpft er über sie, was er nur kann. Jetzt will er aber wieder eine andere Wirtschaft nur gleich um 20.000 fl kaufen, und da soll ich an Dich schreiben, dass Du ihm das Geld vorstrecken sollst, bis er von der Sparkasse es bekommt und er es Dir zurückzahlen kann.

Weil ich nun über diese Sache, die zu dumm ist, als dass man weiter darüber reden könnte, mit Dir noch nicht korrespondiert habe, ist Oskar so brutal, dass er Sonntag einen Mordsskandal in meiner Abwesenheit bei uns machte, wo er über mich schimpfte, dass ich für ihn nichts tun will, während ich für Richard alles tue und der fortwährend Geld von Dir bekommt. Er drohte dabei auch, dass er sich eine Kugel in den Kopf jagen werde etc. etc.

Ich glaube nun, dass es an der Zeit wäre, dass Du ein paar gütige Zeilen an mich richten würdest, mit der Mitteilung, dass Du schon durch längere Zeit von Oskars Plänen unterrichtet bist, dass Du aber Dein Erstaunen über sein Auftreten nicht unterdrücken könntest. Was er denn glaube, wenn er meint, dass man ihm gleich 20.000 fl zur Verfügung stellen könnte. Und dass eine solche Ansicht doch auf einer großen Verkennung der Verhältnisse beruhen müsse. Ich glaube, eine gütig gehaltene Zuschrift dieser Art würde die Wirkung haben, Oskar von seiner fixen Idee zu kurieren.

Prisca, die Dicke, muss nun durch 14 Tage aus der Schule bleiben. Kopfweh, Appetitlosigkeit, Herzklopfen. Prof. Müller und Tobeitz sagen Cephalaea nervosa, beginnende Chlorose. Sie sieht auch blasser aus und magert etwas ab. Seit 8 Tagen bessert sich aber die Sache, sie schläft wieder besser, isst mehr und hat keine Kopfschmerzen. Sie bekommt Eisen, muss immer spazieren gehen und möglichst Fleisch essen. – Die Sache kam wie ein Blitz.

Uns andern geht es Gott sei Dank gut, was wir auch von Euch hoffen, Dein

Alexander

Nächsten Samstag 6 Uhr abends soll wieder gemessen werden; also anzünden!

Dr. Eberstaller

Hoch geehrter Herr Professor!

Tausend Dank für den freundlichen Brief! Ich habe inzwischen schon oft bereut, das Schreiben abgesandt zu haben, weil ich fürchtete, Herr Professor würden meine unbescheidene Bitte übel nehmen. Herr Professor können von meinem innigsten Dank für das große Wohlwollen, welches mir Herr Professor jetzt von neuem bewiesen haben, überzeugt sein!

Neusser ist in Deutschland ein ganz unbekannter Mann. Als ich heute Ziemssen erzählte, in Wien sei das Gerücht, Neusser werde der Nachfolger Kahlers, war dieser ganz erstaunt. Er konnte sich bloß dunkel erinnern, etwas von ihm einmal gelesen zu haben. Herr Professor dürften wohl die phantastischen Arbeiten Neussers und seiner Schüler über die eosinophilen Zellen gelesen haben: Neusser lässt die Leukozyten – ähnlich wie Stricker – aus dem ganzen Gewebe „secerniert“ werden, und zwar unter Vermittlung – des Sympathikus, dem bekanntlich schon sehr viel in die Schuhe geschoben wurde. Ich arbeite gegenwärtig gerade an einer kleinen Mitteilung, in welcher ich das total Irrtümliche der Neusserschen Theorien nachweise.

Ich habe immer gehört, Neusser spekuliere auf die Lehrkanzel einer polnischen Fakultät. Jedenfalls halte ich es für sehr unwahrscheinlich, dass Neusser die Stelle nach Kahler bekommt. Er ist ja auch gar nicht vorgeschlagen.

Ein Münchener Assistent, der mit Naunyn in Straßburg in Beziehung zu stehen scheint, hat mir vor Kurzem als absolut sicher es bezeichnet, dass Jaksch nach Wien komme, da besonders Nothnagel entschieden für ihn eintrete.

Ich bin nunmehr ebenfalls der Ansicht, dass ruhig abzuwarten das Beste ist. Und ich wäre Herrn Professor zu einigem Dank verpflichtet, wenn Herr Professor, falls Jaksch nach Wien käme, für mich zu vermitteln die große Freundlichkeit hätten.

Ich hoffe, zu Ostern Urlaub zu bekommen und werde dann nach Wien fahren, um Nothnagel, der mir sehr wohl gesinnt ist, persönlich zu sprechen. Wenn ich nach Graz komme, werde ich nicht ermangeln, Herrn Professor einen Besuch abzustatten. Jedenfalls wird auch Ziemssen am nächsten Kongress in Wiesbaden bei Nothnagel und Jaksch für mich vermitteln. Nochmals bestens dankend, zeichnet sich Herrn Professor dankbarer Schüler

Dr. Müller

Hochgeehrter Herr Kollege!

Gerne will ich Ihnen den Eindruck schildern, welchen das hauptsächlich doch wohl auf Suess zurückzuführende Projekt einer organisierten Vereinigung zunächst der Deutschen, sodann möglichst vieler Akademien der Welt zum Zweck gemeinsamer Unternehmungen auf einige mir näherstehende Kollegen und mich selbst gemacht hat. Während Mommsen und Auwers begeistert dafür eintraten, und Helmholtz nicht ganz dagegen war, erklärten sich du Bois, Pringsheim, Munk, Möbius, Fuchs von vorn herein energisch dagegen. Auch ich habe bei der entscheidenden Abstimmung dagegen gestimmt, obwohl ich mit Waldeyer anfänglich nicht abgeneigt war, unter bestimmten Voraussetzungen auf die Propositionen der Leipziger Delegierten einzugehen. Wir Naturforscher und Mathematiker haben aber schließlich fast sämtliche den Eindruck erhalten, als ob eine solche Universalakademie selbst bei recht lockerer Verbindung leicht mehr schaden als nützen könne.

So bereit wir uns erklärt haben, in jedem einzelnen Falle nach Kräften mit anderen Akademien zusammenzuwirken, so bestimmt lehnten wir eine derartige Organisation ab, bei welcher leicht ein recht unbequemer und der Sache nachteiliger Druck von minder berechtigter Seite ausgeübt werden kann und die Gefahr einer Majorisierung naheliegt, welche letztere bei wissenschaftlichen Fragen gefährlich werden kann.

Es wird von der Berliner Akademie eine höfliche Antwort erfolgen, welche mehr einer Ablehnung als einer Annahme des ganzen Vorschlages gleichsehen dürfte.

Mit der Bitte, mich Ihrer Frau Gemahlin und den wenigen Bekannten, welche ich noch in Graz habe, bestens zu empfehlen, schließt freundlich grüßend, Ihr hochachtungsvoll ergebener

Franz Eilhard Schulze

Lieber Bruder!

Der unerwartete Brief des Erich und Edwin hat mich, trotzdem er sehr kurz war, doch sehr erfreut, und ich werde trachten, der Aufforderung, zu Ostern nach Graz zu kommen, Folge zu leisten. Hoffentlich werden sich keine allzu großen Hindernisse meinem Vorhaben entgegenstellen und ich werde Euch am 1. April in Graz begrüßen. Der 1. April fällt auf den Karsamstag, an dem ich dann schon mittags bei Euch sein kann, um noch Humbert, Octavie und Prisca in den April schicken zu können. Einstweilen viele herzliche Küsse und Grüße an Dich, Rosa und alle, Dein

Emil

Lieber Bruder!

Dein Schreiben hat die größte und freudigste Überraschung hervorgerufen. Es wusste nämlich niemand, dass Erich und Edwin Dir geschrieben haben und die zwei Buben haben geschwiegen, wie ich ihnen das nicht zugetraut hätte. Die Sache kam also. Schon lange sprach Mama immer zu den großen Kindern davon, dass sie Dich nun bald zu Ostern einladen sollen. Das hörte Erich immer und das machte, dass er eines schönen Tages, als Mama in der Stadt, die Großen in der Schule waren, zu mir kam, einen Zettel und ein weggeworfenes Kuvert in der Hand und sagte, Papa, auf diesen Zettel schreibe ich darauf: Lieber Onkel Emil, komme bald zu Ostern, Dein Dich liebender Erich Rollett; und auf das Kuvert: Herrn Dr. Emil Rollett in Wien, Giselastraße 2, und in der Tat machte er auf beides sein Gekritzel und drang dann in mich, ich solle eine Briefmarke, aber eine wirkliche und ungestempelte, darauf kleben und den Johann auf die Post schicken.

Das war für mich die Veranlassung, ihm zu sagen: Nun, da müssen wir ein besseres Papier und Kuvert nehmen und ihm die Hand zu führen zu dem Brief, den Du erhalten hast. Edwin, der dabei war und sah, was wir machten, wollte nun auch schreiben. Er ist ja der Familien-Affe, wie er im Buche steht und so nahm ich ihn denn auch her und führte ihm die Hand zum Unterschreiben. Darauf großer Jammer des Erich, der bitter böse wurde, indem er immer wiederholte: Jetzt ist alles verpatzt, das gibt’s nicht, dass da zwei einen Brief schreiben, der Edwin muss immer alles verpatzen usw. Kurz, ich hatte meine Not, den Streit zu beschwichtigen und trug ihnen nur auf, stille zu schweigen bis die andern kommen, damit die nichts von der Überraschung erraten und das haben die Buben auch getan. Du siehst, man findet noch immer Zeit zu Scherzen, obwohl einem der Spaß eigentlich vergehen sollte.

Die Aera Gautsch verläuft ja so schrecklich für mich, dass ich mich oft am Kopfe fasse und mich frage, ja, was habe ich denn getan, dass ich jetzt so gequält werde.

Du glaubst nicht, wie ich zu kämpfen habe; um das Ansehen; welches ich hier erlangt hatte, auch zu erhalten. Die Rücksichtlosigkeit und Nichtachtung, welche mir von der Wiener Fakultät (Saufakultät) vom h[ohen] Ministerium (den Eseln, die jetzt dort beisammen sind) so reichlich zuteil wird (warum? Ich weiß es nicht!!!), droht mir auch hier Ansehen und Einfluss gänzlich zu untergraben. Man schüttelt die Köpfe, fragt sich bedenklich, warum ich so behandelt werde, und das Fazit ist, dass man mir schließlich mit Geringschätzung und Frechheit begegnet.

Wenn ich aber in unbewachten Augenblicken mich hinreißen lasse, zu jammern und um Gnade flehe, dann komme ich immer wieder zu dem Resultate, dass ich ja ohnehin hochbegnadet bin dadurch, dass ich alles Missgeschick bisher mit leiblicher und geistiger Gesundheit ertragen habe. Ich glaube nicht, dass viele Gelehrte die Erfahrungen machen mussten, wie ich sie in Bezug auf Schüler, Kollegen und vermeintliche Freunde gemacht habe, so aus der Affäre herauskämen wie ich. Gestern habe ich meine Vorlesungen für dieses Semester, wie regelmäßig seit meiner Wiedergenesung, unter lauten Prositrufen meiner Hörer geschlossen. Diese alle Semesterenden wiederkehrende Ovation ist ein Unikum meines Hörsaales. Ich glaube, die Studenten sind über ihren Lehrer besser orientiert als die maßgebenden Persönlichkeiten, die solchen Nichtstuern und wissenschaftlichen Nullen wie sie die Wiener Fakultät gegenwärtig reichlich besitzt, Auszeichnungen und Würden verleiht, als ob sie europäische Zelebritäten wären, während außerhalb Wien, ich mag gar nicht sagen außerhalb der schwarzgelben Pfähle, denn das ginge schon zu weit, kein Hahn um sie kräht.

Eine so große Demoralisation in dem Hinaufschrauben von Nullen zu medizinischen Größen, wie sie jetzt eingerissen ist, hat es früher nie gegeben.

Das Herumschmeißen mit Auszeichnungen, welche früher nur so kapitale Leute wie Rokitansky, Skoda, Hyrtl usw. bekamen, unter die unbedeutendsten Leute, ist aber der Balsam für die Wunden, die sonst unserem Egoismus unheilbar geschlagen würden. Was könnte einem heute eine Auszeichnung für eine Freude machen, die man mit so vielen Nullen teilen müsste.

Wenn mich die Herren in Wien nur in Ruhe lassen würden. Ich werde aber nächstens grob werden und ihnen schreiben, dass in Österreich noch selten eine Rotzbüberei ärgerer Art gelungen ist, als sie mir, und ich füge hinzu auch Hering, angetan wurde und dass man durch Dummstellen darüber nicht hinwegkommen kann. Das Brücke-Denkmal-Komitee sekiert mich und Herr Dr. Theodor Brücke verlangt von mir Auskünfte für die Herausgabe der Schriften seines verstorbenen Herrn Vaters, und dann schickt er mir wieder Lithographien von Brücke, für welche ich mich bedanken muss usf. Kurz, ich kann diese Saugeschichte, die ich gerne vergessen möchte, nicht loswerden. Das ist doch mehr als man verlangen darf.

Viele Grüße an alle, frohes Wiedersehen zu Ostern, worauf wir uns alle freuen, Dein

Alexander

Lieber Bruder!

Ich bin gestern mit eineinhalbstündiger Verspätung glücklich in Wien eingetroffen. Auguste fand ich mit einer Indigestion behaftet im Bette. Nachdem sie öfters den heiligen Ulrich um Hilfe anrief, ist sie heute wieder wohl. Berta befindet sich für einige Zeit bei uns. Ich danke Dir und Rosa nochmals herzlich für die liebevolle Aufnahme und für alles Gute und Schöne, das ich in Graz genossen habe. Tausend Küsse und Grüße an Dich, Rosa und die Kinder. Ich hoffe, Euch recht bald wiederzusehen. Dein

Emil

Euer Wohlgeboren!

Vorerst bitte ich, meine Freiheit gütigst zu entschuldigen, dass ich Sie, Herr Regierungsrat, mit diesem Schreiben belästige.

Die Erinnerung an die schönen Zeiten, in denen ich dort im Institute arbeiten durfte, taucht in mir sehr oft auf, und die Sehnsucht, wieder dort meine kleine Fertigkeit praktisch in Anwendung bringen und ausnützen zu können, ist eben der Grund meines heutigen Schreibens.

Anlass hiezu gab mir eine Korrespondenzkarte von Herrn Dr. Guido Werdnig, aus welcher ich ersehen habe, dass ich noch stets gerne gesehen wäre, und ich noch genügend Verdienst finden würde, wenn ich nur in Graz stabil wäre.

Ich sah auch daraus, dass seit meiner Abkunft aus Graz noch niemand meinen damaligen Posten eingenommen hat. Mit Freuden würde ich gerne das einholen, was seither rückständig blieb, wäre ich eben nur zu Graz und nicht in diesem öden Leoben.

Daher würde ich eine einzige Bitte vorbringen in dieser Beziehung. Bitte mir selbe gütigst, wenn nicht passend oder sonst nicht erfüllbar, zu entschuldigen; nämlich, ich denke Herr Regierungsrat könnten durch einige gütige Worte bei guter Gelegenheit Herrn Oberpostdirektor dazu bewegen, mich aus dieser Station nach Graz zu übersetzen. Ich glaube, dass Herr Regierungsrat ja öfter in Gesellschaft mit Herrn Oberpostdirektor Groß sind, wobei sich leicht eine solche Bitte vorbringen ließe.

Ich habe weiters keinen andern Einfluss, um mich von hier losreißen zu können.

Sonst müsste ich gewiss noch 2–3 Jahre hier verweilen. Bei der Grazer Direktion bin ich sehr beliebt und für hiesigen Posten als Leiter des Telegrafenamtes (15 Linien) unentbehrlich erklärt.

Könnte es Ihnen, hochgeschätzter Herr Regierungsrat, vielleicht doch gelingen, für meine Zukunft eine Änderung des Stationsortes zu bewirken, ich würde Ihnen sehr dankbar sein für Ihre Mühe durch eifriges Arbeiten.

In der Hoffnung, nicht ganz umsonst mich der freudigen Erwartung hinzugeben, verbleibe ich nochmals innigst um gütigste Unterstützung bittend, Ihr ergebener

Emil Vogler
k. k. Postassistent

Lieber Bruder!

Wir alle beglückwünschen Dich zur neuen Auszeichnung. Es ist nun der Fehler, den man mit dem F.I.O. beging, einigermaßen ausgebessert. Nach Deinen Mitteilungen zu Ostern war ich von dieser Lösung etwas überrascht.

Bei uns ist leider ein kleines Spital. Priska und Humbert bekamen zuerst eine Angina und seit gestern fiebern Erich und Edwin. Dr. Tobeitz, welcher heute hier war, hält Anderes für ausgeschlossen und so werden wir denn, wie bei Priska und Humbert, nach 4 Tagen mit der Affektion wieder fertig sein.

Katarrhe sind jetzt überhaupt hier an der Tagesordnung. Das Wetter rein verrückt, bei Tag heiß und trocken, in der Nacht sehr kalt, der Umschlag abends sehr grell. Regen, nach welchem alles lechzt, gar keiner, trotz auffallend niedrigen Barometerstandes.

Was hast Du zu den Nekrologen Kundrats gesagt. Man musste den Eindruck gewinnen, als ob da der potenzierte Rokitansky der Wissenschaft entrissen worden wäre. Die Fälschungen, welche die Wiener Presse begeht, sind doch höchst ekelhaft. Leider geht es in vielen vielen anderen Dingen in Österreich ebenso. Lauter erträumte Größen.

Doch ich will schweigen, vielleicht bin nur ich verrückt und nicht die andern, aber eines von beiden muss der Fall sein.

Ich glaube, es geht in der österreichischen Medizin wie in der österreichischen Politik. Alle alte gute Tradition geht verloren. Es bricht eine neue Zeit an, die wir nicht verstehen, von der wir nur sagen können, dass sie als perverse Entwicklungsphase einst mit Schrecken enden wird.

Mit vielen Grüßen an Dich und alle, Dein

Alexander

Auguste Dank für die Karte.

Lieber Bruder!

Ich sende Dir und allen meinen herzlichsten Dank für die Glückwünsche zu meiner neuen Titulierung. Ich wurde von dem Ereignisse auch einigermaßen überrascht. Nachdem ich vor vielen Monaten noch im vorigen Spätherbst sowohl den Professor- als auch den kaiserlichen Rattitel dankend abgelehnt hatte, war von der ganzen Angelegenheit kein Sterbenswörtlein mehr die Rede. Nun erfahre ich durch den Erzherzogsekretär, Regierungsrat Dr. Katharin, der die Sache zu inszenieren hatte, dass der Vorschlag meiner Ernennung zum Regierungsrat längst gemacht wurde, aber an dem Grafen Taaffe einen entschiedenen Widerstand fand mit der Behauptung, dass es unzulässig sei, ein- und dieselbe Persönlichkeit zweimal im Jahre seiner Majestät zu einer Auszeichnung in Vorschlag zu bringen. Nun ist ein Jahr seit der Ordensverleihung abgelaufen und so kam die Sache wieder in Fluss.

Hoffentlich haben sich die Kinder von ihrer Erkrankung wieder erholt. Es ist hier in Wien auch ein ungemein hoher Krankenstand von Anginen, Katarrhen aller Art, Influenza, Pneumonie, Rotlauf etc. Ich glaube, dass, wenn es einmal regnet und die scharfen und kalten Nordwestwinde bei hellem Sonnenschein aufhören werden, der Gesundheitszustand sich bald wieder bessern wird.

Wie steht es mit dem Projekte Eures Pfingstausfluges? Hoffentlich wird sich die Sache in der geplanten Weise ganz gut ausführen lassen. Wir freuen uns sehr, Euch wieder einmal in Wien zu sehen. Einstweilen viele herzliche Küsse und Grüße an Dich, Rosa und die Kinder, Dein

Emil

Lieber Bruder!

Ich habe heute unter Kreuzband eine Reihe von Zeitungen an Dich gesendet. Wenn Du die rot angestrichenen Stellen in denselben aufsuchen wirst, wirst Du auch sehen, was den Grazern jetzt in die Köpfe gefahren ist und welche Rolle auch Du hie und da mitspielst. Insbesondere die Notiz im Abendblatt vom 9. Mai hat mir viele Fragen eingetragen und vielen Leuten arges Kopfzerbrechen gemacht.

Geradezu lächerlich ist das Volksblatt, welches offenbar im Wurzbach aus zwei Artikeln unbewusst geschöpft hat. Jetzt erfahre ich, dass sowohl Professorenkollegium als auch Verein der Ärzte für den nächsten Herbst eine Feier beschlossen haben.

Ich bin von allem völlig überrascht.

Ich hoffe also, wir sehen uns zu Pfingsten. Geht alles so wie ich es vorbereitet habe, dann sind wir am Samstag, den 20. Mai, in Baden, am Dienstag, den 23., in Wien zur großen Firmerei.

Ich bitte Auguste, sich für diesen Tag als Patinstellvertreterin für Frl. Albertine Schmid bereit zu halten. Sie wird schon davon wissen. Wahrscheinlich kann sich Priska auch anschließen oder wir bitten, dass eine andere Tante mitkommt.

Auch für Humbert brauchen wir einen Paten und bitten, dass Du so gut bist, das zu übernehmen. Du bist zwar auch sein Taufpate und wir glaubten anfangs, dass das nicht ginge. Der Katechet sagte aber, dass es geht, nur sei es nicht erwünscht. Also gut, das Wünschenswerte nehmen wir ganz auf uns.

Programm wäre also:

Pfingstsonntag: Baden

Pfingstmontag: detto

Pfingstdienstag: Wien

Am Mittwoch müssen wir, ich und die Kinder, wieder in Graz anlangen. Also Mittwochfrüh von Baden mit dem Schnellzug nach Graz, daher wir Dienstabend nicht zu spät nach Baden zurückkehren müssen.

Ich bitte Dich, den Feldzugsplan nur für Dich zu behalten. Ich habe alles genau überlegt. Sagen wir es den andern, dann gibt es tausend Ratschläge, und viele Köche versalzen die Suppe. Grüße von allen an alle, Dein

Alexander

Lieber Bruder!

Da ich Dir unser Programm mitgeteilt habe, so muss ich Dir heute auch die weitere Vervollständigung und Abänderung desselben mitteilen. Wegen der Unterkunft in Baden habe ich mit Toni schon alles geordnet, aber ihn gebeten, dass er nichts weiter darüber sprechen soll. Die Tagesordnung habe ich aber in der folgenden Weise geändert. Samstagnachmittag und den ganzen Sonntag Baden: Besichtigungen, Besuche etc. Montagvormittag: Baden, Nachmittag: Ausflug nach Schönbrunn und Abend: vielleicht über Wien (einige äußere Besichtigungen) zurück nach Baden.

Dienstagfrüh nach Wien zur Firmung, den Tag über in Wien, abends zurück nach Baden. Mittwochvormittag in Baden bis 14:00 Uhr und dann Rückreise nach Graz, den Montagnachmittag habe ich vom Badner Aufenthalt für Wien abgezwickt, weil Dienstag allein für Wien zu wenig wäre.

Vielleicht könnten dann die großen Kinder und Mama am Dienstag in die Museen gehen, während ich mit den kleinen Buben die Stadt weiter besichtige.

Ich teile Dir das alles mit, um Dich von unseren Plänen zu unterrichten, möchte Dich aber recht sehr bitten, Dich durch uns nicht genieren zu lassen, wenn Du uns nur bei Dir eine Zufluchtsstätte gewährst, werden wir Dir sehr dankbar sein.

An Auguste schreibe ich heute einige Bitten. Lebe wohl, auf baldiges Wiedersehen, Dein

Alexander

Lieber Bruder!

Ich freue mich sehr, Euch baldigst wiederzusehen und besonders auch darüber, dass ich Humbert bei Empfang des Backenstreiches meinen Beistand leisten kann. Er soll sich übrigens nicht zu sehr fürchten, es wird nicht gar arg sein. Also auf fröhliches Wiedersehen, mit vielen herzlichen Grüßen an alle, Dein

Emil

Hochgeehrter Herr Regierungsrat!

Ich sage meinen herzlichen Dank, dass Sie die große Güte hatten, mir so ausführlich und eingehend den Befund der beiden Harnuntersuchungen bei Herrn von Knaffl mitzuteilen. Ich bin durch dieselben sehr beruhiget worden und denke, dass man nunmehr dem verehrten Herrn volle Beruhigung darüber gewähren kann, dass sein Gesundheitszustand von keiner ernstlichen Gefahr bedroht ist.

Ich habe ihn seinerzeit sehr erregt und bekümmert über das Ergebnis einer angestellten Harnuntersuchung, welche Eiter und Blut im Harne nachgewiesen haben sollte – gefunden.

Hochgeehrter Herr Regierungsrat, ich wiederhole Ihnen meinen herzlichsten Dank und bin im Gefühle meiner gewohnten Hochachtung und Verehrung Ihr ergebenster

Dr. Julius Bogensteig

Lieber Freund

Diesmal wirst Du doch zu den Akademie-Sitzungen kommen! Außer dem stetigen Bedürfnis, Dich wieder zu sehen, möchte ich auch, dass Du mir die gehärtete Muskelfaser mitbrächtest. Leider komme ich schon am Montag, 29. [Mai], zu diesem Gegenstande, werde sie aber noch nachträglich vorzeigen.

Also schön kommen. In alter Freundschaft

Lang

Meine Empfehlungen an Deine Frau.

Lieber Bruder!

Mit dem größten Danke für alles Gute und Schöne, was wir in Wien genossen, melde ich unsere glückliche Ankunft in Graz. – Näheres folgt.

Dank auch an Auguste, Adele für ihren Beistand, ebenso Schurz Stefi und Carl und viele Grüße von allen an alle, Dein

Alexander

Anmerkung Unterzeichnet, aber stark korrigiert, nachfolgend die zuletzt intendierte Fassung

Hochgeehrter Herr Geheimrat!

Es zieht mir immer wie ein Vorwurf durch die Seele, dass ich Ihnen noch nicht geschrieben habe, das Drasch leidend ist und in diesem Semester nicht lesen kann. Aber vielleicht war es gut, dass ich bis jetzt geschwiegen habe, denn es ist, wie mir Kollege von Wagner, der Drasch behandelt, mitteilt, jetzt alle Aussicht vorhanden, das Drasch nach einigen Wochen wieder ganz beisammen sein wird, während ich bisher in großer Angst um ihn lebte.

Schon zu Ostern erkrankte der Drasch an einer infektiösen Darmkrankheit, über welche sich die Internisten den Kopf zerbrachen. Sie ging mit Icterus und Albuminurie einher. Er kam anscheinend in Rekonvaleszenz und klagte nun bei einem Besuch über Anästhesie der Haut der unteren Extremitäten.

Er ging dann schon spazieren und übersiedelte nach Aflenz zur Erholung. Von dort kam aber plötzlich die Nachricht, dass er eine polyneuritische Lähmung beider unteren Extremitäten habe. Glücklicherweise ist nun diese mehrere Tage andauernde Lähmung wieder behoben.

Drasch kann wieder gehen, aber nur wenige Minuten und unsicher. Aber die Internisten stellen die Prognose, dass diese einer gastroin[te]stinalen Autointoxikation entspringende Neuritis in einigen Wochen ganz behoben sein wird.

In den Leiden, die uns unser krankes Staatsleben bereitet und von welchen man sich in Deutschland gar keine Vorstellung macht, noch [gestrichen: individuelle] körperliche bei sich oder nahe Stehenden [gestrichen: wurde] war [...] für uns die ärgste Pein.

Ich habe mich jetzt viel mit Versuchen [über durchgestrichen: physiologischen Experimenten] an [...] Frosch[muskel?] beschäftigt und glaube für die Erklärung der Zuckungstreppe[?] [...] beibringen zu können[,] leider komme ich durch meine physiologischen Erfahrungen[?] mit den Kontraktionstheorien auf denselben gespannten [?] F[...], wie auf Grund meiner histologischen Untersuchungen. Vielen neueren Arbeiten gegenüber bin ich sehr ketzerisch und mir kommt immer vor, als ob die Muskelforscher plötzlich von einem Delirium theoreticum ergriffen wären.

Dieser Ketzerei habe ich es auch zu danken, dass mir nicht recht einleuchten will, wie Engelmann seine interessanten Versuche an Darmsaiten und Kautschukfäden „Über den Ursprung des Muskelkraft“ überschreiben konnte. Es ließen sich ja auch mit Metalldrähten ähnliche [...] Versuche anstellen[,] nur würden hier Erwärmen und Abkühlen umgekehrt wirken[;] für die Vorgänge im Muskel scheint mir durch das eine und andere Schema sehr wenig gewonnen.

Entschuldigen Sie, Herr Geheimrat, diese gelegentliche [Herzensergießung?] und nehmen Sie gütigst auf die Versicherung unwandelbarer Dankbarkeit Ihres hochachtungsvollst ergebenen

Rollett

1893 VI 14, [Leipzig]

Lieber und verehrter Freund!

Ihre Nachricht von Drasch hat mich derart erschreckt, daß ich sogleich ein teilnehmendes Wort zu Ihnen senden muß. Die Kraft von Drasch schien mir so groß, daß ich mir dachte, Siechtum und Krankheit werden nie einen vergeblichen Angriff auf ihn wagen. Und nun doch, freilich ist auch das, was Sie berichten, rätselhaft. Woher die Lähmung, was vermochte das Rückenmark so vorübergehend zu schädigen? Oder waren nur die plex[us] ischiadici? angegriffen. Drücken Sie ihm meine Teilnahme an seinem Leid und meine lebhafte Freude an seiner Besserung aus. Nächsten schreibe ich selbst an ihn. Ihr Schmerzensruf „wehe über die muskulären Hypothetiter“ hat mir sehr wohl getan. Wie eine Erlösung klangen mir Ihre Worte. Schon dachte ich allein zu stehen und schon verzweifelte ich an meiner Urteilskraft, Sie haben mir wieder das Selbstgefühl zurückgegeben; nun, das mag sein, aber sicher ist es auch, daß man einem Professor den Irrtum nicht ausreden, seine Meinung nicht umwenden kann. Möge es Ihnen recht gut gehen und möchte Ihnen der Humor erhalten bleiben. Wer kann ändern, woran er nicht schuld ist. In alter Treue Ihr

C. Ludwig Liebigs[trasse] 16

Anmerkung Zur Datierung: Otto Drasch war im Sommer 1893 schwer erkrankt, s. seinen Brief an Rollett vom 22. 6. 1893 Aflenz.

Hoch geehrter Herr Professor!

Ich hätte Herrn Professor schon lange gerne geschrieben; aber mich hielt stets die Scheu zurück, Herr Professor könnten mein Schreiben als eine unpassende Aufdringklichkeit auffassen.

Herr Geheimrat von Ziemssen ist fest überzeugt, dass Jaksch nach Wien kommt. Er hat auf Verlangen von Schauta ein Gutachten abgegeben, in welchem er Jaksch für Wien vorschlägt.

Ich würde sehr gerne nach Wien gehen. In Deutschland habe ich – jetzt wenigstens – für eine akademische Laufbahn gar keine Aussichten. Dr. May, klin[ischer] Assistent der II. med[izinischen] Klinik (H[err] Prof. Bauer) und Voit, Sohn des Physiologen, habilitieren sich noch in diesem Semester für innere Medizin, dann kommt Dr. Sittmann, der I. Assistent des klinischen Instituts (ich bin der II.) an die Reihe. Dann wird, weil numerus clausus ist, niemand mehr zugelassen.

Dr. Rieder, mit dem ich vor 3 Jahren über eosinophile Zellen arbeitete (oder besser gesagt, ich arbeitete, er lieferte das Material aus dem Ambulatorium), hat sich voriges Jahr bereits habilitiert. Er will natürlich ebenfalls Professor werden. Seine Habilitationsschrift war die Herrn Professor vielleicht bekannte Arbeit „Über Leukocythose und verwandte Zustände des Blutes“ (Vogel, Leipzig, 1892), von welcher man sagen kann, dass das Gute nicht neu und das Neue nicht gut ist. Löwit hat ihn ordentlich verwaschen. Zuletzt hat er auf Anregung des Herrn Geheimrats (der – ich weiß nicht warum – Rieder für den ersten Blutkenner hält und wahrscheinlich der Ansicht ist, Rieder sei mein Lehrer gewesen, anstatt umgekehrt) einen „Atlas der klin[ischen] Mikroskopie des Blutes“ (Leipzig, Vogel, 1893) herausgegeben, wodurch natürlich sein Ruhm noch mehr gewachsen ist. Wenn aber Herr Professor diesen Atlas anschauen würden, dürften mir Herr Professor recht geben, dass er zwar prächtig ausgestaltet, aber grundfalsch ist. Man braucht nur die Bilder über die roten Blutkörperchen (Fig. 1, 2, 7, 8, 10, 17, 21, 27, 28, 41 u. a.), sowie die Karikaturen der Blutplättchen (bes[onders] Fig. 8), die verzeichneten Kernstrukturen etc. anzusehen, um den Atlas als misslungen zu erklären. Leider darf ich, als Assistent derselben Klinik, keine öffentliche Kritik ausüben, und leider werden unwissende Referenten, von der Schönheit der Ausstattung geblendet, den Atlas als „Errungenschaft“ der Wissenschaft bezeichnen. Ich bin im Atlas schlecht weggekommen. Rieder benützt meine Methoden, führt sie aus, nennt aber den Urheber nicht. Niemand ahnt, daß die Mikroskopie des leukämischen Blutes, Markzellen, ihre Mitosen usw. zuerst von mir gewürdigt würden. Jedenfalls ist Rieder durch den Atlas sehr populär geworden, er heimst die Früchte der Arbeit anderer! Ich hoffe übrigens, daß sich doch ein Referent findet, der dem allen die gerechte Würdigung zu Teil werden läßt. In ca. 2 Monaten erscheint im Zentralblatt für allgemeine Pathologie und pathologische Anatomie von Ziegler und Kahlden ein kleiner Aufsatz von mir, der sich mit der Chemotaxis beschäftigt. Gegenwärtig bearbeite ich 3 Fälle von Syringomyelie, die ich zuerst diagnostiziert haben und mir deswegen vom Herrn Geheimrat zur Publikation überwiesen wurden. Über Blut zu arbeiten habe ich aus begreiflichen Gründen die Freude verloren. Ich habe mich völlig auf die Anatomie und Pathologie des zentralen Nervensystems geworfen; diese Kenntnisse werden, wie ich hoffe, bei dem enormen Nervenmaterial der Wiener Kliniken mir der einst von Nutzen sein. Nothnagel hat mir die Assistentenstelle an seiner Klinik zugesagt. Immerhin muß ich 2 bis 3 Jahre warten. Meine hiesige Stellung geht im Juni 1894 zu Ende, und weiß nicht, ob mir der Herr Geheimrat, der mir übrigens, wie ich glauben darf, sehr wohl gesinnt ist, die Zeit verlängern wird. Die Zwischenzeit müßte ich als Volontär verbringen, natürlich in Wien. Ich werde dann jedenfalls trachten, ein Stipendium von der Regierung zu erhalten, um vielleicht in Paris bei Charcot mich in Nervenpathologie auszubilden. Aber ich weiß im vorhinein, wie sparsam die Regierung für medizinische Studienreisen ist! Für Jaksch konnte ich auch noch den Herrn Schimanek um Vermittlung bitten. Leider ist Jaksch hauptsächlich Chemiker, sodaß ihm meine morphologische Richtung nicht besonders zusagen dürfte. Ob aber Notnagel nicht verletzt werde, wenn ich nach seiner Zusage um eine andere Stelle mich bewerbe? Herr Professor werden verzeihen, daß ich mein Herz ausgeschüttet habe, und ich brauche wohl nicht erst zu bitten, daß Herr Professor meine Herzensergießungen für sich behalten. Denn ich habe vieles geschrieben, was, wenn es bekannt werden würde, meine hiesige Stellung ernstlich gefährden würde. Ich schließe, indem sich Herrn Professor bestens empfiehlt Ihr dankbarer Schüler

Müller

Sehr geehrter Herr Professor.

Besten Dank für Ihr Schreiben.

Die neuerliche Recidive war wohl dazu angetan, das Bild meiner Krankheit noch verwirrter zu machen, als es ohnehin schon war. Anfangs fühlte ich mich hier sehr wohl; ich schlief sehr gut und mein Appetit steigerte sich. Die Recidive kam so plötzlich und so mit einem Schlage, ohne dass ich mir weder einer Verkühlung noch eines Diätfehlers bewusst war. Ich sagte meinen behandelnden Ärzten in Graz wiederholt, dass ich immer das Gefühl habe, dass die Krankheit noch in mir stecke, dass die Rekonvaleszenz nicht weiter wolle; allein sie glaubten nicht daran, und namentlich Wagner lachte stets zu meinen Klagen. Jetzt hatte es aber den Anschein, als wollte sich die Krankheit an jenen Stellen austoben, welche früher nicht ergriffen waren; sie hatte jetzt ausschließlich ihren Sitz vom Kreuz angefangen bis zu den Kniekehlen. Kreuz und sämtliche Muskeln der Oberschenkel fingen an, fürchterlich zu schmerzen, und zwar zuerst der eine Oberschenkel und, als dieser wieder etwas besser wurde, der andere. Es traten in allen Muskeln vom Knie beginnend und bis zum Darmbeine fortschreitend, etwa eigroße, harte Knoten auf; schwand der eine Knoten, erschien ober ihm ein neuer etc. Anfangs waren die Knoten schon bei der leisesten Berührung sehr empfindlich, nach 6-8 Stunden schwand diese Empfindlichkeit und es schmerzte der betreffende Muskel nur bei dem Versuche, ihn zu gebrauchen. Diese „Rosenkranz-Krankheit“ lief zuerst an dem rechten Oberschenkel, dann erst an dem linken ab. Dabei hatte ich aber auch das Gefühl, dass beide Oberschenkel gelähmt waren; denn abgesehen von dem Schmerze, war es mir nicht möglich, selbe zu heben oder von einander zu entfernen. Der ganze übrige Körper war gesund und während der ganzen Zeit das Fieber nur sehr mäßig. Ob das Ganze nur eine Neuritis war, wie Wagner will, weiß ich nicht; ich zweifle. Seit 5–6 Tagen habe ich nun das Gefühl – endlich –, dass es jetzt mit der Besserung definitiv vorwärts gehe. Gestern konnte ich schon das erste Mal ohne Stock und Stütze ausgehen, und so denke ich, wohl bis zum 1. in Graz sein zu können, um meine Sachen zu ordnen. Ihr

Drasch

1893 VII 22, Stübing

Lieber Bruder!

Heute Mittag, 13:00 Uhr, bin ich, ledig aller Pflicht, nach Stübing gefahren, um hier der Ruhe zu genießen. Mama mit den Kindern ist schon am 8. d[es] M[onats] hierher übersiedelt. Ich musste aber bis heute, mit Ausnahme der Sonntage, noch täglich nach Graz zu Rigorosen und Sitzungen. Ja sogar, was ich bald vergessen hätte, am nächsten Dienstag muss ich noch nachmittags zur letzten Senatssitzung nach Graz fahren. In der Fakultät ist aber Gott sei Dank alles fertig.

Ich weiß nicht, ob Du erfahren hast, dass ich für das nächste Jahr einstimmig zum Dekan gewählt wurde. Ich war darüber sehr erfreut, weil diese Tatsache zeigt, dass ich auch in der neuen Fakultät meinen Platz behauptet habe.

Ja noch mehr, für den Herbst bereiten die Kollegen, wie ich Dir schon gesagt habe, eine große Feier für mich vor. Ich muss das so freudig hinnehmen als es geboten wird, aber leugnen lässt sich das memento, welches in der Sache liegt, nicht.

Noch einen Beweis des Vertrauens haben mir die Grazer Ärzte heute gegeben. Ich bin mit großer Majorität in die Ärztekammer gewählt worden.

Du siehst, dass es notwendig ist, dass ich jetzt hier mich einem Dolcefarniente hingebe, um Kräfte für das nächste Jahr zu sammeln, welches große Anforderungen an mich stellen wird.

Ein Dolcissime far niente würde es, wenn Dich Deine Ferienreise bei uns vorüber lenken würde und Du einige Tage bei uns verweilen würdest. Wir sind jetzt gerüstet, Dir den historisch merkwürdigen Teil von Steiermark, in dem wir wohnen, ganz gründlich zu demonstrieren.

Das erste Mal, als Du uns hier besucht hast, waren wir noch unerfahren im historischen und modernen Genuss, den unsere Sommerfrische bietet. – Rosa und die Kinder schwelgen schon in der Hoffnung, dass Du uns heuer hier besuchen wirst.

Im Namen aller bringe ich Dir die herzlichsten Küsse und Grüße. Auch Auguste bitte ich zu grüßen. Dein

Alexander

Lieber Bruder!

Ich werde in einigen Tagen nach Nasswald übersiedeln, wo ich mich im Oberhof eingemietet habe. Im selben Hause, wo auch Schurz bereits eine Wohnung bezogen haben. Eine Ferienreise denke ich für heuer nicht zu unternehmen. Ich kann noch nicht sagen, ob und wann es mir die Verhältnisse gestatten werden, Eurer verlockenden Einladung nach Stübing Folge zu leisten. Vielleicht wird es mir gelingen, ehe ich von Nasswald nach Baden übersiedle, wo ich, aus zum Teil sehr wichtigen Gründen, gleichfalls einige Zeit verweilen muss, ein paar Tage zu erhaschen, die dann der Freude gewidmet sein sollen, Euch in Stübing aufzusuchen, um an den Genüssen Eurer Sommerfrische teilzunehmen.

Ich gratuliere Dir zu Deiner Erwählung zum Dekan und den übrigen Vertrauensposten. Es sind das die Praeludien der großen Ehrungen, die Dich im nächsten Herbst erwarten. Hoffentlich wird das eine späte, aber ausgiebige Entschädigung werden für viele Kränkungen und Kummer. Eines aber ist mir nicht recht, nämlich die Aussicht auf die großen Anforderungen und Anstrengungen, die das nächste Jahr an Dich stellen und Dir aufbürden wird. Und ich möchte Dich schon jetzt auffordern, in richtiger Lebensphilosophie, eingedenk Deiner Familie und Deiner Jahre, den Bogen nicht allzu stark zu spannen.

Mit herzlichen Küssen und Grüßen an Dich, Rosa und die Kinder, Dein

Emil

Verehrtester Herr Collega!

Da Herr Professor Dr. Tewes, welcher sich auf längere Zeit von Graz nicht entfernet, vor einigen Tagen ganz aus freien Stücken sich bereit erklärte, mich in meiner Abwesenheit zu vertreten, so brauchen Herr Collega in dieser Angelegenheit sich nicht für mich auf das Rektorat zu bemühen und daran zu denken.

Indem ich für Ihre große diesbezügliche Bereitwilligkeit und Zusage hiemit verbindlichst danke, zeichne ich mit ganz besonderer Hochachtung und Verehrung als der Euer Hochwohlgeboren ergebenster Collega

Dr. M. J. Schlager

Anmerkung Telegramm an Pedell Ellmeyer, Universität Graz, darauf auch dessen Text an Rollett

teilen sie professor rollett mit, er möge mich wegen unerwartet eingetretener ereignisse schon jetzt vertreten, auf eine stunde dürfte ich mittwoch vormittags ins dekanat kommen.

[Anton] wölfler

Euer Hochwohlgeboren

Telegramm habe ich heute, den 7. August, erhalten und gebe Euer Hochwohlgeboren bekannt, dass gar nichts Dringendes im Dekanate ist.

Hochachtungsvoll ergebenst

Josef Ellmeyer
Pedell

1893 VIII 9, Nasswald

Lieber Bruder!

Ich werde morgen von Nasswald abreisen, um einige Tage bei Euch in Stübing zu verbringen, da ich anfangs der zweiten Augusthälfte in Baden eintreffen möchte. Ich freue mich sehr, Euch alle wiederzusehen und sende tausend herzliche Grüße voraus

Emil

1893 VIII 16, Bürgeralm [bei Mariazell]

Sehr geehrter Herr Professor.

Entschuldigen Sie, wenn ich erst heute dazukomme, Ihr Schreiben zu beantworten. Ich habe sofort, als mir Wölfler den Beschluss des Professorenkollegiums mitteilte, an ihn geschrieben, dass ich meinen Antrag zurückziehe. Ich habe selben gestellt, um meiner Ausführung mehr Nachdruck zu geben, in der vollen Überzeugung – welche ich auch dem Subkomitee gegenüber zum Ausdruck brachte –, dass die löbliche Statthalterei darauf ohnehin nicht eingehen werde. Zudem schwebte mir die Erinnerung vor, dass das Gutachten unserer seinerzeitigen Kommission, in welcher ja auch Sie waren, von der Statthalterei vollkommen ignoriert wurde.

Als ich den Brief Wölflers beantwortet hatte, schrieb mir auch Klemensiewicz im selben Sinne und einen Tag darauf kam Ihr Brief. Ich hatte Mehreres in unserer Almhütte zu reparieren, Kisten aufzumachen, Nägel einzuschlagen etc. etc. Als ich diese mehrstündigen Arbeiten vollendet hatte, etwa 3 Stunden darnach, konnte ich meine Arme absolut nicht mehr gebrauchen. Ich zitterte damit so, als ob ich ein arger Schnapssäufer wäre; ich war nicht einmal imstande, mit dem Löffel aus dem Teller zum Munde zu fahren. Dabei stellten sich wieder unerträgliche Schmerzen in den Händen ein und dieser qualvolle Zustand dauerte eine Woche. Gegenwärtig fühle ich mich aber gesund, bis auf kleine Kreuzschmerzen, welche ab und zu auftreten. Auch meine moralische Depression fängt an allmählich zu weichen. Ich hatte mir mehrere Bücher und eine Arbeit mitgenommen; allein so oft ich mich an eine Arbeit machen wollte, versagte der Kopf. Dazu kamen öfters heftige Schwindelanfälle, von denen niemand in meiner Familie etwas wusste, ebenso unerträgliches Funkensehen. Zum Glücke sind auch diese Erscheinungen gegenwärtig geschwunden, und so glaube ich, dass ich jetzt wohl gesund bin.

Kneipp scheint auch mir geholfen zu haben; denn ich stand bereits auf dem Standpunkte, hilf was helfen kann. So ging ich barfuß hier herein und badete mich hier in 8° Wasser. Risum teneatis amici Aesculapiadeides, aber geholfen hat es! Und, wie ich überzeugt bin, ganz allein. Ihr dankbarer

Drasch

Lieber Bruder!

Ich bin glücklich und rechtzeitig in Wien eingetroffen und gehe heute, nach Ordnung einiger Angelegenheiten, wieder nach Baden. Ich danke Dir und Rosa noch vielmals für alles Gute und Schöne, das ich in Stübing genossen und sende Dir, Rosa und den Kindern die herzlichsten Küsse und Grüße.

Emil

1893 VIII 17, St. Michaello

Anmerkung Telegramm

Ich fahre soeben wegen des morgigen Amtes nach Graz

Wölfler

[1893] [IX/X] [?], [Graz]

Hochgeehrter Herr Regierungsrat!

Da ohnedies noch keine Rigorosen sind, so fahre ich heute auf 6 bis 7 Tage nach Wien. Da ich keine Gelegenheit hatte, nachmittags mich persönlich zu empfehlen, so erlaube ich mir, dies auf schriftlichem Wege zu tun. Mit dem Ausdrucke größer Hochachtung ergebenst

Holl

Anmerkung Zur Datierung: Holl wurde unter dem 19. 3. 1889 nach Graz ernannt; Rollett war im Studienjahr 1893/94 Dekan und führte ab Anfang 1894 den Titel eines Hofrates; dieses Stück stammt somit wohl aus der Zeit zwischen dem 23. 9. 1893 bis allenfalls Jänner 1894, da Holl keine Veranlassung gehabt hätte, sich bei Rollett abzumelden, wäre dieser nicht Dekan gewesen. Da „noch keine Rigorosen“ waren, könnte es sich sehr gut um Ende September oder Anfang Oktober handeln.

Hochgeehrter Herr Professor!

Ich erlaube mir mitzuteilen, dass ich morgen früh auf einige Tage in die Oststeiermark fahre, zum Gautage nach Hartberg, dann vielleicht über Pöllau – Birkfeld – Pernegg nach Obersteier (Murau) und über die Stubalpe – Köflach – Söding nach Graz zurück, wo ich am 12. wieder einträfe.

Die Aufnahmen in Stübing sind misslungen, weil ganz alte Platten in der Kassette waren, die beim Entwickeln nicht mehr recht herauswollten. Das Haus werde ich schon noch einmal aufnehmen.

Dafür geht es mit dem mikrophotographischen Apparate verhältnismäßig recht gut. Es ist aber auch eine wahre Freude, mit einem so präzisen Instrumente zu arbeiten. Ich habe zwar noch nicht viele Aufnahmen (erst zwei Schieber- und eine volle Aufnahme) gemacht, sondern mich vorzugsweise im Beleuchten und Einstellen (beide sehr heikel) geübt. Beiliegend eine Aufnahme von menschlichen Blutkörperchen mit Sonnenlicht, Abbe und stark schiefem Lichte, Apochromat 3 mm, Projektionsocular 2 (dieses ist geradezu unentbehrlich), Balglänge 80 cm. V[er]gr[ößerung] = 522 lin[ear] (gemessen). Für Diapositiva scheinen diese Negativa sich sehr gut zu eignen.

Ich will ganz systematisch vorgehen, zuerst das Blut, dann der Reihe nach die anderen einfachen Gewebe durchgehen. Ich habe nämlich schon gesehen, dass fast jedes Präparat andere Verhältnisse der Beleuchtung, Objektiv-Vergrößerung, Balglänge etc. als die für dasselbe günstigsten erheischt.

Ich habe auch ein Modell für einen mikrophotographischen Momentverschluss angefertigt, welcher erlaubt, das Präparat bis zum Moment der Aufnahme zu beobachten. Vielleicht kriegen wird doch noch lebende Kontraktionswellen!

Mit ehrerbietigem Gruße und Handkuss an Frau Gemahlin, Ihr ergebener

Dr. Zoth

Chiarissimo Sig. Dottore,
consigliara di Reggenza,

Sono da pochi giorni a Traứ, mia patria, a fine di passare l’inverno, in un clima piứ mite. I due ultimi inverni in Graz furono molto nocivi alla mia salute. Sono prossimo afinire il mio 84 anno.

Il timore del’ cholera, e piu della contumacia, mi fecero partire da Graz in tutta fretta; ne’ potei prendere congedo da nessuno.

Mi prendo la libertà di pregarLa di un favore. – Il Dott. Antonio Madirazza, che studiò tre anni la Medicina a Graz, fu laureato in Bologna nello scorso Luglio. Il clima di Graz non gli conferiva e si portò in Italia per continuare i suoi studi.

Ora la famiglia di lui desidera ardentemente di vederlò riconosciuto medico da una Università Austriaca, ed egli a tale scopo si porta a Graz. – Io lo consigliai di presentarsi da Lei, ottimo Sign. Dottore, per sapere le norme vigenti a tal fine e conoscere ciò che la Facoltà di Graz esige per la nost[r]ificazione.

Il Dottor Madirazza desidera, com’ Ella può imaginarsi, di dare meno esami che possibile, anzi di non darne nessuno, se ciò sta in potere della Facoltà. – Io glio Lo raccomando caldamente.

La famiglia Madirazza e imparentata colla mia, ed in grazia e coll’ aiuto di essa un mio nipote farmacista, Lubino Lubin, potè acquistare una farmacia.

Voglia perdonarmi tanta importunità, che sarà però l’ultima.

ChiedendoLe scusa, me Le professo Umiliss[imo] e Devo[tissi]mo

Dr. Antonio Lubin

Hochgeehrter Herr Professor!

Ich habe bis zum letzten Augenblicke mit diesem Briefe gewartet, weil ich gehofft hatte, ihn doch noch ersparen zu können. Soeben aber erhielt ich die Drahtnachricht, dass eine von uns in Hartberg verabredete Lantsch-Partie, für welche ich meine Teilnahme bestimmt zugesagt hatte, morgen, Freitag, trotz der zweifelhaften Witterung stattfindet.

Wenn die regendrohende Bewölkung nicht wäre, so hätte ich nicht unterlassen, mein Rad einzuspannen und persönlich in Stübing um Entschuldigung zu bitten, dass ich der freundlichen Einladung für morgen nicht Folge leisten kann; ich tue dies nun auf schriftlichem Wege und bitte zugleich, die späte Absage durch die oberwähnten Umstände als nicht ungerechtfertigt anzusehen. Mir selbst ist die Absage gewiss am peinlichsten und unangenehmsten.

Heute war Doktor Kerschner aus Brünn hier und bat mich, bei Herrn Professor die leihweise Überlassung der von ihm schon einmal entlehnten Separatabdrücke über Nervenendigungen und Muskelspindeln zu erwirken. Bekomme ich die Erlaubnis, dieselben herauszusuchen? Ich werde sie schon finden. Wenn nicht, so vertröste ich ihn auf die Rückkunft Herrn Professors und Zusendung durch die Post.

Ich bitte, auch der gnädigen Frau meine Bitte um Entschuldigung sowie meinen Handkuss zu übermitteln.

Mit Hochachtung Ihr ergebener

Dr. Zoth Bahnhof 2h 15m mug
Graz III, Harrachgasse 21

1893 IX 19, Leoben

Hoch verehrtester Herr Präsident!

Indem ich für Ihre freundliche Anfrage vielmals danke, erlaube ich mir zu bemerken, dass ich jeden Tag bereit bin zu erscheinen, wenn mir der bestimmte Tag 48 Stunden [vorher] bekannt gegeben wird; was die Wahl der Tageszeit betrifft, so wäre ich sehr dankbar, wenn die Stunden zwischen 16:00 und 20:00 Uhr am Abend bestimmt würden.

Mit aufrichtiger Hochachtung und alter Verehrung ergebenst

Dr. Homann

Verehrter Herr Präsident!

Auf der Rückreise von meinem Erholungsurlaube begriffen, erhalte ich Ihr freundliches Schreiben nachgesendet und beeile mich, Ihrem Wunsche, Herr Regierungsrat, zu entsprechen.

Für die nächste Ärztekammer-Vorstandssitzung wäre mir ein Sonntag und die Tagesstunden von 9:00–14:00 Uhr am passendsten. Samstags und montags kann ich am schwersten abkommen.

Mit Hochachtung ergebenster

Dr. Josef Fraydl
Werksarzt in Eibiswald
J. Purgleitners Apotheke, Graz

1893 IX 24, Eibiswald

Verehrter Herr Präsident!

Habe soeben die freundliche Einladung zur Sitzung am 28. d[es] M[onats] erhalten und danke verbindlichst für die nach Möglichkeit geübte Berücksichtigung meiner Wünsche.

Da der Nachmittagszug von Wies erst einige Minuten vor 18:00 Uhr in Graz eintrifft, kann ich erst zirka ¼ Stunde nach 18:00 Uhr bei der Sitzung erscheinen und bitte daher schon im vorhinein in Anbetracht dieses Umstandes mein verspätetes Eintreffen zu entschuldigen.

Mit Hochachtung ergebenster

Dr. Fraydl

Hochgeehrter Herr Regierungsrat!

Major Covalina schreibt mir heute, dass er ex motu proprio den Mietvertrag ehestens abschließen wolle, und erbittet sich meinen Besuch. Ebenso meldete die Hausmeisterin, dass die Cafe-Schänkerin bereit ist, 12 fl per Monat zu bezahlen. Da ich morgen um 11:30 Uhr schon einen Gang vorhabe, ließ ich Convalina [sic] sagen, dass ich morgen um 14:00 Uhr zu ihm kommen werde.

Ich bitte um Ihre Weisungen, ob ich die Miete abschließen darf oder nicht, oder aber, ob Sie, Herr Regierungsrat, sich die Mühe nehmen wollen, morgen um 14:00 Uhr mit mir – Haltestelle der Tramway bei Hotel Triest – zusammenzutreffen, damit wir gemeinsam das Geschäft erledigen.

Ich bin von 9:00–11:30 Uhr im Krankenhause, kann aber sehr leicht um 11:00 Uhr im Dekanate vorsprechen, falls Sie mich dahin bescheiden.

In Hochachtung ergebener

Fossel

Hoch geehrter Herr Regierungsrat!

Mit der höflichen Bitte, es mir nicht zu sehr zu verargen, dass ich es wage, hochverehrtesten Herrn Regierungsrat, mit diesen Zeilen zu belästigen, erlaube ich mir, die ergebenste Mitteilung zu machen, dass ich mich sehr glücklich schätzen würde, wenn ich durch das Vertrauen des hohen Professorenkollegiums mit der Substituierung der Nervenklinik, welche Frage sich ja gerade jetzt in Fluss befinden dürfte, betraut würde. Ich treffe Sonntag in Graz ein – wenn erwünscht, würde ich selbstverständlich auch sofort kommen.

Mit dem Ausdrucke der ausgezeichnetsten Hochachtung verharre ich in aufrichtiger tiefster Verehrung und unvergänglicher Dankbarkeit, hochgeehrtem Herr Regierungsrat ganz ergebenster

Prof. Dr. Müller

1893 X 17, Eibiswald

Verehrter Herr Präsident!

Bevor ich mich in medias res stürze, erlaube ich mir, meinen verbindlichsten Dank auszusprechen für den ausführlichen und klaren Bericht in Ihrem geehrten Schreiben vom 12. d[es] M[onats] und die in demselben ersichtliche wohlwollende Berücksichtigung der beschränkten Zeitverhältnisse solcher Vorstandsmitglieder, die fern von Madrid weilen. Dass der Geschäftsordnungs-Komitee-Apparat so rasch und präzise funktioniert hat, ist wohl nur dadurch erklärlich, dass eben schon ein sorgfältig ausgearbeiteter Entwurf vorgelegt werden konnte. Ich stimme sämtlichen Vorschlägen in Betreff der Kanzlei und der Miete für dieselbe, des Gehaltes für den Sekretär sowie der Remuneration für den Diener zu. Ebenso auch der Wahl der Person des Sekretärs.

Auch dem Entwurf der Geschäftsordnung stimme ich im Wesentlichen vollkommen bei und erlaube mir nur ein paar kleine Bedenken zu verzeichnen, die sich mir bei wiederholter Durchlesung des genannten Entwurfes aufgedrängt haben. Ich halte dieselben nicht für wesentlich und möchte sie nur Ihrer persönlichen Begutachtung, verehrter Herr Präsident, unterbreiten.

§ 1, 1. Absatz: „Sämtliche in Steiermark … ‚bilden’ die steiermärkische Ärztekammer“. Meine Auffassung ist die, dass nur die gewählten Kammermitglieder die steierm[ärkische] Ärztekammer „bilden“, alle kammerpflichtigen Ärzte Steiermarks „unterstehen“ der Ärztekammer, oder besser gesagt, sie „unterstehen“ den Bestimmungen des Reichsgesetzes vom 22.12.1891 betreffend die Errichtung von Ärztekammern.

Ad §§ 4 und 5: Ich für meine Person würde mich mit 6 Kammervorstandssitzungen und 3 ordentlichen Kammerversammlungen jährlich begnügen.

Ad § 6: Sollte man nicht auch einem gewissen Prozentsatz aus der Gesamtheit der kammerpflichtigen Ärzte die erfolgreiche Urgenz einer allgemeinen Versammlung ermöglichen?

Ad § 21: „Verhandlungsgegenstände, welche auf der Tagesordnung stehen“ … Zwischen „Tagesordnung“ und „stehen“ dürfte einzuschalten sein: „Der Kammer oder deren Vorstande“?

Ad § 42: In diesem § heißt es: „Die Disziplinarkommission ‚kann‘ zur Rechtfertigung auffordern …“. Ich bin der Meinung, es sollte in diesem § 42 ausgedrückt sein, dass (gemäß dem § 12, Absatz 6 des Gesetzes) dem Beschuldigten vor Fällung des Ausspruches Gelegenheit gegeben werden „muss“, sich zu rechtfertigen.

Ad § 48: Nach dem Wortlaut des Gesetzes, § 5, Absatz 4, dürfte künftighin wohl der Kammervorstand Tag und Stunde für die Konstituierung der neugewählten Kammer zu bestimmen haben?

Wie schon erwähnt, liegt es mir aber ferne, etwa zur Beseitigung der angeführten Bedenken eine Kammervorstandssitzung provozieren zu wollen; – mir genügt es vollkommen, wenn Sie Herr Präsident davon Notiz nehmen und, falls Sie das eine oder das andere bedenken, begründet finden sollten, in der „ad hoc-Kommission“ eine entsprechende Berichtigung resp[ektive] Vervollständigung der angezogenen §§ beantragen.

Finden Sie, Herr Präsident, meine Bedenken unbegründet oder überflüssig, so bin ich überzeugt im Vorhinein, dass Ihre Erwägungen stichhältig sind. Indem ich noch meiner Meinung Ausdruck gebe, dass es sich vielleicht empfehlen dürfte, die der nächsten Kammersitzung vorangehende Vorstandssitzung eine halbe Stunde (statt einer Viertelstunde) vor Beginn der Kammersitzung anzuberaumen, zeichne ich mich als seinem verehrten Herrn Präsidenten hochachtungsvoll ergebenes Vorstandsmitglied

Dr. J. Fraydl

Sehr geehrter Herrr Regierungsrat.

Dass mir bei meinem Scheiden von Graz noch einmal Gelegenheit geboten wird, mit den mir so lieb gewordenen Grazer Kollegen einen vergnügten Abend zu verbringen, freut mich außerordentlich, und danke ich hiefür besonders Ihnen, sehr geehrter Herr Regierungsrat, da ich Sie für den Veranstalter dieses Abends nehmen zu müssen glaube.

Das Fakultätsgutachten ist fertig und wird uns kaum eine Stunde aufhalten, denn da der Fall ein ganz klarer ist, dürfte wohl keine lange Diskussion zustande kommen.

Zur Übergabe der Klinik bin ich jederzeit bereit und bitte ich Sie, sehr geehrter Herr Regierungsrat, mir bis längstens Donnerstag Mittag einen Tag und eine Stunde durch den Überbringer bezeichnen zu lassen.

Mich Ihnen, sehr geehrter Herr Regierungsrat, bestens empfehlend verbleibe ich mit der größten Hochachtung Ihr ergebener

Dr. Wagner

1893 X 24, Schladming

Hochverehrtester Herr Professor“

In umgehender Beantwortung Ihrer sehr geehrten Zuschrift von gestern gebe ich E[uer] H[ochwohlgeboren] bekannt, dass ich gewiss am 31. Oktober eintreffen werde. Für eine andere Sitzung würde ich gebeten haben, den Tag in die Mitte der Woche ohne nahem Feiertag legen zu wollen, welche Bitte wahrscheinlich auch die anderen Landärzte vorbringen dürften, da von der Landbevölkerung gerade die Sonn- und Feiertage dazu benützt werden, ihre kleinen Gebrechen zum Arzt zu tragen. Es versteht sich aber von selbst, dass ich mich stets der Majorität fügen werde, und erlaube mir nur, diesen Umstand, der in der Stadt ja keine Bedeutung hat, ganz bescheiden anzudeuten.

In steter Anhänglichkeit bin ich Ihr dankbarster Schüler

Dr. Ivo Hütter

1893 X 24, Marburg a.d.Drau

Hochgeehrter Herr Regierungsrat!

Ich bin mit dem für die nächste Sitzung der Ärztekammer in Aussicht genommenen Tage ganz einverstanden, namentlich aber mit der Stunde, da es mir dann möglich ist, mit dem Schnellzuge zu kommen und mit dem Abend-Postzuge wieder fortzufahren.

Indem ich für die Anfrage bestens danke, zeichne ich mich hochachtungsvoll

Dr. Arthur Maly
Stadtarzt

Hochverehrter Herr Regierungsrat !

Ich kam leider deshalb um einen Tag später in der Besitz Ihrer freundlichen Zuschrift, als diese an mich nach Rohitsch-Sauerbrunn adressiert war, welches ich Ende September bereits verließ, um es mit meinem Winterdomizil Cilli zu verwechseln. Bitte daher zur freundlichen Kenntnis zu nehmen, dass ich vom 1. Oktober bis 1. Mai in Cilli wohne.

Was die beabsichtigte Sitzung der Ärztekammer anbelangt, wäre es mir allerdings lieber, wenn selbe später stattfinden könnte, da ich erst vor einigen Tagen bei einer Sanitätsratsitzung in Graz war und am 4. November abermals dahin zu demselben Zwecke fahren muss. Sollte aber die Majorität sich für den 31. Oktober aussprechen, werde auch ich der Sitzung anwohnen.

Mich bestens empfehlend zeichne ich hochachtungsvollst

Dr. Hoisel

Hochverehrter Herr Collega!

Ich erlaube mir, Sie abermals zu ersuchen, mir Ihr Urteil über den Charakter Dr. Lakers und seine Haltung an der Grazer Fakultät gütigst abgeben zu wollen.

Sollten Herr Collega nicht in der Lage sein, dies tun zu können, so bitte ich doch um eine schriftliche Ablehnung meines Ansuchens.

Hochachtungsvoll Ihr ergebener

Nicoladoni

Lieber Bruder!

Wäre ich nicht gerade in den letzten Novembertagen von einem sehr heftigen Bronchialkatarrh befallen gewesen, so müsste ich sagen, dass es mir, trotz vieler Arbeit seit ich von Stübing nach Graz gekommen bin, ausgezeichnet gut gegangen ist.

Am 31. Oktober hatten wir unsere I. Ärztekammersitzung, dabei war ich schon etwas heiser und musste noch meine aus 50 §§ bestehende Geschäftsordnung vortragen und viel debattieren, und daran schloss sich mein Leiden, welches es mir unmöglich machte, am Freitag zu lesen.

Heute ist es wieder so, dass ich morgen lesen werde. Es hat aber auch alle Welt hier Schnupfen usw. Ich habe wenigstens keinen Schnupfen gehabt, dank meinen Aufgießungen und Gurgelungen. Mama und die Kinder sind wohl.

Sieht man jetzt in Wien endlich ein, wie groß der Triumph Taaffes und seiner Minister-Kollegen ist, wenn nun auch der Gautsch geht, der unserem Unterrichtswesen so viel geschadet hat, dass in 30 Jahren nicht wieder Ordnung in die Sache gebracht werden wird. Freilich muss man fragen: Wer weiß, was noch kommt. Ich glaube aber, Schlechteres ist diesmal kaum möglich. Am 15. November haben wir unsere Rektors-Inauguration und das Jahresfest der Universität.

Dann erst soll am 30. November die Feier folgen, welche meine Kollegen mir bereiten wollen. So geht es mit den Überraschungen. Ich weiß jetzt alles und kann mich auf eine Rede vorbereiten. Es soll zuerst der Rektor im Namen der Universität gratulieren. Dann der Prodekan der med[izinischen] Fakultät unter Überreichung einer Prachtadresse im Namen der Fakultät. Auch eine große Platinotypie für das Dekanat haben sie anfertigen lassen. Dann kommt der Sprecher der Studentenschaft an die Reihe. Dann Klemensiewicz im Namen der Spezialschüler unter Überreichung eines mir gewidmeten Bandes von Abhandlungen als Festschrift; wer sich dabei aller beteiligt hat, ist mir allerdings noch nicht bekannt.

Dann kommt Direktor Dr. Fossel, als Obmann des Vereins der Ärzte, unter Überreichung einer Adresse. Am Nachmittag ein von der med[izinischden] Fakultät veranstaltetes Bankett. – Das ist alles, was mir verraten wurde. Genug, um mich wirklich in Verlegenheit zu setzen.

Es ist merkwürdig, dass das geschieht, ich habe immer zurückzuschrauben gesucht, aber die Leute lassen es sich nun einmal nicht nehmen, und ich wiederhole, ich muss alles so dankbar aufnehmen, als es freundlich geboten wird.

Ich glaube, Dir das mitteilen zu sollen, weil Du ja auch von der Sache weißt und die Feier anfangs für Oktober angekündigt war. Mit herzlichen Grüßen von uns allen an alle, Dein

Alexander

Lieber Bruder!

Ich danke Dir bestens für Dein Schreiben. Es scheint, dass ich gleichzeitig mit Dir malad war. Denn auch ich musste wegen Halsschmerzen und Heiserkeit die letzten Oktober- und ersten Novembertage zu Hause bleiben. Jetzt geht es Gott sei Dank wieder besser. Hoffentlich wirst Du die große Reihe von Festlichkeiten und Ehrungen, die Dich am 30. November erwarten, in vollstem Wohlbefinden mitmachen und hinnehmen können. Ich halte es für selbstverständlich, dass außer den Ehrungen, die Du mir mitgeteilt hast, in erster Reihe die hohe Regierung das Ihrige tun wird, denn gerade diese hat vieles gutzumachen. Es freut mich, dass Mama und die Kinder recht wohl sind. Ihr solltet doch alle die paar Wochen, die uns von den bevorstehenden Festlichkeiten trennen, die aber der ungünstigsten Jahreszeit angehören, besonders vorsichtig und sorgfältig leben, damit sich keine Trübung in die freudigen Stunden Deines Jubiläums mischen können. Schurz sind dermalen ganz in Studien versunken. Stefi macht noch im November die Lehramtsprüfung, wonach sie definitiv angestellt werden kann, und Karl hat sich bereits zum Rigorosum gemeldet. Im Übrigen geht es allen ziemlich gut.

Mit vielen herzlichen Küssen und Grüßen an Dich, Rosa und die Kinder, Dein

Emil

Sehr geehrter Herr Regierungsrat

Die große Entfernung zwischen Graz und Czernowitz macht es mir unmöglich, körperlich an Ihrem Fackelzuge teilzunehmen, aber im Geiste werd‘ ich dabei sein und die Fackel schwingen in angenehmer und dankbarer Erinnerung an das physiologische Colleg, das ich 1879/80 bei Ihnen hörte. Ihr getreuer

Prof. R. v. Lendenfeld

Anmerkung Dieser Brief wurde von anderer Hand, zweifellos auf Empfängerseite, energisch inhaltlich korrigiert, „Fackelzuge“ durch „Jubilaeum“ ersetzt und „und die Fackel schwingen“ durchgestrichen.

Hochgeehrter Herr College

Nehmen Sie, bitte, zur Feier Ihrer dreissigjährigen Wirksamkeit an der Universität Graz meine Huldigung und besten Wünsche für weitere rüstige Tätigkeit entgegen. Ich kann dieselben umso aufrichtiger aussprechen, als ich die Freude gehabt habe, Ihre persönliche Bekanntschaft zu machen.

Mit besten Empfehlungen Ihr ergebenster

Max von Frey

1893 XI 27, Heidelberg

Mein lieber alter Freund!

Selber in einer kleinen Jubiläumslaune, da ich nämlich gerade zum ersten Male Großpapa wurde, empfing ich die Anzeige von dem Datum Ihres bevorstehenden Jubiläums. In jeder Beziehung ist es mir ein Bedürfnis, Ihnen dazu meine allerherzlichsten Glückwünsche auszusprechen. Es sind die unauslöschlichen Erinnerungen aus der Zeit, da wir beide jung waren, da ich die Freude des täglichen Verkehrs mit Ihnen und unserem herrlichen [?] Brücke, dessen letztes rührendes Bild mir über die Feder [...], hatte, da wir in der Hochflut der jugendlichen Forschung standen; es sind die vielen Jahre akademischer Tätigkeit, die ich mit Ihnen teile, und es ist vor allem die Freude, die ich immer wieder mit allen Fachgenossen an Ihren Arbeiten und Entdeckungen gehabt habe, was sich in diesem Glückwunsche zusammendrängt, und der innige Wunsch, dass Sie mit Zufriedenheit auf diese mehr als 30 Jahre zurückblicken und frischen Mutes auf die folgende Zeit sinnen, die ich Ihnen ebenso von Glück erfüllt wünsche.

Wie gerne hätte ich Sie seit 1866 einmal wieder begrüßt, besonders Sie in Ihrem schön begründeten Heim aufgesucht, nachdem ich hier um Ihren lieben Besuch gekommen war. Ich hatte gehofft, es in diesem Jahre zu erreichen, aber ich kam erst Ende August zum Reisen, musste den ganzen Monat mit meiner Frrau auf die Karlsbader Kur wandern und behielt dann knapp die Zeit übrig zu den Gegenbesuchen, die wir den Verwandten unseres Schwiegersohnes Gottlieb in Wien schuldeten. Viel habe ich dort Ihrer gedacht und mit Ebner auch recht Gelegenheit gefunden, von Ihnen zu hören. Ich war auch in den leider noch wenig veränderten Räumen des Institutes und selbst in Ihrem ehemaligen Wohnzimmer. Das eigene Alter wurde mir dabei ziemlich deutlich, ohne dass ich es für meine Person zu beklagen hätte. Aber das wissenschaftliche Wien machte mir ein wenig den Eindruck, als ob es nicht zu seinem Vorteile gealtert hätte.

Zu einem ganz richtigen Professor habe ich, wie Sie wohl auch urteilten, niemals die volle Anlage gehabt, aber soweit das akademische Amt uns nichts anderes als neben der Forschung, die sich für Unsereinen von selbst versteht, die Lehrtätigkeit auferlegt, habe ich auch darin ein volles Lebensglück gefunden. Darin denke ich mit Ihnen, verehrter Freund, gleich und ist mein Glückwunsch zu Ihrem jetzigen Feste auch der eines Kollegen, der in Hinsicht auf dieses Ihr Lebenswerk keinem nachsteht.

Mit der Bitte, mir Ihre alte Freundschaft zu bewahren, Ihr treu ergebener

W. Kühne

1893 XI 28, Heidelberg

Hochgeehrter Herr College!

Die Einladung zur Universitätsfeier, welche anlässlich Ihres dreißigjährigen akademischen Wirkens veranstaltet wird, erinnert mich daran, dass ich von Ihnen den ersten Unterricht im Gebrauche des Mikroskopes erhalten habe und dass ich Ihnen somit eine wichtige Grundlage meiner medizinischen Bildung verdanke. Indem ich Ihnen herzlich dafür danke, wünsche ich, dass es Ihnen noch lange vergönnt sein möge, dankbare Schüler zu erziehen und mit oft erprobtem Geschicke wissenschaftliche Probleme zu lösen.

In alter Anhänglichkeit bin ich Ihr hochachtungsvoll ergebener

Dr. Czerny

Sehr verehrter Herr College!

Wäre die Entfernung zwischen hier und Graz nicht so groß oder wären wir in einer angenehmeren Jahreszeit, so würde ich am 30. d[ieses] M[onats] nicht unter denen fehlen, die Ihren Ehrentag für Sie feiern. Begnügen Sie sich daher mit den Wünschen, die ich Ihnen hiermit zusende. Mögen Sie sich freuen über all die Anerkennung, die heute Ihren wissenschaftlichen Verdiensten und Ihrer Lehrtätigkeit gezollt wird! Mögen Sie noch recht lange geistig und körpelich fähig bleiben, unsere Wissenschaft wie bisher zu fördern! Möge endlich auch Ihr Leben, soweit es außerhalb der Wissenschaft steht, Ihnen angenehm verfließen!

Ich drücke Ihnen im Geiste herzlich dieHand! Mit kollegialischem Gruß Ihr ergebener

C[onrad] Eckhard

1893 XI 28, Innsbruck

Hochverehrter Herr Professor!

Nehmen Sie, bitte ich, auch von mir die Versicherung freundlich an, dass ich den Tag, welchen die Universität Graz als einen so überaus glücklichen Wendepunkt ihrer Entwicklung feiert, dankbaren getreuen Herzens mit begehe.

In meiner Erinnerung bleiben mir immer gegenwärtig jene glücklichen Zeiten, in denen Ihre Vorträge, Ihre Ansprachen und Reden in das junge Gemüt die Begeisterung für die Erforschung naturwissenschaftlicher Wahrheiten pflanzten, jene denkwürdigen für mich entscheidungsvollen Stunden, welche Sie mir widmeten, da ich als Schüler, als Zweifelnder oder als Bedrängter bei Ihnen Rat und Hilfe suchte.

Es gebricht mir an den richtigen Worten, um nur annäherungsweise auszudrücken, wie hochgehoben, wie glücklich ich mich fühle, wenn ich Ihrer gedenke und der Tatsache, dass es mir vergönnt war, Ihr Wohlwollen und Ihre Teilnahme zu erringen.

Mit diesen Empfindungen reihe ich mich, der räumlichen Trennung spottend, im Geiste jenen an, welche das Glück haben, Ihnen persönlich ihre Herzenswünsche für Ihr und Ihres ganzen Hauses Glück und Heil darzubringen. Ich stimme in der Entfernung freudig mit ein in den Jubel, in welchem Ihnen, hochverehrter Herr und Meister, Ihre dankbaren Schüler, die durch Sie beglückte Hochschule der Heimat und die ganze Heimat darbringen, indem ich bin und allweg bleibe, hochverehrter Herr Professor, Ihr in getreuer Dankbarkeit und aufrichtiger Verehrung ganz ergebener

Dr.G. Pommer

Seinem hochverehrten Collegen Prof. A. Rollett sendet die herzlichsten Glückwünsche zum 30. Nov[ember] 1893 zugleich der schönen Zeit in Wien 1862 und 1863 gedenkend, als Brücke noch in voller Kraft wirkte,

Professor Dr. Wilh[elm] Preyer von der Universität Berlin

Lieber Bruder

Ich sende Dir meine herzlichsten brüderlichen Glückwünsche zu Deinem 30jährigen akademischen Lehramts-Jubiläum und lege ein kleines Andenken an diesen ehrenvollen Lebensabschnitt bei. Ich habe zwar auch eine Einladung zur Universitätsfeier in den Redoutensälen für den 30. d[ieses Monats] vormittags erhalten, ich glaube aber, dass in unser aller Sinn und Interesse gelegen ist, wenn ich zu einer Zeit nach Graz komme, wo wir uns mehr dem Leben in der Familie hingeben können, als dies in den Jubiläumstagen möglich sein dürfte. Ich hoffe ausführlich von Allem unterrichtet zu werden, was in diesen Tagen in Graz vorgeht und bin im Geiste und Herzen überall dabei. Nochmals herzlichen Glückwunsch und viele herzliche Küsse und Grüße an Dich, Rosa und die Kinder, Dein

Emil

Herrn Professor

Alexander Rollett

Dem bewährten Forscher

Dem scharfsichtigen Physiologen

Sendet zum frohen Feste

Die besten Glückwünsche

Das Physiologische Laboratorium in Genf

Und in dessen Namen

Der Direktor
Moritz Schiff

Hochverehrter Herr Kollege,

soeben erhalte ich die einladung zu der morgigen festfeier, die Ihnen gilt. allgemein bin ich so menschenscheu geworden, dass ich es nicht über mich bringe, selbst bei dieser Gelegenheit, die mir doch so nahe geht, zu erscheinen.

aber eben darum muss ich Ihnen heute herzlich für alles danken, was Sie seit den 21 jahren, durch die ich Sie kenne, gutes an mir getan haben. als ich mit der unbesorgten frechheit des anfängers in den neuen lebenskreis hier eintrat, haben Sie mir wohlwollend Ihren schutz gegönnt, durch Ihren freundschaftlichen rat mich vor vielen torheiten behütet und Ihre hilfe mir selbstlos dargeboten. Sie sind mir heute – und keinen augenblick hat sich Ihr bild in meinem herzen getrübt – ein vorbild alles dessen, was mir an einem ganzen manne unentbehrlich, an einem gelehrten notwendig erscheinen. Ihr sicher auf sich selbst beruhendes, ihn sich geschlossenes Wesen hat für mich etwas erhebendes und gehört zu dem wenigen, das mir mut gibt (nicht zur teilnahme an akademischen dingen: die haben meine geschätzten kollegen mir bereits abgewöhnt), sondern dazu, meinen pfad unbeirrt zu gehen, so weit die kraft reicht.

für alles dies (mag es Ihnen auch wenig gelten) nehmen Sie meinen tief empfundenen dank und zu dem tage, der Ihnen morgen erglänzt, meine herzlichsten glückwünsche.

in treuer gesinnung Ihr ganz ergebener

Schönbach

Anmerkung Hier ist zu bemerken, dass Schönbach in den Briefen bis in die Causa Chemielaboratorium Ende 1885, in der Hildebrand den Ton angegeben hatte, mit Rollett auf Du-Fuß gestanden hattte, dass weiters die Beileidsbekundung anläßlich des Todes des Sohnes von 11. 6. 1887 auf einer Visitkarte unpersönlich formuliert ist (was seinen Grund allerdings auch darin gehabt haben könnte, dass Schönbach sicherlich nicht mit Rolletts Frau Rosa auf Du-Fuss gestanden haben wird, die er aber in die Beileidsbekundung eingeschlossen sehen wollte); in Anbetracht des überaus empfindsamen Naturells Schönbachs ist es durchaus denkbar, dass er wegen einer Billigung des Verhaltens Hildebrands auch Rollett gegenüber wieder zum Sie zurückgekehrt ist, denn vom Inhalt her ist kein Grund vorhanden, den Brief an eine andere Person als Rollett gerichtet zu betrachten.

Anmerkung Telegramm

gratulire herzlich meinen hochgeehrten freund und wuensche ihm langes glueckliches leben

setschenow

1893 XI 29, Kasan

Anmerkung Telegram via Drasch

Die medicinische Facultät der Universität Kasan sendet ihre besten Glückwünsche Herrn Professor Rollett zu seinem Jubiläum und hofft zuversichtlich, dass es dem berühmten Physiologen vergönnt sein wird, im Laufe noch vieler Jahre seine Talente dem Dienste der Wissenschaft zu widmen –

Decan Gay

Anmerkung In Alexander Rolletts Nachlass findet sich das mit dem 10. Dezember 1893 in Graz datierte und unterzeichnete, aber korrigierte und deshalb nicht expedierte nachfolgende Dankschreiben:

Hochgeehrte medicinische Fakultät!

Für die höchst ehrenvolle telegraphische Begrüssung, welche mir die hochgeehrte Fakultät aus Anlass der Feier meines dreissigjährigen Wirkens an der Grazer Universität übersendete, sage ich meinen herzlichen und innigsten Dank.

Ich muss die Begründung durch die Fakultät, an welcher so hervorragende Forscher und Gelehrte tätig sind, als eine hohe Auszeichnung betrachten.

Möge die hochgeehrte medizinische Fakultät in Kasan stets blühen und gedeihen und so wie bisher unsere medizinischen Wissenschaften mit den schönsten Entdeckungen bereichern.

Das wünscht aus vollstem Herzen Ihr dankbar ergebener

A. Rollett

1893 XI 29, Leipzig

Lieber und verehrter Freund

Zu dem offiziellen Gruß und Dank, den Ihnen unsere Anstalt schuldet und sendet, darf ich wohl noch ein vertrauliches Wort fügen. Keiner der älteren Genossen lebt mehr, der in der gleich glücklichen Lage wie ich gewesen wäre, Ihre ersten Schritte auf der wissenschaftlichen Bahn zu begleiten. Wie oft kamen Sie mit frohen Mienen in unser altes Josefinum, um mir einen neuen Fund zu zeigen oder von ihm zu berichten, und wie freudig nahm ich, was Sie brachten, entgegen. Goldne Tage waren es, wo wir noch an so Vieles glaubten, was heute nicht mehr besteht, wo die Zukunft uns so hoffnungsreich erschien. Mag Vieles dahingegangen sein, eine Hoffnung hat sich treu erfüllt, denn, was Sie in Ihren ersten Anfängen versprachen, haben Sie auf dem Fortschritt Ihres Lebens ganz erfüllt. Reich an wissenschaftlichen Erfolgen und als treu und un[...]bar das Recht verfolgend stehen Sie vor unsern Augen. Und darauf kommt es doch im Wechsel der Zeiten an, dass man sich selbst nicht verlässt, dass man sich den inneren Frieden stetig bewahrt. Darum preise ich Sie glücklich und reiche Ihnen dankbar die Hand für die Gesinnung, die Sie mir nun nahezu fast 40 Jahre bewahrheiten und die vielen Beweise Ihrer werkthatigen [sic] Freundschaft.

Für alle Zukunft möge es Ihnen nach Verdienst und Wunsch ergehen; Ihrem Beruf zum Segen, den Freunden zur freudigen Genugtuung.

Fest und treu der Ihre

Carl Ludwig

Euer Hochwohlgeboren!
Hoch geehrter Herr Regierungsrat!

Ich habe heute in der „Neuen Freien Presse“ gelesen, dass Herr Professor morgen das Fest dreissigjähriger Lehrtätigkeit feiern. Erlauben Herr Professor, dass auch ich in dankbarer Erinnerung der Jahre, während welcher ich unter Ihren Augen zu arbeiten das Glück hatte, Herrn Professor meine ehrerbietigsten Glückwünsche darbringen. Verdanke ich doch Herrn Professor in erster Linie meine wissenschaftliche Ausbildung.

Genehmigen Herr Professor zum morgigen Tag die aufrichtigsten Glückwünsche von Herrn Professor dankbarem Schüler

Dr. Hermann Franz Müller,
Assistent am medizinisch-klinischen Institut in München

Hoch verehrter Herr Regierungsrat!

Z: 191 praes.

Geschmückt mit dem Kranze, den der Genius der Wissenschaft auf Ihr edles Haupt gedrückt, und umrauscht von den Ehrungen Ihrer Fachgenossen und Freunde aus der Gelehrtenwelt sowie von dem begeisterten Jubel Ihrer Schüler begehen Sie, hochverehrter Herr Regierungsrat! den Gedenktag Ihrer dreißigjährigen Tätigkeit an der hiesigen Universität, mit der Ihr Name umso enger verknüpft ist, als er gleichzeitig mit der neugeschaffenen medizinischen Fakultät derselben in ihre Annalen eingetragen ward und mit goldenen Lettern darin prangt.

Aber auch denen, die außer dem engeren Kreise Ihres wissenschaftlichen Wirkens stehen, und insbesondere uns, den Vertretern der Gemeinde dieser Landeshauptstadt, mag es wohl gestattet sein, der freudigen Anteilnahme bei Ihrem Jubelfeste Ausdruck zu geben. Sie sind ja doch, hochverehrter Herr Regierungsrat! auch unser aller lieber, in Ihrer Schlichtheit uns doppelt werter Mitbürger, und Ihr Streben und Schaffen – es gereicht ja auch unserer Stadt zur Ehre, in deren erster Bildungsanstalt Ihr Geist die schwierigsten Probleme löste und Ihre Lehre befruchtend wirkt.

Noch andere Momente aber auch sind es, die Ihnen, hochverehrter Herr Regierungsrat! unsere wärmste Teilnahme zuwenden.

Wir verehren Sie nicht nur als eine neidlos anerkannte Leuchte der Wissenschaft, wir hochschätzen und lieben in Ihnen auch den Mann von regem Gemeinsinn, – von hochachtbaren, mannhaften Charakter [sic].

Haben Sie ja doch diese edlen Eigenschaften bei jedem Anlasse und auch in unserem engeren Kreise des hiesigen Gemeinderates, dem Sie durch drei Jahre angehörten und dessen Geschäfte Sie neben Ihren großen Berufsaufgaben nicht wenig Zeit und Mühe widmeten, glänzend bewährt.

Wie oft rief man und ruft noch heute nach Ihnen bei Beratung wichtiger Fragen des öffentlichen Lebens und immer folgten Sie bereitwillig diesem Rufe, und jede Ansicht, die Sie vertreten, weiß sich, von Ihnen ausgesprochen, auch bei denen, die vorkommenden Falls damit nicht einverstanden sein sollten, die vollste Achtung zu erwerben, weil sie stets der Ausdruck ist der ehrlichen und aufrichtigen Überzeugung und des offenen geraden Wesens eines echt deutschen Mannes, auf den sich zunächst die Blicke richteten, als man zum Schutze der deutschen Nationalität in Steiermark für notwendig fand, ein Vertrauensmännerkollegium zu berufen, und der an der Spitze des Volksbildungsvereines unentwegt bemüht ist, auch die weitesten Kreise des unschätzbaren Gutes der Bildung teilhaftig zu machen.

Erlauben Sie uns daher, viel verdienter Herr Regierungsrat! auch unserer aufrichtigen Verehrung und dem herzlichsten Wunsche Ausdruck zu geben, dass es Ihnen vergönnt sein möge, in Ihrem hohen wissenschaftlichen Berufe noch lange im Interesse der Wissenschaft und uns zur Freude ruhm- und segensvoll zu wirken.

Gemeinderat der Landeshauptstadt

Der Bürgermeister
Dr. Ferd[inand] Portugal

Graz, am 29. November 1893

Seiner Hochwohlgeboren

dem Herrn

Dr. Alexander Rollett

kk. Regierungsrat und kk. ordentlicher Professor an der Universität in Graz

1893 XI 29, Stockholm

Anmerkung Telegramm

herzlichste glueckwuensche zum segenreichen und siegreichen dreissigjaehrigen akademischen wirken und wissenschaftlichen wirken ueberbringt im namen schwedischer collegen =

gustav retzius

1893 XI 29, Baden b. Wien

Anmerkung Telegramm

Wacker bewährt, allseits geehrt –

Onkel Hermann Rollett

1893 XI 29, Baden b. Wien

Anmerkung Telegramm

Im eigenen und im Namen der ganzen Familie gratulieren wir Dir zu Deinem 30jährigen Jubiläum –

Deine [Stief-]Mutter

Hochverehrter Herrr Kollege!

Eine Einladung zu der morgen stattfindenden ehrenden Feier Ihres dreißigjährigen Wirkens an der Universität Graz gibt mir die erwünschte Gelegenheit, Ihnen schriftlich meine herzlichen Glückwünsche auszudrücken, da ich leider nicht in der Lage bin, der Feier persönlich beiwohnen zu können. Ich erinnere mich dabei mit großem Vergnügen der Tatsache, dass es beinahe ebenso lange her ist, dass ich Sie persönlich kenne, da ich Ihnen zum ersten Male im Oktober 1864 begegnet bin, als ich bei einer Fahrt nach Baden auf dem Bahnhofe Ihnen vorgestellt wurde. Ich bin Ihnen seitdem nur noch wenige Male begegnet; stets aber habe ich Ihre Arbeiten mit Interesse verfolgt und bin, wie alle Fachgenossen, häufig in der Lage gewesen, Ihnen Dank zu wissen für die wertvollen und mustergültigen Beiträge, welche Sie zur Bereicherung unseres Wissens beigesteuert haben. Sie können auf eine reiche Vergangenheit wissenschaftlicher Arbeit zurückblicken und haben begründete Aussicht auf eine lange, fernere Arbeitszeit. Dass diese Aussicht sich verwirklichen möge, ist mein inniger Wunsch, in dem ich mit vielen Ihrer Fachgenossen, Freunde und Schüler übereinstimme. Dass diese Zukunft für Sie eine glückliche und ungetrübte sein möge, wünschen wir nicht minder. Und wenn einst der Tag kommen wird, an dem Sie die Arbeit beschließen und auszuruhen beginnen, so hoffen wir, dass der Lebensabend für Sie ebenso glücklich verlaufen möge, wie es der Tag bis jetzt [sic] uns zu hoffen berechtigt.

Mit diesem meinen Glückwunsch für Sie bitte ich Sie zugleich, denen, die Ihnen das schöne Fest bereiten, meinen Dank zu sagen für ihre Einladung. Ich würde denselben direkt abgestattet haben, wenn die Einladung nicht anonym gewesen wäre. Ich bin aber umso dankbarer, weil mir durch die Einladung die Gelegenheit geboten wurde, Ihnen meine aufrichtigen Glückwünsche senden zu können.

Bewahren Sie auch mir Ihre freundschaftlichen Gesinnungen, wie ich niemals aufhören werde zu sein Ihr freundschaftlich ergebener

I. Rosenthal

Anmerkung Kärtchen von Marcellin Schlager

Unser „Sandro“ aus Baden bei Wien, der Held aus der Harrachgasse / Hoch soll er leben

Dem hochverehrten Kollegen, dem verdienstvollen und bahnbrechenden Forscher auf dem Gebiete der Physiologie und Histologie zum heutigen Tage herzliche Glückwünsche

Josef und Leo Gerlach

Anmerkung Telegramm

leider verhindert ihrem heutigen festtage beizuwohnen, sende ich ihnen diesen ausdruck innigster verehrung als forscher von unübertrefflicher exactheit, als hingebungsvoller lehrer, als stets nur auf das allgemeine wohl bedachter, treuer, tapferer, kerndeutscher mann werden sie mir immerdar leuchtendes vorbild sein. ich kann nicht wuenschen, dass sie graz, aber ich wuensche aus vollstem herzen, dass sie oesterreich und seinen universitaeten noch lange jahre in ungebrochener kraft erhalten bleiben –

max gruber

Anmerkung Telegramm

Dem Jubilar dem ausgezeichneten hoch verdienten Forscher die ergebensten Glückwünsche zu dreissigjährigem erfolgreichen Wirken –

Olof Hammarsten

Anmerkung Telegramm

Dem ausgezeichneten Forscher und hochverdienten akademischen Lehrer sendet zum heutigen Feste herzlichen Glückwunsch

E. Hering

Anmerkung Telegramm

Dank für langjährige fruchtbare Arbeit! Wohlverdiente Ehre lohnt Sie – Gesundheit – Glück – langes Leben wünscht zu dem Ehrentage

Frithiof Holmgren

Anmerkung Telegramm

Dem genialen Physiologen, dem leuchtenden Vorbild akademischer Tugenden sendet zum heutigen Jubelfeste beste Glückwünsche –

Professor Jaksch

Anmerkung Telegramm

empfangen sie, lieber herr college die herzlichsten glueckwuensche zu dem seltenen feste, das sie heute feiern und das in bewunderung ihrer so ausgezeichneten arbeit die ganze medicinische welt mit ihnen feiern wird –

koelliker

Anmerkung Telegramm

Herrn professor rollett dem erfolgreichen forscher auf allen gebieten unserer wissenschaft senden den ausdruck ihrer verehrung und ihres dankes die professoren und assistenten des physiologischen institutes zu leipzig =

ludwig, v. frey, frank, siegfried, massot

Anmerkung Im Nachlass Alexander Rolletts findet sich ein unterzeichnetes, dann aber korrigiertes und daher nicht abgesandtes Dankesschreiben, das zweifellos an Ludwig gerichtet ist, datiert mit dem 6. Dezember 1893; es lautet in dem den Korrekturen zufolge als intendiert zu erachtenden Wortlaut, in dem es wohl an Ludwig abgesandt worden sein dürfte, wie folgt:

Hochverehrter Herr Geheimrat!

Die wahrhaft unermessliche Dankesschuld, in welcher ich Ihnen gegenüber seit dem Beginn meiner akademischen Laufbahn stehe, ist mir [,] war mir in jedem Augenblick meines Lebens gegenwärtig gewesen, aber noch niemals war ich bei dem Gedanken an Sie so tief egriffen als beim Empfang des Telegramms aus Ihrem Laboratorium und beim [Empfang] Ihres so überaus gütigen und großmütigen Briefes. Ich wußte zwar, dass meine Kollegen mir nach Abschluss meines 60. Semesters in Graz ein Fest bereiten wollen, dass sie aber mit den Einladungen dazu so weit und so hoch hinaufgehen werden, davon hatte ich keine Ahnung und ich muss sagen, dass ich am allerwenigsten überzeugt bin, dass ich das verdient habe.

Mir hat ein seltener Glückstern geleuchtet. Brücke und Ludwig gleichzeitig in Wien, als ich dort meine ersten Schritte machte, mich erfreuend des gütigen Wohlwollens beider und ihrer Anteilnahme an meinen ersten wissenschaftlichen Versuchen.

Ich habe es bekannt, was ich dort bleibend fürs ganze Leben erlernt und erworben habe, nicht an Fachwissen allein, sondern an akademischer Anschauung über Lehren und Lernen der Wissenschaften, und wie auch die Verbindungen mit den zahlreichen Jüngern, die da zu Füssen der Meister saßen, und der reiche wissenschaftliche Verkehr, der sich daraus entwickelte, bestimmend auf meine spätere Lebensführung gewirkt haben. Was ich vollbringen konnte, nach meinen Kräften vollbringen konnte, ist, wie ich glaube, nicht viel.

Aber ich bin glücklich, dass Sie, hochverehrter Herr, das milde Urteil fällen, dass ich mit Treue und wie es mir meine Kräfte erlaubten, den Zielen entge[gege]gangen bin, die mir meine hochver[e]h[r]ten Lehrer gezeigt, und die ein besser und reicher [?] Veranlagter in viel vollkommner Weise erreicht haben würde.

Für die freundliche und gütige Erinnerung, mit der Sie mich wie vor und eh auch jetzt beglückt haben, sage ich Ihnen den herzlichsten und innigsten Dank, der unvergänglich lebt in Ihrem

A. Rollett

Anmerkung Telegramm

herzlich gratuliert dem verehrten collegen

hermann munk

Hochgeehrter Herr Regierungsrat!

Obgleich nicht in der Lage, mich an der heutigen Feier des Festtages der Universität persönlich zu beteiligen, bitte ich Sie, hochgeehrter Collega, nicht an der lebhaften Teilnahme zu zweifeln, welche mich im Geiste mit Ihren zahllosen Verehrern, Freunden und Kollegen vereinigt. Genehmigen Sie daher auf diesem Wege die herzlichsten Glückwünsche und den Ausdruck der unvergänglichen Hochachtung von Ihrem ergebensten

Rzehaczek

Anmerkung Telegramm

In dankbarer und freudiger Erinnerung an die Jahre meiner Zugehörigkeit zur Universität Graz nehme ich herzlichen Anteil am heutigen Feste und beglückwünsche aufrichtig die Universität und den hochverehrten berühmten Jubilar –

Professor Schnabel

Anmerkung Telegramm

Die herzlichsten glueckwuensche zum heutigen jubelfeste uibersendet in alter freundschaft

college ludwig teichmann

1893 [XI] [30], [Innsbruck]

Anmerkung Telegramm

Die Wissenschaft verdankt Ihrem rastlosem forschenden Geist schöne Bereicherung – innigste und wärmste Glückwünsche –

Vintschgau

Anmerkung Gedruckte Danksagung

Für die mannigfach ehrenden Aufmerksamkeiten, die mir zu meinem 70. Geburtstage erwiesen worden sind, sowie für die freundlichen Zusendungen, die ich bei dieser Gelegenheit erhalten habe, erlaube ich mir, meinen ergebensten und verbindlichsten Dank auszusprechen und bitte Sie, denselben in dieser Form freundlichst entgegennehmen zu wollen.

N. Pringsheim

Verehrtester Herr Professor!

Ich kann gar nicht sagen, wie leid es mir tat, dass ich durch eine recht fatale Verkettung von Umständen erst heute – post festum – Nachricht von der würdigen Feier erhalten habe, deren Gegenstand Sie waren.

So kommen denn auch meine huldigenden Grüße an Sie zu spät – doch hoffe ich nicht zu spät, um Ihnen einen Beweis meiner tiefsten, dankbarsten Verehrung zu geben. Meinen Dank zolle ich Ihnen unentwegt für all die weitgehende Anregung und Förderung, die Sie mir zuteil werden ließen und deren ich zum großen Teile das zu danken habe, was ich bin. Meine Verehrung gilt nicht allein diesem, sondern sie gilt dem großen Gelehrten und Lehrer im Allgemeinen, und dem seltenen Manne von starkem Charakter und reichem Empfinden in edelmütigem Großsinne.

Mein Wunsch geht nun dahin, dass es Ihnen und uns vergönnt sein möge, dass Sie noch recht lange in alter Frische fortwirken mögen; meine Bitte dahin, dass Sie die Güte haben mögen, diese meine Zeilen noch nachträglich freundlich aufnehmen und eine freundliche Erinnerung bewahren wollen Ihrem dankbarst und treu ergebenen

Lott

Hochgeehrter Herr!

Eine mehrtägige Abwesenheit von Graz hat es mir unmöglich gemacht, an der Feier teilzunehmen, welche all das, was Sie zur Hebung des Ansehens unserer Universität getan, nicht vergelten, aber Ihnen wenigstens kundgeben sollte, wie sehr wir uns Ihnen zum tiefsten und innigsten Danke verpflichtet fühlen. Nehmen Sie daher nachträglich die Versicherung entgegen, dass auch mir das Bewusstsein dieser Dankesschuld nicht mangelt, dass ich vielmehr immer einen besonderen Stolz darin gesehen habe, an der Hochschule lehren zu dürfen, an welcher ein Rollett, Boltzmann, Schuchardt und Riehl groß geworden sind, den Glanz ihrer leuchtenden Namen zurückstrahlend auf die Stätte ihrer Wirksamkeit, und gestatten Sie mir auch den Wunsch auszusprechen, dass Ihr Schaffen im Dienste der Wissenschaft ebenso wie Ihr selbstloses eifriges Bemühen um Verbreitung naturwissenschaftlicher Denkweise, um Volksbildung und Volksaufklärung noch recht lange fortdauern und von schönen Erfolgen gekrönt sein möge. Je kleiner in unseren trüben Tagen die Zahl derjenigen ist, welche das verwehende Banner der Freiheit und des Fortschrittes hochhalten, je größere Scharen wir täglich sich zurückziehen oder wohl gar ins feindliche Lager überlaufen sehen, mit umso lebhafterer und aufrichtigerer Bewunderung blicken wir zu den treuen altbewährten Kämpfern empor, welche mutig bei der Fahne ausharren und sich nicht durch Gunst noch Ungunst irre machen lassen.

Den Ausdruck meiner tiefstgefühlten Dankbarkeit in wärmster Verehrung wiederholend, bleibe ich ihr hochachtungsvoll ergebener Schüler

Dr. Hugo Spitzer

Hochgeehrter Herr Collega!

Prof. König, der Bildhauer des demnächst im A[r]kadenhofe unserer Universität zur Aufstellung gelangenden Brücke-Monumentes, teilt mir mit, dass er noch zwei Gipsabgüsse seines im kleinen Maßstabe ausgeführten Modelles zur Verfügung hätte, und frägt mich, wem er mit denselben Freude bereiten würde. Ich dachte nun an Sie, verehrter Herr Kollege, und an von Vintschgau als zweier der älteren Schüler Brückes. Soll ich König nun ihren Namen nennen?

Es handelt sich um ein Stück von, meines Erinnerns, circa 80 cm Höhe und 45 cm Breite, das vielleicht nicht ganz leicht in einer Wohnung, wohl aber in einem Institute untergebracht werden kann. Auch will ich nicht verhehlen, dass in dem Modelle, in welchem der Kopf Brückes kaum einige Zentimeter misst, von einer Porträtähnlichkeit kaum die Rede sein kann.

Gütiger Antwort entgegensehend Ihr ergebener

Sigm[und] Exner

Gestatten Sie, dass sich Ihnen noch nachträglich zu der kürzlich abgehaltenen Feier meine Glückwünsche aussprechen.

Lieber Alexander.

Ich kann Dir die Freude nicht genug ausdrücken, welche mir die ehrende Feier Deines Jubiläums macht. Wenn die schönen Worte nur im hundersten Teil wahr empfunden sind, so bist Du ein Crösus der Liebe und Dankbarkeit Deiner wissenschaftlichen Umgebung und Schüler. Selbst die Wiener Herren können sich etwas hinter die Ohren schreiben. Teilweise ist es doch schade, dass sie nicht zugegen waren, obwohl Dir dadurch die Freude verdorben wäre. Ich möchte nur jedem die Zeitung schicken. Die Schwestern drücken Dir auch durch mich ihre Freude aus. Wünsche, dass Du ein zweites Jubiläum feier[n] kan[n]st wenn auch ich dasselbe nicht beglückwünschen kan[n].

Alle herzlich grüßend

Mutter

Anmerkung Dieses Schreiben stammt von der damals 77jährigen Stiefmutter Alexander Rolletts, der das Schreiben im Verlaufe des Schriftstückes sichtlich immer schwerer fiel.

Hochgeschaetzter Herrr College!

Durch die Sorge um Prof. Hirschfeld, den Koenigsberger Archaelogen, der an einem Sarkom schwer leidend hier seine Operation erwartet, ist mir der Donnerstag vergangen, ohne dass ich Ihnen, wie ich beabsichtigt, Ihnen meinen verehrungsvollen Festgruß telegraphisch gesendet habe. Ich bitte Sie, diese Versäumnis nicht als Zeichen geringer Teilnahme an Ihrer Feier anzusehen.

Die Hochschule, welche Ihre 30jährige segensreiche Wirksamkeit dankbar anerkannt hat, ist stolz auf ihren in voller Manneskraft stehenden Lehrer, und wir, die Physiologen aller Laender und Richtungen, freuen uns innig, daß Sie der fruchtbare und gewissenhafte Forscher, der freundliche liebenswürdige College Ihrem schoenen Institute in der reizvollen Stadt erhalten geblieben sind, der behaglichen Muße für ausgereifte Arbeit. – Auf Wiedersehen beim Physiologen-Congresse in Bern 1895 hofft in alter Hochachtung Ihr ergebener

H[ugo] Kronecker

Hochverehrter Herr Professor,

gestatten Sie auch mir, Ihnen anlässlich des Festes, das Sie jetzt in Graz begehen und mit Ihnen die Grazer Universität und alle Ihre Schüler, meine besten Glückwünsche zu übermitteln, Ihnen aber auch zugleich meinen Dank auszusprechen nicht nur für all die Anregungen, die ich als Lehrer von Ihnen empfing (da könnte ich wohl nur wiederholen, was Sie jetzt in den letzten Tagen immer und immer wieder werden gehört haben), sondern auch insbesondere für die wahrhaft freundschaftliche Teilnahme, die Sie mir und meinem Bruder seit dem Tode unseres Vaters jederzeit bewiesen haben. Und nicht nur in Worten haben Sie dem Ausdruck gegeben, durch Ihre tatkräftige Unterstützung durch den väterlichen Rat, den Sie uns immer, wenn wir darum kamen, zuteil werden ließen, haben Sie in uns diese Überzeugung stark werden lassen; das lässt uns zugleich hoffen, dass wir auch künftighin, wenn wir eines Rates bedürftig sind, nicht vergeblich uns an Sie wenden würden.

Die allgemeine Verehrung und Dankbarkeit, die Ihr Wirken als Mensch und Lehrer in den weitesten Kreisen gefunden hat und die in diesen Tagen zum Ausdruck gekommen ist, erfährt ja dadurch, ob einer oder der andere mehr dieselbe kundgibt, keine Vermehrung oder Veränderung, aber ich habe es mir doch nicht versagen können, ihr Ausdruck zu geben, gerade weil ich weiß und dankbar dessen gedenke, wie sehr Sie, verehrter Herr Professor, meinen Vater geschätzt haben und wie er Sie hochgehalten und geachtet hat.

Ihr dankbar ergebener

Arnold Schauenstein

Lieber alter Freund!

Die an unsere technische Hochschule abgesendete Anzeige von der zu Ehren Deines 30jährigen akademischen Wirkens am 30. November stattgehabten Universitätsfeier ist mir durch ein fatales Zusammentreffen von Umständen so spät zu Gesichte gekommen, dass ich meinen Glückwunsch nicht mit demjenigen der Grazer alma mater vereinigen konnte.

Es bleibt mir daher nichts übrig, als Dir einen innigen und herzlichen Freundesgruß nachträglich zu übermitteln. Wie oft habe ich mich mit Wärme unseres Zusammenwirkens erinnert, wie oft ist in mir der Wunsch wach geworden, Dich wiederzusehen! Du magst wohl gehört haben, dass ich im Jahre 1888 an schwerer Herzneurose fast zugrunde gegangen wäre. Nachdem ich jahrelang fast für verloren galt, ist mir doch noch ein neuer Frühling aufgegangen und mit ihm die Erinnerung an vergangene Tage, an die Tage des Schaffens und Strebens im Verein mit Dir und dem unvergesslichen Pebal! Die Bedeutung Deines Wirkens für die Universität Graz kann niemandem klarer sein, als mir.

Ich trage mich mit der Absicht, im nächsten Frühjahre Graz zu besuchen, und wenn dies nicht, so doch im Herbst in Wien zu sein.

Jedenfalls hoffe ich auf baldiges Wiedersehen. Vielleicht begleiten mich Max und meine Frau, die ebenfalls tausendmal grüßen. Bleibe gewogen Deinem alten treuen

Toepler

Hochgeehrtester Herr!
Professor!

Zu Ihrem dreißigjährigen Jubiläum bin ich auch so frei, Ihnen meinen herzlichsten Glückwünsche darzubringen, mit denen ich verbleibe Ihr ganz Ergebener [sic] Verehrer

Prof. Thanhoffer
O.Ö. Prof. der Anatomie (und Histologie) an der Universität
und Direktor des II. anat[omischen] Instituts

Hochverehrtester Herr Regierungsrat!

Das hiesige medizinische Professorenkollegium, welchem ich anzugehören die Ehre habe, hat Sie, hochverehrtester Herr Regierungsrat, offiziell zur Feier des vollendeten 30. Lehrjahres beglückwünscht und der Huldigung für Sie, der glänzendsten Illustration der Grazer Universität, Ausdruck verliehen. Erlauben Sie mir nun, nach dem Abklingen des Festjubels, Sie noch besonders, mit einem aus sympathischer Ergebenheit kommenden Gefühle zu beglückwünschen und der Hoffnung Raum zu geben, dass Sie noch manches Jahr zum Ruhme und Glanze der Grazer Universität wirken mögen.

Genehmigen Sie, hochverehrter Herr Regierungsrat, den Ausdruck aufrichtigster Hochachtung von seiten Ihres ganz ergebensten

Prof. Dr. Rokitansky

Lieber Onkel!

Herzlichen Dank für Deinen Spruch zu meiner Feier, er wurde freudig aufgenommen. Ich bitte Dich, die Deinen herzlichst zu grüßen von Deinem

Alexander

Anmerkung Dieser Brief erliegt im Stadtarchiv Baden im Nachlass Alexander Rollett.

Lieber Bruder!

Herzlichsten Dank für Deine liebevolle Anteilnahme an den Festen und für Dein wertvolles und schönes Angedenken.

Dass ich erst heute schreibe, hat einen tiefen Grund. Durch die übersendeten Zeitungen hattest Du ja alles erfahren, was vorgegangen war. Leider sind einige Stellen der Reden nur sehr entstellt wiedergegeben, doch Du wirst Dir schon den richtigen Sinn gedacht haben.

Der auf die Feier folgende Fackelzug, die aufgeschobenen Dekanatsgeschäfte, eine Kollegiums-Sitzung am 5. Dezember, die viel Arbeit nachträglich erforderte, die Vorbereitung einer Ärztekammer-Sitzung, die morgen stattfindet und endlich die Beantwortung der Briefe und Telegramme, die, 56 an der Zahl, aus aller Herren Länder kamen, die Beantwortung der Adressen der Fakultäten Innsbruck und Kasan und der med[izinischen] chir[urgischen] Akademie Stockholm, des Grazer Gemeinderates und des Grazer Lehrervereines und endlich der über 100 betragenden Zuschriften aus Graz selbst, haben mir eine riesige Arbeit auferlegt, Gott sei Dank! sie ist vollbracht und ich befinde mich wohl und das wollte ich Euch, meine Lieben, schreiben, darum antworte ich erst heute Dir, der Mutter, den Schwestern etc.

In Graz war mir schon unerträglich, dass ich auf Schritt und Tritt Leuten begegnete, die mir gratuliert hatten. Und da musste ich denn, um dieser Situation zu entgehen, auch den Grazern zu allererst antworten.

Rosa und die Kinder sind alle wohl. Edwin hatte eine Stomatitis, ist aber jetzt wieder hergestellt. Influenza sollen gestern über 60 Fälle gemeldet worden sein. F[rau] von Jarisch ist darunter, das verfluchte Gespenst beunruhigt jetzt ganz Graz.

Wie geht es Euch, schreibe bald Deinem

Alexander

Hochgeehrter Herr Regierungsrat!

Ich erlaube mir, Ihnen mitzuteilen, dass der naturwissenschaftliche Verein für Steiermark Sie, hochverehrter Herr Professor, wegen Ihrer ausgezeichneten und hervorragenden Leistungen auf dem Gebiete der Physiologie und wegen Ihrer vielfachen Verdienste um den Vereinszweck, in der

heutigen Jahresversammlung einstimmig zu seinem Ehrenmitglied erwählt hat. Indem ich Sie hiezu auf das herzlichste beglückwünsche, verbleibe ich in ausgezeichneter Verehrung Ihr ganz ergebener

H. Molisch
Naturwissenschaftlicher Verein
für Steiermark in Graz

Lieber Bruder!

Glückliche Feiertage von uns allen Dir und Auguste. Den Photographien-Fächer haben die beiden Mädchen für Dich gemacht und Mama legt noch die große Photographie für Dich bei. Das Spiegeltischtuch und die zwei anderen kleinen Photographien schicken Mama und die Mädchen an Auguste.

Ich habe noch heute und morgen mit Sitzungen und Rigorosen riesig viel zu tun. Dann will ich die Ruhe der Feiertage, wirklich mit Sehnsucht erwartet, genießen. Es ist möglich, dass ich zwischen Neujahr und Weihnachten oder gleich nach Neujahr als Führer einer Deputation zu Madeyski nach Wien komme. Heute in der Abendsitzung fällt die Entscheidung.

Wir küssen und grüßen Dich und Auguste, Dein

Alexander

Lieber Bruder!

Ich habe immer gehofft, Deine Nachricht zu erhalten, die mir Deine Ankunft in Wien anzeigen sollte. Da dies aber bis jetzt nicht geschehen ist, so muss ich wohl annehmen, dass Eure Deputation, wenn ja, erst nach Neujahr nach Wien kommen wird. Ich wünsche Dir und den Deinen ein recht glückliches Neujahr. Für den hübschen Photographienfächerständer und für das sehr gelungene Familienbild und die holden Mädchenantlitze drücke ich meinen wärmsten Dank aus. Ich höre, dass der Unterrichtsminister nun jeden Samstag Audienzen hat, weiß aber nicht, ob dies richtig ist. Es ist jetzt in Wien bei scharfem Nordostwind ziemlich kalt. Du musst Dich, wenn Du in kurzem nach Wien kommen solltest, mit warmen Kleidern wohl versehen. Es ist dies jetzt, wo die Leute auf der Rax erfrieren und in Wien Angina und Influenza grassiert, sehr notwendig.

Mit vielen herzlichen Küssen und Grüßen an Dich, Rosa und die Deinen

Emil

Hoch geehrter Herr Professor!

Ich beantworte das liebenswürdige Schreiben, dessen freundlicher Ton mich hoch erfreut hat, erst heute, weil ich zugleich meine aufrichtigsten Glückwünsche zum neuen Jahr vorbringen will. Empfangen Herr Professor meine aufrichtigsten Glückwünsche!

Mit „Blut“ beschäftige ich mich schon mehr als ein Jahr nicht. Ich arbeite rein klinisch; in einigen Tagen hoffe ich, Herrn Professor eine kleine neuropathologische Mitteilung, die im Archiv für klinische Medizin erscheinen wird, übersenden zu können. Das histologische Arbeiten habe ich aufgegeben, einerseits, weil mir von verschiedener Seite der Vorwurf gemacht wurde, „ich arbeite einseitig“, „könne außer über Blut nichts arbeiten“ usw., andererseits verdrießt es mich, dass andere Leute die Früchte meiner Arbeiten ernten.

Bezüglich der Eisenfrage habe ich bisher noch nicht begonnen. Zufällig, unabhängig von mir, hat mir Herr Privatdozent Dr. Ludwig Pfeiffer, I. Assistent bei Geheimrat Pettenkofer, ein ausgezeichneter Chemiker, der mir persönlich sehr befreundet ist, mitgeteilt, dass er über Eisen arbeite. Er arbeitet an Tieren und Chlorosen. Die Idee, ein Tier verbluten zu lassen, nach Kochsalz-Transfusion es eisenfrei zu füllen, hat er bereits gehabt. Er hat mich eingeladen, mit ihm die Frage von zwei Gesichtspunkten, chemisch und anatomisch, zu untersuchen. Ich werde sehen, wie weit wir kommen. Herr Geheimrat von Ziemssen hat uns die Chlorosen zur Verfügung gestellt. Vor allem wird es bei den mühsamen Untersuchungen an Zeit fehlen, da ich mitten in einer klinischen Arbeit über Sensibilität stecke.

Herrn Dr. Pfeiffer, der, wie erwähnt, ein ausgezeichneter Chemiker ist (er ist bereits 6 oder 8 Jahre Hygieniker), wird es ein Leichtes sein, wirklich möglichst eisenfreie Nahrung herzustellen. Falls wir einige Resultate haben werden, werde ich mir erlauben, Herrn Professor Mitteilung zu machen. Während der Osterferien hoffe ich, Herrn Professor in Graz besuchen zu können. Zu Ostern ist auch in München der medizinische Kongress (für innere Medizin). Für mich ist derselbe insofern von Bedeutung, als ich bei diesem Nothnagel sprechen werde. Da ich voraussichtlich nur mehr das Schuljahr 1893/94 in München zubringen werde, habe ich allen Grund, wegen meiner Zukunft mich umzusehen. Wahrscheinlich werde ich dann wieder in Wien als Volontär in eine Klinik eintreten, bis ich wieder als Assistent in eine medizinische Klinik in Wien komme. Nothnagel hat mir wenigstens Aussichten gemacht. Für einen Privatdozenten, der nicht in Wien Assistent war, sind in Österreich keine Aussichten. In Deutschland noch weniger. Hier wimmelt es von Privatdozenten.

Indem ich meine herzlichsten Glückwünsche zum neuen Jahr wiederhole und Herrn Professor bitte, das bisherige Wohlwollen für mich auch weiterhin bewahren zu wollen, zeichnet sich Herrn Professor dankbarer Schüler

Dr. H. F. Müller

Lieber Bruder!

Meine herzlichsten Glückwünsche zum neuen Jahre und Dank für die schönen Gaben, welche die Meinen von Dir und Auguste erhalten haben.

Auch Auguste meine herzlichsten Neujahrswünsche. Ich komme in der nächsten Woche nach Wien, wann weiß ich nicht. Ich konnte nämlich wegen Herstellung des Promemoria und dem Übereinkommen mit Klemensiewicz und Kratter, die meine Begleiter sein werden, erst heute die Anfrage nach Wien richten, wann in der Zeit von 2.–8. Jänner seine Exzellenz geneigt sein wird, unsere Deputation zu empfangen.

Wann ich Antwort kriege, weiß ich noch nicht, sobald ich sie habe, schreibe oder telegraphiere ich Dir, wann ich komme. Bis dahin und auf fröhliches Wiedersehen, Dein

Alexander

Hochverehrter Herr Kollege!

Am 27. Nov[ember] erhielt ich von unbekannter Hand, sodass ich mich nicht bedanken konnte, eine Einladung zu Ihrem am 30. Nov[ember] gefeierten Jubiläum. Wäre ich nicht krank gewesen, so hätte ich auch nicht kommen können, weil am 30. Nov[ember] der 70. Geburtstag meines Jugendfreundes Pringsheim fiel, der am 1. Dez[ember] durch ein großes Fest von der Gelehrtenwelt gefeiert wurde. Da ich im Fest-Comité war, hätte ich also nach Berlin kommen müssen, wenn ich überhaupt hätte reisen können. Demnach werden Sie mich gütigst entschuldigen, wenn ich jetzt noch nachträglich Ihnen schriftlich meine herzlichsten Glückwünsche sende.

Mit der Versicherung meiner wärmsten Verehrung verbleibe ich Ihr ergebenster

Eduard Pflüger

Hochverehrter Lehrer und Freund!

Ihr lieber Brief vom 10. d[es] M[onats] hat mir große Freude gemacht, weil ich daraus erfahre, dass das erhebende Fest, das Ihnen bereitet wurde, zu Ihrer Zufriedenheit ausgefallen ist und dass Sie, trotz Überbürdung mit Amtsgeschäften, die Mühe und Plage, die ja bei solchen Festlichkeiten den Gefeierten immer treffen, in alter Frische und Fröhlichkeit auf sich genommen haben.

Dass Sie meinen entwicklungsgeschichtlichen Beitrag zu der Festschrift so wohlwollend aufnehmen, freut mich ganz besonders. Dass ich mit dem entwicklungsgeschichtlichen Unterricht hier offiziell nichts zu tun habe, ist mir auch fast leid; doch lasse ich es mir nicht entgehen, wenigstens die allgemeinen Fragen mit in die histologischen Vorlesungen hineinzuziehen. Die rein morphologische Richtung der Embryologie hat jetzt hier einen tüchtigen Vertreter in Hochstetter.

Die Äußerungen Kühnes über die hiesigen Zustände hängen nicht zusammen mit Eindrücken, die er beim Besuche des Institutes für Histologie gewonnen hat; ich habe Kühne nur in seiner Wohnung und einmal mit seiner Frau bei uns gesehen. Aber gesprochen haben wir viel. Ja freilich, die alten Zeiten sind dahin; die hiesige medizinische Fakultät krankt am Epigonentum; wenn ich Billroth ausnehme, der ja auch den Zenit seines Wirkens überschritten hat, sind wir alle anderen Geister geringen Ranges. Viel verschuldet an dem Rückgange wissenschaftlichen Lebens die Notwendigkeit, in den theoretischen Fächern praktischen Massenunterricht zu erteilen. Es absorbiert diese Sisyphusarbeit gar viel Kraft und wirkt deprimierend, weil man sieht, wie die Mehrzahl der Studenten rein nur darauf ausgeht, durch die Prüfung zu schlüpfen, und der gute Rest, der in dem Wirrwarr solchen Treibens nur gehemmt ist, tut einem ordentlich leid.

Mir speziell sind die üblen Institutsverhältnisse eine große Hemmung und die Aussicht, dass ich in meinem Leben jemals aus den Provisorien herauskomme eine geringe. Meine Hilfsmittel sind knapp; 3.000 fl, die ich mit Mühe für die Anschaffung von Schülermikroskopen herausschlug, sind eigentlich für das wissenschaftliche Inventar nutzlos. Die Einrichtungsdotation von 3.000 fl ging auf lauter notdürftige Behelfe hinaus, da ich nicht einen Nagel vorfand. Dass ich nun mit einer Dotation von jährlich 700 fl mein Institut auf eine zeitgemäße Höhe bringe, ist wohl nicht möglich. So frette ich mich halt und hoffe auf Besserung. – Zum Schlusse meine herzlichsten Glückwünsche zum Jahreswechsel von Ihrem alten Schüler

V. Ebner