Briefe 1878
Die untenstehende Briefliste ist mit Klick auf die jeweiligen Kategorien sortierbar. Absender und Empfänger werden nach Familiennamen sortiert.
Die mit * markierten Briefnummern entstammen der ersten Version dieser Edition, in welcher Briefe bis zum Jahre 1880 erschlossen wurden. Briefe ohne alte Numerierung und mit einer Datierung vor 1880 wurden nachträglich eingefügt.
L.1007 *R.851 | Viktor von Lang | Alexander Rollett | 1878 I 2 | Wien |
L.1008 *R.852 | [NN] Tanzer | Alexander Rollett | 1878 I 10 | Graz |
L.1009 *R.853 | Eduard Lipp | Alexander Rollett | 1878 I 24 | Graz |
L.1010 *R.854 | Adolf Fick | Alexander Rollett | 1878 II 19 | Würzburg |
L.1011 *R.855 | Viktor von Lang | Alexander Rollett | 1878 III 4 | Wien |
L.1012 *R.856 | Wilhelm Gurlitt | Alexander Rollett | 1878 III 17 | Graz |
L.1013 *R.857 | Viktor von Ebner | Alexander Rollett | 1878 III 18 | Tübingen |
L.1014 *R.858 | Adolf Schauenstein | Alexander Rollett | 1878 III 19 | Graz |
L.1015 *R.859 | Wilhelm Gurlitt | Alexander Rollett | 1878 III 26 | Graz |
L.1016 *R.860 | Viktor von Ebner | Alexander Rollett | 1878 IV 5 | Heidelberg |
L.1017 *R.861 | Viktor von Ebner | Alexander Rollett | 1878 IV 5 | Heidelberg |
L.1018 *R.862 | Viktor von Ebner | Alexander Rollett | 1878 IV 5 | Heidelberg |
L.1019 *R.863 | Joseph Pommer | Alexander Rollett | 1878 IV 7 | Wien |
L.1020 *R.864 | Viktor von Ebner | Alexander Rollett | 1878 IV 8 | Nürnberg |
L.1021 *R.865 | Viktor von Ebner | Alexander Rollett | 1878 IV [9] | Wien |
L.1022 *R.866 | Viktor von Ebner | Alexander Rollett | 1878 IV 12 | Wien |
L.1023 *R.867 | Emil Rollett | Alexander Rollett | 1878 IV 16 | Wien |
L.1024 | Alexander Rollett | Hermann Rollett | 1878 IV 21 | Graz |
L.1025 *R.868 | Viktor von Lang | Alexander Rollett | 1878 V 1 | Wien |
L.1026 *R.869 | Viktor von Lang | Alexander Rollett | [1878] [V] [n.1] | Wien |
L.1027 *R.870 | Eduard Lipp | Alexander Rollett | 1878 V 21 | Graz |
L.1028 *R.871 | Rudolf Klemensiewicz | Alexander Rollett | 1878 V 27 | Wien |
L.1029 *R.872 | Rudolf Klemensiewicz | Alexander Rollett | 1878 V 30 | Wien |
L.1030 *R.873 | Rudolf Klemensiewicz | Alexander Rollett | 1878 VI 15 | Wien |
L.1031 *R.874 | Rudolf Klemensiewicz | Alexander Rollett | 1878 VII 8 | Wien |
L.1032 *R.875 | Anton E. Schönbach | Alexander Rollett | 1878 VII 9 | Graz |
L.1033 *R.876 | Otto Drasch | Alexander Rollett | 1878 VII 11 | Marburg [a.d. Drau] |
L.1034 *R.877 | Carl Langer | Alexander Rollett | 1878 VII 15 | Wien |
L.1035 *R.878 | Otto Drasch | Alexander Rollett | 1878 VII 16 | Kanisza |
L.1036 *R.879 | Carl Toldt | Alexander Rollett | 1878 VII 17 | Prag |
L.1037 *R.880 | Ernst Wilhelm von Brücke | Alexander Rollett | 1878 VII 18 | Wien |
L.1038 *R.881 | Hugo Schuchardt | Alexander Rollett | 1878 VII 22 | Graz |
L.1039 *R.882 | Emil Rollett | Alexander Rollett | 1878 VII 30 | Wien |
L.1040 *R.883 | Emil Rollett | Alexander Rollett | 1878 VIII 7 | Trouville |
L.1041 *R.884 | Otto Drasch | Alexander Rollett | 1878 VIII 8 | Žepče |
L.1042 *R.885 | Rudolf Klemensiewicz | Alexander Rollett | 1878 VIII 13 | Travnik |
L.1043 | J. Heitzmann | Alexander Rollett | 1878 VIII 14 | Wien |
L.1044 | Alexander Rollett | Emil Rollett | 1878 VIII 19 | Graz |
L.1045 | Alexander Rollett | Emil Rollett | 1878 VIII 21 | Graz |
L.1046 *R.886 | Otto Drasch | Alexander Rollett | 1878 VIII 29 | Sarajevo |
L.1047 *R.887 | Emil Rollett | Alexander Rollett | 1878 VIII 31 | Wien |
L.1048 | Alexander Rollett | Emil Rollett | 1878 IX 5 | Graz |
L.1049 *R.888 | Emil Rollett | Alexander Rollett | 1878 IX 6 | Wien |
L.1050 | Alexander Rollett | Emil Rollett | 1878 IX 7 | Graz |
L.1051 *R.889 | Ernst Wilhelm von Brücke | Alexander Rollett | 1878 IX 8 | Venedig |
L.1052 *R.890 | Emil Rollett | Alexander Rollett | 1878 IX 8 | Baden |
L.1053 | Alexander Rollett | Emil Rollett | 1878 IX 11 | Graz |
L.1054 *R.891 | Emil Rollett | Alexander Rollett | 1878 IX 13 | [Wien] |
L.1055 *R.892 | Otto Drasch | Alexander Rollett | 1878 IX 28 | Kiselak |
L.1056 *R.893 | Gustav Scheuthauer | Alexander Rollett | 1878 IX 28 | Pest |
L.1057 *R.894 | Rudolf Klemensiewicz | Alexander Rollett | 1878 IX 30 | Livno |
L.1058 | Alexander Rollett | Emil Rollett | 1878 X 10 | Graz |
L.1059 *R.895 | Emil Rollett | Alexander Rollett | 1878 X 11 | Wien |
L.1060 | Alexander Rollett | Emil Rollett | 1878 X 12 | Graz |
L.1061 *R.896 | Emil Rollett | Alexander Rollett | 1878 X 15 | Wien |
L.1062 *R.897 | Otto Drasch | Alexander Rollett | 1878 X 21 | Sarajevo |
L.1063 *R.898 | Otto Drasch | Alexander Rollett | 1878 X 25 | Sarajevo |
L.1064 | Alexander Rollett | Emil Rollett | 1878 X 26 | Graz |
L.1065 *R.899 | Emil Rollett | Alexander Rollett | 1878 XI 1 | Wien |
L.1066 | Alexander Rollett | Emil Rollett | 1878 XI 9 | Graz |
L.1067 *R.900 | Richard Gscheidlen | Alexander Rollett | 1878 XI 9 | Breslau |
L.1068 *R.901 | Emil Rollett | Alexander Rollett | 1878 XI 10 | Wien |
L.1069 *R.902 | Josef Brettauer | Alexander Rollett | 1878 XI 11 | Triest |
Lieber Freund!
Mascart Ann[ales] de l’ecole norm[ale] […] 263 (nach Mousson) gibt für Kalkspat
welche wohl besser wie die von Redberg [?] sein werden und gehen weit ins Ultraviolett.
Meine Bestimmung der Brechungsquotienten habe ich der Akademie schon vor langer Zeit vorgelegt. Ich werde die Korrektur sobald als möglich schicken. Der Wert von
Ist v die Geschwindigkeit des Lichtes in Luft und a, b, c die Größe der Elastizitätsachsen, so ist natürlich . Jedes Kristallplättchen läßt natürlich zwei Wellen durch, die senkrecht aufeinander schwingen, welche Richtung der schnellern und welche der langsamern entspricht, läßt sich auch mit dem Polarisationsmikroskop, d.h. im polarisierten Lichtkegel durch Drehen einer Quarzplatte, entscheiden. – Ich sehe aber, daß diese Bemerkung überflüssig ist, entschuldige dieselbe daher so gut als möglich.
Falls Du von Deiner letzten Abhandlung überflüssige Separatabdrücke hast, so bitte ich um einen.
Pebal schrieb, daß er nach Wien kommen wolle, es scheint ihn wieder gereut zu haben.
Für Deinen Glückwunsch danken ich und meine Frau recht sehr und wir bitten Dich, auch unsere besten Wünsche für Dich, Frau und Kind annehmen zu wollen.
Mit besten Grüßen, Dein
V. Lang
Deine Briefe habe ich wohl alle erhalten und bitte wegen Nichtbeantwortung um Nachsicht. Meinen Brief mit den definitivsten Zahlen hast Du wohl auch erhalten. V.L.
Sehr geehrter Herr Professor!
Der Sack ist noch nicht leer, ich habe einen von Wallach in Kassel bestellt, aber noch nicht erhalten, um das Gas zu überleeren. Sollten Sie Ihren Sack nicht länger entbehren können, so bitte ich sehr, mir noch heute durch Ihren Diener – dem ich für den Gang schon erkenntlich sein werde – dies sagen zu lassen, damit ich morgen früh einen ähnlichen von Prof. Maly oder Schwarz mir ausborgen und bis 10:30 Uhr Ihnen den Ihrigen zustelle. Im andern Falle aber würde ich ihn, sobald ich den meinen erhalten und das Oxygen überleert hätte, zurückgestellt haben.
Es empfiehlt sich hochachtungsvoll Ihr dankschuldiger Diener
Dr. Tanzer
Hochgeehrter Kollege!
Ich möchte mir erlauben, Sie zu ersuchen, die Stelle des Obmannes des ärztl[ichen] Vereines zu übernehmen.
Alle Erwägungen sprechen dafür; vor allem die, daß sonst zu befürchten steht, daß durch Parteiungen der Verein siecht oder gar in Brüche geht und dass das wissenschaftliche Leben dauernd leidet.
Durch Zusammensetzung eines passenden Ausschusses und durch Wahl eines auch arbeitenden Stellvertreters des Obmannes lassen sich alle etwaigen Überbürdungen des Obmannes hintanhalten. Schon vor 14 Tagen haben sich mehrere Ärzte für Ihre Obmannschaft ausgesprochen. Ihre Wahl bürgt für das, was ein großer und der intelligenteste Teil der Mitglieder wünschen.
Daher ersuche ich noch einmal und knüpfe die Bemerkung daran, daß Sie mich als einen Freund des Vereines und Ihrer Obmannschaft betrachten wollen.
Der Hinweis, daß man eventuell an mich denken könnte, ist ganz hinfällig, weil besonders wichtige Gründe mir eine Annahme absolut unmöglich machen würden.
Mit freundschaftlichen Grüßen ergebener
E. Lipp
Hochverehrter Herr Kollege!
Sie würden mich sehr verbinden, wenn Sie mir das angebogene Blatt mit den Antworten auf die daselbst gestellten Fragen recht bald zurücksenden wollten.
Hochachtungsvoll ergebenst
A[dolf] Fick
Lieber Freund!
Aus Deinem Schreiben scheint mir so viel mit Sicherheit hervorzugehen, daß meine Werte für die Differenzen doch unrichtig sind. Ich bedaure dies sehr, weil ich Dir dadurch sehr viel unnötige Mühe machte. Wie Du aber aus der Korrektur sehen kannst, blamierst Du mich aber gar nicht, wenn Du diese Unrichtigkeit aufdeckst. Interessant ist die gute Übereinstimmung für die D-Linie, wie ja von vornherein für diese Linie die größte Genauigkeit meiner Beobachtungen zu erwarten stand.
Entscheidend ist für mich, daß auch an gewöhnlichen Gipsblättchen die Coinzidenzen besser nach Deinen Werten stimmen. Allerdings möchte ich gern wissen, wie Du diese bestimmtest?
Solltest Du Lust haben, einen zweiten Gipskeil noch zu untersuchen, so würde ich sehr gerne das zweite Exemplar für meine Sammlung später übernehmen. Ich habe aus 5 die Differenzen gerechnet und gefunden:
welche sich allerdings prinzipiell von meinen unterscheiden, da sie kein Minimum haben, daher sie auch mit Luft schlechter stimmen.
Du mußt natürlich aus den Originalbeobachtungen und aus mehrern (IV 5 V 6-) Reihen diese Differenzen genauer berechnen können.
Die Tabellen willst Du gewiß wieder zurück haben. Noch eine Frage: Wo hast Du Dein Mikroskop her?
Mit besten Grüßen, Dein
Viktor Lang
Verehrter Herr Kollege!
Graf Wurmbrand schreibt mir heute aus Wien, daß er für morgen, Montag, den 18., eine Komitee-Sitzung wünsche, um in derselben seine Wiener Erfahrungen mitteilen zu können. Da ich durch eine Beschädigung meines linken Fußes leider! auf längere Zeit verhindert bin, das Zimmer zu verlassen, so bitte ich Sie, den Herrn Grafen wissen zu lassen, ob und wann Sie Zeit haben. – Ergebenst
W. Gurlitt
In der Beilage der nachfolgende Brief Gurlitts an Wurmbrand:
Graz, den 17. März
Admonter Hof
Hochgeehrter Herr Graf.
Durch eine Beschädigung am linken Fuße, welche mich nach Aussage des Arztes 14 Tage aus […] und Zimmer fesseln wird, bin ich verhindert, an der Comité-Sitzung, welche Sie wünschen, Teil zu nehmen. Ich habe die übrigen Herren des Comités von Ihrem Wunsche in Kenntnis gesetzt und Sie gebeten, Ihnen zu schreiben, ob und wann Sie Zeit haben.
Hochachtungsvoll ergebener
W. Gurlitt
Das Protokoll für die Sitzung am 26. April werde ich Ihnen noch zusenden. Kommen kann ich leider nicht. – Es müßte alsowenigstens für diese Sitzung ein neuer Schriftführer gewählt werden.
W.G.
Hochverehrter Freund!
Verzeihen Sie, daß ich Ihren Brief vom 9. Februar erst heute beantworte. Derselbe versetzte mich, wie alle Nachrichten, die ich in Fakultätsangelegenheiten von Graz erhalte, erst in eine mißmutige Stimmung, und über dem Wunsche, erst wieder die gehörige Ruhe des Gemütes zu erhalten, habe ich die Antwort über Gebühr hinausgeschoben. Ganz im Vertrauen muß ich Ihnen auch mitteilen, daß mir dies Scheitern der Hoffnung, anstelle Hofmanns nach Basel zu kommen, in letzter Zeit einigen Eindruck machte. Man hatte an mich dort gedacht; nun ist aber Kollmann vorgezogen worden. Wenn man sich wünscht, aus dem Grazer Sumpf zu kommen, so kann einem das weiß Gott niemand verargen. – Nun, es werden hoffentlich auch für uns wieder bessere Zeiten kommen; ich muß aber schon sagen, daß ich nicht mit jener Freude und Lust an die Einrichtung eines Institutes denken kann, welche eigentlich notwendig wäre; denn ich sehe voraus, daß ich noch mit mancher Miserabilität zu kämpfen haben werde, bis ich an eine ersprießliche Tätigkeit werde denken dürfen. Hier habe ich mich in letzter Zeit noch mit einer Arbeit beschäftigt, die nur, vermöge der Plumpheit der Untersuchungsmethoden, als eine grob anatomische gelten kann. Ich untersuchte nämlich an Kadavern die Änderungen in der Distanz der Insertionspunkte der Interkostalmuskeln bei ruhendem und aufgeblasenem Thorax und bei verschiedenen Körperstellungen (Beugung, Streckung, Rotation ect.). Ich habe übrigens dabei die alte nicht uninteressante Literatur, von Hamberger und Haller angefangen, über Mechanismus der Thoraxbewegung durchgegangen und dabei manches gelernt und eine Arbeit soweit abgeschlossen, daß ich sie in Graz für den Druck redigieren kann. Im Ganzen sind die Resultate nicht uninteressant und sprechen, gegenüber den letzten Arbeiten Volkmanns, insoferne zu Gunsten Hambergers, als sich ergibt, dass, wenn überhaupt, die Interkostalräume bei Inspiration sich erweitern, die Interkostales interni die Rippen nicht heben können. Meine Arbeit hier ganz zu vollenden, ist mir leider nicht möglich; dazu fehlt es in der Wohnung an der nötigen Ruhe und zweitens bin ich gerade jetzt am Schlusse meines hiesigen Aufenthaltes noch durch allerlei gesellschaftliche Verpflichtungen in Anspruch genommen, deren ich mich nicht entschlagen kann, weil wir von allen Seiten so zuvorkommend behandelt wurden, als wir ankamen. Zu allem ist noch jetzt ein trauriges Ereignis auf der Anatomie eingetreten. Prof. Dursy, Prosektor, ist vorgestern nach längerem Leiden gestorben und der Assistent, Dr. Wildermuth, ist seit vielen Wochen an akutem Gelenksrheumatismus krank. Henke ist daher jetzt im Gedränge und ich werde ihm noch einiges ordnen helfen. Von der Angelegenheit Klemensiewicz ist nun vorläufig nichts mehr zu reden. Auf Krafft habe ich eine Wut, es ist schmählich. – Dass Rokitansky hinter der ganzen Sache steckt, wundert mich gar nicht, übrigens habe ich von Innsbruck gehört, Langer solle Referent werden. Ob es dann besser wird?? Für Ihre Intervention in der Institutsangelegenheit meinen herzlichsten Dank; Gott sei Dank, daß wenigstens Sie auf der Wache stehen, daß man mir in meiner Abwesenheit nicht noch einmal den Boden unter den Füße wegzieht. Ich habe übrigens sofort an Honstetter geschrieben und von demselben die beruhigende Nachricht erhalten, daß meine Sache in Ordnung sei und dass 2000 fl Einrichtungsdotation für mein Institut ins Budget eingestellt wurden. Sie aber sagen: „Doch mit des Geschickes Mächten etc.“, und das denke ich mir leider auch.
Daß Sie die Histologie von 8:00 bis 9:00 Uhr in den Lektionskatalog gesetzt haben, ist mir ganz angenehm. Ich habe dann täglich dieselbe Stunde. Daß Planer ob meiner anatomischen Studien beunruhigt ist, würde mir Spaß machen. Übrigens, was soll er von mir besorgen; Konkurrenz kann ich ihm ohne Material doch nicht machen. Meine Abreise habe ich vorläufig auf den 25. des Monats festgesetzt. Vor Ende April werde ich nicht nach Graz kommen; nach Heidelberg gehe ich auf jeden Fall.
Herzliche Grüße von meiner Frau und mir, Ihr stets dankbar ergebener
V. v. Ebner
Lieber Freund!
Ich habe – allerdings ohne Mandat hiezu – den Entwurf eines Berichtes unseres Komitees ausgearbeitet, der wenigsten als Grundlage unserer Besprechung Dienst tun kann. Die Schlußanträge auf Seite 7 und 8 scheinen mir zum Teile dem Ergebnis unserer letzten Besprechung zu entsprechen, zum anderen Teile sehr der Diskussion bedürftig. Wenn Du glaubst, dass der Entwurf wenigstens zum Teile brauchbar, so sei so freundlich, ihn an Kundrat zu schicken, damit auch er Einsicht nehme, bevor wir zur Schlußberatung zusammenkommen. Wenn Du Muse findest, um Änderungen und Zusätze, die Du für notwendig hältst, kurz anzudeuten, würde dies die Beratung sehr erleichtern und abkürzen.
Ich weiß nicht, wann Helly die Sitzung abzuhalten gedenkt. Wenn wir im Verlauf dieser Woche die Sache zu Ende brächten, wäre es auf alle Fälle gut.
Mit herzlichem Gruße
Schauenstein
Könnten wir nicht morgen, Donnerstag, um 18:00 Uhr abends in der Dekanatskanzlei zusammenkommen? Im Bejahungsfalle, könntest Du in der Übersendung des Entwurfes Kundrat hievon verständigen und mir Deine Einwilligung morgen zukommen lassen.
20.3.[1878]
Geehrtester Herr Kollege!
Dem gestern beschlossenen Entwurf der Statuten lege ich die Statuten der verschiedenen anthropologischen Vereine bei, welche Ihnen vielleicht bei der Debatte nützlich sein können.
Ich habe mich bei der Textierung genau an die gestrigen Entschlüsse gehalten. Folgende Bemerkungen haben sich mir bei der Abfassung aufgedrängt.
Zu § 2 a) soll es wohl besser heißen:
„Regelmäßige“ Versammlungen mit Vorträgen und Diskussionen.
§ 3 müsste, scheint mir, lauten:
„Mitglieder sind die Teilnehmer an den bisherigen Zusammenkünften, welche 3 fl Jahresbeitrag zahlen. Über die Aufnahme neuer Mitglieder entscheidet der Ausschuß.“
Aber wie Sie wollen: mir ist auch die andere Textfassung recht. Guten Erfolg heute abend.
Der Ihre
W. Gurlitt
N.B.! Für die entsetzliche Orthographie bin ich nicht verantwortlich!
Lieber Freund!
Gestern kam ich nach achttägiger Tour über Basel, Freiburg-Straßburg, Baden Baden, Karlsruhe abends hier an und suchte sogleich Kühne heute früh auf, der mir Ihr Telegramm an ihn mitteilte. Ich bleibe noch morgen hier, um von Kühne, der mit größter Liebenswürdigkeit seine neuen Sachen zeigt, möglichst zu profitieren. Übermorgen gehe ich nach Nürnberg und bleibe dort ein bis zwei Tage. Dann reise ich nach München, wo ich je nach dem Inhalt Ihres Briefes mich nur sehr kurz oder noch einige Tage aufhalten werde. Ich gedenke dann direkt nach Wien zu fahren, um dort zu sehen, was zu machen ist. In München werde ich im Hotel Leinfelder wohnen, und wenn nicht große Eile not tut, am 11. oder 12. von dort abreisen. Mir geht natürlich nichts Gutes vor [sic], doch will ich nichts unversucht lassen, um der Angelegenheit eine für mich günstige Wendung zu geben. Mit Kühne habe ich über unsere desolaten österreichischen Zustände deutlich gesprochen, ebenso mit Maass in Freiburg (Funke war abwesend, Ecker habe ich nur flüchtig gesehen). In Straßburg war ich zwei Abende mit Waldeyer zusammen und habe ihn ebenfalls in unsere Zustände eingeweiht. Oskar Schmidt hatte schon etwas gehört, durch einen durchreisenden Doktor aus Graz (mutmaßlich Scherer?), daß man Ihnen das Leben in Graz sauer mache; ich habe daher auch Schmidt über die Lage der Dinge orientiert. Er war empört.
Herzlichen Dank für Ihr Telegramm, ich sehe mit Spannung Ihrem Briefe entgegen.
Ihr aufrichtig ergebener
V. Ebner
Telegramm
Bin hier im Hotel de l‘Europe bis morgen abends.
Ebner
Telegramm
Bitte Brief poste restante Nürnberg, Brief folgt.
Ebner
Euer Hochwohlgeboren!
Hochverehrter Herr Professor!
Soeben empfing ich beifolgendes Schreiben meines Bruders, Dr. Gustav Pommer, Assistenten bei Prof. Kundrat in Graz, als Antwort auf meine wiederholten dringenden Anfragen, wieso es gekommen, daß nicht er, sondern Herr Dr. Wolf Assistent bei Euer Hochwohlgeboren geworden, und somit eine Stellung einnimmt, nach der sich mein Bruder, wie ich aus seinem Munde weiß, seit langem aus ganzem Herzen gesehnt hat.
Des Bruders Brief bringt Klarheit in die Sache: ihm ist die Stelle gütigst angeboten worden, doch er hat sie aus den edelsten Motiven abgelehnt, weil er glaubte, Wolf soweit verpflichtet zu sein; er hat sie abgelehnt, obwohl seine jetzige Stellung täglich unerträglicher, täglich unhaltbarer wird, obwohl seine Ruhe, seine Studien, sein Lebensunterhalt, ja vielleicht seine ganze Zukunft, davon abhing, und obwohl er seit Jahren danach gestrebt, unter Ihrer so ungemein lehrreichen und segensvollen Leitung sein Wissen zu erweitern.
Wie sonderbar muss sich nicht Gustavs Ablehnung, wenn sie überhaupt beachtet wurde, ausgenommen haben? Kann nicht Gustavs Haltung sogar Ihren – seines als Gelehrten wie als Mensch gleich hochgestellten Lehrers – Unwillen heraufbeschworen haben? – Wer könnte auch Motive, wie jene, die ihn leiteten, erraten?!
Diese Umstände lassen es mir als meine Bruderpflicht erscheinen, Ihnen, verehrter Herr Professor, durch rückhaltlose Übersendung jenes Schreibens, ohne Gustavs Wissen und Willen, vollen Einblick in meines Bruders Verhältnisse, in seine trostlose Lage, aber auch in die Gründe seines Handelns zu gewähren. – Ich konnte hiebei nichts zurückbehalten, und wird manche nur für das Ohr des Bruders berechnete scharfe Auslassung, so sehr sie in dem gequälten Herzen und der verzweiflungsvollen Stimmung des Schreibers ihre Erklärung findet, um geneigtes Drüberwegsehen bitten müssen.
Ich lege sein Innerstes Ihnen klar, und tue dies mit dem felsenfesten Vertrauen auf den Herzensadel eines ungewöhnlichen Mannes, dem gegenüber ein ungewöhnlicher Schritt gewagt werden darf, ein Schritt, der meines Bruders Leben und Zukunft in dieses Mannes Hand legt, – ich tue dies mit der innigen Bitte, das Mitgeteilte als strengstes Geheimnis zu betrachten. – Jeder Laut, der hievon zu den Ohren seines Chefs kommen würde, könnte seine Lage nur noch unerquicklicher, ja ihn vielleicht brotlos machen.
Die Gründe nun, warum ich Sie, verehrter Herr Professor, mit dieser, wie es scheint, rein privaten Angelegenheit zu belästigen wage, sind schließlich die folgenden:
1) hat Gustav zu wiederholten Malen den Anlauf gemacht, sich Ihnen, geehrter Herr, anzuvertrauen, und Sie um Ihre mächtige Vermittlung zu bitten, – es aber niemals gewagt; – ich begehe somit keinen Vertrauensbruch.
2) dürfen Ihnen, hochverehrter Herr Professor, die Motive nicht verborgen bleiben, aus denen sich mein edler Bruder jene langersehnte Stelle ausgeschlagen, damit seine Handlungsweise ihn nicht in ein schiefes Licht bringe und ihn weiterer Berücksichtigung unwert erscheinen lasse.
3) will ich die ergebenste Bitte wagen, mit Hinweis auf Gustavs ernstliche Studien, seine ehrliche Absicht, sein Leben der Wissenschaft zu weihen: Euer Hochwohlgeboren mögen Ihren mächtigen, dem Tüchtigen stets sicheren, Einfluß für ihn einsetzen, auf dass er bald eine Stelle erhalte, die ihm den nötigsten Lebensunterhalt, aber auch die Möglichkeit bietet, seinem wissenschaftlichen Ziele treu zu bleiben, und so der Wissenschaft einen, wie mir scheint, begabten Jünger zu erhalten.
Fern liegt mir selbstverständlich vollkommen, durch mein schon allzu langes Schreiben eine Umstoßung der bereits fertigen Engagements herbeiführen zu wollen; denn wenn dies überhaupt noch möglich wäre, würde schon mein Bruder, wie ich ihn kenne, niemals seine Hand dazu bieten, sich an eines anderen Stelle zu drängen.
Indem ich schließlich Euer Hochwohlgeboren, hochgeehrten Herrn Professor, vielmals um Entschuldigung bitte, dass ich Ihre kostbare Zeit mit dieser Angelegenheit in Anspruch genommen und nochmals dringend um strikteste Geheimhaltung ersuche, zeichne ich mit dem Ausdrucke vollendeter Hochachtung ergebenst
Dr. Jos. Pommer
Da ich Euer Hochwohlgeboren nicht zumute, dass ganze, 8 Seiten lange, Schreiben meines Bruders zu lesen, so habe ich mir erlaubt, die weniger wichtigen in loserem Zusammenhange mit dem Kernpunkte stehenden Stellen durch Klammern ( ) zu markieren.
Obiger
Die Beilage rückerbeten unter: Prof. Dr. Jos. Pommer, Mariahilfer-Gymnasium in Wien.
Telegramm
Brief erhalten. Reise morgen abends direkt via Regensburg nach Wien, ungarische Krone.
Ebner Hotel Strauss.
Hochverehrter Freund!
Habe heute Vormittag Ihren Brief erhalten und ging sogleich zu Honstetter. Stremayr ist in Krapina-Töplitz und kommt erst wieder in 14 Tagen. Schultz-Strasnizky ist krank. Heider war in der Sitzung, ich werde ihn morgen sprechen. Rokitansky war abwesend, mit seinem Sekretär Hotter sprach ich nur gleichgültiges Zeug; von Honstetter hörte ich Folgendes: Er glaubt, daß gegenwärtig gar nicht daran zu denken sei, daß ein neues Ordinariat geschaffen wird. Der Finanzminister würde ein absolutes Veto einlegen. Wenn ich morgen zu Heider komme, werde ich ihm auseinandersetzen, daß ich es als eine unverdiente Zurücksetzung und Kränkung betrachten würde, wenn Hofmann früher Ordinarius würde als ich, und daß in einem solchen Falle meine Stellung in Graz absolut unerträglich würde, sodaß ich dieselbe niederlegen müßte. Bestimmte Antwort kann ich natürlich jetzt keine erreichen, da der Minister abwesend ist. Ich werde übrigens morgen auch zu Lemayer gehen und denselben für meine Angelegenheit zu interessieren suchen, nachdem man einmal in Österreich nur durch persönlichen Verkehr mit maßgebenden Leuten etwas erreichen kann. – Von Honstetter habe ich heute eine Nachricht gehört, die mich sehr deprimiert hat. Für mein Institut waren 2.000 fl als wissenschaftliche Einrichtungsdotation in das Nachtragsbudget eingestellt. Einige Tage vor das Budget vorgelegt werden sollte, machte Stremayr über diesem, sowie eine ganze Reihe anderer Posten, ein großes Kreuz und damit Punctum. Das heißt nun jetzt sparen! Ist das nicht das der helle Unsinn? Jetzt habe ich ein mit Möbeln eingerichtetes Institut und kann, wenn ich will, dort vielleicht ein Bankett oder einen Ball abhalten, aber nichts arbeiten. – Ich werde wahrscheinlich am Samstage abreisen und Ihnen von meinen morgigen Audienzen sogleich kurz Bericht erstatten. – Wie sehr ich Ihnen für Ihre kräftige Vertretung meiner Angelegenheit dankbar bin, darf ich Ihnen wohl nicht ausdrücklich sagen. Ein Freund wiegt mehr als ein Dutzend „Kollegen“.
Die Nachricht von Leitgebs Unglück hat uns tief erschüttert. Herzliche Grüße von meiner Frau und mir.
Ihr stets dankbarer
V. Ebner
Telegramm
Komme morgen mit Eilzug.
Ebner
Lieber Bruder!
Da ich heuer so wenig von mir hören ließ, habe ich mir vorgenommen, mich in den Ostertagen persönlich bei Euch einzustellen. Leider haben mir die letzten Tage ein paar neue Kranke, darunter Erzherzog Otto gebracht, welche mein Abkommen von Wien sehr erschweren dürften. Sollte es dennnoch, wie ich noch immer hoffe, möglich sein, mich loszumachen, so gedenke ich Samstag mit dem 13:30 Uhr Schnellzug nach Graz abzureisen. Ich freue mich sehr, Dich, Rosa und Octavie wiederzusehen. Die Kleine, die nun schon den zweiten Frühling sieht, wird wohl recht frisch und kräftig sein, und ich bin begierig, die Fortschritte eines halben Jahres ihrer Entwicklung zu sehen. Rosa, die in ihrem letzten Schreiben an Auguste diese und mich so freundlich und dringend einladet, nach Graz zu kommen, grüße ich herzlichst. Wenn mein Vorhaben, Euch zu besuchen, dennnoch vereitelt werden sollte, werde ich Dich davon benachrichtigen, damit Ihr mich [nicht] vergeblich erwartet.
Inzwischen herzliche Küsse und Grüße von
Emil
Lieber Onkel!
Du hättest mir sehr Unrecht getan, wenn Du etwa geglaubt hast, dass ich ebenso lange gezögert habe, Deinen Auftrag besorgen zu wollen, als Du auf die Beantwortung Deines Briefes warten musstest. Ich bin aber gezwungen, post festum Deine Wünsche zu erfüllen, weil ich nach viermal fruchtlosem Suchen erfuhr, dass Demelius die festi dies paschales benützt hat, um aus Graz zu verschwinden. Da unsere Ostern länger dauern als die kirchlichen, so weiß ich noch nicht, ob ich Dir vor Anfang Mai dienen kann, so wie ich aber die erste Spur von dem Wiederauftauchen des Pandektisten haben werde, soll Dein Wille geschehen.
Einstweilen danke ich sehr für deine liebenswürdige Erinnerung an Rosa und Octavie.
Letztere macht so gewaltige Fortschritte, dass sie schon die Büsten Schillers und Beethovens und den Kopf eines pompejanischen Fauns von einander unterscheidet, die Ersteren beiden küsst sie, den Letzteren nicht.
Meinen herzlichen Dank für die Nachweise in der Augsburger.
An Meta und besonders an Lina von mir und besonders von Rosa und Octavie viele herzliche Grüße.
Indem ich mir schmeichele, dass Du die richtige Sonderung der obigen Grußspezialitäten vornehmen wirst, bringe ich Dir meinerseits einen speziellesten Gruß.
Dein
Alexander
Dieser Brief erliegt im Stadtarchiv Baden im dortigen Nachlass Alexander Rollett.
Lieber Freund!
Es ist mir nun klar geworden, daß die Formel (welches eine Kurve 2. Grades 1/λ als variable betrachtet) für die Gipsbrechungsquotiente nicht passt. Indem ich eine größere Genauigkeit als durch die lineare Form erzielen wollte, habe ich die Sache schlechter gemacht, indem ich ein unpassendes Gesetz adoptierte. Dies war aber bis jetzt nicht bekannt und darin möge die Entschuldigung liegen dafür, daß ich Dir soviel unnötige Mühe verursachte. Allerdings habe ich auch viele Zeit unnötig verrechnet.
Ich habe nun nochmals nach der einfachen Formel gerechnet und Folgendes erhalten (mit der Methode der kleinsten Quadrate)
Diese Differenzen gehen nun ähnlicher wie des Quarzes, werden aber wahrscheinlich noch besser mit Luft stimmen. Ich habe damit z.B. gerechnet, daß E 6 stimmt mit 0,000585V, während Du 0,000582 beobachtetest. Ebenso fand ich Ғ3 übereinstimmend mit 0,000643III wofür Du 0,000635 gibst, also wohl noch keine genügende Übereinstimmung.
Ich glaube Du sollst Dir auch nicht weiter den Kopf zerbrechen mit meinen Differenzen und einfach sagen, daß sie für vorliegende Zwecke genügend sind.
Wie Du die Dicken bestimmtest, ist mir noch immer unklar; mir scheint, Du hast sie aus D gerechnet, dies dürfte doch für die Konstruktion A etwas Bedenkliches haben. – Auch weiß ich nicht genau, was die Kurven für Luft bedeuten.
Gut schiene es mir, die Differenzen γ-α aus Koinzidenz-Beobachtungen (wenn sie nicht ganz genau sind, mit Berücksichtigung der Angabe der Wellenlänge) abzuleiten. Dazu müßte man entweder die Dicke genau messen oder, nach meinen Beobachtungen, für die Differenz γ-α für die Linie D etwa 0,00977 als richtig annehmen.
Ich schließe, weil ich zum Essen zu meiner Großmutter muss.
Die Gipskeile werde ich mit großer Freude aus Deiner Hand empfangen.
Mit bestem Gruß
Lang
Ich glaube, die Anführung der nach der einfachen Formel gerechneten Zahlen kann jedenfalls nichts schaden. Mit besten Grüßen
Lang
Zur Datierung: Diese richtet sich nach jener des vorangehenden Briefes Langs vom 1. 5. 1878.
Prof. Dr. Eduard Lipp erlaubt sich, namens des Ausschusses des ärztlichen Vereines, die freundliche Anfrage und Bitte zu stellen, ob es Ihnen genehm wäre, bei dem wahrscheinlich in Graz Ende August oder Anfang September stattfindenden österreichischen Ärztetage (wobei keine Besprechungen über Vereinsangelegenheit, sonder nur wissenschaftliche Vorträge gehalten werden) einen Vortrag nach eigener Wahl zu übernehmen.
Ohne Sicherung von solchen Vorträgen könnte der Ausschuß die Abhaltung des Ärztetages nicht übernehmen. Die höfliche Bitte wiederholend, zeichne sich in größter Hochachtung ergeben
E. Lipp
Med. Dr. Rud. Klemensiewicz, Privat-Dozent für exp. Pathologie a. d. Universität Graz, bittet Herrn Professor Rollett für den Fall als Ihnen Zeit erübrigte, meine Schwester zu besuchen, welche noch bis nächsten Sonntag in der Stadt bleibt.
Entschuldigen Sie meine Freiheit, doch glaube ich, wird es für Sie von Interesse sein, mit meiner Schwester zu sprechen. Mit Hochachtung
Dr. Klemensiewicz
Verehrtester Herr Professor!
Einige Änderungen und Einschaltungen, welche ich noch bei meiner Arbeit anbrachte, nebst dem großen Rummel, welcher in der Wohnung meiner Schwester eben jetzt herrscht, hinderten mich, gestern Abend fertig zu werden und Ihnen die Arbeit persönlich zu überreichen.
Gleichzeitig mit der Arbeit, welcher ich den Titel „Beiträge zur Kenntniss des Farbenwechsels der Cephalopoden“ gab, übersende ich Ihnen auch einen Bericht für den Anzeiger, von welchem ich aber nicht weiß, ob er formell richtig gehalten ist. Für die Zusendung der Korrekturen habe ich meine Wohnung in Wien angegeben, da ich Sie nicht weiter damit plagen will.
Ich füge nur noch die Bitte bei, die Arbeit womöglich in der nächsten Klassensitzung überreichen zu lassen, und mir für den Fall als Sie Muse finden, ein paar Zeilen auf einer Korrespondenzkarte zuzusenden.
Mich Ihnen und Ihrer Frau Gemahlin bestens empfehlend, bleibe ich mit Hochachtung Ihr dankbarer Schüler
Dr. Klemensiewicz
Adresse: Rösslgasse 16, 2.Stock, Wien
Verehrtester Herr Professor!
Verzeihen Sie, Herr Professor, daß ich erst heute mich bestens dafür bedanke, daß Sie so gütig waren, meine letzte Arbeit der kaiserlichen Akademie vorzulegen. Ich hätte dies schon zurzeit, als ich die betreffende Zeitungsnotiz las, tun können, doch wollte ich nicht früher an Sie schreiben, bevor ich meinen Gang in das Ministerium gemacht hatte. Gestern war ich bei Stremayr, welcher mich äußerst freundlich und nach seiner Gewohnheit geradezu kordial empfing. Ich überreichte ihm die letzten Mitteilungen des Vereins der Ärzte in Steiermark und alle meine bisher erschienen Arbeiten, mit Außnahme einiger kleiner im Verein der Ärzte gehaltener Vorträge, von denen ich keine Separatabdrücke besitze. Nachdem ich seiner Exzellenz mitgeteilt hatte, daß ich schon seit einiger Zeit mich in Wien befinde, um hier zu arbeiten, zeigte Stremayr sich sehr erfreut, daß ich den Wünschen des Professorenkollegs so entsprochen habe, und frage mich, wie lange ich schon habilitiert sei. Auf meine Antwort, daß es mit Dezember des Jahres drei Jahre würden, meinte er, ich müsse mich schon bis dahin gedulden (womit?). Da er im Laufe des Gespräches, in welchem unwichtige Dinge berührt wurden, auch frageweise darauf anspielte, daß ich bei passender Gelegenheit vielleicht neuerdings vom Prrofessorenkolleg vorgeschlagen würde, da er denn doch dessen Wünsche berücksichtigen müsse, erklärte ich, daß ein meine Person betreffender Vorschlag von mir nicht mehr gehofft werde. Und zwar erläuterte ich dies damit, daß eine Majorität des Professorenkollegs, von welcher Stremayr stets sprach, jetzt nicht mehr existiere, da Sie, Herr Professor, sich absichtlich jeder neuerlichen Meinungsäußerung in dieser Angelegenheit bei den Sitzungen des Kollegiums enthalten haben und wahrscheinlich auch fernerhin auf diesem Standpunkte zu verharren gedenken. Daraufhin meinte Stremayr, Heschl könne vielleicht auf die Herren der sogenannten Majorität in dem Sinn eines neuerlichen Vorschlages einwirken. Auch gegen diese Äußerung verhielt ich mich abwehrend, indem ich erklärte, daß Heschl in diesem Punkte, den Anschauungen der sogenannten Majorität in Graz nicht huldige und schwerlich geneigt sein dürfte, gegen seine Überzeugung handelnd, eine Vermittlerrolle zu übernehmen. Nach einigen Ausflüchten, in deren Hintergrund er seinen Fachreferenten Rokitansky in der bekannten und oft besprochenen Weise ganz deutlich zu erkennen gab, sprang Stremayr auf ein familiäres Gespräch meine Schwester und die Schreiners betreffend über, und mit der Versicherung, daß er sich meiner ganz gewiß annehmen werde, reichte er mir die Hand, womit die Audienz zu Ende war.
Obgleich sie nur ¼ Stunde gedauert hat, war es gerade lange genug, um mir den Magen gründlich umzudrehen, da ich die Überzeugung gewonnen hatte, dass Stremayr anscheinend mit peinlichster Sorgfalt seine Geschäfte administrierend doch nur den Willen seiner betreffenden Fachreferenten tue, wie der auch sei. Eine Überzeugung, welche übrigens noch mehr in mir bekräftigt wurde durch eine Bemerkung von Gautsch, mit welchem ich mich vor und nach meiner Visite bei Stremayr längere Zeit unterhielt. Klagend über das Langweilige seiner Stellung, erwähnte dieser, wie ungeheuer peinlich und in das kleinste Detail eingehend genau Stremayr im Geschäfte sei und wie er sich jetzt vorzüglich mit dem Lesen medizinischer Schriften befasse und dieselben förmlich zu seiner Lieblingslektüre gemacht habe. – Was für exotische Anschauungen sich dabei in seiner Exzellenz Sensorium bilden mögen, ist für mich ein erheitender Gedanke. – Jedenfalls denke ich mir, daß Rokitansky schon dafür sorgen wird, daß diese geistige Nahrung sehr diät [sic] verabreicht werde; so quasi als geistige Banting-Kur. Obgleich mir Gautsch versicherte, daß seine Exzellenz solche ihm persönlich überreichte Arbeiten stets durchzusehen pflege, so glaube ich doch, dass das etwas zu starker Tabak sein dürfte.
Ich brauche Ihnen wohl kaum zu versichern, daß meine Absicht bei meiner Unterredung mit dem Herrn Minister nur die war, ihn fühlen zu lassen, daß von Seite des Grazer Professorenkollegs, für mich nichts mehr geschehen wird. Eine Anschauung, die allerdings erst im Laufe der Unterredung sich mir aufdrang, jedoch ganz geeignet scheint, den Bemühungen meines Schwagers etc. behilflich zu sein.
Über meine Unterredung mit Sektionschef Heider und Herrn Hofsekretär David welche anstelle von Schultz-Strasnizky das Referat für die Subventionen hat [sic], weiß ich Ihnen nichts Interessantes zu berichten. Was meine 2. Rate betrifft, so hat das Ministerium für Kultus und Unterricht mit Erlaß vom 21. Mai 78, Z. 7365 (abgesandt d. 29.V.) diese zur Flüssigmachung angewiesen, doch Helly hat auf eine einmalige briefliche Anfrage meinerseits, mir noch nicht geantwortet. – Wenn ich Ihre Geduld nicht schon zu lange in Anspruch genommen hätte, so würde ich Ihnen noch gerne ausführlich über meine Beschäftigung berichten, welche vorläufig in einer mikroskopischen Orientierung im Gebiete der Sarkome, Karzinome und anderer in Lymphdrüsen häufig vorhandener Krankheiten besteht. – Doch das spare ich mir auf ein anderes Mal auf, wenn ich auch schon mehr mitzuteilen vermag.
Prof. Heschl teilte mir mit, daß Rokitansky letzten Montag nach Innsbruck verreist ist, und wahrscheinlich längere Zeit dort verweilen dürfte.
Ich bitte Sie, Herr Professor, mich Ihrer werten Frau Gemahlin auf das Beste zu empfehlen und verbleibe mit bestem Danke Ihr aufrichtiger Schüler
Dr. Klemensiewicz
IV., Rösslgasse 16
Mir ist es in letzter Zeit zweimal passiert, dass an meine Adresse gerichtete Briefe verloren gingen, deshalb habe ich diesen hier rekommandiert aufgegeben.
Geehrter Herr Professor!
Da ich heute meine Einberufungsordre erhielt, bin ich außerstande, die Korrektur für meine Arbeit zu besorgen; ich hoffe, Sie werden es mir nicht verübeln, daß ich die Bitte an Sie richte, sowohl im Betreff der Tafeln als auch des Textes die Korrektur übernehmen zu wollen. – Seien Sie mir nicht böse, daß ich auf Ihre Güte so vermessentlich baue, doch bleibt mir leider dermalen nur dieser Ausweg, wenn ich nicht die Arbeit liegen lassen soll. Ich muß nach Laibach einrücken und hoffe, dort Muse genug zu haben, um Ihnen über meinen hiesigen Aufenthalt zu berichten.
Ich habe an die kaiserliche Akademie eine Zuschrift gesendet, in welcher ich ersuchte, die Korrektur nicht mehr an mich zu senden. Ich bitte Sie daher so freundlich zu sein, zu gestatten, daß ich Ihre Adresse als diejenige angebe, an welche von nun an die Korrekturbögen meiner letzten Arbeit gesendet werden sollen. – Gleichzeitig mit diesen Zeilen übersende ich Ihnen die mir soeben zugekommenen Tafeln, welche ich noch nicht Gelegenheit hatte zu korrigieren.
Mit den besten Empfehlungen an Sie, Ihre Frau Gemahlin und Prof. Ebner bleibe ich Ihr dankschuldiger Schüler
Dr. Klemensiewicz
Trauerpapier
Verehrter Freund,
ich habe leider keinen sonntag vormittag mehr finden können, um bei Ihnen vorzusprechen und muss mich für die ferien daher schriftlich empfehlen. ich gehe Sonntag ab, nach Kirchberg in Tirol a.d. Giselabahn. vielleicht kehre ich anfang september schon zurück.
indem ich Ihnen recht angenehme ferien wünsche, Ihrer frau gemahlin mich bestens empfehle, bin ich mit herzlichem gruß Ihr ganz ergebener
Schönbach
Hochgeehrter Herr Professor!
Ihrer freundlichen Aufforderung, Sie von meinem jeweiligen Aufenthaltsorte zu verständigen, nachkommend, benachrichtige ich Sie, daß wir noch bis 16. des Monats in Marburg bleiben, an welchem Tage wir um 1:00 Uhr morgens nach Esseg abgehen werden. Von dort aus ist unsere Route nach Sarajevo; was weiter mit uns geschieht, weiß ich nicht. Meine gegenwärtige Beschäftigung ist = 0. Gestern soll auch Dr. Klemensiewicz hier durchgefahren sein. Mit der Bitte, mich Herrn Professor von Ebner zu empfehlen, zeichne ich mich hochachtungsvoll
Dr. Drasch
Sehr geehrter Kollege!
Wenn ich Ihre Anfrage richtig verstehe, so scheint es sich darum zu handeln, ob es wünschenswert oder gar geboten sei, daß die anatomischen Vorlesungen zweimal (im ersten und zweiten Jahrgange) gehört werden, auch glauben Sie, dass hier Vorträge über Gegenstände, die ins zweite Jahr fallen, mit den Vorlesungen über Anatomie kollidieren, und daß in Folge dessen, wenn ein Kandidat sich zweimal inskribieren lasse, er gehindert sei, das 1. Rigorosum schon im 3. Jahrgange abzulegen.
Der Sachverhalt ist der: eine solche Kollision besteht nicht, und wenn ein Kandidat sein 1. Rigorosum über das dritte Jahr hinaus verschiebt, so hat das andere, in ihm selbst liegende Gründe. Der zweimalige Besuchen der anatomischen Kollegien ist gewiß nicht daran schuld, ja ich halte den wiederholten Besuch für sehr wünschenswert und unterstütze das auf alle Weise; zunächst dadurch, daß ich den Eintritt in den Vorlesesaal nicht kontrolliere, ja die Sekundaner einlade zu kommen. Die Folge davon ist, daß wenn wichtige und schwierigere Kapitel abgehandelt werden (Gehirn und Hirnnerven, Herz, Topographie der Brust- und Bauchorgane), fast alle Sekundaner anwesend sind, obgleich höchstens 20 zum zweitenmal inskribiert sind. Ich lese auch keine extra topographisch-anatomische Kollegien, ich behandle die Anatomie in toto (daher meine 6 Stunden), will einer einen topographisch-anatomischen Kurs mitmachen, mag er sich an den Prosektor wenden.
Auch gestatte ich, daß Rigorosanten, junge und alte, welche bei mir schon inskribiert waren, behufs Vorbereitung zum Rigorosum nicht nur nach Tunlichkeit Leichen zugewiesen bekommen, sondern auch eine Sammlung fertiger, den Hörern zur Verfügung gestellter Präparate unentgeltlich benützen können. Ich würde es geradezu als eine ungerechtfertigte Überbürdung der Kandidaten ansehen, wollte ich sie, die schon bei mir inskribiert waren (für den Seziersaal), nötigen, sich noch ein drittesmal inskribieren zu lassen.
Auch können Sekundaner, welche in meinem Institut Mikroskopie treiben wollen, dies unentgeltlich tun, allerdings nicht alle, nur wenige und solche, die ich bereits kenne.
Ich freue mich, Ihnen mitteilen zu können, dass, seit es wieder mit dem Anstürmen gegen die Rigorosenordnung ruhig geworden ist, die jungen Leute sich beeilen; sie machen im ersten Fache wenigstens schon zwei Vorprüfungen, wenn nicht alle, und eine beträchtliche Zahl ist Schluß des zweiten Jahres auch schon mit den Practicis des 1. Rigorosums fertig; man sieht, wie es von Jahr zu Jahr besser wird. Allerdings darf man auf ein gewisses Perzent nie rechnen.
Zu jeder weiteren Auskunft gerne bereit, verbleibe [ich] mit hochachtungsvollen Grüßen Ihr ganz ergebener
C. Langer
Hochverehrter Herr Professor!
Da ich nicht weiß, wann sich mir die nächste Gelegenheit darbieten wird, an Sie zu schreiben, bin ich so frei, Ihnen meine Adresse anzugeben: III. Gebirgsbrigade, 6. Truppendivision, 47. Regiment, 5. Bataillon, Esseg. Hierher gelangen wir erst nach 29 Stunden und werden von da sofort nach Brod marschieren. Bitte meine Empfehlungen an Herrn Prof. von Ebner. Achtungsvoll
Dr. Drasch
Habe allein ein ganzes Ba[taill]on zu versehen.
Sehr geehrter Herr Kollege!
Ich beehre mich, auf Ihr sehr geschätztes Schreiben vom 14. dieses Monats Folgendes zu erwidern.
Es ist weder jetzt, noch war es zu Henkes Zeit üblich, daß die Mediziner hier zweimal die Vorlesung über deskriptive und topographische Anatomie hören. Die meisten der hiesigen Kollegen halten es prinzipiell für wünschenswert, daß den Medizinern die Möglichkeit offengelassen wird, das genannte Kollegium während des 2. Jahres noch einmal zu hören; und das war auch der Grund, daß man bis jetzt darauf hielt, daß die Vorlesungen aus Anatomie und Physiologie nicht kollidieren.
In diesem Semester hat nun Hering mit Rücksicht auf seine Dekanatsgeschäfte seine Vorlesung auf die Stunde verlegt, welche früher der Anatomie reserviert war; er konnte dies um so unbedenklicher tun, als sich stets herausgestellt hatte, daß nur äußerst selten ein Studierender des 2. Jahrganges die Anatomie hörte. Aus dem letzteren Grunde habe ich mich meinerseits nicht veranlasst gesehen, meine Kollegiumsstunde zu ändern.
Unsere Studenten haben infolge der unglückseligen Gewohnheit, das Freiwilligenjahr im 7. und 8. Semester zu absolvieren, während des zweiten Jahrganges so viele Kollegien inskribiert, daß sie nicht wohl dazukommen, ein schon gehörtes Kolleg noch einmal zu belegen. Wenn es von diesem Abusus einmal abkommen sollte, so würde ich wieder darauf halten, daß die Anatomie zu einer anderen Zeit gelesen würde als die Physiologie. Für jetzt ist das bei uns in der Tat von gar keiner praktischen Bedeutung.
Zu welcher Stunde Hering im nächsten Semester lesen wird, ist mir noch nicht bekannt.
Also, Tatsache ist, daß die Mediziner in Prag mit nur ganz vereinzelten Ausnahmen die Vorlesung über Anatomie nur einmal, d. h. im ersten Jahrgange, hören. Das zeitweilige Hospitieren älterer Mediziner, insbesondere solcher, welche sich zu dem ersten Rigorosum vorbereiten, kommt dabei natürlich nicht in Betracht.
Indem ich Sie, sehr geehrter Herr Kollege, bitte, Ihrer Frau Gemahlin die besten Empfehlungen zu entrichten, bleibe ich mit der Versicherung aufrichtigster Hochachtung Ihr ergebenster
C. Toldt
Hochgeehrter Freund!
Besten Dank für die schönen Photographien. Sie haben meine Bewunderung für die Grazer Sarkophage neu belebt. Ich erinnere mich nicht, je ein schöneres, bedeutenderes und wertvolleres Elfenbeinschnitzwerk gesehen zu haben. Aber Dr. Goldscheider sollte man warnen, denn wenn er nicht noch andere Pisani kennt, als die in der Kunstgeschichte bereits bekannten und berühmten, so wird eine große Blamage herauskommen.
Schließlich bitte ich Sie, mir Ihre Auslagen zu schreiben, damit ich sie zurückerstatten kann und erlaube mir hinzuzufügen, dass, falls noch Exemplare vorrätig und käuflich zu haben sind, ich gerne noch ein zweites unaufgezogenes Exemplar der Serie haben möchte, das ich an einen Freund, der sich sehr für solche Sachen interessiert, versenden würde. Indem ich zugleich Herrn A. v. Heider meinen Dank für seine Mithilfe beim Aufziehen sage, verbleibe ich mit bestem Gruß Ihr ergebener
E. Brücke
Verehrter Herr Kollege!
Petr[arca] Trionfo della Morte I,79 heißt es nur ganz im Allgemeinen:
Da waren jene, welche glücklich geheißen hatten,
Päpste, Fürsten und Kaiser.
Steinbüchel hatte angenommen, daß die Skulpturen dem Petrarca die Idee zu den Trionfi eingegeben hätten; dagegen wandte man unter anderem ein, daß die dreikronige Tiara erst seit Urban V. (1326–1370) aufgekommen sei. Indessen steht diese Behauptung nicht hinlänglich sicher.
Man müßte einmal untersuchen, ob auch in den andern bildlichen Darstellungen der Trionfi (besonders in der Triestiner von 1468) ein portraitierter Papst vorkommt.
Mit kollegialischer Hochachtung, Ihr ergebenster
H. Schuchardt
Lieber Bruder!
Durch Richard wirst Du wohl schon erfahren haben, dass ich am 1. August in Begleitung des jungen Erzherzog Ferdinand in das Seebad Trouville abreise. Wir gehen am ersten Tag bis München, dann bis Paris, wo wir wahrscheinlich ein paar Tage bleiben werden, und von da nach Trouville. Außer mir werden Graf Coreth und Sohn, der Gespiele des Erzherzogs, und ein oder zwei Diener die Reisebegleitung bilden. Als ich für den kleinen Erzherzog den Gebrauch der Seebäder anriet, hatte ich keine Ahnung, dass man mich selbst ersuchen würde, die Reise mitzumachen. Ich wollte heuer einige Wochen in den Alpen zubringen und allenfalls in Gastein oder Ragatz auch die Badekur mitmachen. Dies ist nun vereitelt, dagegen werde ich nun nach Tunlichkeit erst […], dann offene Seebäder versuchen. Ich bin im Ganzen mit meinem Befinden trotz des wechselnden häufig ungünstigen Wetters recht zufrieden. Wie geht es Dir, Rosa und der kleinen Octavie? Ich vermute, dass ich wohl in Frankreich die Nachricht bekommen werde von einem Zuwachs in Deiner Familie. Du warst wohl auch überrascht, von dem jähen Tod Rokitanskys. Mit großer Spannung erwarte ich die Besetzung seiner Stelle im Ministerium. Von Grazer Professoren sah ich beim Leichenbegräbnis Rokitanskys nur den jungen Schroff. In den medizinischen Kreisen Wiens geht es nach wie vor recht niedlich zu. Ich bin aber seit meiner Isolierung viel zufriedener und sehe mit größtem Gleichmut auf das Treiben. Aus der Poliklinik bin ich bereits ausgetreten. Meine Dozentur, die ohnehin keinen sonderlichen Wert für mich hat, werde ich wohl, da ich nun keine Material habe, auch seinerzeit zurücklegen und mich bei dem Gedanken trösten, dass die völlige Freiheit und Unabhängigkeit auch eine keineswegs zu verachtende, ja unter Umstämnden recht angenehme und wünschenswerte Stellung ist. Anregende geistige Beschäftigung findet sich ohnehin genug. Vorläufig studiere ich die Geschichte der Philosophie.
Mit herzlichen Küssen und Grüßen an Dich, Rosa und die Kleine, Dein
Emil
Lieber Bruder!
Seit gestern sind wir in Trouville eingetroffen und ich sende Dir nebst meinen besten Grüßen die oben angeführte Adresse in der Erwartung einer baldigen Nachricht von Dir und Deinen lieben Angehörigen. Hier ist es so viel oder eigentlich so wenig, wie ich bis jetzt gesehen habe, recht hübsch und namentlich der Meeresstrand sehr belebt. Häufig sieht man Herren und Damen Hand in Hand in eleganter Badetoilette über den Sand in das Meer wandeln. Und in Baden bei Wien entsetzt man sich über die Unkultur der gemeinsamen Bäder. In Paris bin ich in den paar Tagen recht viel herumgewandelt, namentlich am ersten Tage in der Exposition. Ich war fast überall, freilich nur im Vorübergehen. Der Eindruck ist ein durchaus großartiger, nur bedauert man, keinen Prater in nächster Nähe zu haben. Dafür sind aber die wenigen Bosquets und Gartenanlagen von einer erstaunlichen Pracht und Fülle der Blumen und einer so liebenswürdigen Grazie der ganzen Anlage, dass man völlig entzückt ist. Die Österreicher sind in der Ausstellung in einzelnen Dingen wirklich hervorragend. Der große Makart und Munkacsy sind immer von einer großen Schar von Besuchern förmlich belagert. Soeben werde ich von Graf Coreth abgeholt und muss mein Schreiben einstweilen schließen.
Ich grüße Dich, Rosa und die Kleine, auch die Geschwister, und bitte um Antwort, Dein
Emil
Hochgeehrter Herr Professor!
Heute, nach einem hitzigen Gefechte, erhalte ich Ihren werten Brief und ersehe daraus, daß Sie mit meiner Arbeit beschäftigt sind. Herr Professor werden aus dem Konzepte ersehen haben, dass selbe noch höchst mangelhaft ist, überhaupt noch gar nicht zu Ende gebracht wurde. Ich habe selbe lediglich in Ihre Hände gegeben, um eventuell das Prioritätsrecht zu wahren. Ich danke Ihnen nochmals für Ihre liebenswürdige Aufmerksamkeit. Nun will ich Ihnen in Kürze meine Erlebnisse mitteilen.
Von Esseg aus marschierten wir bis Vuca, einem elenden slawonischen Dorfe. Von dort aus nach Diacovar und dann nach Neu Topolje. Bis dahin kantonierten wir noch immer in Häusern, das ist in elenden Hütten; aber doch unter Dach. Von Neu Topolje ging die ganze vereinigte Brigarde (sämtliche Regimenter waren in kleinen Entfernungen von einander untergebracht) nach Brood. Hier fing das Bivonac Leben an. Der erste fürchterliche oder verhängnisvolle Marsch begann. Ich mußte mit einem halben Bataillon als Flankendeckung gehen. Um 3:00 Uhr Tagwache, marschierten wir in sengender Hitze nach Dervent, wo wir um 22:00 Uhr anlangten. Bei [dem Regiment] Belgien und [dem Regiment] Maroiĉiĉ und 1 Jägerbataillon waren 31 an Sonnenstich zugrunde gegangen. Auf dieses Verhängnis habe ich in meiner Korrespondenzkarte angespielt, weil es nicht erlaubt wurde (wie lächerlich!!) offen solches Bekannten und Verwandten mitzuteilen. Mit dem Einmarsche in das Lager von Dervent beginnen nun die eigentlichen Strapazen. Kaum waren wir angelangt, begann ein fürchterliches Wetter und total durchnäßt mußten wir am bloßen Boden liegen. Ich werde sine ira et studio alles Folgende berichten. Die ganze Nacht hindurch regnete es, aber ermüdet schliefen wir gegen 3:00 Uhr doch ein, und es war trotz dieser Fatalität um 6:00 Uhr früh ein komischer Anblick, die ganze Brigarde buchstäblich in Lachen liegen zu sehen. Wir sollten zwei Rasttage haben, aber wie aus Ironie regnete es in Strömen fortwährend und erst gegen Abend des zweiten Tages heiterte es auf. Um 5:00 Uhr früh Abmarsch nach Kotorsko. Die Gegend bis hierher ist monoton, immer Hügel an Hügel, ohne große Bäume; nur hie und da ein miserables Bauernhaus mit vereinzelten Feldern zwischen Gebüschen eingestreut. Einmarsch ins Lager um 22:00 Uhr. Ohne etwas zum Essen zu bekommen, legten wir uns nieder und dies war bis jetzt die letzte ruhige Nacht, in der es weder regnete noch sonst Tumulte gab. Von nun ab regnete es nicht nur fortwährend, sondern es begannen auch die kriegerischen Ereignisse. Von Brood aus bin ich bis nun nicht mehr aus den Kleidern gekommen und habe nur einmal mein Hemd waschen können. Denn unser Regiment muß immer die Flanken schützen und das Gros der Armee mit meinen Koffern marschiert nach der Hauptstraße. Sie können sich denken, wie wir schon alle aussehen. Von Kotorsko ab nimmt die Umgebung einen freundlicheren Charakter an, doch glaube ich, daß zu einer wirklichen Kultivierung des Landes bei der jetzigen Bevölkerung dreihundert Jahre nicht hinreichen dürften. Wie die Verhältnisse bezüglich der Einwohnerschaft als der Bodenbeschaffenheit sind, kann ich in Kürze nicht hier beschreiben. Bis nach Tesany [Tesajn] marschierten wir immer im Regen bis an die Knöchel im Kot. Auf einem türkischen Friedhofe lagerten wir um 21:00 Uhr, ohne schlafen zu können, wegen des Regens und ohne etwas zu genießen. Der Weg von Tesany bis Caglovici geht durch Engpässe, und zwar so, daß oft nur ein sehr schmaler Pfad führt, daß nur Mann für Mann gehen kann. Außerdem mußten wir sechsmal durch den Bach, welcher infolge des Regens sehr hoch geht und sich durch den Engpaß schlängelt, hindurchwaten. Naß von dem Regen langten wir in Caglovici um ca. 13:00 Uhr an. Das halbe Regiment schlug hier Lager auf, die andere Hälfte mußte nach Maglei [Maglaj] abmarschieren. Ich war bei der ersten Abteilung. Um 22:00 Uhr kam zu uns die Nachricht, offiziell, daß der erste Kampf bei Maglei stattgefunden habe. Um 1:00 Uhr nachts wurde unser Lager alarmiert und auf uns geschossen. Hier hörte ich die ersten Kugeln pfeifen und fühlte ein eigentümliches Gruseln. Wir mußten die ganze Nacht hindurch auf einem Hügel, den wir sofort vom Lager aus besetzten, in „Bereitschaft“ stehen. Doch erlebten wir weiter nichts, und es stellte sich nachträglich heraus, daß Flüchtlinge von Maglei aus uns beunruhigt hatten. Denn dort ging es, wie Sie vielleicht aus den Zeitungen gelesen haben werden, heiß her. Meine Kollegen Dr. Lichtenegger und Dr. Laska, auch Schüler von Ihnen, kamen am nächsten Tage mit dem anderen Halbbataillon zurück und diese erzählten mir den ganzen Hergang. Die Insurgenten wurden von dem Gros der Armee angegriffen. Unser Bataillon kam gerade zur rechten Zeit ihnen in den Rücken. Es soll eine förmliche Hasenjagd stattgefunden haben. Besonders unsere Gebirgsartillerie hat fürchterlich gewirtschaftet. Zum Teile wurden die Bestien (sie hatten einige Tage vorher eine Schwadron Husaren massakriert) niederkartätscht, zum Teile in die Bosna hineingetrieben. 6 Gefangene, darunter eine alte Hexe, wurde sofort erschossen. Es werden im ganzen 200 bis 250 gefallen sein. Eine Fahne wurde erobert und mehrere Pferde erbeutet. Ein solches wurde von Philippovich uns Ärzten zugewiesen, und so haben wir jetzt wenigstens ein Tragtier. Bei uns fiel ein Mann und zwei wurden leicht verwundet. Der nächstfolgende Tag war bis nun der beschwerlichste. Um 5:00 Uhr marschierten wir fort über das Gebirge. Der Tag war herrlich schön und wir hatten eine prächtige Aussicht über das Land, welches jetzt immer schöner wird. Um 10:00 Uhr, als wir schon in die Ebene einstiegen, bemerkten wir ca. 200 Insurgenten. Einige Schrapnellschüsse unserer Gebirgsartillerie vertrieben sie. Während nun das ganze Regiment durch das Tal hinzog, kommandierte man mich mit zwei Kompanien, die fliehenden Insurgenten zu verfolgen, weiter in das Gebirge hinein. Um 13:00 Uhr hörten wir Kanonen aus der Richtung unseres weiter gezogenen Regiments und folgten dahin, bergauf, bergab in größter Hitze. Um 14:30 Uhr kamen wir ins Feuer. Es waren nicht mehr Insurgenten allein, sondern auch reguläres Militär. Von beiden Seiten wurde mit Kanonen geschossen. Wie unser Verbandplatz situiert war, können Sie daraus entnehmen, daß zehn Schritte von Dr. Zuska entfernt ein Offizier erschossen, einige Schritte von unserem Regimentsarzt zwei Mann verwundet wurden. Die Kugeln sausten verdächtig um uns herum und ich habe kennengelernt, was das Pulverfieber ist. Wir waren gerade so gut im Feuer als die Kämpfenden, und ich legte selbst zweimal auf einen Insurgenten an, traf ihn aber leider nicht. Es war schon 16:00 Uhr, und es stand schon sehr bedenklich mit unserem Regiment, welches ganz allein engagiert war. Die Türken eroberten einen Hügel, 300 Schritte über unserem Verbandplatz, und schossen auf uns direkt. In diesem Momente kam das Gros der Armee auf der Hauptstraße und zugleich ein fürchterliches Donnerwetter. Um 19:00 Uhr war alles vorüber. Die Jäger hatten 370 Gefangene (reguläre Truppen) gemacht. Wir hatten 37 Verwundete verbunden und 3 Tote. Vom Kampfplatze aus gingen wir hieher, wo wir um 24:00 Uhr nachts anlangten. Also 19 Stunden ununterbrochen auf den Beinen, total durchnäßt mußten wir, ohne etwas zu genießen, wieder auf nasser Erde lagern. Am folgenden ungewissen Tage wurden ca. 30 gefangene Insurgenten in das Lager gebracht, darunter solche, welche in Maglei die Husaren massakrierten, verstümmelten, die Augen ausstachen, Hälse abschnitten. Sie alle werden füsiliert und eben komme ich von einer Exekution, der ich beiwohnen musste, um den Tod zu konstatieren. Morgen steht uns wieder ein hartnäckiger Kampf im Vromolukapasse [?] bevor. Ich könnte Ihnen schon Bögen von Ereignissen schreiben, und aus diesen wenigen Zeilen mögen Sie ersehen, daß es uns in keiner Weise gut geht. Selbst Offiziere, welche 59, 64, 66 mitgemacht haben, versichern einstimmig, keine ähnlichen Strapazen erlebt zu haben. Fieber und Diarrhöen grassieren unter den Truppen. Ich bin jedoch noch vollkommen gesund, habe meine gute Laune noch nicht verloren und fürchte nur, daß es mich im Winter wieder auf das Krankenbett werfen wird. Diesen Brief schreibe ich Ihnen während Regen, auf der Erde sitzend, unter meinem Regenmantel. Mit Achtung
Dr. Drasch
Zu diesen Ereignissen s. auch Austro-Hungarian Army Engagement Calendar - Occupation of Bosnia-Herzegovina 1878 unter http://www.austro-hungarian-army.co.uk/cal1878.htm
Geehrtester Herr Professor!
Ihr Schreiben ddo 31. Juli habe ich heute erhalten. Wie Sie aus der Aufschrift entnehmen; befinden wir uns schon ziemlich tief in dem zwar an Naturschönheiten und Eigentümlichkeiten sehr reichen, aber umso unwirtlicheren und man kann heute schon sagen feindlichen Lande. Wir, das heißt die Division Feldmarschall Leutnant Württemberg, bestanden zwei Gefechte. Eines bei Rogelje sedlo [bei Vakarev Vakup], was kaum ein Vorpostengefecht genannt werden darf, das zweite bei Jeice [Jaice], eine förmliche Schlacht, welche in einem nahezu uneinnehmbaren Defilé von 8:00 Uhr bis etwa 20:30 Uhr andauerte. Es widert mich an, Ihnen eine Beschreibung von diesen Menschenschlächtereien zu geben. Sie werden ja zeitig genug aus den Zeitungen das Nähere darüber erfahren.
Was Ihren Rat betrifft, meiner jetzt wirklich manchmal sehr intensiven ärztlichen [Arbeit] insofern zu obliegen, als ich daraus für spätere Zeit Nutzen ziehen kann, so will ich mich bemühen, [mir] durch einige meiner Bekannten beim Corps- oder Divisionskommandanten ein schriftliches Dokument über ein ersprießliches Wirken hier zu verschaffen. – Seit einigen Tagen befinden wir uns in Travnik, gefaßt, beim Vormarsche auf Sarajevo die Hauptmacht der Insurgenten zu treffen und mit ihnen harte Kämpfe zu haben. – Der Widerstand, welcher, wie uns längst bekannt, nicht von unzufrieden Begs allein, sondern von allen Klassen der Bevölkerung, genährt von der serbischen und türkischen Regierung, uns entgegensteht, ist umso bedauerlicher, weil dadurch die Dauer der Okkupation bis auf eine nicht zu bestimmende, jedenfalls lange Zeit ausgedehnt wird. Ein Umstand, welcher bei allen Offizieren, nicht nur denen des Reservestandes, den größten Unmut hervorruft.
Indem ich Sie, der Sie sich unter Menschen befinden, während ich in einem geradezu barbarischen, jeder Kultur und Humanität trotzendem Lande mich befinde, bitte, sich meiner Angelegenheiten wie bisher mit Interesse und Eifer anzunehmen und für mich zu agitieren, sehe ich mit Freude jeder Nachricht von Ihrer Seite entgegen. Die Adresse bitte ich wie bisher zu machen, da die Feldpost genau den Aufenthaltsort des Regimentes weiß. Ich bitte Sie, mich dem Wohlwollen Ihrer werten Frau Gemahlin und dem Herrn Professor Ebner samt Frau aufs beste zu empfehlen, verbleibe ich Ihr dankschuldiger und ergebener Schüler
Dr. Klemensiewicz
Zu diesen Ereignissen s. auch Austro-Hungarian Army Engagement Calendar - Occupation of Bosnia-Herzegovina 1878 unter http://www.austro-hungarian-army.co.uk/cal1878.htm
Sehr geehrter Herr Professor!
Indem ich mir erlaube, die 3te Korrektur der Taf[el] II zu übersenden, bitte ich vielmals um Entschuldigung wegen der Verzögerung, welche die Arbeit durch mein Verschulden erlitten.
Ich habe zwar alle Korrekturen, wie Sie, sehr geehrter Herrr Prrofessor, aus den übrigen Stellen der Abdrücke ersehen können, mit größter Gewissenhaftigkeit durchgeführt, doch wie das leider bei Korrekturen auf dem schon geätzten Steine vorkommt, ist diese eine Korrektur in den Abdrücken ausgeblieben, was ich ganz übersehen habe, indem ich meine ganze Aufmerksamkeit auf die richtige Nuancierung der übrigen Partien richtete. – Derlei Korrekturen auf schon geätztem Steine müssen eben oft wiederholt werden, bis dieselben auf mehreren Abdrücken haften.
Indem ich Sie, sehr geehrter Herr Professor, nochmals um Verzeihung bitte, verbleibe ich hochachtungsvoll Ihr ergebenster
Dr. J. Heitzmann
Wien IX, Lackirergasse 4
Die Jahreszahl des Datums könnte allenfalls auch als 1898 gelesen werden, doch erscheint dies eher unwahrscheinlich.
Lieber Bruder!
Ich wartete mit der Antwort auf einen Brief bis heute, weil ich glaubte Dir das freudige Ereignis mitteilen zu können. Allein, obgleich Rosa schon sehr ungeduldig ist, so ereignete sich doch noch nichts, und es scheint, dass wir uns ordentlich verrechnet haben.
Valerie ist seit einer Woche bei uns und wartet mit uns.
Du wirst die aufregenden Nachrichten von der bosnischen Okkupation wohl in den Zeitungen alle gelesen haben. Es ist doch ein schrecklicher Krieg, den sich Österreich da auf den Hals geladen hat.
Gestern Nacht trafen hier 85 Schwerverwundete ein und 21 Offiziere mit Schusswunden, meist in den Weichen.
Ich glaubte, bei denselben etwas über Klemensiewicz zu erfahren, leider vergebens. Seine Familie und ich sind einigermaßen in Angst, da seit 2. August nichts von ihm zu hören ist.
Zu meinem Entsetzen erfuhr ich gestern, dass bei dem Aufstande in Banja Luka das Spital, zu dessen Bedeckung nur ein Bataillon zurückblieb, massakriert wurde und dass dabei auch zwei Oberärzte niedergestochen worden sein sollen. Der Oberarzt, welcher den Verwundetenzug gestern hierher brachte, sagte aber, dass er glaube, dass Klemensiewicz mit dem Stab vom Regimente Kuhn, welchem er angehört, schon südlich von Banja Luka auf dem Wege nach Sarajevo sich befunden haben wird, dass aber, weil sowohl der Feld-telegraf als auch die Feldpost unterbrochen sind, zwischen Banja Luka und Gradiska keine Briefe einlangen können.
Schöne Wirtschaft! Die 7. Division (Württemberg) war oder ist noch von der Grenze abgeschnitten.
Dem Hauptkorps ist dasselbe Schicksal nur durch die unglaubliche Leistung der Division Szapary bisher erspart geblieben, wer weiß wie lange?
Neue Truppennachschübe finden statt.
Ernst und Cornell sind bis jetzt noch nicht einberufen, ich zittere aber für beide jede Stunde.
Heute erhielt ich einen Brief von Dr. Drasch unmittelbar nach dem Gefecht von Zepce geschrieben, er ist bei Hartung [?] 6. Division. Er beschreibt unglaubliche Strapazen, Offiziere, die [18]59, [18]64 und [18]66 mitgemacht haben, erinnern sich so furchtbarer Szenen nicht. Bei Zepce haben übrigens auch nach dem Briefe von Dr. Drasch die Türken ordentliche Schläge bekommen.
Niederträchtig ist, dass aus dem Briefe von Dr. Drasch der Hunger spricht. Nichts zu essen; ohne etwas zu genießen schlafen gehen; Rasttag ohne Proviant, das ist der ewige Refrain; noch einmal niederträchtig!!
Ich muss schließen. Herzlichen Gruß von uns allen Dein
Alexander
Lieber Bruder!
Gestern haben wir einen heißen Tag gehabt. Während ich bis vor drei Tagen glaubte, dass bei Rosa eine normale Kopflage vorhanden sei, zeigte mir die Hebamme an diesem Tage an, dass sie einen kleinen Kindesteil vorliegen fühle. Zini wurde sogleich benachrichtigt. Er kam, untersuchte und äußerte ganz offen, dass er zwar bestätigen könne, dass ein kleiner Kindesteil vorliege, [er] aber die Lage nicht zu diagnostizieren im Stande sei. Die Form des Uterus spreche für eine Längslage, der fühlbare vorliegende Teil könne Fersenhöcker, Ellbogen oder Knie sein. Sicher sei nichts anzugeben, da der Kopf absolut nicht zu finden sei weder bei äußerer noch bei innerer Untersuchung.
Am 20. Vormittag musste Rosa ins Bett. Zini kam nachmittags wieder. Es hatten ziemlich starke Wehen begonnen, und der Muttermund war schwach geöffnet.
Es hatte sich sonst nichts geändert und die Lage war noch nicht zu diagnostizierten. Zini, ging nun, es war 7:00 Uhr Abend, nicht mehr fort, schickte aber um Zange etc.
Endlich, bald nach 7 [Uhr], ergab eine erneute Untersuchung deutlich, dass der vorliegenden Teil ein Fuß ist. Zini führte einen Kolpeurynther ein und äußerte so obenhin, dass es ihm sehr verdächtig sei, dass er auch jetzt noch nicht den Kopf finden könne. Der Uterus war sehr gespannt, Herztöne nahe dem Grunde rechts und links zu hören, der vorliegende Fuß sehr klein. Wenn es nur nicht etwa zwei sind, Herr Professor, sagte Zini wieder nur beiläufig. Die Einführung des Kolpeurynther wirkte, der Muttermund wurde bald weit und nun fühlte man auch bald in der Blase beide Füße. Die Blase hielt glücklicherweise sehr lange. Wehe um Wehe kam, und Rosa litt große Schmerzen. Endlich sprang die Blase und wurden die unteren Extremität bis zum Becken geboren, dann ging es aber sehr langsam vorwärts und trat Wehenschwäche ein. Zini schritt nun zur manuellen Extraktion, die erst nach riesigen Anstrengungen gelang. Das Kind, ein kleines, aber wohl genährtes Mädchen, kam völlig starr zur Welt. Cyanotisch bis zum Hals, der Kopf und das Gesicht wachsgelb, die Lippen fast schwarz. Durch Einführen des Fingers in den Schlund und Begießen mit Eiswasser gelang es endlich, eine Atembewegung hervorzubringen. Es wurde dann gleich lange gebadet und fing bald kräftig zu schreien an.
Rosa erholte sich bald, die Nachgeburt ging regelmäßig ab und es kamen nun normale Involutionskontraktionen.
Die Extraktion erfolgte um 1/2 1 Uhr nachts. Du kannst dir denken, was ich für eine Qual von 7 Uhr an ausgestanden hatte.
Rosa schlief bald ein, dass Kindlein auch und heute befinden sich beide Gott sei Dank wohl. Rosa nahm schon Suppe mit gebähter Semmel.
Wäre uns Zini nicht so wacker beigestanden, so hätte es leicht schief gehen können.
Endlich habe ich von Klemensiewicz ein Schreiben aus Travnik erhalten. Er befindet sich trotz unsäglicher Beschwerden wohl.
Ich muss schließen, um den Brief zur Post zu bringen.
Wir alle grüßen Dich herzlichst Dein
Alexander
Hochgeehrter Herr Professor!
Endlich gestattet es mir meine Zeit, Ihnen wieder Nachricht von mir zu geben. Mein letzter Brief an Sie war, glaube ich, aus Zepče datiert. Sie dürfen sich nicht wundern, wenn ich bezüglich der Absendung von Briefen betreffs der Adressaten nicht immer im reinen bin. Man lebt dahin, ohne zu wissen, welches Datum man schreibt, ohne zu wissen, welchen Wochentag man hat; man glaubt, immer zu träumen, freilich nicht angenehm. – Der Marsch von Zepče ab ging über hohes Gebirge, durch unentweihte Urwälder. 14 Stunden gingen wir und hatten nur 1 ½ Stunden Rast. Wurde jemand marode, so blieb er einfach zurück, man kümmerte sich nicht um ihn. Denn von der Sanitätsausrüstung im Gebirge, welche im Reglement so schön beschrieben ist, haben wir noch nichts gesehen. Überhaupt ist die Gleichgültigkeit, welche man gegen Marode auf dem Marsche an den Tag legt, eine fürchterliche. Die Insurgenten wissen ihre Verwundeten bei Seite zu schaffen, selbst auf ihren Rückzügen; wir, die zivilisierte Truppe, lassen die Maroden auf der Straße einfach liegen, weil es uns an Mitteln fehlt, selbe weiterzuschaffen. Sauve qui peut gilt in der leichtsinnigsten Weise. Viele schon von den zurückgebliebenen Maroden wurden massakriert und noch will man nicht zu Einsicht kommen. Mancher ist schon aus Überanstrengung gestorben. So blieb ein Mann unseres Regimentes auf dem Marsche von Kiselak nach Blazny zurück; mühsam schleppte er sich weiter und kam in das Lager der Belgier. Dort legte er sich nieder; als man ihn am nächsten Tage aufwecken wollte, war er tot. Ein Maroičičer, welche[r] am Tage von Sarajevo einen hohen Berg zu nehmen hatte, langte auf der Spitze an, setzte sich hin und wollte ein Stück Brot genießen; er fiel um und war tot. Die Misere, die Anstrengungen, das Elend läßt sich nur erzählen, nicht beschreiben, weil man in der Tat nicht weiß, wo damit anfangen, wo enden. Dieses als Parenthese und wenn Sie sich dazu noch alles denkbar Mühesame und Aufregende hinzudenken, entspricht es gewiß noch nicht im Entferntesten der Wirklichkeit. – Nach 14stündigem Marsche lagerten wir auf einer Waldlichtung. Zum Glück regnete es nicht, wie wir überhaupt von nun ab zwar vom Regen verschont blieben. Wir sollten durch unseren Marsch die Stellung im Vranduk-Passe umgehen. Allein die Insurgenten hatten ihn verlassen, und so gingen wir auf die Straße herab. Ich bin zwar nicht Stratege, allein als wir durch den Paß marschierten, konnte ich mich des Gedankens nicht erwehren, daß es nur zu unserem Glücke war, daß die Insurgenten abgezogen waren. Um 3:00 Uhr früh waren wir aufgebrochen, um 19:30 Uhr kamen wir nach Ženica. Wir hatten nur 2 Stunden Rast. Die folgenden Märsche waren kurz und nicht anstrengend bis Busovaca. Wohl litten wir von der Hitze, allein die Stationen waren kurz, auch wurden wir nie vom Feinde belästigt. In Busovaca erging es mir zum erstenmal schlecht. Ohne mir einer Schuld bewußt zu sein, mußte ich die ganze Nacht erbrechen und bekam Diarrhöe. Wie mir angesichts der Behandlung unserer Maroden zumute war, können Sie sich denken, zumal der bevorstehende Marsch nach Kiselak [Kiseljak] ein sehr langer zu werden versprach. Ich mußte alle moralische und physische Kraft zusammen nehmen, um fortzukommen. Nach einer Stunde hörten wir schon Kanonen donnern und Kleingewehrfeuer; es fand das Gefecht bei Busovaca statt. Marode sein und Kugel pfeifen zu hören, das Gefühl dabei können Sie sich denken. Zum Glücke wurden wir nicht engagiert. Gegen Mittag gelang es mir, auf einer Kanone Platz zu finden und so kam ich, getrennt von meinem Regimente, um 20:00 Uhr nach Kiselak. Das Gefecht hatte den ganzen Tag gewährt, und zwar längs der Straße. Tote und verwundete Türken rechts und links des Weges. Unsere Artillerie hatte wieder ihre Schuldigkeit getan. Als ich so dahinfuhr, war ich Zeuge einer aufregenden Szene. Neben der Straße stand ein großes Haus, vor welchem Jäger sich eben lagerten. Einer davon wollte das Haus betreten, und in diesem Momente stürzte ein Türke mit gezücktem Handschar auf ihn. Ein Schuß in die Brust streckte ihn nieder. Darauf wurde das Haus gestürmt und alles darin Befindliche niedergemacht. Ein Jäger rannte sein Bajonett durch den Kopf eines Insurgenten und schleuderte ihn zum Fenster hinaus. Man erlebt überhaupt so viele Greuelszenen, daß man dabei schon ganz gleichgültig und apathisch ist. Die Insurgenten massakrierten unsere Leute, diese hingegen wetteifern wieder um die Ehre, Gefangene füsilieren zu dürfen. Aufrichtig gestanden, gehen wir viel zu schonend gegen das Gesindel vor. Trotzdem das Standrecht verkündet wurde und laut Befehl von oben jeder Irreguläre, welcher mit der Waffe in der Hand ergriffen wird, erschossen werden soll, nimmt man diesem einfach die Waffen ab und läßt ihn laufen. Ich bin vollkommen überzeugt, daß solche Leute es sind, welche hinter unserem Rücken unsere Kranken niedermachen. Dabei machen Türken und Christen, glaube ich, keinen Unterschied, und ich halte die Bosniaken für weit schlechter als die Moslems selbst. Die Nacht in Kiselak stellte mich vollkommen her. Der Marsch von Kiselak nach Plazny [Blazni] glich jenem von Brood nach Dervent: sengende Hitze und kein Wasser. Ein hoher Berg war zu übersteigen. Rechts und links fielen die Leute zusammen, als wir abends gegen 19:00 Uhr das Lager bezogen, formierte manche Kompanie 16 bis 18 Mann, das übrige war auf der Straße liegen geblieben. Doch hatte wir diesmal keinen Toten zu beklagen, und alle, bis auf einige nur, rückten im Verlaufe der Nacht wieder ein. Der nächste Tag war der Geburtstag des Kaisers. Seit Plevno [Plewen] ist es Mode geworden, Herrschern ein blutiges Geburtstagsgeschenk zu überreichen. So war es auch diesmal bestimmt, aber die vollständige Erschöpfung aller Truppen mußte la fete du jour de naissance verschieben und so hatten wir denn am 18. des Monats einen Rasttag. Nur eine scharfe Rekognoszierung gegen Sarajevo wurde von Husaren vorgenommen. Sie wurden mit Kanonenschüssen empfangen und jetzt wußten wir erst, daß wir in Bosna Serai nicht von weiß gekleideten Jungfrauen empfangen werden würden, wie man es sich vielleicht in Wien vorgestellt hatte. Um 3:00 Uhr früh erfolgte der Aufbruch. Dichter Nebel lag im Tale. Wir bildeten den rechten Flügel zugleich mit Maroičič, einigen Jägerbataillons, einer schweren Batterie und einer Gebirgsbatterie. Unten versuche ich ein beiläufiges Bild unseres Aufmarsches zu geben.
Bitte die misera[ble] Form meines Briefes zu entschuldigen, auch bitte ich Sie in einem etwaigen Briefe zu sagen, ob Sie meine Nachrichten empfangen.
Wir bogen von Plazny rechts ab und marschierten auf dem Feldwege b. Die Haupttruppe auf der Hauptstraße, auf der Straße von Visoka her die Brigarde Tegetthoff. Bald verließen wir den Fußweg und nun ging es durch Gestrüpp hügelauf, hügelab, während wir schon Kanonen und Gewehrschüsse vernahmen. Als wir auf der Höhe von C anlangten, wurden wir mit Schrapnellschüssen empfangen, denn alle Hügel und Berge vor C waren dicht mit Insurgenten besetzt und bei D ungefähr standen zwei Kruppsche Kanonen. Zum Glücke krepierten alle Geschoße hinter uns. Als unsere Artillerie auffuhr und einige Schüsse gegen die feindliche Batterie abgab, fuhr selbe zum Teufel, um später gefangen zu werden. Unter dem Schutze unserer Batterie, welche über unsere Köpfe hinwegschoss und die Hügel vor uns ziemlich säuberte, rückten wir vorwärts. Verzweifelten Stand hielten die Insurgenten auf den Höhen, welche unmittelbar die Stadt umgeben. Maroičič und Hartung mit einem Jägerbataillon griffen selbe an, während die Gebirgsbatterie und unsere Feldgeschütze unter selben aufmischte. Nach zwei Stunden wurden sie geworfen und nun kamen wir auf die Höhe. Zu unseren Füßen lag die Stadt. Diesen Anblick werde ich nie vergessen und er hat mich für alle Strapazen entschädigt. Eingeschlossen von allen Seiten die Höhen sämtlich bespickt mit unserer Artillerie, welche ihr Feuer auf die Festung richtete. Ich zählte 25 bis 30 Schüsse in der Minute. Mit dem Feldstecher konnte man jedes Geschütz genau sehen und die Wirkung jedes Geschoßes kontrollieren. Das Echo von den Felsen verdoppelte den Höllenlärm. Ich postierte mich neben zwei Gebirgsgeschützen. Dieses sendete ausschließlich Schrapnelle unter die Besatzung der Festung. Fast jeder Schuß traf. Jeden Augenblick sah man eine Granate platzen, welche Verderben und heillose Verwirrung unter den armen Teufeln anrichtete. Und doch wehrten sie sich verzweifelt gegen die anstürmenden Mollinaryjäger etc. Um die Festung herum gab es auch die meisten Toten und Verwundeten. Während die Kanonen an den Höhen sprachen, fand unten in der Stadt ein fürchterlicher Straßenkampf statt. Ich bin sicher, daß das Getöse bei der Belagerung von Straßburg oder Metz auch nicht gewaltiger gewesen ist. Um ein Uhr fiel der letzte Kanonenschuß. In der Festung wehte die weiße Fahne, aber unten in der Stadt dauerte das Geknatter noch immerfort. Gleich anfangs des Gefechtes fing die Stadt an vier Orten an zu brennen. Wir blieben, ein Halbbataillon, bis sieben Uhr auf den Höhen und bezogen erst um neun Uhr unser Lager vor einer brennenden Häuserreihe. Am nächsten Tage wurde ich um fünf Uhr geweckt und mußte auf Befehl einem Verwundeten, welcher neben einem der brennenden Häuser liegend sollte, ärztliche Hilfe bringen. Mit vier Mann Bedeckung, selbst den gespannten Revolver in der Hand, laut Befehl wollte ich mich einer Aufgabe entledigen. Ich fand keinen Verwundeten mehr, wohl aber sieben Tote um das Haus. Ein nebenstehender Hauptmann, zu dessen Mannschaft die armen gehörten, erzählte den Vorgang. Aus sämtlichen brennenden Häusern wurde auf seine Soldaten geschossen, selbst Weiber feuerten heraus. Er konnte seinen Soldaten nicht Einhalt tun, sie drangen in die Häuser und metzelten alles nieder. Weder Greis noch Weib noch Kind wurden geschont. An 50 Opfer fielen, zum Schlusse steckten die Soldaten die Häuser in Brand. Auch aus dem großen türkischen Spital, welches in der Hauptstraße liegt, wurde auf uns geschossen, es fanden gräßliche, entsetzliche Szenen statt. Am zweiten Tage wurde ich in das Spital kommandiert. Hier erst sah ich das Elend in seiner Größe und wieder mußte man die Wahrnehmung machen, in welch unverantwortlich, leichtsinniger Weise von Seiten der vierzehnten Abteilung vorgegangen wurde. Wenn nicht türkische Vorräte vorhanden gewesen wären, man hätte nicht zehn Verwundete verbinden können. Von türkischen Verwundeten wurde wenige oder gar keine gefunden. Die Kameraden hatten alle mitgeschleppt, von unseren armen Teufeln lagen noch am zweiten Tage viele dort, wo sie verwundet wurden. Am ersten Tage mußte ein Regimentsarzt mit einigen Oberärzten an 400 Verwundete pflegen. Seit 3 Tagen bin ich Leiter eines Spitales. Ich hätte es mir im Traum nicht eingebildet, nach 5jähriger Pause Chef eines Spitals zu werden. Kurz ich erhielt den Befehl, das Spital zu übernehmen, zu ordnen etc., nur 1 Unterarzt wurde mir beigegeben. Wir sollten 300 Kranke untersuchen, Medikamente verabreichen etc. Sie haben keine Idee von der heillosen Verwirrung in bezug auf alle sanitären Verhältnisse. Gleichgültigkeit gegen sanitäre Vorsichtsmaßregeln ist die geringste Bezeichnung. So zum Beispiel wurden die türkischen Toten nicht begraben. In Maglei hat man sie in die Bosna geworfen oder unbeerdigt liegen gelassen. Nachrückende Truppen erzählen haarsträubendes von den Wohlgerüchen längs des Weges. Typhus haben wir jetzt schon. Diarrhöen und Fieber sind im Zunehmen begriffen und Dysentherie stellt sich auch schon ein. Zeitungen habe ich erst eine gelesen und zwar das Wiener Tagblatt. Der Leitartikel handelt von der Einnahme Sarajevos. Nun ich kann Ihnen sagen, daß darin wohl übertrieben ist, das der betreffende Korrespondent wahrscheinlich während der ganzen Affäre in Blazny war und dort fantasierte. Ich habe überhaupt vor diesen Zeitungsjuden ein Ekel. Immer ist diese Bagage hinter den Kolonnen in sicherer Deckung und schnüffelt herum, fratschelt aus, und läßt sich jeden Bären aufbinden. Von den eigentlichen Beschwerden haben sie keine Idee und haschen in den meisten Fällen nur nach Sensationsnachrichten. Jetzt wird in Sarajevo strenge zu Gericht gegangen. Jeden Tag findet eine Exekution statt. Den Haupträdelsführer nach Hadschi Loia hat man gefangen. Es war ein großer 63jähriger Mann von herkulischer Kraft. Er war es, welcher noch im letzten Augenblicke, als sich Sarajevo ergeben wollte, die Bevölkerung aufforderte, sich zu verteidigen. Ohne ihn wären wir vielleicht ohne Schuß in die Stadt eingezogen. Sein Name Mohamed Hadi Jamakovič [nach anderen: Hafiz Salik Vilajetovic]. Er wurde zum Tode durch den Strang verurteilt. Seine Hinrichtung war gräßlich. Da das Regiment Hartung die Exekution auszuführen hatte, wurde ich wieder bestimmt, den Tod zu konstatieren. Recht schöne Aufgaben. Eine ganze halbe Kompanie bildete Karree und 12 Mann mit geladenem Gewehr umstanden ihn. Plötzlich erfaßte er einen, entriß ihm das Gewehr und feuerte in die Masse, jedoch ohne jemanden zu verletzen. Da fiel man über ihn her, richtete ihn mit Bajonettstichen fürchterlich zu, rauften ihm den Bart aus und zerrten ihn unter Prügeln zum Galgen. Doch hatten sämtliche 12 Mann vollauf zu tun, seiner Herr zu werden. Auf einem Baume wurde er aufgeknüpft, doch haben wir jetzt schon einen kunstgerechten Galgen, der ziemlich oft benützt wird. Zu Elend, Not, Entbehrung überall, dabei einreißende Verwilderung unserer Soldaten. Man könnte Bücher über alles Gesehene und Erlebte schreiben, und doch würde man der Wirklichkeit nicht nahekommen. Ich bin nur froh, daß ich bis jetzt vollkommen gesund bin. Mit Achtung
Drasch
Zu diesen Ereignissen s. auch Austro-Hungarian Army Engagement Calendar - Occupation of Bosnia-Herzegovina 1878 unter http://www.austro-hungarian-army.co.uk/cal1878.htm
Lieber Bruder!
Erst jetzt nach meiner Rückkehr nach Wien bekomme ich endlich Nachricht von den Ereignissen in Deiner Familie. Ich fand hier Deinen Brief, der mir die Zufälle bei der Geburt Deiner zweiten Tochter schildert. Einen Brief, den Du nach Trouville an mich gerichtet, habe ich nicht mehr erhalten. Er wurde nach Wien geschickt und von Auguste wieder nach Ragaz gesendet, wo ich ihn aber wieder nicht erhielt und wo er auch gegenwärtig sein dürfte. Zunächst beglückwünsche ich Dich und Rosa zu der Geburt Deiner zweiten Tochter und freue mich, dass nach all den ausgestandenen Sorgen und Qualen doch alles glücklich abgelaufen ist. Hoffentlich wird sich Rosa bald gänzlich erholen und an ihren zwei Töchtern die doppelte Freude haben. Ich und alle hoffen, baldigst wieder Nachricht über das Befinden von Mutter und Kind zu bekommen.
Ich habe nach meiner Abreise aus Trouville noch eine Tour durch die Schweiz gemacht. Eigentlich wollte ich in das Engadin, kam aber nur bis Ragaz, da das veränderliche, häufig regnerische und kalte Wetter meine ursprüngliche Absicht vereitelte. In Ragaz traf ich Flüchtlinge aus St. Moritz, die des elenden Wetters wegen von dort wegzogen und mir alle Lust zum Weiterreisen nahmen. So bin ich denn glücklich wieder in Wien eingetroffen, um meine ärztliche Tätigkeit wieder zu beginnen. Ich sende Dir und Rosa nebst meinen herzlichsten Glückwünschen die freundlichsten Grüße, auch der kleinen Unbekannten, der große Octavie und der dicken Valerie. Ich wollte eigentlich sagen: die runde, gesunde, zierliche, baccierliche Valerl. Grüße und küsse Dich vielmals, Dein Dich liebender Bruder
Emil
Lieber Bruder!
Ich danke Dir für Dein Schreiben und Deine Glückwünsche. Wärest Du in Wien gewesen, dann hätte ich Dich sicher zu Hilfe gerufen, denn Octavie hat mir große Sorge gemacht.
Sie fing am 21. [August] Abend, also gerade am Tage der Entbindung Rosas mit einem heftigen Fieber zu erkranken an, das letztere mit ungeheurer Temperatursteigerung und Pulsbeschleunigung dauerte noch den nächstfolgenden Tag an. Zini gab salicylsaures Natron. Am dritten Tage wurde sie fieberfrei, sie verweigerte aber noch durch 5 Tage die Aufnahme von Nahrung, nur Reisschleim nahm sie einige Teelöffel voll.
Du kannst Dir denken, dass sie sehr abfiel. Dabei hatte sie fortwährend Aufstoßen, täglich eine, nur einmal zwei, aber immer ganz flüssige und orgiöse Stuhlentleerung. Am 10. Tage hatte sie zuerst wieder etwas geformten Stuhl, nachdem sie Reisschleim in größerer Menge genossen hatte. Nach Aufhören des Fiebers bekam sie Alaun mit etwas Opium.
Endlich kehrte der Appetit wieder, und jetzt isst sie schon wie gewöhnlich, sieht auch wieder besser aus und wird täglich durch mehrere Stunden an die frische Luft gebracht. Kurz, es ist alles glücklich vorüber.
Veranlassung zu dem Insult können wir trotz aller Bemühungen keine finden.
Die Kleine und Rosa sind wohl. Rosa war schon zweimal für einige Stunden auf.
Die Kleine hat seit ihrer Geburt um 775 g zugenommen.
Valerie war mit allen diesen Epitheten einverstanden, nur dick will sie nicht sein.
Sehr erschüttert hat mich die Nachricht, dass Carl Tomaschek in Iglau hoffnungslos darnieder liegt. Herzverfettung soll Pleninger[?] und Duchek diagnostiziert haben [sic]. Tatsache ist, dass er ein kolossales Ödem der unteren Extremitäten und des Scrotums hat. Im Mai hatte er noch alle Festessen in der jocosesten Weise mitgemacht.
Solche Fälle machen einen ganz kleinmütig, und in einer solch ernsten Stimmung bitte ich Dich recht angelegentlich noch einmal, dass Du mir so bald wie möglich die Statuten des Wiener Doktorenkollegiums und der Witwensozietät verschaffen mögest, oder mir wenigstens angeben mögest, wo man sich dieselben verschaffen kann. Ich möchte so bald wie möglich beitreten.
Grüße von uns allen an Dich und Auguste
Alexander
Lieber Bruder!
Gleichzeitig mit diesem Briefe sende ich Dir unter Kreuz[band] die gewünschten Statuten des Doktorenkollegiums und der in demselben gegründeten humanitären Vereine. In der Kanzlei erfuhr ich, dass bezüglich der Witwen- und Waisensociete ein neues Statut in Bearbeitung steht behufs Abänderung der Taxen. Man wusste nicht, ob dieselben billiger oder teurer werden sollen, wahrscheinlich beides, je nach der Alterskategorie. Übrigens dürfte die Sache noch übers Jahr dauern. Schwarz brachte mir Eure Grüße und erzählte mir von Eurer großen Sorge mit Octavie, die aber nun Gott sei Dank, wie ich aus Deinem Brief entnommen, wieder gewichen ist. Da man gar keine andere Ursache auffinden kann, so dürfte vielleicht ein quantitativer Diätfehler vorgekommen sein, bei bestehender ungenügender Darmentleerung, wo auch das gewöhnliche Mus zu viel werden kann. Kinder bekommen sofort meist heftiges Fieber, wenn sich ein akuter Magen- und Darmkatarrh entwickelt. Ich schlage bei akutem Magenkatarrh Salzsäure 8–10 Tropfen auf 100,00 Wasser mit ganz wenig Zucker und bei Koliken und starker Diarrhöe mit ein paar Tropfen Opiumtinktur anzuwenden und lasse alle zwei bis drei Stunden einen Kaffeelöffel voll nehmen – vor der Nahrungseinnahme. Als Nahrung dienen entweder klare oder dünne Schleimsuppe oder, manchmal mit sehr gutem Erfolge, kalte, selbst eisgekühlte Milch, aber in sehr kleinen Quantitäten. Gegen den Durst wird öfters kohlensaures Wasser (Siphon) gekühlt dargereicht. Größere, das sind antifebrile Dosen von salicylsaurem Natron, müssen sehr behutsam gereicht werden, da sie bei ganz kleinen Kindern leicht Kollapsuserscheinungen hervorrufen.
Die Nachricht über Tomaschek hat mich sehr betrübt. Ich glaube, nach den Klagen, die Tomaschek schon vor zwei Jahren vorbrachte, und nach der auffallenden Dumpfheit des ersten Ventrikeltonus, die ich bei der Untersuchung vorfand, dass die Diagnose wohl leider richtig sein wird.
Wir fragen schon alle neugierig, wann und wie wird Deine zweite Tochter getauft und niemand weiß Antwort. Vielleicht wisst Ihr es selbst noch nicht. Grüße mir Rosa, Valerie und die Kinder recht herzlich, Dein
Emil
Lieber Bruder!
Ich danke dir vielmals für die übersendeten Statuten. Ich habe mich gleich heute nach Wien gewendet, um meine Aufnahme in das Doktorenkollegium zu erwirken. Habe ich diese, dann werde ich auch sofort um die Aufnahme in die Witwen-Sozietät ansuchen.
Rosa bekommt dann zu ihrer Professoren-Pension per 500 Gulden noch die 600 Gulden von der Sozietät; also 1100 Gulden. Erhalte ich das Leben noch lange, so wird es mir doch möglich sein, auch noch weitere Ersparungen zu machen, welche ich dann für die Kinder kapitalisieren würde, während ihr der Genuss der Zinsen gesichert würde. Ich könnte dann jedenfalls der Zukunft beruhigt entgegensehen, da mit der Pension von 1100 Gulden und etwas dazu viele Familien ihr Auskommen finden und finden müssen.
Was ich zu leisten haben werde, wenn ich der Sozietät beitrete, beläuft sich auf 2096 Gulden nach meiner Berechnung.
Ich habe nun als verkäufliches Papier nur Donau-Regulierungslose zur Disposition, deren ich 30 Stück, also weitaus genug, besitze. Ich werde von diesen, da ja die Sicherung der Zukunft der Meinen alle anderen Rücksichten schweigen lassen muss, wenn es notwendig ist, so viel als ich brauche, verkaufen.
Mir ist aber leid um die Lose und darum teile ich Dir die Sache mit, weil Du mir vielleicht helfen kannst, ohne dass Dich die Geschichte einen Kreuzer kosten würde. Ich gebe Dir für je 100 Gulden, welche Du mir aufbringst, ein Donauregulierungslos mit den daran befindlichen Coupons. Solange Du diese Lose verwahrst, schneidest Du die Coupons herunter und hast damit das Dir für das dargeliehene Kapital zukommende Zinsenerträgnis. Sobald es mir möglich ist, gebe ich Dir aber für jedes Los wieder 100 Gulden zurück.
Ich glaube, dass ich nur 1500 Gulden in dieser Weise augenblicklich von Dir in Anspruch nehmen müsste, dafür erhieltest Du sofort 15 Stück Donau-Regulierungslose, welche ich im Laufe des nächsten Jahres wieder einlösen könnte, da ich ja das Honorar für meine Arbeit erhalten werde. Du würdest mir so meine Lose retten können. Ich will Dich aber mit dieser Bitte durchaus nicht molestieren. Geht es nicht, dann in Gottes Namen fort mit der Gewinnsthoffnung und die Lose verklopft. Ich bitte Dich um baldige Antwort.
Über die Taufe werden wir erst in einigen Tagen schlüssig werden. Viele Grüße an Dich und Auguste von uns allen Dein
Alexander
Hochgeehrter Freund!
Meinen herzlichen Dank für den ausführlichen Brief. Ich bedaure nur, dass Herr Professor Lubin für den Augenblick nicht gewillt ist, Weiteres über die Grazer Truhen zu publizieren. Da die Matrizen zu den Photographien noch vorhanden sind und leicht Heliotypien gemacht werden könnten, so würde eine ausgezeichnete und sehr interessante Monographie in der nötigen Weise mit wenig Kosten illustriert werden können. Sie schreiben den präsumtiven Illustrator, der in v[on] Hauslabs Besitz befindlichen Petrarca-Ausgabe Buoncagli und fügen ein Fragezeichen hinzu. Auch ich kenne keinen Künstler dieses Namens. Ich kenne auch die in Rede stehende Petrarca-Ausgabe nicht, und muss mich also jeder Vermutung über den Illustrator enthalten. Buoncagli könnte aber möglicherweise verschrieben sein aus Buonconsigli. Buonconsigli Giovanni kommt auch unter dem Künstlernamen il Marcscalco vor. Ich stütze mich bei dieser Angabe auf den Katalog der Galerie der hiesigen Akademie. Es befindet sich in derselben ein gezeichnetes Bild von ihm: drei Heilige. Sie waren ursprünglich in S.S. Cosma und Damiano alla Ginderra. Das Bild hängt ziemlich hoch und scheint stark restauriert zu sein. Ich habe eine weitere italienische Reise aufgeben müssen, da meiner Frau, die sich Ihnen bestens empfehlen lässt, das Eisenbahnfahren schlecht vertrug. Ich komme also auch nicht nach Bologna, von wo ich Ihnen sonst hätte genauere Nachricht über die dort in S. Giacomo maggiore von Lorenzo Costa gemalten Triomphi hätte bringen können.
Urteilen Sie nach dieser Schreiberei nicht, dass ich einen Schlaganfall gehabt habe. Ich quäle mich mit einem dem Stabilimento dei Bagni gehörigen Schreibinstrument, an dem Stiel und Feder gleich unglaublich sind. Mit bestem Gruße und nochmaligem Danke, Ihr
E. Brücke
Lieber Bruder!
Eben vor meiner Abfahrt nach Baden erhielt ich Dein Schreiben und benütze einige freie Zeit, um Dir von hier aus zu antworten, obwohl ich schon abends wieder nach Wien zurückkehre. Es freut mich, dass ich in der Lage bin, Dir die gewünschte Aushilfe leisten zu können. Ich besitze ein paar tausend Gulden in Kassascheinen, die ich jederzeit flüssig machen kann. Die Manipulation mit den Donauregulierungslosen ist ganz überflüssig. Am bequemsten und zweckmäßigsten ist es vielleicht, wenn ich in Wien an Ort und Stelle die Zahlung für Dich leiste, sobald Du mir mitgeteilt haben wirst, wann, in welcher Weise und wie viel in der Kanzlei der Witwensocietät zu erlegen sein wird. Die Rückerstellung der ausgegebenen Summe kannst Du Dir ganz nach Bequemlichkeit einrichten. Seit einigen Tagen fangt es an, Sommer zu werden, und heute wird man ganz an die Hundstage gemahnt, so heiß und schwül ist es hier. Ihr habt wohl auch in Graz ein herrliches Wetter an dem heutigen Festtage der Enthüllung des Johann-Monumentes. Ich muss schließen, da ich noch einige Besuche zu machen habe und nicht gar zu spät nach Wien zurückkehren will. Herzliche Grüße an Dich, Rosa, Valerie und die Kinder, Dein
Emil
Lieber Bruder!
Ich habe schon das Pech, dass sich für mich alles ungeheuer komplizieren muss.
Ich möchte es nun gerne, um die Sache nicht aufzuschieben, so machen:
Am 13. von hier Nachmittag 4 Uhr Abfahrt nach Wien, wo ich nach 10 Uhr bei Dir eintreffen würde.
14. Vormittag, was etwa zu besorgen ist. Nachmittag 7 Uhr zur Ausschusssitzung.
15. Rückfahrt nach Graz.
Es ist mir zwar sehr unangenehm, dass ich es so machen muss, allein, vielleicht kann ich später noch schwerer abkommen und müsste die Sache bis Neujahr verschieben, was doch wieder quälend ist.
Es ist aber eine große Vorfrage zu entscheiden, wie Du aus der Korrespondenzkarte und aus dem beiliegenden Brief des Dr. Hopfgartner entnehmen kannst, verlangen die Herr[e]n ganz streng nach den Statuten, dass ich gleichzeitig mit zwei Gesundheitszeugen vor dem Ausschusse erscheine. Diese müssen in Wien ansässige Sozietätsmitglieder sein, die mich natürlich kennen sollten.
Woher nun diese nehmen? Weißt du einen Rat? Wenn ich jetzt hinreise und in der kurzen Zeit vom 13. auf den 14. nicht zwei solche Leute auftreiben, so kann ich, da ich am 16. hier beim Schwurgericht sein muss, also meinen Wieneraufenthalt nicht verlängern kann, und andererseits ja doch nur am 14. die Sitzung stattfindet, möglicherweise unverrichteter Dinge wieder nach Graz zurückreisen, um später noch einmal nach Wien kommen zu müssen; dieser Eventualität kann ich mich doch nicht aussetzen. Ich bitte Dich daher um Folgendes:
Erstens mit zwei Kollegen zu reden, die mir diese Gefälligkeit tun wollen. Gelingt es Dir nicht, zwei solche aufzutreiben, dann wird es mir am 14. noch weniger gelingen.
Zweitens, wenn Du von vorneherein diese Möglichkeit nicht absehen kannst, so bitte ich Dich, mir am 13. Vormittag zu telegrafieren, dass ich mein Vorhaben, nach Wien zu gehen, aufgeben muss und für die nächste Ausschusssitzung warten muss.
Vielleicht erfährst Du von Dr. Hopfgartner, wer vom unserem Bekannten Sozietäts-Mitglied ist und kannst du dabei gleichzeitig den Dr. Hopfgartner vorbereiten, dass ich eventuell erst zur nächsten Ausschusssitzung erscheinen werde.
Ich aber werde Dein Telegramm abwarten und nach Einlangen desselben entweder sogleich die Reise nach Wien antreten oder aber hierbleiben und den beiliegenden Brief von Dr. Hopfgartner beantworten, dahin, dass ich erst zur nächsten Ausschusssitzung kommen werde. Er kann dann meine Antwort noch rechtzeitig, i[d] e[st] am 14. Vormittag erhalten.
Ich bitte doch vielmals um Entschuldigung, dass ich Dich so in Anspruch nehme und überlasse Dir, ganz nach Deinem Ermessen zu handeln. Ich bin bereit, jetzt zu kommen, um die Sache nicht aufzuschieben. Ich zweifle aber sehr an der Möglichkeit der Ausführung. Nur mit deiner Hilfe könnte es gehen.
Geht es nicht, dann muss die Sache in Gottes Namen bis zur nächsten Ausschusssitzung warten und wir müssen die Zwischenzeit für die Werbung der verlangten zwei Gesundheitszeugen verwenden.
Hoffentlich habe ich mich klargemacht. Ich sehe Deiner Entscheidung entgegen, Dein
Alexander
Telegramm
Werde morgen, 13:30 Uhr, von hier abreisen und in Begleitung von Hermine abends in Graz eintreffen.
Emil
Hochgeehrter Herr Professor!
Ihren lieben Brief ddo 17. habe ich in Sarajevo erhalten und danke Ihnen herzlich für die Versicherung, dass mir meine Stelle vorbehalten bleibt. Ihrem Wunsche, Ihnen eine vorläufige Mitteilung meiner Arbeit zu übersenden, werde ich nach Möglichkeit nachzukommen sehen, zumal es mir selbst mehr daran gelegen ist, das Prioritätsrecht zu wahren; bis jetzt war es mir aber nicht möglich – und ich fürchte, dass sich meine Stellung nicht ändern wird, solange wir in Sarajevo sein werden –, nur an meine Arbeit zu denken, geschweige etwas zu schreiben. Sie mögen dieses entnehmen wenn ich Ihnen meine Erlebnisse vom 22. v[origen] M[onats] in Kürze mitteile. Dass ich von meinem Regiment weg in das Spital kommandiert wurde, glaube ich Ihnen schon berichtet zu haben. Zuerst mußte ich bei den Verwundeten sein. So wie man sich bezüglich der Okkupation überhaupt blamiert hat, so gewissenlos ist man hinsichtlich der Kranken und Verwundeten vorgegangen. Ich kann Sie nur versichern, daß, hätten wir nicht die türkischen Vorräte an Verbandszeug und Medikamenten (Chinin im Werte von 20.000 Gulden) vorgefunden, wir mit k.k.[sic] Verbandmitteln nicht einen hätten verbinden können. Die Feldspitäler kamen erst nach 12 Tagen an und führten ebenfalls nichts mit sich. Jetzt nach 7 Wochen haben wir noch keine Luftpolster, obwohl sofort um solche telegraphiert wurde, und es müssen viele an Decubitus zugrunde gehen. Dann das Ungeziefer in allen Gebäuden, welche in Spitäler umgewandelt wurden. Ein kleines Beispiel. Nach 8 Tagen machten wir einen Gipsverband auf: in den Rizzen des Gipses und im Verbande waren hunderte von Wanzen. Nach einigen Tagen wurde ich in ein anderes Spital mit Internen kommandiert. Ein Unterarzt und ich sollten 400 Kranke behandeln. Die meisten lagen auf bloßem Boden; einige auf Stroh, wenige in Betten. Ich beanspruchte Stroh; nach mehren Tagen bekam ich solches und Strohsäcke; ich ersuchte den Divisionschefarzt um Leintücher und bekam von ihm zur Antwort, ihn nicht mit solchen „Kleinigkeiten“ zu belästigen. Am zweiten Tage kam der Sanitätschef (Ironie!!!). Er sah die Kranken in Dreck und Speck liegen. Er fragte mich nicht, ob ich etwas benötige etc., sondern schärfte mir ein, den Rapport bis nächsten Tag fertig zu haben!!! In der Tat ist auch nur alles Rapport bei diesen Leuten. Ob der Rapport richtig oder falsch ist (was er in meisten Fällen ist), der Rapport muss sein. Die Behandlung der Kranken ist Nebensache; frische Wäsche, Leintücher, Medikamente, Verpflegung der Kranken ist Nebensache, Rapporte, nichts als Rapporte. Unser Spital wurde seit 14 Tagen in das Typhusspital umgewandelt. Wehe demjenigen, welcher hierher kommt. Hilft ihm nicht seine Natur hinaus, so muss er hier krepieren. Entschuldigen Sie den Ausdruck, aber es ist der einzig richtige, welchen ich finde. Erlogen, frech erlogen sind die Berichte, sowohl offizielle als nicht offizielle, welche von der ausgezeichneten Situation der Kranken und Verwundeten sprechen. Das Elend ist grenzenlos, es läßt sich nicht beschreiben, und wer in den grellsten Farben es schildert, wird der Wirklichkeit nicht im entfernsten nahe kommen. Unser Sanitätswesen ist verlottert und verrottet, die Stabsärzte und Chefs alte Zöpfe, welche entweder nichts sehen oder nichts sehen wollen, und genug getan zu haben glauben, wenn sie uns Subalternen sagen, dass es in einem Spital rein sein muss und „die Seele eines Spitals der Rapport ist“. Um 5:30 Uhr stehen wir auf, um 12:00 Uhr sind wir mit der Visite fertig. Bis 20:00 Uhr brauchen wir, um den Rapport fertig zu machen. Sie werden einsehen, dass bei einem Krankenstand auf unserer Abteilung (ein Regimentsarzt, ein vernüftiger von vielen Hunderten, der ebenfalls über den Sanitätsskandal fürchterlich schimpft, und ich) von 110 bis 120, darunter an 70–80 schwere Typhuse, uns nicht viel anderes übrig bleibt, als den armen Teufeln den Trost zu geben, „es wird schon besser werden“. Ich habe den Typhus nie unter solchen desparaten Erscheinungen auftreten sehen. Alle bekommen Ikterus und nicht zu stillende Diarrhöe. Die Betten sind daher alle beschmutzt, der Gestank ein fürchterlicher. Von Reinigung natürlich keine Rede, das Wartepersonal unterm Hund. Ich werde froh sein, aus diesem Saustalle mit heiler Haut davon zu kommen. Ich habe vor 2 Wochen mit dem Chefarzte des 36. Feldspitals, Dr. Pollak aus Graz (Prof. Heschl kann von ihm erzählen), einen fürchterlichen Auftritt gehabt. Ich kann Ihnen denselben hier nicht mitteilen, nur so viel kann ich erwähnen, daß ich ihm zu bedenken gab, daß ich Reservearzt bin, und sein Vorgehen in Graz an den Pranger stellen werde. Er drohte mir mit Einsperren, ja mit Erschießen. Aber der charakterlose Jude hatte mir nach einer halben Stunde Abbitte geleistet. Aber ich muß dafür bitter büßen; denn wo es nur möglich ist, schickt er mich hin. Am 24. kam von Mokro die Nachricht, daß 410 Verwundete von Glasinac nach Sarajevo kommen werden, und daß in Mokro Ärzte nötig sein werden, um frische Verbände anzulegen. Um 22:00 Uhr bekam ich den Befehl, nach Mokro abzugehen. Von Sarajevo nach Mokro ist es für einen Fußgänger 5 Stunden. Ein eigentlicher Weg existiert noch nicht und unsere Pioniere arbeiten fortwährend, über das steile Gebirge Serpentinen anzulegen, überhaupt eine dürftige Straße herzustellen. Mit unseren schweren Sanitätswägen mußten wir nach unserem Bestimmungsorte. Natürlich, schlau wie immer, hatte man sie nur mit zwei Pferden bespannt. Und so mußte man auf dem Wege immer die Pferde eines Wagens ausspannen und dem ersten hinzufügen, um sämtliche Wägen endlich auf die Höhe hinaufzubringen. Das Gefrett können Sie sich vorstellen. In Mokro selbst waren die Verwundeten in den erbärmlichsten Zuständen. Der Verband war schon vor 3 Tagen angelegt und bei einigen mit zerschmetterten Füßen und Händen hatten sich Würmer in den Wunden entwickelt. Ich erlebte wieder einen Zug, der dem k.k.[sic] Sanitätswesen zur ewigen Schande gereichen wird. Um 9:00 Uhr früh des anderen Tages sollten wir nach Sarajevo zurück. Mitten auf dem Wege fing es an zu regnen. Wir konnten nur mit Mühe weiter und endlich, eine Stunde vor Sarajevo, blieben wir in finsterer Nacht stecken. Ein Wagen mit zwei Kranken fiel über die steilen Serpentinen hinab. Glücklicherweise fielen die Unglücklichen in einen Bach und kamen mit dem Schrecken davon. Da wir alle ohnehin bis auf die Haut durchnäßt waren, hatte sie von dem unfreiwilligen Bade unter diesen Umständen nicht viel zu leiden. Auf der Straße blieben die Wägen, sowohl Sanitäts- als Landeswägen bis zum nächsten Morgen stehen, bis uns Hilfe von der Stadt her kam. Die ganze Nacht hindurch hat es geregnet und den ganzen Vormittag bis 12:00 Uhr, um welche Zeit ich nach Sarajevo kam. Der Verwundetentransport von Glasinac bis Sarajevo wird gewiß einer der fürchterlichsten in diesem Kriege sein. Auf dem Wege von Glasinac nach Mokro stürzte ein Wagen mit einem Leutnant, der nur einen Fleischschuß durch die Wade hatte. Der Mann fiel so unglücklich, daß er sich gerade das verwundete Beim quetschte. Tags darauf wurde das ganze Bein brandig, wurde abgenommen und 2 Stunden darauf verschied er, die Pferde der Landesfuhrleute aus Ungarn und Kroatien bekommen tagelang nichts zum Fressen. Ich ließ 6 solcher Pferde vor den Sanitätswagen spannen, um weiter zu kommen, es nützte nichts. Während des Transportes fallen die armen Tiere um und verenden. Wägen brechen zusammen, andere kollerten über die steilen Böschungen hinunter. Herrenlose Pferde gibt es auf dem Wege genug. Sie werden von ihren Besitzern einfach zurückgelassen, damit sie wenigstens auf der Weide einiges Futter finden. Kurz, man erlebt freilich wohl malerische, aber leider zu traurige Episoden. In Mokro hatte mir ein verwunderter Freiwilliger die ganze Affäre bei Glasinac erzählt. Wieder hatte sich ein Oberst das Maria-Theresien-Kreuz verdienen wollen und zu früh seine Leute in den Tod gehetzt. Andere Regimenter kamen wieder wie gewöhnlich zu spät, andere garnicht. Und trotzdem haben 2 Regimenter drei feindliche Lager erobert und wieder ungeheure Vorräte an allen denkbaren Lebensmitteln vorgefunden. Die unseren mußten mit Sack und Pack, ohne etwas zu essen, Tag und Nacht marschieren, um sich schließlich ungedeckt niederschießen zu lassen. Diesen Brief schreibe ich von dem türkischen Badeort aus, weil mich Dr. Pollak, kaum daß ich noch ganz nass von Mokro nach Sarajevo kam, mit einem Krankentransporte hieher sandte. Auch diesen Tag hatte es während des Marsches von 9:00 Uhr bis 20:00 Uhr geregnet, sodaß ich keinen trockenen Faden anhatte und mich mein Kollege Dr. Wallner hier umkleidete. Trotz alledem bin ich noch immer gesund, eine kleine Diarrhöe abgesehen. Andere können auch das nicht mehr behaupten und so hat Dr. Genal aus Rottenmann schon eine ganz echte Cholera nostra überstanden. Wie lange dieses Hundeleben noch dauern wird, werden Sie vielleicht besser wissen als wir. Aber es hat den Anschein, als ob wir hier überwintern sollen. Bitte an Herrn Professor von Ebner meine Empfehlung auszurichten.
Mit Hochachtung, Ihr
Dr. Drasch
Hochgeehrter Herr Professor!
Da ich das Detail Ihres Hundekäfigs vergessen und nächster Tage zwei solche machen lassen soll, so bäte ich recht sehr um die Beschreibung des Originals und, da auch ein Kaninchenkäfig gemacht werden soll, einen Wink, ob und in wie ferne dieser vom Hundekäfig abweichen soll.
Ferner würde mich Euer Hochwohlgeboren noch weiter verpflichten, wenn Sie mir Namen und Adresse des Hamburger Wassertier-Glaskasten-Verfertigers und Adresse oder richtige Titulatur der Ver[suchs]tiere liefernden Triester Versuchs-Station itteilen könn-ten. Indem ich um Entschuldigung für die also veranlasste Mühe bitte und im Vorhinein herzlich danke, Ihr ergebenster Diener
Dr. Gustav Scheuthauer
wohnhaft Pest, Josefstadt Herbstgasse Nr. 38
im 2. Stock,
Türe 16
Geehrtester Herr Professor!
Ihr freundliches Schreiben, vom 17. September aus Graz datiert, habe ich gestern hier erhalten, nachdem wir durch 5 Tage in strömendem Regen bei einer ziemlich starken Bora und angemessener Kälte vor Livno herum[…] hatten und dabei nicht nur keine Post, sondern auch nicht zu essen und zu trinken hatten; dafür war aber unser Nachtlager, der hier schon an Sessana erinnernde Stein des Karstes. – Wie angenehm uns allen zu Mute ist, dass Livno nach einer zweitägigen Beschießung fiel, können Sie sich vorstellen. – Mit dem Wechsel der Kleidung, wechselte sich dann auch bald die raue und wilde Gemütsstimmung entsprechend, und nur dann wird man auch für freundliche Worte empfänglich.
So gratuliere ich Ihnen denn vor allem recht herzlich zu der Vermehrung Ihrer Familie und wünsche Ihnen nur, dass die Zukunft Ihnen auch einen Stammhalter Ihres Hauses schenken möge, den Sie sich gewiss ersehnen. – Ich bitte Sie, Ihrer geehrten Frau Gemahlin diese meine Glückwünsche entsprechend zu verdolmetschen.
Für Ihre außerordentliche Güte, mit der Sie in gewissermaßen freundschaftlicher Aufopferung der Korrektur meiner Arbeit unterzogen haben, habe ich vorderhand nur diese wenigen geschriebenen Worte des Dankes. – Was meine Arbeit in Wien über das Muskelsarcom betrifft, so hoffe ich, gelegentlich davon, von Ihnen Nachricht zu erhalten. – Doch bin ich vorläufig vollständig beruhigt, dass mein als Manuskript zu geltender Brief in Ihren Händen sich befindet und nicht durch die Feldpost verloren ging; was ich sehr befürchtete.
Ihr Versprechen, mir meine Arbeit über die Schlauchwellen, recht prompt mit Apparaten auszustatten, hat in mir von neuem jene oft mich überwältigende Sehnsucht nach meiner früheren, wenn auch noch jungen, wissenschaftlichen Tätigkeit wachgerufen und mich aus jenem Stumpfsinn aufgerüttelt, durch welchen man eigentlich am leichtesten sein Schicksal ertragen kann. – Wir sind jetzt bestimmt, wenn auch noch kein offizieller Befehl vorliegt, in Livno zu verbleiben. Adressieren Sie jedoch Ihre Briefe, welche mir eine unendliche Freude machen, immer so wie sonst mit der genauen Aufschrift des Regimentes, die Beigabe des Garnisonsortes ist so ziemlich gleichgültig – sollten Sie aber die Güte haben, mir wieder einmal zu schreiben, so wird die Beigabe des Namens Livno der Genauigkeit der Adresse nicht schaden.
Die Situation, in der ich Ihnen diesen Brief schreibe, ist wirklich komisch, das Zelt, in dem ich auf meiner Pferdedecke sitze, liegt hoch über der Stadt Livno, im Hofe des von unseren Feldbatterien zerschossenen Castelles, zwischen Geröll und Trümmern, überragt von steilen, etliche hundert Fuß hohen Felswänden, an deren Rund die steinernen Wachtürme (Karanlen [?]) stehen, welche unserem Batallion 17 Verwundete kosteten. Da sitze ich nun beiläufig, so wie der Wentzel vom Pane Oberleutnant im Figaro, die Trommel zwischen den Beinen und kritzelnd. – Gottlob, dass gutes Wetter ist. – Potpeschnigg sah ich nach dem Falle Livnos zweimal, er ist ganz gesund und sieht prächtig aus. Ich selbst bin von meinem Darmkatarrh ziemlich befreit, seit ich Travnik verlassen habe und befinde mich auch sehr wohl, was den Körper betrifft.
Sie und Ihre Frau Gemahlin auf das herzlichste grüßend, versichere ich Sie nochmals meines besten Dankes für Ihr Schreiben.
Dr. Klemensiewicz
Lieber Bruder!
Ich bin seit 2. Oktober in das Wiener medizinische Doktorenkollegium aufgenommen, aber erst heute habe ich durch Dr. Hopfgartner die Blanquette usw. behufs Aufnahme in die Witwen- und Waisensozietät zugeschickt bekommen.
Ich will versuchen, vom persönlichen Erscheinen in Wien dispensiert zu werden, und habe mir zu dem Zwecke schon ein ärztliches Zeugnis, von Rembold und Emehr ausgestellt, von dem Landessanitätsreferenten beglaubigt verschafft.
Ich will dieses gleichzeitig mit dem Gesuch um die Aufnahme einsenden, was ich jeden Tag tun kann, wenn ich nur weiß, dass Du bereit bist, dann sogleich in die Kanzlei der Witwen- und Waisensozietät zu gehen und zu zahlen, da die Geldbeträge gleichzeitig mit Überweisung des Gesuches erlegt werden müssen.
Zu erlegen ist:
die volle Fakultätstaxe | 210 | Gulden |
die Eintrittstaxe | 525 | Gulden |
der kurrente Jahresbeit[rag] | 42 | Gulden |
die Altersnachzahlung | 1264 | Gulden |
Zusammen | 2041 | Gulden. |
Für diese Einzahlung bitte ich Dich, die beifolgenden 541 Gulden mit zu benützen, so dass Du also die Güte haben musst, mir 1500 vorzustrecken, um den obigen Betrag voll zu machen.
Ich bitte Dich nun, mir umgehend zu schreiben, ob Du sofort in der Lage bist, diese Einzahlung zu machen, was freilich das Beste wäre.
Wenn nicht, dann muss ich mit der Überreichung des Gesuches warten, was nur mit Bezug darauf, dass das Gesundheitszeugnis vom 7. Oktober datiert ist, etwas misslich wäre.
Ich musste Dir ohne Umschweife den Sachverhalt mitteilen und erwarte nun Deine Entscheidung.
Rosa und ich sind Dir noch vielen Dank schuldig, weil du so liebenswürdig warst, bei der Taufe zu erscheinen.
Octavie ist gesund und lustig. Priska gedeiht sehr gut, hat nur die Eigentümlichkeit, dass sie oft klistiert werden muss, weil sie von selbst keinen Stuhl bekommt, obwohl die Faeces immer breiig weich sind, auch leidet sie sehr viel von den Winden. Heute habe ich sie gewogen und sie 4450 g schwer gefunden, sie hat in den letzten 14 Tagen um 575 g zugenommen, also mehr als das Wochenmittel (200-250 g) beträgt.
Viele Grüße an Dich, Gusti, Familie Schurz von uns allen Dein
Alexander.
Lieber Bruder!
Deine Geldsendung habe ich richtig erhalten und beeile mich, Dir mitzuteilen, dass ich seit gestern bereit bin, die Einzahlung im Betrage von 1.500 fl für Dich zu machen. Ich bitte Dich also, mir den Tag mitzuteilen, an welchem ich mich zu diesem Zwecke in die Kanzlei der Witwen- und Waisensocietee zu begeben habe. Soll ich die Bestätigung über die geleistete Einzahlung von 2.041 fl selbst in Empfang nehmen, oder sie durch die Kanzlei an Dich gelangen lassen?
Es freut mich, dass es Euch allen recht gut geht und dass die Kinder vortrefflich gedeihen. Adele ist mit ihren Kindern seit zwei Wochen in Baden. Hoffentlich wird die Landluft die Wangen der Letzteren ein wenig auffrischen. Gestern war ich bei herrlichem Wetter in Reichenau und habe bei der Erzherzogin eine Bandwurmkur vorgenommen. Dieselbe ist zu meiner Freude vollkommen gelungen und die Taemia mit dem Kopfe nach 1 ½ Stunden abgegangen. Die Erzherzogin wünscht, dass die Sache geheimgehalten wird.
Ich und Auguste grüßen Dich, Rosa und die Kinder auf das herzlichste, Dein
Emil
Lieber Bruder!
Ich bitte Dich, am Montag oder Dienstag in die Kanzlei der Witwensozietät zu gehen und die Einzahlung für mich zu machen.
Ich schicke das Gesuch heute ab. Es wird also morgen in Wien einlangen und da es nun heißt, dass die Einzahlungen gleich bei Überweisung des Aufnahme-Gesuches gemacht werden sollen, so muss ich Dich um die Erfüllung der obigen Bitte ersuchen.
Ich habe in dem Gesuche Dich ausdrücklich als meinen Bevollmächtigten genannt. 1. für die zu leistende Einzahlung, 2. für die Empfangnahme der Erledigung des Gesuches und der Gesuchsbeilagen. Die Letzteren sind:
- Mein Kaufschein
- Mein Doktordiplom
- Mein Ernennungsdekret zum Professor in Graz
- Der Taufschein Rosas
- Der Trauschein.
Natürlich wird die Erledigung einige Zeit dauern und es sich auch darum handeln, ob meiner Bitte um Dispensierung vom persönlichen Erscheinen bei der Aufnahme entsprochen werden wird.
Ich bitte Dich, mir, sobald eine Erledigung kommt, dieselbe dann sogleich mitzuteilen.
Die Posten welche Du einzuzahlen hast, sind:
die volle Fakultätstaxe | 210 | Gulden |
die Eintrittstaxe | 525 | Gulden |
der kurrente Jahresbeit[rag] | 42 | Gulden |
die Altersnachzahlung | 1264 | Gulden |
Zusammen | 2041 | Gulden. |
Ich habe Dir diese Posten schon im früheren Briefe genannt und füge zu Deiner Orientierung nur hinzu, dass die Altersnachzahlung der Kombination des Gattenalters:
bei mir vollendetes 44. Jahr (geb. 14. Juli 1834)
bei Rosa vollendetes 20. Jahr (geb. 21. August 1858)
entspricht, so wie es mir Dr. L. Hopfgartner mitteilte.
Mit vielen Grüßen an Dich, die Familie Schurz von uns allen Dein
Alexander.
Lieber Bruder!
Ich habe bereits gestern die Summe von 2.051 fl in der Societätskanzlei erlegt, und 10 Gulden über den von Dir angegebenen Betrag entfallen auf Stempelgebühren. Bestätigung über den erlegten Betrag habe ich keine, dagegen war ich bei der Eintragung in die Bücher zugegen und habe mich persönlich von deren Richtigkeit überzeugt. Es ist das, wie mir Dr. Hopfgartner sagte, der gewöhnliche Usus, da die Ausfolgung der Bestätigung wieder Stempelgebühren im Betrage von 10 fl erfordern würde. Ob Du von dem persönlichen Erscheinen in Wien dispensiert werden wirst, scheint mir nach den Äußerungen des Dr. Hopfgartner sehr zweifelhaft. Es musste vor einiger Zeit ein Herr ohne Gnade sogar aus Siebenbürgen herreisen. Die Mehrzahl der Verwaltungsmitglieder sollen mit pedantischer Strenge an dieser Forderung festhalten und nur geradezu unüberwindliche Hindernisse gelten lassen. Übrigens, meint Dr. Hopfgartner, wäre es einmal leicht möglich, die Dispension durchzusetzen, wenn Deine Persönlichkeit der Mehrzahl der Sitzungsmitglieder bekannt ist, was aber schon bei Hopfgartner selbst nicht der Fall ist. Die Entscheidung dürfte etwa Mitte nächster Woche getroffen werden, da in dieser Woche keine Sitzung anberaumt ist. Natürlich wirst Du sofort davon von mir verständigt werden.
Mit herzlichen Küssen an Dich, Rosa und die Kinder, Dein
Emil
Telegramm
Icterus intermittens etwas besser zwar, jedoch noch nicht transportabel. Danke für Ihre Güte.
Drasch
Hochgeehrter Herr Professor.
Heute bin ich bereits außer Bett. Das Fieber hat aufgehört und damit schwindet auch der Icterus sehr rasch. Ich hoffe, bis in 5–6 Tagen den Heimmarsch antreten zu können und wenn Sie diesen Brief in Händen haben, vielleicht schon gegen Brod zu gehen. – Als ich von Kiselak nach Sarajevo zurückkam, erhielt ich zu meiner größten Freude den Befehl, wieder zu meinem Regimente einzurücken. Da man nämlich außer der Maroden Visite um 6 Uhr früh den übrigen Tag gar nichts zu tun hat, hoffte ich, mich etwas zu erholen und auszurücken. Am ersten d[ieses] M[onats] rückte ich also ein und am 2. kam auch schon der Befehl, dass gerade mein Bataillon nach Mokro zu marschieren hat. Mokro ist eine Etappen- und Telegraphenstation, besteht aus ca. 10 zerstreut liegenden Hütten und liegt zwischen ausgedehnten Wäldern am Fuße der Romana planina. Am 3. um 17:00 Uhr abends kamen wir an und lagerten an einem Stoppelfelde. Die ganze Gegend ist außerordentlich wasserreich und an den meisten Stellen sumpfig. Das war auch unser Lagerplatz. Am ersten Abend hatten wir nicht einmal Heu oder Stroh und mussten auf bloßer Erde liegen. Zudem war es empfindlich kalt, so dass das Wasser in den Essschalen am Morgen fingerdicke Eiskrusten hatte und wir alle über und über mit Reif bedeckt waren. Trotz der großen Lagerfeuer konnte von 2:00 Uhr morgens ab niemand mehr schlafen. Die zweite Nacht ging es nicht besser. Am 5. mussten wir auf die Romana planina 4448’ hoch, um daselbst die äußersten Vorposten zu beziehen, wo sich mein Bataillon noch gegenwärtig befindet und erst abgelöst wird, wenn das Regiment nach Marburg zurückgehen wird. Zwar ist es wunderschön auf diesen Höhen; man hat eine Aussicht einerseits nach Serbien, andererseits nach Dalmatien. Das Gebirge selbst ist eine Stunde rechts und links vom Wege weg vollständige Karstformation; alles devastiert aber weiter ab besonders gegen Norden und Süden von ungeheuren Urwäldern bedeckt. Am Tage über war es sehr heiß, umso kälter aber in der Nacht. Wohl hatten wir ein Zelt, allein die Leinwand konnte uns gegen die Kälte wenig nützen. Am 3. Tage fühlte ich mich unwohl, am 4. hatte ich einen so ausgesprochenen akuten Magenkatarrh, dass ich kaum den Druck meiner Kleider erleiden konnte. In diesem Zustand blieb ich bis am 10. auf dem Berge. Am 10. endlich bekam ich einen Wagen nach Sarajewo. Die Fahrt bis hieher war elend genug und ich kann mir erst jetzt recht lebhaft vorstellen, was die Schwerverwundeten für Höllenqualen ausgestanden haben, welche ich am 23. v[origen] M[onats] von Mokro nach Sarajevo brachte. Am 11. kam ich in das sogenannte Offiziersspital. Jetzt erst, nachdem ich selbst als Kranker das Sein in einer k.k.[sic] Sanitätsanstalt durchgemacht habe, kann ich mit vollem Rechte meine Behauptungen und Expektorationen, welche ich Ihnen bereits mitgeschickt habe, aufrecht erhalten und gegen jedermann verteidigen. Das Offiziersspital ist vom Hauptspital ungefähr so weit entfernt, als das Magistratsgebäude in Graz vom Bahnhof. Für sämtliche Filialspitäler, also auch für das Offiziersspital, wird im Hauptspital gekocht. Von wem? Und wie? Mögen Sie schließen, dass es ein „Wärter“ ist, welcher den Koch macht. Sie müssen aber wissen, dass das gesamte „Wärterpersonal“ aus Kranken besteht, welche früher nie in einem Spitale waren und erst jetzt beim Ausbruche dieses leidigen Krieges von den verschiedensten Regimentern, wahrscheinlich als die dümmsten Kerle, ausgemustert und in die Sanitätsuniform gesteckt wurden. Was also so ein Kerl zusammenkocht, ist leicht zu erraten. Jetzt nehmen Sie noch die Entfernung, dann können Sie sich wohl vorstellen, wie das Essen für einen Schwerkranken aussehen mag. Darum sind auch in den Krankenzimmern Schnellsieder fortwährend in Tätigkeit. Der eine findet sich hier, der andere macht sich einen Milchreis etc. Ich kaufte mir Birnen und bereitete mir ein Kompott als Erfrischung. Zu allen diesen Annehmlichkeiten kommt noch die Rohheit, Eingebildetheit und Rücksichtslosigkeit der Offiziere. Sobald einer dieser Herren etwas hergestellt ist, kümmert er sich nicht mehr um seine Kollegen rechts und links. Da wird geraucht, gespielt, dann kommen wieder andere Kollegen zum Besuche. Mit brennenden Zigarren, Geschrei und Gejohle kommen sie in das Krankenzimmer. – Ich habe diesen Feldzug in jede Richtung durchgemacht und verkostet und sehne mich jetzt schon wirklich nach einem geregelten Leben. Kleider und Wäsche ist schon alles in Fetzen gegangen und ich freue mich wirklich auf den Moment, wo ich die Eisenbahn besteigen werde. Zwar hat mich diese dreiwöchentliche Krankheit stark hergenommen, aber ich glaube, sobald es heißen wird, „nach Hause“, werde ich in 8 Tagen vollkommen hergestellt sein. Bitte an Herrn Professor v[on] Ebner meine Empfehlung auszurichten. Mit Hochachtung
Dr. Drasch
Lieber Bruder!
Ich danke Dir sehr für die Besorgung meiner Angelegenheit in Wien und die vorgestreckten 1500 Gulden. Ich habe bis heute keine Erledigung erhalten, wahrscheinlich war keine Sitzung, man muss also geduldig warten, es wird schon kommen, und dann teile ich Dir das Resultat gleich mit.
Ich habe heute eine große Freude erlebt, ohne neue Verhandlungen in unserem sauberen Kollegium ist Klemensiewicz zum Professor ernannt. Die Wiener Zeitung wird das nächstens bringen.
Stremayr hat sich nun überzeugt, dass es rein persönliche Rancüne war, dem Klemensiewicz alle medizinische Fähigkeit abzusprechen. Er wurde bekanntlich als Feldarzt mit dem goldenen Verdienstkreuz ausgezeichnet. Das hat gewirkt, denn ich und Ebner hatten in unserem Minoritätsgutachten gesagt: wie kann man einen Mann absprechen, dass er Arzt ist, wenn er jederzeit bereit sein muss, als Feldarzt dem Vaterlande seine Dienste zu weisen. Dieses Argument, welches damals von uns gebraucht wurde, ohne dass wir ahnen konnten, dass es eine so glänzende Bestätigung durch das goldene Verdienstkreuz erhalten werde, war nun durchschlagend.
Natürlich mit Hilfe des Generalsekretär Schreiner etc., was aber an der Sache, die wir vertreten haben, nichts ändert, und den Herren von Planer, Schauenstein etc., die glauben, es kann nur das geschehen, was sie in ihrer jesuitischen Weise mit den Schwächlingen dieser Fakultät durchzusetzen für gut finden, wird die Ernennung des Dr. Klemensiewicz noch lange im Magen liegen.
Den Kindern geht es gut. Octavie, die oft sagt Tate [Tante] papa, Ememe [Emil] papa, weil sie sich noch immer an die Besuche erinnert, lief neulich auf Ebner, als er zu mir kam, zu, und sagte Ememe (Emil), weil sie ihn für Dich ansah, sie wurde darob ausgelacht, aber als er fort war, sagte sie wieder Ememe papa, und Priska befinden sich ebenso, wie ich und Rosa wohl, wir grüßen Dich, Gusti, Adele, Schurz und Karl und Steffi herzlichst Dein
Alexander
Lieber Bruder!
Soeben erhalte ich das beifolgende Schreiben. Es ist so gekommen, wie ich nach persönlichen Eindrücken im Verkehr mit Societätsausschussmitgliedern vermutet habe. Du wirst Dich also demnächst zu einem Besuch in Wien entschließen müssen. Der Zeitpunkt Deines Erscheinens in Wien hängt von der Bestimmung der nächsten Ausschusssitzung ab. Ich werde Dich, sobald ich denselben erfahren habe, also gleich verständigen. Es freut mich, dass Klemensiewicz post discrimina rerum endlich sein Ziel erreicht hat und eine Auszeichnung noch dazu. In Wien sind heuer so wenig Mediziner wie noch nie, nicht viel mehr, als noch vor kurzem an der Grazer Universität waren. Ernst, der heute bei mir speist, teilt mit, dass er zum November bei der Staatsbahn, i. e. zur definitiven Anstellung in Vorschlag gebracht wurde. Es sei aber noch unsicher, ob er durchdringen werde, da man aus pekunären Rücksichten mit Anstellungen sehr sparsam ist.
Mit vielen Grüßen und Küssen an Dich, Rosa und die Kinder, Dein
Emil
Lieber Bruder!
Ich danke dir für die Übersendung des Briefes von Dr. Jurič. Die Herren in Wien sind doch sehr unenglisch und grausam, dass sie einen zwingen, eigens nach Wien zu fahren.
Meine Zeit ist wirklich sehr teuer und jetzt, da ich ja in den sauren Apfel beißen muss, fürchte ich, dass etwa die Sitzung gerade am 14. oder 16. dieses [Monats] ist. Beides wäre mir sehr unangenehm, wenn aber 16. der Sitzungstag wäre, dann wäre es mir geradezu unmöglich, jetzt nach Wien zu kommen und müsste ich bis zur nächsten Sitzung warten, denn am 16. d[ieses] M[onats] bin ich als Sachverständiger zu einer Schwurgerichtsverhandlung vorgeladen, wo es sich um meuchlerischen Gattenmord handeln wird; wenn nur nicht die Verhandlung etwa auch noch den 18. d[ieses] M[onats] andauert.
Am 14. dieses Monats haben wir aber die Jahresfeier der Universität, die eigentlich am 16. sein sollte und mir und Rembold, der ebenfalls bei der obigen Verhandlung ist, zu Liebe auf den 14. verlegt wurde, so dass es sehr auffallend wäre, wenn ich etwa den 14. nicht hier sein sollte.
Uns geht es gut, nur bekommt mir trotz aller Sorgfalt und allen Aufpassens Octavie hie und da einen leichten Schnupfen.
Louis Schwarz hat sich wieder in Graz niedergelassen und war auch schon bei uns. Er ist ganz taub geworden. Seine Frau habe ich noch nicht gesehen, weiß auch nicht, ob sie schon da ist; sie war noch in Wien, als er uns besuchte.
An Dich, Auguste, Adele, Schurz und deren Kinder die herzlichsten Grüße von Rosa und mir. Octavie sucht gelegentlich noch immer Dich und die Tanten; auch sie lässt alle herzlich grüßen, wie ich auf meine Frage soeben von ihr erfahren. Dein
Alexander
Hochverehrter Herr Professor!
Anbei erlaube ich mir in nachfolgender Angelegenheit Ihre Hilfe in Anspruch zu nehmen:
Ich habe mich schon zweimal an Klemensiewicz mit der Bitte gewandt, mir genau anzugeben, in welchem Bande der „Mitteilungen des Vereins der Ärzte in Steiermark“ seine Abhandlung: „Beiträge zur Demonstration des Pulses und Herzklopfens mit Hilfe der manometrischen Flamme“ steht und mit welcher Seitenzahl seine Abhandlung in dem betreffenden Bande der „Mitteilungen etc.“ beginnt. Ich möchte dies gerne wissen, da ich seine Methode in meiner „Physiologischen Methodik“ beschreiben möchte.
Da ich nun auf meinen zweimaligen Brief keine Antwort erhalten habe, so vermute ich, dass Klemensiewicz sich nicht mehr in Graz befindet, sondern von der teilweisen Mobilmachung der österreichischen Armee betroffen in Bosnien weilt.
Aus diesem Grunde erlaube ich mir, an Sie die höfliche Bitte zu richten, mir die Fragen, die ich oben mitgeteilt, beantworten zu wollen.
Mit herzlichem Gruße und der vorzüglichsten Hochachtung Ihr ergebener
Richard Gscheidlen
Physiolog. Institut, Ohlauer Stadtgraben 16
Lieber Bruder!
Gleichzeitig mit Deinem Schreiben erhalte ich die beiliegende Korrespondenzkarte, die ich Dir unverzüglich einsende. Es ist richtig gerade der 14. d[ieses] M[onats] zur Aufnahme bestimmt. Ich glaube, Du solltest, wenn es durchaus unmöglich ist, diesmal zu kommen, den Dr. Theodor Jurič direkt davon verständigen. Jedenfalls erwarte auch ich ein Schreiben über Deinen Entschluss. Gestern wurde Stephanie Parmann von einem gesunden Mädchen glücklich entbunden.
Viele Grüße von mir und Auguste an Dich, Rosa und die Kinder, Dein
Emil
Hochgeehrter Herr Professor!
Ein fähiger junger Arzt, Dr. Achille Costantini, der in Rom promoviert wurde, ist in den letzten Tagen bei dem dortigen Professorenkollegium um die Nostrifikation eingekommen; er hat in seinem Gesuche um die gesetzlich möglichen Erleichterungen gebeten und bei mir nachgefragt, ich möge diese seine Bitte bei Ihnen, hochgeehrter Herr Professor, befürworten. Ich tue dies sehr gerne und umso lieber, nicht bloß weil er der Sohn eines mir eng befreundeten Kollegen ist, sondern weil ich den jungen Mann schon seit Jahren genau kenne und vollkommen sicher bin, dass seine Bitte der wärmsten und weitgehendsten Berücksichtigung wert und würdig ist. Er hat nicht bloß seine Studien glänzend zurückgelegt und in einem Concurse um ein Studentenprämium glänzend den Sieg unter elf Konkurrenten in Rom (als Ausländer) davongetragen, sondern hat wirklich einen schönen Schatz von Kenntnissen als kaum promovierter Arzt, wie ich besonders in meinem Spezialfache wiederholt mich zu überzeugen Gelegenheit hatte. Besonders für die Physiologie hat er seine Vorliebe auch dadurch bestätigt, dass er Brückes Vorlesungen ins Italienische übersetzt hat und nur noch um einen Verleger besorgt ist.
Wenn ich es daher wage, ihn Ihrem besonderen Wohlwollen wärmstens zu empfehlen, so tue ich es mit ruhigem Gewissen, da ich weiß, dass er jeder Berücksichtigung vollkommen würdig ist.
Indem ich Ihnen im Voraus für jede meinem Schutzempfohlenen zugewendete Begünstigung herzlichst danke, bin ich in aufrichtiger Hochachtung Ihr treu ergebener
Dr. Brettauer