Briefe 1872
Die untenstehende Briefliste ist mit Klick auf die jeweiligen Kategorien sortierbar. Absender und Empfänger werden nach Familiennamen sortiert.
Die mit * markierten Briefnummern entstammen der ersten Version dieser Edition, in welcher Briefe bis zum Jahre 1880 erschlossen wurden. Briefe ohne alte Numerierung und mit einer Datierung vor 1880 wurden nachträglich eingefügt.
L.613 | Julius Planer von Plann | Alexander Rollett | [1872] [?] [?] | [Graz] |
L.614 | [Isidor] Rosenthal | Alexander Rollett | [1872-1903] IV 12 | Erlangen |
L.615 *R.516 | J. H. L. Flögel | Alexander Rollett | 1872 I 2 | Kiel |
L.616 *R.517 | Salomon Stricker | Alexander Rollett | 1872 I 8 | Wien |
L.617 *R.518 | Wilhelm Engelmann | Alexander Rollett | 1872 I 22 | Leipzig |
L.618 *R.519 | Salomon Stricker | Alexander Rollett | 1872 II 1 | Wien |
L.619 *R.520 | Wilhelm Engelmann | Alexander Rollett | 1872 II 5 | Leipzig |
L.620 | Mathias Boldyrew | Alexander Rollett | [1872] II 12 | Kasan |
L.621 | A. Iwanoff | Alexander Rollett | 1872 II 12 | Leipzig |
L.622 *R.521 | Viktor von Ebner | Alexander Rollett | 1872 II 28 | Innsbruck |
L.623 *R.522 | Viktor von Lang | Alexander Rollett | 1872 III 10 | Wien |
L.624 *R.523 | Alexander Rollett | Emil Rollett | 1872 III 22 | Graz |
L.625 *R.524 | Peter Sustschinsky | Alexander Rollett | 1872 III 26 | Kiew |
L.626 *R.525 | Viktor von Lang | Alexander Rollett | 1872 III 30 | Wien |
L.627 | [Gustav] Lott | Alexander Rollett | [1872] [IV] [v.10] | [Wien] |
L.628 *R.526 | Gustav Lott | Alexander Rollett | 1872 IV 10 | Wien |
L.629 *R.527 | Alexander Rollett | Emil Rollett | 1872 V 3 | Graz |
L.630 *R.528 | Emil Rollett | Alexander Rollett | 1872 V 4 | Baden |
L.631 *R.529 | Alexander Rollett | Emil Rollett | 1872 V 5 | Graz |
L.632 *R.530 | Oskar Schmidt | Alexander Rollett | 1872 V 10 | Straßburg |
L.633 *R.531 | Max Schultze | Alexander Rollett | 1872 V 16 | Bonn |
L.634 *R.532 | Viktor von Lang | Alexander Rollett | 1872 V 29 | Wien |
L.635 | Leopold von Pebal | Alexander Rollett | 1872 VI 30 | Leipzig |
L.636 *R.533 | Viktor von Ebner | Alexander Rollett | 1872 VII 3 | Innsbruck |
L.637 *R.534 | Max von Vintschgau | Alexander Rollett | 1872 VII 4 | Innsbruck |
L.638 *R.535 | Max von Vintschgau | Alexander Rollett | 1872 VII 5 | Innsbruck |
L.639 *R.536 | Carl von Littrow | Alexander Rollett | 1872 VII 5 | Wien |
L.640 *R.537 | Viktor von Ebner | Alexander Rollett | 1872 VII 14 | Innsbruck |
L.641 *R.691 | Julius Planer von Plann | Alexander Rollett | 1872 VII 15 | [?] |
L.642 *R.538 | Wilhelm Engelmann | Alexander Rollett | 1872 VII 18 | Leipzig |
L.643 *R.539 | Ernst Wilhelm Brücke | Alexander Rollett | 1872 VII 23 | Wien |
L.644 | Salomon Stricker | Alexander Rollett | [1872-1873] [n.VII] [24] | [Wien] |
L.645 *R.540 | Alexander Rollett | Emil Rollett | 1872 VIII 8 | Helgoland |
L.646 *R.541 | Leopold von Pebal | Alexander Rollett | 1872 VIII 13 | Graz |
L.647 | Salomon Stricker | Alexander Rollett | [1872] VIII 24 | Wien |
L.648 *R.542 | Alexander Rollett | Emil Rollett | 1872 VIII 25 | Dresden |
L.649 | Adolf Schauenstein | Alexander Rollett | [1872] [IX] [?] | [Graz] |
L.650 *R.543 | Franz Eilhard Schulze | Alexander Rollett | 1872 IX 25 | Wien |
L.651 *R.544 | Emil Rollett | Alexander Rollett | 1872 IX 30 | Baden |
L.652 | Ewald Hering | Alexander Rollett | [1872] [ca X] [?] | [Prag] |
L.653 | Ernst Rollett | Alexander Rollett | [1872] [X] [?] | [?] |
L.654 *R.545 | Alexander Rollett | Emil Rollett | 1872 X 2 | Graz |
L.655 *R.546 | Emil Rollett | Alexander Rollett | 1872 X 8 | Baden |
L.656 *R.547 | Alexander Rollett | Emil Rollett | 1872 X 10 | Graz |
L.657 *R.548 | Emil Rollett | Alexander Rollett | 1872 X 15 | Wien |
L.658 *R.549 | Alexander Rollett | Emil Rollett | 1872 X 17 | Graz |
L.659 *R.550 | Franz Eilhard Schulze | Alexander Rollett | 1872 X 20 | Rostock |
L.660 *R.551 | Franz Eilhard Schulze | Alexander Rollett | 1872 X 30 | Rostock |
L.661 *R.552 | [Hubert] Leitgeb | Alexander Rollett | 1872 XI 14 | [Klagenfurt] |
L.662 *R.553 | Viktor von Ebner | Alexander Rollett | 1872 XI 24 | Innsbruck |
L.663 *R.554 | Viktor von Ebner | Alexander Rollett | 1872 XII 3 | Innsbruck |
L.664 *R.555 | [Leonard] Landois | Alexander Rollett | 1872 XII 5 | Greifswald |
L.665 *R.556 | Alexander Rollett | Emil Rollett | 1872 XII 15 | Graz |
L.666 *R.557 | Viktor von Ebner | Alexander Rollett | 1872 XII 18 | Innsbruck |
L.667 | Alexander Rollett | Josef Schurz | 1872 XII 24 | Graz |
L.668 *R.558 | Julius Wiesner | Alexander Rollett | 1872 XII 25 | Mariabrunn |
L.669 *R.559 | Franz von Schwind | Alexander Rollett | 1872 XII 26 | Innsbruck |
L.670 *R.560 | Viktor von Lang | Alexander Rollett | 1872 XII 31 | Wien |
Dieser Brief ist unvollständig, es fehlt ein erheblicher Teil des Anfangs.
Da die Ernennung eines Hausmeisters nicht länger aufschiebbar war, haben wir in der letzten Sitzung Glanzer dazu ernannt – jedoch nur unter der Voraussetzung, daß die Wahl Deine Zustimmung findet. Wir haben daher auch den Namen nicht ins Protokoll gesetzt und es steht uns beiden vollständig frei, jemanden anderen zu nennen. Da ich es für zweckmäßig erachtete, Li[e]nhart zu veranlassen, etwaige Einwendungen gegen unsere Wahl vor der Ernennung vorzubringen, um ihn daran zu hindern, solche nach der Ernennung bei der Statthalterei zu machen, stellte ich ihm die vier von mir vorgeschlagenen Kandidaten Nr. 2, 7, 9, 17 und außer diesen noch Nr. 13 mit der Anfrage vor, ob er gegen dieselben von seinem Standpunkt als Hausinspektor Einwendungen zu machen habe. Gegen 7, 9 und 17 machte er geltend, daß diese schon das 40. Lebensjahr überschritten haben. Über 13 zog ich noch Erkundigungen bei Greinitz ein, die sehr ungünstig lauteten. Es blieb daher nur die Nr. 2 Glanzer, der erst 33 Jahre alt ist, keine Kinder hat und über den die von mir und Linhart eingezogenen Nachfragen ganz günstig lauten. Aus diesem Grunde habe ich mich für Glanzer entschieden und es hängt nun von Deiner Zustimmung ab, ob er dazu ernannt wird. Linhart erklärte, daß er gegen diesen keine Einwendung zu machen hat. Im Falle Du jemand anderen vorschlagen willst, erkläre ich von vornherein meine Zustimmung; es würde sich dabei, um Verdrießlichkeiten mit der Statthalterei auszuweichen, nur darum handeln, daß Linhart keine triftigen Einwendungen machen kann.
Bezüglich der Instruktion konnte ich, nachdem Du in der Sitzung nicht zugegen warst, nichts Weiteres tun. Linhart besorgt von derselben einen Angriff auf seine Souveränität und Eingriffe in seinen Wirkungskreis und hat schon jetzt Schutz bei der Statthalterei dagegen gesucht. Damit das Kollegium nicht in Verlegenheit kommt, werde ich die Instruktion zunächst mit Statth[alterei]rat Kirchlehner besprechen.
Planer
Vielleicht darf sich Glanzer, bevor Du eine Entscheidung triffst, bei Dir nochmals vorstellen. In diesem Falle würde ich ihn zu einer Dir beliebigen Stunde in das Physiologische Institut bestellen lassen.
Zur Datierung: Es handelt sich wohl um die erstmalige Besetzung des Hausmeisterpostens im damals neuen Institutsgebäude für Anatomie und Physiologie im Jahre 1872.
Hochgeehrter Herr Kollege!
Ihr freundliches Anerbieten nehme ich mit Dank an und werde sehr erfreut sein, wenn Sie mir aus den von Ihnen bezeichneten Gebieten Referate und andere Mitteilungen zugehen lassen. Hoffentlich sind Sie recht bald in der Lage, dies zu tun. Wenn ich einzelnes bekomme, das nicht in den Ihnen zugäng
lichen Zeitschriften enthalten ist, so werde ich es Ihnen zuschicken. Mit besten Grüßen Ihr ergebener
I. Rosenthal
Zur Datierung: Rosenthal war ab 1872 Professor der Physiologie an der Universität Erlangen, u.a. war er als Herausgeber des Biologischen Zentralblatts tätig.
Verehrtester Herr Professor!
Die Muskelpräparate sind mir heute wohlbehalten wieder zugegangen. Ich möchte Sie indes sehr bitten, mir auch die mitgesandte Anleitung zur Auffindung des Objekts zurückschicken zu wollen, da ich sonst genötigt bin, nochmals eine solche zu schreiben.
Hoffentlich haben Sie in dieser Zeit wenigstens einen einigermaßen hellen Tag gehabt; hier ist es seit Wochen fast täglich entweder nebelig oder doch bedeckte Luft gewesen.
Mit vollkommenster Hochachtung
J. H. Flögel
Geehrter Herr Professor!
Engelmann hat endlich geantwortet, und zwar wie ich gefürchtet habe, dass er meine Honoraranträge zu hoch finde. Indem ich Sie zunächst bitte, Ihre eigene Reklamation an Engelmann abgehen zu lassen, richte ich an Sie auch die Frage, ob Sie entschlossen sind, für alle Fälle mit mir und Waldeyer für die Zukunft des Buches zu sorgen.
Ich denke, dass, wenn wir dreie über die Sache einig sind, ich auf Engelmann eine erfolgreiche Pression üben kann. Ich von meiner Seite wäre entschlossen, für den Fall, als Engelmann die Auszahlung verweigert, sofort mit einer neuen durch uns drei redigierten Auflage bei einem anderen Verleger zu drohen. Ich hoffe, Engelmann wird es dazu nicht kommen lassen. Vorläufig bitte ich Sie, von dem Inhalte dieses Briefes keinen weiteren Gebrauch zu machen und mir mitzuteilen, wie Sie sich zu meinem Vorschlage, verhalten.
Ihr ergebener
S. Stricker
Hochgeehrtester Herr Professor!
Indem ich das Vergnügen habe, Ihnen beigeschlossen den Betrag des Honorars für Bearbeitung Ihres Kapitels „Ueber die Hornhaut“ im Handbuch der Lehre von den Geweben (XXXVI, 7.) laut Bestimmung des Herrn Dr. Stricker mit Thaler preußisch courant rheinisch 150,– zu übersenden, kann ich nur wünschen, dass Sie dasselbe in bester Ordnung finden mögen, und begrüße ich Sie hochachtungsvoll, Ihr ergebenster
pp. Wilh. Engelmann
Theod. Engelmann
Geehrter Herr Professor!
Ich bitte Sie, mir Ihre Entschließung auf meine Anfrage bekannt zu geben. Ich bin durch Ihr Schweigen in der Aktion gehindert und schädige dadurch die Mitarbeiter.
Mit bestem Gruße Ihr ergebener
S. Stricker
Geehrtester Herr Professor!
Auf Ihre Anfrage vom 31. v[ergangenen] M[onats] möchte ich Ihnen hierdurch nur mitteilen, dass ich gern bereit, auch ein drittes Heft der ‚Untersuchungen aus dem Institute für Physiologie etc. in Graz’ und unter den früheren Bedingungen zu übernehmen.
Ich ersuche Sie daher, mir die zur Ausführung fertigen Tafeln recht bald einsenden zu wollen und darf wohl annehmen, dass die Zahl derselben eine mäßige sein, die Herstellung besondere Schwierigkeiten nicht bieten wird.
Mit dem Druck des Textes könnten wir dann ja einige Wochen später beginnen; ich überlasse das Ihrer Bestimmung.
Unter Hochachtungsvoller Begrüßung Ihr ergebenster
pp. Wilh. Engelmann
Theod. Engelmann
Hochgeehrter Herr Professor!
Auf Ihre große Güte bauend bin ich so frei, mich mit einer Bitte an Sie zu wenden und ersuche Sie, diese Belästigung entschuldigen zu wollen.
Die Änderung unserer Universitätsstatuten und mein Gesundheitszustand veranlassen mich, Sorge zu tragen, daß die im Auslande auf meine Kosten zur wissenschaftlichen Ausbildung verbrachten Jahre, mir von unserem Ministerium zum Diensttermin an der Universität zugerechnet werden.
Ich erlaube mir daher, Ihnen, hochgeehrter Herr Professor, in wohlwollende Erinnerung zu bringen, daß ich in die Wintersemester der Jahre 1870 Oktober bis Dezember und 1871 (Sommersemester) in Ihrem Institute gelernt und gearbeitet habe.
Ich bitte Sie daher, sehr geehrter Herr Professor, die große Güte zu haben, durch ein paar Zeilen über diese Zeit mir ein Zeugnis auszustellen und namentlich in einer Form, daß ich dieses Dokument der medizinischen Fakultät der hiesigen Universität vorstellen kann.
Durch die gütige Erfüllung dieser ergebensten Bitte werden Sie zu großem Danke verpflichten Ihren in vollkommener Hochachtung verharrenden ergebensten Diener
Dr. M. Boldyrew
Dozent an der Universität
Adresse:
Dr. M. Boldyrew, Kasan
Gestern […] habe ich gelesen und infolgedessen: Ich bin sehr glücklich, dass bei dieser Gelegenheit kann ich die Ehre haben, dass meinen noblen und hochgeerten Lehrer Professors Dr. Leo Schrötters mit Ihrigem Jübileum – zu gratulieren.
Dr. M. Boldyrew
In diesem Jahre wird auch mein 25. Termin erfüllt sein.
Die Datierung ist aus dem Inhalt des Briefes abgeleitet.
Lieber Kollege!
Gestern war ich in Halle, woselbst ich von Prof. Graefe erfahren habe, dass der Lehrstuhl der Physiologie in Halle durch durch den Übergang von Goltz nach Strassburg frei wird. Meinerseits habe ich den Prof. Graefe meine Ansicht ausgesprochen, Sie würden wahrscheinlich nichts dagegen haben, sollte man an Sie einen Ruf nach Halle richten. Graefe hat meinen Vorschlag mit Entzücken empfangen und wollte noch gestern Abend mit Volkmann darüber sprechen, war nur im Zweifel. Ob Sie den Ruf wirklich annehmen würden.
Falls Sie in der Tat darauf reflektieren sollten, wäre es, meiner Ansicht nach, nicht überflüssig, wenn Sie selbst einige Schrittte machten, um sich um die betreffende Stelle zu bewerben, ohne selbstverständlich über dieses Schreiben beiläufig irgend etwas zu erwähnen.
Schreiben Sie mir gefälligst recht bald, was Ihre Meinung über diesen Gegenstand ist? Adressieren Sie Café Schwab, Wien, wohin ich heute Abend reise.
Mit freundlichen Grüßen Ihr ergebener
A. Iwanoff
Verehrtester Herr Professor!
Sie werden sich mit Recht denken, dass es nicht mehr zu frühe ist, wenn ich endlich auch wieder einmal etwas von mir hören lasse; um so mehr als ich Ihnen für die mir erwiesenen Gefälligkeiten noch Dank schulde. Ich sende Ihnen mit diesem Briefe die Broschüre von Boll zurück, die ich nun bald ein Jahr in Händen habe. Ich hoffte, gleichzeitig meine Arbeit über die Speicheldrüsen beilegen zu können, die ich mit Anfang dieses Jahres nach manchen Unterbrechungen endlich gewaltsam abschloss und sie an Max Schultze sandte, der mir die Veröffentlichung zusagte. Ich habe aber bis heute noch keine Korrektur bekommen und so werde ich wohl noch geraume Zeit warten können, bis mein Schmerzenskind das Licht der Welt erblickt. Ihre Arbeit über die Cornea, welche Sie so freundlich waren, mir im Separatabdruck zu übersenden, war mir, wenn ich mich so ausdrücken darf, wahrhaft tröstlich. Denn die verrückten Behauptungen Schweigger-Seidels über die fixen Cornea-Körperchen hatten mich in ihrem Gegensatze zu dem theatralischen Gebaren der von Stricker gereizten Froschhornhäute ganz konfus gemacht und hätten sich die Angaben Schweigger-Seidels bestätigt, so wäre dies wohl geeignet gewesen, jeden, der die Histologie für eine ernsthafte Wissenschaft hält, in gelinde Verzweiflung zu bringen.
Auch über die Grundsubstanz der Cornea, über die Saftkanälchen, ihr Verhalten zu den Zellen und zur Grundsubstanz endlich über die mir früher ganz unverständlichen corneal tabes habe ich durch Ihre Abhandlung auch sehr befriedigende Vorstellungen bekommen und, ohne Ihnen schmeicheln zu wollen, muss ich gestehen, dass ich darüber erstaunt war, wie sich ein so verzwickter Gegenstand so klar darlegen lässt. Ganz besonders interessierten mich auch die Bemerkungen über die Ölinjektionen, weil ich gerade als ich Ihre Cornea-Arbeit erhielt, sehr fleißig die Ölinjektionen in den Speicheldrüsen übte und namentlich auch auf Grund dieser Injektionen, die ich anfänglich für ganz unbrauchbar hielt, schließlich zur Überzeugung kam, dass es mit den Speichelkapillaren nichts ist und dass dieselben nur als künstlich gebahnte Wege anzusehen sind.
Doch reden wir lieber von etwas Anderem; die Drüsen haben mich so nervös gemacht, dass sie längere Zeit von mir Ruhe haben werden. In diesem Semester trage ich neben allgemeiner Histologie auch über Anatomie der Sinnesorgane vor und habe heuer meine Zeit diesen stacheligen, histologischen Kapiteln gewidmet, die, obwohl aus denselben nicht so leicht etwas Neues herauszubringen ist, doch mein ganzes Interesse in Anspruch nehmen. Selbst die vielgerühmte Osmiumsäure, die meinen freilich hochgespannten Erwartungen nicht ganz entspricht, hat mir noch nicht zur Anschauung alles dessen verholfen, was am Cortischen Organ beschrieben ist, geschweige denn, mich über die Vorgänger hinausgebracht.
Leben Sie wohl. Ich bleibe stets mit aufrichtiger Verehrung Ihr ergebenster
V. Ebner
Wendl bitte ich von mir zu grüßen.
Lieber Freund!
Ich werde gegen den 22. d[ieses] M[onats] nach Paris mit einem Umweg über Deutschland reisen. In Angelegenheit des Meters. Möchtest Du nicht mitkommen, in Paris selbst muss ich am 2. April erst sein. Am meisten Lust hätte ich, nach Berlin und Aachen zu gehen. Du könntest so gut sein, Toepler zu fragen, der ja auch eine Reise durch Deutschland gerade gemacht hat, wo für einen Physiker am meisten zu sehen ist. Die neue medizinische Rigorosenordnung kommt mir nach den Zeitungsnachrichten sehr sonderbar vor. Med[izinische] Physik, eine, jetzt sehr beliebte Verquickung zweier Wissenschaften. Wahrscheinlich werde ich infolge dieser gescheiten Zusammenstellung keinen Vorteil davon haben, habe aber doch den Nachteil, dass ich alle Jahre elementare Vorlesungen geben muss.
Viele Grüße an Pebal und Toepler. Jedenfalls hoffe ich, Dich noch hier zu sehen, bevor ich fortgehe.
In Eile Dein
Viktor Lang
Lieber Bruder!
Ich schicke Dir in der Anlage ein Schreiben der Mutter, welches ich heute erhalten habe. Du wirst daraus am Besten entnehmen, was die Mutter von mir verlangt. Ich bin mit der Akquisition eines Hauses, sobald damit eine Vermehrung unserer Rente, die jetzt 6 % beträgt, und wie mir die Mutter erst unlängst zu meiner Verzweiflung ankündigte, schon für dieses Jahr, trotz aller Vorsorge meinerseits, zu wenig werden soll, verknüpft ist [, einverstanden].
Es muss jedenfalls heuer mit der Griesen etwas geschehen. Doch ich will alles auf mein Nachhausekommen verschieben, wahrscheinlich komme ich aber erst kurz vor Ostersonntag.
Ernst hat mir jetzt durch 2 Tage großen Kummer gemacht. Schon seit etwa 3 Wochen laborierte er an einer Wunde über dem Schienbeine, die bis auf die Beinhaut drang. Er zog sich dieselbe zu, als er bei Rotsch dem Richard beim Herabreichen von Tüchern behilflich sein wollte. Lange wollte weder Eiterung noch Granulation auftreten. Ich zog Dr. Plappart, den letzten Assistenten Rzehaczeks, zu Rate, und unter Überschlägen [sic] von übermangansaurem Kali schritt nun die Heilung in den letzten acht Tagen sehr rasch vorwärts.
Was fällt aber nun dem Ernst ein. Er hatte schon einige Zeit keinen Stuhl, was nicht auffallend, da auch seine Nahrung beschränkt wurde. Ohne mir aber auch nur irgendetwas zu sagen, schickt er Wendl um ½ Pfund Bittersalz und nimmt in 4 aufeinander folgenden Dosen im[mer?] ein halbes Trinkglas voll des Salzes in Substanz und das übrige Wasser.
Vorgestern Abend die 3. und da er bis gegen Morgen keine Wirkung verspürte, gestern Morgen die 4. Dose. Ich reinige ihm noch, ehe ich ins Laboratorium gehe, seine Wunde, freue mich, dass die Überhäutung sichtlich vorwärts schreitet und gehe an meine Arbeit. Plötzlich ruft mich Wendl, dem Ernst sei todübel, ich soll rasch kommen. Ich eile sogleich in die Wohnung und was finde ich: Brust, Rücken, Arme scharlachrot mit Quaddeln übersät, kurz eine Urticaria in der vehementesten Form. Der Radialpuls gar nicht zu fühlen. Der Herzstoß kaum zu finden. Der Patient ohnmächtig. Plötzlich fährt er auf, bekommt fürchterliches Erbrechen und dann eine scheußliche Diarrhöe. Der Puls kommt wieder, aber immer [noch] ist er kaum wahrnehmbar.
Ich frage, nachdem ich selbst bleich und einer Anwandlung von Ohnmacht nahe, was denn nun des Himmels willen geschehen sei. Nichts – nichts, heißt es anfangs. Da endlich platzt Wendl mit der Erzählung heraus: Es müsste nur im Bittersalz etwas gewesen sein. Du kannst Dir nun meine Wut denken, ich war faktisch außer mir. So eine verfluchte Dummheit, so eine unbeschreibliche Blödsinnigkeit, ein ½ Pfund Bittersalz beinahe auf einmal fressen und nicht ein sterbendes Wörtlein, weder vor- noch nachher mir sagen. Ich sendete nun nach Körner, der war aber nicht in Graz.
Ich gab ein paar Dorersche Pulver, Milchkaffee löffelweise. Kaum aber war geschlungen, so trat heftiges Erbrechen einer sauren grasgrün gefärbten Flüssigkeit ein. Die vorausgegangene Nacht war schrecklich. Ernst schlief nicht einen Augenblick, seine Unruhe war für Augenblicke so groß, dass ich an eine Gehirnaffektion denken musste.
Heute Früh kam Körner. Er ordnete Waschungen mit Borax an; innerlich Opiumtropfen, aber alles wird erbrochen, sogar 6 Tropfen der Flüssigkeit.
Die Urticaria ist verschwunden bis auf das Erythem. Der Puls kräftig und voll. Peinliche Schmerzen im Unterleib. Körner meint, man brauche nun nicht mehr besorgt zu sein, aber die Sache wird noch einige Tage in Anspruch nehmen. Ich bin noch giftig zum Platzen und muss mich nur immer zurückhalten, um den Gequälten nicht noch zu putzen. Doch das kommt. Lebewohl
Alexander
Sehr geehrtester Professor!
Ich muss mich sehr entschuldigen, dass meine Arbeit bis jetzt nicht fertig sein konnte. Teils habe ich keine freie Stunde gehabt, um Sie [Ihnen] zu schreiben, teils hoffte ich, noch einige Versuche anzustellen, um einige Fragen, die unentschieden geblieben, zu lösen – das waren die Ursachen, weshalb ich bis jetzt meine Abhandlung nicht schreiben konnte. Jetzt kann ich Ihnen bestimmt versprechen, dass ich während der Zeit unserer Osterferien, d.h. spätestens bis zum 20. April alten Stils / 1. Mai neuen Stils im Stande sein werde, Ihnen meine Abhandlung zu übersenden. Wäre es möglich, das Erscheinen des Heftes bis dahin zu verzögern, so wäre es mir sehr angenehm. Sollte das aber unmöglich sein, so werde ich Sie bitten, meine Abhandlung schon im nächsten Hefte erscheinen zu lassen und in diesem Heft vielleicht die vorläufige Mitteilung an das Centralblatt, in einer etwas ausführlicheren Weise behandelt, mitzunehmen. Ich werde aber versuchen, die Abhandlung möglichst früher zu beendigen.
Achtungsvoll
Dr. Sustschinsky
Meine Frau lasst Sie freundlichst grüßen.
Lieber Freund!
Zur Hochzeit meiner Cousine Gabriele habe ich die Absicht, nach Graz zu kommen, um bei dieser günstigen Gelegenheit auch gleich meine alten Freunde sehen zu können.
Ich gedenke Samstag, 5. April, mit dem Postzug Vormittag hier abzufahren, den Abend können wir dann gleich ein Beisel aufsuchen, falls Du nicht sonst okkupiert bist. Wenn in Deiner Junggesellenwirtschaft noch Platz für einen Menschen mit bescheidenen Ansprüchen ist, so würde es mir natürlich ein großes Vergnügen bereiten, Dich belästigen zu können. Da ich aber weiß, dass Du schon einen Bruder beherbergst und vielleicht noch andere Verwandte erwartest oder es überhaupt nicht geht, so bitte ich Dich, wegen dieser meiner Idee nicht im geringsten zu inkommodieren, da das Ganze nur einen Sinn hat, wenn niemand dabei geniert wird. Ich werde dann wahrscheinlich [zum Wirthaus] zum Ross gehen, ich vermute nämlich, dass es in Deiner Nähe noch immer kein Wirtshaus gibt.
Auf baldiges Wiedersehen, Dein
Viktor Lang
Verehrtester Herr Professor!
Verzeihen Sie, daß diesmal ich etwas mit der Antwort auf Ihr wertes Schreiben vom 30. v[origen] M[onats] zögerte. Verhältnisse der verschiedensten Art machten mir jedoch eine rasche Erledigung der Sache unmöglich. Ich habe nun einige Veränderungen in meinem Manuskripte vorgenommen, die ich Ihnen hiermit zur Verfügung stelle. Ich war so frei, Ihnen aus meinem zurückbehaltenen ersten Manuskript den korrigierten Teil unmittelbar zu übersenden, da ich meine, dass so die Einfügungen und Weglassungen für Sie besser ersichtlich gemacht sind und Ihnen auf diese Weise weniger Mühe bereitet wird. Morgen Sonntag wird wahrscheinlich mein Habilitationsgesuch zum Referate im Professorenkollegium gelangen, worauf mir dann denn wohl bald das Kolloquium blühen wird. Ich werde, da ich Ihre freundliche Teilnahme für mich kenne, seinerzeit nicht ermangeln, Ihnen hierüber zu berichten. Engelmann, der bis über Mitte November in Messina mit seinem ältesten Sohn, der an Typhus erkrankt war, verweilte, beschied mich in der freundlichsten Weise lediglich aus Geschäftsrücksichten abschlägig. Ich zeigte ihm den Empfang seines Schreibens an, indem ich noch einige freundliche Worte hinzufügte, da mir seine Familie bekannt ist, ohne jedoch den geringsten Versuch zu machen, ihn zur Rücknahme seines Entschlusses zu bewegen; ich wendete mich im Gegenteil noch denselben Tag durch Vermittlung an Enke in Erlangen und war daher nicht wenig überrascht, als ich ein paar Tage darauf einen überaus freundlichen Brief von Engelmann erhielt, in dem er mir ankündigt, daß er meine Arbeit in Verlag nehmen wolle. Ich bin nun in der Lage, daß ich Engelmanns Antrag nicht annehmen kann, bevor ich nicht ein Refus von Enke habe, Engelmann aber auch nicht im Ungewissen lassen kann. Ich hielt es daher für das Beste, Engelmann die volle Wahrheit zu sagen und die Sache seiner Diskretion anheim zustellen. Es kann mir da wohl passieren, daß ich zwischen zwei Stühlen niedersitze, habe jedoch allen Grund anzunehmen, daß Enke akzeptiert und zwar unter günstigeren Bedingungen als Engelmann.
Kommen Sie zu Weihnachten vielleicht nach Wien? Sie sind dann wohl so freundlich mir dann eine Weisung zukommenzulassen, wo und wann ich Sie sprechen kann. In der Hoffnung, daß Sie meine Verzögerung verzeihen und daß Ihnen die Korrektur nicht zu viel Mühe mache, zeichne ich mich Ihr treuergebener
Lott
Zur Datierung: Gustav Lott, um den es sich handelt, hat sich 1872 an der Universität Wien für Geburtshilfe und Gynäkologie habilitiert; s. seinen Brief vom 10. 4. 1872.
Verehrtester Herr Professor!
Ich beehre mich, Ihnen ein Exemplar meines Büchelchens zuzusenden, und bitte Sie, dasselbe als einen schwachen Ausdruck meiner tiefen Dankbarkeit hinnehmen zu wollen.
Freude wird es Ihnen wohl wenig bereiten können, da es beim besten Willen ein Stückwerk blieb. Ich bin gleichzeitig so unbescheiden, Ihnen noch 2 Exemplare zu übersenden, bezüglich derer ich Sie freundlichst bitte, sie an Ihre Assistenten gelangen zu lassen.
Ich war in meiner Arbeit genötigt, meine letzte bei Ihnen beendete Epithelarbeit einzuziehen, wodurch der etwas fatale Umstand herbeigeführt wurde, dass das Zitat vor dem Zitierten erscheint, welche Anomalie aber wohl hoffentlich durch das baldige Erscheinen Ihres III. Heftes korrigiert werden dürfte.
Ich habe mit Freuden gelesen, dass Sie heuer den feierlichen Akademievortrag halten werden, wodurch mir wohl Gelegenheit werden wird, Sie wieder einmal persönlich begrüßen zu können.
Dass ich endlich fertig habilitiert bin, wissen Sie wohl; auch haben Sie vielleicht von meiner Wahl zum ordinierenden Arzt eines erst zu errichtenden Frauenhospitals gelesen. So geringfügig an sich diese Errungenschaften sind, freue ich mich ihrer doch, weil sie mir auf dem Wege zu dem Ziel zu liegen scheinen, auf das ich lossteure.
Was sagen Sie nur zur Berufung von Goltz nach Straßburg? Ist denn das wirklich eine Akquisition? Ich gestehe, dass ich bei dieser Gelegenheit den Namen zuerst hörte. Morgen also verabschieden Sie Schmidt, dem ich in seiner Stellung etwas mehr Ruhe wünschen würde, bei der sein warmes Herz für Deutschland viel Gutes wirken könnte.
Indem ich Sie noch einmal bitte, meine Sendung freundlich anzunehmen, zeichne ich mich in treuer Ergebenheit Ihr
Lott
Lieber Bruder!
Ich übersende Dir hier behufs Ausübung des Bezugsrechtes meine 10 Stück Unionbankaktien und 700 fl 1 Kreuzer. Nämlich
600 fl | für 3 junge, welche auf 9 alte kommen |
66 fl | 67 Kreuzer für einen Anteilsschein auf die 10. Aktie |
33 fl | 34 Kreuzer auf einen von mir im Verein mit Dir anzukaufenden ½ Anteilsschein. |
Zusammen bekommen wir für 20 Stück Aktien bekanntlich 6 junge und 2 Anteilsscheine. Den dritten Anteilsschein, welcher für die Eintauschung einer 7. jungen notwendig ist, müssen wir uns zusammen neu kaufen.
Ich bitte Dich, das ganze Geschäft, namentlich aber den Ankauf eines Anteilsscheines, bald besorgen zu lassen. Ich hätte Dich nicht mit diesem Geschäfte belästigt, aber wir profitieren das Agio der 2 auf unsere 10. Aktie fallenden Anteilsscheine, wenn wir gemeinsam handeln.
Mit vielen Grüßen und auf Wiedersehen Dein
Alexander
Wenn eine Vergütung der Fahrt für Toni etc. nötig ist, so bitte ich um die Rechnung dafür. Nur soll Toni, wenn Du ihn beauftragst, das Geschäft bald machen, bis 22. Mai ist der letzte Termin.
Mit Bleistift, offenbar von Emil nach Erhalt des Briefes geschrieben
600 fl | für 3 junge | ||
66 fl | 67 | Kreuzer für 1/3 Junge | |
12 fl | für Zinsen von Jänner | ||
Zusammen | 678 fl | 67 | Kreuzer |
Erhalten | 700 fl | 1 | [Kreuzer] |
Ausgegeben | 678 fl | 67 | [Kreuzer] |
Cassa [?] Rest | 21 fl | 34 | [Kreuzer] |
Lieber Bruder!
Ich befinde mich seit Donnerstag in Baden, war aber gestern wieder in Wien, um bei den letzten Atemzügen des armen Albert Schmid zugegen zu sein. Sein Tod erfolgte gestern ruhig und sanft um 18:30 Uhr.
Wir haben bis 22. Mai das Bezugsrecht auf junge Unionaktien auszuüben. Mir wird nichts anderes übrig bleiben, als die Vermittlung Onkel Fritzens in Anspruch zu nehmen. Was gedenkst Du zu tun? Ich kam eben zur Mutter und fand dort Deine Korrespondenzkarte. Ich erwarte vorläufig ein Schreiben von Dir.
Leb wohl
Emil
Die Mutter ersucht Dich, wenn Du nächstens nach Baden kommst, das weiße Federmesser mitzubringen, welches sie dem Ernst geliehen hat und das jener nach Graz mitnahm. Viele Grüße von allen.
Lieber Bruder!
Ich habe dem Prof. Pebal, welcher am 3. Mai von hier nach Wien ging, ein Paket an Dich mitgegeben. Es enthält 10 Stück Unionbankaktien und 700 fl in barem, außerdem ein Schreiben mit meinen Propositionen. Pebal hat den Auftrag, es, wenn er Dich nicht findet, der Auguste zu übergeben mit der Weisung, dass sie es gut aufbewahre und es Dir übergebe. In Augustes Händen wird es schon sein. Ich bitte Dich der Sicherheit halber, es bald von ihr zu übernehmen.
Drücke der Familie Schmid mein herzlichstes Beileid aus.
Der Mutter lasse ich die Hand küssen, ich werde ihren Auftrag an Ernst bestellen. Grüße die andern von Deinem
Alexander
Lieber Kollege
Ich wurde gestern gegen 18:00 Uhr durch das Telegramm des fröhlich in Marburg [an der Drau, Maribor] beisammen seienden naturwiss[enschaftlichen] Vereines überrascht. Ich bitte Sie, bei erster Gelegenheit hierfür meinen herzlichen Dank zu verkünden. An solche schöne Allotria wie die Vereins-Ausflüge können wir hier wohl noch lange nicht denken; wenigstens so viel habe ich aber von den Umgebungen schon gesehen, dass es von niederer Fauna wimmelt. Mit 6 oder 8 Zuhörern habe ich angefangen; ähnlich ist die Frequenz in den übrigen naturwissenschaftlichen Kollegien.
Wie sich meine Nachfolgergeschichte entwickeln wird, bin ich sehr begierig zu hören. Die beiden hinterlistigen Lümmel Ettingshausen und Wolff können vielleicht für Ihren Hundestall eingefangen werden.
Also nochmals: Vielen Dank für die Erinnerung und besten Gruß an alle Freunde, Ihr
Oskar Schmidt
Hochgeehrter Herr Kollege!
Mit großer Freude habe ich vernommen, dass Ihre Universität beabsichtigt, als Nachfolger Oskar Schmidts den Professor der Zoologie in Rostock, Franz Eilhard Schulze, vorzuschlagen. Die Zoologie kann heutzutage, besonders wenn sie einen integrierenden Teil des Unterrichts angehender Mediziner mit Urteil bilden soll, nur vertreten werden von Männern, welche eine gründliche mikroskopisch-anatomische Ausbildung genossen haben. Denn die vergleichende Anatomie und die vergleichende Entwicklungsgeschichte, auf welchen die wissenschaftliche Zoologie allein beruht, sind nur bei gründlichen mikroskopisch-anatomischen Kenntnissen zu verstehen und in ihren Fortschritten zu verfolgen. Alle wichtigen zoologischen Fragen spitzen sich heutzutage in feinen mikroskopischen Untersuchungen zu, ich preise Sie daher glücklich, wenn es Ihnen gelingt, meinen jungen Freund, den vortrefflichen Franz Eilhard Schulze, zu gewinnen. Ich kenne seine Begeisterung für seinen Beruf, seine Gewissenhaftigkeit und Pflichttreue nicht weniger genau als seine z.T. unter meiner speziellen Leitung gefertigten Arbeiten, die zu den besten vergleichend anatomischen gehören, die wir haben. Und dass er die systematische Zoologie und die Museumsarbeiten immer mit Freude betrieben hat, weiß ich aus dem Verkehr mit ihm. Welche neue Anregung wird ihm auch in dieser Beziehung die beneidenswerte Nähe des adriatischen Meeres geben, nachdem er bis dahin an den dürftigen Küsten der Ostsee spärliches Material zu sammeln verurteilt war.
Doch genug. Es kann nicht schwer sein, die Stimmung der Fakultätsmitglieder auf ihn zu vereinigen. Sollte ich einiges dazu beitragen können, würde es mich außerordentlich freuen.
Ihr in größter Hochachtung freundschaftlich ergebener
Max Schultze
Lieber Freund!
Ich belästige Dich schon wieder. Soeben sende ich nämlich an Dich ein für meine Cousine Stephanie Pfann als Hochzeitsgeschenk bestimmtes Holzkästchen. Möchtest Du so gut sein, dasselbe von Wendl abholen zu lassen und, nachdem es aus der Packkiste herausgenommen, zu Pfanns zu schicken.
Ich bin nämlich über die Adresse derselben nicht ganz sicher. Ich werde Dir jedenfalls zu großem Dank verpflichtet sein, wenn ich auch einsehe, dass mein Begehren sehr unverschämt ist.
Ich freue mich sehr, Dich bald hier zu sehen, und verspare Weiteres bis dahin. Der Deine
Lang
Arme verlassene Geliebte!
Habe nun ach! Aachen, Bonn und Leipzig, letzteres aber noch nicht durchaus studiert mit heißem Bemühen, reise heut nach Berlin, komm Dienstag wieder hieher zurück, um mit Stattler zusammenzutreffen und will Donnerstag in Breslau, Sonntag in Graz sein. Der Trubel hat mir durch das F[…] H[…]z’s einen recht bösen Streich gespielt. Wie mag es dem Arm[en?] wohl gehen? Dem ist offenbar die Verlobung und die Beute[?] in die Knochen gefahren.
Ludwig und Czermak habe ich gesehen. Ersterer interpellierte mich um Dein Verhältnis zu Brücke; er hatte gehört, Ihr hättet euch überworfen. Ich erklärte ihm, dass das nicht der Fall sei, wenn euer Verhältnis auch kein geradezu Zärtliches sei. Czermak befindet sich gar nicht wohl und geht morgen in ein Bad, St. Moritz im Engadin oder Wildbad im Schwarzwald. Von meinem Weibe höre ich nichts Ungünstiges.
Hoffentlich haben Dich die Weiber in Graz mittlerweile nicht gefressen, so dass mir bei meiner Rückkunft etwas von Dir übrig bleibt.
Herzliche Grüße an alle Freunde. Kracher [?] lasse ich danken für sein Telegramm. Dein
Pebal
In Leipzig wohne ich: Hotel de P[…], in Berlin Hotel de Prusse [?], in Breslau bei Persch Mezor [?]
Befinde mich selbstverständlich sehr wohl.
Verehrtester Herr Professor!
Die neue Rigorosen- und Studienordnung stand auf der Tagesordnung der letzten Sitzung des medizinischen Professorenkollegiums. Prinzipielle Einwendungen wurden gar nicht erhoben. Man begnügte sich, das Ministerium darauf aufmerksam zu machen, dass einige Punkte der Vorleseordnung hier vorderhand nicht auszuführen sind. Dies bezieht sich auf die Kliniken. Eine Klinik für Syphilis, für Hautkrankheiten und für Kinderkrankheiten existiert hier selbstverständlich nicht. Und man stellte daher an das Ministerium das Ersuchen, wegen Errichtung dieser Anstalten das Nötige zu veranlassen.
Gegen die praktischen Übungen und Prüfungen wurde nichts bemerkt. Bei der geringen Frequenz der hiesigen Universität dürfte gerade dieser für die Professoren lästigste und bei großer Studentenzahl fast unausführbare Punkt keine besonderen Schwierigkeiten machen. Über den zu erwartenden Nutzen der neuen Verordnung ist gar nicht gesprochen worden; man will erst sehen, wie sich die neue Ordnung in der Praxis bewährt und hat sich vorbehalten, erst später an das Ministerium zu berichten und allfällige Anträge zu stellen. Privatim hört man freilich nicht viel Gutes; die praktischen Prüfungen aus allen möglichen Fächern, die sich auf dem Papier sehr schön ausmachen, dürften wohl zum guten Teile zur reinen Komödie werden. Die bezüglich der neuen Studien- und Rigorosenordnung sich aufwerfende Rechtsfrage: ob es angehe, im Verordnungswege bestehende Gesetze aufzuheben und neue an deren Stelle zu setzen, wurde gar nicht berührt. Kurz gesagt: die neuen Verordnungen wurden zwar vom hiesigen Kollegium einfach angenommen, und dasselbe wird sich bemühen, die Intentionen des Ministeriums so gut als möglich durchzuführen. Ich war heute noch bei unserem Dekane, Prof. Rembold, um ihn zu fragen, ob in der in Rede stehenden Angelegenheit von hier aus noch etwas geschehen wird. Er versicherte mich auf das Bestimmteste, dass man an das Ministerium keine weiteren Vorstellungen machen werde. Wenn daher das Grazer Kollegium, wie mir aus Ihrem Briefe hervorzugehen scheint, dem Ministerium mit Protesten entgegentreten will, so hat es von hier aus gar keine Unterstützung zu erwarten.
Ich begnüge mich für heute, die an mich gestellte Anfrage zu beantworten und bin natürlich mit Vergnügen bereit, falls Sie es wünschen, weitere Aufklärungen zu geben. Ich freue mich sehr darauf, Sie heuer bei der Naturforscherversammlung zu sehen, welche Sie, wie ich von Dr. Lott hörte, besuchen werden. Ich werde Anfang August nach Berlin gehen und dann ebenfalls zur Naturforscherversammlung nach Leipzig kommen.
Ihr dankbarer und ergebener
V. Ebner
Geehrter Herr Collega
In Beantwortung Ihres Briefes teile ich Ihnen mit, dass die neue Prüfungs- und Studienordnung an der hiesigen medizinischen Fakultät im allgemeinen nicht schlecht aufgenommen wurde und dass man bei Entwerfung des Lektionskataloges für das nächste Wintersemester getrachtet hat, soweit als die hiesigen Verhältnisse gestatten, den Intentionen des Ministeriums nachzukommen. Man hat im ganzen die Verordnungen als ein fait accompli betrachtet, an welchen sich nicht viel ändern lässt und deshalb wurden auch sehr wenige Abänderungen vorgeschlagen, so z.B. Einführung von Vorträgen über allgemeine Chirurgie, praktische Prüfungen über Anwendung des Augenspiegels. Was die Physiologie betrifft, so habe ich die Histologie[sic], die Entwicklungsgeschichte und die Einleitung zum Gebrauche des Mikroskops den beiden Dozenten v[on] Ebner und Öllacher überlassen, und für das nächste Wintersemester habe ich bloß die Vorträge über Physiologie angekündigt, und zwar wie bis jetzt in deutscher und italienischer Sprache. Außerdem habe ich angekündigt, dass das physiologische Institut von allen jenen Studierenden unentgeltlich benützt werden kann, welche einige Vorkenntnisse in der Physiologie nachweisen können.
Bezüglich der praktischen Übungen in der Histiologie[sic] und Physiologie habe ich bis jetzt keinen Antrag gestellt, da nach dem ministeriellen Schema dieselben erst im Sommersemester zu berücksichtigen sind; es ist jedoch selbstverständlich, dass ich diese Übungen nicht aus der Hand geben werde, weil mit denselben die praktischen Prüfungen verbunden werden sollen.
Bei meiner Eingabe an das Ministerium über die praktischen Prüfungen aus der Physiologie habe ich betont, dass es ganz unzulässig sei, die Studierenden bloß über das Wenige zu prüfen, welches dieselben in der Privatpraxis brauchen werden und gleichzeitig erwähnt, dass es höchst erwünscht wäre, wenn die Einrichtung der praktischen Prüfungen an allen Universitäten nach einem einheitlichen Plane organisiert wäre. Bis jetzt hat noch niemand von den Professoren einen Antrag gestellt bezüglich einer Remuneration für die Mehrleistung infolge der neuen Verordnungen, obwohl ein solcher Antrag im Gesetz über die Besoldungen und Verpflichtungen der Professoren begründet wäre.
Nach meinem Dafürhalten wäre sehr erwünscht, wenn man ein gleichmäßiges Vorgehen an allen Hochschulen erzielen könnte, und deshalb werde ich nicht ermangeln, Sie in Kenntnis zu setzen über die Anträge, die bei uns vorkommen sollten, mit der Bitte, das Nämliche mit mir tun zu wollen.
Mit dem besten Dank für Ihre Glückwünsche zu meiner Verlobung zeichne ich mich Ihr ergebenster
Max Vintschgau
Sehr geehrter Collega!
In Nachtrag meines gestrigen Briefes habe ich Ihnen noch mitzuteilen, dass an der hiesigen medizinischen Fakultät der Antrag gestellt wurde, dass der Regierungskommissär bei den Prüfungen aus dem Kreis der Professoren der medizinischen Fakultät gewählt werde, und dies aus folgendem Grunde: dass in Innsbruck kein Doktorenkollegium bestand, sodass die Regierung keine Abschlagszahlung an den Doktorenkollegien zu tun hat und weil bei der sehr beschränkten Zahl von hiesigen Ärzten nicht möglich ist, eine Persönlichkeit zu finden, welche der gegenwärtigen Anforderung der Wissenschaft entspräche.
Mit der Bitte, mir diese Unterlassungssünde zu vergeben, zeichne ich mich Ihr ergebenster Collega
Max Vintschgau
Hochzuverehrender Herr Collega.
Sie erhalten heute oder morgen eine Abhandlung meines Jugendfreundes und Archiaters Kolisko von der Akademie zur Beurteilung. Wir haben nur noch zwei Klassensitzungen, die letzte am 18. d[ieses] M[onats], vor den Ferien, und der Autor brennt natürlich vor Begierde zu wissen, woran er mit der Arbeit ist, die ihn schon lang beschäftigt. Wenn es also ohne große Umstände für Sie möglich ist, so würde ich in seinem Namen um rechtzeitige Erledigung recht sehr bitten.
Hochachtungsvoll ergebenst
Carl von Littrow
Verehrtester Herr Professor!
Vorgestern habe ich Ihnen den Separatabdruck meiner Arbeit über die Speicheldrüsen zugeschickt, und ich bin neugierig zu hören, was Sie davon halten. Ich selbst muss das sonderbare Geständnis machen, dass ich eigentlich gar nicht weiß, ob die Arbeit etwas oder nichts wert ist. Die ganze Arbeit hat mir so viel Zorn und Ärger gemacht, dass ich dabei zwar nicht die Kritik, wohl aber jede Objektivität bezüglich des Wertes meiner Leistung verloren habe. Zwar bin ich jetzt nach mehr als einem halben Jahre etwas ruhiger geworden und bedaure, dass ich die ganze Abhandlung in einem gemütlich deprimierten Zustande geschrieben habe und angeekelt von den vielen nutzlosen Injektionsversuchen, bei welchen nichts herauskommt, wichtige und folgenschwere Dinge, wie die Verbindung der Ausführungsgänge mit den Alveolen nicht mit der Ausführlichkeit und Geduld untersucht habe, wie sie es verdient hätten. Teilweise ist darin wohl das Bedürfnis schuld, endlich einmal etwas loszulassen.
Ich ergreife die Gelegenheit, Sie auf einige irrtümlich bezeichnete Präparate aufmerksam zu machen, welche sich durch meine Schuld in der Präparaten Sammlung des Grazer Physiologischen Institutes befinden. Sie erinnern sich vielleicht, dass zu der Zeit, als ich als Assistent eintrat, im Assistentenzimmer sich eine Masse von Präparatengläsern befand, welche nicht etikettiert waren. In einem derselben befand sich auch ein größeres, in Müllerscher Flüssigkeit gut konserviertes Drüsenstück, das bei oberflächlichem Ansehen auch von Ihnen für ein Stück Pankreas vom Ochsen gehalten wurde. Ich machte von demselben Schnitte, von welchem eben auch einige in Graz liegen mit der Bezeichnung „Pankreas Ochs“. Das fragliche Drüsenstück war aber sicher eine Mundspeicheldrüse, denn sie enthielt Schleimzellen, Halbmonde und Speicheröhren, lauter Dinge, die im Pankreas des Ochsen ebenso wenig als in dem der anderen Tiere, vorkommen. Mit welcher Drüse ich es damals zu tun hatte, weiß ich nicht, vielleicht war es eine Mundspeicheldrüse vom Rinde. Ich bitte daher, diese von mir bona fide verübte Fälschung unschädlich zu machen.
Haben Sie die maliziösen und stellenweise zu dummen Angriffe gelesen, die Merkel auf meine Samenkanälchen-Arbeit gemacht hat (im letzten Heft von Müllers Archiv). Ich habe sofort an Reichert eine gesalzene Entgegnung geschickt, die nächstens erscheinen wird, nachdem Reichert einige als „unparlamentarisch“ erklärte Ausdrücke gemildert haben wird. Ich bin nun recht froh, dass ich nicht gegen Pflügers Drüsenepithelienregeneration ausführlich polemisiert habe, wie ich einmal wollte, sonst käme ich noch in den unverdienten Ruf eines Krakeelers.
Ihr aufrichtig ergebener
V. Ebner
Lieber Freund!
Unsere Staatsschrift scheint nicht ohne Erfolg zu bleiben. Stremayr schrieb gestern an Heschl, man möge ihm sogleich 3 Exemplare der Abschrift senden. Ich sandte ein Exemplar an Rembold, Duchek, Rokitansky – Heschl an Späth und Dumreicher.
Ich schicke Dir 3 Exemplare; wenn Du mehr brauchen solltest, gebe Nachricht oder beauftrage mich mit direkter Zusendung.
Von hier ist nichts Wichtiges zu melden – mit der Anstalt gehts in gewohnter Weise vorwärts, in meinem Teile eigentlich rückwärts, da ich die sämtlichen Asphaltböden wieder aufreißen lassen muss, um nicht Schwimmschulen statt Seziersäle zu haben, worüber heute grosser Disput zwischen Büchner und Ellinger dessen Resultat war, dass Ellinger erklärte, er werde um seine Enthebung von dieser Bauangelegenheit ansuchen.
In unserem Lager herrscht natürlich große Freude über die ganz unerwartet gekommene Ernennung Schulzes.
Mit dem Wunsche auf Erfolg in Deinen Bemühungen bezüglich der Studienordnung und Grüßen an Deine Familie Dein ergebener Freund
Planer
Zur Datierung: das Jahresdatum könnte auch als 1873 gelesen werden.
Geehrtester Herr Professor!
Entschuldigen Sie zunächst die leider durch geschäftliche Störungen verzögerte Beantwortung Ihres Werten vom 3. dieses Monats, die Ihnen erst heute Nachricht über die nun von Ihnen richtig zugekommene Tafel zum 3. Hefte Ihrer ‚Untersuchungen’ bringt.
Ich bekenne Ihnen nun offen, dass ich, da mir jede briefliche Mitteilung Ihrerseits zu dieser Tafel fehlten, die Ausführung derselben für weniger dringlich erachtete und sie dem Lithographen in Erwartung weiterer Sendungen von Ihnen nicht sogleich übergab. Heute darf ich Ihnen nun melden, dass mir die Bachsche Lithographische Anstalt [die] Vollendung der von ihr allerdings als sehr mühsam bezeichneten Tafel bis 27. dieses Monats versprochen hat und hoffe ich zuversichtlich, dass ich Ihnen um diese Zeit Probedrucke zur Revision einsenden kann.
Angenehm würde es mir sein, wenn Sie mir die für die weiteren Tafeln (oder für den Holzschnitt[)] bestimmten Figurenzeichnungen recht bald zugehen ließen, damit wir damit noch vor Beginn des Textdrucks einen kleinen Vorsprung gewännen.
Die betreffenden Manuskripte für das 3. Heft darf ich wohl kaum vor Vollendung der in Arbeit begriffenen Tafeln erwarten? Unter allen Umständen dürfen Sie versichert sein, dass ich nach Empfang Ihrer Sendungen alles zur möglich schnellsten Veröffentlichung des 3. Heftes beitragen werde.
Unter Hochachtungsvoller Begrüßung Ihr ergebenster
pp. Wilh. Engelmann
Theod. Engelmann
Hochgeehrter Freund!
Bisher habe ich Ihren Brief nicht beantwortet, weil ich auf Prof. Heschl wartete, den Sie mir angekündigt hatten. Er ist aber nicht gekommen, und jetzt, wo ich im Begriffe stehe, nach Salzburg abzureisen, muss ich Ihnen doch schreiben. Ich hatte schon, als ich Ihren Brief erhielt, eine Eingabe an das Ministerium gemacht, in der ich vorgeschlagen hatte, über dem jetzigen Physiologischen Institute einen Stock aufzusetzen, diesen für den Elementarunterricht ähnlich wie den Seziersaal, den ganzen Tag offen zu lassen und vier vom Staate besoldete Demonstratoren anzustellen, mit denen ich den Unterricht für Histologie und praktische Physiologie zusammen gegen das Honorar, wie es für den Seziersaal entrichtet wird, leiten wollte. Ich weiß nicht, ob das Ministerium hierauf eingeht; aber es scheint mir bei der Menge Studierender, wie sie hier sind, und wenn es sich auch schließlich nur um die Hälfte eines Jahrganges handelt, die einzige Art, wie die Leute etwas lernen können. Ich habe übrigens mich hiezu nur herbeilassen können in Ansehung der größeren Anzahl von Studierenden. Wenn ich z. B. denke, dass Vintschgau Ähnliches tun sollte, so würde er seine Zeit verderben müssen, ohne dafür bezahlt zu sein, und die Regierung hat keinerlei Recht, ihm oder seinem Assistenten dergleichen aufzuerlegen. Stremayr ist jetzt im Bade. Glaser verwaltet seine Geschäfte. Ich wünschte, Ihre Vorstellungen kämen in seine Hände, da er als früherer Sektionschef die Branche kennt, würde er Stremayr darüber manches sagen können, was ihm von anderer Seite nicht gesagt wird.
Mit bestem Gruß und besten Wünschen für die Ferien Ihr
Ernst Brücke
Geehrter Herr Professor!
Ich erlaube mir heute, Sie mit einer Bitte zu belästigen, und zwar geschieht dies im Auftrage eines Freundes, dem ich selbst sehr gern zu Diensten stehe und dem Sie gewiss gleichfalls die Gefälligkeit, um die es sich handelt, nicht versagen würden.
Es ist die Stelle eines Primararztes und Direktors der Grazer Irrenanstalt mit der Hinzufügung ausgeschrieben, dass vorzugsweise die erprobte Befähigung des Petenten als Lehrer der Psychiatrie berücksichtigt werden wird. Was nun meinen Freund zu wissen interessiert, ist, ob diese Ausschreibung in der Tat mit der Absicht geschah, die Besetzung im Vereine mit dem Grazer medizinischen Professorenkollegium so ins Werk zu führen, dass Graz einen wissenschaftlichen Kliniker für Psychiatrie erhält, oder ob die Ausschreibung nur eine Formsache war und der Posten für Herrn Dr. Köstl reserviert ist.
Sollte der letztere Fall nicht zutreffen, sollte man in der Tat daran denken, mit dem neuen Direktor auch eine klinische Lehrkanzel zu schaffen, so ginge der Wunsch meines Freundes dahin zu erfahren, ob Sie sich in diesem Falle nicht an Meynert zu wenden gedenken, über dessen wissenschaftliche Leistungen Sie ja besser orientiert sind, als viele Ihrer Kollegen.
Sie werden mich, und wenn ich gut unterrichtet bin, auch Herrn Hofrat Rokitansky dadurch verpflichten, dass Sie die Antwort auf die gestellten Fragen nach Tunlichkeit rasch beantworten.
Ich selbst, wenn auch nur als durchaus unbeteiligter Vermittler in dieser Sache, verbleibe ich Ihnen zu Gegendiensten bereit und zeichne bestens grüßend Ihr ergebenster
S. Stricker
Zur Datierung: Es handelt sich um die Ausschreibung der Stelle nach dem Tod von Josef Czermak am 24. 7. 1872, die zur Berufung von Krafft-Ebing führte.
Lieber Bruder!
Ich bin seit Montag hier auf dem schönen Eiland und gedenke bis nächsten Dienstag hier zu bleiben. Es gefällt mir so gut wie bei meinem ersten Aufenthalt hier und wie damals gebe ich mich mit Behagen und Genuss den großartigen Eindrücken hin, die das Meer hier gewährt.
In München verlebte ich schöne Tage. Haeckel, Gegenbauer aus Jena, Kölliker und Hensen waren dort. Aus Innsbruck Ebner, Heine, Barth. Ich wohnte mit Lang in einem Zimmer.
Voit, Bischoff, Rüdinger und Beez zeigten mir mit großer Liebenswürdigkeit ihre Institute, manches Brauchbare nahm ich mir ad notam. Namentlich der große Respirationsapparat interessierte mich sehr, er steht im anatom[isch]-physiolog[ischen] Institute, die hier in einem Hause zusammen sind. Ich ging von München direkt nach Hamburg und nahm dort nur Nachtquartier, schon am nächsten Morgen lief ich die Elbe hinaus.
Lipp, welchen ich hier zu finden hoffte, ist nicht mehr hier, dagegen einige andere Österreicher, darunter Exzellenz v[on] Plener.
Grüße mir alle herzlichst, und sollte etwas Wichtiges mitzuteilen sein, dann erhalte ich Briefe, welche jetzt nach Leipzig (poste restante) aufgegeben werden, aber kein Brief darf später als inklusive 15. d[ieses] M[onats] in Baden auf die Post gegeben werden, sonst bleibt er in Leipzig liegen. Von Leipzig schreibe ich wieder.
Mit vielen tausend Grüßen Dein
Alexander
Lieber Freund!
Schönsten Dank für Deinen lieben Brief, welchen ich gestern erhielt. Meine Frau und ich freuten uns herzlich über Dein Wohlbefinden und Deine poetische Stimmung. Seit 8. d[ieses] M[onats] sind wir wieder in Graz und Samstag bezogen wir unsere Destination am Rosenberg. Meine Frau hat die Reise ganz gut überstanden; auch bin ich mit ihrem Befinden vorläufig zufrieden; – Die Wirkungen der Bäder sollten ja erst nach Wochen zutage treten.
Schenkl hat immer noch keinen Brief aus Berlin und zerstreut sich durch gelegentliche Besuche in Stübing.
Von Deiner Rauferei mit Mommsen hatte ich schon gehört. Ich freue mich übrigens auf Deine Erzählung.
Der „Gründer“ Hildebrand dürfte endlich in den letzten Tagen abgereist sein. Er will Dich durchaus unter die Haube bringen. Nimm Dich aber in acht; denn es gibt auch schlechte norddeutsche Hausfrauen.
Morgen wollen Toepler, Boltzmann und ich Lang in Stübing zu einer Gleinalpenpartie abholen und das ist auch der Grund, weshalb mein Brief so kurz angebunden ist. Die Sache ist vorläufig nur insofern noch in Frage gestellt, als gestern ein junger Sch[…] an der Bräune gestorben ist.
Grüße Meyer, wenn du ihn siehst (ich habe ihm noch nimmer nicht geschrieben), Zirkel [?] und wer sonst noch meiner sich erinnern sollte, und komm in guter Laune bald […]. Dein
Pebal
Geehrter Herr Professor!
Ich warte von Tag zu Tag auf Nachricht respektive Geldsendung für Sie aus Leipzig. Ich schreibe Ihnen auch diese Zeilen nur, um Ihnen mitzuteilen, dass Ihre Exemplare hier liegen, und dass mir Engelmann die Rechnung für Sie bereits abverlangt hat. Sollten sie im Laufe der Woche in Baden sein, so will ich Ihnen die Sendung, sobald sie eintrifft, dahin schicken oder bringen. Bestens grüßend Ihr ergebener
S. Stricker
Lieber Bruder!
Ich weiß nicht, ob ich mit Dir vor meiner Abreise davon gesprochen habe, dass ich Euch eventuell auch statt eines Briefes ein Telegramm über meinen Aufenthalt zukommen lassen werde. Nun war ich heute, um von Euch auch wieder eine Nachricht zu erhalten, in der Lage zu telegrafieren.
Die Rückantwort habe ich bezahlt und werde das auch künftig so machen. Habt Ihr mir nur zu melden, dass es Euch gut geht und ist sonst nichts vorgefallen, so genügt die bezahlte Antwortdepesche. Hättet Ihr mehr zu melden, so braucht Ihr nur noch ein zweites oder drittes Telegramm an dieselbe Adresse zu senden, das einfache Telegramm kostet nach allen deutschen Plätzen nur 1 fl und einige Kreuzer. So viel über unseren Verkehr. Antwortbriefe erhält man, wie Du ja weißt, auf der Reise stets zu spät. In Leipzig habe ich allerdings den Brief der Mutter erhalten, für diesen gab ich aber auch einen so langen Termin, wie ich ihn jetzt nicht mehr geben kann. Ich danke der Mutter für ihren Brief. Dass Cornel bei der Maturitätsprüfung gefallen ist, ist und bleibt eine Schmach. Ich war sehr aufgebracht über diese Lumperei und kann das gar nicht leicht nehmen. Er muss natürlich die Nachprüfung machen und die leeren Ausreden auf den schwachen Kopf usw. die, wie es scheint, bei der Mutter etwas zu leicht Gehör finden, darf man dem guten Cornel nicht so leicht hinnehmen. Das geht so alles wie in einem leichten Tanz dahin; geht es, so geht es! Geht es nicht, so geht es nicht! Bei solchen Anschauungen kommt gar nichts heraus. Es muss gehen! Cornel soll sogleich fleißig für seine Nachprüfung zu studieren anfangen. Er soll so viel Ehrgefühl haben und denken, dass etwas Ordentliches aus ihm werden muss. Ein Mensch, der bei der Maturitätsprüfung gefallen ist, hat seiner Familie Schande gemacht. Unser guter Vater würde den Fall auch nicht anders beurteilt haben. Ich bitte Dich, diese Lektion in meinem Namen dem guten Cornel zuteil werden zu lassen und ihm zu sagen, dass es mit dem Spaß bei mir aus ist. Man muß die Zukunft in den Augen haben und fleißig arbeiten. Das soll er tun, um sich der Liebe der Seinen würdig zu machen.
Nun Weiteres über meine Reise.
Von Helgoland fuhr ich unter einem furchtbaren Unwetter auf der See – wir hatten 20 Fuß hohe Wellen – in die Wesermündung ein. Der kleine Sturm, den ich auf der seetüchtigen ‚Nordsee’, einem kleinen Bremer Schiff, mitmachte, wird mir für immer eine schöne Erinnerung überstandenen Ungemaches bleiben. Aber während das Schiff hin- und hergeworfen wurde und ich von der Seekrankheit im scheußlichsten Grade befallen, da war mir ganz anders zumute als jetzt. So furchtbar deprimiert wie damals, erinnere ich mich kaum je gewesen zu sein und die schrecklichsten Bilder zogen an mir vorüber. Das Ende der Fahrt war aber schon wieder ruhiger und bald nachdem ich in Grestemünde das Schiff verlassen hatte, stellte sich Appetit ein. Ich verzehrte ein Beefsteak und ein Omelette, eine angenehme Wärme überrieselte meinen Rücken und ich war trotz meines mehr als zwanzigmaligen Erbrechens auf dem Schiffe wieder hergestellt. Ich ging nach Bremen und am selben Tage abends noch nach Leipzig, wo ich nach durchfahrener Nacht gesund und frisch angekommen bin. Zur Zeit der höchsten Not glaubte ich, nun würde ich acht Tage in Grestemünde liegen können; aber ein Seekranker ist eben unzurechnungsfähig.
Die Naturforscher-Versammlung war glänzend besucht. Ludwig nahm mich herzlich und freundlich auf. Noch am ersten Tage speiste ich bei ihm mit Helmholtz. Heidenhain, Engelmann, Costa und dem jungen Dove, dem Verlobten von Aennchen Ludwig. Frau Ludwig und das Aennchen erinnerten sich meiner auch noch und hatte ihre Freude am Wiedersehen.
Leider waren wir alle durch die Nachricht von Hanns Brückes Tode aufs Tiefste erschüttert.
Du Bois kam in Folge dieses traurigen Falles erst am Mittwoch 14. d[ieses] M[onats] nach Leipzig. Er erzählte mir auf das Ausführlichste das traurige Ende von Hanns Brücke. Vieles habe ich in Leipzig gesehen und gehört, wovon ich Dir erzählen werde.
Auch Strickers und Cohnheims eklige Diskussion hörte ich mit an. Glaube ja nicht, was die Presse darüber meldete. In Wahrheit hat Stricker Fiasko gemacht. Ich hielt mich ferne, trotz Strickers flehentlicher Bitte, für ihn die Kastanien aus dem Feuer zu holen. Auch darüber mündlich mehr.
Nun lebe wohl, grüße mir alle.
Wohin ich von hier zunächst gehe, weiß ich selbst noch nicht genau. Vielleicht nach Salzburg, um Brücke zu besuchen. Auch das weiß ich noch nicht, ob ich über Wien oder über Graz nach Baden komme. Es lockt mich, die Rudolfsbahn von St. Valentin nach Leoben zu befahren. Ich würde dabei in Graz nachschauen können und dann jedesfalls die ersten Septembertage in Baden sein.
Alexander
Lieber Freund, Euer Magnifizenz!
Vor allem meinen Glückwunsch zur neuen Würde! Nebenbei die Gebühren, die ich vorgestern einkassierte, und schließlich der Hauptteil der Denkschrift an den Minister. Es fehlt der Eingang, in dem ich die ministeriellen Bedenken gegen den neuen Studienplan auseinandersetze; mit welchem ich heute ganz fertig zu werden hoffe. Ich bitte, lies die Sache durch und setze Noten oder gewünschte Änderungen und Auslassungen hinzu, und sende mir dann die Geschichte wieder – den fehlenden Eingang werde ich Dir, sobald er fertig, zur kritischen Durchsicht schicken. Dann geben wir die ganze Arbeit noch Heschl zur Einsicht und dann könnte der Bericht in der Professorensitzung vorgelegt werden. Ergebenst grüßend
Schauenstein
Zur Datierung: Der Brief fällt wohl in den Beginn von Rolletts erstem Rektorat 1872/73, da Schauenstein keine Andeutung einer neuerlichen Ausübung dieses Amtes macht.
Lieber Kollege!
Erst heute ist es mir gelungen, eine Audienz beim Minister zu erlangen. Ich beeile mich, Sie von dem Ergebnis derselben sowie von dem Verhalten der beiden Räte Ehrhardt und Kraushaar kurz zu unterrichten. Alle drei gingen sehr bereitwillig auf meine Vorschläge und Wünsche ein. Es wurde sowohl vom Minister als von den Räten die demnächstige Einrichtung eines größeren zootomischen Institutes in Graz und dessen ausreichende Dotierung im Prinzipe zugestanden und die Anstellung eines besonderen Präparators bewilligt. Ihr Gedanke, das von Ihnen jetzt neu bezogene Institut zum zootomischen zu machen und ein neues physiologisches Institut zu bauen, fand nach Entwicklung der Gründe bei allen drei Herren die beste Aufnahme und besonders Herr Ministerialrat Kraushaar schien die Zweckmäßigkeit eines solchen Verfahrens richtig zu würdigen. Nur sprachen sich sowohl der Minister als Kraushaar dahin aus, dass man es zunächst bei der jetzigen Einrichtung möge bewenden lassen und dass meine Übersiedlung in das jetzige Anatomiegebäude erst dann vorzunehmen sei, wenn Ihnen ein neues physiologisches Institut gebaut sei. Eine Andeutung meinerseits, dass es ja leicht sei, Sie selbst zu einer Konferenz jetzt gleich herbeizuziehen, fand beim Minister keine rechte Beachtung, und schien es mir zweckmäßig, davon abzusehen.
In Betreff des Triester Institutes gab mir der Minister die Zusicherung, dass dasselbe der Grazer Zoologischen Lehrkanzel unterstehen solle und stellte mir anheim, demnächst meine darauf bezüglichen Vorschläge einzureichen.
Sie sehen, die Sache läuft zunächst ganz gut. Ich werde nun von Rostock aus, sobald es mir möglich ist, meine Vorschläge recht detailliert an das Grazer Rektorat und Dekanat einsenden, und zwar da ich nicht genau weiß, welche Dinge für das eine Forum und welche für das andere zu bestimmen sind, zunächst unter Ihrer Adresse. Der kurze Weg mit Auslassung der Statthalterei wurde mir im Allgemeinen zugestanden, nur die auf die Änderungen im Institut und in meiner Amtswohnung sich beziehenden Wünsche sollen auch der Statthalterei mitgeteilt werden.
Indem ich Ihnen nochmals für Ihre gütige Teilnahme und guten Ratschläge herzlich danke, bitte ich Sie, meinen Gruß an die Kollegen von Pebal, von Planer und die beiden Physiker Toepler und Boltzmann zu bestellen.
Mit kollegialischem Gruße Ihr hochachtungsvoll ergebenster
Franz Eilhard Schulze
Lieber Bruder!
Heute war Herr von Schmid in Baden und hat mit mir in Angelegenheit des projektierten Grundankaufes konferiert. Er wünscht nochmals von Dir zu erfahren, in Form eines Briefes, wie hoch die Summe sein darf, die er zu diesem Zwecke verausgaben dürfte. Der Grundkomplex beträgt 235,1 Quadratklafter, was bei einem Preise von 15 fl für die Klafter keine 4000 fl ausmacht. Offenbar wird aber das Grundstück zu einem so niedrigen Preis nicht zu haben sein. Denn die Familie Pfleger wird beanspruchen, von den Interessen des Verkaufspreises nicht bloß eine neue Wohnung samt dem nötigen Hofraum mieten zu können, sondern auch etwas für das Leben zu erübrigen. Man kann also erwarten, dass 6–8000 fl und noch mehr verlangt werden. Ein Preis, der weit über dem reellen Werte der fraglichen Realität gegriffen ist, für den Fall als der Parzellierungsplan der Griesen scheitern sollte. In Bezug auf Letzteres bliebe zu erwägen, dass in Wien von einem Privaten keine Parzellierung und neue Straßenlegung vorgenommen werden darf ohne Einwilligung und Zustimmung der Gemeinde. Ob dies in Baden auch so ist, weiß ich nicht, aber nehmen wir an, es sei auch so, und setzen wir den kaum denkbaren, aber dennoch möglichen Fall, die Gemeinde würde ein Veto gegen die von uns projektierte Straßenlegung aussprechen. Dann haben wir ein Haus in Händen, das sich um den Preis von 6–8000 Gulden gewiss nicht rentieren kann. Herr von Schmid will nun wissen, ob er dennoch auf dieses Risiko hin das Pflegersche Haus kaufen soll, zu welchem Maximalpreise und was mit dem Hause geschehen soll für den Fall des Scheiterns des Parzellierungsplanes. Ferner will er wissen, ob Du einverstanden bist, dass Schmid für einen hiesigen Bekannten durch den Agenten König, der eine kleine Provision bekäme, das Haus kaufen lässt. Schmid meint, der Agent König sei in Baden bekannt und er würde billigere Bedingungen bekommen als ein aus Wien kommender Fremder. König darf natürlich von dem Parzellierungsplan auch nichts erfahren, sondern wird von Schmid beauftragt, einen kleinen billigen Baugrund in der Feldgasse für einen Wiener Freund ausfindig zu machen. Eine vorherige vertrauliche Anfrage bei der Gemeinde oder Baugesellschaft scheint doch zu gefährlich, da die Sache ohne Zweifel bald publik werden dürfte und den Preis des Pflegerschen Grundes hinaufschrauben würde.
Herr von Schmid erwartet umgehend Deine Beantwortung der vorgelegten Fragen, die Du wohl am besten direkt an ihn richten könntest. Ich ersuche Dich jedoch auch um Mitteilung dessen, was Du an Herrn von Schmid schreibst. Mit vielen Grüßen
Emil
Hochgeehrter Herr Kollege,
hoffentlich tue ich etwas Überflüssiges, wenn ich Sie bitte, sich dafür zu interessieren, daß unser Ministerium an der zoologischen Station in Neapel zwei Plätze für österreichische Forscher erwerbe. Ich darf überzeugt sein, daß Sie dahin wirken werden, daß auch Ihre Fakultät sich mit einem analogen Gesuch an das Ministerium wende. Wir haben keineswegs nur morphologische, sondern auch experimentell-physiologische Untersuchungen im Auge, für welche die Station jetzt eingerichtet wird. Man sagt, das Bestehen der Triester Station werde ein Hindernis bilden. Aber dann wäre wirklich das Gute der Feind des Besseren. Denn was den Reichtum der Fauna und die Großartigkeit der Mittel, die leichte Beschaffung des Materials betrifft, so kann doch die Triester Station nicht mit der Neapler konkurrieren. Das liegt in der Natur der Sache.
Eine Abschrift unseres von Prof. Rabl verfassten Gesuchs haben Sie hoffentlich schon erhalten. Das Gesuch ist noch nicht an das Ministerium abgegangen.
In der Hoffnung, daß es Ihnen gut geht und daß ich Sie im Mai in Wien wiedersehe, Ihr aufrichtig ergebener
E. Hering
Zur Datierung: Vgl. die Briefe von Franz Eilhard Schulze an Rollett im Herbst 1872.
Schicke Dir hier den von mir aufgenommenen Plan unseres Hauses mit den dazugehörigen Rechnungen. Das Projekt so eingezeichnet, wie es am zweckmäßigsten scheint. Schurz, der gestern hier war, hat einen Kostenüberschlag gemacht, die Klafter zu 20 Gulden gerechnet, selber folgt hintan.
Mutter läßt Dich um eine Antwort bezüglich Cornel bitten. Denn der 15te ist schon vor der Tür, die Zeit drängt also. Emil hat Dir so wegen des Pflegerischen Durchlasses geschrieben, im Plan ist selber angedeutet. Indem ich und alle andern Dich vielmals grüßen verbleibe ich Dein Dich liebender
Ernst
Rückseitig der erwähnte Kostenüberschlag
Die Datierung folgt der des briefes vom 30. 11. 1872. – Dieser Brief erliegt im Stadtarchiv Baden im Nachlass Alexander Rollett.
Lieber Bruder!
So schnell als es meine gehäuften Geschäfte erlauben, beantworte ich Dein letztes Schreiben. Ich kenne leider Herrn v[on] Schmids Adresse nicht, aber abgesehen davon halte ich es für das Einfachste, den an Herrn von Schmid zu richtenden Brief an Deine Adresse zur Weiterbeförderung gelangen zu lassen, Du erfährst so am Besten, was Du wissen willst und kannst durch Deine Ratschläge ergänzen. Ich bitte Dich also, den beiliegenden Brief sofort an Herrn von Schmid abzusenden.
Cornels Projekt, von Baden aus die Handelsakademie zu besuchen, halte ich für sehr faul, ich begreife nicht, dass die Mutter das zugeben will. Und woher soll das Geld genommen werden. Ich will übrigens auf Cornels Brief noch nächster Tage besonders antworten.
Grüße mit alle herzlichst
Alexander
Lieber Bruder!
Du wirst aus den zwei Dir überschickten Briefen das Scheitern der Verhandlungen mit der Frau Pfleger entnommen haben. Ich habe nun über die Sache weiter nachgedacht und bin zu folgendem Gedanken gekommen. Vielleicht wäre die Frau Pfleger dazu zu bringen, die Hälfte ihres Besitzes wegzugeben. Ihr Haus würde dann stehen bleiben und nur die Front verkehren gleich dem unsrigen. Die Straße würde dann an dem Pflegerschen Hause vorbei allerdings schmal sein, jedoch immerhin die Breite etwas der Rathausgasse besitzen. Die Verbreiterung des an dem Pflegerschen Grundstück und Hause vorbeiführenden Stückes der neuen Straße müsste dann eben einer späteren Zeit vorbehalten bleiben. Vielleicht würde künftig einmal die Gemeinde selbst das Pflegersche Haus und die zweite Hälfte des Pflegerschen Grundes zur Verbreiterung des neuen Straßenstückes einlösen.
Allerdings müsste man dann der Frau Pfleger gegenüber Farbe bekennen und sie in den Plan, eine neue Straße anzulegen, einweihen. Von der Pflegerschen Feldgassenfront wäre dann nur die aus einer Mauer bestehende rechte Hälfte samt Tor zu demolieren. Es fragt sich nun nur, wer die Verhandlungen zur Ausführung unseres Planes weiterführen soll, ob man nicht die ganze Sache mit den uns zweckmäßig scheinenden Inhaltspunkten in die Hände einer Baugesellschaft legen soll und unter welchen Bedingungen. Ich wüsste augenblicklich keinen besseren Rat und bin begierig, Deine Meinung darüber zu hören. Noch über etwas Anderes möchte ich meine Meinung aussprechen. Die Eröffnung eines zweiten Straßeneinganges von der Breitnergasse aus, nämlich unseres Grieseneinganges scheint mir ganz und gar überflüssig. Wir könnten die auf eine solche überflüssige, weil nur ein paar Häuser weiter unten einmündende, quere Verbindungsstraße entfallenden Quadratklafter durch Verkauf leicht verwerten.
Ende dieser Woche gehe ich nach Wien, da ich schon für 15. d[ieses Monats] mein Erscheinen an der Poliklinik angekündigt habe.
Heute wurde ich von meinem Badener Hausherrn Kritsch um 300 fl, also von 300 auf 600 fl, gesteigert. Ich brauche nun schon mehr als mein Professorengehalt zum Zinszahlen. Der Himmel segne meine Praxis und schenke mir Gesundheit. Es küsst Dich herzlich
Emil
Lieber Bruder!
Ich danke Dir für Dein Schreiben. Ich habe zu Deinem Gedanken, die Frau Pfleger ins Einvernehmen zu ziehen, nur zu bemerken, dass man ihr dann eine Alternativ-Proposition machen könnte. Nämlich was Du vorschlagst und zweitens, dass man ihr an der neuen Straße einen Grund gegen den ihrigen in derselben Größe überlässt und auf denselben ihr eine gleiche Hütte hinbaut.
Übrigens bin ich auch, wie Herr v[on] Schmid will, mit der Übergabe der ganzen Bau- und Parzellierungsgeschichte an die Baugesellschaft unter erst einvernehmlicher Mitwirkung des Dr. Schwach einverstanden.
Gerne bereit, an Dr. Schwach zu schreiben, wäre es doch, glaube ich, viel besser, wenn Du den Rest Deines Badener Aufenthaltes dieser Angelegenheit widmen wolltest. Unterrede Dich also doch vielleicht einmal mit Dr. Schwach. Schreibe mir dann gleich darüber.
Die ganze Sache ist ja doch für uns ein sehr ernstes Geschäft, wenn wir also entschlossen sind, den Weg der Vermittlung durch Dr. Schwach zu betreten, dann heraus damit und seine Provision oder unsere Erkenntlichkeit sei ihm herzhaft versprochen. Ich schicke Dir Schmids Brief mit zu Deiner Information.
Nur wenn Du meinst, dass es besser wäre, dass ich schreibe, dann tue ich es. Ich glaube aber, Du solltest sprechen. Gebe Gott, wir brächten die Gründe an, ich wäre eine Qual los, die täglich unangenehmer wird.
Was soll z.B. mit Cornel werden. Er und die Mutter, beide schreiben mir Handelsakademie und wieder Handelsakademie. Ja, aber woher das Geld. Alles, alles so in den Tag hinein! Es wird schon gehen!
Ich glaube, es würde immer schlechter und endlich schief gehen. Dein
Alexander
Lieber Bruder!
Sonntag fuhr ich eigens nach Baden, um in Angelegenheit der Parzellierung einen weiteren Schritt zu machen, der aber leider wieder fruchtlos war. Ich begab mich nämlich zu dem Direktor und Architekten der Baubank Herrn Zvicken mit dem von Ernst gezeichneten Projekte. Zvicken erklärte dieses Projekt für nicht ausführbar, weil eine blitzartig gebrochene Straße von der politischen Behörde, deren sachverständiger Beirat eben Herr Zvicken ist, gewiss nicht bewilligt wird, ebenso wenig von der Gemeinde. Auch müsste die Straßenbreite auf wenigstens 6 Klafter berechnet werden. Auf meine Vorhaltungen, von der gewiss guten Situation unseres Grundes und der begründeten Aussicht auf baldige und gute Verwertung der Bauplätze erklärte Herr Zvicken, dass die Baubank bereit ist, über schriftlichen Auftrag eine passende Parzellierung unseres Grundes vorzunehmen. Die betreffenden Aufnahmen und Pläne zu entwerfen und die nötigen rechtsfreundlichen Schritte zu machen zu den billigsten Bedingungen. Die Kosten hierfür konnte ich nicht in Erfahrung bringen. Nur beiläufig und, wie es schien, ungern, nannte mir Zvicken die Ziffer 60 Gulden für Aufnahme und rechtsfreundliche Schritte, und für den Verkauf der Gründe würde die Baubank eine kleine Provision in Anspruch nehmen. Meine Frage, ob die Baubank nicht die ganze Realität kaufweise übernehmen und deren Parzellierung auf eigene Faust unternehmen würde, wurde mit einem entschiedenen Nein beantwortet, da die Baubank schon zu viele Gründe angekauft hat und das Geld sehr knapp ist.
Ich glaube, es bleibt uns vorläufig nichts übrig, als eine Modifikation unseres Straßenprojektes zu entwerfen, welches bei der Gemeinde und politischen Behörde voraussichtlich keinen Anstoß erregen dürfte. Ich habe bereits Ernst in dieser Richtung instruiert, er muss den Katastralplan mehrmals kopieren, damit man daselbst den neuen Straßenzug einzeichnen und eine passende Richtung aussuchen kann.
Wenn die Baubank ein Projekt entwirft, das von den Behörden zurückgewiesen würde, so müßten wir offenbar dennoch die Zahlung an die Baubank leisten. Es ist daher besser, wenn wir selbst mit Hilfe eines genaueen Planes so lange studieren und probieren, bis wir ein ausführbares Projekt erdacht haben. Ich habe mehrere Pläne mit Ernst durchgesprochen, und er wird Dir wohl bald mündlich hievon Mitteilung machen.
Lebe wohl, Dein
Emil
Lieber Bruder!
Ich danke Dir für Deinen Brief und für Deine Bemühungen, von welchen Du berichtet hast. Die Schwierigkeit, welche eine Blitzgasse bieten wird, war für mich die Veranlassung zu dem ersten Projekt mit Benützung des Grieseneinganges, das wäre eine gebogene Quergasse und eine Längengasse.
Ich stimme Dir bei, dass die Übergabe an die Baubank, wenn dieselbe vorzeitig geschehen würde, leicht zu unserem Schaden ausfallen könnte. Ich habe übrigens gestern auch einen Brief von Ernst erhalten, in welchem er ein wahrscheinlich wieder nur den Wert eines Tratsches besitzenden Projekt erwähnt. Schmid soll einer Nachbarin den Antrag gemacht haben, die Griesen um 30.000 fl zu kaufen. Uns bliebe das Haus.
Ich schreibe soeben auch an Ernst, dass ich mit der Sache unter diesen Bedingungen einverstanden wäre. Vorgestern erhielt ich einen desperaten und überspannten Brief der Marie. Ich werde ihr wohl antworten müssen. Sie beklagt sich über Ernst und teilt auch Dir einen kleinen Hieb zu, weil Du sie nicht gegen Ernst in Schutz genommen hast. Könnte ich von Dir erfahren, was es gegeben hat?
Lebe wohl, grüße Auguste und Denhardt, Dein viel geplagter Bruder
Alexander
Lieber Kollege!
Erst jetzt kann ich Ihnen meine Anträge an das Ministerium senden. Die Abfassung derselben wurde so wesentlich verzögert durch das späte Eintreffen der Pläne, welche man mir von Wien aus zu schicken versprochen hatte.
Sie werden der Hauptsache nach Ihre eigenen Ratschläge, für welche ich Ihnen jetzt noch einmal herzlich danke, wiederfinden. Ich habe meine Eingaben formell so abgefasst, wie ich sie hier würde gemacht haben. Sollten Ihnen erhebliche formelle oder materielle Bedenken aufstoßen, so bitte ich Sie freundlichst, mir die betreffenden Winke zur Korrektur zu geben. Der Minister erwiderte mir auf meinen speziellen Wunsch, dass die auf die Ausstattung der beiden Institute in Graz und Triest sich beziehenden Anträge direkt von der Universität an das Ministerium gesandt werden könnten; dagegen sollen die auf die bauliche etc. Einrichtung des Institutes und der Amtswohnung sich erstreckenden Anträge auch der Statthalterei mitgeteilt werden. Wenn ich mir erlauben darf, Sie noch mit einer Bitte zu belästigen, so ist es die, dass Sie sich ein wenig für das Schicksal dieser meiner Anträge, zumal für dasjenige, in welchem dieselben die verschiedenen Instanzen durchmachen, interessieren mögen, damit doch noch vor meinem Eintreffen die Hauptsachen entschieden sind und ich meine Wohnung in beziehbarem Zustande antreffe.
Ein offizielles Begleitschreiben der Eingaben für das Rektorat und für das Dekanat der philosoph[ischen] Fakultät lege ich bei.
Mit kollgialischem Gruße Ihr hochachtungsvoll ergebenster
Franz Eilhard Schulze
Lieber Kollege!
Mit dem besten Dank für Ihre freundlichen Winke sende ich Ihnen jetzt die mit der richtigen Adresse versehenen Anträge wegen der ersten Wohnungs- und Institutseinrichtung zurück und werde gleichzeitig die beiden anderen Eingaben direkt an das Ministerium abschicken. Grüßen Sie die Kollegen, welche mich kennen, von Ihrem ganz ergebensten Kollegen
Franz Eilhard Schulze
Schätzbarster Herr Kollege!
Ich schreibe im Landtage und das mag entschuldigen, dass Papier etc. so wenig elegant aussieht.
Ich habe vom Vereine zur Pflege kranker Deutscher Studenten eine Petition erhalten, die ich dem Landtage vorlegen soll. Nun wurde in der letzten Sitzung für den ‚Unterstützungsverein Deutscher Studenten’ schon ein Betrag bewilligt – ferner erscheint im Präliminare für die Freitischstiftung die Summe von 100 fl eingestellt. Ich glaube nun, dass ‚Unterstützungsverein Deutscher Studenten’ und Freitischstiftung wohl zusammenfallen dürften; jener Verein zur Pflege kranker Deutscher Studenten jedoch selbständig ist.
Ich ersuche daher, mir diesbezüglich Auskunft zu geben und wenn möglich mir in kurzem darzulegen, wie diese Trennung der Deutschen stattgefunden hat; denn es wird im Landtage jedenfalls darüber angefragt werden.
Vielleicht ließe sich auch ermitteln 1. wie viele Kärntner an der Grazer Universität studieren; 2. und ob nicht auch die kärntnerischen Slowenen den Deutschen Unterstützungsvereinen angehören. Es wäre mir Letzteres namentlich wünschenswert zu wissen. Ich bitte, mir diesfalls so bald als möglich die erbetenen Auskünfte zu erteilen, da ich bis dahin mit der Übergabe der Petition des Deutschen Studentenkrankenvereines zurückhalten muss.
Hochachtungsvoll
Leitgeb
Verehrtester Herr Professor!
Vielen Dank für Ihren Brief vom 17. d[ieses] M[onats], der mich aus einer unangenehmen Ungewissheit erlöste. Nicht, als ob ich im geringsten daran zweifelte, dass Sie das, was Sie sich vorgenommen hatten, auch ausführen würden; allein ich fürchtete fast, es möchten unvorhergesehene Hindernisse eingetreten sein, als ich Ende Oktober den mir durch Heine angekündigten Brief nicht erhielt. – Unterdessen haben sich auch hier die Verhältnisse günstiger gestaltet als ich nach den Erfahrungen des letzten Sommers hoffen konnte. In der nächsten Sitzung des medizinischen Professorenkollegiums, welche am nächsten Donnerstage stattfindet, sollen nämlich Öllacher und ich als Extraordinarii vorgeschlagen werden, und zwar ersterer für Entwicklungsgeschichte und ich für Histologie. Dass sich das Kollegium zu dieser ‚Tat’ entschloss, ist wohl vorzüglich der Initiative Heines zu verdanken, der bei seiner letzten Anwesenheit in Wien Stremayr fragte, ob er uns zwei als Extraordinarii anstellen wolle und die Antwort erhielt, dass man auf den Doppelvorschlag eingehen werde.
Ich habe übrigens dem Dekan Tschurtschentaler bereits mitgeteilt, dass ich von Graz aus vorgeschlagen und entschlossen sei, dorthin zu gehen. Ich bat aber, den Vorschlag hier doch auch in Szene zu setzen, da mir dies nur von Vorteil sein kann. Ich will nämlich, wenn der Vorschlag von hier abgegangen ist, nach Wien fahren und den Umstand, dass ich von zwei Seiten vorgeschlagen bin, dazu ausnützen, um mir für Graz möglichst gute Bedingungen herauszuschlagen. Da die Gehalte der Extraordinarii von Fall zu Fall bestimmt werden, wäre es mir interessant zu hören, was das Grazer Kollegium in dieser Beziehung vorgeschlagen hat. Hier will man 1200 fl beantragen. Ich denke zwar nicht daran, in dieser Richtung eine Pression zu üben; mein Trachten ginge vielmehr dahin, mir eine eigene Dotation zu erwirken, was, wie ich glaube, in unserem beiderseitigen Interesse ist. Da Sie selbst schon um einen zweiten Assistenten eingekommen sind, der mir zugewiesen werden soll, so wäre dann wohl alles getan, was gegenwärtig geschehen kann. Die Gelegenheit ist gewiss gut; denn Stremayr muss doch angenehm davon berührt sein, wenn er sich der Notwendigkeit überhoben sieht, für Innsbruck zwei zu ernennen, wo eigentlich nur einer notwendig ist. Indessen möchte ich keinen Schritt tun, ohne vorher Ihre Meinung gehört und Ihre Zustimmung erhalten zu haben. Bezüglich der Vorlesungen, die ich im nächsten Sommersemester halten soll, bin ich mit Ihnen vollständig einverstanden. Indem ich schließlich für Ihre mir so wohlwollenden Bemühungen danke, kann ich nicht umhin zu versichern, dass ich für meine Person mich recht freue, wieder nach Graz zu kommen, obwohl die Bande, die mich an Innsbruck fesselten, nach wie vor fortbestehen.
Ihr ergebenster
V. Ebner
Verehrtester Herr Professor!
Es drängt mich, Ihnen die für mich sehr erfreuliche Mitteilung zu machen, dass ich mich vor wenigen Tagen verlobt habe, und zwar mit Fräulein Adele Steffan, einer Schwägerin Professor Pfaundlers. Ich bin sogar gewissermaßen verpflichtet, Ihnen diese Mitteilung zu machen, denn ich weiß nicht, was Sie als eingefleischter Junggeselle von mir denken werden, wenn Sie von meiner Absicht hören, mich in das Joch der Ehe zu begeben. Ich hoffe, dadurch in meiner wissenschaftlichen Tätigkeit nicht dauernd gestört zu werden. Wenn ich auch nicht leugnen kann, dass momentan meine schon ziemlich vorgeschrittene Arbeit über die Zungendrüsen ruht. Ich kann Ihnen auch nicht verschweigen, dass diese bereits seit längerer Zeit von mir geplante Geschichte mich veranlasste, Schritte zu tun, um endlich einmal eine Stellung zu gewinnen.
Meinen letzten Brief werden Sie erhalten haben. Unterdessen ist am letzten Donnerstage auch hier der angekündigte Doppelvorschlag erfolgt; doch nicht in der brillanten Weise, wie man mir vorher mitteilte. Man begnügte sich, uns, allerdings einstimmig, als besoldete Extraordinarii vorzuschlagen; von einem Lokale und einer Dotation war zwar die Rede, man ging aber davon ab, in dieser Richtung einen Antrag zu machen. An einen Assistenten ist natürlich gar nicht zu denken. Um Ihnen einen Begriff von der Ängstlichkeit zu geben, mit der der Vorschlag hier behandelt wurde, will ich Ihnen nur mitteilen, dass der Referent, Professor von Vintschgau, von mir einen Auszug aus meinen Arbeiten verlangte, mit dem ich, wohl sehr überflüssigerweise, fast zwei Tage vertrödelte. Ein Schriftenverzeichnis, das ich ihm gegeben hatte, schien ihm zu wenig! – So könnte es mir denn blühen, dass ich hier eines schönen Tages Extraordinarius würde und dann das Vergnügen hätte, mir auf eigene Kosten ein Laboratorium einzurichten, denn vor nicht gar langer Zeit, teilte mir Professor Heller mit, dass er das Zimmer, das er mir provisorisch eingeräumt hatte, notwendig für die erweiterten zoologischen Sammlungen benötige. So kann ich mich dann nur doppelt und mit dem aufrichtigsten Gefühle des Dankes gegen Sie darüber freuen, dass Sie sich meiner so kräftig angenommen haben. Immerhin gewährt es mir eine gewisse Befriedigung, auch hier vorgeschlagen zu sein und ich glaube noch immer, dass mir dieser Umstand für Graz von Nutzen ist. Ich möchte noch vor Weihnachten nach Wien gehen, vorausgesetzt, dass Sie es überhaupt für zweckmäßig halten, Schritte zu tun. Mich Stremayr vorzustellen, halte ich schon deshalb für redlich, weil derselbe bei seinen Zusicherungen, auf die Vorschläge von Graz und Innsbruck einzugehen, wahrscheinlich nicht wusste, dass es sich um dieselbe Persönlichkeit handle.
Ihr ergebenster
V. Ebner
Sehr geehrter Herr Professor.
Sie wollen es gütigst entschuldigen, dass ich es wage, Sie mit einigen Fragen zu belästigen.
Da für den physiologischen Unterricht die Räume in dem Greifswalder Institut äußerst klein sind (es sind bis jetzt nur ein kleineres und mittelgroßes Zimmer hiefür angewiesen) so beabsichtige ich, höheren Orts vorstellig zu werden, behufs Erweiterung respektive Neubau des physiologischen Instituts. Zur Motivierung meines Antrages scheint es mir wünschenswert, wenn ich demselben Angaben beifügen kann, über den Umfang und die Mittel der physiologischen Institute an anderen Hochschulen. Aus diesem Grunde erlaube ich mir ergebenst an Sie die Bitte zu richten, mir mit kurzen Worten die folgenden Fragen gütigst beantworten zu wollen:
Wie viele Arbeitsräume (außer dem Auditorium) stehen Ihnen in Ihrem Institute zu Gebote? – Wie viel Fuß ist jedes Zimmer groß und wie viele Fenster hat es?
Wie groß ist der jährliche Fonds für die physiologischen Versuche und für Anschaffung von Apparaten und Instrumenten?
Wie groß ist das Hilfspersonal Ihres Institutes? Wie hoch ist die Besoldung des Assistenten, des Dieners und der etwa sonst noch Angestellten?
Steht eine Erweiterung Ihres Instituts in Aussicht? Sind vielleicht bereits diesfällige Anträge gestellt und sind vielleicht Zusicherungen höheren Orts bereits erfolgt?
Indem ich wegen meiner Zudringlichkeit um Entschuldigung bitte, glaube ich einer hiesigen Auskunft von Ihnen entgegensehen zu dürfen und sage Ihnen im Voraus meinen besten Dank.
Hochachtungsvoll und ergebenst
Prof. Landois
Lieber Bruder!
Sei nicht böse, dass ich so lange nichts von mir hören ließ und nehme nicht Revanche dafür.
An und für sich belastet das Rektorat, aber das meine ist schon gar nicht auf Rosen gebettet. Die verfluchten Zeitungsschreiber und Philister blähen uns da eine kommune Prügelei und Fopperei zu einer förmlichen Revolution auf.
Nichts ist an den berüchtigten Grazer Studentenexzessen, als was allerwärts passiert, hie und da einmal. Aber ob elender Verleumdungen bekomme ich ein Schreiben Stremayrs, in welchem ich aufgefordert werde, mit unnachsichtlicher Strenge gegen die Übeltäter vorzugehen, wenn ich sie nur erst hätte.
Unsere Studenten sind wütend wegen der ihnen angedichteten Schmach und sonst vom besten Geiste beseelt. Von unserer Polizei aber werden sie bei jeder Gelegenheit provoziert, da gleich zu Anfang dieses Semesters einmal ein Sicherheitswachmann von Kärntner Studenten geprügelt wurde, suchen nun die Polizisten ihren Kollegen zu rächen.
Was über die Exzesse in der Nacht vom 7. auf den 8. v[origen] M[onats] in den Zeitungen stand, ist alles erlogen. Wegen lauten Schreiens wurden zwei arretiert, die übrigen zogen nach, allein als sie zur Wachstube kamen, waren sie so dumm, einer nach dem anderen hineinzugehen, um zu sehen, was mit den zwei Verhafteten geschehe und plötzlich wurden die Türen gesperrt und 37 für verhaftet erklärt. Heute sind von allen nur noch 5 verhaftet, welche aber erst wegen des kommunen Fangens, wie in einer Mäusefalle, im Wachlokale selbst protestierten.
Weder Verwundungen noch Zertrümmerungen von Fenstern, noch Möbeln etc. kamen vor, nur lautes Schreien und Streiten. Erzähle doch den Leuten in Wien, dass nur Lügen und wieder Lügen mit jenen in den Zeitungen angeführten Gewalttätigkeiten kolportiert werden.
Am 16. Nov[ember] hielt ich in Anwesenheit Stremayrs, des Statthalters und Landeshauptmannes meine Rektorsrede. Ich schicke sie Dir unter einem.
Am 10. Dez[ember] überreichten mir meine Hörer eine Adresse wegen meiner Einflussnahme auf Bau und Einrichtung des neuen Institutes. [Am] Abend desselben Tages war Festcommers.
Der Mutter habe ich geschrieben, sie solle die Griesen ohne Haus um 27.000 fl, ja wenn es nicht anders möglich ist, sogar um 24.000 fl verkaufen.
Solltest Du nach Baden kommen, so verlange meine beiden diesbezüglichen Briefe zu lesen. Zu Weihnachten kann ich nicht kommen.
Grüße mir Gusti und Denhardt, so wie ich Dich auf das Herzlichste grüße. Dein
Alexander
Verehrtester Herr Professor!
Obwohl Ihr Brief bereits vom 15. d[ieses] M[onats] datiert ist, so kam derselbe doch erst heute in meine Hände. Sie werden begreifen, dass ich sehnlichst Nachrichten von Ihnen erwartete, wenn ich auch recht wohl wusste, wie beschränkt Ihre Zeit ist. Vor allem meinen Dank für Ihren herzlichen Glückwunsch, die Nachrichten, die Sie mir über meine Angelegenheit geben, haben mich zum Teil frappiert. Ich glaube, dass ich Sie nicht erst zu versichern brauche, dass der Passus in dem Innsbrucker Vorschlage, ich sei ‚durch Familienbande an Innsbruck gefesselt’, wider meinen Willen und mein Wissen aufgenommen wurde. Ich habe im Gegenteile dem Dekan der Medizinischen Fakultät, Prof. Tschurtschentaler, auf das Bestimmteste erklärt, dass ich, falls ich nach Graz berufen würde, unbedingt dorthin gehen werde. Es ist allerdings richtig, dass ich, wie Sie ja ohnehin wissen, seinerzeit hierher meinem Vater zuliebe übersiedelte. Damals lagen die Verhältnisse ganz anders, insoferne ich hoffen konnte, in Innsbruck dasselbe zu erreichen wie in Graz. Heute aber würde ich mir meine Stellung für alle Zukunft verschlechtern, wenn ich à tout prix in Innsbruck bleiben wollte. Mein Vater selbst würde es nie zugeben, dass ich unter solchen Umständen ihm zu Gefallen hier bliebe. Diese Pietät-Rücksichten kommen jetzt umso mehr in zweite Linie zu stehen, als mein Schwager Kerner, der bereits einen Ruf nach Prag angenommen hatte, sich jetzt wieder entschlossen hat, hier zu bleiben und außerdem Aussicht vorhanden ist, dass mein älterer Bruder, der gegenwärtig in Linz Statthalterei-Konzipist ist, in gleicher Eigenschaft hierher übersetzt wird. Ich glaube, Ihnen diese Auseinandersetzungen schuldig zu sein, damit Sie sehen, dass gegenwärtig nichts Wesentliches mir mehr die Freude daran verkümmern kann, in eine Stellung zu kommen, in der ich nach Herzenslust mich meinem Berufe hingeben kann, nachdem ich nun durch mehr als zwei Jahre unter ungünstigen Verhältnissen, mit halben Mitteln, meine Lehr- und Lerntätigkeit geübt habe. Ich bitte Sie daher, seiner Exzellenz, dem Unterrichtsminister, auf das Bestimmteste zu versichern, dass ich mich keinen Augenblick besinnen werde, einem Ruf nach Graz Folge zu leisten.
Ihre freundlichen Aufklärungen über die Dotationsfrage haben mich ganz beruhigt und ich muss nur beifügen, dass es mir nicht in den Sinn gekommen ist, daran zu zweifeln, dass ich mit Ihnen wegen dieses Punktes nie in Kollision kommen werde. Meine Bedenken betrafen vielmehr die Zukunft. Es wäre denn doch nicht unmöglich, dass Sie über kurz oder lang Graz verlassen. Dass dann unter Umständen meine Stellung eine prekäre werden könnte, ist eine, wie ich glaube, nicht ganz unbegründete Besorgnis, die ich allerdings jetzt mit Rücksicht auf die reichen Mittel der Anstalt für zu weitgehend halte.
Unter den gegenwärtigen Verhältnissen versteht es sich wohl von selbst, dass ich eine Reise nach Wien unterlassen kann. Meine Hochzeit habe ich vorläufig für Ende Juli in Aussicht genommen, da ich mich zunächst in meiner neuen Stellung zurechtfinden muss. Zudem dürfte ich Schwierigkeiten mit dem Auffinden einer Wohnung haben, da, wie ich höre, in Graz dieselben Wohnungskalamitäten herrschen wie in Wien.
Mit herzlichen Grüßen Ihr aufrichtig ergebener
V. Ebner
Lieber Schurz!
Freudig bewegt hat mich die Nachricht, dass Euch ein Knäblein geboren ist. Ich habe dieselbe faktisch auf meinem Rektorssitz, als wir gerade zu großem Rat versammelt waren, erhalten, das werde ich dem noch Ungenannten dereinst erzählen.
Anfangs wollte ich gleich zurück telegraphieren: Bravo, Bravissimo Adele! Und natürlich auch Bravo, Bravissimo Schurz; allein immer kam etwas dazwischen und so bekommt Ihr denn meinen Beifall schriftlich, anstatt telegrammatisch.
Und da kann ich denn auch noch beifügen, dass so wie ich mich dem alten Schurz schönstens empfehle, ich auch den jungen Schurz herzlichst grüße. Adele lebe hoch und dem Fräulein Stefanie meine Verehrung und Hochachtung, damit sie dieselbe aber mit freundlichem Lächeln aufnimmt, bitte ich, sie bei der Mitteilung „a Bisal“ zu kitzeln.
Wer sonst noch von unsere Leut in Mödling ist, allen lasse ich die Hand küssen und grüßen. Lebet wohl, es küßt Alle tausendmal Euer
Alexander
Bisher nur Nichten-Onkel, nun auch Neffen-Onkel
Dieser Brief erliegt im Stadtarchiv Baden im Nachlass Alexander Rollett.
Hochgeehrtester Freund.
Ich erlaube mir hiermit, Sie mit einer kleinen Bitte zu belästigen.
Ich wurde nämlich aufgefordert, für das Buch ‚Beitrag zur Geschichte der Erfindungen in Österreich’, welches die Kommission für die additionelle Ausstellung (Abteilung der Weltausstellungskommission) für die Weltausstellung vorbereitet, das Kap[itel] Mikroskope zu schreiben und auch eine kurze Schilderung des Lebens Plössls zu geben.
Sollten Ihnen hierüber Daten bekannt sein, welche nicht in die Öffentlichkeit bis jetzt drangen, so würde ich Ihnen für Mitteilung derselben sehr dankbar sein; ganz besonders möchte ich mir erlauben, Sie zu bitten, mir über den Verkehr Ihres seligen Herrn Vaters mit Plössl alles mitzuteilen, was Ihnen interessant erscheint. Ich entsinne mich nämlich, vor Jahren von Ihnen gehört zu haben, dass Ihr Herr Vater durch seine Anregung viel dazu beigetragen hat, Plössl auf den Weg des Mikroskopfertigens zu bringen, auf dem er so Großes leistete.
Zu allem Gegendienste bereit Ihr freundschaftlichst ergeb[ener]
Julius Wiesner
Euer Wohlgeboren, hochverehrtester Herr Doktor!
So gewiss Sie sich meiner nicht erinnern, eben so gewiss kennen Sie meinen Namen.
Der Anlass, welcher mich ermutigt, Ihnen zu schreiben, ist kurz folgender:
Seit dem Tode meines unvergesslichen Bruders Moritz sammle ich, was immer von dessen Arbeiten zugänglich wird. Nun erinnere ich mich, bei einem in seiner Gesellschaft in Ihrem Hause abgestatteten Besuche in einem kleinen Gartenlusthause eine allerliebste Suite von Figuren aufgeklebt gesehen zu haben, die von seiner Hand (ich denke: aus blauem Papiere) ausgeschnitten, höchst charakteristisch und mit unvergleichlichem Humor den Verlauf einer Badesaison darstellten.
Es erscheint mir sehr leicht ausführbar, diese Figuren mittels Pausenpapier direkt zu kopieren, und hienach sehr getreu wiederzugeben, auch ohne eine große Kunstfertigkeit zu besitzen.
Meinen Wünschen wäre durch die Übermittlung solcher Pausen überreich entsprochen, und ich unternehme die Bitte, um ein derartiges Vorgehen in der Überzeugung, dass Euer Wohlgeboren, auch wenn Sie sie nicht gewähren, sie einem Bruder nicht für übel halten werden, der einen solchen Bruder verloren!
Ich kann aber hiebei nicht stehen bleiben. […] sehe ich ähnliche „Gelegenheits-Gedichte“, wie Moritz selbst solche Arbeiten nannte, und zwar weit wertlosere, veröffentlichen [sic]. Nichts wäre leichter, als diese Figuren auf dem bezeichneten Wege in schwarzem Papiere zu reproduzieren, auf photographischem Wege verkleinern und so in einem netten Ensemble erscheinen zu lassen, und ich muss meinen, dass jeder Kunsthändler mit beiden Händen nach einem solchen Unternehmen greifen würde. Ich weiß wohl, dass man derartige Dinge gerne allein besitzen mag; aber es dürfte diese Empfindung dadurch nicht gestört werden, dass eben diese Dinge der Welt bekannt werden, und wenn ich denke, dass sie damit der Vergessenheit entrissen werden, welcher sie durch irgend einen Zufall, dort wo ich sie sah, so leicht verfallen können, so glaube ich, es wäre eine Pflicht der Pietät in der angegebenen Weise vorzugehen.
Welche Unbedeutendheiten weniger geschätzte[r] Meister werden nicht in späteren Jahren mit Begierde hervorgesucht und in die Biographie eingereiht!
Würden Euer Wohlgeboren geneigt sein, eine derartige Publikation einzuleiten, so steht mir die Erwerbung durch Ankauf offen und ich dürfte für mich keine persönliche Gefälligkeit in Anspruch nehmen.
Aber andererseits wäre ich auch bereit, mit Ihrer Zustimmung, die übermittelten Kopien der Öffentlichkeit zuzuführen; ebenso aber, wenn Sie es vorzögen, dieselben als privatestes Eigentum zu bewahren und vor jeder weiteren Verbreitung zu schützen.
Noch einmal bitte ich, meine Zudringlichkeit zu entschuldigen, und ich hoffe darauf, weil wohl jeder, der meinen Bruder kannte, ermessen kann, was er einem Bruder war und welchen Wert jetzt jede Reliquie des Unübertrefflichen für mich haben muss.
In jedem Falle wollen Sie mich mit einer gütigen Antwort erfreuen und die Hochachtung genehmigen, mit welcher ich die Ehre habe, mich zu fertigen, Euer Wohlgeboren ganz ergebenster Diener
Franz v. Schwind
kk Ministerialrat in
Pension
Innsbruck, Wilten Nr. 153
Lieber Freund!
Es scheint, dass wir Dich diesmal nicht in Wien sehen werden, was ich natürlich sehr bedaure. Schrötter liegt mir immer in den Ohren, Dir ja zu schreiben, dass die letzte Arbeit Sterns ein Unsinn ist. Er fürchtet sehr, Du könntest wegen Roki[Rokitansky] für die Aufnahme votieren. Ich sagte ihm schon, dass wäre eitle Sorge. In dieser Arbeit kommt unter anderem der funkelnagelneue Satz vor, dass von allen Körpern die Kugel die kleinste Oberfläche hat!!
Werdet Ihr nicht auch einigen Lärm schlagen wegen des neuen Gesetzes über die Beamtengehalte. Ich war mit Sickel bei Czedik, welcher sich der Sache sehr annimmt, auch für Gleichstellung aller Universitäten plädiert, ob’s etwas nützen wird?
Zum Schlusse meine besten Glückwünsche zum neuen Jahr für Dich und unsere Grazer Freunde. Kommt Toepler nach Wien? Ich habe durch Missverständnis von Edelmann in Wien schon ein sehr schönes Galvanometer für absolute Messungen erhalten (300 fl). Vielleicht möchte mir das Toepler abnehmen.
Nochmals die besten Grüße
Lang