Briefe 1869

Die untenstehende Briefliste ist mit Klick auf die jeweiligen Kategorien sortierbar. Absender und Empfänger werden nach Familiennamen sortiert.

Die mit * markierten Briefnummern entstammen der ersten Version dieser Edition, in welcher Briefe bis zum Jahre 1880 erschlossen wurden. Briefe ohne alte Numerierung und mit einer Datierung vor 1880 wurden nachträglich eingefügt.

KennungMarker KennungAbsenderMarker AbsenderEmpfängerMarker EmpfängerDatumMarker DatumOrtMarker Ort
L.430Karl FriesachAlexander Rollett[1869-1888] [?] [?][Graz]
L.431Hubert LeitgebAlexander Rollett[1869-1874] [?] [?][Graz]
L.432[A.] ReyerAlexander Rollett[1869/1875] [I] [?][Graz]
L.433 *R.361Karl TomaschekAlexander Rollett1869 I 1Wien
L.434 *R.362Max SchultzeAlexander Rollett1869 I 7Bonn
L.435 *R.363Adolf SchauensteinAlexander Rollett1869 I 21Graz
L.436 *R.364Salomon StrickerAlexander Rollett1869 I 21Wien
L.437Max SchultzeAlexander Rollett[1869] I 24Bonn
L.438 *R.365Alexander RollettEmil Rollett1869 I 27Graz
L.439 *R.366Salomon StrickerAlexander Rollett1869 I 28Wien
L.440 *R.367Emil RollettAlexander Rollett1869 I 29Wien
L.441 *R.368Salomon StrickerAlexander Rollett1869 II 1Wien
L.442 *R.369[Moritz] MeyersteinAlexander Rollett1869 II 11Göttingen
L.443Alexander RollettBertha Rollett1869 II 15Graz
L.444 *R.370Alexander P. BorodinAlexander Rollett1869 II 20St. Petersburg
L.445 *R.371Viktor von LangAlexander Rollett1869 II 22Wien
L.446 *R.372Salomon StrickerAlexander Rollett1869 II 26Wien
L.447 *R.373Alexander RollettEmil Rollett1869 II 28Graz
L.448 *R.374Salomon StrickerAlexander Rollett1869 III 3Wien
L.449 *R.375Emil RollettAlexander Rollett1869 III 8Wien
L.450 *R.376Salomon StrickerAlexander Rollett1869 III 26Wien
L.451 *R.377Alexander RollettEmil Rollett1869 IV 3Graz
L.452 *R.378[Moritz] MeyersteinAlexander Rollett1869 IV 6Göttingen
L.453 *R.379Emil RollettAlexander Rollett1869 IV 8Wien
L.454Alexander RollettKarl Rollett1869 IV 18Graz
L.455 *R.380Edmund ReitlingerAlexander Rollett1869 IV 18Wien
L.456Anton RollettAlexander Rollett1869 V [v.9]Baden
L.457 *R.381Emil RollettAlexander Rollett1869 V 9Baden
L.458 *R.382Viktor von EbnerAlexander Rollett1869 V 14Graz
L.459 *R.383Salomon StrickerAlexander Rollett1869 V 18Wien
L.460 *R.384Alexander RollettEmil Rollett1869 V 24Graz
L.461 *R.385Emil RollettAlexander Rollett1869 V 28Baden
L.462 *R.386Alexander RollettEmil Rollett1869 VI 1Graz
L.463 *R.387Otto BeckerAlexander Rollett1869 VI 16Heidelberg
L.464 *R.388Viktor von LangAlexander Rollett1869 VI 16Wien
L.465 *R.389Emil RollettAlexander Rollett1869 VI 21Baden
L.466 *R.390[Georg] von FrauenfeldAlexander Rollett1869 VII 9Wien
L.467 *R.391Viktor von LangAlexander Rollett1869 VII 28Wien
L.468 *R.392Alexander RollettEmil Rollett1869 VIII 7Graz
L.469 *R.393Viktor von LangAlexander Rollett1869 VIII 13Aue bei Schottwien
L.470 *R.394Leopold von PebalAlexander Rollett1869 VIII 18Hallstatt
L.471 *R.395Leopold von PebalAlexander Rollett1869 IX 15Wien
L.472 *R.396Leopold von PebalAlexander Rollett1869 IX 16Wien
L.473 *R.397Wilhelm EngelmannAlexander Rollett1869 IX 17Leipzig
L.474 *R.398Wilhelm EngelmannAlexander Rollett1869 IX 23Leipzig
L.475 *R.399Viktor von EbnerAlexander Rollett1869 IX 30Innsbruck
L.476 *R.400Leopold von PebalAlexander Rollett1869 X 3Graz
L.477 *R.401Alexis DobroslavineAlexander Rollett1869 X 17Paris
L.478 *R.402Viktor von LangAlexander Rollett1869 X 18Wien
L.479 *R.403Alexander RollettEmil Rollett1869 X 24Graz
L.480 *R.404Emil RollettAlexander Rollett1869 X 26Wien
L.481 *R.405Alexander RyneckAlexander Rollett1869 XI 2Berlin
L.482Salomon StrickerAlexander Rollett[1869] XI 4Wien
L.483 *R.406Salomon StrickerAlexander Rollett1869 XI 8Wien
L.484 *R.407Alexander GolubewAlexander Rollett1869 XI 13Kasan
L.485 *R.408Wilhelm EngelmannAlexander Rollett1869 XI 18Leipzig
L.486 *R.409Anton MackAlexander Rollett1869 XI 24Graz
L.487 *R.410H[einrich] GeißlerAlexander Rollett1869 XI 30Bonn
L.488 *R.411Alexander RollettEmil Rollett1869 XII 11Graz
L.489 *R.412Emil RollettAlexander Rollett1869 XII 14Wien
L.490 *R.413Hugo KroneckerAlexander Rollett1869 XII 18Leipzig
L.491 *R.414Wilhelm EngelmannAlexander Rollett1869 XII 31Leipzig

[1869-1888] [?] [?], [Graz]

Der Gefertigte beehrt sich, den Herrn Professor für Freitag, den 11. d[ieses] M[onats], zu einer Kegelpartie einzuladen. Anfang 6 Uhr.

K. Friesach

Anmerkung Zur Datierung: Friesach war ab 1867 als Privatdozent und ab 1869 bis zu seinem krankheitsbedingten Ausscheiden 1888 als unbesoldeter Extraordinarius für angewandte Mathematik an der Universität Graz tätig.

[1869-1874] [?] [?], [Graz]

Sehr geehrter Herr Collega!

Ich habe in beiliegendem Buche jene Stellen, die Sie interessieren dürften, eingemerkt. Ich bitte übrigens, mir dasselbe möglichst bald zurückzusenden.

Falls Sie den Brief an M[ax] Schulze [Schultze] noch nicht abgesandt haben, ersuche ich, in selbem auch um möglichst baldige Rückantwort anzusuchen.

Hochachtungsvoll

Leitgeb

Anmerkung Zur Datierung: Leitgeb war von 1869 bis zu seinem Freitod im April 1888 Ordinarius der Botanik an der Universität Graz. Max Schultze verstarb am 16. 1. 1874

[1869/1875] [I] [?], [Graz]

Professor Reyer und Frau erlauben sich, Herrn Prof. Rollett für Samstag über 8 Tage (6. Februar) 7 1/28 Uhr abends zu einer Tanzunterhaltung zu laden. Herren erscheinen nach Belieben, entweder in gewöhnlichem Ballanzuge oder maskiert.

Anmerkung Zur Datierung: Es kommen die Jahre 1864, 1869, 1875, 1886, 1892 und 1897 in Frage; da in der Einladung aber Rolletts Frau nicht erwähnt wird, verbleiben wohl nur die Jahre 1864, 1869 und 1875.

L.433 *R.361

1869 I 1, Wien

Endlich, lieber Freund, verschafftest Du mir das herzliche Vergnügen, mich an den lieben, freilich stets wackeligen Zügen Deiner Handschrift in einem Briefe an mich erfreuen zu können. Ich rechnete wahrlich gar nicht mehr darauf, dass Deine Freundschaft sich bis zu einem brieflichen Ausdruck steigern könnte, obwohl Du weißt, dass mir Deine Tugend großen Respekt einflößt. Also falle ja nicht wieder durch allzu große Schreibfaulheit aus diesem gesteigerten Renommee. Ohnehin lebt Ihr ja in dem lieben Gräz wie im Himmel, was kollegiales und überhaupt gemütliches Wesen betrifft, und da müsst Ihr schon Euern Wiener Kollegen, deren gemütliche Anregung über den Diplomatenfrost kaum sich erhebt, von Euerm Überflusse manchmal etwas mitteilen. Mit meinem Gefühle stecke ich größtenteils noch in Gräz, das kann ich Dir redlich sagen, und das verdient doch von Zeit zu Zeit die Anerkennung durch ein paar Zeilen.

Was ich von meiner Wiener Existenz fürchtete, dass ich hier weniger Mensch als doctum animal sein werde, ist eingetroffen, und zudem muss man leider fast ausschließend am Weisheitskarren anderer sich abkeuchen und neben der gelehrten Robot sein eigenes bescheidenes Ackerland fast ganz unbestellt liegen lassen.

Von dem Besuche der Gräzer Universität, den Du erwähnst, habt Ihr Euch wohl bessere Folgen versprochen, als davon zu erwarten sind, und so denke auch ich gering von dem unterstützenden Gerede, das ich an der bewussten Stelle vor einiger Zeit Gelegenheit nahm anzubringen. (‚So viel der Worte dringen an mein Ohr heran, und während sie verklingen, ist alles abgetan!’) Moralische Personen im Unterrichtswesen in Österreich, also die einzelnen Anstalten, die Universitäten haben keine Macht, ihre Bedürfnisse durchzusetzen, wenn mit deren Interessen nicht ein Einzelner sich völlig identifiziert und mit der Pistole in der Hand seine Forderungen geltend macht. So kommt es hier zu einem Museumsgebäude, einem Bau für die Ak[ademie] d[er] bild[enden] Künste, so entstand das neue ak[ademische] Gymn[asium], aber unser venerabile consistorium wird den Universitätsbau nimmer zustande bringen. Wir warten auf den großen Egoisten, den die Ruhm- oder Geldsucht drängen wird, den Bau als seine eigene Sache zu betreiben.

Mit Lang komme ich unter meinen Kollegen fast am häufigsten zusammen. Es geht ihm ganz wohl und wie ich sehe, ist er fast heiterer als in Ischl vergangenen Andenkens. Weihnachten brachte ich bei meinem Bruder zu, den leider die folgenden Tage die Nachricht vom Tode seiner Schwiegermutter nach Iglau abrief, Silvester, also gestern abends, feierte ich bei Prof. Siegel. Etwas Ähnliches wie Eure Turngeselligkeit und Johanns-Zusammenkünfte existiert natürlich hier nicht. Im Ganzen lebe ich hier ungesellig, von Musik und Theater selbst profitiere ich fast gar nichts, viel weniger als in Gräz, dessen Annehmlichkeiten überhaupt gerecht zu werden man hier volle Ursache hat. Mit lauter Pflicht, Ehre und officium kann man sich doch nicht trösten.

Grüße Pebal vielmals von mir, ebenso Schauenstein, über dessen jetziges Befinden ich gern Näheres erfahren möchte, Planer usw. Schenkl schreibe ich gleichzeitig, ebenso liegt bereits ein Brief an die lieben Hellys bereit. Kommst Du öfter zu Reyers? Wie geht es ihm? Doch ich sehe, dass ich gar zu viele Fragen stellen könnte, hinsichtlich derer ich mir die Antwort wohl bei einem eigenen Besuche in Gräz werde holen müssen. Wann ich komme, kann ich gar nicht sagen. Hoffentlich sehe ich Dich früher hier. Vor einiger Zeit traf ich auf der Straße Deinen Papa und Bruder und freute mich, den Ersteren ganz wohlauf zu finden.

Und nun leb recht wohl und heiter und seid mein eingedenk wie ich Euer

Tomaschek

L.434 *R.362

1869 I 7, Bonn

Verehrtester Freund und Kollege!

Stricker schreibt mir, dass er und Sie sehr auf den Druck der Arbeit von Golubew warten. Der Text konnte noch nicht gedruckt werden, da vor Weihnachten Überhäufung in der Druckerei mit anderen Arbeiten war. Die Tafel ist aber in meinen Händen. Wenn Sie von dem beifolgenden Abdruck in dem Stricker erwünschten Sinne Gebrauch machen können, sollte es mir sehr lieb sein. Sollten Sie Veränderungen an der Tafel wünschen, so bitte teilen Sie Ihre Wünsche baldigst dem Kupferstecher Wagenschieber in Berlin, 43 Dragonerstrasse mit. Die Auflage ist noch nicht gedruckt, sodass Korrekturen noch möglich sind.

Mit der Bitte, mich Freund Oskar Schmidt grüßend ins Gedächtnis zurückzurufen, Ihr freundschaftlich ergebener

Max Schultze

Lieber Freund!

Im Auftrage von Reyer melde ich, um rechtzeitig zu verhindern, dass Du Dich für diesen

Tag etwa anderwärts bindest, dass Samstag vor Faschingsonntag, d.i. am 6. Februar, bei Reyer Ball – die Damen in Maske – ist, wozu Du hiemit eingeladen bist.

Herzlichen Gruß, Dein

Schauenstein

L.436 *R.364

1869 I 21, Wien

Geehrter Herr Professor!

Ich habe Ihnen vor kurzem die Korrektor meines Aufsatzes zugeschickt, und gebe mich nun der angenehmen Hoffnung hin, recht bald Ihre Arbeit über das Blut in den Druck schicken zu können. Ich hoffe mit der II. Lieferung recht bald zustande zu kommen.

Es grüßt Sie Ihr ergebener

S. Stricker

Lieber Kollege!

Wagenschieber schickt mir einen Brief von Ihnen bezüglich der Golubewschen-Tafel. Diese ist bereits gedruckt und kann daher die Übersendung der Originalen nichts mehr nützen. Ich habe alles genau verglichen und glaube nicht, dass Fehler stehen geblieben sind. Sollte Golubew trotzdem die Originale zurückwünschen, so schicke ich sie ihm nach Äußerung dieses Wunsches sofort. Bitte sagen Sie ihm das. Der Text muß nun auch gleich an die Reihe kommen. Es hat in der Druckerei Aufenthalt gegeben, daher diesmal die Verzögerung. Das erste Heft bekommt 10 Tafeln und diese haben lange aufgehalten. Von mir werden Sie in dem Hefte Untersuchungen über die Stäbchen der Cephalopodenretina finden, die ich in Nizza angestellt habe. Wie beneide ich Sie und Kollegen Oskar Schmidt um die Nähe des Mittelmeeres! Ist Schmidt wohlauf? Ich hörte ewig lange nichts, stören Sie ihn doch mal auf, daß er mir schreibe. Für heute genug, Ihr

Max Schultze

Anmerkung Zur Datierung: Diese folgt der des Briefes von Schultze vom 7. 1. 1869.

L.438 *R.365

1869 I 27, Graz

Lieber Bruder!

Verzeihe, dass ich Dir erst heute wieder schreibe. Ich will mit dem Besten anfangen. Dein köstlicher Brief hat Sensation bei Kienzls gemacht. Alle mussten ihn lesen. Frau von Kienzl wollte Dir anfangs wieder antworten, allein sie hält es für zu gefährlich, sich mit Dir weiter einzulassen und hat mir die Beantwortung aufgetragen. Mit Deiner Fotografie war sie aber sehr unzufrieden. Sie lässt Dich dringend um eine andere ersuchen. Gleichzeitig bittet Dich auch Frl. Gusti, ihr ja eine mitzuschicken. Sie fragen mich so oft ich hinkomme, ob ich die verlangten Fotografien schon erhalten habe.

Wie steht es mit Lang? Ich bitte Dich, ihm mein Bedauern und Beileid auszudrücken und mir ja bald, wenn auch kurz, zu schreiben, wie es ihm geht. Die Nachricht, dass er die Blattern hat und von Dir behandelt wird, brachte mir Herr v[on] Pfann vor einigen Tagen.

Mir geht es gut. Vom Fasching habe ich noch nichts genossen. Samstag gehe ich auf den Medizinerball, Mittwoch darauf auf den Studentenball. Für 6. Februar bin ich bei Reyers auf einen Maskenball und will als Klosterfrau erscheinen.

Richard musste wegen eines heftigen Katarrhs einige Tage zu Hause bleiben. Jetzt geht es ihm auch wieder gut. Ich habe ihm gesagt, er möge nichts davon nach Hause schreiben, um den Vater nicht zu beunruhigen. Planer, Pebal, Pfefferkorn sind wohl.

Im Laboratorium schreiten die gewöhnlichen Arbeiten vorwärts. Ich selbst freue mich, heuer wieder mehr tun zu können. Leider bin ich aber dadurch der Welt sehr entzogen, ich kümmere mich oft tagelang um nichts Externes.

Ihr in Wien werdet doch mehr in den Strudel des Lebens gezogen. Was war es denn eigentlich mit der Deputation des Klubs der Jungen bei Hasner? Lebe wohl und schicke mir bald einen Brief. Dein

Alexander

L.439 *R.366

1869 I 28, Wien

Geehrter Herr Professor!

Soeben erhalte ich [einen] Brief von Eberth, dass er Golubews Korrektur noch immer nicht gesehen hat. Max Schultze schrieb mir aber schon vor langer Zeit, dass er die Sachen besorgt hätte. Eberth wird indessen [sein] Manuskript abgeben müssen, und was nachträglich kommt, als Note in die Korrektur bringen. Ich kann den Druck nicht länger aufschieben und bitte Sie daher dringend um Ihren Aufsatz. Schweigger, Recklingh[ausen] und W. Müller haben geordnet. Von Eberth sind die Blöcke im Schneiden, und so kann denn nach spätestens 14 Tagen Ihr Manuskript an die Reihe kommen.

Ich rechne auf Ihre freundliche Zuschrift und grüße bestens Ihr

Stricker

L.440 *R.367

1869 I 29, Wien

Lieber Bruder!

Ich beeile mich, Dir den gewünschten Aufschluss über Prof. Lang zu geben. Ich kann nun wohl sagen, dass er die Blattern glücklich überstanden hat, da die Dekrustation bereits in schönstem Gange ist und ich schon gestern in der Lage war, ein Bad zu verordnen. Anfangs war große Prostration und heftiges Fieber. Schon am zweiten Tage konnte ich auf einige verdächtige Indizien hin den Ausspruch machen, dass sich Blattern entwickeln werden. So ist es auch gekommen und nach vollendetem Ausbruch des Exanthems trat eine merkliche Besserung im Allgemeinbefinden ein. Brust und Gesicht wurden ziemlich dicht besetzt. Der Verlauf war jedoch ein sehr milder.

Bezüglich meiner Fotografie für Frau Kienzl und Frl. Gusti kann ich vorderhand nur mein Versprechen erneuern und werde trachten, es baldigst zu realisieren.

Ich habe im Kostüm eines Mariniers den Maskenball mitgemacht, auch Marie war in Gesellschaft der Schmids auf demselben und zwar in Rokoko mit gepudertem Haar. In Aussicht habe ich noch außer den wöchentlichen Tanzsoireen bei Lakners den Industriellenball, ein Tänzchen bei Schmid und einen Hochzeitsball bei Hebra, dessen Tochter am 6. Februar ihre Vermählung mit Dr. Kohn feiert.

Trachte, demnächst als Nonne ein schönes oder reiches Weltkind für Dein Kloster zu gewinnen.

Über die Klubdeputation bei Hasner weiß ich auch nicht mehr als, was in den Zeitungen steht. Vielleicht erfahre ich noch Näheres. Von Lang soll ich Dir Grüße ausrichten und Du mögest Dich des Lebens freuen. Ich freue mich, dass es Richard wieder gut geht und dass alle Bekannten recht wohl sind. Vale, Dein

Emil

L.441 *R.368

1869 II 1, Wien

Geehrter Herr Professor!

Unsere Druckangelegenheiten schreiten etwas rascher vor, als ich vermutet habe. Ich bitte Sie daher, auch Ihre Angelegenheiten zu beschleunigen. Verzeihen Sie diese Zudringlichkeit, ich muss das, was ich angefangen habe, eben durchführen.

Bestens grüßend Ihr

Stricker

L.442 *R.369

1869 II 11, Göttingen

Geehrter Herr Professor!

Heute habe ich das bestellte Galvanometer mit allem Zubehör an Sie abgeschickt. Ich habe weiter keine Bemerkungen zu machen, da Sie selbst sehr bald sehen werden, wie das Instrument zusammenzustellen ist. Nur bitte ich, den Pfropfen vorsichtig aus den Glasröhren zu machen, indem dieser die Kokonfäden an der Achse festhält. – Die feine Rolle enthält 21987, die Thermorolle 234 einfache Windungen. Um die Empfindlichkeit der Nadel nicht zu groß zu heben, so werden Sie die Hilfsmagnete möglichst tief nach unten schieben müssen. Es würde mich freuen, wenn diese erste Arbeit für Sie Ihnen zu ferneren Bestellungen Veranlassung geben sollte.

Indem ich mir erlaube, meine Rechnung einzulegen, zeichnet mit vorzüglicher Hochachtung ergebenst

Dr. Meyerstein

Liebe Bertha!

Du bist ja ungemein witzig und sehr splendid geworden. Der Gedanke, mir von Baden einen Obersschaum nach Graz zu schicken, ist jedenfalls höchst originell, und steif und fest ist er angekommen und ausgezeichnet schmeckte er.

Meinen herzlichen Dank für alle die Süßigkeiten und Salzigkeiten.

Das Badener-Grazer Zwieback ist ausgezeichnet, die hiesigen Kuchenbäcker müssen sich schämen.

Deine Aufträge habe ich vollzogen, und die Erdäpfel haben allgemeine (Pebal-Planer-Kienzlische) Bewunderung erregt. Leider können wir uns den Freuden nicht so völlig hingeben, da bei Kienzl der kleine Buberl an einer Lungen- und Rippenfellentzündung schwer erkrankt war, seit gestern geht es ihm besser.

Pebals Mutter macht uns auch Sorge, sie scheint einen neuen Anfall ihres Leidens bekommen zu haben und spricht sehr schwer und ganz unverständlich. Bei einer 75jährigen Frau sehr bedenklich. Dem guten Pebal ist das gerade jetzt ein schwerer Schlag, denn er ist im letzten Fasching endlich erwischt worden. Ich soll aber eigentlich noch nichts verraten, dass er Braut [sic] ist, also unter dem Siegel der Verschwiegenheit teile ich auch das Geheimnis mit.

Es hat mich sehr gefreut, dass der gute Vater nun doch noch nach Wien geht. Ich werde an Emil morgen schreiben, und hoffentlich wird Vater bei ihm meinen Brief lesen.

Im Mai wird endlich unser neues Haus zu bauen angefangen und zwar in Geidorf. Ich stecke bis über die Ohren in Plänen und Entwürfen über die Einrichtung des zukünftigen Laboratoriums, wenn ich nur zu Ostern abkomme, ich möchte Euch gerne wiedersehen.

Jedesfalls muss aber auch bei mir heuer wieder eine Partie von Badenern sich niederlassen, sonst werde ich sehr böse.

Meine Handküsse an Vater, Mutter, Grüße an alle. Du sei herzlich geküsst von Deinem

Alexander

L.444 *R.370

1869 II 20, St. Petersburg

Mein lieber Collega,

ich erlaube mir, Ihnen Dr. [Alexis] Dobroslawin als einen sehr tüchtigen jungen Arzt zu empfehlen. Ich kenn' aus Erfahrung Ihre Freundlichkeit gegen uns Russen und bin fest überzeugt, dass er in Ihnen eine sichere Stütze für sein weiteres Studium finden wird, indem er namentlich längere Zeit in Graz verweilen kann. Meine Frau schickt Ihnen einen freundlichen Gruß, Sorokin auch. Wir alle bitten Sie schließlich, uns nicht zu vergessen.

Ihr ergebener

A[lexander Porfiryevich] Borodin

L.445 *R.371

1869 II 22, Wien

Liebster Freund

Ich sehe, in Dir steckt auch ein Stück Shylock, sollte dies von Deiner oft blutigen Beschäftigung herrühren? Du pochst auf Deinen Schein, d.h. auf Deinen letzten Brief. Ich hatte gehofft, dass die Langweile meiner Blattern durch ein Schreiben von Euch Grazern unterbrochen werden würde, aber vergebens. Ihr habt zu viel Gaudee! Ich würde, man wird sich an Euer flottes Leben bei der endlichen Durchführung meiner Bemühungen stoßen. Den Anfang der letzteren ersiehst Du aus dem Antrag meines Oheims. Hasner wird nun den Vortrag über Gehaltsregulierung, der im Ministerrat einige Schwierigkeiten machte, nach eingeholter allerhöchster Genehmigung dem Reichsrat vorlegen. Es handelt sich nur, ihn auch da durchzubringen. Ihr werdet gut tun, Eure Abgeordneten in diesem Sinne zu bearbeiten. Dass bis jetzt nicht alle recht geneigt sind, geht daraus hervor, dass Kaiserfeld zu meinem Onkel Befürchtungen über die hohen Kosten aussprach und meinte, den Professoren ginge es ohnedem nicht schlecht, manche hätten gar 1000 fl Kollegiengeld. Also wehrt Euch auch. Es wäre gut, Abgeordnete verschiedener Fraktionen zu bearbeiten.

Ich bin noch etwas gefleckt, habe auch einige leichte Narben übrig und fange jetzt an, wieder unter Menschen zu gehen, nachdem ich mit der freundlichen Behandlung Deines Bruders am Leben geblieben. Aus dem gesellschaftlichen Leben weiß ich also nichts Neues. Aus dem gelehrten folgendes: Böhm ist um eine Professur beim Ministerium eingekommen. Nächste Sitzung kommt dies zur Erledigung. Ich hoffe, er fällt durch.

An der Handelsakademie ist großer Kampf zwischen Bauer, welcher als seinen Nachfolger Lielleg, und Böhm, welcher Ludwig haben will.

Du kommst wohl zu Ostern nach Wien. Mit vielen Grüßen an alle Bekannten, Dein

Lang

Pebal hat wohl keine Büchersendung erhalten.

L.446 *R.372

1869 II 26, Wien

Geehrter Herr Professor!

Ich übernehme nicht gern die Rolle des Quälers. Ich stehe aber mitten im Drucke und warte mit Spannung auf Ihren Aufsatz. Ich bitte Sie daher dringend um Beschleunigung und namentlich um Nachricht.

Ihr ergebener

S. Stricker

L.447 *R.373

1869 II 28, Graz

Lieber Bruder!

Wenn Du zufällig den Brief gelesen hast, welchen ich neulich an Bertha schrieb, wirst Du wissen, wie lange ich mir schon vornahm, an Dich zu schreiben. Ich wollte, dass mein Brief auch den guten Vater bei Dir treffen soll, der doch sicher seinen Wiener Aufenthalt genommen hat.

Ich bin jetzt wirklich in einer sehr unangenehmen Lage. Die Vorlesungen soll ich schließen und bin noch weit zurück. Stricker drängt mich, den Artikel Blut zu schreiben, und ich habe selbst eine Arbeit über das Blut unter den Händen, die mir viel sehr viel zu denken und zu arbeiten gibt.

Unser Neubau fordert Kommission über Kommission, kurz mir liegts in allen Gliedern. Da hat man uns einen Bauplatz vom hiesigen Baudepartment empfohlen, das Ministerium genehmigte die Wahl, im Mai sollte der Bau beginnen.

Die angepriesene Eignung dieses Platzes von Seite der Statthalterei hat unserem Glacisprojekt den letzten Rest gegeben. Jetzt stellt sich heraus, dass es unmöglich ist, dort zu bauen. Wir stehen wieder dort, wo wir vor einem Jahre standen. Wieder ein Jahr verloren. Ich vergehe fast täglich vor Hitze und Gestank in meinem überfüllten kleinen Hörsaal, da soll der Mensch nicht melancholisch werden.

Die Statthalterei treibt mit uns ihre eitlen Possen. In Wien weiß man in leitenden Kreisen von unseren Universitätsverhältnissen gerade so viel als ich von den Hochschulen in China, kurz wir befinden uns auf einem verlorenen Posten: Im armen Österreich geht es immer und überall so trotz alledem und Beust, Giskra und Hasner oder viel mehr eben wegen des Letzteren.

Berthas Einfall, mir von Baden aus einen Tee zu arrangieren, war wirklich originell, der Tee wurde abgehalten, Planer mit Frau, Pebal und Torgler und Richard waren bei mir. Pebal ist Bräutigam. Er wird zu Ostern oder im August in den heiligen Ehestand treten. Anna Laurent, die 21jährige Tochter eines Rittmeisters, ist seine Braut. Ein hübsches Mädchen, in welches sich der alte Knabe schnell und rasend verliebte, er lernte sie bei Kienzl kennen, gestern wurde dort die Verlobung publiziert und darum darf auch ich schwatzen. Übrigens warte, bis er Dir selbst die Verlobung anzeigt, ehe Du ihm gegenüber davon Notiz nimmst.

Fallen seh ich Zweig um Zweig. Lang, Tomaschek nach Wien, Pebal in die Ehe. Mein Freundeskreis ist unwiederbringlich zerrissen. Ich stehe allein. Dein

Alexander

L.448 *R.374

1869 III 3, Wien

Geehrter Herr Professor!

Ich muss Sie nach reiflicher Überlegung dennoch bitten, den Aufsatz abzuschicken. Ich kann die Erscheinung der Lieferung nicht aufschieben, ohne die Interessen des Verlegers empfindlich zu verletzen. Außerdem warten alle anderen Mitarbeiter auf Publikation. Ich bitte Sie daher dringend um Einsendung. Geben Sie den status quo und zeigen Sie allenfalls an, dass Sie in größeren Arbeiten begriffen, die Resultate noch nicht für spruchreif halten.

Bestens grüßend Ihr ergebener

Stricker

L.449 *R.375

1869 III 8, Wien

Lieber Bruder!

Du erhältst mit diesem Schreiben Nachricht und Aufschluss über Misslichkeiten, die sich nun Gott sei Dank wieder zum Besseren gewendet haben. Der Vater erkrankte vor ungefähr 14 Tagen mit Halsschmerzen. Ich wurde eiligst nach Baden zitiert und fand, dass der Vater an einer Angina pseudomembrania litt. Ich fand denselben zugleich in einer so kleinmütigen und desperaten Stimmung, dass ich Mühe hatte, ihn wenigstens gemütlich sogleich etwas aufzurichten. Kalten Umschlägen und der Anwendung von Kalichloricum das Weitere überlassend. Die Halsschmerzen besserten sich nach ein paar Tagen, allein das Übel ging auf den Kehlkopf über, so dass völlige Stimmlosigkeit eintrat. Ich brachte schon am zweiten Tage einen Zerstäubungsapparat von Wien mit und ließ nun das Medikament auch inhalieren. Im Laufe der ersten Woche verloren sich alle besorgniserregenden Symptome, so dass er schon in der zweiten Woche in Rekonvaleszenz eintrat. Das Fieber war auch im Beginn ein mäßiges, was mich immer mit großer Vorhoffnung erfüllte. In der ersten Zeit der Erkrankung brachte ich einige Nächte in Baden zu, indem ich spätabends hinausfuhr und morgens nach Wien zurückkehrte. Bei einer dieser nächtlichen Expeditionen unter kaltem Wind und heftigem Regen dürfte ich mich erkältet haben, da ich die ganze vorige Woche an intensivem Schnupfen, rheumatischen Schmerzen und noch gegenwärtig an starkem Bronchialkatarrh leide. Gestern war ich wieder auf ein paar Stunden in Baden. Das Hals- und Kehlkopfleiden des Vaters ist fast spurlos verschwunden, der Vater war ziemlich heiter, ging mit uns zu Tische, begab sich aber wieder zeitlich zu Bett. Nur die von früher her datierenden asthmatischen Beschwerden belästigen ihn jetzt noch, namentlich zur Nachtzeit. Dies ist in Kürze dasjenige, was Dich am meisten interessieren dürfte. Ich hoffe, Dich ja bald im Verlaufe der Osterferien zu sehen. Wenn es Dir möglich ist, von Graz abzukommen, und dann erfährst Du alles Nähere.

Bezüglich Deiner Melancholie kann ich Dir nur den Rat geben, folge dem Beispiele Deines Freundes. Lerne dort oder da ein nettes Mädchen kennen, verliebe Dich und heirate. Das kannst Du vom sozialen, materiellen und physischen Standpunkte gerade so gut wie Dein Freund.

Lang habe ich zuletzt auf einem Balle bei Hainisch gesehen. Sein etwas fleckiges Antlitz hinderte ihn nicht, recht wacker zu tanzen, Schauenstein und Heschl, die Dich grüßen, sah ich vor einigen Tagen. Lebe wohl, auf baldiges Wiedersehen, Dein

Emil

L.450 *R.376

1869 III 26, Wien

Geehrter Herr Professor!

Ich bitte Sie, das Manuskript direkt an Engelmann zu senden, u[nd] z[war] Montag [29. März].

Ich gehe morgen mit dem Eilzuge nach Venedig. Sollte es Ihnen tunlich erscheinen, mich auf dem Bahnhofe zu sprechen, so wird mich das sehr freuen. Erkundigen Sie sich jedoch, ob der Eilzug in Graz so lange Rast macht, um sprechen zu können, damit Sie den Weg nicht vergebens machen.

Bestens grüßend Ihr ergebener

Stricker

L.451 *R.377

1869 IV 3, Graz

Lieber Bruder!

Ich bin hier regelmäßigen Verlaufes eingetroffen und fand alles in Ordnung. Meine Leute erwarteten mich schon mit Schmerzen, diese ambulanten Russen wollen auch keinen Tag verlieren.

Ich hatte mir von Baden Harn vom Vater mitgenommen und habe denselben nun untersucht. Leider schöpfte ich aus dieser Untersuchung keinen Trost, sondern nur neue Besorgnisse. Ich bin sehr betrübt und habe mir schon jetzt vorgenommen, am 14. Mai (Freitag vor Pfingsten) wieder nach Baden zu gehen.

Wir wollen dann wieder ratschlagen, für jetzt glaube ich lassen wir, wenn Du nicht inzwischen mir andere Berichte zukommen lässt, die Sache an uns herankommen; und schonen den Vater, der ja nicht erfahren möge, wie es mit seinem Leiden steht. An den Folgen des unendlich traurigen Ereignisses, welches uns bevorsteht, darf und würde auch gar nichts geändert werden dadurch, dass wir unseren liebevollen und mit reicher Zärtlichkeit alle seine Kinder umschließenden Vater zu seinem physischen Leiden noch mehr moralische Qualen bereiten, was sicher der Fall sein würde, wenn er auch nur Andeutungen davon bekäme, dass Du und ich sein Leiden so bedenklich halten.

Ohnehin gibt er sich von freien Stücken, wie ich mich überzeugte, großen Sorgen hin. „Mein Asthma wird mich umbringen, und ich hätte noch ein paar Jahre gebraucht, um in Ordnung zu sein“, sagte er mir neulich, als ich von Wien wieder zurückkam und als ich von ihm Abschied nahm, war er ungeheuer ergriffen.

Wenn ich nachdenke, was mit zu den größten Freuden und glücklichsten Augenblicken in dem geplagten Leben unseres gütigen Vaters gehört hat, so scheint es mir, dass dazu vorzüglich die zarte Inbrunst gehört, mit der er uns und alle seine Kinder gelegentlich an seine liebende Brust drückte.

Ich glaube, wir müssen diese Gefühle vergelten dadurch, dass wir jetzt dafür sorgen, dass nicht durch die Erkenntnis seines Leidens der Vater gemütlich noch mehr heruntergebracht werde, als er es ohnehin schon ist.

Wir beide müssen darum über die Bedenklichkeit seines Zustandes, so scheint es mir, nicht nur schweigen, sondern auch unsere Gefühle meistern. Es wäre doch allzu traurig, wenn die Mutter, die Mädchen den Vater durch ihre desperaten Physiognomien belästigen würden oder gar die Dummheit dritter Personen, was am meisten zu fürchten ist. Dass es dem Vater nicht gut geht, wird ohnehin nicht lange mehr ein Geheimnis bleiben.

Ich will nur für den Vater selbst so viel wie möglich die Hoffnung gerettet wissen, darauf allein, glaube ich, dürfen wir beide jetzt denken.

Die Zukunft können wir beide untereinander, so viel das angeht, bedenken; aber mit dritten, auch mit der Mutter und den Schwestern sie zu bedenken, das kann erst sein, wenn wir unseren lieben guten Vater dadurch nicht mehr ins Herz zu greifen fürchten müssen.

Ich würde viel darum geben, wenn ich Dir von erfreulicheren Dingen sprechen könnte, allein die Harnuntersuchung hat mich ganz verzagt gemacht. Der Harn, den ich mitnahm, war flockig getrübt. In den Flocken fand ich unter dem Mikroskope viele Harnsäurekristalle (Fassformen mit Pigment imprägniert) und unzweifelhaft als solche erkennbar. Diese Kristalle waren groß und bedingten ein Knirschen beim Aufdrücken des Deckglases.

Marker HarnsäureHarnsäure

Die Hauptmasse der Flocken bestand aus körniger Masse, die Körnchen erschienen alle etwas länglich, oft an den Enden abgerundet. Darunter waren sicher viele Vibrionen [?]. Ich glaubte schon zeitweilig, die ganze Masse bestehe nur aus Vibrionen[?], allein daran bin ich doch wieder zweifelhaft geworden. Es scheinen auch einige Körnchen von harnsaurem Natron darunter gewesen zu sein. Und unbekannter Detritus. Kurz über diese Masse ist nicht recht ins Klare zu kommen, und man kann gar keine Schlüsse darauf basieren. In allen Präparaten, welche ich anfertigte, waren Epithelien aus der Blase und den Harnleitern, als solche leicht erkennbar, sie zeigten in ihrer Struktur keine Veränderung, sondern sehen aus wie das abgestoßene Mundhöhlenepithel jederzeit aussieht und dem letzteren ist eben das der Harnwege sehr ähnlich. Ich habe neben ein paar Bilder gezeichnet.

Marker Körnige MasseKörnige Masse Marker Epithel aus den HarnwegenEpithel aus den
Harnwegen

Marker

In einem Präparate fand ich eine Zelle, welche wahrscheinlich Nierenepithel ist. Sie erschien gekernt und grobkörnig,wie man solche Zellen eben in den Harnkanälchen findet.

In einem anderen Präparate fand ich einen Epithelzylinder halb aus körniger, halb aus längeren weniger körnigen Zellen zusammengesetzt, also herstammend aus dem Übergang von Pyramiden- und Rindensubstanz. Das in der Figur mit a bezeichnete Gebilde wird sogleich erklärt werden.

Marker

In allen Präparaten fanden sich sehr spärlich, aber immer in einer bestimmten Zahl zu finden, runde oder ovale glänzende glatte, aber in ihrem Innern wie spießig[?] aussehende Körper, die größer als Nierenepithel waren, einzelne zeigten sehr schöne konzentrische Ringe am Rande, in der Mitte erschienen wieder Schlitze in der sonst glatten Masse; diese Dinger färbten sich mit Jod tiefblau. A in der vorigen Zeichnung bedeutet ebenfalls ein solches Gebilde. Es wäre zu bedenken, ob diese Gebilde aus der Prostata herrühren, in welcher solche Gebilde bekanntlich vorkommen. So viel sah ich mit dem Mikroskop. Die Reaktion des Harnes war sauer.

Marker mit Jod sich blau färbende Gebildemit Jod sich blau
färbende Gebilde

Das spezifische Gewicht, mit dem Picnometer sehr genau auf der Waage bestimmt, betrug 1012. Beim Kochen und beim Zusatz von Salpetersäure fällt Eiweiß. War das Eiweiß einfach durch Kochen des sauren Harnes coaguliert und darauf der Harn filtriert, so ergab die Trommersche Zuckerprobe eine bedeutende Fällung von rotem Kupferoxydul.

Fortgesetzt am 4. April 1869.

Da auch Harnsäure die Trommersche Probe gibt, untersuchte ich noch mit Magisterium Bismuthi, welches nur von Zucker reduziert wird. Es wurde geschwärzt und ebenso erhielt man eine ansehnliche Bräunung, wenn der Harn bloß mit Kali gekocht wurde, was also nur von Zucker herrühren kann.

Merkwürdigerweise gibt der Harn mit dem Polariskop untersucht gar keine Drehung der Polarisationsebene, was sich aber aus der gleichzeitigen Anwesenheit von Eiweiß (linksdrehend) und Zucker (rechtsdrehend) erklärt, nur ist die Kompensation eben merkwürdigerweise eine vollständige.

Quantitativ können also Eiweiß und Zucker nach der optischen Methode nicht bestimmt werden. Mit dem Zucker allein ging es nach der Koagulation. Dazu hatte ich zu wenig Harn mit. Phosphate enthielt der Harn sehr wenig. Chloride in mittlerer Menge.

Somit weißt Du das ganze traurige Ergebnis. Eiweiß und Zucker enthält der Harn.

Da der Vater erst in der letzteren Zeit wieder gar so sehr über Durst und Trockenheit in der Mundhöhle klagt, scheint es, dass der Zucker erst wieder neuerlich in beträchtlicherer Menge aufgetreten; vielleicht ist Dir das ein Anlass, in diätetischer Beziehung etwas einzuleiten. Besuche nur den Vater bald wieder und schreibe dann auch mir.

Noch bitte ich Dich wegen meines Uhrschlüssels. Auch behalte im Auge, gelegentlich zu erfahren, wo man sich die Statuten der Maschinziegelaktien Gesellschaft verschaffen könnte. Dein

Alexander

L.452 *R.378

1869 IV 6, Göttingen

Sehr geehrter Herr Professor!

Durch eine kleine Reise während der Osterferien war ich verhindert, Ihnen früher als heute meinen Dank für die Bezahlung des Galvanometers abzustatten. – Das von Ihnen bestellte Ophthalmometer ist sogleich mit vielen anderen, welche bestellt sind, in Angriff genommen; der Preis desselben ist 140 Taler.

Mit der Bitte um eine freundliche Empfehlung an die Herren Professoren Toepler und Pebal zeichnet mit vorzüglicher Hochachtung Ihr ergebener

Dr. Meyerstein

L.453 *R.379

1869 IV 8, Wien

Lieber Bruder!

Ich danke Dir für Dein Schreiben vom 3. d[ieses] M[onats]. Die Resultate der Harnuntersuchung sind leider traurig genug, da sie das unverkennbare Bild des chronischen Morbus Brighti zeigen, womit auch alle Symptome, die unseren guten Vater belästigen, übereinstimmen. Ich war Dienstag wieder in Baden, das Befinden des Vaters war nicht wesentlich anders als [es] in letzter Zeit überhaupt war. Eine Nacht ist leidlich gut, die andere wieder nicht. Ich ging mit dem Vater, da es sehr schön war, nach der Griesen. Dabei war er ziemlich heiter und voll Hoffnung. Ein Gespräch, dass er sich schonen müsse, dass er trachten müsse, den Entgang am Einkommen aus der Praxis durch eine zweckmäßige Verwertung seines Kapitals zu ersetzen, schien ihm unangenehm, denn er ging durchaus nicht darauf ein. Beiläufig erfuhr ich, dass die Sparkasse auf jedes seiner drei Häuser eine kleine Summe vorgemerkt habe, wie viel weiß ich nicht. Er braucht jährlich 1000 fl für Rückzahlungen. Leider kann man mit dem Vater über wirtschaftliche und Geldangelegenheiten seiner eigentümlichen Anschauungen wegen nicht übereinkommen. Und doch fürchte ich, wird die Frage eines zweckmäßigen Arrangements über kurz oder lang unabweislich werden. Die gegenwärtige Wirtschaft scheint mir für die Zukunft durchaus unhaltbar. Ob man nicht, wenn der größte Teil der Griesen in eine Weichselplantage umgewandelt wird, eine entsprechende Revenue und mindere Erhaltungskosten erzielen könnte? Weißt Du kein landwirtschaftliches Buch, um sich über diese Angelegenheit zu informieren? Der Vater scheint von seiner Nierenaffektion gar keine Ahnung zu haben, denn er sagte mir neulich erst: „Mit meinen Nierengeschichten bin ich jetzt zufrieden, nur das Asthma, die Muskelschwäche und Nervosität belästigen mich“. Es wird aber doch notwendig werden, aus therapeutischen und diätetischen Rücksichten, ihm zu sagen, was er ohnehin schon weiß, dass noch immer Zucker im Harn ausgeschieden wird. Erst neulich erfuhr ich, dass er täglich vormittags zwei bis drei Erdäpfel speist. Auf meine Aufforderung, lieber ein paar Eier oder ein Glas Wein zu nehmen, erwiderte er, dass ihm gerade die Erdäpfel so vortrefflich schmecken. Die fatale Komplikation von Morbus Brighti und Diabetes erschwert unendlich das therapeutische Eingreifen, da das eine Leiden oft kontraindiziert, was das andere indiziert, z.B. Karlsbad. Ich denke nach, ob man nicht Arsen versuchen soll, es sind unlängst günstige Resultate damit beim Diabetes erzielt worden. Ob auch beim Morbus Brighti, weiß ich nicht. Aber ich sehe keine Gegenindikation. Ich werde vielleicht nächstens Arsen als Tinktura Fowleri gegen das Asthma dem Vater vorschlagen. Dein

Emil

Lieber Vater!

Als ich zu Anfang dieses Monats von meinem kurzen Besuche in Baden heimkehrte, wurde ich vom meinen Russen gleich mit einer Unmasse von Fragen bestürmt. Diese guten Leute wollen auch nicht einen Tag umsonst in Graz gewesen sein. Übrigens ist es mir recht, dass in meinem Laboratorium fleißig gearbeitet wird, wenn ich auch dadurch an meiner Freiheit etwas einbüße. Ich glaube, mit Ende des Schuljahres gerade heuer eine Reihe von Arbeiten von mir und meinen Schülern veröffentlichen zu können und werde dann gelegentlich daran einen Hinterhalt für eventuelle Forderungen haben. Pflicht und Egoismus reichen sich hier einigermaßen die Hände.

Da ich aber meine Osterferien so abkürzen musste, so will ich einmal auch zu Pfingsten nach Baden kommen.

Ich möchte zunächst sehen, dass Du Deine lästigen Winterbeschwerden mit dem eingetretenen Frühjahr los geworden bist, und ein paar schöne Maitage mit Euch in Baden genießen.

Pfingsten fällt heuer so früh, dass man sich von der Aussicht auf die großen Ferien nicht abhalten lässt; auch zu Pfingsten auf die Wanderung nach der Heimat zu gehen. Ob ich noch früher schreibe, weiß ich nicht; ich gedenke am 14. oder 15. Mai von hier abzureisen.

Dem Richard geht es gut. Er ist heute wieder im Weingarten. Er trägt sich mit großen Erfindungen. Er lässt Ahornsaft gären und will nun, dass wir ihm den Pantsch im Laboratorium destillieren. Vielleicht gründet er eine „Steirische Ahornwein-Aktiengesellschaft“.

Frau von Pfefferkorn lässt für die gelbe Rose vielmals danken und war sehr gerührt davon, dass ich nicht darauf vergessen habe. Heute war Pfefferkorn bei mir und sagte mir, dass sie mit ihrem Mann wahrscheinlich nach Baden gehen wird.

Pebals Mutter hat sich nun endlich herbeigelassen, dessen Braut bei sich zu sehen, dass letztere kein Geld hat, will der alten Frau aber noch immer nicht aus dem Sinne. Sie glaubt immer, ich werde pfiffiger sein als ihr Sohn, und das scheint sie auch zu schmerzen, vorläufig bin ich aber ganz unschuldig.

Von Emil erhielt ich unlängst einen Brief, in welchem er mir mitteilte, dass er in Baden war und wie er dort Alle gefunden, dass er mit Dir in Griesenheim spazierenging. Ich hoffe, Emil wird mir bald wieder schreiben, und darum unterlasse ich die meist fruchtlose Aufforderung an die geliebten Schwestern, mir zu schreiben.

Übrigens grüße ich Alle herzlichst, Dir wie der Mutter viele Handküsse

Alexander

L.455 *R.380

1869 IV 18, Wien

Verehrtester Herr Professor!

Ihr Herr Onkel, Dr. Hermann Rollett, welcher den in gelehrten Kreisen so geachteten Namen Rollett durch seine Poesien auch in rein literarischen Zirkeln zur Geltung brachte, hat mir für die von mir redigierte Rubrik ‚Natur und Völkerkunde’ in der Neuen Freien Presse einen Artikel eingesandt, welcher in das naturwissenschaftliche Gebiet einschlägt, ja genau genommen die höchste Frage aller Physiologie, die Entstehung der ersten Zelle zum Gegenstande hat. Gibt es auch keine wichtigere, so gibt es doch andererseits keine strittigere und heiklichere Frage als die Erstentstehung des organischen Lebens. Ihr Herr Onkel behandelt aber die Frage nicht philosophisch, sondern teilt in äußerst anspruchsloser Weise eine eigene Beobachtung mit, die er vor Jahren gemacht und die er aus Gründen, welche er angibt, als einen Beitrag zur erwähnten Frage ansieht. Eben diese bescheidene Art und Weise der Mitteilung vermindert die Bedenklichkeit einer solchen Publikation in einem Tagesjournale in außerordentlichster Weise; dennoch kann ich mich zu derselben nicht entschließen, ohne noch vorher Ihren maßgebenden Rat über dieselbe einzuholen. Es schien mir, dass Sie sowohl durch Ihre Verwandtschaft als durch die Namensgleichheit, besonders da die Publikation in ihr Fach und nicht in das Ihres Herrn Onkels gehört, sich für den Artikel einigermaßen interessieren würden. Ihre Leistungen in der Physiologie machen Sie überdies zur Autorität auf dem Gebiete und die Klarheit, mit der Sie wissenschaftliche Fragen im persönlichen Gespräche behandeln, war mir noch aus der Zeit Ihres Aufenthaltes in Wien in angenehmer Erinnerung. Von dieser Zeit her kenne ich auch noch Ihre persönliche Liebenswürdigkeit und Zuvorkommenheit, was mir den Mut zum folgenden Ansuchen erhöhte. Ich bitte Sie nämlich, den beigelegten Artikel Ihres Herrn Onkels freundlichst durchlesen zu wollen und mir Ihre Meinung über denselben bekanntzugeben. Insbesondere bitte ich mir zu schreiben, ob Sie glauben, dass ich den Artikel in der Ihnen ja nach Tendenz und Inhalt genügend bekannten Rubrik der Neuen Freien Presse: Natur- und Völkerkunde zum Abdrucke bringen solle, und wenn Sie dieser Ansicht sind, ob unverändert oder mit irgendwelchen Abänderungen?

Entschuldigen Sie die Freiheit, die ich mir mit diesen Zeilen nehme und verzeihen Sie die Belästigung, zu welcher ich mich veranlasst fand. Gestatten Sie mir auch noch, diese Zeilen als vertraulich zu bezeichnen, ferner Sie um baldige Antwort anzugehen und endlich auch noch zu bitten, mit dieser Antwort den Artikel Ihres Herrn Onkels wieder in meine Hände gelangen zu lassen.

Ich hoffe, dass Sie den Motiven, die mich zu diesen Zeilen bewogen haben, die richtige Würdigung nicht versagen werden, und, indem ich die Gelegenheit benütze, Sie meiner vorzüglichsten Hochachtung zu versichern, zeichne ich Euer Hochwohlgeboren ergebenster

Prof. Dr. Edm. Reitlinger

Anmerkung Telegramm

Herrn Alexander Rollett Professor zu Graz Karmeliterplatz. Vater sehr gefährlich kommen Du und Richard heute noch nach Baden. – Anton

L.457 *R.381

1869 V 9, Baden

Anmerkung Telegramm

Vater heute nachts verschieden. Richard avisieren.

Emil

L.458 *R.382

1869 V 14, Graz

Hochverehrter Herr Professor!

Der Abmachung gemäß habe ich, als Sie Mittwoch früh nicht kamen, einen Anschlag vor die Türe gehängt, in dem ich die nächste Vorlesung für Donnerstag, den 20. Mai, ankündigte. Nun erfahre ich heute von Lienhart, dass nicht nur Mittwoch, den 19. (dem Rektorstage), sondern auch Donnerstag, den 20., wegen Verteilung der Matrikel Ferien sind. Es bleibt mithin für künftige Woche der einzige Freitag als Kollegientag. Wahrscheinlich ist es Ihnen wünschenswert, die ganze nächste Woche bei Ihren Angehörigen bleiben zu können. Ich bitte daher, mich durch ein paar Zeilen zu verständigen, ob ich die nächste Vorlesung für Freitag, den 21., oder Montag, den 24., ankündigen soll.

Mit der Versicherung der herzlichsten Teilnahme an dem traurigen Ereignisse, das Sie und Ihre Familie betroffen, zeichne ich mich Ihr ergebenster

V. Ebner

L.459 *R.383

1869 V 18, Wien

Geehrter Herr Professor!

Auf pag. 194 Ihres Aufsatzes ist offenbar eine Wiederholung. Ich habe daher pag. 293 Zeile 9 von unten bis 294 Zeile 24 von oben mit del[eatur] bezeichnet. Entschuldigen Sie mein Nichtantworten und lassen Sie mich gelegentlich mein tiefes Beileid aussprechen. Ihr ergebener

S. Stricker

in größter Eile

L.460 *R.384

1869 V 24, Graz

Lieber Bruder!

In der Anlage übersende ich Dir die versprochene Vollmacht. Sie ist von Baden datiert, weil sie sonst von einem hiesigen Notar legalisiert werden müsste. Sie muss nur noch von zwei Zeugen, die aber keine Verwandten sein dürfen, unterschrieben werden. Lasse sie also von zwei beliebigen Personen unterschreiben und mache, wenn es der Bezirksrichter verlangt, davon Gebrauch.

Von der Mutter habe ich heute einen Brief erhalten, wo sie mir mehrere Fragen vorlegt. Ich habe ihr bereits geantwortet. Ich bitte Dich, den Brief zu verlangen und zu lesen und mir zu schreiben, ob Du mit den Ratschlägen, welche ich ihr erteilte, einverstanden bist. Dir lege ich nochmals in der brüderlichsten Weise ans Herz, ja mäßig im Genuss der Badener Praxis umzugehen.

Man wird Dich, das sehe ich voraus, malträtieren und auszubeuten suchen. Du musst widerstandsfähig und nur auf Deinen Vorteil und Deine Zukunft bedacht sein. Auch hier hat alles gleich gefragt, ob Du nicht nach Baden gehen wirst.

Man hätte das Gegenteil unbegreiflich gefunden, überall begegne ich unglaublichen Vorstellungen von dem Umfang und der Einträglichkeit der Praxis unseres lieben guten Vaters.

Die fünfzig Gulden, welche ich Dir schulde, bekommst Du nächstens. Ich werde bald wieder schreiben.

Grüße alle, so wie ich Dich tausendmal grüße, Dein

Alexander

L.461 *R.385

1869 V 28, Baden

Lieber Bruder!

Ich komme erst heute dazu, Deinen Brief vom 24. d[ieses Monats] zu beantworten. Die ganz advokatisch stilisierte Vollmacht ließ ich von Herrn von Schurz und Kreuzinger unterfertigen. Mit den Ratschlägen, welche Du der Mutter erteiltest, bin ich vollkommen einverstanden. Ich habe mich nun so ziemlich von Wien losgemacht, und wenn ich nur erst eine Tafel bekomme, was jeden Tag erwartet wird, dann mag die Badener Kampagne ihren Anfang nehmen. Gestern und heute Vormittag war ich noch in Wien, um mehrere Geschäfte abzuwickeln. Ich muss aber Montag, wenn auch nur auf einige Stunden, wieder hinein. Vorläufig habe ich in Baden drei Parteien. In Wien wird inzwischen von Seite meiner Kollegen fleißig kolportiert, dass ich ganz nach Baden übersiedle und mich dort etabliere. Noch eine andere Sache droht mir jetzt sehr in die Quere zu kommen. Es soll nämlich demnächst Prim[arius] Wiszanik pensioniert werden, dessen Primariat dann im Konkurswege zur Besetzung kommt. Ich werde jedenfalls kompetieren. Es frägt sich nur, ob man mich denn so berücksichtigen wird, wie wenn ich in loco geblieben wäre. Und wenn man mich meinen Ansprüchen entsprechend berücksichtigt, wie ich mich dann mitten in der Saison wieder von Baden losmachen kann. Denn sehr wahrscheinlich dürfte Wiszanik noch in der schönen Jahreszeit seinen Posten verlassen wollen. Nun, es wird sich zeigen.

Frau von Kienzl habe ich seither nicht mehr gesehen. Einmal wollte ich sie besuchen, traf sie aber nicht zu Hause. Bei uns geht es allen gut, es grüßt Dich herzlich Dein

Emil

Schreibe, was Du wegen der nächsten Sparkassenrate zu tun für gut hältst. Ich bin bereit, beizusteuern.

L.462 *R.386

1869 VI 1, Graz

Lieber Bruder!

Im Drange der Geschäfte, die mir meine Zeit so sehr absorbieren, schreibe ich Dir nur folgenden kurzen Brief.

Die Sparkassenrate, glaube ich, sollte dieses Mal aus der Kasse der Mutter gezahlt werden, wenn es möglich ist. Geht es nicht, dann bitte ich Dich, die 151 fl 50 Kreuzer vorzuschießen. Ich werde dann die am 9. Juli fällige Rate auf mich nehmen.

Hättest Du nicht so viel flüssiges Geld zur Disposition, so soll Toni von den von ihm eingenommenen Geldern die 6. Juni Rate hergeben. Ich bin aber wie gesagt vor allem dafür, dass aus der Kasse gezahlt wird, wenn es möglich ist, und zwar darum, weil wir uns für die Löschung der ganzen Schuld beim eventuellen Verkauf der Häuser bereithalten müssen. Wie das zu machen [ist], davon wollen wir Ende Juni mündlich sprechen.

Jedesfalls müssen wir uns immer die absolute Notwendigkeit aufsparen. Wären die Häuser unverkäuflich, dann wären diese Notwendigkeit schon jetzt an uns herangetreten. Unter den vorläufigen Auspizien aber nicht, und darum glaube ich, ist für uns auch die Zeit des Eingreifens eigentlich noch nicht gekommen.

Wir müssen vor allem eine etwaige Geldklemme im nächsten Winter im Auge haben. Ich bitte Dich, das der Mutter zu sagen und zugleich die Zahlung der 6. Junirate zu betreiben. Entweder soll Toni oder die Mutter selbst nach Wien gehen.

Onkel Schwarz hat mir vorgestern geschrieben, dass ich den Guillomets Geld schicken soll. Wie komme ich dazu? Auch bitte ich Euch, aus dem Paquet in Vaters Sekretär nichts herzugeben, bis nicht die Erledigung des Landesmilitärgerichtes auf meine Eingabe kommt. Allerdings brauchen Melanie und Arthur Geld, allein, das muss ihnen eben von den Verwandten vorgeschossen werden.

Onkel Schwarz oder die Mutter sollen dem Arthur vorläufig etwa 10 fl leihen. Tante Natalie muss warten. Warum erledigt das Landesmilitärgericht nicht. Arthur selbst soll zum Landesmilitärgericht gehen und dort seine Lage darstellen und sich beschweren, dass eine so wichtige Angelegenheit so verzögert wird.

Aus der vom Vater hinterlassenen Kasse etwas zu nehmen, ist niemand berechtigt. Ich bitte Dich, das selbst dem Onkel Schwarz zu sagen oder es ihm durch die Mutter sagen zu lassen.

Dein

Alexander

L.463 *R.387

1869 VI 16, Heidelberg

Lieber Rollett!

In den Tagen nach dem Schützenfeste war Dr. Mittermaier von hier in Graz, um sich Euer sogenanntes Tonnensystem anzusehen. Ich adressierte ihn damals an Schauenstein, den er aufsuchte und von dem er sehr freundlich aufgenommen wurde. Schauenstein versprach ihm, brieflich alle gewünschten Aufschlüsse zu geben. Nun hat aber weder Mittermaier auf wiederholte Briefe Antwort bekommen, noch hat ein Tretbrief, den ich auf Mittermaiers Wunsch an Schauenstein geschrieben habe, mehr Erfolg gehabt. Da Mittermaier ein Buch über die Aborte schreibt und mit dem Manuskripte ziemlich fertig ist, da er sich ebenfalls für das Tonnensystem erklärt, so liegt ihm sehr viel daran, von der größten Stadt, in welcher dasselbe faktisch längere Zeit besteht, genaue Berichte zu haben. Aus diesem Grunde hat er mich ersucht, an Dich die Bitte zu richten, ihm von Schauenstein eine Antwort auf seine Briefe zu erwirken. Sollte Schauenstein seiner Zusage entgegen, nicht antworten wollen, so wäre es mir allerdings nicht ohne Interesse zu erfahren, weshalb.

Mit der Bitte um Antwort, Dein

Otto Becker

L.464 *R.388

1869 VI 16, Wien

Lieber Freund

Könntest Du mir alsogleich schreiben, ob Du zu Peter und Paul [29. Juni] nach Baden kommst, weil im entgegen gesetzten Falle ich vielleicht nach Graz kommen würde.

Dein

V. Lang

L.465 *R.389

1869 VI 21, Baden

Lieber Bruder!

Ich bin von einer Patientin ersucht worden, Dich wenn möglich um Aufschluss und Auskunft in folgender Geschichte zu bitten. Es existiert nämlich in Graz ein Mediziner oder Rigorosant namens Emanuel Dranz. Dieser Herr wurde von mir im vorigen Jahr, als er noch in Wien war, an einer chronisch katarrhalischen Cystopielitis behandelt. Er war nebenbei von sehr ängstlicher und hypochondrischer Gemütsart und reiste, als ihm besser war, von Wien ab in ein Bad. Seitdem habe ich nichts mehr von ihm gehört. Nun kam eine Cousine dieses Herrn Dranz, die ich gleichfalls im vorigen Jahre behandelt habe, zu mir und erzählte mir, Dranz sei nach Graz gegangen, um dort zu rigorosieren, er sei jedoch wieder intern schwer erkrankt, befinde sich in einer sehr desperaten Gemütsstimmung und in seinen letzten Briefen seien sogar Selbstmordgedanken ausgesprochen. Sie und die Familie des Herrn Dranz wissen nun seit längerer Zeit nicht, ob die Krankheit des Letzteren wirklich einen so ernsten Charakter hat, ob er lebendig oder tot, ob er in Graz oder in einem Badeorte sich befindet. Die Adresse des Herrn Dranz in Graz ist Wickenburggasse Nr. 15, 2. Stock rechts. Es ergeht nun an Dich die Bitte, etwa durch Wendl über den genannten Herrn unter obiger Adresse Erkundigungen einzuholen, ob sich derselbe in Graz oder anderswo befinde, wenn er ernstlich krank ist, ihn auffordern zu lassen, sich unter ärztliche Pflege in das Krankenhaus zu begeben, kurz sich über den genannten Herrn Aufschluss zu verschaffen, und wenn er krank und hilflos ist, ihn zu bestimmen, sich auf Kosten seiner Angehörigen unter ärztliche Behandlung und Pflege zu begeben. Da Du sehr wahrscheinlich schon nächsten Samstag in Baden sein wirst, so wird die Cousine des Herrn Dranz sich Samstag oder Sonntag bei mir einfinden, um Auskunft in der eben dargelegten Angelegenheit zu erbitten.

Du hast wahrscheinlich die Zustellung zur Abhandlung für den 28. d[ieses] M[onats] so wie wir erhalten. – Wir erwarten Dich Freitag oder Samstag. Ich erspare mir alle weiteren Mitteilungen, bis dahin Dein

Emil

Hochgeehrter Herr!

Ich erlaube mir, Sie zur freundlichen Mitwirkung an den Vorträgen im Vereine zur Verbreitung naturwissenschaftlicher Kenntnisse herzlichst einzuladen, die im nächsten Winter 1869/70 hier in Wien zwischen 1. Nov[ember] und 31. März abgehalten werden sollen.

Der Verein hat die Bestimmung, die zum Druck in den Schriften übergegebenen Vorträge mit 30 fl zu honorieren, sowie allenfalls nötige Illustrationen beizustellen und die zur Ausstattung des Vortrags erforderlichen Unkosten zu vergüten. Im Falle gütiger Zusage erlaube ich mir gütigst anzugeben, sowohl das Thema des gewählten Gegenstandes als die Zeit, wann Sie denselben in Wien zu halten belieben, da das Programm noch im Laufe dieses Monats festgestellt werden soll.

Hochachtungsvoll dero ergebenster

Frauenfeld
kk. zoo[logisches] Hofkabinett
Josefsplatz

L.467 *R.391

1869 VII 28, Wien

Lieber Freund!

Ich fahre Samstagnachmittag in die Aue zu Hainisch. Solltest Du mich dort auf Deiner Fahrt nach Baden besuchen können, so würde dies gewiss mich und auch meine Cousine und Cousin sehr freuen. Indem ich einen längeren Gedankenaustausch auf das Wiedersehen verschiebe, bleibe ich Dein

Viktor Lang

Ich komme wahrscheinlich gegen 20. August nach Baden.

L.468 *R.392

1869 VIII 7, Graz

Lieber Bruder!

Du kannst nicht glauben, in welch unangenehmer Stimmung ich mich befinde. Ich möchte schon so gerne in Baden sein und bin, wenn ich nicht eines Jahres Arbeit in die Schanze schlagen will, doch noch hier gefesselt.

Mein Plan, ein Heft ‚Untersuchungen aus dem Grazer Laboratorium’ herauszugeben, ist ganz nahe, verwirklicht zu werden. Soll das geschehen, dann muss ich noch bis 14. [August] hier bleiben. Keiner ist rechtzeitig fertig geworden. Nun habe ich aber alle Manuskripte bis auf eines, das bekomme ich morgen. Sie müssen noch durchgelesen und durchgesprochen werden, das wird die ganze nächste Woche absorbieren.

Dann erst ist das Werk gelungen, welches mich in eine wahre Aufregung versetzte. Hundertmal wollte ich es schon aufgeben, hundertmal griff ich wieder nach dem Gedanken zurück. Es war auch alle Energie notwendig, gerade heuer so etwas durchzuführen. Du wirst aber begreifen, dass ich jetzt nicht mehr zurück kann und ich bitte Dich, das auch der Mutter als Grund meiner verzögerten Ankunft in Baden auseinander zu setzen. Selbst diesen Brief schreibe ich in größter Hast, um nur bald wieder die vielen Arbeiten, die mich umlagern, weiterführen zu können. Ein wahrer Trost ist es mir, dass Du in Baden bist und raten kannst, aber man hätte mir doch auch schreiben sollen, was etwa Wichtiges vorgekommen ist.

Nochmals muss ich auf die Sache, welche mich jetzt ganz ausfüllt, zurückkommen, da es Dich vielleicht interessiert zu erfahren, was wir gearbeitet haben. So höre.

  1. Ich: ‚Über Zersetzungsbilder der roten Blutkörperchen’ (niederschmetternd für Brücke und Stricker, von selbst so gekommen)
  2. Ebner: ‚Über den Bau der Aortenwand’
  3. Dobroslavin: ‚Beiträge zur Physiologie des Darmsaftes’
  4. Kutschin: ‚Entwicklung der Knochengrundsubstanz’
  5. Ryneck: ‚Experimente über die Entzündungsstase’
  6. Golubew: ‚Über die Entwicklung des Rusconischen Affektes und die Nahrungshöhle im Froschei’.

Für Graz, das weiß ich sicher, ist eine solche Tätigkeit eines Laboratoriums unerhört, ich hoffe, dass man die Arbeiten gut aufnehmen wird und dass mir einiger Vorteil daraus erwächst. Geht es mir gut, dann gewinnt auch die Familie vielleicht, also seid nicht böse, dass ich um acht Tage später komme. Es ist nur ein Gebot der Notwendigkeit, das Begonnene zu vollenden. Dein

Alexander

L.469 *R.393

1869 VIII 13, Aue bei Schottwien

Lieber Freund

Willst Du mich zu einem Ausflug auf ein paar Tage in der Aue abholen, etwa nächsten Montag oder Dienstag?

Mit Genehmigung meiner bewunderungswürdigen Cousine trage ich Dir zu dem Zwecke die Gastfreundschaft der Aue an.

Ich werde dann mit Dir zurückfahren nach Wien.

Dich bestens grüßend

V. Lang

Aue bei Schottwien, 91 Gloggnitz. Telegramm nach St. Klamm.

L.470 *R.394

1869 VIII 18, Hallstatt

Treuloser Brautführer!

Nennst Du das „Worthalten“? Du hast versprochen, uns überall zu begegnen; doch so sehr wir auch unsere Blicke sehnsüchtig nach allen Seiten wenden: Felsen, Bäume, Wasser, Wolken, auch blöde Gesichter, aber kein Rollett! Nun geben wir die Hoffnung schon auf und trösten uns mit der Aussicht auf Deine Hausfreundschaft. Ist noch Hoffnung! Wird Dir das auch erlaubt werden; ja wirst nicht Du selbst schon eines Hausfreunds bedürfen? Ja, mache nur, dass Du bald Gesellschaft bekommst, denn, wer sich der Einsamkeit ergibt, der ist bald allein! Und Gesellschaft ist wirklich gar nicht übel. Daran denke recht oft, grüße herzlich die Deinigen und schreibe, wenn Du Zeit hast, poste restante nach Salzburg, Dein

Leopold

Einverstanden mit obigem, Anna.

L.471 *R.395

1869 IX 15, Wien

Lieber Freund!

Heute vormittags sind wir in Wien angelangt und im „König von Ungarn“, Schulerstraße, abgestiegen. Nachdem mir Deine zwei Schwestern mitgeteilt, dass Du in Baden bist, ist in uns natürlich der Wunsch rege geworden, Dich zu sehen. Wir bleiben jedenfalls ein paar Tage hier und hoffen, dass Du einmal eine Rutscher nach Wien machen wirst.

Mit herzlichen Grüßen an die Deinigen

Pebal

L.472 *R.396

1869 IX 16, Wien

Lieber Freund!

Wir haben abscheuliches Unglück. Meine Anna, gestern noch ganz fidel, bekam in der Nacht heftige Leibschmerzen, welche auch den ganzen Tag nur mit geringen Unterbrechungen anhielten. Abends um 17:00 Uhr endlich erschien der Arzt, Dr. Keinzbauer, der die Krankheit für eine heftige Bauchfellentzündung erklärte. Wenn es Dir möglich wäre zu kommen, so würdest Du mir einen großen Freundschaftsdienst erweisen.

Mit herzlichen Gruße an die Deinigen Dein alter

Pebal

L.473 *R.397

1869 IX 17, Leipzig

Geehrtester Herr Professor.

Durch Vermittlung des Herrn Dr. Stricker werden Ihnen die Separat-Abdrücke Ihres Kapitels „Vom Blut“ in der 2. Lieferung des „Handbuchs“ etc. sowie ein Freiexemplar des Letzteren rechtzeitig zugegangen sein, und beehre ich mich heute, Ihnen das Honorat für Ihre Arbeit beigeschlossen mit Taler rh 106 zu übersenden.

Indem ich Sie ersuche, die etwas verspätete Zahlung mit meiner mehrwöchigen Abwesenheit von hier entschuldigen zu wollen, verharre hochachtungsvoll Ihr ergebenster

pp. Wilh. Engelmann
Theod. Engelmann

L.474 *R.398

1869 IX 23, Leipzig

Geehrtester Herr Professor.

In Beantwortung Ihrer gefälligen Anfrage vom 16. d[ieses Monats], die Verlagsübernahme Ihrer ‚Untersuchungen aus dem Institute für Physiologie und Histologie an der Grazer Univers[ität] mit 5 lithogr[aphischen] Tafeln’ betreffend, teile ich Ihnen hierdurch mit, dass ich gern bereit, Ihrem Antrage entgegenzukommen und würde sonach dem sofortigen Beginne des Druckes nichts entgegenstehen.

Da Sie in Ihrem Werten die Honorarfrage nicht in Anregung gebracht, so darf ich wohl voraussetzen, dass dieselbe bei dem Unternehmen überhaupt in Wegfall kommt und wäre dies die einzige Bedingung, welche sich für mich an die Übernahme der ‚Untersuchungen’ knüpft.

Ihrem Wunsche, dieselben im Format und sonstiger typogr[aphischer] Einrichtung des Strickerschen Handbuchs zu drucken, entspreche ich gerne und würde selbstverständlich auch für befriedigendste Herstellung der Tafeln nach Ihren Angaben Sorge tragen, deren Ausführung sich hier in der Bachschen Lithogr[aphischen] Anstalt in bester Hand befinden dürfte.

An Freiexemplaren würde ich Ihnen 12 bis 15 Exemplare gewähren.

Noch möchte ich Sie ersuchen, das Manuskript durchaus korrekt einsenden zu wollen, damit sich nicht während des Druckes in den Ihnen zugehenden Revisionsbogen größere Einschaltungen und dadurch etwa bedingte Umbrechungen ergeben, die bei den jetzigen gesteigerten Lohnverhältnissen in den Druckereien die Kosten unglaublich erhöhen. – Die erste Korrektur lasse ich hier besorgen und sende Ihnen dann jeden Bogen in zwei Abzügen, von denen einer in Ihrer Hand verbleiben, der andere an mich zurückgehen würde, zu gef[älliger] zweiter Korrektur zu. Ob ich das Manuskript beizufügen habe, wollen Sie gütigst bestimmen.

Bezüglich des Ihnen zukommenden Honorars für Ihre Bearbeitung des Kapitels ‚Vom Blut’ im Strickerschen Handbuch möchte ich Sie heute noch unterrichten, dass ich dasselbe – Rh. 106 – am 17. d[ieses Monats], einen Tag vor Empfang Ihres letzten Werten, nach Graz an Sie abgehen ließ. Meine längere Abwesenheit von Leipzig hat allerdings eine Verzögerung herbeigeführt, die Sie freundlichst entschuldigen wollen.

In Erwartung Ihrer weiteren Mitteilungen und unter hochachtungsvollster Begrüßung verharre Ihr ergebenster

Wilh. Engelmann

L.475 *R.399

1869 IX 30, Innsbruck

Hochverehrter Herr Professor!

Nachdem die bewegten Tage der Naturforscherversammlung endlich vorüber sind und das letzte Tagblatt mit einer hinlänglichen Anzahl von Druckfehlern und stilistischen Monstrositäten das Licht der Welt erblickt hat, finde ich die nötige Ruhe, um Ihnen zu schreiben. Obwohl Sie mir schon bei meiner Abreise von Graz wenig Hoffnung machten, dass Sie nach Innsbruck kommen werden, so hegte ich doch bis zum letzten Augenblicke die Erwartung, dass Sie sich auf ein paar Tage losmachen werden, um hierher zu kommen. Graz war sehr schlecht vertreten, außer Dr. Zini habe ich niemanden gesehen. Es war diese schlechte Vertretung der Grazer Universität umso auffallender, als im Ganzen die Beteiligung eine sehr lebhafte war. Ich nenne Ihnen von Physiologen und Histologen die mir gerade im Gedächtnisse sind, zum Beispiel du Bois, Helmholtz, Brücke, Heidenhain, Funke, Valentin, Goltz, Stricker, Dursy, Aubert, Ludwig Hermann, Hermann Mayer, Eberth, Eimer, Bernstein, Vintschgau. Leider hatte ich wenig Gelegenheit Bekanntschaften mit Leuten zu machen, die mich interessierten. Ich hatte mich unglücklicherweise verleiten lassen, das Sekretariat in der mir höchst gleichgültigen Sektion für Kinderheilkunde zu übernehmen, da großer Mangel an für Sekretäre geeigneten Persönlichkeiten war. Das Sekretariat für Anatomie und Physiologie war schon vor meiner Ankunft in Innsbruck Dr. Pellacher übergeben worden. Außerdem hatte ich als Mitglied des Redaktionskomitees ziemlich viel zu tun. Die einzige interessante Bekanntschaft, die ich machte, war die mit Virchow, der selbst ins Redaktionsbüro kam wegen einer Rede, die er in der anthropologischen Sektion gehalten hatte.

Was den Erfolg der Versammlung anlangt, so halte ich denselben, trotz der teilweise sehr ungünstigen Zeitungsberichte, für glänzend. Dass die Stadt keine Geldauslagen machen werde, wurde schon in Dresden angekündigt; es war dies abgesehen von den ungünstigen Finanzverhältnissen Innsbrucks eine notwendige Rücksicht auf die hiesige klerikale Partei, welche vor zwei Jahren, als die Katholikenversammlung hier tagte, ebenfalls den Beutel der Stadt nicht in Anspruch nahm, obwohl sie damals im Gemeinderat die Majorität hatte.

Was die Besetzung der hiesigen medizinischen Fakultät betrifft, so ist, obwohl wir heute den 30. September schreiben, noch nicht alles entschieden. Außer der Augenheilkunde ist noch kein Fach besetzt. Dass ich für Physiologie keine Chance habe, erfuhr ich gleich nach meiner Ankunft von Rembold. Die Terna, die von hier aus vorgeschlagen wurde war: Landois, Ebernstein, Toldt. Hinterdrein machte dann Vintschgau Schritte, der gar kein Gesuch eingereicht hatte. Vintschgau scheint geglaubt zu haben, dass er unentbehrlich sei und dass man ihn jedenfalls berufen werde. Bezüglich der Chirurgie ist ebenfalls noch nichts entschieden. Heyne aus Heidelberg ist von hier aus primo loco vorgeschlagen. Nachträglich nach Schluss des Konkurses soll noch Mosetig angesucht haben. Maly hat für die pathologische Chemie einen gefährlichen Konkurrenten in Robert Otto.

Bei meiner Abreise habe ich Ihnen versprochen, ein Manuskript über das Laichen der Kröten zu schicken. Ich wollte dies jedoch nicht tun, ehe ich Rösels Werk über die Batrachier gelesen hatte, das weder in Graz noch hier zu finden war. Vor der Naturforscherversammlung war ich mit meinem Vater in München und überzeugte mich bei dieser Gelegenheit, dass Rösel in der Tat die eigentliche Paarung der Kröten bereits gesehen und abgebildet hat.

Schließlich erlaube ich mir, Sie zu bitten, mich davon zu benachrichtigen, wann Sie Ihre Vorlesungen zu beginnen gedenken, da ich dementsprechend meine Abreise von hier einrichten möchte.

Indem ich wünsche, dass Sie die diesjährigen Ferien möglichst angenehm zugebracht haben mögen, zeichne ich mich ergebenst

Dr. Ebner

Lieber Freund!

Verzeih mir, dass ich, von Sorgen um meine junge Wirtschaft in Anspruch genommen, Dir erst heute schreibe. In Deinem Laboratorium sieht es schon ganz gut aus. Nächsten Dienstag werden die Tischler in dem Hörsaal mit ihrer Arbeit fertig und dann ist nur noch die Anstreicherei zu besorgen. Den Wendl habe ich beauftragt, in den anderen Zimmern alles stehen zu lassen. So denke ich, dass dem Beginn der Vorlesungen in der Hälfte Oktober nichts im Wege stehen wird. Hast Du Lang nicht gesehen? Wird er auch jetzt nicht nach Graz kommen? Nun könnte er ganz ungeniert bei uns wohnen. Wir sind bis auf Kleinigkeiten in Ordnung und befinden uns daher sehr wohl. Schreib bald, empfehle mich den Deinigen und sei gegrüßt von Anna und Deinem

Pebal

Planers lassen schön grüßen. Planer ist empört über Deine Faulheit.

Mon très honorable Monsieur le Professeur!

En vous envoyant avec cette lettre ma carte Photographique, j’ose esperer qu’elle pourra vous faire penser quelques fois à votre éléve qui vous éstime. Je prend la liberté de vous rapeler votre promesse de m’envoyer votre carte à Paris. Vous pourrez être sur qu’il me sera infinitement agréable de l’avoir chez moi.

Vous comprenez, mon trés honourable monsieur le professeur, que le sont de mon ouvrage m’interesse vivement et c’est pourquoi je me permets de vous inquietter en vous priant de m’ecrire s’il est déjà publié ou bien quand il sera publié et où précisement. Je voudrais bien savoir aussi si je peux compter sur un certain nombre des brochures sépares.

Nous sommes à Paris il y a un mois. Pendant notre sejour à Gratz nous nous sommes completement déshabituér des grandes villes et l’impression de Paris n’était pas des plus agréables; il m’est surtout desagréable d’être arrivé pendant les vacances et de savoir que les cours et les laboratoires ne serant ouverts qu’au mois de décembre.

Je suis heureux de pouvoir vous dire que le temps de mon sejour à Gratz, de mes occupations dans votre laboratoire, ainsi que l’aimable attention dont vous m’avez comblé et la bonne disposition que vous avez montrée de m’aider dans mes travaux, sont des souvenirs qui me séront toujours chers.

Il me reste qu’a vous prier de croire toujours au plus profond respect que vouis parte votre très dévoué élevè

Alexis Dobroslavine

Ma femme me charge de vous faire mille compliments de sa part.

L.478 *R.402

1869 X 18, Wien

Lieber Freund!

Es ist wirklich zu gut von Dir, Dich zu entschuldigen, wo der Fehler eigentlich auf meiner Seite lag. Ich wusste wohl, dass Du Sonntag noch in Baden warst, da es aber hieß, dass Du noch denselben Tag abfährst, so wollte ich Dich und die Deinigen nicht mehr stören.

Pebal bitte ich bestens zu grüßen und ihm sehr zu danken für die Freundlichkeit, mit der er mich erwartet. Ich bin natürlich auch sehr neugierig, nach Graz zu kommen, um meine Kolleginnen kennenzulernen, besonders Mrs. Pebal, die gar so schön sein soll.

Wo viel Licht, da ist viel Schatten, sagt Goethe. Ich sage nur etwas: Und wenn ich unter den Grazer Professoren sehr viel Freunde habe, so scheint es auch einige zu geben, die es mir nicht sind. So erzählte Frischauf dem Stefan, Toepler habe sich über mein Buch so geäußert, dass es zu nichts zu brauchen wäre, dass es den Eindruck mache, als ob ich erst zu rechnen beginne, dass ich nicht Oberfläche und Volumen zu unterscheiden wisse etc. Das Ganze reduziert sich wohl auf ein paar Bemerkungen Toeplers über Druckfehler. Was aber Frischauf für einen Anlass zu derartigen Gehässigkeiten gegen mich hat, ist mir ganz unerklärlich. Zum Glücke ist er mir total gleichgültig. In der Zeitung las ich die Stelle für technische Physik in Zürich ausgeschrieben, ist das Kundts Stelle? Oder kommt Toepler doch weg?

Bitte grüße ihn, Pebal, Gottlieb und die übrigen Bekannten bestens. Der Deinige

V. Lang

L.479 *R.403

1869 X 24, Graz

Lieber Bruder!

Hoffentlich wirst Du schon erfahren haben, dass ich mit Herrn von Schmid alles geordnet habe und der Mutter die betreffenden Instruktionen zugeschickt habe. Es wäre mir sehr angenehm, wenn das der Fall wäre. Du solltest der Mutter, wenn ihr ja etwas unklar geblieben ist, noch die nötige Aufklärung geben, überhaupt bitte ich Dich, in dieser Woche, wenn auch nur für kurze Zeit, Dich mit der Mutter zu besprechen, damit man doch die Gewähr hat, dass alles in Ordnung mit Herrn von Schmid abläuft. Verlange nur von der Mutter den Brief und die Schriften, welche ich das letzte Mal an sie sandte und den Brief, welchen ich heute an sie schrieb. Hast Du ferner die bewussten Schriftstücke, welche noch von Zeugen zu unterfertigen waren, nunmehr fertig in Händen?

Ich bitte Dich, mir bald zu schreiben, auch bitte ich Dich, der Mutter, die Du ja ohnehin in Wien sehen wirst, wenn sie den Oskar nach Simmering bringt, in dieser Angelegenheit mit vernünftigem Rat beizustehen. Es ist sehr wesentlich, dass man jetzt wieder genauer zusieht, was sie machen. Ich lasse mir schreiben, allein Du kannst vielleicht manches bereden, was mir in der Entfernung entgeht.

Und nun: Wie steht es mit Deinen Angelegenheiten, mit Praxis, Primariat etc. Schreibe bald, ich vergehe vor Ungeduld zu hören, ob Du zufrieden bist mit dem Verlauf der Dinge oder nicht. Ich habe meine Vorlesungen eröffnet, Neues wenig erfahren. Korrektur von Engelmann habe ich noch keine.

Lebe wohl, Dein

Alexander

L.480 *R.404

1869 X 26, Wien

Lieber Bruder!

Ich werde trachten, wenn nicht früher, schon nächsten Sonntag nach Baden zu kommen und mit der Mutter eingehend alles zu besprechen. Es ist für mich jetzt sehr schwer, von Wien abzukommen, da ich heute meinen Kurs von 14:00 bis 15:00 [Uhr] begonnen habe und da ich zwischen 18:00 und 19:00 [Uhr] meinen schweren [Fall] täglich besuchen muss. In der Praxis beginnt es zu tröpfeln. Einmal kam Frau von Eckstein mit ihrem Töchterchen, welches beim Einsteigen in den Wagen gefallen war, zu mir gefahren und ersuchte mich, auch am anderen Tag sie zu besuchen. Es war nur eine leichte Kontusion und großer Schreck. Ob man sich nur in der Eile an mich gewandt hat oder ob dies noch künftig geschehen wird, muss sich erst zeigen. Bezüglich des Primariates weiß ich noch gar nichts, als dass ich einkommen werde, sobald ein Konkurs ausgeschrieben wird. Die bewussten beiden Schriftstücke habe ich in meiner Verwahrung. Sie sind von Kreuzinger und H. D. Schmid als Zeugen unterzeichnet. Die Grabtafel habe ich im Schmardahof in Augenschein genommen und alles richtig gefunden. Sie muss schon vor 8 Tagen in Baden eingetroffen sein und wird daher wohl schon am Grabe unserer lieben Eltern angebracht sein. Die Badener lassen nichts von sich hören. Ich glaube, Du erfährst viel mehr in Graz als ich in Wien. Von Dr. Markusov aus Tiflis soll ich Dir Grüße entrichten. Wenn ich mich nicht irre, so habe ich heute Schelske auf der Straße gesehen. Nun lebe recht wohl, Dein

Emil

L.481 *R.405

1869 XI 2, Berlin

Geehrter Herr Professor!

Bitte Sie gefälligst, wenn die Arbeit gedruckt wird, mir die Separatabdrucke nach folgender Adresse zu schicken lassen: A. Ryneck. Berlin. Charité-Krankenhaus. Beim Portier zu lassen.

Vor meiner Abreise nach Berlin habe ich in Wien Herrn Dr. Ebner gesehen; er erzählte mir, dass Sie noch die Korrekturen nicht bekommen haben. Wahrscheinlich kann es sich noch weit in die Länge ziehen! Zum Schlusse wünsche ich Ihnen nur möglichst gute Sachen. Ein Gruß Dr. Ebner.

Mit Achtung verbleibe [ich]

Alexander Ryneck

Geehrter Herr Professor!

Heute ist die II. Lieferung hier eingetroffen. Da nun Ihre Separatabdrücke nicht dabei sind, nehme ich an, daß dieselben demnach direkt an Sie abgesendet worden sind. Nun ist es fraglich, ob Sie Ihr Freiexemplar erhalten haben. Ich schicke Ihnen keines. Sollten Sie also keines bekommen haben, so nehmen Sie gefälligst bei Ihrem Buchhändler [ein solches] und lassen es durch W. Braumüller auf meine Rechnung setzen. Ihr ergebenster

S. Stricker

Mit Waldeyer habe ich gesprochen, der mit uns ganz einverstanden ist. Sollte es einmal zur Aktion kommen, werde ich Ihnen schon Näheres schreiben.

Anmerkung Zur Datierung: Vgl. den Brief Strickers vom 21. 1. 1869.

L.483 *R.406

1869 XI 8, Wien

Geehrter Herr Professor!

Entschuldigen Sie, dass ich Ihrem Wunsche erst heute nachkomme. Ich habe Ihren Brief beiseite gelegt und vergessen, die Abdrücke zu verschicken. Ich hoffe, Sie verzeihen mir diese Nachlässigkeit. Mit bestem Gruße der ergebene

S. Stricker

L.484 *R.407

1869 XI 13, Kasan

Verehrter Herr Professor!

Bis jetzt habe ich Ihnen noch nicht geschrieben, obwohl ich hier in Kasan schon seit dem 13. September bin. Ich habe gewartet, bis meine Stellung hier ein wenig bestimmter wird. Vor einigen Tagen hat man mich hier zum Professor Extraordinarius gewählt. Daraus ersehen Sie, dass die Mehrzahl von meinen Kollegen hier gut mit mir meint. Die Sache ist übrigens damit noch nicht abgemacht: der [sic!] Wahl muss vom Minister bestätigt werden, und ich habe einige Ursachen, das zu bezweifeln. Geschieht es, so bleibe ich hier auf eine unbestimmte Zeit. Aus Petersburg habe ich noch keine bestimmte Nachricht; da dort auf die von Jacoubowitsch verlassene Stelle auch Prof. Zawarykin konkurriert und da er in der Akademie sehr viele Freunde hat, so habe ich fast gar keine Hoffnung mehr, dort gewählt zu werden.

Als ich das letzte Mal in Wien war, habe ich das Laboratorium von Prof. Stricker besucht, den Herrn Professor leider nicht getroffen. Ich wollte mit ihm von dem Eberthschen Artikel (Gefäße) in seinem Buche sprechen. Ich weiß nicht, ob ich ihm schreiben muss. Ich möchte jedenfalls seine Meinung von dieser Affäre wissen, bevor ich was unternehme.

Meine neue Beschäftigung hier nimmt meine ganze Zeit in Anspruch, sodass ich keine Zeit habe, etwas für mich zu tun. Ich will aber hoffen, dass es mit der Zeit ein wenig besser gehen wird.

Ich möchte gern wissen, wie es Ihnen geht, wie es mit unseren Arbeiten steht.

Ich bitte Sie, Herrn Professor Pebal zu grüßen.

Leben Sie wohl. Ihr ergebenster

A. Golubew

Meine Adresse: Russland, Kasan, Alexander Golubew, Professor in der Universitätt

L.485 *R.408

1869 XI 18, Leipzig

Geehrtester Herr Professor.

Gleichzeitig mit diesem Briefe habe ich das Vergnügen, Ihnen Bogen 1 Ihrer ‚Untersuchungen aus dem physiologischen Institut in Graz’ zu gefälligen Revision zu übersenden, und wird der Druck nun ohne Unterbrechung weiter- und zu Ende geführt werden.

Wenn ich denselben nicht sogleich nach Empfang Ihres Manuskriptes beginnen ließ, so wollen Sie das freundlich entschuldigen – es lagen für mich unerwartete Störungen vor, die mich nicht so freie Hand gewinnen ließen, um sogleich auch, wie ich beabsichtigt hatte, mit Ihrem Manuskripte entschieden vorzugehen. Jedenfalls dürfen Sie versichert sein, dass wir den Aufenthalt gut wieder einbringen werden.

Die Tafeln sind bereits nach dem von Ihnen getroffenen Arrangement, an dem vielleicht nur hin und wieder, und zwar in Betracht der räumlichen Verhältnisse, ein wenig gerückt werden dürfte, in Angriff genommen, und denke ich, Ihnen in kurzer Zeit Probedrucke zunächst der ersten beiden senden zu können.

Gestatten Sie mir nun noch einige Fragen:

  1. Ich sende die Korrekturabzüge (mit dem Manuskripte) auch die folgenden Abhandlungen doch stets Ihnen zu und nicht den betreffenden Herrn Verfassern – oder bestimmen Sie anders?
  2. Wäre es nicht zweckmäßig, unter die Überschrift jeder einzelnen Abhandlung auch die zugehörige Tafelnummer zu setzen, also unter jede Überschrift: Mit Tafel …?
  3. Wie viel Separat-Abdrücke sollen von den einzelnen Abhandlungen gedruckt werden?

Ich sehe hierüber Ihren gefälligen Mitteilungen entgegen. Von jedem Korrekturbogen sende ich Ihnen stets 2 Abzüge, von denen nur die eine an mich zurückzugehen hat, den anderen wollen Sie mitr Manuskripte in Ihrer Hand behalten; sollte sich für die weiteren Bogen die Mitsendung des Manuskriptes nicht als notwendig erweisen, so wollen Sie mir dies gütigst bemerken, und ich halte dieselben dann zurück.

Mit den besten Wünschen für Ihr Wohlergehen grüßt hochachtungsvoll Ihr ergebenster

pp. Wilh. Engelmann
Theod. Engelmann

L.486 *R.409

1869 XI 24, Graz

Euer Wohlgeboren

Erlaube ich mir, zu der am 29. d[dieses] M[onats] 20:00 Uhr in der Puntigamer Bierhalle stattfindenden öffentlichen Versammlung des Vereines der Deutsch-Nationalen höflichst einzuladen.

Bei derselben wird Herr Dr. Strohal über die Stellung der Deutschen in Österreich zur Dezemberverfassung sprechen.

Mit ausgezeichneter Hochachtung ergebenst

Dr. Anton Mack d[ieses] J[ahr] Obmann des Vereins

Hochgeehrter Herr Professor!

Ich erhielt Ihr wertes Schreiben vom 29. v[origen] M[onats], konnte Ihnen aber nicht sogleich darauf antworten, weil ich die Berichte der königl[ich]-sächs[ischen] Gesellschaft etc. nicht hatte und mir diese hier auch erst mit Mühe schaffen konnte. Nachdem ich dieselben erhalten hatte, fand ich sowohl die Zeichnung und Beschreibung so unvollständig, dass es mir unmöglich war, darnach die Pumpe anzufertigen und musste mich noch an meinen Bruder in Berlin wenden, welcher diese Apparate für Ludwig gemacht hat. Erst diesen Morgen erhielt ich von meinem Bruder die nötigen Angaben und kann Ihnen nun mitteilen, dass ich Ihnen die Pumpe vollständig innerhalb eines Monats liefern werde, vielleicht auch in noch kürzerer Zeit, wenn ich nicht zu lange aufgehalten werde mit den vielen Dingen, nämlich dem Stativ, Triebrad etc. Ich habe mich bereits nach Leipzig gewandt, wo diese Dinge gemacht werden und hoffe nun, dieselben recht bald zu erhalten. Die übrigen Sachen, welche Sie bestellt haben, sind vorrätig und [ich] kann Ihnen dieselben auf Verlangen sogleich senden.

Indem ich hoffe, dass Ihnen die gemachte Mitteilung genügen wird, empfehle ich mich Ihnen bis nächstens mit vorzüglicher Hochachtung ergebenst

Dr. H. Geißler

L.488 *R.411

1869 XII 11, Graz

Lieber Bruder!

Eine unerwartet lange Pause hat sich dieses Mal in unserer Korrespondenz ergeben. Allein bis auf die letzten Tage ist mein Leben hier ziemlich im ruhigen Geleise verlaufen und hat sich nichts besonders Mitteilenswertes ereignet.

Gearbeitet habe ich zwar zur Zeit ziemlich viel, und zwar habe ich mich mit einer Reform der konstanten Elemente beschäftigt, welche die Zustimmung meiner hiesigen Freunde insbesondere Toeplers und Pebals erhielt und über welche ich Dir mündlich Bericht erstatten werde; aber weiter konnte ich Dir nichts mitteilen. Frau v[on] Kienzl hat mir Dein Bussel gebracht und auch von Baden habe ich durch zahlreiche Briefe der Mutter an mich und der Schwestern an Richard bis in die neueste Zeit Nachricht. Erst letzten Dienstag, der 7. d[ieses] M[onats] wurde ich etwas aus meiner wirklich heiteren Ruhe aufgeschreckt. Ich war an jenem Abend zu Reyer geladen und hatte da einen Angriff zu erdulden, wie er mir in meinem Leben noch nicht passiert ist. Fr[au] v[on] Reyer und ihre Nichte Emilie hatten offenbar ein Komplott geschmiedet und wollten mich fangen, das geschah auf eine ganz unerhörte Weise. Ich hatte Dir schon früher manchmal von dem 60.000 Gulden Fräulein gesprochen, welches mich aber so gar nicht begeistern konnte, obwohl ich mir sagen musste, dass hundert andere bei solchen Avancen wie man sie mir machte, zugegriffen hätten. Das dachte ich mir aber nicht, dass man mich noch förmlich gegen meinen Willen zu umklammern suchen würde. Dieser Versuch wurde gemacht und die Situation, in welche ich gebracht war, zeigte mir nur zu deutlich, dass ich eine große Dummheit gemacht hätte, wenn ich hier wirklich dreingegangen wäre. Die größtenteils psychologischen Gründe für die letztere Behauptung werde ich Dir lieber persönlich entwickeln, und Du kannst Dich für Neujahr auf ein interessantes Stück Menschenleben gefasst machen.

Ich habe, um mich aus der mir höchst unangenehmen Affäre zu ziehen, die mir dort die höchste Prosa offenbarte, wo die höchste Poesie herrschen sollte, via Frau von Kienzl mitteilen lassen, dass ich nicht mehr zu haben bin und mein guter Humor ist gerettet. Wie sich aber nun die bisher von mir so verehrten Reyers benehmen werden, das fragt sich. Ich bin auf einige unangenehme Erfahrungen gefasst.

Außer diesem Jux kann ich Dir noch mitteilen, dass ich plötzlich der Gegenstand der Schwärmerei der deutschgesinnten Studenten unserer Universität geworden bin.

Der Grund dafür ist eine improvisierte Jungfernrede, welche ich auf dem Gründungscommers der ‚Arminia’ gehalten habe, nachdem ich zum Hospizpraeses gewählt worden war. Die Rede quoll mir urdeutsch aus dem Herzen, wurde viel bejubelt und mein Kollege Peters hatte noch überdies die besondere, aber mir fast unheimliche Liebenswürdigkeit, gleich nach mir das Wort zu verlangen, um eine Lobrede auf mich zu halten.

Nimm das Mitgeteilte nicht für durch Eitelkeit diktiert, aber ich hatte damit wirklich einen freudigen Moment in meinem Leben und ich will Dir ja alle meine Leiden und Freuden mitteilen, um Dich um ein Gleiches in Deinem nächsten Brief, den ich bald erwarte, zu ersuchen. Unangenehm ist mir, dass Engelmann den Druck der Untersuchungen so langsam vorwärts bringt, ich habe er zwei Druckbogen korrigiert. [sic]

Nach Baden werde ich am 31. Dez[ember] abends mit dem Schnellzug kommen und dann bis über Dreikönig in Baden respek[tive] Wien verbleiben.

Ich freue mich schon sehr, mit Dir zu konferieren und werde dann auch unsere noch immer nicht geordnete Verrechnung mitbringen. Hast Du inzwischen keinen Haupttreffer gemacht?

Dein

Alexander

L.489 *R.412

1869 XII 14, Wien

Lieber Bruder!

Besten Dank für Dein letztes Schreiben vom 11. d[ieses] M[onats]. Ich freue mich, dass es Dir gut geht und dass Du bald wieder nach Wien kommen wirst, wo ich dann auch Näheres erfahren werde über Deine Leiden und Freuden, die ja Dein Brief eben andeutet. Auch mein Leben fließt ziemlich gleichmäßig hin und ist im ganzen zufriedener und behaglicher als die früheren Jahre, da ich doch nicht mehr so tief in den Sorgen um das tägliche Brot drinnen stecke wie zur Zeit, als ich mich in der Rauhensteingasse niederließ. Wenn ich nicht anders reüssiere, gehe ich wieder nach Baden, wo ich mir doch jährlich ein paar Tausend Gulden zu verdienen hoffen kann. Was meine Wiener Praxis anlangt, so habe ich allerdings von Baden her ein paar Häuser aquiriert, dafür frühere Klienten verloren, was sich also so gegen früher ziemlich ausgleicht. Bezüglich des Primariates weiß ich natürlich bei der Masse der Kompetenten nichts Bestimmtes, obwohl man mir von verschiedener Seite einige Hoffnung macht. So viel ist gewiss, dass Löbel in das allgemeine Krankenhaus kommt und dessen Stelle im Rudolphspitale frei wird. Ich weiß das aus dem Munde Giskras selbst, als ich mich Giskra als Bewerber um das erledigte Primariat vorstellte, erwiderte er mir rasch in seiner barschen Weise: „Die Stelle bekommt ja der Löbel. Das ist eine ausgemachte Sache, nachdem was mir Ullrich mitteilt.“ Als ich darauf entgegnete, dass ja das Primariat im Rudolphspitale frei wird und dass sich auch darauf mein vollkommen begründetes und gerechtfertigtes Ansuchen erstreckt, erwiderte der Minister höflich: „Das ist allerdings beachtenswert. Seien Sie überzeugt, wenn ich Ihnen gefällig sein kann, werde ich es tun“ und entließ mich mit einer Handbewegung. Vielleicht kommt ein anderer Minister, ehe die Stelle besetzt wird. Das ist nach den heutigen Zeitungsnachrichten sehr leicht möglich.

Nun lebe recht wohl, Dein

Emil

L.490 *R.413

1869 XII 18, Leipzig

Hochverehrter Herr Professor!

Die im hiesigen Institute mit wissenschaftlichen Arbeiten Beschäftigten beabsichtigen, dem Leiter der Anstalt, Herrn Professor Ludwig, eine Sammlung von Fotografien aller bekannten Physiologen zu stiften.

Da uns hier ein Portrait von Ihnen nicht zugänglich ist, so wage ich die Bitte: Sie mögen gütigst Ihre Fotografie (Visitenkartenformat) in beifolgendem Kuvert übersenden oder eine schnell zu erreichende Bezugsquelle des erwünschten Abbildes angeben.

Ich bitte höflichst um baldigen Bescheid, da wir bei Gelegenheit des Weihnachtsfestes die Sammlung überreichen möchten.

Mit der Versicherung meiner ausgezeichneten Hochachtung bin ich Ihr ergebenster

Kronecker

L.491 *R.414

1869 XII 31, Leipzig

Hochgeehrtester Herr Professor,

es gereicht mir zu besonderem Vergnügen, dass ich Ihnen heute, noch im alten Jahre, die zu Ihren Untersuchungen gehörigen vier Tafeln A–D in Probedrucken übersenden kann, die Sie darnach beifolgend in je 2 Exemplaren und unter Beifügung der Originalzeichnungen empfangen. Ich gebe mich der Hoffnung hin, dass die Ausführung derselben Sie befriedigen werde und ersuche Sie, mir gefälligst ein Exemplar der Abdrücke mit den etwaigen Verbesserungen versehen wieder zugehen zu lassen, während die Originale, wenn sich nicht eine nochmalige Vergleichung derselben für den Lithographen nötig machen sollte, in Ihrer Hand verbleiben könnten.

Auch wollen Sie mir gütigst mitteilen, ob Ihnen später vielleicht von der einen oder anderen Tafel eine nochmalige Ansicht wünschenswert.

Inwieweit es sich ermöglichen lassen wird, für die einzelnen Separat-Abdrücke und Vereinigung der zugehörigen Figuren von verschiedenen Tafeln (wie zu Artikel II: Taf. B u. C, mit Ausnahme v. Fig. 1.2/III) in an gemessener Weise zu erzielen, darüber teilen Sie mir wohl auch Ihre Wünsche und Ansichten mit.

Korrekturbogen 4 habe ich am 29., Bog. 3 nochmals am 28. an Sie abgehen lassen und dürfte es wohl geboten sein, dass Sie auch die folgenden Bogen zweimal erhalten.

Mit den besten Wünschen für ein recht glückliches neues Jahr grüße ich Sie hochachtungsvoll und freundlichst Ihr ergebenster

pp. Wilh. Engelmann
Theod. Engelmann