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Rechtsübertragung durch Schuhwechsel

Beschreibung:Nach dem Recht der Israeliten kann die Übertragung eines Rechtes durch den Wechsel eines Schuhes zum Ausdruck gebracht werden. Die alttestamentliche Szene bezieht sich auf das Buch Rut 4,7: Die in Not geratene Mutter bietet die Liegenschaften ihres verstorbenen Sohnes dem nächsten Verwandten zur Einlösung an. Mit der Einlösung ist auch die "Übernahme" von Rut, der Witwe nach dem Sohn, verbunden. In der Illustration zu dieser Stelle sitzt der primär lösungsberechtigte Verwandte am Boden und verzichtet durch die Übergabe des ausgezogenen Schuhes formgerecht zu Gunsten des Nächstgereihten, dem vor ihm stehenden Boas. Dieser zeigt durch die Handreichnung mit Rut seine Lösungsbereitschaft zusätzlich an. Diese Form erinnert an die Schuhsteigung als Adoptionsritus und an die Formulierung des erbrechtlichen Repräsentationsrechtes "in seines Vaters Fußstapfen" bei Bernhard Walther (Privatrechtliche Traktate, 16. Jhdt.) im mitteleuropäischen Rechtsleben.
Datierung:12. Jahrhundert
Topographie:Österreich
Quelle:Buchmalerei
Quellenart:Altes Testament
Kategorie:Privatrecht
Stichworte:Lösungsrecht, Eintrittsrecht, Munt, Rechtsübertragung, Gebärden
Herausgeber: Gernot Kocher, Institut für Rechtswissenschaftliche Grundlagen
Permalink:http://gams.uni-graz.at/o:rehi.15004