Über Robert Musils Bücher
[1913]
Gehirn dieses Dichters: Ich rutschte eilig die
fünfte Windung in der Gegend des dritten Hügels hinunter. Die Zeit drängte. Die Großhirnmassen wölbten sich grau und unergründlich
wie fremde Gebirge am Abend. Über die Gegend des verlängerten Marks kam schon
Nacht herauf, Edelsteinfarben, Kolibrifarben, leuchtende Blumen, verstreute
Wohlgerüche, Laute ohne Zusammenhang. Ich gestand mir, daß ich bald diesen
Kopf verlassen müsse, wenn ich mich nicht einer Indiskretion schuldig machen
wolle.
So ließ ich mich nur noch einmal nieder, um meine Eindrücke zusammenzufassen. Rechts
von mir lag die Stelle der Verwirrungen des Zöglings
Törleß, sie war schon eingesunken und mit grauer Rinde überwachsen; zu
meiner andern Seite hatte ich die kleine, seltsam intarsierte Doppelpyramide der
Vereinigungen. Eigensinnig kahl in der Linie, glich
sie, von einer engen Bilderschrift bedeckt, dem Mal einer unbekannten Gottheit, in
dem ein unverständliches Volk die Erinnerungszeichen an unverständliche Gefühle
zusammengetragen und aufgeschichtet hat. Europäische Kunst ist das nicht, gab ich zu, aber was täte es.
–
Ein verspäteter Literaturgeologe gesellte
sich da zu mir; es war ein nicht unsympathischer junger Mann der neuen Schule, der –
von der Ermüdung des enttäuschten Touristen befallen – das Gesicht mit dem
Taschentuch kühlte und ein Gespräch begann. »Unerfreuliche Gegend«, meinte er; ich
zögerte mit der Antwort. Aber er hatte kaum wieder zu sprechen begonnen, als wir
durch einen Schriftstellerkollegen unseres
Gastherrn unterbrochen wurden, der sich in Hemdsärmeln krachend neben uns niederwarf.
Ich sah nur noch ein glückliches Lächeln in einem faustgestützten Gesicht glänzen,
während der Mensch, ein Anblick tintenfrischer Gesundheit und Kraft, unser Gespräch
schon dort aufnahm, wo er es gestört hatte. Von Zeit
zu Zeit spuckte er dabei vor sich in eine kleine zarte Falte der Musilschen
Hirnrinde und verrieb es mit dem Fuße.
»Enttäuscht?!« schrie er uns an, und seine Worte sprangen den Hügel hinunter, »was
hatten Sie sich eigentlich erwartet?! Mich konnte es nicht enttäuschen. An dieser
Sache da«, – er wies mit dem Daumen nach den Verwirrungen – »ist ja manches
talentvoll. Aber schon da stieg Musil
schließlich doch nur in die unmaßgebliche Frage eines Sechzehnjährigen hinab und
erwies einer Episode unverständlich viel Ehre, die mit Erwachsenen wenig zu tun hat.
In den Vereinigungen aber ist die Freude am Verbohren ins Psychologische ...«
Mir war, als müsse ich diesen Einwand schon kennen, vielleicht mochte ich ihn
irgendwo gelesen haben; es drängte sich mir eine Antwort von früher her
auf und ich unterbrach seine Rede. »Der Sechzehnjährige«, meinte ich, »ist eine List.
Verhältnismäßig einfaches und darum bildsames Material für die Gestaltung von
seelischen Zusammenhängen, die im Erwachsenen durch zuviel andres kompliziert sind,
was hier ausgeschaltet bleibt. Ein Zustand hemmungsschwacher Reagibilität. Aber die
Darstellung eines Unfertigen, Versuchenden und Versuchten ist natürlich nicht selbst
das Problem, sondern bloß Mittel, um das zu gestalten oder anzudeuten, was in diesem
Unfertigen unfertig ist. Sie und alle Psychologie in der Kunst ist nur der Wagen, in
dem man fährt; wenn Sie von den Absichten dieses Dichters nur die Psychologie sehen,
haben Sie also die Landschaft im Wagen gesucht.«
«Oh», meinte der Literaturgeologe, während er mit seinem Hämmerchen ein Stück Gehirn
ausbrach, es auf der Hand zermahlte, ernsthaft anblickte und dann wegblies, »dieser Dichter hat manchmal zu wenig
Schilderungskraft.« »Nein«, lächelte ich erzürnt, »wenig Schilderungsabsicht!«
»Aber, ich bitte Sie«, machte der Geologe, »ich kenne so viele Dichter.«
Ich wollte schweigen. Man kann feste Vorurteile, die
die Zeit vom Dichten hat, nicht in einem Einzelfall korrigieren.
Wenn Musil mit Strenge Bedürfnisse erfüllt, bevor
sie noch erweckt sind, soll er selbst damit fertig werden. Aber da hatte ich
ein seltsames Erlebnis. Dieses Gehirn, auf dem wir saßen, schien sich für unser
Gespräch interessiert zu haben. Ich hörte es plötzlich leise und mit gezackt
pulsierenden Vokalen, woran wohl die Leitung durch meine Wirbelsäule Schuld tragen
mußte, mir etwas ins Kreuzbein flüstern. Es strebte mir im Rücken empor und ich mußte
es aussprechen. »Es ist«, wiederholte ich,
solcherart geschoben, »die Realität, die man schildert, stets nur ein Vorwand.
Irgendwann mag ja vielleicht das Erzählen einfach eines starken begriffsarmen
Menschen reaktives Nocheinmalbetasten guter und schrecklicher Geister von
Erlebnissen gewesen sein, unter deren Erinnerung sein Gedächtnis sich noch
krümmte, Zauber des Aussprechens, Wiederholens, Besprechens und dadurch
Entkräftens. Aber seit dem Beginn des Romans halten wir nun schon bei einem Begriff des Erzählens, der daher
kommt. Und die Entwicklung will, daß die Schilderung
der Realität endlich zum dienenden Mittel des begriffsstarken Menschen werde, mit
dessen Hilfe er sich an Gefühlserkenntnisse und
Denkerschütterungen heranschleicht, die allgemein und in Begriffen nicht,
sondern nur im Flimmern des Einzelfalls vielleicht: die nicht mit dem vollen
rationalen und bürgerlich geschäftsfähigen Menschen, sondern mit weniger
konsolidierten, aber darüber hinausragenden Teilen zu erfassen sind. Ich behaupte,
daß Musil solche erfaßt – und nicht bloß andeutet oder ahnt – aber man muß wissen,
was einem Dichtung soll, bevor man sich
darüber streitet, ob gut gedichtet werde.« »Gut«, flüsterte das
Gehirn, »gut.«
Aber der Geologe hatte die Antwort bereit.
»Nicht die Spekulation, sondern die Lebendigkeit ist die entscheidende Eigenschaft
des Dichters. Denken Sie bloß an unsre wirklich großen Erzähler. Sie schildern.
Einzig eine kunstvolle Optik formt die Antwort; die Meinung, das Denken des Künstlers
drängt sich nirgends zwischen das Geschehen selbst, liegt sozusagen nicht in der
Bildebene, sondern wird bloß als deren perspektivischer Fluchtpunkt fühlbar«. Das
Gehirn unter mir brummte, daß die Lebendigkeit, in Ehren, schließlich doch nur ein
Mittel und nicht der Zweck der Kunst sei. »Man kann«, entäußerte ich das weiter,
»einmal das Bedürfnis haben, mehr und Genaueres zu sagen, als mit solchen Mitteln
möglich ist. Dann formt man ein neues. Kunst ist ein
Mittleres zwischen Begrifflichkeit und Konkretheit. Gewöhnlich erzählt man
in Handlungen und die Bedeutungen liegen neblig am Horizont. Oder sie liegen klar,
dann waren sie schon mehr als halb bekannt. Kann man da nicht versuchen, ungeduldig
einmal mehr den sachlichen Zusammenhang der Gefühle
und Gedanken, um die es sich handelt, auszubreiten und nur das, was sich nicht
mehr mit Worten allein sagen läßt, durch jenen vibrierenden Dunst fremder Leiber
anzudeuten, der über einer Handlung lagert? Ich meine, man hat damit bloß
das Verhältnis einer technischen Mischung verkehrt und man müßte das ansehen wie ein
Ingenieur. Sie aber, der Sie das Spekulation nennen, überschätzen die Schwierigkeit
des Menschenschilderns, – ein paar Fleckchen genügen, je bekanntere, desto besser.
Jene Dichter, die auf die komplette Lebendigkeit ihrer Gestalten so großen Wert
legen, gleichen jenem etwas umständlichen lieben Gott der Theologen, der den Menschen
einen freien Willen verleiht, damit sie ihm den seinen tun. Denn die Personen im
Buche werden ja doch nur geschaffen, um Gefühle, Gedanken und andere menschliche
Werte in sie hineinzulegen, die man mit der Handlung wieder aus ihnen
herauszieht.«
Hier aber entglitt mir das Wort und ging an den gesunden Schriftstellerkollegen
über. »Mag dem sein, wie es will«, entschied er, »es ist Theorie, und eine
solche theoretisch ausgeklügelte Technik mag zu dem Wesen dieses Schriftstellers
passen. Praktisch bestehen bleibt, was ich schon vorhin sagte, daß diese Bücher mit
den wahrhaften Kräften unserer Zeit einfach nicht das geringste zu tun haben. Sie wenden sich an einen kleinen Kreis von
Hypersensiblen, die keine Realitätsgefühle mehr – nicht einmal perverse – haben,
sondern nur literarische Vorstellungen davon. Es handelt sich um eine
künstlich ernährte Kunst, die aus Schwäche dürr und dunkel wird und das als
Prätention ausspielt. Jawohl«, brüllte er plötzlich, als müsse er einem Gedanken
besonderen Respekt erweisen, obwohl wir beide warteten bis er fertig
sei, »das zwanzigste Jahrhundert donnert geradezu
von Geschehen und dieser Mensch weiß nichts Entscheidendes über die Erscheinungen
des Lebens noch über das Leben der Erscheinungen zu berichten! Bloße
Mutmaßlichkeit ist die Seele seiner Poesie.« Und er spannte den Bizeps.
Den Augenblick dieser Nebenbeschäftigung benutzte der Geologe, um mit Erfolg nach dem
Wort zu haschen. »Was ist denn der Inhalt seiner letzten Erzählungen?« fragte er überzeugend. »Keiner«, antwortete
gestillt glücklich der Literat. »Was
ereignet sich?« »Nichts!« lächelte der Schriftsteller, mit dem Ausdruck des
Wozu-viele-Worte-Machens. »Diese eine Frau wird ihrem Mann untreu, aus irgendeinem
konstruierten Einfall heraus, daß dies die Vollendung ihrer Liebe bedeuten müsse, und
jene andre schwankt neuropathisch zwischen einem Mann, einem Priester und der
Erinnerung an einen Hund, der ihr bald wie der eine, bald wie der andre erscheint.
Was geschieht, ist darin schon von Anfang an beschlossen und ist widerwärtig und
unbedeutend, ein intellektuelles und
Gefühlsgestrüpp, in dem selbst die Personen der Handlung nicht vorwärts
kommen.« »Er hat eben über das Leben selbst keine Einfälle mehr«, schloß bis
zum Wohlwollen beruhigt der Kollege.
Ich glaubte jetzt schweigen zu müssen. Auch Robert Mayers Abhandlung über die Energie
war den Fachgenossen ausgeklügelt und inhaltslos erschienen. Da erneute sich mir aber
verstärkt das frühere Erlebnis. Einzelne Worte und
kurze Sätze kamen ziemlich heftig zu mir herauf, längere Einflüsterungen
bloß waren wie von einer sanften, zähen Masse bedeckt, manchmal unterbrochen und
kamen erst an einer späteren Stelle unvermittelt wieder durch. »Lassen Sie ihnen
keine Ruhe«, bat es zackig, »es handelt sich nicht um meine Bücher, die vorläufig
sein mögen, sondern darum, einer größeren Ungenügsamkeit in menschlichen
Angelegenheiten den Weg zu bahnen und das Erzählen
vom Kinderfrauenberuf zu emanzipieren!« Ich folgte. Ich hatte ein Gefühl,
als sei mein Gehirn verdoppelt und während sein eines Exemplar langsam hinter dem
musc.[ulus] longissimus dorsi auf und ab schwebe, schwimme das andere geschwächt und
schattenhaft wie der Mond in meinem Schädel. Bisweilen näherten sie sich einander und
schienen zu verfließen. Dann verlor ich meinen
Körper in einem seltsamen Mittegefühl von Ich und Fremdheit.
Ich sprach und die Worte kamen pelzig wie ungereifte
Früchte aus mir heraus und schienen erst, wie ihr letzter Buchstabe mich passiert
hatte, in der fremden Atmosphäre zu dem zu werden, was sie sagten.
»Die Frage«, begann ich langsam, »ob ein Kunstwerk aus Schwäche seines Urhebers
dunkel ist oder aus Schwäche des Lesers diesem dunkel erscheint, ließe sich erproben.
Man müßte die geistigen Elemente, aus denen es sich aufbaut, einzeln herauslösen. Die
entscheidenden dieser Elemente sind – trotz eines bequemen Vorurteils
der Dichter – Gedanken.« Der Kollege fuhr auf. »Gewiß, sie sind niemals rein als
solche darzustellen«, gelang mir noch zuvorzukommen, »ich rede keinem Rationalismus
das Wort und weiß, daß Kunstwerke nie restlos in angebbare Bedeutungen aufzulösen
sind, sondern, wenn man ihren Inhalt beschreibt, geschieht dies wieder nur durch neue
Verbindungen des Rationalen mit Arten des Sagens, mit Vorstellungen der Situation und
anderen irrationalen Momenten. Aber schließlich
heißt Dichten doch erst, über das Leben nachdenken, und dann, es darstellen.
Und den menschlichen Inhalt eines Kunstwerks verstehn, heißt, nicht nur dem
eklatanten Ideengehalt, sondern auch den absoluten und undefinierbar runden Einfällen
der Diktion, dem Schimmer der Gestalten, dem Schweigen und allen
Unwiedergeblichkeiten das unendlich gebrochene Vieleck einer Gefühls- und
Gedankenkette einzeichnen. Dieser asymptotische Abbau, durch den allein wir die
seelischen Kraftstoffe dauernd unserm Geist assimilieren, ist der menschliche Zweck
des Kunstwerks, seine Möglichkeit dessen Kriterium. Gelingt dies hier, käme man zu
einem Ergebnis, das Sie aber schon vorweggenommen haben, nämlich, daß es nicht
Kraftlosigkeit der Synthese ist, was Sie angreifen, sondern daß Sie schon vor deren
Beurteilung die einzelnen Gefühle und Gedanken nicht verstehen können, für deren
Zusammenfließen zu Schicksalen hier Aufwand getrieben wird.«
Der Schriftsteller schwieg höhnisch und ich
fuhr fort: »Starke bloße Gefühlserlebnisse sind fast
so unpersönlich wie Empfindungen; das Gefühl an und für sich ist an Qualitäten arm
und erst der es erlebt, bringt die Eigenheiten hinein. Die paar
Unterschiede, die es in der Art und im Ablauf der Gefühle gibt, sind unbedeutend; was
der Dichter an großen Gefühlen schafft, ist ein Ineinandergreifen von Gefühl und Verstand. Es ist das ursprüngliche
Erlebnis, innerlich zum Mittel zwischen mehreren andern gemacht; ist das Gefühl,
seine intellektuell-emotionale Nachbarschaft und die Verbindungswege. Durch kein
anderes Mittel ist das Gefühl des Franz von Assisi – das polypenartige, verzackte,
mit tausend Saugnäpfen gewaltig das Weltbild verdrehende, oh meine Brüder ihr
Vögelein! – von dem eines verzückten kleinen Pfarrers zu unterscheiden und die letzte
Wehmut, an und für sich betrachtet, um den Entschluß Heinrich von Kleists herum ist
keine andre als die eines anonymen Selbstmörders.
Hält man sich hierin klar, so verfällt man nicht der Legende von den angeblich großen Gefühlen im Leben, welchen Quell der Erzähler
nur zu finden und seine Töpfchen darunter zu stellen hat. Die aber
beherrscht unsere Kunst. Man kann sagen, daß dort, wo die Entscheidung zu suchen
wäre, in unserer Dichtung immer nur eine Hypothese zu finden ist. Wo uns ein Mensch
erschüttert und beein-
flußt, geschieht es dadurch, daß sich uns die Gedankengruppen eröffnen,
unter denen er seine Erlebnisse zusammenfaßt, und die Gefühle, wie sie in dieser
komplizierten wechselwirkenden Synthese eine überraschende Bedeutung gewinnen. Die
gälte es darzustellen, wenn es heißt, einen Menschen, mag er gut oder verwerflich
sein, zu einem Gewinn für uns zu gestalten. Aber statt ihrer findet man stets nur die
naive Voraussetzung ihres Vorhandenseins und erst um diese Annahme herum, die wie ein
Hohlgerüst in den Menschen steckenbleibt, wird die Durcharbeitung begonnen. Man
schildert, wie man glaubt, daß sich jetzt solche Menschen innerlich und äußerlich im
Ablauf der Handlung benehmen werden; wobei dieses psychologische Innerliche im
Vergleich mit jener zentralen Persönlichkeitsarbeit, die erst hinter allen
Oberflächen von Schmerz, Verworrenheit, Schwäche, Leidenschaft – oft später –
beginnt, eigentlich nur ein zweiter Grad von außen ist. Man gibt damit – und das gilt
eben von der seelischen Schilderung so sehr wie von der der Handlungen – nur die
Konsequenzen dessen, was an Menschen das Wesentliche ist, nicht aber dieses selbst;
es bleibt undeterminiert wie alles, wo bloß aus Folgen auf Ursachen geschlossen
werden muß. Diese Kunst kommt weder an den Kern der Persönlichkeit, noch an einen
wohlgemessenen Eindruck von ihren Schicksalen heran. Sie, die so großen Wert darauf
legt, hat strenggenommen keine Handlung, noch seelische Stringenz und steht, als
Ganzes betrachtet, unerschöpflich in neuen Wendungen still.«
Ich wachte auf. Die Gefährten schliefen. Das Gehirn
unter mir gähnte. »Nehmen Sie es mir nicht übel«, flüsterte es in der Tiefe, »aber
ich kann die Augen nicht mehr offen halten.« Bei diesen Worten schrie ich,
um die andern aufzurütteln: »In den Vereinigungen sind Schicksale vom Zentralen aus
gestaltet. Daß aber zielbewußte Dichtung das Aktuelle nicht wählt, ist, – müssen Sie
einsehen – nicht eine Eigenheit der Kunst, sondern eine des Aktuellen, das ja nie
aktuell geworden wäre, wenn es nicht schon mit vorkünstlerischen Mitteln ergriffen
werden und ergreifen könnte. Das Mutmaßliche ist das Mutmaß –«Aber ich sah die
Gefährten nicht mehr und sprach unheimlich ins Leere. Der begonnene Satz glitt kalt
und vor der Dunkelheit schaudernd in meine Kehle zurück. Ich traf hastig einige
nötige Anstalten und sauste, von der Stille gehetzt, die nächste Spalte hinunter. An
den Fasern des Optikus fing ich mich wieder, glitt an ihnen entlang, ließ los,
glitschte, wie gehofft, schlüpfernd unter der Sklera durch, bekam im gleichen
Augenblick reichlich Luft und ging, hygroskopisch zu meiner vollen Menschlichkeit
angeschwollen, befriedigt, wenn auch ein wenig benommen und nachdenklich nach
Hause.