Grazer didaktisches Textportal zur Literatur des Mittelalters

Einleitung
Hye hebt sich an das puech von der ercznei
Hier beginnt das Buch der Arznei
Magistri Bartholomei
des Meisters Bartholomäus
von allen gueten dingen et cetera
von allen guten Dingen et cetera
Das puech tichtet ein Maister,
Dieses Buch schrieb ein Meister,
der hies wartholomeus.
der Bartholomäus hieß.
Das nam er aus ainem kriechischen puech,
Das nahm er aus einem griechischen Buch,
das haisst prachktica.
das „Practica“ heißt.
Das ist dauchscz getichtet,
Dies hier ist auf Deutsch geschrieben,
mit den selben worten,
in den selben Worten,
also es der Maister wartholomeus in latein
wie sie der Meister Bartholomäus auf Latein
an seinem puech geseczt hat.
in seinem Buch geschrieben hat.
Wer in dem brief dicz puechs well wissen,
Wer den Namen dieses Buchs wissen will,
der schol in also erchennen:
der soll ihn an dieser Stelle erfahren:
[Introductiones] et experimenta Magistri wartholomei in prachktica ypocrasis et Galienis et Constantini medicorum grecorum
Einführungen und praktische Anwendungen des Meisters Bartholomäus in der Tradition des Hippokrates, des Galen und des Constantinus Africanus, dem griechischen Arzt.
Von der Schepffung des Menschen aus den vier Elementen
Von der Schöpfung des Menschen aus den vier Elementen
Wer in dem puech der ercznei icht lern well,
Wer aus dem Buch der Arznei etwas lernen möchte,
der sol wissen,
der muss wissen,
aus welchen dingen der mensch beschaffen sey.
aus welchen Dingen der Mensch beschaffen ist.
Der mensch ist beschaffen aus vier elementen:
Der Mensch ist aus vier Elementen beschaffen:
von der erden, von dem lufft,
aus der Erde, der Luft,
von dem wasser, vnd von dem fewr.
dem Wasser und dem Feuer.
Die wirm vnd die hicz hat der mensch von dem fewr,
Die Wärme und Hitze hat der Mensch vom Feuer,
von dem wasser die fáwcht,
vom Wasser die Feuchtigkeit,
von dem lufft die chelten,
von der Luft die Kälte,
von der erden die trukchen.
von der Erde die Trockenheit.
Die rot varb chumpt von der hicz,
Die rote Farbe kommt von der Hitze,
die weiss von der chelten.
die weiße von der Kälte.
von der trúchken wirt ein iegleich ding
Von der Trockenheit wird ein jedes Ding
Smal oder dunn,
schmal oder dünn,
von der faúcht wirt ain iegleich ding swár.
von der Feuchtigkeit wird ein jedes Ding dick.
Harnschau
Al hie schol man wissen die faúcht des menschen pey dem prunnen
Hier muss man über die Feuchtigkeit des Menschen beim Urinieren Bescheid wissen
Wer nú wissen well,
Wer nun herausfinden will,
welchen siechtumb der mensch hab,
welche Krankheit der Mensch hat,
der merchk das pey der varb,
der merke das an der Farbe,
der der harm hab,
die der Harn hat,
der von dem menschen chumpt.
der von diesem Menschen kommt.
Hie sol man merchken des harms gestalt
Hier muss man die Beschaffenheit des Harns betrachten
So der harm ist rot vnd dichk,
Wenn der Harn rot und dick ist,
Das bedáutt das,
bedeutet das,
das das pluet rechte chrafft hat in dem leib.
dass das Blut im Körper rechte Kraft hat.
So der harm ist dúnn vnd rot,
Wenn der Harn dünn und rot ist,
das bedaútt, das der mensch ist colericus.
bedeutet das, dass der Mensch Choleriker ist.
Der hat des pluecz ze vil vnd der faúcht ze lúczel.
Der hat zu viel Blut und zu wenig Feuchtigkeit.
Von dem wisset,
Von dem wisset:
der múes durich not gách sein,
Der muss notwendigerweise jähzornig sein,
wann im die [galle] schier erprinnet so starchk,
weil sich ihm die Galle so heftig entzündet,
das im die faúcht nicht wider sten mag.
dass sich dem die Feuchtigkeit nicht entgegenstellen kann.
So der harm ist weis vnd dikch,
Wenn der Harn weiß und dick ist,
so ist der mensch flematicus,
dann ist der Mensch Phlegmatiker,
der hat des pluetes vaischs ze vil geuangen.
der hat zu viel Schleim im Blut aufgenommen.
Der ist lang reich vnd sweigt gern.
Der ist unversöhnlich und schweigt gern.
Ist der harm dúnn vnd weis,
Wenn der Harn dünn und weiß ist,
so ist der mensch Melancolicus.
dann ist der Mensch Melancholiker.
Der hat des pluecz so vil,
Der hat so viel Blut,
das er ist erswarczt.
dass er schwarz ist.
Der wirt schier [gra].
Der wird früh grauhaarig.
Das ist von dem haupt
Das ist vom Kopf
Seind das haupt ist ein anvanchk des menschen,
Weil der Kopf der Anfang des Menschen ist,
so súll wir des puechs an dem haupt beginnen.
wollen wir dieses Buch beim Kopf beginnen.
Hye schol man schawn den harm, wie sich verwandel sein varib
Hier muss man beobachten, wie der Harn seine Farbe verändert
Wer den harm recht schawen will,
Wer den Harn richtig schauen will,
der nem ein weiss glas vas,
der nehme ein weißes Glasgefäß,
das lautter sey vnd oben enger den vnden.
das klar sei und oben enger als unten.
Er schol auch den harm nicht vachen,
Er darf auch den Harn nicht auffangen,
vncz der mensch geslaff des nachtes,
bevor der Mensch in der Nacht geschlafen hat,
wann der harm gewinnet nymmer recht varb vncz nach mitter nacht.
weil der Harn bis nach Mitternacht keine rechte Farbe annimmt.
Das glas vas schol man bedechken
Das Glasgefäß muss man bedecken
vnd schol man dann denn den harm scháwen,
und den Harn erst dann schauen,
so die sunn auf get oder vmb mitten tag.
wenn die Sonne aufgegangen ist oder tagsüber.
Von dem harm vnd der varb sein in dem siechtum.
Vom Harn und seiner Farbe bei Krankheit
Hat der harm ein dichken chrais alum in dem glas,
Hat der Harn einen breiten Kreis rundherm im Glas,
so ist das haupt vast siech.
dann ist der Kopf sehr krank.
Ist aber der harm lautter vnd ist der chrais rót,
Ist der Harn aber klar und der Kreis rot,
so ist des pluecz ze uil vor in dem haupt.
dann ist zu viel Blut vorne im Kopf.
Vnd also: Ist das haupt siech im hirn,
Des Weiteren: Ist der Kopf krank im Hirn,
so ist der harm lautter vnd plab
dann ist der Harn klar und blau
vnd ist auch der siechtum grósser in dem rechten tail des haupcz.
und die Krankheit ist im rechten Teil des Kopfs stärker.
Das chumpt von der Colera rubea,
Das kommt von der roten Galle,
das haist die rót, die an der sterchk leit.
die an dieser Stelle liegt.
Vnd auch also: Ist der harm weis vnd dichk,
Und ebenso: Ist der Harn weiß und dick,
so ist das haupt siech in dem nachk.
dann ist der Kopf krank im Nacken.
das chumpt von dem flemate,
Das kommt von dem Schleim,
das leit in der [zell],
der an der Stelle liegt,
do die gehúg leit,
wo sich das Gedächtnis befindet.
das da haist nachkhalben.
Diese wird ‚Nackenseitige‘ genannt.
Also erchennt man die faúcht in dem haupt an dem harm
So erkennt man die Feuchtigkeit des Kopfes am Harn
Wer nún wissen well,
Wer nun wissen möchte,
was siechtum der mensch hab in dem haupt,
welche Krankheit der Mensch im Kopf hat,
der merchk das pey dem chrais,
der kann das an dem Kreis erkennen,
der vmb den harm get,
der um den Harn geht,
als das puech gesagt hat.
wie es das Buch gesagt hat.
So der harm ist oben chreislót,
Wenn der Harn oben körnig erscheint,
so ist das haupt siech allenthalben.
dann ist der Kopf auf allen Seiten krank.
vnd auch also:
Und ebenso:
Ist der harm trueb vnd val als dez vichs,
Ist der Harn trüb und fahl wie jener des Viehs,
so ist das haupt so siech,
dann ist der Kopf so krank,
das der mensch in grozze nót chumpt,
dass der Mensch in große Bedrängnis kommt,
im werd denn sein gepuest.
ihm kann geholfen werden.
Vnd auch also:
Und ebenso:
Hat der harm ein dichken chrais
Hat der Harn einen breiten Kreis
vnd ist allenthalben schawmig,
und ist überall schaumig,
so ist das haupt vnd auch die pruest vil vnchreftig.
dann sind Kopf und Brust sehr geschwächt.
Von dem fieber das chumt von dem vberflussigen pluet
Von dem Fieber, das von überschüssigem Blut kommt
Ist der harm rót vnd dichk,
Wenn der Harn rot und dick ist,
so hat der mensch das fieber.
dann hat der Mensch das Fieber.
Do uon chumpt ein siechtúm,
Davon kommt eine Krankheit,
der haist synota febris,
die Synota Febris heißt,
das haist das still fieber.
die nennt man das ‚stille Fieber‘.
Das fieber chumpt von dem vnmássigen pluet,
Das Fieber kommt von überschüssigem Blut,
da von schol man das selb fieber puessen mit dem lassen.
daher kann man dieses Fieber durch Aderlass heilen.
Von dem harm des fiebers haisset Terciana
Vom Harn beim Fieber, das Terciana heißt:
Ist der harm rot vnd dúnn,
Wenn der Harn rot und dünn ist,
do hat der mensch terciana.
dann hat der Mensch Terciana.
Das selb fieber ledigt den menschen an dem dritten tag.
Dieses Fieber befällt den Menschen an jedem dritten Tag.
Von der vberflussichkait des harms
Von der Überschüssigkeits des Harns:
So der harm wechst
Wenn der Harn mehr wird
vnd des harms vil ist vnd dvnn,
und der Harn viel ist dünn,
so wil es ein end haben.
dann geht es vorbei.
Wegint aber der harm swarczen,
Beginnt der Harn aber schwarz zu werden,
so wil sich das tágleich fieber verwandeln in tercianam.
dann verwandelt sich das eintägige Fieber in Terciana-Fieber.
Das ist ein end des harms,
Das ist das Ende des Harns,
des lass wir vns genúgen
damit begnügen wir uns.
vnd sagen nú,
Und nun sagen wir,
wie man des siechtums puessen sol von der vinsternúss der augen.
wie man die Krankheit heilen soll von der Dunkelheit der Augen.
Weitere Anwendungsbereiche von Harn
Wild du versúchen,
Willst du herausfinden,
ob der siech genes oder sterb,
ob der Kranke gesund wird oder stirbt,
so nym den harm,
dann nimm den Harn,
den der siech gehármt hat nach mitter nacht
den der Kranke nach Mitternacht gelassen hat,
vnd geus das [an ain grún nessel]
und gieß ihn auf eine grüne Nessel.
vnd schaw das des andern tags.
Schau sie am anderen Tag an:
Ist si dann grún,
Wenn sie dann grün ist,
so genist der siech wol,
dann gesundet der Kranke,
is aber erdort,
ist die aber verdorrt,
er stirbt gewisleich.
so stirbt er gewiss.
Das ist von dem fieber
Das ist vom Fieber
Wer wil dem menschen das fieber vertreiben,
Wer dem Menschen das Fieber vertreiben will,
der nem seinen harm,
der nehme den Harn,
was er ain nacht prunczt
den er in einer Nacht lasst,
vnd sied den des morgen in ainer pfannen
und koche ihn am Morgen in einer Pfanne
vnd wann der harm wirt sieden,
und wenn der Harn kocht,
so gewint er ainen faim.
dann bekommt er einen Schaum.
So scheppff den fáim drey stund ab
Dann schöpfe den Schaum dreimal ab
vnd trinchk den harm núchter,
und trinke ihn auf nüchternen Magen,
als du aller haissest múgst.
so heiß du kannst.
So wirt der mensch vil stúl gewinnen
Davon wird der Mensch viel Stuhl bekommen
vnd wirt den tag kranchk in den chnien.
und wird an dem Tag schwach in den Knien.
Von dem zaichen des lebens
Von dem Zeichen des Lebens
Wild du versuechen,
Willst du herausfinden,
ob der siech genes oder sterb,
ob der Kranke gesund wird oder stirbt,
so nym das weiss gespúnn,
so nimm die weiße Muttermilch,
die ain degen chind zeucht
die einen Knaben säugt,
vnd nym des siechen harm,
und den Harn des Kranken
die czway zú samen,
und gieß die beiden zusammen.
vnd fliessen si zúsamen,
Wenn sie zusammenfließen,
so genist der siech,
so wird der Kranke gesund.
schait sich aber das gespúnn von dem harm,
Scheidet sich aber die Muttermilch vom Harn ab,
so stirbt er des selben ligers.
so stirbt der Kranke in diesem Krankenbett.
Augenkrankheiten und -beschwerden
Das ist ein end des harms,
Das ist das Ende des Harns,
des lass wir vns genúgen
damit begnügen wir uns.
vnd sagen nú,
Und nun sagen wir,
wie man des siechtums puessen sol von der vinsternúss der augen.
wie man die Krankheit heilen soll von der Dunkelheit der Augen.
Wem die augen tunchkel werdent,
Wem die Augen trüb werden,
der nicht wol gesechen mag,
sodass er nicht gut sehen kann,
der nem weizz mirren
der nehme weiße Myrrhe
vnd múll die zu stupp
und mahle die zu Pulver
vnd temper das mit hónig sam,
und misch das mit Honigseim,
der wol gesoten sey an rauch núr an der gluet
der ohne Rauch nur an der Glut gut gesiedet wurde,
vnd salb die augen do mit,
und schmiere die Augen damit ein,
so werdent sie lautter vnd schán.
so werden sie rein und klar.
Von dem zacher der augen zu vertreiben
Um das Rinnen der Augen zu vertreiben
Wem die augen rinnent,
Wem die Augen rinnen,
der nem eins phares gall vnd einer aúll gall
der nehme die Galle eines Stieres und einer Eule
vnd die wúrcz suech,
und den Saft der Pflanze,
die da haist verbena,
die Eisenkraut genannt wird,
vnd venichel wúrcz vnd reib den saft dar aus
und Fenchel, aus dem reib den Saft
vnd misch die zesam
und misch die alle zusammen
in aim hórn oder in aim kupher vas
in einem Horn oder einem Kupfergefäß.
vnd streich das aussen vmb die augen,
Trage das außen um die Augen auf,
sew werdent als pald truchken.
sie werden bald trocken.
Von tunchkelhait der augen, wie man das vertreibt
Von der Trübheit der Augen und wie man sie vertreibt
Wem die augen túnchkel sein,
Wem die Augen trüb sind,
der nem bethonien vnd sied die mit wasser
der nehme Betonie und siede die mit Wasser
vnd trinchk des wassers ain gueten trúnchk.
und trinke davon einen großen Schluck.
Die ercznei vertreibt das vbel pluet von den augen.
Diese Arznei vertreibt das schlechte Blut aus den Augen.
Oder also anders
Des Weiteren:
Centtawream sol man múlln
Tausendgüldenkraut soll man zermahlen
vnd tempern mit hónig sam
und mit Honigseim mischen.
vnd salb die augen damit,
Schmiere die Augen damit ein,
so werdent sy haitter vnd liecht.
dann werden sie klar und hell.
Fúr die schúss pey den augen
Für den starken Schmerz bei den Augen
Nym pfeffer vnd roten mirren, swarcz pon
Nimm Pfeffer und rote Myrrhe und schwarze Bohne
vnd stozz die in ainem Mórser ze sam
und stoss die in einem Mörser zusammen,
ein [massel]
eine kleine Menge,
vnd streich das an den slaff.
und streiche es an die Schläfen.
Wild du es zú den augen núczen,
Willst du es für die Augen verwenden,
so temper es mit aim weissen des ays.
so mische es mit einem Eiweiß.
Wem die augen pluet var sein
Wem die Augen blutunterlaufen sind
Der nem patonig vnd trinchk die mit warm wasser,
Der nehme Betonie und trinke sie mit warmen Wasser.
es vertreibt das pluet von den augen.
Das vertreibt das Blut von den Augen.
Wem die augen we túnt an der pra
Wem die Augen am Augenlid weh tun
So nym silber aschen, esseich vnd ól,
Der nehme Bleiglätte, Essig und Öl
misch es zesamen
und mische es zusammen
vnd streich an die augen
und streiche es an die Augen.
So wirt dir pas.
So wird dir besser.
Von dem mail in den augen
Vom Mal in den Augen
Ob du mail in den augen hast oder flechk,
Wenn du ein Mal in den Augen hast oder einen Fleck,
so nym venichel also gruenn,
so nimm grüne Fenchel
chew den in dem mund
und kau den im Mund
vnd dauch in alle tag in die augen.
und tauche in täglich in die Augen.
Von dem mail in den augen
Vom Mal in den Augen
Wem ein mail in den augen gewachsen sey,
Wem ein Mal in den Augen gewachsen ist,
der tue or smer dar ein,
der tue Ohrenschmalz hinein,
das zeucht das mail fúder
das zieht das Mal fort
vnd wechst nicht mer.
und es wächst nicht mehr.
Von den sprechkeln vnder den augen
Von den Sprenkeln unter den Augen
Das die sprechkel vnder den augen ab gen,
Damit die Sprenkel unter den Augen verschwinden,
nym veld mawrochen, die aus der erd wachsen.
nimm Möhren, die aus der Erde wachsen.
Wasch si wol. Darnach truchken si wol
Wasche sie gut und trockne sie sorgfältig.
und stós si dann
Zerstoße sie dann
vnd das saft streich vnder dye augen,
und streich den Saft unter die Augen,
so vergent die sprechkeln.
so vergehen die Sprenkel.
Fúr die vel in den augen
Für den Star in den Augen
Nym ains degen chindes harm,
Nimm den Harn eines männlichen Kindes,
well den mit hónig,
koche den mit Honig
tue das in die augen,
und gib ihn in die Augen.
so zerprist das vel.
Davon vergeht der Star.
Oder nym wermút,
Oder nimm Wermut,
stós mit ayr klar,
stoß ihn mit Eiklar
leg das vber die augen.
und lege das über die Augen.
Das ist von dem aug wee
Das ist von den Augenschmerzen
Wild du die augen liecht vnd lautter vnd haitter machen,
Willst du die Augen hell und klar und heiter machen,
die den tágleichen tropffen habent,
die jeden Tag rinnen,
so temper Galiczen stain mit weibes milch
vermische Kupfersulfat mit Muttermilch
vnd tráff das in die augen.
und tropfe das in die Augen.
So werdent sew schier lautter vnd gesunt.
Davon werden sie sogleich klar und gesund.
Das ist bewárt.
Das ist bewährt.
Das ist von den serigen augen
Das ist von den schmerzenden Augen
So die augen vil ser sind,
Wenn die Augen sehr schmerzen,
so wirff ein vngesalczen gaissen kás in ain wallundes wasser
dann wirf einen ungesalzenen Ziegenkäse in kochendes Wasser
vnd druchk das smalcz her aus
und drück das Fett heraus.
vnd leg es vber die serigen augen,
Leg es über die schmerzenden Augen,
so werden sy gesunt.
dann werden sie gesund.
Man sol magen schaln zestóssen,
Man soll Schlafmohnhülsen zerstoßen,
die weil sy milch geben
solange sie ‚Milch‘ geben,
vnd mit dem saft die augen bestreichen,
und mit diesem Saft die Augen bestreichen.
da sol mit pessers sein zú den augen.
Davon sollen die Augen besser werden.
Aber die schaln, die súllen núr von weissem magen plued sein.
Aber die Hülsen dürfen nur von weißen Mohnblüten stammen.
An besundrew edlew erczney zú den augen:
Eine besonders edle Arznei für die Augen:
Man sol nemen hane gall
Man soll die Galle eines Hahns
mit ein wenig rains hónig gemischt
mit ein wenig reinem Honig gemischt nehmen
vnd sol darczú tuen ein wenig wassers
und dazu ein bisschen Wasser geben.
vnd sol die erczney in ein rains assách tun,
Man soll die Arznei in ein reines Gefäß geben,
das yrden sey,
das aus Ton gemacht ist,
vnd sol sey behalten.
und soll sie aufbewahren.
Vnd wann man slaffen gat,
Und wenn man schlafen geht,
so sol man die augen do mit bestreichen
dann soll man die Augen damit bestreichen.
Spricht der maister plinius,
Der Meister Plinius spricht,
ir chraft sey gróss,
dass die Kraft der Arznei so groß sei,
das der mensch an liechtein tagen das gestirn gesehen mag.
dass der Mensch an klaren Tagen die Sterne sehen könne.
Ain besunder erczney zw den augen,
Eine besondere Arznei für die Augen,
die da tunchkel sind:
die trüb sind:
Der stóss eisen kraut pleter
Man stoße Eisenkrautblätter
vnd pint das mit dem safft auf die augen.
und binde sie mit dem Saft auf die Augen.
Ain besundrew erczney zú den augen:
Eine besondere Arznei für die Augen:
Man sol epheich pleter mit ainem frischen gaissen kás zerstossen
Man soll Eppichblätter mit einem frischen Ziegenkäse zerstoßen
vnd sol das auf die augen legen,
und soll das auf die Augen legen.
das macht si frisch.
Das macht sie frisch.

Rezepte zur Behandlung von Augenleiden finden sich auch im Geier-Traktat und im Branntwein-Traktat

Aderlass
Von der ader, die do geswilt von dem lassen:
Von der Ader, die vom Aderlass angeschwollen ist
Wer von dem lassen geswilt,
Wer durch das Aderlassen anschwillt,
der nem rútten vnd wermút vnd ziméy
der nehme Rauten und Wermut und Zimt
vnd salcz vnd gersten
und Salz und Gerste
vnd per die zesamen
und mische die zusammen
vnd werm das in einer pfann
und erwärme das in einer Pfanne
vnd leg das vber die geswúlst
und lege das auf die Schwellung.
Von den adern:
Von den Adern:
Wem man sein adern nicht vinden chan,
Wenn man seine Adern nicht finden kann,
der leg ein Salua plát in wein
lege man ein Salbeiblatt in Wein
vnd leg es dar auf.
und lege es darauf.
Das ist, so man zw der ader gelassen hat
Das ist, wenn man zur Ader gelassen hat
vnd man das pluet beschaut
und das Blut beschaut
Wann du zw der ader hast gelassen
Wenn du zur Ader gelassen hast
vnd das pluet ein weil ist gestanden,
und das Blut eine Zeit lang gestanden ist,
so merchk:
dann wisse:
Ist das pluet faimig,
Ist das Blut schaumig,
so ist dir an der prust we
dann hast du ein Leiden in der Brust.
vnd ist es aber plab,
Ist es aber blau,
so ist dir an dem milcz we.
dann hast du ein Leiden in der Milz.
Ist es aber grún,
Ist es aber grün,
so tuet dir das hercz we.
dann hast du ein Leiden im Herz.
Ist es aber gel,
Is es aber gelb,
so tuet dir die leber we.
dann hast du ein Leiden in der Leber.
Ist es aber hertt vnd swarcz,
Ist es aber hart und schwarz,
so hast du das pluet ze lang getragen.
dann hast du das Blut zu lange in dir getragen.
Ist es aber rot vnd einen swarczen kraiss hat,
Ist es aber rot und hat einen schwarzen Kreis,
so tuet dir das haupt we.
dann hast du ein Leiden im Kopf.
Ist es aber hertt vnd innen swarcz
Ist es aber hart, innen schwarz
vnd hat einen roten krais,
und hat einen roten Kreis,
so hast du das vergicht.
dann hast du die Gicht.
Ist es aber swarcz vnd fleust dar oben wasser,
Ist es aber schwarz und fließt darauf Wasser,
das bezaichent die wasser sucht.
deutet das auf Wassersucht hin.
Ist es aber rot vnd das wasser oben stet,
Ist es rot und das Wasser steht oben,
das bezaichent gesunthait.
so zeigt dies Gesundheit an.

Hinweise zum Aderlass finden sich auch in der Sinn der höchsten Meister von Paris, im Pesttraktat des Jakob Engelin von Ulm und im Galgant-Traktat

Pesttraktat des Jakob Engelin von Ulm
Das ist von dem gemainen lauf,
Das ist von der Ausbreitung der Seuche,
so es stirbt
wenn das Sterben um sich greift.
Hye ist ze merchken,
Hier muss man wissen,
ob ein mensch in ainem gemainen lauff
wenn ein Mensch bei einer Ausbreitung der Seuche
sich nicht behaben mócht
sich nicht erretten konnte
mit erczney oder mit weishait.
mit Arzneien und Weisheit,
also das ein mensch zaichen gewunn,
es also so ist, dass Zeichen an ihm aufgetreten sind,
wie sich dann der mensch erczen sol,
wie man diesen Menschen behandeln soll,
das er dem prechen entfliechen múg.
dass er der Krankheit entkommen kann.
Wann als pald ein mensch zaichen gewint,
Sobald bei einem Menschen Zeichen sichtbar werden,
so sol er im lassen,
soll er zur Ader gelassen werden,
ee es chóm vber aindlef stúnd.
noch ehe 11 Stunden vergangen sind.
Wann nach ainem natúrleichen tag,
Denn nach einem natürlich Tag,
das ist nach vier vnd zwainczigk stunden,
das ist nach 24 Stunden,
so ist der siechtum volchomen
ist die Krankheit vollständig ausgebrochen
vnd hilfft chain erczney noch maisterschafft nicht,
und dann hilft weder Arznei noch Heilkunst,
wann der mensch des selben siechtums sterben mves.
weil der Mensch dann an der Krankheit sterben wird.
Wie man fúr den lauff lassen sol
Wie man bei der Seuche lassen soll
Von erst solt ir merchken:
Zuerst müsst ihr wissen:
Sind drew voderew gelider.
Es gibt drei vordere Körperteile.
In dem ainen ligt das leben des menschen,
Im ersten liegt das Leben des Menschen,
das ist das hercz
das ist das Herz.
vnd das ander die leber
Das zweite ist die Leber
vnd das dritt das hirn.
und das dritte ist das Hirn.
Vnd die selbigen drew glid
Von diesen drei Gliedern
Iegleichs hat sein besundrew stat,
hat jedes seinen eigenen Ort,
das es sich fúrben
an dem es sich säubern
vnd rainigen múes vor allem vnflat,
und reinigen muss von allem Schmutz,
des vbrigen vnflat,
dem überschüssigen Unflat,
das dem menschen pracht den tód.
der dem Menschen den Tod bringt.
Von erst hat das hercz sein fúrbung vnder den vchsen.
Zuerst hat das Herz seine Reinigung unter den Achseln.
Die leber hat die fúrbúng pey dem gemácht.
Die Leber hat ihre Reinigung bei den Geschlechtsteilen.
Das hirn hat sein fúrbung vnder den órn
Das Hirn hat seine Reinigung unter den Ohren
oder an der kew.
oder am Kiefer.
Nú schúlt ir wissen,
Nun müsst ihr wissen,
das aller erst chumpt von dem lufft,
dass das zunächst mit der Luft zusammenhängt,
so der vergifft ist,
wenn diese vergiftet ist,
oder welherlay vergifft das ist.
und welcherlei diese Vergiftung ist.
So ist si der aigenschaft,
So hat die Luft die Fähigkeit,
das sew mit ganczer chraft
dass sie mit ganzer Kraft
stórt die natur des menschen
die Gesundheit des Menschen stört
vnd pringt dem menschen den tod.
und dem Menschen den Tod bringt.
Also zú gleicher weis,
In gleicher Weise,
das der giftig luft ein get in den menschen,
wie die giftige Luft in den Menschen eindringt,
zú hant laufft das vergifft pluet zú dem herczen.
läuft das vergiftete Blut sofort zum Herzen.
Also von der selben vergift wirt tódleich versert das hercz.
Und von diesem Gift wird das Herz tödlich verletzt.
Als pald das hercz dann enpfint des vergiften pluecz,
Sobald das Herz das vergiftete Blut empfängt,
so seut es das selbig pluet
sendet es dieses Blut
zú seiner furbúng vnder das vchsen.
zu seiner Reinigung unter die Achsel.
Ist dann,
Ist es dann so,
das das selbig pluet nicht aus mag vnder den vchsen,
dass dieses Blut nicht herauskann unter den Achseln,
so get es zú der leber
dann geht es zur Leber
vnd von der leber in das hirn
und von der Leber in das Hirn.
vnd also von den drein haupt gelidern
Und so wird ausgehend von den drei Hauptgliedern
wirt des menschen natur zerstórt
des Menschen Gesundheit zerstört
vnd pringt dem menschen den tod.
und das bringt dem Menschen den Tod.
Nú schult ir wissen,
Nun sollt ihr wissen:
das ain zaichen chumpt vnder das vchsen,
Wenn ein Zeichen unter den Achseln auftritt,
das geschicht von dem vergiftem plút.
dann geschieht das durch das vergiftete Blut.
So solt du wissen,
Dann sollst du wissen,
das das hercz chranchk ist in den tod.
dass das Herz todkrank ist.
Wellt ir denn dem herczen ze hilff chómen,
Wollt ihr dem Herzen zu Hilfe kommen,
so solt ir zehant lassen auf dem selben arm,
dann sollt ihr sofort auf jenem Arm zur Ader lassen,
vnder dem das zaichen ist,
unter dem das Zeichen ist,
auf der adern, die do haist Cordiaca,
auf der Ader, die Cordiaca heißt,
das ist die hercz ader
das ist die Herzader.
vnd súlt nicht lassen
Ihr dürft nicht zu Ader lassen
auf dem andern arm engegen vber,
auf dem gegenüberliegenden Arm,
wann das pracht ainem zwiúachtigen schaden:
denn das brächte zweifach Schaden:
Von erst das pluet wúrt mit dem lassen
Einerseits würde das Blut durch das Lassen
ausgezogen aus dem leib
aus dem Körper herausgezogen
vnd chrenchk den menschen,
und so den Menschen schwächen,
zw dem ander mal wúrt das pluet gezogen,
andererseits würde das vergiftete Blut
das vergift pluet an die gesunten stat
an die gesunde Stelle gezogen,
vnd also wúrd das gút plút zerstórt
das gute Blut so zerstört
vnd vergift zw paiden seitten
und auf beiden Seiten vergiftet.
vnd also wúrd das hercz tod mit dem giftigen plút.
So würde das Herz durch giftiges Blut sterben.
Da von sol man albeg lassen auf dem arm,
Daher soll man immer auf dem Arm lassen,
vnder dem sich erhebt das zaichen.
unter dem das Zeichen aufgetreten ist.
Das ist fúr das zaichen pey den gemáchten
Das ist für das Zeichen bei den Geschlechtsteilen
Fvr das zaichen pey den gemáchten:
Für das Zeichen bei den Genitalien:
Ist das sich ein zaichen erhebt pey den gemáchten,
Wenn ein Zeichen bei den Genitalien auftritt,
ze nachst pey der haimleichkait der schám,
in der Nähe des Schambereichs,
so súllt ir wissen,
dann müsst ihr wissen,
das die leber vergift ist vnd chranchk.
dass die Leber vergiftet und krank ist.
Da fúr súllt ir lassen auf dem selben fués
Dagegen sollt ihr auf dem selben Fuß zur Ader lassen
vnd súnderleich auf der ader,
und zwar im Besonderen auf der Ader,
die do get zwischen der grossen zechen vnd der zechen do pey.
die zwischen der großen Zehe und der danebenliegenden Zehe verläuft.
Vnd súllt nicht lassen, auf dem arm,
Ihr sollt aber nicht auf dem Arm zur Ader lassen,
wann die giftig materij wúrd gezógen vber sich,
weil dadurch die vergiftete Körperflüssigkeit hinauf gezogen würde,
aintweder zú der leber oder zú dem herczen
entweder zur Leber oder zum Herzen
vnd wúrden paide gelider vergift vncz in den tod sicherleich.
und beide Organe würden sicherlich tödlich vergiftet.
Vnd ist, das sich ein zaichen erhebt,
Wenn ein Zeichen auftritt,
hin dan von der schám
das hinter den Genitalen liegt
vnd erscheint an dem diech,
und einem Oberschenkel zu sehen ist,
so súllt ir lassen auf dem selben fúes,
dann sollt ihr an diesem Fuß
die ader, die da get,
die Ader lassen,
zwischen der chlainen zechen vnd der zechen do pey.
die zwischen der kleinen Zehe und der danebenliegenden verläuft.
War aber,
Wenn es aber so ist,
das ir in euch entpfunt prechen,
dass ihr innerlich ein Reißen gespürt habt,
also das es euch stách in der seitten,
also dass es euch in der Seite gestochen habt,
so súllt ir lassen auf der ader,
dann sollt ihr am rechten Arm auf der Ader lassen,
die da haist wasilica, auf dem rechten arm,
die Basilika heißt.
vnd haist in der latein eupatica
Diese heißt in lateinischer Sprache Eupatica
vnd haist die leber ader.
und wird auch ‚Leberader‘ genannt.
Oder lasset auf der ader auf dem rechten arm,
Oder ihr lasst am rechten Arm auf der Ader,
die ader, die do haist Salmuzella,
die Salmuzella heißt
die get zwischen dem mittern vinger vnd des vngenanten vinger.
und zwischen dem Mittelfinger und dem Ringfinger verläuft.
Das ist fúr die zaichen pey den orn
Das ist für Zeichen bei den Ohren
Wár aber,
Wenn es aber so war,
das sich ein zaichen erhueb
dass ein Zeichen aufgetreten ist,
hinder den orn oder an der chew,
hinter den Ohren oder am Kiefer,
so súllt ir wissen,
dann müsst ihr wissen,
das das hirn chranchk ist.
dass das Hirn krank ist.
So súllt ir ze hant lassen,
Dann sollt ihr umgehend zur Ader lassen,
auf dem arm der seitten,
auf dem Arm an der Seite,
do sich das zaichen erhebt hat,
an der das Zeichen aufgetreten ist,
vnd sunder auf der ader,
und zwar im Besonderen auf der Ader,
die da haist zephalica
die Cephalica heißt
vnd ist ob der media
und über der Media ist
oder auf der ader,
oder auf jener Ader,
die da ist zwischen des zaiger [...]
die zwischen dem Zeigefinger [und dem Daumen] liegt.
Vnd beseczt sunderleich,
Und achtet besonders darauf,
wenn sich das zaichen erhebt hab
wann das Zeichen aufgetreten ist
vnd an was tail des leichnams es sey,
und an welchem Teil des Körpers es sich befindet,
das ir dar auf nicht last,
damit ihr darauf nicht zur Ader lasst,
hincz das ir der lassen ains tuet,
außer ihr tut es
inner siben oder aindlef stunden.
innerhalb von sieben oder elf Stunden.
Ist aber das es chumpt vber aindlef stúnd,
Sind aber mehr als elf Stunden vergangen,
so taugt das lassen nicht,
so wirkt das Aderlassen nicht mehr,
als das offt versuecht ist.
wie es sich schon oft gezeigt hat.
Pesttraktat: Sinn der höchsten Meister von Paris
Dye ercznei ward geschriben dem chúnig von ffranchkreich von denn aller pesten árczten von Paris
Diese Heilkunde wurde für den König von Frankreich von den allerbesten Ärtzen von Paris geschrieben.
Item zw dem ersten mal:
Zunächst einmal:
Wem zaichen auf varnd zwischen den schultern, der schol lassen mit zwain kóppfen vnder den schultern.
Wem Zeichen zwischen den Schultern erscheinen, der soll mit zwei Köpfen unter den Schultern gelassen werden.
Item:
Ebenso:
Wem sew werdent an dem haupt oder an dem hals,
Wem sie am Kopf oder am Hals erscheinen,
der schol im lassen auf der haupt ader auf paiden dawmen
der soll auf der Hauptader auf beiden Daumen zur Ader gelassen werden.
Item:
Ebenso:
Wem sew werden vnder dem tenchken arm,
Wem sie unter dem linken Arm erscheinen,
der sol lassen die milcz ader zwischen dem minsten vinger vnd námlosen vinger an der selben seitten
der soll an der Milzader zwischen dem kleinen und dem Ringfinger an derselben Seite gelassen werden.
Item:
Ebenso:
Wem sew werden an dem rechten arm, der sol lassen die lungel ader zwischen dem namlosen vinger vnd dem mittern vinger an der selben seitten.
Wem sie am rechten Arm erscheinen, der soll die Lungenader zwischen dem Ringfinger und dem Mitelfinger an derselben Seite lassen.
Item:
Ebenso:
Wem si werden an dem herczen, der sol lassen die milcz ader an der rechten hant zwischen dem minsten vinger vnd dem namlosen vinger.
Wem sie am Herz erscheinen, der soll die Milzader, zwischen dem kleinen und dem Ringfinger der rechten Hand lassen.
Item:
Ebenso:
Wem sew auf varnt auf dem rechten pain, der sol lassen die fraw ader inbendig an dem rechten pain.
Wem sie am rechten Bein erscheinen, der soll die Frauenader auf der Innenseite des rechten Beines lassen.
Item:
Ebenso:
Wem si auf varnd an dem rukken, der sol lassen die ader auf dem rechten fués, die da get auf die grossen zechen.
Wem sie am Rücken erscheinen, der soll jene Ader am rechten Fuß lassen, die zur zur Zehe hinverläuft.
Item:
Ebenso:
Wer dar vber entsláfft, ee er im lát, den hilfft chain lassen nicht.
Wer aber einschläft, bevor er zur Ader gelassen wird, dem hilft der Aderlass nicht mehr.
Item:
Ebenso:
Enpfindest du einer chranchkait an dir, so lass zehant die medig ader.
Spürst du eine Krankheit in dir, dann lass sofort die mittlere Ader.
Item:
Ebenso:
Wem zaichen auf varnt, der nem seinen aigen mist vnd holer plued vnd stós es durch ein ander vnd leg es dar auf vnd huet dich vor vbrigem essen vnd trinchken.
Wem Zeichen erscheinen, der nehme seinen eingenen Kot und Hollunderblüten, mische das miteinadner, lege es darauf und hüte sich vor übermäßigen Essen und Trinken.
Item:
Ebenso:
Wenn sew dir auf varent,
Wenn sie dir erscheinen,
so nym rutten vnd wermút vnd swentenbúrczen, ains als vil als des andern, wol gestossen in wein vnd in esseich vnd deins aigen mist vnd legs darauf.
dann nimm Raute und Wermut und schwarze Nießwurz, von einem so viel wie vom anderen, gut zerstoßen in Wein und Essig und deinen eigenen Kot und leg es darauf.
Item:
Ebenso:
Du solt, so prist es auf, all morgen, ee du auf stest waschen vnder den augen mit esseich vnd ein wenig driachkers darinn sey zergangen vnd hútt dich, das es dir nicht in die augen chóm.
Du sollst dich, wenn es ausbricht, jeden Morgen, bevor du aufstehst, unter den Augen mit Essig waschen, in dem ein wenig Theriak aufgelöst ist, und aufpassen, dass es dir nicht in die Augen kommt.
Item:
Ebenso:
Du solt esseich mischen zú aller zeit vnder dein speis.
Du sollst immer Essig zu deinen Speisen mischen.
Wundheilung
Von den wúnden, das si volhailn
Von den Wunden, damit sie verheilen
Wild du die masen hailn,
Willst du eine Wunde heilen,
das sew nyemant chiesen múg,
sodass sie niemand mehr erkennen kann,
so nym weirach vnd mirren vnd Synebelen Aristologiam
so nimm Weihrauch, Myrrhe und Osterluzei
vnd múll ein leinen tuech
und zerknülle ein Leinentuch,
vnd paiss das in ainem wein
tunke das in Wein
vnd nym das vnd puluer,
und gib das Pulver darauf,
das du machst
das du herstellst
aus dem weirach vnd aus der mirren aus der aristologia
aus dem Weihrauch, der Myrrhe und der Osterluzei
– das ist ain wúrcz in den krámen –
– das ist eine Pflanze, die du beim Händler kaufen musst –
vnd seich das puluer in die wunden.
und trag das Pulver auf die Wunde auf.
Si verwáchst als pald.
Sie wird rasch zuwachsen.
Macht du des nicht gehaben,
Wenn du das nicht hast,
so nym hasen pain vnd ains menschen pain
dann nimm Hasen- und Menschenknochen,
vnd man fell vnd geprancz hirssein hórn
Menschenhaut, pulverisiertes Hirschgeweih,
vnd pfeffer vnd auri pigmentum vnd weirach
Pfeffer, Auripigment, Weihrauch,
vnd mirren vnd aloe –
Myrrhe und Aloe –
aus disen ding mach ein stupp
aus diesen Dingen stelle ein Pulver her
vnd sáe das auf die wúnden.
und trag das auf die Wunde auf.
Du solt aber die wúnden waschen
Du musst die Wunde allerdings
mit esseich oder mit wein.
mit Essig oder Wein auswaschen.
Das ist zw aller geswulst vnd zw allen swárn betagen
Das ist für alle Schwellungen und gegen alle eitrigen Leiden
Item: zw aller geswulst
Ebenso: Bei allen Schwellungen
vnd zú allen swárn wetagen vnd schussen
und bei allen eitrigen Leiden sowie Stichverletzungen
ist gar gúet ein vnngent,
ist eine Salbe gut,
das haisset populeon vnd ist grún.
die Pappelsalbe heißt und grün ist.
Do mit salb den menschen,
Damit schmiere den Menschen dort ein,
wo er geswollen ist.
wo er geschwollen ist.
Auch solt wissen,
Du musst auch wissen,
das die selb gar kalter natur ist,
dass die Salbe sehr kalter Natur ist,
darumb ist si gar gút zw der hiczigen geswulst
deshalb hilft sie sehr gut bei entzündeten Wunden
vnd legt die wetagen gar vast.
und lindert die Schmerzen sehr schnell.
Auch chaufft man des vnngent leicht
Man erhält diese Salbe
ein halb pfunt vmb drey gross.
bereits um drei Groschen für ein halbes Pfund.
Item: Ob du der selben nicht gehaben macht,
Ebenso: Wenn du diese Salbe nicht hast,
so nym hauswúrcz stain wúrcz vnd nacht schaden
dann nimm Hauswurz, Steinwurz und Nachtschatten
vnd aines als vil als des andern
zu gleichen Teilen
vnd stós es alles in ainem móser
und zerkleinere alles zusammen in einem Mörser.
vnd aus dem safft mach mit pútter ein linde salb,
Aus dem Saft stelle mit Butter eine weiche Salbe her,
die ist als guet als populeon.
diese wirkt gleich gut wie Pappelsalbe.
Das ist von allen wuntten
Das ist für alle Wunden
Item: All dein wúnden bestreich
Ebenso: Bestreiche all deine Wunden
aussen vmb her mit rósen ól,
äußerlich mit Rosenöl,
wenn das rosen ól wert,
denn das Rosenöl verhindert,
das das Vngenant nicht darczú slecht
dass sich ‚das Ungenannte‘ dazu schleicht.
vnd legt die schúss vnd weret den flússen,
Und es lindert die Schmerzen und stoppt die Blutungen,
die zú den wúnden fliessen.
die zu den Wunden fließen.
Darumb leg ein smal dúchel,
Binde ein kleines Tuch,
das in das ól gestossen ist
das in Öl getränkt ist,
aussen vmb die wúnten.
über die Wunde.

Weitere Anleitungen zur Behandlung von Wunden finden sich unter Salben und Pflaster

Ein Trank, der die Heilung von Wunden beschleunigen soll, findet sich unter Tränke

Salben
Das ist von der gelben salben
Das ist von der gelben Salbe
Nym zw dem aller ersten mal párglein smer,
Nimm zuerst vier Pfund Fett vom Borg,
new vnd vngesmalczen vnd nym sein vier pfunt,
frisch und ungekocht,
das rain zerlassen sey.
das klar zerlassen ist.
Nym aller wúrcz des nym ein halbs pfunt
Nimm von allen Kräutern ein halbes Pfund
vnd nym die per von spindel pawmen holcz
und nimm die Beeren vom Spindelbaum
vnd die gelben kern aus der hól
die gelben Kerne aus dem Loch,
vnd nym ir ein halbs pfunt vnd stós die,
nimm davon ein halbes Pfund und stoße sie,
di weil sew frisch sind
so lange sie frisch sind,
vnd ainn vierdung wachs eins pfuncz
und nimm ein Viertelpfund Wachs
vnd weiss plater pech auch als vil als des wachs
und weißes Fichtenharz, so viel wie vom Wachs
vnd venum grecum zway lót,
und zwei Lot ‚Griechisches Heu‘,
der chlain gestossen sey als ein mel
das klein gestoßen ist wie Mehl,
vnd drew lot pawm ól
und drei Lot Olivenöl
vnd chlo smalcz ainn vierdung,
und ein Viertel Klauenschmalz,
das da lautter vnd rain sey
das rein und klar ist.
vnd nym einen newen hafen,
Nimm einen neuen Topf,
der zwir so gross sey als die vorgenanten stuchk
der zweimal so groß ist wie die vorhergenannten Zutaten
vnd tue die stuchk alle in den genanten hafen
und gib die Zutaten alle in den erwähnten Topf
vnd lass sew wol sieden,
und lasse sie gut kochen,
also das es doch nicht vber ge,
aber so, dass es nicht übergeht.
vnd seich es dann durch ein rains túch, das new sey.,
Filtere es dann durch ein neues, sauberes Tuch,
wann si dann erchaltent.
wenn es auskühlt,
Vnd tue si dann in ein púchsen,
und fülle es in eine Büchse,
was du ir bedarft.
so viel du davon brauchst.
Die ist denn gút,
Die Salbe ist für den gut,
wem ain arm oder ain fues swindet.
dem ein Arm oder Fuß verdirbt.
Auch ist si gút,
Sie ist auch gut,
wann man sey vmb die wúnden streicht.
wenn man sie auf die Wunden streicht.
Das ist ein andre salben, die haisset fustum
Das ist eine andere Salbe, die heißt „Fustum“
Nym zw dem ersten mal puter smalcz,
Nimm zunächst Butterschmalz,
das vnzérlassen sey vnd vngesalczen.
das unzerlassen und ungesalzen ist.
Des nym drew pfunt
Davon nimm drei Pfund
vnd scháffeins smalcz ain pfunt.
und ein Pfund Schafsschmalz
vnd nym kriech pawm pech ainn vierdung vnd ain pfunt
und nimm eineinviertel Pfund Harz des Kriechenpflaumenbaums
vnd swarcz pech zway lót
und zwei Lot schwarzes Pech,
venum grecum zway lót
zwei Lot ‚griechisches Heu‘ (Bockshornklee)
vnd zway lot speichk, stós das chlain,
und zwei Lot Speik, stoß das klein,
vnd weiss weirach zwai lót,
und gib zwei Lot weißen Weihrauch,
swarczen mirren auch als vil,
ebenso viel schwarze Myrrhe
Alber pros darczw,
und Pappelknospen dazu,
stós das zuhant,
stoße die sofort,
als du es von dem pawm pringest
wenn du sie vom Baum pflückst.
vnd ein Iungs pein wachs ainn vierdung vnd ain pfunt,
Gib eineinviertel Pfund neues Bienenwachs
linsat ól auch als vil
und ebenso viel Leinöl dazu.
vnd tue das mit ein ander in ein newen hafen
Gib das zusammen in einen frischen Topf
vnd seud es auf gluenden kolen
koche es auf glühenden Kohlen
vnd tue im als der ersten salben.
und verfahre damit wie mit der erstgenannten Salbe.
Die salben ist, wo ein mensch geprennt wár
Diese Salbe ist für Verbrennungen
oder wo ein mensch ain fauls fleisch hiet
oder faulendes Fleisch am Menschen
oder wo ein mensch geslagen wúrd,
oder wenn ein Mensch so geschlagen wurde,
das die wunten der chaltnat.
dass die Wunde erkaltet.
Das erwermt die wunden
Sie erwärmt die Wunde
vnd wo du sew auf die vorgenanten prechen streichst, das hailt da von.
und wenn du sie auf die genannten Gebrechen streichst, heilen sie davon.
Das ist von der weissen salben
Das ist von der weißen Salbe
Nym zw dem ersten mal ain pfunt pawm ól
Nimm zuerst ein Pfund Olivenöl
vnd pleibeis ein halbs pfunt
und ein halbes Pfund weißes Bleikarbonat
vnd glet ainn vierdung ain pfunz.
und eineinviertel Pfund Bleioxid.
Zerstós die glet chlain als ein mel
Zerstoße das Bleioxid klein wie Mehl
vnd fá es durch ein leineins túch.
und filtere es durch ein Leinentuch.
Nym rosen wasser drew lot
Nimm drei Lot Rosenwasser,
wein esseich drew lot,
drei Lot Weinessig,
weissen weirach drew lot
drei Lot weißen Weihrauch
mastichk drew lot.
und drei Lot Harz des Mastix-Strauchs.
Stós das weirach vnd den mastichk chlain als ein mel.
Stoß den Weihrauch und das Mastixharz klein wie Mehl.
Wann du es stóssen wild,
Wenn du es zerstoßt,
so nym ain rainn móser.
verwende dafür einen sauberen Mörser.
Tue das rosen wasser, das weirach,
Menge Rosenwasser, den Weihrauch
wein esseich in den mastichk,
und Weinessig in das Mastix-Harz
stós es mit ein ander.
und mische es miteinander.
Dar nach tue das pawm ól dar ein vnd halben tail,
Danach gib den halben Teil des Olivenöl dazu
pleibeis darnach halben tail
und den halben Teil des Bleikarbonats,
vnd darnach glet halben tail
danach den halben Teil des Bleioxids
vnd rúr das als ein gancze stúnd durch ein ander.
und rühre das eine Weile durcheinander.
Vnd ist die salben ze dichk,
Wenn die Salbe zu dick ist,
so geus mer ól darin
gieße mehr Öl hinein
vnd rúr es aber ein chlaine weil.
und verrühre es abermals eine Weile.
Ist es ze dunn,
Ist sie zu dünn,
so tue mer pleibeis darczú
so gib noch mehr Bleikarbonat dazu
vnd rúr die salben gar wol durch ein ander,
und rühre die Salbe ordentlich durcheinander,
vncz das sew recht wirt als ein milchrám.
damit sie so beschaffen wird wie Milchrahm.
Versuech die salben auf dem tener auf der hant,
Probiere auf dem Handteller,
ist si gerecht.
ob die Salbe richtig beschaffen ist.
Vnd die salben gehórt ze behalten
Die Salbe gehört zur Aufbewahrung
in einem newen assách.
in ein neues Gefäß.
Die salben ist gút,
Sie ist gut für den,
der ainn hiczigen geprechen hat
der ein hitzige Gebrechen hat
oder hiczig wúnden,
oder hitzige Wunden,
wann man sey dar auf tuet.
wenn man sie darauf tut.
Pflaster
Das ist von einem andern pflaster
Das ist von einem anderen Pflaster
Nym tanneins plater pech einn halben vierdung,
Nimm ein Achtel Tannenharz,
puchken vnslid ainn vierdung, wachs,
ein Viertel Buchenöl, Wachs,
pawm ól auch einn halben vierdung
auch ein Viertel Olivenöl,
venum grecum ein lot,
ein Lot ‚griechisches Heu‘ (Bockshornklee),
kriechen pech auch ein lot,
ein Lot Kriechenpflaumenbaumpech,
weissen weirach ain lot
ein Lot weißen Weihrauch
vnd lass das zergen in ainem tegel
und lass das in einem Topf zergehen.
vnd seich es dúrch ein rains tuech
Seihe es durch ein sauberes Tuch,
vnd tue es in ein news assach
gib es in ein frisches Gefäß
vnd treib es mit ainem chlainen holcz,
und rühre es mit einem kleinen Holz,
vncz das es chalt wirt.
bis es kalt wird.
So behalt das pflaster.
Dann bewahre das Pflaster auf.
Das gehort zw der gelben salben
Es gehört zur gelben Salbe:
wann aim man ain arm swint oder ein fues,
Wenn einem Mann ein Arm oder ein Fuß verdirbt,
so bestreich im den arm mit der salben
dann bestreich ihm den Arm mit der Salbe
vnd leg das pflaster dar vber
und lege das Pflaster darüber
vnd lass das pflaster drey tag oder vier auf dem arm.
und lass das Pflaster drei oder vier Tage auf dem Arm.
Darnach salb in aber
Danach salbe ihn abermals
vnd leg das pflaster aber hin wider vber,
und lege das Pflaster wieder darauf,
vncz das er gehailet
bis er geheilt ist.
Das ist ein ander pflaster
Das ist ein anderes Pflaster
Nym kelbrein vnslid,
Nimm ein halbes Pfund Kalbsfett,
das zerlassen sey, ain halb pfunt,
das zerlassen ist,
vnd ainn vierdung wachs,
und ein Viertel Wachs,
lautter pech ein halben vierdung,
ein Achtel klares Harz,
alber bros ain vierdung,
ein Viertel Pappelknospen,
venum grecum ain lot,
ein Lot ‚griechisches Heu‘,
pfaffen hútlein per ein halben vierdung –
ein Achtel Pfaffenhütleinbeeren –
lass die stuchk alle zergen auf einem fewr
lass die Zutaten alle auf einem Feuer zergehen
vnd seich es durich ein rains túch.
und siebe sie durch ein sauberes Tuch.
Nym ein plaichs túch
Nimm ein helles Tuch
vnd zeuch es durch die salben,
und ziehe das durch die Salbe,
die weil sy dannoch waich sey.
solange sie noch weich ist.
Das pflaster ist gút,
Das Pflaster ist gut,
wer ain pain geprochen hat:
wenn sich wer ein Bein gebrochen hat:
wann das pain gehailt ist,
Wenn das Bein geheilt ist,
so leg im das pflaster dar auf,
lege ihm das Pflaster darauf,
das pflaster bestátigt das pain vollen.
das Pflaster stützt das Bein vollends.
Vnd ist auch gút,
Es ist auch gut anzuwenden,
wo ein mensch drues hat,
wo ein Mensch Drüsen hat.
wann man das pflaster darauf legt,
Wenn man das Pflaster darauf legt,
es zeucht auch den vnflat her aus vnd hailt sy.
zieht es den Schmutz heraus und heilt sie.
Das ist auch von einem pflaster
Das ist auch von einem Pflaster
Nym zú dem ersten mal puchkein vnslid,
Nimm zuerst ein halbes Pfund Buchenpech,
das zerlassen sey, ein halb pfunt,
das zerlassen ist,
vnd tennein plater pech, einn halben vierdung,
ein Achtel Tannenharz,
news wachs ein halben vierdung
ein Achtel frisches Wachs
vnd nym nuspawm laub, holer pleter,
und nimm Nussbaumlaub und Holunderblätter,
stós das, die weil es grún ist.
zerstoße die, während sie noch grün sind.
Nym den saft von den plettern
Misch den Saft aus den Blättern
vnd ein wenig grúnspat also
und auch ein wenig Grünspan
vnder das vorgenant stuchk.
unter die vorgenannten Zutaten.
Lass den der wallen auf ainem chlainen fewr
Lass das kochen auf einem kleinen Feuer
vnd seich es durich ein túch
und seihe es durch ein Tuch
vnd zeuch dann ein plaichcz túch dar durich
und ziehe dann ein helles Tuch durch
vnd mach dann ein pflaster dar aus.
und mach dann ein Pflaster daraus.
Das pflaster ist gút,
Das Pflaster ist gut,
wer ein fauln geprechen hat an einem fués,
wenn jemand Fäulnis am Fuß hat.
der legs dar auch, so hailt es.
Er lege es darauf, so heilt es.
Das ist von einem chúl pflaster
Das ist von einem kühlen Pflaster
Nym ainem ersten swarcz wúrczen,
Nimm zuerst Schwarzwurz,
linsat zelten vnd veld rosen,
Leinkuchen und Feldrosen,
holer plued, Gamillen,
Holunderblüten und Kamille.
stózz die stúchk alle zw chlainem puluer als ein mel
Stoße die Zutaten alle zu einem feinen mehlartigen Pulver,
vnd nym ains tails als vil als des andern,
nimm von allem gleich viel,
misch es durich ein ander
misch es durcheinander
vnd nym wein esseich in ain heffen.
und gib Weinessig in einen Topf.
Lass das hais werden
Lass ihn heiß werden
vnd schut dann das puluer dar ein
schütte dann das Pulver hinein
vnd rúr es durich ein ander als ein koch.
und rühre es durcheinander wie einen Brei.
Wann du sein dann wedarfst,
Wenn du es dann benötigst,
so streich es dann auf ein leinen túch
so streiche es auf ein Leinentuch
vnd leg es, wo der prechen hiczig ist,
und lege es dorthin, wo das entzündete Gebrechen liegt,
so zeucht es die hicz her aus.
so zieht es die Hitze heraus.
Das ist von einem andern chúl pflaster
Das ist von einem anderen kühlen Pflaster
Nym fenichel, nacht schaden,
Nimm Fenchel, Nachtschatten,
holer plued, eisen kraut.
Holunderblüten und Eisenkraut.
Die chrautter stós chlain als ein mel
Stoß die Kräuter klein wie ein Mehl
vnd nym ein wenig rosen wasser vnd veiol ól
und nimm ein wenig Rosenwasser und Veilchenöl.
vnd tue das rosen wasser vnd veiol ól durich ein ander
Vermische das Rosenwasser mit dem Veilchenöl
vnd lass es zergen auf einem chlainen fewr.
und lass es zergehen auf einem kleinen Feuer.
Schút das puluer dar vnder
Schütte das Pulver darunter,
vnd rúr es vnd mach ein muesel daraus.
rühre es und mach ein Mus daraus.
Wann du sein dann bedarfst,
Wenn du es dann benötigst,
so streich es dann auf ein túchel.
dann streich es auf ein Tüchlein.
Das pflaster gehórt auf prechen,
Das Pflaster gehört auf Verletzungen,
wo ein mensch geslagen ist vnder das antlúcz
wenn ein Mensch ins Gesicht geschlagen wurde,
vnd haist das guldein pflaster.
und heißt das ‚goldene Pflaster‘.
Das ist von einem selbhaft pflaster
Das ist von einem selbsthaftenden Pflaster
Nym zwm ersten mal ponmel vnd gersten mel,
Nimm zuerst Bohnenmehl und Gerstenmehl,
das chlain gefát sey.
das fein gesiebt ist.
Nym ains als vil als des andern.
Nimm von beidem gleich viel.
Nym das weiss von zwain airn oder von drein,
Nimm das weiße von zwei Eiern oder von drei,
zerslach es mit ainem túchlein,
zerschlag es mit einem Tüchlein.
schút das mel dar vnder
Schütte das Mehl darunter
vnd rúr es als einen oblat taig
und rühr es wie einen Oblatenteig.
vnd nym mastichk vnd tragant
Nimm Mastix und Tragantgummi,
vnd nym iegleichs ein halbs lot
von beidem ein halbes Lot
vnd stós es chlain als mel
und stoß es klein wie Mehl.
vnd schut es vnder den taig
Schütte es unter den Teig
vnd rúr es dúrch ein ander.
und verrühre es miteinander.
Nym ein news vest leineins túch,
Nimm ein neues, festes Leinentuch
das chlains vadems sey,
das fein gewebt ist,
bestreich es in wendig vnd auswendig.
und bestreiche es innen und außen.
Wo ein wunden offen stet,
Wo eine Wunde offen ist,
so leg das pflaster auf iede seitten ains.
lege das Pflaster auf jede Seite der Wunde.
Wann das pflaster durr ist,
Wenn das Pflaster trocken ist,
so nym ein nadel mit ainem zwifáchtigen vadem
nimm eine Nadel mit einem zweifachen Faden
vnd hefft dann die zway túcher
und hefte dann die zwei Tücher
mit paiden ortern an ein ander vnd in der mitt
mit beiden Enden in der Mitte aneinander
vnd zeuch die wunden wol zw ein ander.
und ziehe die Wunde gut zusammen.
So ist sy gút ze hailn.
So wird sie ordentlich verheilen.
Auch scholt du an yesleichem ort
Auch sollst du an jedem Ende
ain waiczel in die wunden stossen,
eine Scharpie (Wundverband) in die Wunde geben,
so get der vnflat heraus.
so geht der Schmutz heraus.
Von der geswulst
Von der Schwellung
Wo der mensch geswillet,
Wenn der Mensch anschwillt,
so nym weissen swebel
nehme er weißen Schwefel
vnd seud den in starchkem wein
und siede ihn in starkem Wein.
vnd pint es vber die geswúlst,
Binde das über die Schwellung,
vncz das si nider gesiczt,
bis sie abklingt.
vnd misch dann verprantten laim
Misch dann gebrannten Leim
vnd temper die mit ainem weissen des ays
und vermisch den mit dem Weißen eines Eis
vnd leg das pflaster vber die geswúlst.
und leg dieses Pflaster über die Schwellung.
Die Zeichen des Lebens und des Todes
Das ist von dem zaichen des lebens oder des todes
Das ist von den Zeichen des Lebens und des Todes
So du chumst vber einen menschen,
Wenn dir ein Mensch unterkommst,
des du zweifel hast,
bei dem du Zweifel hast,
ob er genes oder sterb,
ob er wieder gesund wird oder stirbt,
das solt du also versuechen:
dann sollst du Folgendes prüfen:
So der siech beginnt swiczen,
Wenn der Kranke zu schwitzen beginnt,
von der prust vber das haupt,
von der Brust über den Kopf,
der genist wol.
dann wird er wieder gesund.
Ist er státichkleich truchken,
Ist er aber dauerhaft trocken,
so mag er nicht genesen.
so wird er nicht genesen.
Swiczt er allersampt,
Schwitzt er überall,
so mag er wol genesen.
so wird er gesund werden.
Oder also
Des Weiteren:
Wenn der mensch ist in grossem siechtúm,
Wenn der Mensch eine schwere Krankheit hat
veruellt im der pauch an den rukke
und ihm der Bauch in den Rücken einfällt
vnd lustet in chains dinges nicht
und er völlig lustlos ist
vnd hat er auch chainen swais,
und er auch keinen Schweiß hat,
der stirbt an dem ainleften tag.
so stirbt er am elften Tag.
Oder also.
Des Weiteren:
Ist der siech, das er der ercznei vast gert
Ist der Kranke so, dass er eilig nach der Arznei verlangt
vnd das im die ercznei wol zimpt,
und ihm die Arznei gut bekommt,
der genist schier.
dann wird er rasch gesund.
So sich der siech dichk chert zw der went,
Wenn sich der Kranke häufig zur Wand dreht,
das ist nicht guet.
ist das nicht gut.
oder anders
Des Weiteren:
So er die nasen spiczet vnd im die nasen waichet
Wenn ihm die Nase hervorquillt und weich wird
vnd so im die augen holent vnd swindent
und ihm die Augen in die Höhlen verschwinden
vnd so im die wang dunnent vnd in vallent
und die Wangen dünn werden und einfallen
vnd so im die augen weissent
und ihm die Augen ausbleichen
vnd so im die lebsen nider vallent
und ihm die Lippen herabsinken
vnd so im die orn chalt sein –
und seine Ohren kalt werden:
an welchem siechen dise czaichen siechst,
An welchem Kranken du diese Zeichen siehst,
der ist vaig.
der ist todgeweiht.
Oder Also
Des Weiteren:
So du chumst vber ainen siechen, siechst du,
Wenn dir ein Kranker unterkommt und du siehst,
das im die augen hol sind vnd verswunten sein
dass seine Augen in den Höhlen verschwunden sind
vnd das im der mund offen stet, so er slafft,
und dass ihm der Mund offensteht, wenn er schläft,
so frag es, ob es sein sit sey,
dann frag ihn, ob es seine Gewohnheit ist,
das er mit offen augen slaff.
dass er mit offenen Augen schläft.
Vnd ist es sein gewonhait nicht
Ist es nicht seine Gewohnheit
vnd zéchert im das tenchk aug,
und tränt ihm das linke Auge,
so stirbt er an dem dritten tag.
so stirbt er am dritten Tag.
Oder also
Des Weiteren:
So du chumst vber ein siechen vnd gruest in
Wenn dir ein Kranker unterkommt und du ihn grüßt
vnd so du in fragst, wie er sich gehab,
und ihn fragst, wie es ihm geht
wirft er dann die hendt vber das haupt
und er dann die Hände über den Kopf wirft
vnd zeucht er die fuess vast an sich,
und die Füße fest an sich zieht,
der genist.
dann wird er gesund.
Wann wirft er aber gáchling das haupt,
Wenn er aber hastig den Kopf dorthin wirft,
do die fuess sind,
wo die Füße sind,
der genist nicht.
dann wird nicht gesund.
oder also
Des Weiteren:
So der arczt get zú dem siechen,
Wenn der Arzt zum Kranken geht
chert sich der sich zú der went,
und sich der Kranke zur Wand dreht,
so genist er nicht.
so wird er nicht gesund.
Von den zaichen des todes
Von den Zeichen des Todes
In welhem siechtum der mensch zwir ernist,
Von welcher Krankheit der Mensch zweimal errettet wurde,
in dem selben liger stirbt er nicht.
in deren Krankenbett stirbt er nicht.
Die weil vnd der siech den grúnen ring siecht,
Und solange der Kranke den grünen Ring vor Augen sieht,
so ist er nicht vaig.
ist er nicht todgeweiht.
Von dem tod vnd von dem leben
Vom Tod und vom Leben
Nym pymeln vnd zertreib die in wasser
Nimm Bibernelle und zerreibe sie in Wasser
vnd gib das dem siechen ze trinchken.
und gib das dem Kranken zu trinken.
Sol er genesn,
Soll er gesund werden,
er verdáut die wúrczen.
verdaut er das Kraut.
Sol er aber sterben,
Soll er aber sterben,
so vindest du im die wúrcz in dem mund.
dann findest du das Kraut im seinem Mund.

Eine weitere Anleitung, um festzustellen, ob jemand todgeweiht ist, findet sich unter Tränke

Tränke
Das ist ein wunttranchk
Das ist ein Wundtrank
Nym winter grún, erper chraut,
Nimm Wintergrün, die grünen Teile der Walderbeere,
swarczen sanichkel vnd weiss potónig wúrczen,
schwarzen Sanickel und die Wurzel der weißen Betonie,
hirsen zungen, leber plaimen.
Hirschzunge und Leberblümchen.
Seud die ch[r]auter alle durich ein ander
Koche die Kräuter alle miteinander
in guetem wein,
in gutem Wein und zwar so,
das der tunst nicht da von gee.
dass der Dunst sich nicht verflüchtigt.
Gib das dem menschen ze trinchken,
Gib das dem Menschen zu trinken,
der da hart wunt ist,
der schwer verwundet ist,
so hailcz denn leicht.
so heilt er leichter.
Das ist auch von einem tranchk
Das ist auch von einem Trank
Wild du wissen,
Wenn du wissen willst,
ob ein mensch sterben oder genesen sol,
ob ein Mensch sterben oder genesen wird,
wenn er hartt wunt ist,
wenn er stark verwundet ist,
nym pibnell, stós die chlain als ein mel.
nimm Bibernelle und stoß sie klein wie ein Mehl.
Nym wein, pier oder wasser,
Nimm entweder Wein, Bier oder Wasser,
welches es ist in ein lóffel,
gib es in einen Löffel,
so schut ein wenig pibnell dar ein
schütte ein wenig von der Bibernelle dazu
vnd rúr es durich ein ander
und verrühre es miteinander.
vnd gib es dem wunden ze trinchken:
Gib es dem Verwundeten zu trinken:
Speibt er, so stirbt er
Erbricht er, so stirbt er
vnd mag pey dem leben nicht beleiben
und wird nicht am Leben bleiben.
vnd scholt dich vmb in nicht an nehmen.
Dann sollst du dich nicht um ihn kümmern.
Beleibt es pey im,
Bleibt es bei ihm,
so nym dich freileich vmb in an.
dann nimm dich seiner freilich an.
Auch verpeut im met, wasser, milch,
Verbiete ihm Met, Wasser, Milch,
vierdigen kás, pótigen chraut, sweinen fleisch,
alten Käse, Sauerkraut, Schweinefleisch,
allerlay obs, ant fleisch, gepraten ding;
jegliches Obst, Entenfleisch, gebratene Dinge;
an weinper, die verpewt im nicht.
allein Weinbeeren, die verbiete ihm nicht.
Vnd solt im geben ringe kost,
Du sollst ihm leichte Kost geben,
dew er verdán mag.
die er gut verdauen kann.
Gib im nicht látigen wein ze trinchken,
Gib ihm keinen abgestandenen Wein zu trinken,
vncz das der mensch zw im selber chumpt,
bis dass der Mensch wieder zu Kräften kommt.
so mag er geniessen, was er will.
Dann kann er zu sich nehmen, was er will.
Tierbisse und -stiche
Der von einem windigen hunt gepissen wirt,
Wer von einem tollwütigen Hund gebissen wird,
der zerstóss bethonien mitsampt dem saft.
der zerstoße Betonien mitsamt dem Saft
Vnd sol man es auf die stat legen,
und lege das an die Stelle,
do er hingepissen ist.
wo er gebissen wurde.

Ein weitere Möglichkeit für die Behandlung eines Hundebisses findet sich im Geier-Traktat

Wer im wider die gift helffen will,
Wer einem Menschen gegen Gift helfen will,
der nem nater wúrczen mit wein getrunchken,
der nehme Natterwurz mit Wein getrunken.
Das ist gút,
Das wirkt gut,
ob ein nater den menschen vergift hiet.
wenn eine Natter den Menschen vergiftet hat.
Man sol himeltaw in die túr oder ganchk legen,
Man soll Himmeltau in die Tür oder den Durchgang legen,
do die nater oder schorpion oder ander vngewúrm
wo die Nattern oder Skorpione oder anderes übles Gewürm
oder vergifte tier durich gent.
oder giftiges Getier durchgehen.
Die weil der hymel taw do leit,
Solange der Himmeltau dort liegt,
so mag chain giftig tier dar vnder gen,
wird kein giftiges Tier durchgehen,
sunder wann es chumpt daran,
sondern, wenn es dorthin kommt,
so mag es nicht verrer.
wird es nicht weiterkommen.
Von der spinnen
Von der Spinne:
Wen ein spinn sticht,
Wen eine Spinne sticht,
der mach ein pflaster von gestossen fleugen
der mache ein Pflaster aus zerstoßenen Fliegen
vnd pint das dar auf,
und binde das darauf,
wo in die spinn gestochen hat,
wo ihn die Spinne gestochen hat,
so wirt er gesunt.
so wird er gesund.
Geier-Traktat
Von der tugent vnd der chrafft der wúnden
Vom Wesen und der Macht der Wunden
Sand Ieronimus vand in dem chaldayschem puech
Der heilige Hieronymus fand in einem chaldäischem Buch
von maniger ercznei,
so manche Arznei,
die an dem vógelein ist
die man aus Vögeln gewinnt
vnd vand von dem geyr grossew erczney.
und zahlreiche davon aus dem Geier.
Er sagt, wer den geyr zw der erczney haben will,
Er sagt, wer den Geier für Arznei verwenden will,
der sol in an eisen slachen,
der soll ihn ohne Eisen töten
verziech im den hals,
und ihm den Hals zuziehen,
ee er das verslinde,
ehe er das verschlingt,
das haist das hirn.
was man Gehirn nennt.
Do von verstet er sich,
Denn wenn er merkt,
das er nicht genesen mag,
dass er nicht entkommen kann,
so slindt er das hirn.
dann verschluckt er sein Gehirn.
So der geyr geuangen ist,
Wenn der Geier gefangen ist,
so sol man in allen zegliden,
so soll man ihn völlig zerteilen,
das die erczney icht in dorr.
damit die Arznei nicht verdirbt.
Ist das die erney des hirns
Wenn die Arznei des Hirns
zw chainer erczney chumpt,
zu irgendeiner Arznei hinzugefügt wird,
so hat sew grosse chraft
hat diese große Kraft
vnd misrát sy nymmer nicht.
und verfehlt ihre Wirkung niemals.
Wer [den stechen] hat oder wé ist in der seitten,
Wer [das Stechen] oder Schmerzen in der Seite hat,
trinchkt er des geirs hirn in ainem wasser,
der trinke das Hirn des Geiers in Wasser,
er wirt gesúndt.
so wird er gesund.
oder also
Des Weiteren:
So den frawen ir siechtúm nicht chumpt,
Wenn bei den Frauen die Menstruation nicht einsetzt,
so sullen séw des geirs hirn trinchken
so sollen sie das Hirn des Geiers
in ainem warm wein,
in warmen Wein trinken,
so chumpt in ir siechtúm.
so bekommen sie ihre Tage.
So die frawen ir menstrua wellen verstellen,
Wenn Frauen ihre Menstruation aussetzen wollen,
so súllen sew das hirn ze puluer prennen
so sollen sie das Hirn zu Pulver brennen
vnd essen das ains vil lúczel girsten prot,
und eine kleine Menge in Gerstenbrot essen.
so verstent die menstrua.
So kommt die Menstruation zum Stillstand.
Oder also
Des Weiteren:
Des geirs fleisch sol man derren vnd behalten.
Das Fleisch des Geiers soll man dörren und aufbewahren.
welchen menschen ein winunder hunt peist
Wenn einen Menschen ein tollwütiger Hund beist,
vnd núcz er des geirs fleisch
dann nehme er das Fleisch des Geiers zu sich,
das vngenant chumpt nymmer darczú
so gesellt sich das ‚Ungenannte‘ nicht hinzu.
Vnd also
Und ebenso:
Wem die zend we tuent,
Wem die Zähne weh tun,
der nem des geirs augen
der nehme die Augen des Geiers
vnd seinen snabel
und seinen Schnabel
vnd prenn das ze puluer
und brenne das zu Pulver
vnd temper das in ainem warm wasser
und mische das in warmes Wasser
vnd nym das in den mund,
und nimm es in den Mund,
so verget der zand swer.
dann vergeht der Zahnschmerz.
Wild du des nicht tuen,
Wenn du das nicht machen willst,
so nym das stupp,
dann nimm ein Pulver,
das von des geirs augen
das aus den Augen
vnd von sein snabel gepreut sey
und dem Schnabel des Geiers hergestellt wurde
vnd reib die zend do mit,
und reibe die Zähne damit ein,
sy geswernt dir nymmer
dann schmerzen sie nicht mehr.
oder also
Des Weiteren:
Seud des geirs adern in einem ól
Koche die Adern des Geiers in Öl.
vnd wer pettris sey oder vergift,
Wer bettlägrig oder von der Gicht befallen ist,
salbt er sich do mit vast pey dem fewr,
wenn er sich damit beim Feuer gründlich einreibt,
er wirt gesunt.
wird er gesund.
Wem die adern dorrent
Wer unter ausgetrockneten Adern leidet
oder an einem gelid erlamen will,
oder an an einem Körperteil zu erlahmen droht,
salbt er sich mit dem ól,
der reibe sich mit dem Öl ein,
er wirt gewisleich schier gesunt.
er wird mit Sicherheit schnell gesund.
Wem die augen we tún,
Wem die Augen weh tun,
der nem geires gall
der nehme die Galle des Geiers
vnd sied die in ainem hónig an rauch
und siede sie in Honig ohne Rauch.
vnd wenn er slaffen wil gen
Wenn er schlafen gehen will,
vnd sicz zw ainem fewr
setze er sich ans Feuer,
vnd tue die augen zú
mache die Augen zu
vnd paizz die augen do mit
und reibe sie damit ein.
vnd leg sich slaffen.
Dann lege er sich sich schlafen.
Des andern tags so er auf stet,
Wenn er am nächsten Tagb aufsteht,
so hat er haittrew augen.
hat er klare Augen.
Oder also anders
Des Weiteren:
Die phisicy sprechen,
Die Ärzute sagen,
das ypocras chain collirium macht,
dass Hippokrates keine Augensalbe herstellte,
do er des geirs gall zú wolt enpern.
bei der er auf die Galle des Geiers verzichten wollte.
Wem das haupt dúnstet,
Wem der Kopf dünstet
vnd die pósen scheum muend,
und der böse Schaum Beschwerden bereitet,
der nem des geirs [haut]
der nehme die [Haut] des Geiers
vnd pint den in ain tuech
und binde sie in einem Tuch
mit ainem wollein túch
mit einem wollenen Band
oder vadem oben vmb den hals,
oder Faden um den Hals.
so hat er guet rue
Dann erholt er sich gut
vnd wirt im des siechtúms pues.
und wird von der Krankheit erlöst.
Von den gelidern
Von den Gliedern:
Wer sich verlenchkt hat in ainem gelid,
Wer sich ein Glied verrenkt,
der prenn des geirs pain ze puluer
der brenne die Knochen des Geiers zu Pulver
vnd mach dar aus ein pflaster mit aim klar
und mach daraus ein Pflaster mit Eiklar
vnd leg das an die stat,
und lege das an die Stelle,
do im we sey,
wo er Schmerzen hat,
so wirt im pas.
dann wird es ihm besser gehen.
Von dem smerczen des rúkkes vnd der seitten
Von den Schmerzen im Rücken und in der Seite
Wem in die seitten
Wem in die Seite
oder in den rúkken schuss chóment,
oder in den Rücken ein (Hexen-)Schuss kommt,
der nem die recht huf des geirs
der nehme die rechten Füße des Geiers
vnd sied de mit ól
und siede die in Öl
vnd salb sich do mit pey ainem fewr,
und schmiere sich damit ein bei einem Feuer,
so wirt im pas
so wird es ihm besser gehen.
oder nem das recht aug des geirs
Ebenso: Nimm das rechte Auge des Geiers
vnd trag das in der tenchken hant
und trage es in der linken Hand
oder pint es vmb den tenchken arm
oder binde es um den linken Arm
vnd wo du fúr herren gest,
und wen immer du triffst,
die sind dir hold.
der wird dir gewogen sein.
Hast du sargen zú ainem taiding,
Bist du vor einem Gerichtstermin besorgt,
trag des geirs augen mit dir,
trage die Augen des Geiers bei dir,
so schaidest du mit ern do von
so geht gut für dich aus.
Oder also
Des Weiteren:
So du zú ainem streitt gest,
Wenn du zu einem Kampf gehst,
so nym des geirs hercz
nimm das Herz des Geiers
vnd pint das in den helm oder in den ermel.
und binde das in deinen Helm oder Ärmel.
Du chúmst in chainen streitt so grossen,
Kein Kampf kann so schlimm sein,
du gesigest
dass du nicht siegreich sein wirst
oder du schaidest mit ern davon.
und ruhmvoll daraus hervorgehst.
Gen ainer yesleichen gifft
Gegen jegliches Gift:
An Galienes puech vindet man geschriben,
In Galens Buch findet man geschrieben,
das ein kunig orisis,
dass ein König Orest
der het czway kerczen stal aus der geirs klo gemacht.
zwei Kerzenständer aus den Klauen des Geiers gemacht hat.
Vnd so er wol versúchen des gepains chraft,
Wann immer er die Kraft der Gebeine auf die Probe stellen wollte,
So hies er auf den tisch ettwas aitter gift tragen,
ließ er etwas Giftiges an den Tisch bringen
als pald laschen die kerczen von dem tunst,
und gleich darauf erloschen die Kerzen von den Dämpfen,
der von dem pain gie.
die die Gebeine ausströmten.
Da von spricht Galienus,
Deswegen sagt Galen,
wer des geirs klo hat auf dem tisch,
dass wer auch immer die Klauen des Geiers auf dem Tisch hat,
so mag sich dar aufchain vergift verheln.
vor dem kann sich kein Gift verstecken.
Branntwein-Traktat
Hernach stent die tugent des pranten wein
Im Folgenden findet man die guten Eigenschaften des Branntweins
Von erst ist der prant wein guet
Erstens ist der Branntwein gut
Fúr das vergicht aller gelider,
für die Krankheit der Glieder,
ob man in trinchkt.
wenn man ihn trinkt.
Aúch ist er guet den glidern,
Er ist auch gut für die Glieder,
die da erkrumpt sind,
die gelähmt sind,
ob man sich do mit bestreicht.
wenn man sich damit bestreicht.
Vnd ist guet zú den wunden,
Und er ist gut für die Wunden,
ob man sich do mit bestreicht vnd wáscht,
wenn man sich damit bestreicht und wäscht,
wann er alle vergift vnd vnsauberchait vertreibt.
weil er alle Infektion und Unsauberkeit vertreibt.
Er ist auch guet fúr ainen siechtúm,
Er ist auch gut für eine Krankheit,
benant latein Cancer.
die auf Latein ‚Cancer‘ heißt.
Den selben siechtum habent nicht die frawen,
Diese Krankheit haben die Frauen nicht,
wann si das selb glid nicht habent.
weil sie diesen Körperteil nicht haben.
Vnd ist auch guet fúr die fistel vnd Músel sucht,
Er ist auch gut für die Fisteln und die Mieselsucht,
so man in trinchk vnd sich do mit bestreicht.
wenn man ihn trinkt und sich damit bestreicht.
Auch chreftigt er den magen
Auch kräftigt er den Magen
vnd macht guete dáung,
und sorgt für eine gute Verdauung,
das der mensch wol dáwt.
so dass der Mensch leicht verdauut.
Wer all morgen núchter pranten wein trinchkt,
Wer jeden Morgen auf nüchternen Magen Branntwein trinkt,
gemischt mit ainem chlainen trunchk wein,
gemischt mit einem kleinen Schluck Wein,
der wirt nicht siech zw dem tod.
der wird nicht krank bis zum Tod.
Wirt auch ein totter leichnam do mit bestrichen
Wird ein toter Körper damit bestrichen
oder do mit gegossen,
oder begossen,
so chumpt chain póser gesmach davon nicht.
so erhebt sich kein übler Gestank von ihm.
Auch fleisch, visch vnd ander speis frischt es
Auch Fleisch, Fische und andere Speisen hält er frisch
vnd lát das nicht fauln,
und lässt sie nicht verfaulen,
wann es do mit gesprengt wirt.
wenn sie damit besprengt werden.
Doch múess man es waschen,
Man muss es aber waschen,
wann es anders ze hárb wár ze essen.
weil es sonst zu bitter wäre, um es zu essen.
Auch macht er pósen wein guet
Auch macht er schlechten Wein gut
vnd gueten wein vil pesser.
und guten Wein viel besser.
Witrt er gegossen in ain saigen wein,
Wird er in einen schalen Wein gegossen,
der chumpt wider an sein rechtew tugent.
so kommt dieser wieder zu seinem guten Geschmack.
Merchk ein grosse tugent,
Erkenne eine besonders gute Eigeschaft:
ob man ól darczw geust,
Wenn man Öl dazu gießt,
so velt das ól ze pódem
dann sinkt das Öl hinunter
vnd beleibt der prant wein oben.
und der Branntwein bleibt oben.
Wer auch den harmstain hat in der plater,
Wer auch den Harnstein in der Blase hat,
wie alt oder wie hertt der stain sey,
wie alt oder hart der Stein auch immer sei,
der mensch sol trinchken siben morgen alltag
dieser Mensch soll ihn sieben Tage lang
frue vnd spat
früh und spät
also, das er nem czway tail geprantes weins
so trinken, dass nehme er zwei Teile Branntwein
vnd ain tail gemains weins,
und einen Teil gewöhnlichen Wein,
so prist der stain gewisleich
so zerbricht der Stein sicherlich
vnd wirt der ménsch gesunt.
und der Mensch wird gesund.
Auch ist er guet,
Er ist auch gut für den,
wer die alten siechtum in dem haupt vnd hirn hat,
der die alten Krankheiten in Kopf und Hirn hat,
der sol es trinchken
der soll ihn trinken
vnd sich do mit bestreichen.
und sich damit bestreichen.
Er ist auch guet fúr die wurm in dem haupt,
Er ist auch gut für die Würmer im Kopf,
wann der selbig prant wein
weil der erwähnte Branntwein
die vorgenanten wúrm an der stat tóttet.
die vorgenannten Würmer auf der Stelle tötet.
Er ist auch guet fúr die graben hárr
Er ist auch gut gegen die grauen Haare
vnd irret die ze wachsen,
und hindert diese am Wachsen,
so man das har do mit bestreicht.
wenn man das Haar damit bestreicht.
Auch hailt der prant wein
Der Branntwein heilt auch
die vbeln siechtúm auf dem haupt,
die üblen Krankheiten auf dem Kopf,
so ainer chal wirt vnd plós,
wenn einer kahl und bloß wird,
ein verstentiger verstet wol, was ich main.
ein Verständiger versteht wohl, was ich meine.
Vnd ist guet fúr die milben in dem har.
Und er ist gut gegen die Läuse im Haar.
Er macht auch den menschen fróleich
Er macht den Menschen fröhlich
vnd macht in gar schón,
und auch sehr schön,
so man in trinchket
wenn man ihn trinkt
vnd sich do mit bestreicht.
und sich damit bestreicht.
Doch hat der selb maister vestichkleich verpoten,
Doch hat derselbe Meister streng verboten,
das man es den tumen vnd nárrischen weiben nicht sagen sol
dass man es den einfältigen und verrückten Frauen sagt.
Vnd wer in trinchket,
Und wer ihn trinkt,
den hilfft er an der gedáchtnúss,
dem hilft er für das Gedächtnis,
das der pas gedenchken mag eines gleichen dinges, denn ein ander mensch.
dass er sich besser an Dinge erinnern kann als die anderen Menschen.
Er ist auch guet fúr das trawn
Er ist auch gut für das Selbstvertrauen
vnd fúr den swárn mút,
und gegen die Zögerlichkeit,
wer in all morgen trinchkt mit anderm wein gemischt.
wenn man ihn jeden Morgen mit Wein gemischt trinkt.
Vnd ist auch guet,
Er ist auch dem gut,
wer ainen stinchkenden atem hat
der stinkenden Atem hat
vnd vbel smechken mag,
und übel riecht,
ob man in trinchkt,
wenn man ihn trinkt
domit gúrgelt in dem hals.
oder damit gurgelt im Hals.
Auch ist er guet fúr die huesten.
Auch ist er gut bei Husten.
Er ist auch guet fúr die túnchkel augen
Er ist auch gut für die dunklen Augen
vnd fúr all siechtum der augen,
und gegen alle Augenkrankheiten,
ob man in streicht an den sláff
wenn man ihn an die Schläfe
vnd an die augen pra.
und die Augenbrauen streicht.
Auch wem die augen rinnent oder trieffent,
Auch der, dem die Augen rinnen oder triefen,
der sol in trinchken
der soll ihn trinken
vnd die augen pra do mit bestreichen
und die Augenbrauen damit bestreichen
vnd den slaff.
und die Schläfe.
Er ist auch gút fur das vel
Er ist auch gut gegen den Star
vnd fur allerlay der augen mail,
und gegen allerlei Augenflecken,
so man sich do mit bestreicht.
wenn man sie damit bestreicht.
Er ist auch guet fúr die strauchken
Es ist auch gut, ihn gegen Rheuma zu trinken
ze trinchken vnd ze bestreichen.
oder sich damit zu bestreichen.
Auch ist er guet,
Auch ist er gut,
wann ein mensch gáchling erchúmpt,
wenn ein Mensch plötzlich in Trauer verfällt,
als das offt geschiecht
wie es oft passiert
vnd das an dem menschen icht zerprist
und dass der Mensch nicht zugrunde geht
von vngeluchk wegen,
des Unglücks wegen.
so sol man sich do mit bestreichen.
Dann soll man sich damit bestreichen.
Vnd das ist alles von gúten maistern bewárt worden.
Und all das ist von guten Meistern bewahrt worden.
Zur Herstellung von Branntwein
Das ist von prantem wein,
Das ist vom Branntwein,
wie man den machen sol
wie man den machen soll.
vnd ist ein guet kunst
Das ist eine hohe Kunst
Wellt ir machen gueten prannten wein,
Woll ihr guten Branntwein machen,
so nempt sogetane Instrument
so nehmt so beschaffene Instrumente
vnd also gericht, als oben stet
und so hergerichtet, wie oben steht.
vnd nempt wein in dem keller
Nehmt Wein aus dem Keller
vnd fúlt in auf die mitt.
und füllt ihn mitten hinein.
Auch wellt ir, das er guet wird,
Wollt ihr, dass er gut wird,
so nym muschkat, nágelein,
so nehmt Muskat, Gewürznelken,
Muschkat plued, Galigant, zimey plued,
Muskatblüte, Galgant, Zimtblüte,
Ingwer vnd Salua,
Ingwer und Salbei
Mynczen vnd kranbitper.
und Minze und Kranewittbeere.
Núczt du des gewúrcz vil,
Nimmst du viel von diesen Gewürzen,
so wirt der geprannt wein dester pesser.
so wird der Branntwein umso besser.
Vnd leg das gewúrcz in den chrueg zw dem wein
Lege die Gewürze in den Krug zu dem Wein
vnd mach darzw ain chlains fewr vnder den chrueg, so hastu gúten geprannten wein.
und mach dazu ein kleines Feuer unter dem Krug, so hast du guten Branntwein.
Galgant-Traktat
Das ist die tugent von dem Galgant
Das sind die guten Eigenschaften des Galgants
Galgant, der ist truchken vnd hais an seiner art
Galgant ist von seiner Art her trocken und heiß
vnd ist ein núcze wúrcz
und ist eine nützliche Pflanze.
vnd ist guet zw mangen dingen
Er kann für viele Dinge verwendet werden
vnd hat die tugent:
und hat viele gute Eigenschaften.
Die erst tugent ist:
Die erste Eigenschaft ist:
Wenn ein mensch ze ader lát,
Wenn ein Mensch zur Ader gelassen wird
hat er wúrcz in dem mund vnd cheut die
und die Wurzel im Mund hat und kaut,
vnd get von ir tugent núr als [póse] pluet heraus.
dann kommt durch sie nur das schlechte Blut heraus.
Dew ander tugent ist:
Die zweite Eigenschaft ist:
So man sew des morgens isst,
Wenn man sie am Morgen isst,
so vertreibt sy allen pósen stinchkenden gesmachen
dann vertreibt sie allen übel stinkenden Geruch
an den zenden vnd des mundes
von den Zähnen und aus dem Mund
vnd sterchkt die zend.
und stärkt auch die Zähne.
Die dritt tugent ist:
Die dritte Eigenschaft ist:
So man sey mit wein cheutt vnd si slint,
Wenn man sie mit Wein kaut und schluckt,
so macht si den magen starchk vnd chreftig
dann macht sie den Magen stark und kräftig
vnd hat gross hicz.
und wärmt.
Die vierd tugent ist:
Die vierte Eigenschaft ist:
So sew ein mensch des morgens auf die zung legt,
Wenn ein Mensch die Wurzel am Morgen auf die Zunge legt,
so sind seinew wort alle genám.
dann sind seine Worte alle wohlgefällig.
Die funft tugent ist:
Die fünfte Eigenschaft ist:
Wer sey isst oder cheut ain tail mit wein
Wer sie isst oder ein Stück mit Wein zerkaut
vnd den an den slaf streichet
und das an die Schläfe streicht
vnd sich do mit salbt,
und sich damit salbt,
den chumpt des tags chain siechtum an.
der wird an diesem Tag nicht krank.
Die sechst tugent ist:
Die sechste Eigenschaft ist:
Wer sey des abencz vnd des morgens
Wer sie am Abend und am Morgen
in dem mund hat
im Mund hat
vnd cheut sie mit wein,
und sie mit Wein kaut,
ob er pey einer frawen leit,
wenn der bei einer Frau liegt,
so verleust er seiner chraft nicht
dann verliert er seine Kraft nicht
vnd sein kúrczweil geuellt der frawen wol.
und sein Liebesspiel gefällt der Frau gut.
Die Sibent tugent ist:
Die siebente Eigenschaft ist:
Wer sew isst vnd sew mit wein trinchket,
Wer sie isst und mit Wein zu sich nimmt,
der verleust des tages seiner varb nicht.
der verliert tagsüber seine Farbe nicht.
Spiconardus-Traktat
Das sind die tugent,
Das sind die guten Eigenschaften,
die Spiconardus hat.
die Spiconardus hat.
Aus demselben kraut macht Maria Magdalena
Aus dieser Pflanze machte Maria Magdalena
die salben vnserm herren Iesu Christo.
die Salbe für unseren Herrn Jesus Christus.
Wer Spicanardus hat,
Wer Spiconardus hat
vnd seudet sey in wasser
und ihn in Wasser kocht
vnd bestreicht sich do mit,
und sich damit bestreicht,
ist er siech von dem vergicht,
wenn er an Gicht erkrankt ist,
er wirt gesúnt.
der wird gesund.
Vnd wer sey núczt fur den rotten siechtum,
Und wer sie bei der roten Krankheit (Ruhr) anwendet,
der wirt gesunt
der wird gesund.
vnd welche fraw zú ainem chind get,
Und welche Frau ein Kind erwartet,
die ess der wúrczen aus ainem wein,
die esse die Pflanze in Wein,
die wirt erlóst.
dann wird sie erlöst.
Welch fraw den vbrigen flus hat,
Welche Frau übermäßigen Ausfluss hat,
die bestreich ir lent domit,
die bestreiche ihre Lenden damit,
so wirt sy gesunt.
dann wird sie gesund.
Wer ein chranchkes haupt hat,
Wer einen kranken Kopf hat,
der bestreich den slaf do mit.
bestreiche die Schläfen damit.
Wer aber ain aitter schús hat,
Wer eine eiternde Wunde hat,
der streich die wúrczen durich ein pawm ól
der ziehe die Pflanze durch Olivenöl
vnd pint es dar auf,
und binde sie darauf,
der wirt gesunt.
dann wird er gesund.
Vnd wer sew legt zú gewant in schrein,
Und wenn man sie zur Kleidung in den Schrank legt,
do chóment nit schaben zú.
kommen dort keine Schaben hin.
Vnd in welhem haws sy hanget,
Und in welchem Haus sie hängt,
darein mag chain daner nicht geslachen
in das wird kein Donner einschlagen.
Vnd wer den pósen siechtum hat,
Und wer die böse Krankheit (Epilepsie) hat,
der es sew aus wein,
der siede sie in Wein,
er wirt gesunt.
er wird gesund.
Wer geschóssen wirt mit pólczen,
Wer von einem Pfeil getroffen wurde,
der pint sy dar auf,
der binde sie darauf,
er wirt gesunt.
er wird gesund.
Vnd wer den vallenden siechtum hat,
Und wer die Fallsucht (Epilepsie) hat,
der trinchk wein darab,
der trinke Wein dazu,
er wirt gesunt.
er wird gesund.