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Arthur Schnitzler – Kritische Edition (Frühwerk) III TEI Download

Konstanze Fliedl, Ingo Börner, Anna Lindner, Marina Rauchenbacher und Isabella Schwentner

Bis 2011 existierte von den Werken Arthur Schnitzlers keine historisch-kritische Ausgabe. Dies liegt einerseits an seiner unleserlichen Handschrift (vgl. Fliedl 2017, S. 144) und andererseits an der komplizierten Nachlass-Situation: 1938, beim ‚Anschluss‘ an Hitlerdeutschland, waren seine hinterlassenen Papiere nach Cambridge in Sicherheit gebracht worden. Während die privaten Teile des Nachlasses (v. a. das Tagebuch und die Korrespondenzen) im Deutschen Literaturarchiv in Marbach aufbewahrt werden, befinden sich die Werkmanuskripte nach wie vor großteils an der University Library in Cambridge. Andere Teile des Nachlasses liegen verstreut in Institutionen, wie etwa in Exeter, Genf und Jerusalem. Eine historisch-kritische Ausgabe blieb daher lange ein Desiderat, zumal die im Fischer-Verlag erschienenen Lesetexte aufgrund verschiedene Korrektur- und Bearbeitungsvorgänge äußerst unzuverlässig sind.

In zwei FWF-Vorgängerprojekten Arthur Schnitzler – Kritische Edition (Frühwerk) I und II (2010–2018) erschienen mittlerweile elf Ausgaben im de Gruyter Verlag: Lieutenant Gustl (2011), Anatol und Sterben (2012), Liebelei (2014), Frau Bertha Garlan (2015), Die Frau des Weisen, Die Toten schweigen und Ein Abschied (jeweils 2016), Ein Ehrentag (2017), Blumen (2018) sowie Reigen (2019). Die beiden Einakter Der grüne Kakadu und Paracelsus sind derzeit in Vorbereitung zum Druck.

Bereits ab der zweiten Projektphase wurden die Daten entsprechend den TEI-Richtlinien bearbeitet; der Satz des Drucktextes erfolgte mittels LaTeX. Für die Darstellung der Transkriptionen der Handschriften wurde ein XML-Zwischenformat entwickelt, das einen Import nach Adobe Indesign ermöglichte. Das derzeit laufende Projekt Arthur Schnitzler – Kritische Edition (Frühwerk) III zielt auf eine Umstellung zur Hybridausgabe, welche anhand des Bandes Blumen erprobt wurde (vgl. Börner u. Schwentner 2019).

Blumen weist eine komplexe Entstehungsgeschichte auf, die sich vor allem durch eine weitreichende Umordnung des Textmaterials auszeichnet. Die genetische Abfolge der Niederschrift wurde rekonstruiert und in der gedruckten Edition als fortlaufender Text zusätzlich wiedergegeben. Um die spezifische Entstehungsgeschichte von Blumen und damit die makrogenetischen Prozesse besser nachvollziehbar zu machen, bot sich eine digitale Edition an. Daher wurde zunächst das Datenmodell für die Edition in Hinblick auf eine digitale Darstellung der Textgenese überarbeitet und erlaubt nun eine Verknüpfung von handschriftlich vorliegenden Textstufen und Drucktext auf Segment-Ebene.

Für die Transkription des handschriftlichen Materials kommt die Software Transkribus zum Einsatz, die es ermöglicht, die Transkriptionen in der Webdarstellung mit den digitalen Faksimiles auf Basis von ermittelten Bildkoordinaten zu verknüpfen und für eine Web-Darstellung basierend auf der XML-Datenbank eXist-db aufzubereiten. Darüber hinaus wird in der digitalen Komponente eine Möglichkeit zur semantischen Annotation, vor allem der im Kommentar vorkommenden Personen, Orte und Texte, ausgeschöpft. Diese sollen mit entsprechenden Normdaten und Daten aus anderen Schnitzler-Projekten verknüpft werden. Dementsprechend ist im Rahmen der derzeit in Arbeit befindlichen Edition zum Stück Der einsame Weg ein Datenaustausch mit der in Cambridge entstehenden Edition von Professor Bernhardi vorgesehen, da sich die Entstehungsgeschichte der beiden Texte anfänglich überschneidet.

Literatur:

  • Fliedl, Konstanze. 2017. „Arthur Schnitzler. Schrift und Schreiben.“ In Die Werkstatt des Dichters. Imaginationsräume literarischer Produktion, hg. v. Klaus Kastberger u. Stefan Maurer, 139–62. Berlin, Boston [u.a.]: de Gruyter. https://doi.org/10.1515/9783110466850-010.
  • Börner, Ingo u. Isabella Schwentner. 2019. „Blumen, neu arrangiert. Die Historisch-kritische Ausgabe von Arthur Schnitzlers Frühwerk auf dem Weg von der Buch- zur Hybridedition. Am Beispiel des Bandes Blumen.“ In Textgenese in der digitalen Edition, hg. v. Anke Bosse u. Walter Fanta. Berlin u. Boston: de Gruyter (Beihefte zu editio 45).

Informationen:

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter: Konstanze Fliedl (Projektleitung), Ingo Börner, Anna Lindner, Marina Rauchenbacher, Isabella Schwentner

Institution: ACDH-ÖAW; Universität Wien – Institut für Germanistik

Fördergeber: FWF (P 30513)

Webseiten: https://www.univie.ac.at/germanistik/projekt/arthur-schnitzler-fruehwerk-3/, https://www.oeaw.ac.at/de/acdh/projects/arthur-schnitzler-fruehwerk/, https://schnitzler-werke.acdh-dev.oeaw.ac.at/

Zitiervorschlag:

Fliedl, Konstanze; Börner, Ingo; Lindner, Anna; Rauchenbacher, Marina; Schwentner, Isabella. 2021. Arthur Schnitzler – Kritische Edition (Frühwerk) III. In: KONDE Weißbuch. Hrsg. v. Helmut W. Klug unter Mitarbeit von Selina Galka und Elisabeth Steiner im HRSM Projekt "Kompetenznetzwerk Digitale Edition". Aufgerufen am: . Handle: hdl.handle.net/11471/562.50.245. PID: o:konde.p22