KONDE - Kompetenznetzwerk Digitale Edition

Weißbuch

Hörspieledition TEI Download PDF Download

Raunig, Elisabeth; elisabeth.raunig@uni-graz.at

Audioeditionen bzw. Hörpieleditionen sind bis dato in der Editionsphilologie unterrepräsentiert (vgl. Krebs 2018, S. 220 und Nutt-Kofoth 2019, S. 184–185). haben laut Bernhart die Aufgabe, für die “Sichtung, Erschließung, Kommentierung, Herausgabe und Zugänglichmachung auditiver Quellen” (Bernhart 2013, S. 122) zu sorgen. Diese Aufgaben sind unzweifelhaft auch Teil der digitale Hörspiel-/Audioedition; im Zentrum steht dabei die Gegenüberstellung von Text und Ton, die sich vor allem auch in den text- bzw. tonzentierten Forschungsansätzen widerspiegelt (vgl. Huwiler 2005).

Hörspieltext kann in zwei Varianten vorliegen: als Typoskript oder Renotat. Fast jedem Hörspiel liegt ein Typoskript zugrunde; wenn das nicht der Fall ist, wird in der Forschung von born-aurels gesprochen (Bernhart 2013, S. 122). In diesem Fall sollte Döhls Forderung nach einer Renotation gefolgt werden, also einem Transkript, das dem genauen Wortlaut des gesendeten Hörspiels folgt. Ein anderer Grund für die Erstellung eines Renotats kann natürlich der Verlust eines Typoskripts sein. Der Ton sollte im Rahmen von digitalen Hörspieleditionen als qualitativ hochwertiges, archivfähiges Digitalisat (vgl. Audio- bzw. Musik- und Videoformate) des Hörspieltonträgers vorliegen, sodass auch Analysen des Audiosignals vorgenommen werden können.

Für die Gestaltung der Benutzeroberfläche einer digitalen Audioedition müssen die Forschungsziele sowie die vorhandenen Daten berücksichtigt werden, generell sollte eine digitale Audioedition aber immer die Audiodatei der Rundfunkproduktionen (den Ton), das Renotat und / oder das Typoskript des Hörspiels beinhalten. Unterschiedliche konzeptionelle und grafische Darstellungen scheinen, abgestimmt auf die Daten, sinnvoll:

  • synoptische Darstellung von Renotat und Audio;
  • synoptische Vergleichsdarstellung von Typoskript und Renotat;
  • weitere Forschungsdaten können zusätzlich noch in alle synoptischen Darstellungen; integriert werden
  • Audioplayeroberfläche für die Rezeption des Audios.

Bei der Darstellung sollte auch darauf geachtet werden, wie die unterschiedlichen Medien verbunden werden können, z.B. verläuft Text im Medium Internet generell vertikal, wohingegen eine Audiospur im digitalen Medium immer horizontal dargestellt wird.

Die Verknüpfung der Audiospur mit dem Text sollte über entsprechende Zeitstempel des Audios, die in eine TEI-Repräsentation des Textes eingearbeitet werden, realisiert werden. Als Basis für dieses TEI-XML-Dokument kann das TEI-Modul 7 „Performance Texts“ dienen. Ein Dokument kann dabei sowohl Typoskript als auch Renotat abbilden, die z. B. in je einem <div>-Element modelliert werden. Das Typoskript kann dabei strukturell wie ein Dramentext behandelt werden und mit Hilfe der Elemente <stage> (Bühnenanweisung), <sound> (Toneffekte/Musik) und <sp> und den Kindelementen von <sp> (Sprechakt), <speaker> (Sprecher/Rolle), <stage> und <p> (Sprechtext), umgesetzt werden. Bei der Erstellung des Renotats, das die Sprechtexte wiedergibt sowie alle anderen Audioereignisse beschreibt, werden in zuvor definierten Tonabschnitte mit Zeitstempel Sprechertext als utterances mit dem Element <u> modelliert bzw. alle Ton-Vorkommnisse, die nicht als Sprache identifiziert werden können, mit dem Element <incident>. Sowohl <u> also auch <incident> können mit den Attributen @start und @end für die Zeitstempel, sowie @xml:id versehen werden. Diese IDs dienen zur Alignierung von Typoskript und Renotat; dafür können auch zusätzlich <seg>-Elemente verwendet werden, wie in folgendem Beispiel dargestellt:

<div type="typoscript">
    <sp who="#Sprecherin">
        <speaker>Sprecherin</speaker>
        <p>
            <seg corresp="#TS_02_d1e46">Der dramatisierte Schundroman.</seg>
        </p>
    </sp>
</div>

<div type="renotat">
    <u end="3.2575641514454574" start="0.928676185396729" who="#sprecherin"
    xml:id="TS_02_d1e46">Der dramatisierte Schundroman.</u>
</div>

Literatur:

  • Bernhart, Toni. 2013. Audioedition. Auf dem Weg zu einer Theorie. In: Medienwandel/Medienwechsel in der Editionswissenschaft. Hrsg. von Anne Bohnenkamp-Renken, S. 121–128.
  • Döhl, Reinhard. 1982. Hörspielphilologie. In: Jahrbuch der Dt. Schillergesellschaft 26, S. 489–511.
  • Huwiler, Elke. 2005. Storytelling by Sound. A Theoretical Frame for Radio Drama Analysis. In: The Radio Journal International Studies in Broadcast and Audio Media 3, S. 45–59.
  • Krebs, Sophia Victoria. 2018. Kritische Audio-Edition: Interdisziplinäre Fachtagung an der Bergischen Universität Wuppertal 12.-14. Juli 2018. In: editio 32, S. 220–223.
  • Nutt-Kofoth, Rüdiger. 2019. Plurimedialität, Intermedialität, Transmedialität. Theoretische, methodische und praktische Implikationen einer Text-Ton- Film-Edition von Alfred Döblins Berlin-Alexanderplatz-Werkkomplex (1929–1931). In: Aufführung und Edition. Berlin, Boston.
  • TEI Consortium. TEI. 7 Performace Texts. URL: https://tei-c.org/release/doc/tei-p5-doc/en/html/DR.html

Zitiervorschlag:

Raunig, Elisabeth. 2021. Hörspieledition. In: KONDE Weißbuch. Hrsg. v. Helmut W. Klug unter Mitarbeit von Selina Galka und Elisabeth Steiner im HRSM Projekt "Kompetenznetzwerk Digitale Edition". Aufgerufen am: . Handle: hdl.handle.net/11471/562.50.95. PID: o:konde.95