KONDE - Kompetenznetzwerk Digitale Edition

Weißbuch

Lagenvisualisierung TEI Download PDF Download

Raunig, Elisabeth; elisabeth.raunig@uni-graz.at

Mittelalterliche Codices sind aus Bündeln von Doppelblättern aus Pergament bzw. Papier – den sogenannten ‘Lagen’ – zusammengesetzt. Diese geben Einblick in die Entstehung des Codex und auch in die Geschichte einzelner Texte. Das Ziel einer Lagenvisualisierung ist es, die Anordnung der Doppelblätter in einer Lage und allfällige Unregelmäßigkeiten einzelner Lagen visuell zu verdeutlichen.

Die traditionelle Kodikologie bietet diverse Lagenvisualisierungen: Zum Beispiel kann die Lagenanordnung mit ineinander verschachtelten oben offenen Dreiecken, die diese Bögen visualisieren, dargestellt werden. Bei fehlenden Seiten wird dabei ein Schenkel des offenen Dreiecks verkürzt gezeichnet. Eine textbasierte, platzsparende Möglichkeit der traditionellen Lagenvisualisierung ist die Croust’sche Lagenformel. Hier werden römische und arabische Zahlzeichen verwendet, um den Aufbau eines Codex darzustellen: Die römische Zahl wird für die Lage verwendet, z. B. steht III für eine Ternio, also eine Lage, die aus drei Doppelblättern besteht, daran anschließend steht die Nummer des letzten Blattes der Lage mit arabischen Zahlzeichen. Fehlende oder hinzugefügte Blätter werden mit + oder - und arabischen Zeichen angefügt: z. B. (III-1)42.

Diese Möglichkeiten kann auch eine digitale Lagenvisualisierung nutzen. Jedoch muss einer Visualisierung eine Auszeichnung der Lagen zugrunde liegen. Die TEI bietet dafür keine vorgegebene Lösung. Das Projekt VisColl von Dot Porter (Porter et al. 2017, S. 81–100) versucht eine Möglichkeit zu bieten, Lagen und Faksimiles unabhängig von den traditionellen Lagenbeschreibungen und -formeln darzustellen. VisColl lehnt sich in der Visualisierung der Lagen an die offene Dreiecksversion an, nutzt jedoch ineinander geschachtelte und nach rechts geöffnete Halbkreise. VisColl verwendet XML für die Anordnung der Lagen (Collation Modeller) und ein Excel-File für die Faksimiles, das in XML umgewandelt wird. Mit Hilfe dieser zwei Dateien und einem zur Verfügung gestellten Collation Visualisation Tool werden diverse Visualisierungen in HTML zurückgeliefert.

Literatur:

  • Porter, Dot. 2017. VisColl: A New Collation Tool for Manuscript Studies. In: Kodikoligie und Paläographie im Digitalen Zeitalter 4. Hrsg. von Hannah Busch, Franz Fischer und Patrick Sahle. Norderstedt, S. 81–100.

Zitiervorschlag:

Raunig, Elisabeth. 2021. Lagenvisualisierung. In: KONDE Weißbuch. Hrsg. v. Helmut W. Klug unter Mitarbeit von Selina Galka und Elisabeth Steiner im HRSM Projekt "Kompetenznetzwerk Digitale Edition". Aufgerufen am: . Handle: hdl.handle.net/11471/562.50.113. PID: o:konde.113