h-Moll-Messe

Textausschnitte

, Werk 3, S. 131

[...] I S T ER DAS, werde ich mich zu spät gefragt haben: Ist er das, ist er es, von dessen Absicht ich noch nichts wissen kann? Der durch die zufällig, oder nicht zufällig? unversperrte Haustüre ins Haus gelangt sein und sich durch das Stiegenhaus in den dritten Stock geschlichen haben wird? Der nach dem Betätigen der Türklingel – man kommt, um nicht zu öffnen – und auf die Frage: Wer ist da ? hin nur wortlos gegen die versperrte Tür zu treten begonnen haben wird ? Dessen schreckliche, riesenhafte Erscheinung, durch den Spion kurz wahrgenommen, sich mir zwar nicht unauslöschlich, aber doch nachhaltig eingeprägt haben wird, die hervorquellenden Augen, die böse funkelnde Brille, im Halblicht, ist er das, der Verspottete, der verspottete Kaufmann, der lange genug verspottete Speditionskaufmann, sportiv gekleidet eigens für dieses Nachtstück, diese Mitternachtseinlage, ist es soweit? Der im Nu die Türe eingetreten, eigentlich aufgetreten haben wird, die hohe Doppelflügeltüre, schon wieder eine hohe Doppeltüre, ich habe mich zum Weiterleben entschlossen, und doch, schon wieder, etwas mit einer hohen Doppeltüre, ohne h-Moll-Messe diesmal, ohne die Hohe Messe von Bach, aber etwas mit Tod schon wieder, mit Todesdrohung zumindest, Umbringensdrohung, Furcht und Unruhe; ist es soweit, wird es passiert sein? Ist er das? Der, beflügelt von Red Bull und Red Label, vor allem aber von RED BULL, wie ein Stier in der Wohnung und unter der Wohnungseinrichtung gewütet haben wird, in einem fort rufend: Wo ist er, wo ist das Schwein, ich bringe ihn um, mit bloßen Händen! Doch wo bin ich? Es ist soweit, aber wo denn ich? Nicht da ich [...]


Zitiervorschlag:
h-Moll-Messe. In: Werner Kofler: Kommentar zur Werkausgabe. Hrsg. v. Wolfgang Straub und Claudia Dürr. hdl.handle.net/11471/1050.10.3114, 2019-02.