Staatsanwalt Sittenthaler

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Kommentar

Wahrscheinlich gemeint: Siegfried Sittenthaler (1943–2003), ab 1993 Chef der Staatsanwaltschaft Linz

Textausschnitte

Üble Nachrede, Werk 3, S. 110

[...] (Herr Staatsanwalt? Staatsanwalt Sittenthaler? Bitte, ich – Hallo? Bin ich das, bin ich auf Sendung? Ja, bitte, ich, mein Name tut nichts zur Sache, ich möchte etwas bekanntgeben, und zwar hat ein gewisser Bernhard in einem Programmheft des Bochumer Schauspielhauses behauptet, daß die katholische Kirche mit ihrem widerwärtigen Lieben Gott Afrika vergiftet habe, und daß sie jetzt gerade dabei sei, Lateinamerika zu vergiften mit ihrem widerwärtigen Lieben – Bitte? Aber nein, nicht Achternbusch, Bernhard ist der Name, wie der berühmte Dichter, genau so, ein gewisser Bernhard hat das geschrieben, und weiter behauptet, die katholische Kirche sei die Weltvergifterin, die Weltzerstörerin, die Weltvernichterin; die Kirche eine Weltvergifterin, Herr Staatsanwalt, das ist doch die Höhe – Bitte? Das ist die Wahrheit, sagen Sie? Die Wahrheit, und nichts als sie? Sie als Staatsanwalt? Das ist nicht nur die Höhe, das ist der Gipfel! Der Gipfel der Impertinenz, eine Impertinenz sondergleichen! Ein feiner Staatsanwalt [...]

Üble Nachrede, Werk 3, S. 111

[...] Ich denke beispielsweise an – Hallo? Hallo! Staatsanwalt Sittenthaler? Hallo? Bin ich – Herr Staatsanwalt? Ha-) Im Anschluß an die fundierten Ausführungen des Gerichtes, hätte ich geschrieben, über die Grenzen der Freiheit der Kunst, denke – denke! – der Privatankläger beispielsweise an Ilja Ehrenburg, den zu seinen Lebzeiten meistgelesenen Schriftsteller der Sowjetunion, der in einem Roman, zweifelsfrei einem Kunstwerk, die Soldaten der Roten Armee mit den Worten MORDET UND SCHÄNDET aufgerufen und zu den auf deutschem Boden im Jahre 1945 begangenen Greueln beigetragen habe [...]


Zitiervorschlag:
Staatsanwalt Sittenthaler. In: Werner Kofler: Kommentar zur Werkausgabe. Hrsg. v. Wolfgang Straub und Claudia Dürr. hdl.handle.net/11471/1050.10.3056, 2019-02.