Wiener Gruppe

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Kommentar

Ein in der Literaturgeschichtsschreibung etablierter Begriff für die lose Vereinigung von fünf Künstlern im Wien der 1950er Jahre, die, beeinflusst von früheren Avantgarden, eigenständige Wege fernab klassisch-realistischer Kunstpraktiken gingen. Die Aktivitäten der Beteiligten (H.C. Artmann, Konrad Bayer, Friedrich Achleitner, Gerhard Rühm, Oswald Wiener) wurden von den Zeitgenossen kaum wahrgenommen; Artmann distanzierte sich früh (um 1958), spätestens mit dem Tod Bayers (1964) zerfiel die Gruppe. Der Begriff etablierte sich erst durch die von Gerhard Rühm besorgte Publikation Die Wiener Gruppe (1967). Um diese Setzung zu betonen, sprechen Li teraturwissenschaftler auch von der „sogenannten Wiener Gruppe“ (vgl. u.a. Schmidt-Dengler 1995, 379) oder verwenden den Begriff unter Anführungszeichen (vgl. u.a. Zeyringer/Gollner 2012, 629).

Textausschnitte

Üble Nachrede, Werk 3, S. 95

[...] Hätte ich ihn geschrieben, hätte ich, den Inhalt betreffend, die Nachricht, das Gerücht, in Umlauf gebracht, in meinem neuen Werk auf gerichtsnotorische Weise über Vertreter der sogenannten Wiener Gruppe, über konkrete Poesie und Jazz mich hergemacht und bestimmten Einzelpersonen, auch dem Minister und Kriegstreiber Mock, auf das Übelste nachgeredet zu haben, so daß es bald schon, sehr bald, dem Doktor Haider zu Ohren gekommen wäre, der daraufhin, wie schon bei HOLZ- FÄLLEN vonThomasBernhard,vomVerlagdieDruckfahnen sich besorgt hätte, um nach der Lektüre, aber noch vor dem Erscheinen vom Verleger oder auch von mir die Streichung dieses Namens, die Unterlassung jener Passage zu verlangen, zu erbitten, wie der Doktor Haider es umschrieben hätte – vergeblich freilich, zumindest so weit es mich betroffen hätte [...]

Manker, Invention, Werk 3, S. 203

[...] – In dubio pro arte, flötete er, die Zeichen sind nicht die Bedeutung, würde er flöten – schon wieder!, würde er flöten und nicht: flehen, wie Sie, er ist doch ein Aggressor, kein Bittsteller, kein Lasser, sondern ein Tuer, ein Penetrierer, unter den Warmen in Wien hat man früher immer den Lasser vom Tuer unterschieden, den Hineinlasser vom Hineintuer, ach, das waren noch Zeiten, Manker, als der Witz vom Omo-Sexuellen die Runde machte, und Gerhard Rühm sein Hirngespinst, nämlich die Wiener Gruppe [...]


Zitiervorschlag:
Wiener Gruppe. In: Werner Kofler: Kommentar zur Werkausgabe. Hrsg. v. Wolfgang Straub und Claudia Dürr. hdl.handle.net/11471/1050.10.3000, 2019-02.