Linder Kaufhaus Ernst Kofler

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Kommentar

Der Vater Koflers betrieb im Villacher Stadtteil Lind ein Kaufhaus, s. Guggile S. I/16 u. I/84.

Textausschnitte

Manker, Invention, Werk 3, S. 161

[...] Keine Aufregung mehr, schon gar nicht wegen der Blockbuchstaben meiner Schreibmaschine, aus einem volkseigenen Betrieb, Mechanik Groma in Markersdorf/Chemnitztal, eine feine Sache, auf einer solchen Maschine schriebe wohl ein jeder gern, eine frühere Vorführmaschine, ein Modell aus dem Büromaschinenhaus Oskar Mikula, Villach, Italienerstraße 13, Ruf 4138; mein Vater, Linder Kaufhaus Ernst Kofler, Villach- Lind, Rennsteinerstraße 11, Ruf 6149, wird sie Ende der 40er oder Anfang der 50er Jahre von seinem Kaufmannsfreund Oskar zu günstigen Konditionen erworben haben, meine Schreibmaschine [...]

Manker, Invention, Werk 3, S. 194

[...] Ja ja, ein Frisiersalon in der Rennsteinerstraße, neben dem, auch das wird Sie nicht interessieren, neben dem nach Kriegsende aufgelassenen LINDER TONKINO, in dessen früheren Foyer sich zunächst eine Drogerie Eder etabliert hatte und wo später, nachdem die Drogerie Eder in die Räumlichkeiten eines aufgelassenen, übel beleumundeten Gasthauses übersiedelt war, mein Vater, Ihr ungleichzeitiger Kollege, Wohltäter der Menschheit, Sie wissen, nein, Sie wissen natürlich nicht, Sie wollen das nicht wissen, wo mein Vater, der Kaufmann, Linder Kaufhaus Ernst Kofler, dieser, ein Kleidermagazin einrichtete; das Foyer diente als Schauraum, billige – Mäntel, der vormalige Kinosaal als Warenlager, und in diesem lichtlosen, modrigen, abschüssigen Gelände bin ich aufgewachsen, vielleicht deshalb meine Liebe zum Kino, nein, so kann man das auch nicht sagen, ich zumindest nicht, meine Vorliebe für Kinos, TONKINOS zumal, die es nicht mehr gibt, und deshalb vielleicht auch meine Liebe zu den kleinen Städten, Wien, Villach; die wunderbaren Tonfilme, die es damals, in den 30er und 40er Jahren, zu sehen gegeben haben mochte, etwa im Linder Tonkino – HEU- TE: Die drei von der Tankstelle, oder: Hans Albers in Wasser für Canitoga, Der verlorene Sohn, mit Luis Trenker in der Rolle des Tonio Feuersinger, Maskerade oder Bel Ami mit Willi Forst, Das indische Grabmal – ach, ich könnte ins Schwärmen geraten, wenngleich Ihnen, Manker, diese Titel nicht viel sagen werden, aber Sie sind ja auch nicht André Heller [...]

Kalte Herberge, Werk 3, S. 286

[...] – Ein Schwächling, ich? Und das vor einem Millionenpublikum, zur besten Sendezeit, am Sonntag vor dem Heiligen Abend, über einen, über mich, mit vollem Namen verbreitet – so etwas soll man sich bieten lassen? – Du bist ein Schwächling, ein Schwächling bist du, das ist mir zwar als Vorwurf, als Urteil sogar nicht neu, das hat schon einmal ein Kofler zu mir und über mich gesagt, allerdings mein Vater, Linder Kaufhaus Ernst Kofler, Wäsche Galanteriewaren Stoffe Bekleidung, das aber nur, weil ich mich, in jungen Jahren schon, oder noch, je nachdem, nicht dazu verstehen hatte können, mit dem Rauchen aufzuhören [...]

Zu spät – Tiefland, Obsession, Werk 3, S. 305

[...] – Wohin mit dem Bild vom Leiterwägelchen; darin der Noste und die Hanne, unsere Cousine aus dem Erdgeschoß, die spätere geile Hanne, deren italienische Liebhaber ihre Sportwagen über Nacht im Hof abstellten, zum Unmut meiner Eltern (Nix wert, is jo nix wert die Hanne); wohin mit den Winterbildern, dem meterhohen Schnee, Geborgenheit in einstigen Wintern, wohin mit dem SW-Film im Kopf, auf dem Schlitten im Schnee ich, im Schnee, im Schnee –; wohin mit den Bildern der Holz-Schneepflüge, von Pferden gezogen durch die Genotte-Allee, am noch dunklen Schulhaus vorbei, im seltsam festlichen Leuchten der Winternacht, des Wintermorgens, mit den Bildern der auf Kufen dahingleitenden Bierund Milchfuhrwerke, wohin?, wie verfahren mit den Adventbildern im Kopf, mit dem Silbernen und dem Goldenen Sonntag, dem dritten und dem, endlich, vierten Adventsonntag, da die Kaufhäuser – halbtags am Silbernen, ganztägig am Goldenen Sonntag – geöffnet hielten und ich, im Volksschulalter, manchmal im Geschäft meines Vaters, Linder Kaufhaus Ernst Kofler, als Aufpasser, als Augen-offen-Halter, als kleiner Kaufhausdetektiv herumzustehen hatte, gemeinsam mit dem Herrn Berger, einem etwas gebrechlichen Pensionisten aus den Eisenbahner-Personalhäusern, auf daß nicht etwa jemand –, ja was, man wisse ja nie, auf daß nicht jemand böhmisch einkaufe [...]


Zitiervorschlag:
Linder Kaufhaus Ernst Kofler. In: Werner Kofler: Kommentar zur Werkausgabe. Hrsg. v. Wolfgang Straub und Claudia Dürr. hdl.handle.net/11471/1050.10.2584, 2019-02.