»meinen geliebten Beckett«
Kommentar
Thomas Bernhards Protagonisten „treten immer als Leser eines Werkes auf, dessen unmittelbare Bedeutung im Text vom Autor nie explizit gemacht wird.“ (Schmidt-Dengler 1986, 44) In Frost etwa ist es Henry James ( Bernhard 2003b , 95); in Alte Meister spricht der Protagonist Regervon „meine[m] geliebten Montaigne oder meine[m] vielleicht noch mehr geliebten Pascal oder meine[m] noch viel mehr geliebten Voltaire“ (Bernhard 2008, 26). In einer Vorstufe zu Am Schreibtisch rechnetKofler mit dieser Praxis Bernhards ab: „dieser unfug muß ja einmal abgestellt werden mit dem sei[n]en … u[nd] dem seinen .. u[nd] dem seinen .. […] außer den ja nur als bedrohung eingesetzten namen findet sich ja nichts, das auf tatsächliche beschäftigung, auf versthenen [sic], verstehen wollen schließen ließe“. (11/W7/3)
Textausschnitte
Am Schreibtisch, Werk 2, S. 60[...] Wie war ich plötzlich müde, gelangweilt, ja zerschlagen! Selbst meinen geliebten Beckett hatte ich nicht bei mir; hätte ich meinen Beckett mitgeführt, hätte ich ihn hervorziehen und darin lesen können, in meinem geliebten Beckett; so aber hatte ich das Buch zuhause gelassen [...]
Am Schreibtisch, Werk 2, S. 69[...] Und da, es ging schon wieder los, immer noch die Zauberflöte, eine Obsession offenbar! Zu allem Unglück hatte ich auch meinen geliebten Beckett nicht bei mir; hätte ich meinen Beckett mitgeführt, hätte ich ihn hervorziehen und darin lesen können, in meinem geliebten Beckett; so aber hatte ich das Buch zuhause gelassen [...]
„meinen geliebten Beckett“. In: Werner Kofler: Kommentar zur Werkausgabe. Hrsg. v. Wolfgang Straub und Claudia Dürr. hdl.handle.net/11471/1050.10.2063, 2019-02.