Globocnik

Textausschnitte

Am Schreibtisch, Werk 2, S. 33

[...] Und dieser Lerch ist damals schon, das hab ich natürlich nicht wissen können als Bursch, damals schon der Chef vom illegalen SD, vom Sicherheitsdienst, gewesen, und war dann später ein ganz hohes Tier, die rechte Hand vom Globus, vom Globocnik, und der Kaltenbrunner ist sogar sein Trauzeuge gewesen in Berlin [...]

Hotel Mordschein, Werk 2, S. 183

[...] Der Sohn ging über den Flur und fragte an der Türe: Wer da? – Globocnik, ließ sich draußen eine Männerstimme vernehmen, aufmachen! Der ungezogene Bub aber kicherte nur und tat nichts dergleichen [...]

Hotel Mordschein, Werk 2, S. 184

[...] Erneut klopfte es an die Tür, diesmal energischer, wieder rief der späte Gast, Globocnik, aufmachen! Nun war der Müller einst, als er noch auf Wanderschaft gewesen war, in einer Spelunke auf einen Räuber namens Globotschnigg, auch Globus geheißen, gestoßen, der sich erboten hatte, bei seinem, des Müllers erstem Sohn den Gevatter zu machen, unter der Bedingung, daß ihn der Sohn später als Gehilfe und Reisekamerad nach Lublin und ins adriatische Küstenland begleiten solle [...]

Hotel Mordschein, Werk 2, S. 185

[...] Da aber rüttelte es schon von neuem an der Tür, und wieder war von draußen zu hören: Globocnik, aufmachen! Der Müller, der sich vor Wut nicht mehr kannte, riß die Türe auf, zerrte den Auferstandenen mit dem Ausruf: Verfluchter Hund! erneut herein, und trennte mit einem Beil, das die Müllerin eilig brachte, durch einen einzigen und einzigartigen Hieb den Kopf des Fremden von dessen Rumpf [...]

Der Hirt auf dem Felsen, Werk 2, S. 304

[...] nicht, das kann nicht sein, im Schulhof wird ja lange schon kein Eishockey mehr gespielt, auch Strong selbst spielt ja im Eispalast an der Tiroler Straße, nein – er liegt wohl im Bett vielleicht, in meiner Kindheitswohnung, Kernstockstraße 9, erster Stock rechts, aber im Bett seiner Gefährtin, auf – Augenblick, was ist nun? Ah, sehen Sie nur, die Klagenfurter Athletiker haben ihre stärkste Formation aufs Eis gebracht, in der Abwehr die sogenannte Oder-Neiße-Linie, Tieffental und Von Mohrenschild, und im Angriff der gefürchtete sogenannte Lubliner Sturm, Lerch Globocnik Pohl, Sie müssen wissen, alle fünf haben früher in Lublin gespielt, und später im adriatischen Küstenland, ein kurzes Gastspiel, die polnische Liga hat damals als die härteste der Welt gegolten, Lublin hat immer an zweiter Stelle, hinter Auschwitz, rangiert, auch im Dreß der Klagenfurter hat dieser Block die Innsbrucker vom Eis geschossen, die Lustenauer hingerichtet, die Feldkircher vernichtet [...]

Der Hirt auf dem Felsen, Werk 2, S. 337

[...] da alle Erstbeschreibungen, auch Zweitund Drittbeschreibungen in sämtlichen Bereichen, leider auch in Kultur und Geschichte, schon vergeben sind – immer ist einem einer zuvorgekommen, nichts ist mehr frei, kein Thema, keine Geschichte, alles besetzt, bis auf Abfallschicksale, Globocnik, höherer SSund Polizeiführer, oder Heller, Verwirklicher, nichts, das nicht schon geschrieben worden wäre, und je schlechter, umso besser –), in einer solchen Zeit, dachte ich, würde die Erstbeschreibung dieser Klaviererstbesteigungen, auf allen möglichen Routen, auch den allerschwierigsten, über den Stüdlgrat, über Teufelsund Glocknerhorn, ein packendes Bergbuch ergeben, einen Expeditionsroman vielleicht, und ich hätte ausgesorgt [...]


Zitiervorschlag:
Globocnik. In: Werner Kofler: Kommentar zur Werkausgabe. Hrsg. v. Wolfgang Straub und Claudia Dürr. hdl.handle.net/11471/1050.10.1644, 2019-02.