»Vernunftlose Träumerei!«

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Kommentar

In seiner viel diskutierten Rede In den Kämpfen dieser Zeit auf dem VIII. Schriftstellerkongress der DDR im Jahr (1978): kritisierte Stephan Hermlin (1915–1997) die einschränkende Orientierung der offiziellen DDR-Kulturpolitik und beschrieb seine Vorstellung der Rolle des Schriftstellers mit den Worten: „Es ist das Vorrecht der Dichter, vernunftlos zu träumen. Es ist das Vorrecht der Vernünftigen, sie zu verlachen. Aber die Träume gehen weiter, unbeschadet des Gelächters, das um sie her erschallt [...].“ (Hermlin 1983, 388)

Textausschnitte

Hotel Mordschein, Werk 2, S. 181

[...] (Hätte ich mich denn bemerkbar machen sollen am Fenster, rufen gar, hier bin ich, ich bin es, der Dichter im Literaturhaus, ich bin zu haben, interessiert sich denn keine für Literatur? Dieses Haus war doch auch früher ein Bordell, warum plötzlich so genant? Vernunftlose Träumerei! Die Frauen auf der Straße hatten sich ohne aufzusehen weiterbewegt, in ihrer mich ausschließenden Fasanenstraßenund Samstagnachmittagswirklichkeit, und die Wirklichkeit ist immer schon eine üble Sache gewesen [...]


Zitiervorschlag:
„Vernunftlose Träumerei!“. In: Werner Kofler: Kommentar zur Werkausgabe. Hrsg. v. Wolfgang Straub und Claudia Dürr. hdl.handle.net/11471/1050.10.1641, 2019-02.