Gründungsurkunde und Insignien
der Karl-Franzens-Universität Graz

Die kaiserliche Bestätigung der Karl-Franzens-Universität Graz
Rudolph II.

Prag, datiert auf 29. April 1586

Zur Entstehung
Originaltext ÜbersetzungTEI
Transkription: nach Richard PeinlichGernot Krapinger
[1] Rudolphus Secundus divina favente clementia electus Romanorum Imperator semper Augustus, ac Germaniae, Hungariae, Bohemiae, Dalmatiae, Croatiae, Sclavoniae etc. rex, archidux Austriae, dux Burgundiae, Brabantiae, Styriae, Carinthiae, Carniolae etc. marchio Moraviae etc., dux Luxemburgae ac superioris et inferioris Silesiae, Würtembergae et Theckae, princeps Sueviae, comes Habsburgi, Tyrolis, Ferretis, Kyburgi et Goritiae, Landgravius Alsatiae, marchio sacri Romani imperii Burgoviae ac superioris et inferioris Lusatiae, dominus marchiae Sclavonicae, portus Naonis et Salinarum etc.[1] Rudolph II. von Gottes Huld und Gnaden erwählter römischer Kaiser, allzeit Mehrer des Reiches, und König in deutschen Landen, von Ungarn, Böhmen, Dalmatien, Kroatien, Slavonien etc., Erzherzog von Österreich, Herzog von Burgund, Brabant, Steiermark, Kärnten, Krain etc., Markgraf von Mähren etc., Herzog von Luxemburg, Ober- und Unterschlesien, von Württemberg und Teck, Fürst in Schwaben, Graf von Habsburg, Tirol, Pfirt, von Kyburg und Görz, Landgraf von Elsass, Markgraf des Heiligen Römischen Reiches von Burgau, von Ober- und Niederlausitz, Herr der Windischen Mark, von Pordenone und Salins etc.
[2] Recognoscimus et notum facimus tenore praesentium universis etc. quod cum nobis humiliter exposuerit serenissimus Carolus archidux Austriae etc. Patruus ac Princeps noster carissimus, se non ita pridem singulari orthodoxae religionis catholicae in ditionibus suis restaurandae, propagandaeque studio ductum ad veram divini nominis laudem ac publicum subditorum suorum bonum et commodum in civitate Graecensi gymnasium, seu universitatem tamquam certum christianae pietatis seminarium funda[vi]sse atque erexisse sub modis, pactis et conditionibus, quae Dil[ectio]nis tuae litteris superinde expeditis, ac nobis in authentica, fideque digna forma exhibitis, plenius continentur, quarum quidem litterarum tenor de verbo authentica, fideque digna forma exhibitis, plenius continentur, quarum quidem litterarum tenor de verbo ad verbum sequitur, et est talis:[2] Wir bestätigen und geben allen etc. durch den Wortlaut der vorliegenden [Urkunde] bekannt,
dass Karl,
weil er, der erlauchteste Erzherzog von Österreich etc., unser teuerster Vetter und Fürst, uns demütig dargelegt hat,
dass er vor nicht langer Zeit, geleitet vom einzigartigen Eifer, den rechten katholischen Glauben in seinen Herrschaftsgebieten wiederherzustellen und zu verbreiten, in der Stadt Graz zum wahren Lob des Namens Gottes und zum allgemeinen Nutzen und Wohle seiner Untertanen ein Gymnasium und eine Universität gleichsam als sichere Pflanzstätte des christlichen Glaubens gegründet und errichtet habe,
nach Maßgabe, Verträgen und Bedingungen, die in der diesbezüglich expedierten und uns in authentischer und glaubwürdiger Form ausgehändigten Urkunde Deiner Liebden ausführlicher enthalten sind; [dies beurkundet hat.]1. Der Inhalt dieser Urkunde lautet wortgetreu folgendermaßen:
[3] Carolus Dei gratia archidux Austriae, dux Burgundiae, Styriae, Carinthiae, Carnioliae et Würtembergae etc. comes Tyrolis, et Goritiae etc. Recognoscimus pro nobis haeredibus et successoribus nostris ducibus Styriae etc. quod cum ea sit Principum, et eorum qui ad provinciarum gubernacula sedent maxima praecipuaque cura et sollicitudo etc. – (Hic denuo insertum est diploma superius Caroli archiducis de anno 1585 usque ad verba perinde, ac si gradus in universitatibus nec non collegiis hujusmodi accepissent, uti potiri et gaudere possint, valeant, ac debeant, subsequentibus omissis fit in hoc inserto ulterior progressio) – Volentes2, ac decernentes insuper ut omnibus et singulis concessionibus, libertatibus indultis et privilegiis, gratiis, facultatibus, immunitatibus secundum Canones et societatis ipsorum institutum tam a summis pontificibus, quam imperatoribus, et etiam a nobis praeteritis temporibus factis et concessis aut ab eisdem nobisque deinceps in futurum concedendis, et faciendis pro libertate sua christiana absque ullo impedimento uti, potiri et gaudere possint ac debeant.[3] [„]Karl von Gottes Gnaden Erzherzog von Österreich, Herzog von Burgund, Steiermark, Kärnten, Krain und Württemberg etc., Graf von Tirol und Görz etc. Wir bestätigen für uns, unsere Erben und Nachfolger als Herzöge der Steiermark etc., dass, weil das die größte und vornehmliche Sorge und Bekümmerung der Fürsten und derer ist, die am Steuerruder der Länder sitzen, etc.[“]
(Hier ist die frühere Urkunde des Erzherzogs Karl aus dem Jahr 1585 bis zu den Worten [„]so als ob sie die Grade an Universitäten und Kollegien dieser Art erlangt hätten, genießen, besitzen und sich ihrer erfreuen.[“] inseriert; das Folgende ist weggelassen, in diesem Insert wird dann wie folgt weiter fortgesetzt:) „Wir wollen und verfügen überdies3, daß sie die Vergünstigungen, die Freiheiten, Bewilligungen und Privilegien, Gnadenerweise, Mittel, Immunitäten in ihrer Gesamtheit und einzeln, gemäß den kirchenrechtlichen Gesetzen und der Satzung ihrer eigenen Gesellschaft, die sowohl von den Päpsten als auch von den Kaisern und auch von uns in den vergangenen Zeiten festgelegt und bewilligt wurden oder auch von ihnen und von uns hernach für die Zukunft festzulegen und zu verfügen sind, für ihre Unabhängigkeit als Christen ohne jedes Hindernis genießen, besitzen und sich daran erfreuen können und sollen.
[4] Quae3 omnia nos quoad nostras provincias omni meoliori via, modo, ac forma, qua possumus, aut debemus admittentes eatenus approbamus et confirmamus, quatenus ipsi melius in Domino cognoverint saluti animarum fidelium nostrorum subditorum in nostris hereditariis provinciis expedire, non obstantibus etc.4(Sequitur ab hoc verbo continuatio diplomatis mutato dato usque ad finem.) – Datae in civitate nostra Graecensi quarta die Aprilis5 anno post Jesum natum millesimo quingentesimo octuagesimo sexto. –[4] Das4 alles bewilligen und bekräftigen wir,
indem Wir ihnen5, soweit Wir können und sollen, hinsichtlich unserer Länder gestatten, auf jede erfolgreichere Art und Weise nach ihrer eigenen besseren Erkenntnis im Herrn das Seelenheil unserer treuen Untertanen in unseren Erbländern zu fördern, wenn [bei all dem] nicht [irgendwelche Gesetze…] hinderlich sind etc.“ – (Darauf folgt die Fortsetzung der Urkunde bis zum Schluss, unter Änderung des Datums:) „Gegeben in unserer Stadt Graz, am 4. April im Jahre 1586 nach Christi Geburt.“
[5] Suaque dilectio diligenter a nobis petierit, ut huiusmodi fundationem, erectionem, et literas desuper expeditas authoritate nostra Caesarea approbare, ratificare et confirmare gratiose dignaremur. Nos sane benigne considerantes opus illud non minus ad Dei optimi maximi gloriam, quam perpetuam animarum salutem spectare pro nostra in Dil[ecti]onem tuam sincerae benevolentiae affectione ejusdem petitioni quippe rationi et aequitati consentaneae deesse noluimus, ac proinde ex certa nostra scientia, animo bene deliberato, sanoque accedente consilio, ac de Caesarea potestatis nostrae plenitudine memoratam unversitatis Graecensis fundationem et erectionem, nec non praeinsertas Dil[ectio]nis suae litteras in omnibus punctis, articulis, clausulis, sententiis et verborum expressionibus benique approbavimus, adeoque tenore praesentium approbamus, ratificamus et confirmamus, imperialisque roboris firmitate communimus.[5] [Wir geben also bekannt,]
dass Seine Liebden uns pflichtgetreu darum gebeten hat,
wir mögen eine derartige Gründung und Errichtung sowie die obige expedierte Urkunde durch unsere kaiserliche Beglaubigung gnädig und huldvoll genehmigen, ratifizieren und bestätigen.
Da in der Tat auch unserer wohlmeinenden Überlegung nach jenes Werk in gleicher Weise der Ehre des gnädigsten und höchsten Gottes wie dem ewigen Seelenheil dient,
so wollten wir uns angesichts unserer aufrichtigen und wohlwollenden Zuneigung zu Deiner Liebden der Bitte derselben nicht versagen, zumal sie ja nur recht und billig ist;
daher haben wir aus unserer sicheren Erkenntnis, aus reiflicher Überlegung, in vernünftiger Beratung und aus unserer kaiserlichen Machtfülle die erwähnte Gründung und Errichtung der Grazer Universität und ebenso die oben inserierte Urkunde Seiner Liebden in allen Punkten, Artikeln, Klauseln, Sätzen und verbalen Darlegungen wohlwollend bewilligt,
und wir genehmigen, ratifizieren und bekräftigen sie eben durch den Wortlaut der vorliegenden Urkunde und sichern sie kraft unserer kaiserlichen Macht.
[6] Volentes et expresse decernentes, quod ab omnibus perpetuo posthac tempore firmiter, et inviolabiliter observari, dictaque universitas omnibus et singulis privilegiis immunitatibus, exemptionibus, praeeminentiis, praerogativis, facultatibus, juribus, indultis et gratiis uti debeat, possit, valeat quibus caetera gymnasia vel academiae et quaecunque studia generalia, ubivis locorum et gentium utuntur, fruuntur et patiuntur et gaudent quomodolibet, consuetudine, vel de jure supplentes etiam quoscunque defectus tam juris, quam facti, si qui forte in praemissis intervenissent, aut intervenisse dici, vel allegari possent.[6] Wir wollen und verfügen ausdrücklich,
dass das von allen in aller Zukunft zuverlässig und unverletzt befolgt werden soll und dass die besagte Universität alle einzelnen Privilegien, Immunitäten, Befreiungen, Vorzüge, Vorrechte, Mittel, Rechte, Erlaubnisse und Annehmlichkeiten haben soll, kann und vermag, wie sie auch die übrigen Gymnasien, Akademien und alle Studia generalia, gleichgültig wo und in welchem Volk, haben, genießen und auf beliebige Art und Weise, gewohnheits- oder rechtmäßig, gerne hinnehmen,
indem wir auch alle rechtlichen und faktischen Mängel beheben, falls solche etwa in der vorhergehenden [Urkunde] tatsächlich oder angeblich aufgetreten sind oder geltend gemacht werden könnten.
[7] Non obstantibus in contrarium facientibus quibuscunque, etiamsi talia forent, quae specialem ac individuam hic mentionem requirerent.[7] Dabei soll,
was immer dem zuwiderläuft, mag es auch solches sein, das hier eine spezielle und besondere Erwähnung erforderte,
nicht hinderlich sein.
[8] Nulli ergo omnium hominum cujuscunque status, gradus, ordinis, conditionis aut praeeminentiae exstiterint, liceat hanc nostrae approbationis, ratificationis, confirmationis, suppletionis, decreti, voluntatis et gratiae paginam infringere, vel ei quovis ausu temerario contraire, quatenus gravissimam indignationem nostram evitare voluerint.[8] Daher soll es überhaupt keinem Menschen, welchen Standes, Ranges, Stellung, Berufs oder Vorzugs sie auch sein mögen, gestattet sein,
gegen diese Urkunde unserer Bestätigung, Ratifizierung, ergänzenden Bekräftigung, unseres Beschlusses und huldvollen Willens zu verstoßen oder sich ihr, mit welcher unbesonnenen Verwegenheit auch immer, zu widersetzen, sofern er unseren schwersten Unmut vermeiden will.
[9] Harum testimonio litterarum manu nostra propria subcriptarum ac sigilli nostri Caesarei appensione munitarum.[9] Zum Beweis wurde diese Urkunde von uns eigenhändig unterschrieben und durch das Anbringen unseres kaiserlichen Siegels bekräftigt.
[10] Datum in arce nostra regia Pragae die vigesima nona mensis Aprilis, anno Domini millesimo quingentesimo, octuagesimo sexto regnorum nostrorum Romani undecimo, Hungarici decimo quarto et Bohemici itidem undecimo.[10] Gegeben in unserer Hofburg zu Prag, am 29. April im Jahre des Herrn 1586, im 11. Jahr als römischer Kaiser,6 im 14. Jahr als ungarischer König7 und ebenso im 11. Jahr als König von Böhmen8.